Inflation & Deflation - Stammfaden

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 24.10.2016, 14:24

lifesgood
Habe ich irgendwo geschrieben, dass man die Sozialleistungen abschaffen soll? Das war auch nicht meine Intention.

Sorry, aber Du bist so ideologisch verblendet, dass für mich jede Diskussion sinnlos ist.

Schade dass es hier nicht wie drüben bei silber.de einen Ignore-Button gibt.

lifesgood

Beitrag 24.10.2016, 14:28

glaubnix
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Natürlich steigert man nicht die eigentliche Produktivität wenn man mit dem doppelten Einsatz an Maschinen und Personal die doppelte Menge an Produkten erzeugt.
Aber ist das wirklich wichtig bei der Frage nach dem Zusammenhang von Lohndumping und Deflation?
Jeder Unternehmer sieht doch nur seinen möglichen Gewinn und die Steigerung ist der Vorstandsvorsitzende, der nur seinen Gewinn zu seiner Amtszeit sieht.

Denen ist auch egal ob seine Mitarbeiter sich die Produkte leisten können, Hauptsache es gibt
Konsumenten die es können!
Und solange nicht alle Unternehmer nach dem gleichen Muster verfahren funktioniert das auch.
Am Mitarbeiter zu sparen ist auch die am einfachsten zu realisierende Gewinnsteigerung.
Man benötigt keine Investition, keine Innovation, keine Verbesserung und die deutsche Politik macht es einem so schön einfach.
Erst wenn flächendeckend das Einkommensniveau zu niedrig ist um die Produkte loszuwerden,
funktioniert das System nicht mehr.
Bisher war es deutschen Produzenten egal ob deutsche Konsumenten sich die Produkte leisten können, da wird einfach der Wirkungskreis vergrößert.
Aber es wird sicherlich auch schwieriger werden, im Ausland Käufer zu finden.
Wenn alle das gleiche machen ziehen die Maßnahmen nicht mehr, es sinkt nur der Lebensstandard allgemein und die Deflation kommt in Gang.
Im Grunde sägen die Unternehmer mit Lohndumping am Ast auf dem sie selber sitzen, nur eben mit einem gewissen Zeitverzug. Aber dieser Zeitverzug reicht für den einzelnen bisher um sein "Schäfchen ins trockene zu bringen" und " nach mir die Sintflut ".
Zuletzt geändert von glaubnix am 24.10.2016, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

Beitrag 24.10.2016, 14:31

Thomasio
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glaubnix hat geschrieben:Wenn alle das gleiche machen ziehen die Maßnahmen nicht mehr, es sinkt nur der Lebensstandard allgemein.
Im Grunde sägen die Unternehmer mit Lohndumping am Ast auf dem sie selber sitzen, nur eben mit einem gewissen Zeitverzug.
DAS ist der Punkt!
Besser hätte man es kaum sagen können.

Jeder Unternehmer der mit niedrigen Löhnen produziert verlässt sich darauf, dass es irgendwo einen anderen Unternehmer gibt, der seinen Angestellten so viel Lohn bezahlt, dass dessen Angestellte auch die Produkte der Niedriglohn-Hersteller kaufen können.
Diese Entwicklung wird seit den 80ern immer grösser und wir sind heute an einem Punkt, wo die Löhne der "fairen" Arbeitgeber nicht mehr reichen die Billiglöhne der Schmarotzer-Arbeitgeber mit durchzuziehen.

Beitrag 24.10.2016, 15:42

lifesgood
Habt Ihr was verpaßt?

Die Zeiten stagnierender oder sinkender Reallöhne haben wir in D hinter uns gelassen. Im 2. Quartal 2016 lagen sie sogar um 2,3% höher als im 2. Quartal 2015. https://www.destatis.de/DE/PresseServic ... 79EF6.cae3

Von den 6 Jahren 2010 bis einschließlich 2015 ist der Reallohnindex in 5 Jahren zwischen 0,5 und 2,4% gestiegen und im Jahr 2013 um 0,1 % gesunken.

lifesgood

Beitrag 24.10.2016, 15:56

Thomasio
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lifesgood hat geschrieben:Habt Ihr was verpaßt?
Nein, nicht wir, du hast was verpasst.
Nach 16 Jahren Lohndumping hat Deutschland einen "Vorsprung" (eigentlich Rückstand) von so etwa 20% gegenüber Frankreich und 30+% gegenüber Südeuropa.
Um den aufzuholen bevor ganz Südeuropa geschlossen Staatsbankrott anmeldet und alle deutschen Gläubiger in die Röhre schauen haben die Deutschen maximal 10 Jahre Zeit.

Vermutlich haben die Deutschen sogar ganz drastisch viel weniger Zeit, aber schneller als in 10 Jahren ist das ohne Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft nicht zu machen, sprich wir können eigentlich davon ausgehen, dass es schon zu spät ist, aber deswegen sollten wir es trotzdem versuchen.

Dann wäre da zuerst mal die simple Formel von
Inflation = Löhne minus Produktivität

Die Produktivität steigt in Deutschland mit so etwa 1,5% pro Jahr und das Inflationsziel sind 1,9%.
Ergo müssen ALLE Löhne (inkl. aller Sozialleistungen, inkl. Renten) um 3,4% pro Jahr steigen um nur das Ziel zu erreichen.
Will man dann noch die 20% gegenüber Frankreich in 10 Jahren aufholen, müssen die Löhne um weitere 2%, insgesamt also 5,4% pro Jahr steigen.

Mit deinen 0,5-2,4% kommen wir im Schnitt nicht mal auf das Inflationsziel (was sich auch an der aktuellen Inflationsrate von 0,4% ablesen lässt).
Die Deutschen leben nach wie vor UNTER ihren Verhältnissen und der Rückstand auf den Rest von Europa wird zur Zeit sogar noch grösser.

(Dies alles ist diesmal nicht (nur) meine Meinung, sondern gibt sinngemäss die Meinung von Heiner Flassbeck wieder.)
Zuletzt geändert von Thomasio am 24.10.2016, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 24.10.2016, 16:12

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:
lifesgood hat geschrieben:Habt Ihr was verpaßt?
Nein, nicht wir, du hast was verpasst.
Nach 16 Jahren Lohndumping hat Deutschland einen "Vorsprung" (eigentlich Rückstand) von so etwa 20% gegenüber Frankreich und 30+% gegenüber Südeuropa.
... und den Preis dafür siehst Du, wenn Du Dir die Verschuldung von Frankreich und Südeuropa ansiehst.

Ich denke, wenn Du die Griechen rückwirkend betrachtet fragst, hätten die auf diese Reallohnsteigerung gerne verzichtet.

lifesgood

Beitrag 24.10.2016, 16:21

Thomasio
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lifesgood hat geschrieben:Ich denke, wenn Du die Griechen rückwirkend betrachtet fragst, hätten die auf diese Reallohnsteigerung gerne verzichtet.
Rückwirkend hätten die Griechen liebend gerne auf ihren Einstieg in den Euro verzichtet, denn dann hätten sie in ihrer eigenen Währung dieselbe Reallohnsteigerung haben können die sie hatten, wodurch der Binnenmarkt extrem gestärkt worden wäre.
Gleichzeitig wären natürlich durch Abwertung der griechischen Währung Importe so viel teurer geworden, dass Deutschland keinen Überschuss gegenüber Griechenland hätte haben können, sondern sich die Industrie die in den letzten 16 Jahren nach Deutschland abgewandert ist, in Griechenland gehalten hätte.
Im Ergebnis hätte Griechenland heute weniger Staatsschulden als 1999, vermutlich einen Handelsbilanz-Überschuss und der deutsche Exportüberschuss hätte es nie bis auf die aktuellen 8,5% geschafft.

Hätte nicht nur Griechenland sondern GANZ Europa den Euro abgelehnt, gäbe es überhaupt keinen deutschen Exportüberschuss, bzw. wäre der auf dem Level von vor 1999 geblieben und Deutschland wäre nach wie vor "der kranke Mann Europas".

Oder in kurz: Wohlstand und Wachstum auf Kosten vom Ausland ist nur so lange machbar, wie Überschuss- und Defizit-Staaten eine gemeinsame Währung haben und dann auch nur bis das Ausland Pleite ist.
Nachhaltiges Wachstum kann es immer nur auf dem eigenen Binnenmarkt geben und dort nur, wenn die Löhne so schnell steigen, dass die Kaufkraft mit der Produktivität mithalten kann.

Eine gemeinsame Währung bedingt, dass man sich auf ein Inflationsziel einigt und sich alle daran halten.
Wenn Deutschland dann beschliesst mit Lohndumping NULL Inflation zu machen und den Mittelstand zu enteigenen und andere Staaten da nicht mitmachen wollen, dann ist NICHT Deutschland im Recht, denn abgesehen davon, dass die Verarmung des Mittelstands eine GANZ schlechte Idee ist, begeht Deutschland eine eklatante Vertragsverletzung.

Das hat Volker Pispers mal treffend gesagt, über Merkel:
"Ich glaube die Merkel glaubt, wenn ALLE Staaten mehr exportieren als importieren, dann sind die Probleme gelöst."
Der Zusatz von Heiner Flassbeck bringt es dann wieder auf den Punkt:
"Wohin sollen sie denn exportieren? Auf den Mond oder den Mars?"

Beitrag 24.10.2016, 16:37

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:
Rückwirkend hätten die Griechen liebend gerne auf ihren Einstieg in den Euro verzichtet, denn dann hätten sie in ihrer eigenen Währung dieselbe Reallohnsteigerung haben können die sie hatten, wodurch der Binnenmarkt extrem gestärkt worden wäre.
Nein, durch die Abwertung der eigenen Währung wäre die Inflation deutlich höher gewesen als mit dem Euro. Da sich ja die Reallohnentwicklung aus Lohnentwicklung abzügl. Inflation berechnet, wären eben die Reallöhne nicht so stark gestiegen.

Hinzu kommt dass vor allem die staatlichen Bediensteten (deren Anteil in GR besonders hoch ist/war) starke Lohnzuwächse erfahren haben, weil sich der griechische Staat anfangs im Euro so billig verschulden konnte.
Thomasio hat geschrieben: Hätte nicht nur Griechenland sondern GANZ Europa den Euro abgelehnt, gäbe es überhaupt keinen deutschen Exportüberschuss, bzw. wäre der auf dem Level von vor 1999 geblieben und Deutschland wäre nach wie vor "der kranke Mann Europas".
Und womit hätte der kranke Mann Europas dann Reallohnsteigerungen finanziert?
Thomasio hat geschrieben: Oder in kurz: Wohlstand und Wachstum auf Kosten vom Ausland ist nur so lange machbar, bis das Ausland Pleite ist.
Wie jetzt, nach Deinen Aussagen ist doch der Wohlstand verloren gegangen?
Thomasio hat geschrieben: Nachhaltiges Wachstum kann es immer nur auf dem eigenen Binnenmarkt geben und dort nur, wenn die Löhne so schnell steigen, dass die Kaufkraft mit der Produktivität mithalten kann.
Aber nur solange der Binnenkonsument auch überwiegend im Binnenland produzierte Produkte kauft. Es ist ja nicht so, dass ganze Industriesparten in Deutschland verschwunden sind, weil das Binnengeschäft so gebrummt hat.

lifesgood

Beitrag 24.10.2016, 16:41

Thomasio
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So langsam kommen wir zum Punkt.
Die Reallohnsteigerung lag in Deutschland von 2000 bis 2013 bei insgesamt NULL.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-02/g ... n-boeckler

Womit der kranke Mann Europas dann Reallohnsteigerungen finanziert hat?
Nun, er hat NICHT, denn es gab sie nicht.
Es hätte sie geben müssen, weils in den Euro-Verträgen steht, aber es gab sie nicht.

Dazu das passende Pispers-Zitat:
"Regeln müssen eingehalten werden, hat Schäuble gesagt, und diesen rollenden Schwätzer wollte ich immer schon mal ernst nehmen."

Selbstverständlich ist Wohlstand verloren gegangen.
In Gesamt-Europa gibt es heute mehr Arbeitslose als 1999, die Reallöhne sind niedriger als 1999, der Mittelstand ist ärmer als 1999 und die Ärmsten sind NOCH ärmer.
Deutschland hat durch sein Lohndumping zusätzlich zum allgemeinen Wohlstandverlust derartig viel aus dem Rest von Europa abgesaugt, dass sich Deutschland so gerade eben auf Null halten konnte, während der Rest den deutschen Anteil noch zusätzlich verloren hat.
Erst nachdem Deutschland dann 20% Wettbewerbsvorteil hatte, kann sich auch Deutschland kleine Reallohnerhöhungen leisten, weil der Vorsprung dabei erhalten bleibt, aber das geht halt nicht mehr lange, weil das Ausland, insbesondere Südeuropa bekanntermassen Pleite ist.

Was glaubst du was passiert, wenn Südeuropa Staatsbankrott erklärt und keine deutschen Produkte mehr kaufen kann?
Jetzt mal abgesehen davon, dass es den Menschen in Südeuropa dann schlecht geht ...... was passiert dann in Deutschland mit den Arbeitsplätzen in der Exportindustrie?

Noch besser: Was passiert mit dem deutschen Wettbewerbsvorsprung aus dem 8,5% Überschuss kommen, wenn Südeuropa (wie du weiter oben vorgeschlagen hast) die Löhne so weit senkt, dass sie wettbewerbsfähig werden?

Beitrag 24.10.2016, 18:07

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:So langsam kommen wir zum Punkt.
Die Reallohnsteigerung lag in Deutschland von 2000 bis 2013 bei insgesamt NULL.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-02/g ... n-boeckler
Das habe ich nie in Abrede gestellt. Aber das heißt im Umkehrschluß auch, dass der Lebensstandard in D, nicht wie hier häufig behauptet, gesunken wäre. Und seit wenigen Jahren steigt er ja wieder.

Du schreibst wir hätten in der Reallohnentwicklung auf Frankreich und die Südländer was aufzuholen. Ist es nicht auch möglich, dass diese Länder zu uns ein wenig aufgeholt haben, weil zuvor unsere Entwicklung deutlich besser war?

Wenn man sich die Aufstellung der Einkommen in Europa so ansieht (auch kaufkraftbereinigt) gewinnt man diesen Eindruck, denn Frankreich und die Südländer liegen da deutlich hinter D. Hab leider nur Zahlen aus 2008 gefunden.

https://de.statista.com/statistik/daten ... in-der-eu/
Thomasio hat geschrieben: Was glaubst du was passiert, wenn Südeuropa Staatsbankrott erklärt und keine deutschen Produkte mehr kaufen kann?
Jetzt mal abgesehen davon, dass es den Menschen in Südeuropa dann schlecht geht ...... was passiert dann in Deutschland mit den Arbeitsplätzen in der Exportindustrie?
Dann passiert in D das, was ohne Zurückhaltung bei der Reallohnentwicklung schon ein paar Jahre früher passiert wäre ... ;)

Wir können uns gerne darauf verständigen, dass es in manchen Branchen und der Zeitarbeitsgeschichte zu massiven Reallohnsteigerungen kommen muss, aber das läßt sich nicht pauschal auf den gesamten deutschen Arbeitsmarkt projezieren.

Hier noch ein Zitat aus einer Studie zum Lebensstandard in Europa:
Durch die Verknüpfung des Einkommens (nach Einkommensteuer) mit dem Preisniveau (inklusive Mehrwertsteuer) ist es möglich, einen lokalen und auf der Kaufkraft basierenden Wert für den Lebensstandard abzuleiten. Deutschland liegt in diesem Vergleich auf dem dritten Rang innerhalb Europas, obwohl es in Bezug auf die Durchschnittslöhne nach Kaufkraftparität nicht zu den topplatzierten Ländern gehört.
Quelle: http://berufebilder.de/2016/studie-geha ... schland-3/

Nach dieser Studie haben in Europa nur die Schweiz und Dänemark einen höheren Lebensstandard.

Und mal ganz ehrlich: In einem vereinten Europa müssen sich die Lebensstandards zwangsläufig mittel- bis langfristig angleichen, das ist nur logisch. Das mußte jedem, spätestens bei der Euroeinführung bewußt sein. Da ist es nur normal dass die Steigerungen bei den schwachen Ländern stärker ausfallen. Und die starken Ländern können froh sein, wenn sie nichts von ihrem Lebensstandard abgeben müssen

Ob man das jetzt gut finden muss, oder nicht, steht auf einem anderen Blatt ... ;)

lifesgood

Beitrag 24.10.2016, 18:46

Thomasio
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lifesgood hat geschrieben:Und mal ganz ehrlich: In einem vereinten Europa müssen sich die Lebensstandards zwangsläufig mittel- bis langfristig angleichen, das ist nur logisch. Das mußte jedem, spätestens bei der Euroeinführung bewußt sein. Da ist es nur normal dass die Steigerungen bei den schwachen Ländern stärker ausfallen. Und die starken Ländern können froh sein, wenn sie nichts von ihrem Lebensstandard abgeben müssen
Danke für diesen Absatz, denn da sagst du endlich mal was Richtiges.
Wenn du mir nu noch erklären könntest, warum es in Griechenland über 60% arbeitslose Jugendliche gibt, obwohl die ihre Löhne seit 2009 schon um über 30% gesenkt haben und der Durchschnittslohn nur knapp über der Hälfte vom deutschen Durchschnittslohn liegt?
http://durchschnittseinkommen.net/durch ... echenland/
Steigerung bei schwachen Ländern geht irgendwie anders.

Wenn du nu sagst, das liegt daran, dass die die Löhne vorher schneller erhöht haben als die Deutschen, dann musst du wieder erklären, wie sie denn sonst die von dir erwähnte stärkere Steigerung hätten erreichen sollen?

Tatsächlich ist es so, dass vor 2008 die Durchschnitts-Reallöhne in Deutschland überhaupt nicht erhöht wurden, sprich es NULL Inflation, oder auch eine Vertragsverletzung der EU-Verträge um volle 1,9% gab, während Griechenland mit 2,8% Inflation um weniger als halb so viel über dem Limit lag.
Tatsache ist auch, das Griechenland nach der 30% Lohnsenkung heute knapp unter dem Inflationswert liegt, den sie laut Euro-Verträgen seit 1999 haben sollten, während Deutschland nach wie vor um massive 20-30% unter Soll liegt.
WER also ist hier der Vertragsbrecher, der das Problem hauptsächlich verursacht hat und auch heute noch permanent weiter verschärft?

Beitrag 25.10.2016, 05:38

lifesgood
... nun in einem vereinten Europa müssen sich langfristig nicht nur die Lebensstandards angleichen, sondern auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Wer nun zwar die Reallöhne anhebt, ohne dass eine entsprechende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dem gegenübersteht, wird scheitern, was in Griechenland passiert ist.

So eine Angleichung muss in sehr kleinen Schritten erfolgen. Wenn man die Reallöhne auf Pump erhöht, ohne die entsprechenden wirtschaftlichen Voraussetzungen, muss einem zwangsläufig das Kreditniveau irgendwann auf die Füsse fallen.

Das ist ungefähr so, als wenn ein Unternehmen ein Darlehen aufnimmt, das Geld aber nicht in die Firma steckt, sondern in eine Villa für den Unternehmer. Dieses Vorhaben wird genauso scheitern.

Wenn der Unternehmer das Darlehen in sein Unternehmen investiert und dessen Rentabilität steigert, fleissig arbeitet und sparsam ist, wird er sich irgendwann in vielen Jahren vielleicht die Villa leisten können, baut er die Villa gleich mit dem Darlehen ist der Bankrott vorprogrammiert.

Griechenland hat sozusagen mit den anfangs billigen Euro-Darlehen erst die Villa gebaut. Alleine mit der Olympiade 2004 haben die Milliarden an geliehenem Geld verbrannt.
Thomasio hat geschrieben:... ich habe weder eine abgeschlossene Ausbildung (nicht mal eine angefangene), noch irgendeine Form von Papier wo mir irgendeine Fertigkeit bescheinigt wird, ich habe mich auf Dinge des Lebens konzentriert, die mir in praktischen Situationen weiter helfen und ich kann das einfach nur.
... lass mich raten, Volks- und Betriebswirtschaft war nicht dabei ;)

lifesgood

Beitrag 25.10.2016, 06:36

glaubnix
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Im Grunde könnte man es schlicht und ergreifend so zusammenfassen, dass das Prinzip der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes innerhalb einer Gemeinschaft nicht funktioniert.
Denn gegen was wird man wettbewerbsfähiger? Gegenüber einem oder mehrerer anderer Länder.
Das ist doch die kranke Logik deutscher Politiker!
Erst machen wir Deutschland wettbewerbsfähiger auf Kosten der anderen z.B. Griechenland und machen ihre Wirtschaft platt und dann empfehlen wir diesen Ländern eine Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Wer soll denn dann der Leidtragende sein? USA, Russland, Afrika oder dann wieder Deutschland?
So wie das mit der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zur Zeit gehandhabt wird, ist das immer ein verschieben des bestehenden Gleichgewicht zu den eigen Gunsten und zum Nachteil der Anderen.
Wenn ein Land Jahrzehntelang Handelsüberschüsse erwirtschaftet müssen die Handelspartner Defizite einfahren und sich verschulden, eben bis Ende ist und da sind wir jetzt oder kurz davor.
Das kann nie auf ewig funktionieren und die Verantwortlichen wissen das auch aber es dauert eben eine gewisse Zeit und wird genutzt sich die Taschen voll zu machen.

Das Unangenehme an der Sache ist jedoch das die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht nur auf Kosten der Handelspartner gelaufen ist, sondern eben auch auf Kosten der deutschen Arbeitnehmer via Lohndumping.
Wir deutschen Arbeitnehmer haben die Party zwar bezahlt, dürften aber nicht teilnehmen.

Und wenn nun die Löhne in Deutschland real steigen, darf man nicht vergessen das diese prozentuale Lohnsteigerung von einem ca. 25% niedrigeren Sockelbetrag ausgeht!!!

Wenn man nun noch bedenkt das die in Deutschland nötigen Handelsüberschüsse benötigt werden um hierzulande eine annehmbare Arbeitslosenquote zu realisieren erkennt man die verfahrene Situation des ganzen System.

Nur die, die das Geld haben an dem Spiel aktiv teilzunehmen profitieren immer, egal welcher Nationalität. Die Verlierer sind übrigens auch immer die selben. ;-)
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Beitrag 25.10.2016, 06:54

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Ladon
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Thomasio hat geschrieben:...

Dann wäre da zuerst mal die simple Formel von
Inflation = Löhne minus Produktivität
...
(Dies alles ist diesmal nicht (nur) meine Meinung, sondern gibt sinngemäss die Meinung von Heiner Flassbeck wieder.)
DAS ist also bitte zu beachten.
Meinung! Für die gibt es Verfechter. Kannst auch Du sein.
Andere nicht. Die möchten auch nicht haarklein ausgewalzt bekommen, was "wahr" wäre, WENN Deine Vorgaben stimmen, weil sie vielleicht schon mit diesen Vorgaben nicht einverstanden sind.
Die Leute sind nicht unwissend, nur weil sie nicht Deine Meinung teilen.

Wie auch immer. Überdies:
Riesige Postings sind, neben dem ärgerlichen An-sich-reißen des Threads, auch eine Form von Spamming.

Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 25.10.2016, 07:09

glaubnix
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Ladon hat geschrieben:
Thomasio hat geschrieben:...

Dann wäre da zuerst mal die simple Formel von
Inflation = Löhne minus Produktivität
...
(Dies alles ist diesmal nicht (nur) meine Meinung, sondern gibt sinngemäss die Meinung von Heiner Flassbeck wieder.)
DAS ist also bitte zu beachten.
Meinung! Für die gibt es Verfechter. Kannst auch Du sein.
Andere nicht. Die möchten auch nicht haarklein ausgewalzt bekommen, was "wahr" wäre, WENN Deine Vorgaben stimmen, weil sie vielleicht schon mit diesen Vorgaben nicht einverstanden sind.
Die Leute sind nicht unwissend, nur weil sie nicht Deine Meinung teilen.

Wie auch immer. Überdies:
Riesige Postings sind, neben dem ärgerlichen An-sich-reißen des Threads, auch eine Form von Spamming.

Also wenn länger Postings zu solchen Themen als Spam betrachtet werden, sollten wir das vielleicht ganz sein lassen und uns über das Wetter unterhalten, das geht in einem Satz.

Das ist auch nur eine Meinung!
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

Beitrag 25.10.2016, 09:29

lifesgood
@glaubnix: Das Problem liegt doch darin, dass mit immer mehr steigender Produktivität mit immer weniger Arbeitsstunden immer mehr Güter produziert werden.

Aber mit diesen weniger Arbeitsstunden soll das Geld verdient werden, mit dem man immer mehr Produkte kaufen soll und zudem das Sozialsystem finanzieren.

Hier haben die Systeme nicht mit dem technischen Fortschritt mitgehalten, das kann auf Dauer nicht mehr klappen.

Somit wird man mittel- bis langfristig andere Lösungen finden müssen. Sei es über ein bedingungsloses Grundeinkomme oder was der Politik sonst so einfällt.

So wie es jetzt läuft, wird es nicht weitergehen können.

Deine Auffassung, dass wir gegen die Südlander was aufzuholen haben, teile ich nicht, hatte ich ja auch oben mit den Links belegt.

Hätte es die AGENDA 2010 nicht gegeben, wäre D genauso am A... wie Frankreich oder die Südländer, dann hätte auch keiner was davon.

Natürlich sind dabei auch Fehler gemacht worden (Leiharbeit ist eine moderne Form der Sklaverei) aber dennoch würden wir ohne viel schlechter dastehen und vermutlich auch schlechter wie nach 15 Jahren mit stagnierenden Reallöhnen - schau nach Griechenland.

lifesgood

Beitrag 25.10.2016, 12:37

glaubnix
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lifesgood hat geschrieben:@glaubnix:
Hätte es die AGENDA 2010 nicht gegeben, wäre D genauso am A... wie Frankreich oder die Südländer, dann hätte auch keiner was davon.

Natürlich sind dabei auch Fehler gemacht worden (Leiharbeit ist eine moderne Form der Sklaverei) aber dennoch würden wir ohne viel schlechter dastehen und vermutlich auch schlechter wie nach 15 Jahren mit stagnierenden Reallöhnen - schau nach Griechenland.

lifesgood
Na das ist mal eine steile These!
Das Herzstück der Agenda 2010 ist die Harz Gesetzgebung und die Reduzierung der Lohnnebenkosten.

Darf ich mal eben an die Millionen Vollzeit Berufstätigen erinnern, die von ihrer Vollzeitbeschäftigung ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können und vom Jobcenter alimentiert werden müssen. Die können nicht groß zum Steueraufkommen das Staates sorgen, die Rente wird in Altersarmut enden und wir als Steuerzahler subventionieren über die Aufstockung den Unternehmer, der dem Arbeitnehmer einen angemessenen Lohn verweigert.
Auf normalem Weg würde den Job keiner machen und die Entlohnung müsste angepasst werden aber dank Harz wird der Arbeitnehmer gezwungen.
Ja aber das wird als freie Markt bezeichnet....nur mal so als Beispiel.
Oder das Deckeln des Krankenversicherungsbeitrag für den Arbeitgeber.
Erst den Beitrag insgesamt senken dann den AG Anteil deckeln und im Jahr darauf den wesentlich höheren Beitrag beschließen.
Im Gegenzug werden dafür lässt man dem Kapital die skurrilsten Steuersparmodelle durchgehen.
Die Liste lässt sich endlos weiterführen.
Die Agenda 2010 war nicht zum Wohle des Arbeitnehmers gedacht.

Fällt vielleicht mal jemanden dabei was auf, für wen hier Politik gemacht wird?
Also bitte, soll doch keiner glauben, das sich irgendjemand um das Wohlergehen des Volkes interessiert oder deren Ersparnisse.
Und genauso wird es in der bevorstehenden Krise sein.
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

Beitrag 25.10.2016, 13:28

lifesgood
Du hast ja mit allem Recht, aber das widerspricht nicht meiner Aussage, dass ohne AGENDA 2010 Deutschland jetzt genauso am A... wäre wie Frankreich und die Südländer.

Denn wie Thomasio richtig angemerkt hat, wir waren damals der arme Mann Europas, der auch die jährliche Defizitgrenze überschritten hatte.

lifesgood

Beitrag 25.10.2016, 14:09

Thomasio
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lifesgood hat geschrieben:Du hast ja mit allem Recht, aber das widerspricht nicht meiner Aussage, dass ohne AGENDA 2010 Deutschland jetzt genauso am A... wäre wie Frankreich und die Südländer.
Versuchs mal mit:
Frankreich und die Südländer sind WEGEN der Agenda 2010 am A......

Die Agenda 2010 hat durch massive Verletzung der Euro-Verträge, nach (auch von Deutschland) unterschriebener Zielinflation von 1,9%, in Deutschland zu nahe NULL Inflation geführt, damit die Vertragspartner getäuscht und den Deutschen so einen Wettbewerbsvorteil eingebracht, den man in juristendeutsch vielleicht als "arlistige Täuschung" bezeichnen könnte.

Beitrag 25.10.2016, 14:14

glaubnix
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Ich bin auch Arbeitnehmer und habe einen qualifizierten Job in dem ich gut verdiene , aber darum geht es nicht.
Wer einer Vollzeitbeschäftigung nach geht sollte meiner Meinung nach zumindest ohne Zuschüsse der Allgemeinheit seinen Lebensunterhalt bestreiten können.
Ansonsten sollten die Leute die der Meinung sind das die Arbeit, die da zu tun ist nichts wert ist, es selber machen.
Ich stelle mir dabei einen Ingenieur oder Arzt oder was auch immer vor, der Morgens vor dem Dienst seinen Hausmüll selber zu Deponie fährt. Wie lange wird der wohl der Meinung sein, das der Job es nicht Wert ist, das derjenige der es machen soll nicht davon leben kann.
Aber leider besteht die direkte Verbindung nicht, es ist ja immer ein Unternehmer und das Jobcenter dazwischen geschaltet.
Und das gilt auch für Friseure und viele andere auch.
Es ist falsch das der Steuerzahler über das Aufstocken den Lohnanteil des Arbeitgebers übernimmt.
Es ist doch somit immer ein Unternehmer da der an dieser "minderwertigen" Arbeit verdient und eine Allgemeinheit die den Lohn aufstocken muss.
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

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