Blase bei amerikanischen Staatsanleihen

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 31.08.2010, 18:20

MapleHF
Nun ich bin ja mit dem Buch von Dimitri Speck immer noch nicht ganz durch. Das liegt einfach daran, dass man dieses Buch nicht so nebenbei lesen kann, sondern wirklich sehr konzentriert lesen muss, um seinen Berechnungen zu folgen.

Aber Dimitri Speck geht davon aus und begründet plausibel, dass die Goldleihe in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat. Sieht darin auch mit einen Grund für den Preisanstieg der letzten Jahre.

Daher müßte also eigentlich wieder mehr Gold in den Lagern der Zentralbanken sein, wenn weniger verliehen ist.

Dennoch könnte es grundsätzlich nicht schaden, wenn die Zentralbanken mal eine Inventur machen würden, muss ja jeder kleine Einzelhändler auch machen.

MapleHF

Beitrag 31.08.2010, 18:25

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Ladon
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Ja, aber z.B. die Bundesbank ist ja ein einmaliges Rechtskonstrukt. Da sie keine Firma ist, muss sie auch keine Inventur machen. Sie ist auch kein Verein oder überhaupt irgendwas Vergleichbares, sondern eben ein Unikum. Da gelten die normalen Spielregeln nicht.
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Beitrag 31.08.2010, 18:31

MapleHF
... ja und in Ihren Berichten werden Gold und Goldforderungen in einem Posten zusammengefaßt, so dass man eben nicht weiß, wieviel Gold tatsächlich da ist und wieviel verliehen ist.

Andererseits werden die Zinseinnahmen durch den Goldverleih separat ausgewiesen und diese Einnahmen sind in den letzten Jahren deutlich gesunken und zwar in einem Maß, das sich nicht allein durch einen niedrigeren Zinssatz begründen läßt.

MapleHF

Beitrag 31.08.2010, 18:55

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Ladon
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Seriös beurteilen könnte man das Geschehen in diesen Sphären nur, wenn die "Geschäftsvorgänge" transparent wären. Da wäre man ja schon um eine klar geregelte Kontrollinstanz froh - aber es steht ja nicht einmal ein "Besitzer der Bundesbank" fest.

Dieses diffuse Nebeltreiben ist für mich auch ein Grund ganz konkretes Metall in der Hand zu bevorzugen. All dieses EM-Zertifikatszeug ist letztlich ein Instrument dieser großen, aber nicht greifbaren Vorräte. Das ist nicht meine Welt.

smilie_06
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Beitrag 01.09.2010, 07:34

Spongebob
Also, das Gold der BRD wird verwaltet durch die Bundesbank und lagert in New York (zum größten Teil). Da aber die Bundesbank ein Staatsorgan ist, ist die Grenze da schwimmend. Verwaltet und gehört sind zwei Begriffe die in diesem Fall ineinander übergehen.

Beitrag 01.09.2010, 07:51

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NEIN!

Die Bundesbank ist KEIN Staatsorgan! Hier die Antwort der Pressestelle auf eine Anfrage diesbezüglich (bzw. ging es auch darum) von mir

Die Deutsche Bundesbank ist eine bundesunmittelbare juristische Person des
öffentlichen Rechts (§ 2 Satz 1 Bundesbankgesetz). Sie ist damit kein
Rechtsubjekt des Privatrechts. Eine gewisse spezielle Stellung der
Bundesbank im Verfassungsgefüge ergibt sich aufgrund ihrer unions- und
verfassungsrechtlichen Unabhängigkeit.


Die Schwammigkeit ist da Konzept! So hat die Bundesrepublik auch lediglich "Anspruch" auf das Grundkapital der Bundesbank. Genau so kann man das auf deren Internetseite recherchieren. "Anspruch auf das Grundkapital" heißt aber dann im Umkehrschluss nicht "BEsitzer" zu sein. Bei meiner Firma habe ich nämlich nicht nur Anspruch auf das Grundkapital von 25.000 und ein paar Zerquetschte (wegen der Euro-Umstellung), sondern diese GmbH gehört mir. Ich habe Anspruch auf ihren kompletten Wert und den erwirtschafteten Mehrwert.
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Beitrag 01.09.2010, 08:55

Spongebob
Ok, danke Ladon, wieder was gelernt smilie_14

Beitrag 01.09.2010, 09:14

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Ich hatte da unter anderem nach der Rechtsnachfolge der Reichsbank gefragt. Vielleicht ist es an dieser Stelle zudem interessant, dass die Bundesbank auch nicht Rechtsnachfolgerin der Reichsbank ist. Das ist der Bund. Der hat nämlich auch (ich glaube Anfang der 60er) die Anteilseigner der Reichsbank (ja, auch diese Notenbank war in Privatbesitz) abgefunden.
Somit ist der Bund, nach meinem Verständnis der Rechtslage, eindeutig Eigentümer der minimalen Restbestände (Gold, meine ich) der Reichsbank. Der absolute Löwenanteil der heutigen "deutschen" Barren wurde in den 50er und 60er Jahren erworben. Durch wen? Wahrscheinlich ja durch die Bundesbank, die aber wiederum eine "spezielle Stellung im Verfassungsgefüge" hat ... und keinen wirklich greifbaren "Besitzer".

Das ist schon irgendwie komisch, das alles.
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Beitrag 01.09.2010, 11:10

Spongebob
Das sind die taktischen Winkelzüge, um im Notfall in der Grauzone zu landen und nicht fassbar zu sein.
Kennen wir ja.
Vor der Wahl wird einem das goldene Kalb versprochen.
Nach der Wahl müssen wir das goldene Kalb irgendwie bezahlen.

Irgendwie auch wieder lustig. smilie_10

Beitrag 01.09.2010, 11:34

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"Winkelzüge" trifft es ziemlich gut, denn spinnen wir den faden mal ganz kurz noch weiter:
Gesetzt den Fall der Erwerber des "deutschen" Goldes war also die Bundesbank (ziemlich wahrscheinlich), dann bedeutet die Formulierung dass der Bund "Anspruch" lediglich auf das Grundkapital (m.W. 6 Mrd. DM, aber ich kann mich irren - leicht nachprüfbar) der Bundesbank hat, ja auch, dass er, der Bund, eben keinen Anspruch auf solcherart erworbene Werte wie die ominösen Goldbarren hat.
Ironischerweise hätten in diesem Szenario die Scheuklappen tragenden Fanatics, die den "Das-Deutsche-Gold-Wurde-Von-Den-Siegermächten-Außer-Landes-Gebracht" Mythos pflegen, auf einer tieferen Ebene durchaus recht: Die Goldkäufe wurden zur Egalisierung des gigantischen Außenhandelsüberschusses erworben, sie sind also von den Deutschen nach dem Krieg geschaffener Mehrwert - und darauf hat der Bund keinen "Anspruch"?

Aber wie so oft werden die Diskusionen darüber mit ideologischem Brennstoff geschürt und daraus resultieren Schuldzuweisungen, die am eigentlichen Grund der Sache vorbei zielen.
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