Der Warenkorb eines Singles entspricht nicht dem einer Familie, der Warenkorb eines Niedrigverdieners entspricht nicht dem eines Top- Verdieners, der Warenkorb eines 70-Jährigen entspricht nicht dem eines 20-Jährigen. Ganz einfach. Ein Wohnzimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer wird von einem Paar (Familie) gemeinsam genutzt, somit kommt da auch eine Ersparnis beim Wohnraum zusammen. Die Grundgebühr für Elektrizität, Telefon etc. fällt nur einmal an. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.kribelboble hat geschrieben:Warum soll steigende Mietkosten einen Single in der Inflation mehr belasten als eine 4 köpfige Famile. Eine Steigerung von 5% Miete trifft den Single genau gleich wie eine 4 köpfige Famile, nämlich genau mit 5%.
Inflation & Deflation - Stammfaden
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Die Nettoeinnahmen spielen eine ganz wesentliche Rolle. Wenn von deinem Einkommen 50% allein auf die Miete entfallen, wirkt sich ein Mietpreisanstieg um 5% mit 2,5% auf dein verfügbares Geld aus. Macht der Mietanteil vom Einkommen dagegen nur ein Zehntel aus, gehen vom restlichen Einkommen nur noch 0,5% mehr ab. Je geringer der Mietanteil am Einkommen, desto weniger wird dir ein Mietpreisanstieg also überhaupt auffallen, geschweige denn sich auf deine finanzielle Situation auswirken. Aus dem Grund werden Steuern ja auch prozentual abgerechnet und nicht in absoluten Werten.kribelboble hat geschrieben:Ob die 4 köpfige Famile mehr Nettoeinkommen hat spielt überhaupt keine Rolle, die Mehrkosten sind trotzdem 5%.
Das ist nicht richtig.
Es ist aber richtig dass z.B. ein Hartz-Empfänger der einen Regelsatz hat und sein größter Posten im Regelsatz sind Lebensmittel von einer starken Erhöhung der Lebensmittelpreise stärker "betroffen" ist als ein gut verdienender. Trotzdem ist die Inflation bei beiden Gruppen (für Lebensmittel) gleich.
Es ist auch richtig dass ein durchschnittlicher Freiburger der ca. 30% seines Nettoeinkommens (übrigens höher als in München da in Freiburg durchschnittlich weniger verdient wird) für Wohnen ausgibt stärker von einer Erhöhung der Mietpreise betroffen ist als ein Pirmasenser der nur 12% seines Nettos für Miete ausgibt.
Die Inflation ist aber ein synthetischer Benchmark eines "durchshnittlichen" Warenkorbs - ich, du die meisten sind nicht durchschnittlich und trotzdem bleibt die Inflation vergleichbar über die Jahren (bis auf tatsächlich notwendige Veränderungen).
Die Kosten steigen für den Single um die gleiche Prozentpunkte wie auch für jeden einzelnen in der Famile.
Wenn die Miete von 1000 auf 1100 Euro steigt, dann ist es für den Single 10% genauso wie für die 10 köpfige Famile 10% sind. Es steht außer frage dass der Single 100 Euro mehr bezahlen muss die 10 köpfige Famile pro Kopf nur 10 Euro. Aber prozentual ist es das selbe. So ist Inflation definiert.
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Ausufernde Inflationsraten hatten viele Marktanalysten prognostiziert nachdem Fed, EZB und die Bank of England im Zuge der Weltfinanzkrise die Geldschleusen bis zum Anschlag öffneten. Für viele ist die niedrige Teuerung nach wie vor ein Rätsel:
https://www.goldreporter.de/wo-bleibt-d ... old/75202/
Das Ausbleiben der Inflation ist ein Rätsel? Das ist rätselhaft... oder vielleicht doch nicht?VfL Bochum 1848 hat geschrieben:Wo bleibt die Inflation?
Ausufernde Inflationsraten hatten viele Marktanalysten prognostiziert nachdem Fed, EZB und die Bank of England im Zuge der Weltfinanzkrise die Geldschleusen bis zum Anschlag öffneten. Für viele ist die niedrige Teuerung nach wie vor ein Rätsel:
https://www.goldreporter.de/wo-bleibt-d ... old/75202/
Obwohl oft bestritten, gibt es eine enge Korrelation zwischen Inflation und Löhnen (nicht Lohnstückkosten). Oft bestritten, da böse keynesianisch, was in Zeiten des Monetarismus einem Frevel gleichkommt. Nur zeigen die Monetaristen seit Jahren, dass ihre Theorien nicht funktionieren. Durch mehr Geld wird eben nicht direkt mehr Inflation erzeugt, weil die Verteilung des Geldes in der Bevölkerung eine entscheidene Rolle spielt.
Kommt das Geld bei den "Normalos" an, wird es im Supermarkt, im Kino, im Restaurant, beim Friseur etc. ausgegeben und die Anbieter können aufgrund steigender Nachfrage die Preise erhöhen... "normale" Inflation.
Kommt das Geld dagegen bei den Wohlhabenden an, haben diese kaum eine Chance ihre Konsumausgaben entsprechend zu erhöhen, denn man kann nicht wirklich öfter als 1x pro Woche zum Friseur und mehr als 3x am Tag kann man sich nicht vollfressen und mehr als 1x am Tag nicht gepflegt mit Bordeaux volllaufen lassen. Das Geld muss also angelegt werden, es beginnt eine Asset-Price-Inflation, die Aktienkurse, Immobilienpreise, Preise für Oldtimer und Kunstwerke etc. steigen läßt.
Es kann nur spekuliert werden, warum die Monetaristen in den Zentralbanken davor die Augen verschließen. Vielleicht weil sie nur allzu genau wissen, dass die meisten Leute eben gar nicht so viel von niedrigen Zinsen haben, weil sie ohnehin kein Produktivkapital besitzen, dass sich leveragen läßt. Klar kann der ein oder andere sich bei 1,5% Zinsen eine Wohnung finanzieren, die er sich bei 5% Zinsen nicht leisten könnte. Interessant ist das Thema Zinsen aber erst, wenn ich mein Eigenkapital runter und das Fremdkapital hochfahre um so auf 15, 20, 25 oder mehr % Eigenkapitalrendite zu kommen. Warum in aller Welt kaufen sonst Firmen ihre Aktien zurück? Im Grunde muss man nur ehrlich hinsehen, um es zu verstehen.
Ich kaufe eine Wohnung, die mir 4% Rendite bringt... ok. Finanziere ich aber zu 50% mit 2%, bringen "meine" 50% schon 6% Rendite... .besser. Finanziere ich zu 90% mit 3% Zinsen, bringen meine 10% schon 13% Rendite, ok da fängt es an interessant zu werden. Ich glaube schon, dass Draghi und Co den Dreisatz beherrschen, nur das Ehrlichsein leider nicht.
Ausgezeichnet gesagt!
Und am Ende kommen wir dann zu einer Erkenntnis, von der wir hier (wir sind dann doch eben die Gescheitesten ) schon vor Jahren geschrieben haben:
Was die Herren des Geldes gelernt haben, ist die Entwicklung zu bremsen. Wir befinden uns technisch wohl seit Jahren (!) mitten im Crash des Geldsystems. Nur findet er in Zeitlupe statt.
Genau auch mein Reden seit längerer Zeit. Noch verlogener ist allerdings, dass die Politik der Notenbanken als keynesianisch und sozialistisch bezeichnet wird, oft auch aus der österreichischen Ecke.
@Ladon
Der Crash muss in Zeitlupe ablaufen, bis die Kuh ausgemolken ist. Ab dann geht es sehr schnell.
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Was gäbe ich dafür wenn ich den Zeitpunkt wüßte!Mehrgoldfüralle hat geschrieben:....
Der Crash muss in Zeitlupe ablaufen, bis die Kuh ausgemolken ist. Ab dann geht es sehr schnell.
Aber den kennt sicherlich niemand, dafür ist das Gesamtsystem zu komplex, mein Bauch sagt mir das wir noch ein paar Jahre so weiterwurschteln wie bisher.
VfL Bochum 1848 hat geschrieben:..mein Bauch sagt mir das wir noch ein paar Jahre so weiterwurschteln wie bisher.Mehrgoldfüralle hat geschrieben:....
Der Crash muss in Zeitlupe ablaufen, bis die Kuh ausgemolken ist. Ab dann geht es sehr schnell.
aus dem Faden "Crash Time?" vom 04.11.2015, 00:04Klecks hat geschrieben: Tja, und ich habe 2011 schon gesagt, das wird kein Big Bang, das gibt noch ein langes Siechtum. Auf meine Prognose, dass der Euro mitsamt dem Finanzsystem bestimmt noch 10 Jahre über die Runden geschleppt wird, wurde ich damals auch hierzuforum angegangen...
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Schön mal wieder was von Dir zu lesen, hattest Du `nen Winterschlaf gehalten?
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ein Buch mit 7 siegeln
die wenigsten verstehen dieses wort und wie es wirklich funktioniert
wer oder was definiert überhaupt INFLATION ?
wer oder was berechnet bzw. errechnet INFLATION ?
das ist doch eigentlich der richtige Ansatz um es zu verstehen
wir dümpeln seit jahren um die 1,00 -2,20 Prozent herum, das gefühlte momemtum
ist aber bei jedem ganz anders
also ich z.b. empfinde den einkauf im supermarkt im moment als super super teuer
was fließt überhaupt alles in diese berechnung/Statistik ein
Energie, Lebensmittel, Nahrung........
wenn ich bedenke das gerade der Ölpreis anfang 2016 bei ca. USD 30 stand und wir
im moment einen preis von ca USD 77 haben, kann doch irgend was nicht stimmen
von den steigenen mieten erstmal gar nicht gesprochen
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Trifft Inflation vor allem die Ärmeren?
Die offiziellen Inflationsraten sind seit Jahren sehr niedrig. Aber stimmen sie auch?
http://blogs.faz.net/fazit/2018/06/06/t ... ren-10002/
Das, was unter diesem Namen meist veröffentlicht wird, ist eine abstrakte Zahl, welche die allgemeine (!) Preissteigerung erfassen soll. So, wie keine einziges Individuum dem Durchschnittsdeutsche Max Mustermann zu 100% entspricht, so trifft auch diese errechnete Zahl auf niemanden konkret zu.san agustin hat geschrieben:...
wer oder was definiert überhaupt INFLATION ?
wer oder was berechnet bzw. errechnet INFLATION ?
...
Aus dem gleichen Grund ist der "Warenkorb", der zur Berechnung herangezogen wird, einfach falsch benannt. Niemand kauft diese Dinge in dieser Form ständig ein. Es ist der gemittelte Anteil der jeweiligen Konsumgüter am "Gesamtumsatz" (wenn man das so nennen will) im Wirtschaftsraum.
Es ergibt sich eine Zahl, die für die Statistiker einen wichtigen Aspekt der Gesamtentwicklung der Volkswirtschaft angibt - im Grunde ist sie als "Aufreger" über Preise in den Medien vollkommen ungeeignet.
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"Die aktuelle Inflationsentwicklung ist den Ökonomen ein Rätsel“
Die Inflation liegt bei 2,1 Prozent. Aber warum?
https://www.handelsblatt.com/video/unte ... jdcneh-ap3
Der Kapitalismus frisst seine Kinder nicht. Es gibt ständig neue "Kinder":
Teuerste Unternehmen der Welt: https://www.internetworld.de/onlinemark ... 57266.html
Apple: Vor 20 Jahren so gut wie pleite
Alphabet/Google: Gegründet 1998
Microsoft: Gegründet 1975
Amazon: Gegründet 1994
Facebook: Gegründet 2004
Alibaba: Gegründet 1999
usw.
Die Welt verändert sich. Produktionsbetriebe treten in den Hintergrund, Dienstleistungen und virtuelle Werte übernehmen. Das wird nicht jedem gefallen, das wird auch Arbeitsplätze kosten. Womit wir bei der entscheidenden Frage sind, wie diese Transformation gelingen kann. Gleich "den Kapitalismus" (was immer das sein mag und wo immer es diesen geben mag) abzuschaffen ohne einen angemessenen und tragbaren Gegenentwurf zu haben ist leichfertig. Ich sehe die Zukunft eher gelassen, Evolution statt Revolution.
Einige der genannten sind Quasi-Monopolisten oder auf dem Weg dahin. Wenn das nicht zeigt, wo die Reise hingeht, was dann?
Ich sag´s gerne nochmal: Kaptalismus und Marktwirtschaft sowie Demokratie sind absolut unvereinbar, vollkommen inkompatibel. Was not tut, ist eine Marktwirtschaft mit einfachen, klaren Regeln für Alle. Flankiert von einem vernünftigen Geld- und Steuersystem. Wie kann man Demokratie erwarten in einem System, in dem private Firmen über das Geld herschen, es sogar erzeugen?
Wenn es so weiter geht, endet der neoliberale Kapitalismus genau so wie Sozialismus und Kommunismus. Nur schlimmer. Viel Schlimmer.
„Wir müssen uns entscheiden: Wir können eine Demokratie haben oder konzentrierten Reichtum in den Händen weniger – aber nicht beides.“
Diese zutreffende Macht-Analyse stammt von Louis Brandeis. Brandeis war einer der einflussreichsten Juristen der USA und von 1916 bis 1939 als Richter am Obersten Gerichtshof beschäftigt.