Inflation & Deflation - Stammfaden

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 18.10.2016, 00:06

Thomasio
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gullaldr hat geschrieben:Irgendwie bin ich etwas schwer von Begriff. In der Inflation verliert mein Geld doch gemeinhin an Wert. D.h., die Waren werden teurer. Nach Deinem Szenario würden sie aber nun real billiger werden, denn es gäbe ja "Schnäppchen ohne Ende". D.h. also, die Inflation ist in Wirklichkeit eine Deflation, ein Preisverfall? smilie_08
Du verwechselst Inflation mit Reallohn.
Inflation = Löhne MINUS Produktivität.

Stell dir vor du bekommst jedes Jahr 4% mehr Lohn und ein Arbeiter produziert im Schnitt 2% mehr Güter pro Jahr, dann hast du 2% Inflation, aber du hast real trotzdem 2% mehr Kaufkraft.
Gleichzeitig haben die Hersteller die Notwendigkeit 2% mehr Güter zu 2% höheren Preisen zu verkaufen um auf denselben Gewinn wie vorher zu kommen, logisch?
Die Hersteller KÖNNTEN aber auch mehr Personal einstellen und 4% mehr Güter zu 1% höheren Preisen verkaufen, das ergäbe denselben Gewinn.
Noch einen Schritt weiter gedacht könnten sie auch 4% mehr Güter zu 2% höheren Preisen verkaufen, damit sie selber auch noch höhere Gewinne machen.

Der absolute Preis steigt also um 2%, aber der REALE Preis im Verhältnis zum Einkommen fällt um 2%, während die Real-Gewinne der Unternehmen auch noch steigen.

Gleichzeitig gibt es im permanenten Wettbewerb immer wieder Hersteller, die mit Sonderangeboten Marktanteile gewinnen wollen, die jederzeit ihre 2% zusätzlichen Gewinn in Form von 2% Sonderangebot-Rabatt investieren können und im Zweifelsfalle bei einer aggressiven Strategie auch noch deutlich tiefere Schnäppchenpreise machen können.
Zuletzt geändert von Thomasio am 18.10.2016, 00:19, insgesamt 3-mal geändert.

Beitrag 18.10.2016, 00:09

Thomasio
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gullaldr hat geschrieben:Wieso sollte das zwangsläufig so sein? Das kommt doch darauf an, welches Produkt ich veräußere und welche Gewinnspanne damit zu erzielen ist. Wenn ich ein Produkt mit Herstellungkosten von 1 Euro für 10 Euro verkaufe, ist es doch ein Unterschied zu einem Produkt, das ich vielleicht mit Herstellungskosten von 50 Cent für 20 Euro verkaufen kann, weil es innovativ ist und es kaum Konkurrenz gibt.
Genau darum habe ich ja auch geschrieben:
Thomasio hat geschrieben:Nur die absolut genialsten aller Ideen, die in kürzester Zeit aus minimalem Kapital ein Maximum an Profit erzeugen würden noch realisiert.

Beitrag 18.10.2016, 00:19

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:Ich lasse den Rest mal weg, der ist mir wirklich zu schwachsinnig, beschränken wir und auf den offensichtlichsten Punkt:
Mein lieber Thomasio,

ich lasse mir ja einiges eingehen aber als schwachsinnig lasse ich mich oder meine Beiträge von Dir nicht bezeichnen, daher habe ich den Beitrag gemeldet.

Wenn Du nicht in der Lage bist sachlich zu diskutieren, lass es einfach bleiben!!!

lifesgood

Beitrag 18.10.2016, 00:34

Thomasio
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Nimm es als Kompliment, denn eigentlich hätte das Garkeinsinn heissen müssen, nur gibt es das Wort in der deutschen Sprache nicht.
Das hat mit dir als Person nichts zu tun, kenn dich ja überhaupt nicht, dementsprechend sollte das auch keine Beleidigung sein, sondern sagt lediglich aus, dass dein Beitrag einen für meine Begriffe sehr schwachen Sinn enthielt und war effektiv eine Untertreibung.

Beitrag 18.10.2016, 06:15

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Ladon
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Thomasio hat geschrieben:...
Oder in kurz: Inflation kommt von Löhnen minus Produktivität und nichts Anderem.
...
Das ist ja niedlich.
Einer, der nach eigener Aussage sich seit drei Jahren mit der Materie beschäftigt, erklärt Fishers Quantitätsgleichung für Blödsinn. Dass man das miterleben darf ist groß!
Man fragt sich nur, warum die Veröffentlichung solcher profunder Erkenntnisse in einem Forum geschieht?

Wie auch immer: Vereinfachung sind gut und richtig um modellhaft Zusammenhänge zu erklären. Wenn die Vereinfachung jedoch (obwohl vielleicht irgendwie "richtig" gemeint) völlig falsche Assoziationen hervorzurufen vermag, oder schlicht falsch ist, wenn man dir von Dir stillschweigend vorausgesetzten Rahmenbedingungen nicht akzeptiert.
Dann wird die Vereinfachung zu Verirrung

Die oben zitierte Aussage ist rein wörtlich genommen absoluter Unsinn.
Mit VIEEEEEEEL gutem Willen, kann man vielleicht noch sagen, dass die "Produktivität" mittelbar von den Dingen abhängt, die Fisher formuliert hat. Das ist allgemein anerkannt und auch einfach nachvollziehbar: Das Preisniveau ist abhängig von Geldmenge, Umlaufgeschwindigkeit und Transaktionszahl.
Das Preisniveau kann steigen oder fallen, ohne dass sich irgendetwas an der "Produktivität" ändern müsste.
Abgesehen davon, dass der Begriff im Zusammenhang nicht eingegrenzt ist, was das Unverständnis noch verschärft.

Und der Mod sagt noch:
Ein bisschen zügeln mit der Ausdrucksweise.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 18.10.2016, 07:49

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AuCluster
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Ladon hat geschrieben:
Thomasio hat geschrieben:...
Oder in kurz: Inflation kommt von Löhnen minus Produktivität und nichts Anderem.
...
Das ist ja niedlich.
Einer, der nach eigener Aussage sich seit drei Jahren mit der Materie beschäftigt, erklärt Fishers Quantitätsgleichung für Blödsinn. Dass man das miterleben darf ist groß!
Man fragt sich nur, warum die Veröffentlichung solcher profunder Erkenntnisse in einem Forum geschieht?
Es handelt sich um einen empirisch gefundenen Zusammenhang, der laut Aussage der Verfasser nur dann gilt, wenn über lange Zeiträume (mehrere Jahrzehnte) gemittelt wird. Über kurze Zeiträume (mehrere Jahre) ist der Zusammenhang nicht belegbar.

Vielleicht gibt es den Zusammenhang gar nicht. Der Doktorand, der die Daten aufbereitete, hat geschummelt, weil er eine gute Note haben wollte.
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Beitrag 18.10.2016, 13:35

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Titan
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Inflation...Deflation...
was hat das mit dem Währungskrieg zu tun?

Die freiwillige Abwertung der eigenen Währung ist der Offenbarungseid der Politik.
Wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann soll es gefälligst der sinkende Außenwert
der Währung richten! Wenn das allerdings alle gleichzeitig versuchen, wird es gefährlich…
Das Fundament der derzeitig kursierenden Währungen ist das vielzitierte Vertrauen.
Das ist eine sehr flüchtige Basis...
http://www.rottmeyer.de/abwerten-ist-gesund/

Dazu passt diese Meldung:
Pfund-Schwäche trifft Ryanair
http://www.onvista.de/news/pfund-schwae ... r-45282557

T.
"Das Leben ist Schwingung.Verändere Deine Schwingungen--
und Du veränderst Dein Leben"
"Die kürzesten Wörter ( ja,nein ) erfordern das meiste
Nachdenken"
Pythagoras von Samos

Beitrag 20.10.2016, 10:38

Herebordus
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Die wachsende Angst vor der Inflation

https://www.welt.de/finanzen/article158 ... ation.html

Beitrag 20.10.2016, 13:25

Thomasio
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Herrlich, oder?

Die japanische, die amerikanische und neuerdings auch die europäische Zentralbank drucken seit bis zu 25 Jahren Geld wie blöd, Inflation völlige Fehlanzeige, aber wenn die noch n bisschen weiter drucken, dann gibts 4% Inflation?
Bewiesen dadurch, dass es im September in Europa 0,7% und in der Eurozone 0,4% gab?
Die Märkte erwarten 1,42% für ganz Europa, was dann für die Eurozone vermutlich 0,8% oder so wäre, also nicht mal die Hälfte vom Inflationsziel, aber das kann nur bedeuten, dass wir praktisch schon Hyperinflation haben?

Wie wärs mit der Erkenntnis, dass die EZB auch weiterhin nur die Reichen füttert, was nach den Erfahrungen der letzten 25 Jahre keinen Einfluss auf die Inflation hat?

Die Briten drucken seit Juni Geld wie blöd in Vorbereitung auf den Brexit, das Pfund wertet drastisch ab, haben die nu 5% Inflation oder noch mehr?
Nö, denn auch die Briten füttern nur ihre Reichen und die Inflation in GB lag im September bei 0,9%.

Beitrag 20.10.2016, 19:54

fragnet
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Am Finanzmarkt rückt für viele Investoren allmählich ein Faktor in den Vordergrund, der lange Zeit keine Rolle gespielt hat: die Inflation. Sie ist weltweit kräftig auf dem Weg nach oben. So ist die Inflationsrate in Großbritannien von August auf September von 0,6 Prozent auf ein Prozent nach oben geschossen. Vor einem Jahr waren es noch null Prozent. Verantwortlich für die kräftige Beschleunigung der Inflation ist vor allem der Verfall des britischen Pfunds wegen des bevorstehenden Brexits, war es zuletzt doch zuletzt auf 31-Jahres-Tiefs zum Dollar abgerutscht. In den USA ist die Inflationsrate von August auf September von 1,1 auf 1,5 Prozent gehüpft. Das liegt vor allem am kräftigen Anstieg des Ölpreises.

Quelle: http://www.gold.de/artikel/inflation-ko ... -anheizen/

Beitrag 20.10.2016, 20:52

Thomasio
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Erklär mir mal einer ....... wenns geht langsam und zum Mitdenken ........ wenn der Preis von irgendwas steigt, WOHER sollen die Verbraucher das Geld nehmen dann für alles Andere auch noch genauso viel oder mehr als vorher zu bezahlen, so dass es dann unterm Strich Inflation gibt?
Ist es nicht vielmehr so, dass die Verbraucher bei steigendem Ölpreis an irgendeiner Stelle irgendwas Anderes einsparen müssen, wo der Preis von diesem Irgendwas zwangsläufig fallen muss, so dass unterm Strich keine Inflation rauskommen kann?

Ich persönlich kann mich noch gut an die Zeit in meinem Leben erinnern, als am Ende vom Geld immer noch ein Stück Monat übrig war, auch wenn das noch zu DM Zeiten war.
Wenn da die Benzinpreise gestiegen sind, musste Restaurant und/oder Kino ausfallen, denn mehr Geld als ich hatte konnte ich nun mal nicht ausgeben.

... und dann schaun mer mal, ob die Inflationsraten nicht viel besser mit der Lohnentwicklung zu tun haben könnten.

GB hat entgegen den Unkenrufen der Euro-Fanatiker (war gestern erst in den Nachrichten) die niedrigste Arbeitslosenquote seit 11 Jahren.
Mehr Menschen in Arbeit ohne Senkung der Löhne heisst, mehr Kaufkraft, mehr Nachfrage, steigende Inflation.
In den USA wurden in mehreren Bundesstaaten, unter anderem in New York und Kalifornien, die Mindestlöhne über den staatlich verordneten Mindestlohn von $7,25 pro Stunde angehoben.
Diese Bundesstaaten hatten teilweise schon vorher höhere Mindestlöhne als der Staat vorschreibt, haben diese aber jetzt noch weiter erhöht.
Z.B. in New York soll es schrittweise bis $15 rauf gehen, im ersten Schritt ging die Erhöhung von $10 auf $12,50.
Das entspricht für alle Mindestlöhner einer Lohnerhöhung von satten 25% und sorgt gleichzeitig dafür, dass alle die Arbeitgeber, die immer stolz darauf sind über Minimum zu bezahlen NOCH weiter rauf gehen.
Das Ganze geteilt durch die Anzahl Bundesstaaten die bei der Erhöhung nicht mitmachen und die Arbeiter die davon keine Erhöhung bekommen haben und schon ist man bei 1,5%.

Wie viel offensichtlicher kann es sein, dass Löhne die Inflation beeinflussen und sonst gar nichts?

... und dann ist da immer noch die kleine aber feine Tatsache, dass selbst die Inflations-Rekorde der Amerikaner das Inflationsziel um satte 33% verfehlen.
"Nach oben geschossen" geht irgendwie anders, eine bessere Beschreibung wäre vielleicht "aus dem tiefsten Keller so gerade ins Subparterre geschafft, aber von Morgenluft weit entfernt".

Beitrag 21.10.2016, 07:34

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AuCluster
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Thomasio hat geschrieben:Erklär mir mal einer ....... wenns geht langsam und zum Mitdenken ........ wenn der Preis von irgendwas steigt, WOHER sollen die Verbraucher das Geld nehmen dann für alles Andere auch noch genauso viel oder mehr als vorher zu bezahlen, so dass es dann unterm Strich Inflation gibt?
Ist es nicht vielmehr so, dass die Verbraucher bei steigendem Ölpreis an irgendeiner Stelle irgendwas Anderes einsparen müssen, wo der Preis von diesem Irgendwas zwangsläufig fallen muss, so dass unterm Strich keine Inflation rauskommen kann?
Bei steigendem Ölpreis steigt die Inflationserwartung! Und die ist entscheidend bei Lohnverhandlungen.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 21.10.2016, 11:08

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KROESUS
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Ich versuche es mal so zu erklären dass es sogar thomasio versteht:

Noch ist Erdöl der wichtigste Energieträger

Ungefähr 90% der weltweiten Transportleistung wird über Erdöl erbracht

Auch ein grosser Teil der Industrie und selbst von Heizungen und Stromerzeugung ist weltweit gesehen vom Erdöl zu geschätzt 70% eventuell sogar mehr abhängig

Wenn Erdöl teurer wird wird alles teurer, das nennt sich dann Inflation

Beispiel: wenn einer mit dem Taxi schnell ins Krankenhaus muss kostet die Taxifahrt bei höheren Benzinpreisen eben mehr, also Inflation

Und wenn einer seine Wohnung mit Öl heizt und er nicht frieren will steigen eben die Heizkosten, also Inflation

Soweit verständlich?

Beitrag 21.10.2016, 12:17

Thomasio
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KROESUS hat geschrieben:Soweit verständlich?
Nein, aber ich versuche mal dir das so zu erklären, dass du es verstehst.
Nehmen wir runde und übertriebene Zahlen, dann wirds vielleicht verständlicher.

Ich bin ein Normalverbraucher, ich verdiene 1000
Benzin kostet mich 300 im Monat
Miete kostet mich 300 im Monat
Lebensunterhalt kostet mich 300 im Monat
Für Vergnügen ala Restaurant und Zeug habe ich noch 100 im Monat.

Nu wird Benzin teurer, kostet mich 400 im Monat.
Durch die Folgekosten, ala teures Taxi, höherer Stompreis und Zeug kostet mich Lebenshaltung auch 400 im Monat.
Da sind von meinen 1000 schon 800 weg.

WOHER soll ich nu 300 für Miete nehmen?
WOHER nehmen die Restaurants Kunden, die noch bei ihnen essen gehen?

Das KANN NICHT gehen, da MUSS irgendwas billiger werden, weil ich sonst entweder mein Auto abschaffen, oder in eine kleinere Wohnung ziehen muss und weil die Restaurants sowieso alle schliessen müssen.
Wenn ich meinem Vermieter sage, ich ziehe nu aus, weil ich das Geld für die Miete nicht mehr habe und der Vermieter auch anderweitig niemanden mehr findet, der 300 Miete bezahlen kann, weil alle Anderen auch die höheren Ölpreise bezahlen müssen, dann wird er die Miete senken.
Der Ölpreis ist sicher der wichtigste Preis im Leben, da sind höhere Preise kaum zu umgehen, auch dass dadurch vieles Andere teurer wird gebe ich die gerne zu, aber dass dadurch Inflation entsteht KANN NICHT passieren.

Das Argument von AuCluster trifft es schon eher.
AuCluster hat geschrieben:Bei steigendem Ölpreis steigt die Inflationserwartung! Und die ist entscheidend bei Lohnverhandlungen.
Sprich er rechnet mit steigenden Löhnen als Folge steigender Preise.
Aber damit zäumt er das Pferd von hinten auf.
Man kann möglicherweise argumentieren, dass der Normalverbraucher bei Lohnverhandlungen mehr fordern wird wenn sein Leben mehr kostet, aber angesichts von 3 Millionen Arbeitslosen und weiteren 12 Millionen Geringverdienern ersticken solche Verhandlungen schon im Keim, wenn der Arbeitgeber sagt: "Mir egal was du forderst, ich bezahle X und wenn dir das nicht passt, dann stehen draussen 500 Andere die den Job liebend gerne für X annehmen."

Ich kann dir sogar ein Beispiel aus der Praxis geben, weil das hier in Italien schon viel deutlicher sichtbar ist als in Deutschland. (Wenn ich mich nicht irre hatte ich es sogar schon mal erwähnt.)
Hier bei mir in der Strasse sind die Mieten ALLER kleinen Läden, von Drogerie über Bäcker bis Metzger in den letzten 5 Jahren von vorher 1200€ im Monat auf heute 300€ im Monat gesunken, weil alle Ladeninhaber gesagt haben, sie mussten die Preise für ihre Waren senken und können die Mieten nicht mehr bezahlen.
Der Einzige, der die Miete nicht senken wollte, war der Hausbesitzer vom Metzger.
Da ist der Metzger ausgezogen und hat seinen Laden in nem anderen Stadtteil wieder aufgemacht.
Der Laden steht seitdem leer (4 Monate sinds jetzt) und der Besitzer bekommt GAR KEINE Miete, so lange bis er bereit ist die Miete zu senken, was er aber auch schon vor 4 Monaten hätte machen können. Manche lernen es eben nur auf die harte Tour.
Zuletzt geändert von Thomasio am 21.10.2016, 12:55, insgesamt 3-mal geändert.

Beitrag 21.10.2016, 12:24

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KROESUS
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Dachte mir dass das Argument mit dem relativ kleinen Anteil der Ölkosten an den Gesamtausgaben kommt

Öl wird auf der ganzen Welt verbraucht

Die meisten Menschen auf der Erde verdienen grob 8€ am Tag grob geschätzt

Da macht es durchaus viel aus wenn die Busfahrt plötzlich 50 statt 30 Cent kostet

Und treibt weltweit die Preise

Und Öl ist wichtig fast so wie Nahrung

Im Zweifelsfall werden die einfachen Leute eben in der Nähe vom Wohnort arbeiten

Was die Waren ebenfalls teurer werden lässt da weniger Arbeitsteilung

Und die Leute müssen in den kalten Ländern heizen damit ihre Babies nicht erfrieren

Da gibt es keine Möglichkeit zu sparen jedenfalls noch nicht viele

Beitrag 21.10.2016, 12:43

Thomasio
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KROESUS hat geschrieben:Dachte mir dass das Argument mit dem relativ kleinen Anteil der Ölkosten an den Gesamtausgaben kommt
Öhm .... wo denn?
In meinem Beispiel kostet Benzin 30-40% vom Einkommen.

Vielleicht könntest du mal erklären, woher die Normalverbraucher das Geld nehmen sollen um die höheren Preise zu bezahlen?
Nennenswerte Lohnerhöhungen gibt es offensichtlich auch in Deutschland nicht, die bleiben alle deutlich hinter dem Inflationsziel.

Es wird sicher ein paar Restaurants geben, die dann auf HighEnd setzen, NOCH teurer werden und mit weniger Kunden mehr verdienen, aber im Supermarkt geht das nicht, weil Brot und Butter nun mal von allen gekauft werden muss und nur gekauft werden kann, wenn die Verbraucher das Geld dazu haben.

Wenn Benzin teurer wird kaufen die Leute mehr Nudeln und weniger Fleisch, logisch?
Was also passiert dann mit dem Preis von Fleisch?
Wenn Benzin teurer wird, fahren die Leute weniger in Urlaub, logisch?
Was also passiert dann mit den Preisen der Hotels am Strand?

Die Metzger und die Hotels haben die freie Auswahl, entweder Preise senken und dadurch weniger verdienen, oder Preise beibehalten, dadurch weniger Kunden haben und dadurch weniger verdienen und die kapitalistische Lösung ist in so einem Fall immer, die Preise NOCH weiter senken als nötig, durch Schnäppchenpreise MEHR Kunden zu haben als vorher, so dass durch den grösseren Umsatz am Ende auch der Gewinn wieder stimmt.

Hier in Italien hatten früher mal die Hotels am Strand nur 3 Monate im Jahr geöffnet, weil sie locker von den Einkünften dieser 3 Monate das ganze Jahr leben konnten, denn eine Woche am Strand kostete locker einen Monatslohn pro Nase.
Heute haben so etwa die Hälfte aller Hotels von März bis Oktober geöffnet und ausserhalb der Hauptsaison findet man 4 Sterne Hotels, wo eine Woche Halbpension im Doppelzimmer pro Nase 150€ kostet, also WENIGER als Leben in der eigenen Wohnung.

Beitrag 21.10.2016, 15:33

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AuCluster
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Italien muss von den sehr hohen Löhnen runter, keine Frage. Eine Lohnkürzung von 30-40% wären nicht schlecht. Um genau zu sein, Lohnkürzungen sind alternativlos!

Ein Euroausstieg für Italien ist unmöglich.

* Kein italienischer Poltiker wird sich in Lira bezahlen lassen, wenn er auch Euro bekommt!
* Die ständige Abwertung der Lira war praktisch, nur gab es ein paar Nebenwirkungen... die den
Euroausstieg sinnlos machen.
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Beitrag 21.10.2016, 16:14

Thomasio
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AuCluster hat geschrieben:Italien muss von den sehr hohen Löhnen runter, keine Frage. Eine Lohnkürzung von 30-40% wären nicht schlecht. Um genau zu sein, Lohnkürzungen sind alternativlos!
Genau, machen wir wie die Griechen.
Alle Löhne, alle Renten, alle Sozialleistungen um 30% kürzen.
Dann wundern, warum die Nachfrage auf dem Binnenmarkt um 30% einbricht.
Dann feststellen, dass die Staatseinnahmen sogar um 50% zurückgehen.
Dann ausrechnen, dass die Staatsschulden sich relativ zum BiP verdoppelt haben.
Dann feststellen, dass das Staatsbankrott bedeutet.
Dann von den deutschen Kreditgebern den italienischen Schuldnern den offiziellen Staatsbankrott verbieten lassen.
Dann gibt die EU zusammen mit dem IWF den Italienern den grössten Kredit aller Zeiten.
Und dann wundern wir uns schön regelmässig alle 2 Jahre, warum die Italiener schon wieder pleite sind, schon wieder mit Staatsbankrott und Zahlungsausfall drohen, woraufhin die deutschen Banken schon wieder von der EU verlangen den Italienern noch mehr Kredit zu geben, damit die nicht Insolvenz anmelden.

In der Konsequenz eine völlig verarmte Bevölkerung, die mit jeder neuen "Reform" noch ärmer wird und eine Vervielfachung der Staatsschulden ohne Aussicht jemals einen Cent davon bezahlen zu können, weil man aus einer Bevölkerung, deren Jugend zu 60% arbeitslos ist mit noch so viel Gewalt kein Geld rauspressen kann und weil man Arbeitslosen, die noch nicht mal eine Sozialhilfe kennen, absolut nichts mehr kürzen kann.

Ist das in etwa das, was in Griechenland bisher gelaufen ist?



Die Alternative, wie sie tatsächlich zur Zeit in Italien im Gespräch ist und von den Parteien die zur Zeit in Umfragen die nächsten Wahlen gewinnen wird durchgezogen werden wird, sieht dann so aus:

Austritt Italiens aus der EU und dem Euro.
(Wieder-)Einführung einer neuen/alten italienischen Währung.
Schliessung aller Grenzen, (Wieder-)Einführung von Zöllen auf deutsche Produkte zum Schutz vor deutschen Dumpingpreisen.
Abwertung der italienischen Währung, bis zum Ausgleich vom Aussenwert der neuen Währung an den Wettbewerb auf dem Weltmarkt, so dass italienische Produktpreise unter deutschen Preisen gleichwertiger Produkte liegen.
Übernahme des deutschen Exportüberschuss, schlicht weil die Italiener auf dem Weltmarkt billiger sein werden.
Damit auch (Rück-)Übernahme aller Arbeitsplätze die in Deutschland derzeit im Export existieren und in den letzten 16 Jahren in Italien verloren gegangen sind.
Deutschland hat dann 20 Mio. Arbeitslose, Italien hat Vollbeschäftigung und aus dem italienischen Defizit wird ein Überschuss aus dem die mittlerweile inflationierten Staatsschulden aus der Portokasse bezahlt werden können.

Wers nicht glaubt, schaue nach GB, die machen euch gerade live und in Farbe vor, dass ganz ohne Lohnkürzungen, eine Abwertung der eigenen Währung innerhalb weniger Monate zu den niedrigsten Arbeitslosenzahlen der letzten 11 Jahre führt und ihr dürft 3x raten, wem die Briten diese Arbeitsplätze wegnehmen.
Zuletzt geändert von Thomasio am 21.10.2016, 16:45, insgesamt 4-mal geändert.

Beitrag 21.10.2016, 16:18

Mehrgoldfüralle
@Aucluster

Ich hoffe doch sehr, daß du den Ironiebutton vergessen hast. Es gibt außer Steuern und Sterben nichts alternativloses. Wie wäre es denn, in den nördlichen Ländern, vor allem in Deutschland, Löhne zu bezahlen, die dem Produktivitätszuwachs entsprechen, da wäre einiges nachzuholen. Eine weitere Alternative bestünde darin, die Produktivität im Süden zu verbessern durch Investitionen.

Ob ein Ausstieg möglich ist, werden wir am 5. oder 6. Dezember wissen. Beppe Grillo und seine Mitstreiter sind auch Politiker.

Beitrag 21.10.2016, 16:34

Thomasio
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Mehrgoldfüralle hat geschrieben:Wie wäre es denn, in den nördlichen Ländern, vor allem in Deutschland, Löhne zu bezahlen, die dem Produktivitätszuwachs entsprechen, da wäre einiges nachzuholen.
Das ist die Lösung von Heiner Flassbeck, der seit mehreren Jahren fordert, dass die Löhne in Deutschland mindestens 15 Jahre lang mindestens um 5% über der Produktivität steigen müssen, aber aus irgendeinem Grund wählen die Deutschen beständig gegen Lohnerhöhungen, als ob die deutschen Arbeitnehmer gar nicht mehr Geld haben wollen.
Mehrgoldfüralle hat geschrieben:Eine weitere Alternative bestünde darin, die Produktivität im Süden zu verbessern durch Investitionen.
Das ist dann wieder was die Amis "Trickle-Down-Politik" nennen, also erst investieren, mehr produzieren und dann erwarten, dass die Verbraucher durch mehr Konsum die Wirtschaft ankurbeln.
Das kann nicht funktionieren, weil alle Hersteller von egal was keinerlei Interesse haben in mehr Produktion zu investieren, weil die alle sehen können, dass schon jetzt mehr produziert wird als die Verbraucher an Nachfrage erzeugen.
Selbst wenn der Staat auf Pump investiert kann das nichts werden, weil egal wie viel mehr produziert wird, die Nachfrage davon nicht steigt, solange nicht auch die Löhne steigen.
Wenn aber die Löhne steigen müssen, dann kann man die Vorab-Investition auch bleiben lassen, denn dann ergibt die höhere Nachfrage aus den höheren Löhnen von alleine, dass die Industrie mehr investiert.

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