Investoren-Flucht schockiert Schwellenländer

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Beitrag 25.01.2014, 19:56

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Währungscrash
Investoren-Flucht schockiert Schwellenländer

Investoren ziehen ihr Geld ab, Währungen kollabieren: Die einst als "Emerging Markets" gefeierten Schwellenländer stehen mit dem Rücken zur Wand. Der Goldrausch ist vorbei. Die Krise beginnt.

http://www.welt.de/finanzen/article1242 ... ender.html

Beitrag 26.01.2014, 07:53

Suedwester
In vielen Fällen sind die Probleme natürlich hausgemacht. In Südafrika beispielsweise gibt es schon wieder Streiks in der Platinindustrie. Systematisch wird so die Industrie sabotiert. Die dummen Arbeiter merken nicht einmal, daß sie nur Figuren in einem großen Schachspiel sind - bei Bedarf werden sie geopfert, manchmal von den Industriebossen, manchmal von ihren eigenen Gewerkschaften. Irgendwer reißt sich dann in einigen Monaten supergünstig die Unternehmensanteile unter den Nagel.

In Namibia wurde vor wenigen Jahren ein Banker (der für die Zentralbank oder die Regierung arbeitete) gefeiert, weil er namibische Anleihen, die auf US Dollar lauteten, international platziert hatte und der "Zinssatz extrem günstig" war. Damals schon meinte ich, was für eine Dummheit, Kapital ist in Namibia und Südafrika genug vorhanden, warum in Fremdwährung Schulden machen? Keine Ahnung, was aus dem Banker geworden ist - durch den fallenden Wechselkurs haben sich diese Auslandsschulden jedenfalls in wenigen Jahren fast verdoppelt (damals stand der US Dollar bei 6 Rand, heute bei 11 Rand), und auch die Zinsen kosten natürlich jetzt doppelt soviel in Landeswährung.

Ausländer investieren aber natürlich nach wie vor in Schlüsselindustrien. So erwarb eine chinesische Firma gerade 25% an der Firma Paladin, die eine der größten Uranminen ("Langer Heinrich") in Namibia betreibt. Der Kurs der Aktien war 95% gefallen, vor allem nach Fukushima. Also ein echtes Schäppchen.

Ich gehe davon aus, daß Ausländer irgendwann in Südafrika bei den Platin- und evtl. Goldminenaktien (und einigen anderen Firmen) zuschlagen werden, wenn deren Kurse bzw. der Wechselkurs des Rand tief genug gefallen sind. So wandern immer größere Teile des Volksvermögens in ausländische Hände. Aber natürlich auch durch eigene Schuld.

Beitrag 26.01.2014, 15:19

Geldsammler
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1597
Registriert: 20.04.2012, 16:13
Wohnort: München
Und wo geht das Geld hin? Sicher ein Großteil in die USA. Ein Schwein, wer Böses dabei denkt. Das dürfte die letzte Möglichkeit gewesen sein, den Dollarcrash zu verschieben...

Beitrag 29.01.2014, 01:43

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Reaktion auf Lira-Absturz:
Türkische Notenbank beschließt drastische Zinserhöhungen

Die türkische Notenbank hat wichtige Zinsen deutlich angehoben. Damit reagieren die Geldhüter auf den Wertverlust der Lira. Angesichts der Währungsturbulenzen drängt Bundesbank-Chef Weidmann die Schwellenländer zu Reformen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 46100.html

Beitrag 29.01.2014, 08:14

Silberhamstern
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 106
Registriert: 12.09.2012, 19:22
Steigende Zinsen bedeuten eigentlich fallende Aktienmärkte u. fallende Edelmetallpreise.Oder lieg ich da falsch?

Beitrag 29.01.2014, 09:37

Geldsammler
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1597
Registriert: 20.04.2012, 16:13
Wohnort: München
Grundsätzlich und linear gedacht stimmt das.
Steigende Zinsen bedeutet aber bei ohnehin verschuldeten Staaten eine noch schnellere Verschuldung, in der Folge ggf. höhere Steuerlasten, Inflation, Finanzcrashs, Enteignungen usw. Zusätzlich wird die Wirtschaft harsch abgewürgt, höhere Arbeitslosenzahlen noch mehr Staatsdefizit, auch durch entgangene Steuern, der Schwarzmarkt- und die Schwarzarbeit blühen auf. Die Malaise wird also nur noch vergrößert.
Der Goldpreis könnte wohl noch etwas fallen, da Spekulanten die Asset-Klasse kurzfristig wechseln. Das aber auch nur, weil wenn die Staaten vertrauenswürdig sind und das Zins/Risiko-Verhältnis stimmt. Ansonsten geht das Geld zum Teil in amerikanische Staatsanleihen, deutsche Staatsanleihen oder andere sichere Häfen. Vermeintlich sichere.

Beitrag 30.01.2014, 00:07

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Schwellenländer werden zu Pulverfässern

Dem chinesischen Schattenbankensystem droht der Crash. Argentinien steuert geradewegs auf den Staatsbankrott zu – und Brasilien droht, infiziert zu werden. Andere Schwellenstaaten wie Thailand, die Türkei und die Ukraine versinken im politischen Chaos. Droht eine neue Weltwirtschaftskrise? Die Risiken sind in den vergangenen Wochen jedenfalls gestiegen.

http://info.kopp-verlag.de/hintergruend ... ssern.html

Beitrag 31.01.2014, 00:03

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Finanzen
Crash-Gefahr: Südafrikas Rand stürzt ab

Trotz einer Erhöhung der Leitzinsen steht die südafrikanische Währung weiter unter Druck. Die anhaltende Kapital-Flucht westlicher Investoren stürzt die Schwellenländer zunehmend in eine Finanz-Krise.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... tuerzt-ab/

Beitrag 31.01.2014, 03:28

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Türkei, Südafrika, Indien
Anleitung zum Währungscrash

Die Türkei, Südafrika und Indien kämpfen gegen den Verfall ihrer Währungen. Es droht ein Teufelskreis aus Abwertung, höheren Schulden und Rezession. Die Geschichte zeigt: Währungskrisen geraten schnell außer Kontrolle.

http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 09048.html

Beitrag 04.02.2014, 13:05

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Währungsverfall
Die Türken taumeln in die Armutsfalle

Der Verfall der türkischen Währung trifft die Bevölkerung gleich doppelt. Während Konsumgüter immer teurer werden, steigen die Kosten für Kredite. Immer mehr Familien geraten in die Schuldenfalle.

http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... falle.html

Beitrag 05.02.2014, 06:02

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Was ich nicht verstehe:
Wieso ist in den Meldungen der Währungsverfall außerhalb der Eurozone eine "Katastrophe", während die (zu schaffende) Möglichkeit der Abwertung für die kriselnden Euro-Staaten an anderer Stelle häufig als "Heilmittel" gepriesen wird? Was denn nun?

smilie_08
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 05.02.2014, 09:27

Benutzeravatar
AuCluster
Gold-Guru
Beiträge: 2197
Registriert: 13.12.2011, 22:46
Wohnort: Auf Schalke
Auf kurze Sicht wäre ein Austritt aus dem Euro mit gleichzeitiger Abwertung genauso eine Katastrophe wie für diese Nichteuroländer. Auf lange Sicht hingegen führt die Währungsabwertung über die verbesserten Exportchancen zu Einnahmen von Fremdwährungen (insbesondere USD), mit denen wichtige Rohstoffe gekauft werden können. Ohne Abwertung wird das schwierig bis unmöglich.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 05.02.2014, 10:26

lifesgood
Nun, ich denke die unterschiedlichen Auswirkungen ergeben sich daraus, auf wen sie sich auswirken.

Für eine Volkswirtschaft ist es natürlich gut, wenn die eigene Währung abwertet. Man wird selbst konkurrenzfähiger im Ausland, was die Wirtschaft stärkt und Importe werden teurer, was zusätzlich wohl auch die Binnennachfrage stärkt. Somit dürfte dann auch die Beschäftigungsquote steigen und die Sozialausgaben sinken.

Für den Bürger selbst sieht es natürlich anders aus. Es gibt immer gewisse Güter, die importiert werden und die nach einem Verfall der eigenen Währung entsprechend teurer werden. Wenn das Land dann womöglich über keine eigenen Rohstoffe verfügt, müssen diese teuer importiert werden.

Diese Preissteigerungen wird der Bürger wohl nicht durch seine Einkommenssteigerungen kompensieren können, so dass real ein Kaufkraftverlust entsteht.

lifesgood

Beitrag 05.02.2014, 14:18

Suedwester
Laender, die mehr importieren als exportieren haben natuerlich ein Problem, wenn ihre Waehrung verfaellt. Vor allem, wenn sie die Importe nicht durch Eigenproduktion ersetzen koennen. Oder wenn ein Grossteil ihrer (Staats-)Schulden aus Hartwaehrungsschulden besteht. Ebenso, wenn sie ueber Rohstoffe verfuegen (wie Suedafrika, Brasilien usw.), diese aber selbst nicht weiterverarbeiten koennen.

Beitrag 05.02.2014, 18:05

Fata.Sibyllina
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 356
Registriert: 02.01.2012, 11:01
Die Option der Rückkehr zur eigenen Währung bspw. für Griechenland ist nur verheißungsvoll, wenn gleichzeitig die Auslandsschulden, die weiterhin in der 'Hartwährung' Euro notieren, gestrichen werden, damit der Kaufkraftverlust der neuen Schwachwährung aufgewogen wird durch eingesparte Aufwendungen für Zins und Tilgung (alternativ zahlte Griechenland künftig je 1 Mrd EUR Auslandsschulden 1 Mrd Drachmen zurück). Dieses Bonbon bietet den Schwellenländern, die nun unter Abwertungsdruck ächzen, niemand an, daher der fatale Absturz, denke ich.
Sapere aude, incipe!

Beitrag 06.02.2014, 05:13

Suedwester
Ja. Allerdings sollten die Länder auch intern Reformen in die Wege leiten - in ihrem eigenen Interesse.

Beitrag 06.02.2014, 09:06

Fata.Sibyllina
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 356
Registriert: 02.01.2012, 11:01
Ein entschuldeter Staat, egal, ob arm oder reich, gewinnt an Souveränität, weil kein Gläubiger hineinregiert. Was ein Volk daraus macht, ist letztlich sein Schicksal.

Was in vielen Betrachtungen zu kurz kommt: Die Staatsform Demokratie beinhaltet auch das Recht den gemeinsamen Untergang zu beschließen. Das klingt vielleicht utopisch, aber eine auf Pump prassende Rentner-Ochlokratie, eine mafiöse Vetternwirtschaft oder ein rigider Götzenstaat kann sich auch entwickeln unter Rahmenbedingungen, die breite Prosperität ermöglichen würden.

Es gibt keinen Automatismus, dass Rechte und Chancen der Bürger bei solider Kassenlage (wieder) erstarken.
Sapere aude, incipe!

Beitrag 06.02.2014, 10:46

herakles
500 g Barren Mitglied
Beiträge: 516
Registriert: 12.07.2013, 15:55
Auf die "Volkswirtschaft" wirkt nichts, sondern auf die einzelnen Wirtschaftssubjekte. Dazu gehören sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber, ob Kleinbetrieb oder Großkonzern. Auf sie wirkt das ganze unterschiedlich.

Ein Industrie-Konzern gewinnt gerade wenn die Währung abwertet (Kosten sinken), der Bürger verliert. Einerseits durch die Inflation (sein Lohn steigt noch lange nicht) zusätzlich noch durch die Staatsschulden (in harter Währung), die steigen und so zu Steuererhöhungen führen. Oder der Staat geht pleite, was die Finanzindustrie, die die meisten Staatschulden hält,gar nicht will und mit "Katastrophenszenarien" bei einem €-Austritt (Abwertung)droht.
Fata.Sibyllina hat geschrieben:Ein entschuldeter Staat, egal, ob arm oder reich, gewinnt an Souveränität, weil kein Gläubiger hineinregiert. Was ein Volk daraus macht, ist letztlich sein Schicksal.
smilie_01

Den Bürgern wird es dann gut gehen, wenn die Staatsschulden weg sind.

Also sind die Interessen aus meiner Sicht so verteilt.

(Export) Industrie will Abwertung der Währung im Produktionsland. Staatsschulden sind ihr egal.

Die Finanzwirtschaft will keine Pleiten, die Abwertung ist Ihr dann egal.

Der Bürger will keine Abwertung dafür die Staatspleite, weil dann die Steuern sinken. Und hier kommts. Der Mittelstand sollte das gleiche wollen, weil er vom Bürger lebt und auch Steuern zahlt. Auf ihn kommt es an. Er ist die kritische Masse, die steuern könnte.


Deshalb gibt es unterschiedliche Aussagen zur Abwertung und Staatspleite.

Vor allem fürchteten die Finanzindustrie einzelne Staatspleite, weil dadurch ein Dominoeffekt eintreten kann. Wenn die Pleitestaaten reihenweise Konkurs anmelden und sich zusammenschließen, möglicherweise eine Währungsunion bilden, den Dollar in den Papierkorb werfen, sieht es für die Finanz-Eliten ziemlich übel aus. Deshalb werden sie im zweifel immer und unbegrenzt weitere Kredite geben, um diese Staaten zu "retten". Mit Fiatgeld ist das ja auch nicht sonderlich schwer.

Beitrag 06.02.2014, 11:21

Benutzeravatar
Sapnovela
Gold-Guru
Beiträge: 3607
Registriert: 05.11.2011, 21:59
herakles hat geschrieben:Ein Industrie-Konzern gewinnt gerade wenn die Währung abwertet (Kosten sinken)
Das gilt nur, wenn das Unternehmen exportieren will. Verkauft das Unternehmen im Inland und ist bspw. auf viele importierte Vorprodukte / Energie angewiesen, steigen seine Preise im Inland an, da die Vorprodukte durch den Währungsverfall entsprechend teuerer werden. Dies führt i.d.R. zu einer nachlassenden Nachfrage im Inland. Das Problem trifft viele Unternehmen, vom kleinen internationalen Spezialitätenrestaurant bis zum großen Konsumgüterhersteller oder der Tankstellenkette.

Beitrag 06.02.2014, 12:15

herakles
500 g Barren Mitglied
Beiträge: 516
Registriert: 12.07.2013, 15:55
Sapnovela hat geschrieben:
herakles hat geschrieben:Ein Industrie-Konzern gewinnt gerade wenn die Währung abwertet (Kosten sinken)
Das gilt nur, wenn das Unternehmen exportieren will. Verkauft das Unternehmen im Inland und ist bspw. auf viele importierte Vorprodukte / Energie angewiesen, steigen seine Preise im Inland an, da die Vorprodukte durch den Währungsverfall entsprechend teuerer werden. Dies führt i.d.R. zu einer nachlassenden Nachfrage im Inland. Das Problem trifft viele Unternehmen, vom kleinen internationalen Spezialitätenrestaurant bis zum großen Konsumgüterhersteller oder der Tankstellenkette.
Exporteure meinte ich auch. Schließlich sollen die Exporte doch das Land retten, nach der Abwertung.

Händler produzieren (kaufen) im Ausland. Klar geht deren Umsatz zurück, aber auch die Verkaufskosten. Also wird teilweise kompensiert. Sie biete vergleichweise wenige Arbeitsplätze an. Und letztendlich haben die indirekt auf Pump gelebt. Das muss halt zurückgefahren werden. Ähnlich ist das für Produzenten die viele Rohstoffe importieren und ihre Produkte "nur" im Inland vermarkten. Sie können aber auf Exporte ausweichen.

Wer Rohstoffe teurer importiert, das Endprodukt aber exportiert, macht immer noch Gewinn.
Das Endprodukt wird halt durch die Abwertung nicht viel billiger sondern nur billiger.
Beispiel.

Auto wird vor der Abwertung für 10k $ exportiert.
Produktionskosten im Inland 6k$ + importierte Rohstoffe 4k$ (sehr vereinfacht)

Nach Abwertung der heimischen Währung hat er z.B. im Inland nur noch 4k$ Kosten, die Rohstoffen kosten immer noch 4k$, also kann er das Auto für 8k$ anbieten und so mehr Umsatz (und Gewinn) zu erzielen, oder er verkauft weiter für 10k und macht so Gewinne.

Alle werden nicht gewinnen, ist schon klar. Das Ziel ist, dass die gewinnen, die etwas produzieren und nicht die von Krediten Leben, die von anderen als Ihre Kunden bezahlt werden.

Antworten