Kommt nun die Deflation ?

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 29.07.2014, 15:07

Geldsammler
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Ohne die - aus meiner Sicht falsche - Definition von Deflation und Inflation hier noch einmal ins Spiel bringen zu wollen.
Es macht wohl keinen Sinn, vollkommen unterschiedliche Volkswirtschaften im Euroraum in Bezug auf Preissteigerungs- oder Preissenkungstendenzen über einen Kamm zu scheren. Ich sehe jedenfalls nicht Preissenkungen auf breiter Front in Deutschland. In anderen Ländern bin ich mir nicht sicher. Dort können z.B. Neuberwertungen der Immobilien und entsprechend verringerte Preise die Statistik ordentlich verfälschen. Wenn die Immos sinken und gleichzeitig die Obstpreise, dann muss ich schon viele Äpfel teurer verkaufen, um eine Immobilie, die 20 - 30% abgewertet wurde, statistisch wieder wett zu machen.

Beitrag 29.07.2014, 15:32

donnyflame
Ohne die - aus meiner Sicht falsche - Definition von Deflation und Inflation hier noch einmal ins Spiel bringen zu wollen.
Danke, das wollte ich mit der Anmerkung unten verhindern. Wir hab schon uns schon zu oft mit Begrifflichkeiten gequält. ;)


Die Äpfel kannst du auch für 100€ pro Stück anbieten. Wenn aber 50% der Anwohner in dem Gebiet arbeitslos sind dann wird es dir auch nichts bringen. Dann wird verzichtet und der Obstbauer muss dann irgendwann Insolvenz anmelden.

Das ist das fatale an der Geschichte und daher kommt auch die Prognose der hohen Schuldnerausfälle.

Grüße
DF

Beitrag 29.07.2014, 15:54

Geldsammler
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Das ist doch aber dann keine Deflation, sondern erst einmal eine ganz normale Depression.
Die Inflationsrate (nach heutiger Definition) ist ja nur ein Messinstrument, mit dem man durch Eigriffe die Wirtschaft steuern will. Wenn aber 50% arbeitslos sind, dann nützt es den Arbeitslosen erst mal auch nichts, wenn die Preise nach oben gehen. Die werden nur noch ärmer und ausgegrenzter. Arbeitslosigkeit und Preisrückgang haben die gleichen Ursachen, bedingen sich aber nicht zwingend gegenseitig. Hier steckt der Wurm eher in der Wettbewerbsfähigkeit. Um mal beim Apfelbild zu bleiben.

Im Übrigen wollte ich in meinem Post sagen, dass die Äpfel um einiges teuerer werden müssen, damit die Inflation nicht beeinflusst wird, wenn gleichzeitig die Immobilien abgewertet werden. Also kann schon ein Wirtschaftszweig das Inflations-/Deflationsfieberthemometer verzerren und zu falschen Maßnahmen führen.

Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Deflation immer in Folge von Inflation auftreten muss (alternativ: das laute Platzen von Blasen). Auf Deflation dann mit inflatorischen Maßnahmen zu reagieren, verschlimmert die Situation mittelfristig nur und führt dann zu unkontrollierten Crashs, die vorher noch zu vermeiden gewesen wären. Da es aber ja immer nur aufwärts gehen darf....

Beitrag 29.07.2014, 16:30

donnyflame
Die werden nur noch ärmer und ausgegrenzter.
Nein nicht nur das, diese Masse übt einen enormen Druck auf die Löhne und Gehälter aller aus. Da diese Arbeitskräfte ( Egal ob Akademiker oder einfaceh Arbeiter ) als erhötes Angebot für die Unternehmen gesehen werden kann.

Das führt dazu das die Löhne generell nich in dem Maße steigen können wie sie es sollten. Allein schon um zumindest die Kaufkraft zu erhalten.

Die Löhne und Gehälter sind aber genau das was einen enormen Druck auf Preise ausübt. Wenn die Leute weniger verdienen, dann leidet die Nachfrage und man kann sich Preissteigerungen ( zB um Unternehmenskredite zurückzuzahlen oder Investitionen zu tätigen ) nicht leisten.

Die Wettbewerbsfähigkeit spielt natürlich auch eine Rolle und die damit verbundenen Währungsabwertungsschlachten. Das funktionier aber in erster Linie nur wenn man ein Exportland ist, da bekanntlich nicht alle Länder Exportländer sein können bekommen wir hier ein Problem.

Wir müssen dann folgendes betrachten:

Will man ein Model verfolgen das ein Unternehmen wettbewerbsfähig macht, aber die Nachfrage im eignen Land vernachlässigt und sich auf den Export konzentriert ?

Oder will man die Gehälter der eigenen Mitarbeiter für die eigene Nachfrage stabil halten ?

Das sind zentrale Fragen die meiner Meinung nach von der deutschen Regierung nicht verstanden werden. Sie geht nämlich davon aus das man aus jedem europäischen Krisenland ein zweites Deutschland machen kann. Das funktioniert aber nicht.

Genauso ist die Idee, man könne von den PIIGS erwarten, dass Sie ihre Schulden zurückzahlen bzw. in den Griff bekommen, sehr schädlich. Der einzige Weg diese Schuldenberge zu managen ist sie über die Geldentwertung zu minimieren oder Schuldenschitte hinzunehmen.

Das Sparen in eine Krise ist fatal und führt zwangsläufig dazu, dass diese Schuldenberge schwerer werden.


Grüße
DF

Beitrag 30.07.2014, 07:21

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Ladon
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Geldsammler hat geschrieben:...
Auf Deflation dann mit inflatorischen Maßnahmen zu reagieren, verschlimmert die Situation mittelfristig nur und führt dann zu unkontrollierten Crashs, die vorher noch zu vermeiden gewesen wären. Da es aber ja immer nur aufwärts gehen darf.
...
Theoretisch klingt das ja super. Wenn sich etwas "abzeichnet" steuert der kluge Staatsmann dagegen, damit es keinen Crash irgendwann in der Zukunft gibt.
Das Modell ist stimmig.

In der Realität hat es einen Haken:
Faktisch bedeutet es, eine "kleinere" Krise in Kauf zu nehmen, um eine "größere" in der Zukunft zu vermeiden. Das mag klug sein, aber ...
Sorry, aber das wirst Du den Menschen nie vermitteln können - schon gar nicht denen, die unter der absichtlich hingenommenen "kleineren" Krise leiden werden. Und ganz bestimmt nicht denen, die an der "größeren" verdienen.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 30.07.2014, 11:50

lifesgood
... hinzu kommt, dass Politiker meist nur in begrenzten Zeiträumen (Legislaturperioden ;) ) denken.

Richtige Maßnahmen, die heute für das Volk Einschränkungen mit sich bringen, benötigen aber oft länger, um ihre Wirkung zu entfalten. Somit käme der Positiveffekt der nächsten Regierung (die womöglich einer anderen politischen Ausrichtung ist) zugute.

Beitrag 30.07.2014, 12:29

donnyflame
Bestes Beispiel die Schuldenbremse, voll nach dem Motto: Nach uns die Sintflut.

Merkel, Schäuble und co. sind dann nicht mehr im Amt und wahrscheinlich im Ruhestand auf den Malediven.

Jeder der etwas Ahnung von diesem Finanzsystem hat weiß, dass eine Schuldenbremse so ziemlich das dümmste ist was man beschließen kann.

Den Menschen konnte man das sehr gut verkaufen und das Thema hat der CDU mit Sicherheit die Wahl gewonnen. Man stelle sich nur das einfache Beispiel der Hausfrau mit ihrer Haushaltskasse vor. Man sollte mehr Einnehmen als Ausgeben, logisch oder ? smilie_18

Unser Staat ist keine Hausfrau und unsere Staatskassen sind auch keine Unternehmensbilanzen.

Wenn man eine Schuldenbremse beschließt und auch noch die Idee hat man könne Schulden zurückzahlen dann ist eh Hopfen und Malz verloren.

Woher soll das Geld kommen ? Es wird zwangsläufig aus dem System gezogen was einer Geldaufwertung gleicht. Wie lange man sowas machen kann ist fraglich, vermutlich nicht sehr lange ehe das System kollabiert.

Aber das ist für Deutschland kein Problem, Deutschland hat die Gabe der endlos hohen Steuereinahmen und die Gabe der unrezessierbaren Wirtschaft.

Man muss nur genug Fantasie haben, dann klappt das alles schon...

Grüße
DF

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