Pan Asia Gold Exchange

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 08.12.2011, 03:36

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Harry
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Wohnort: Hulun, NM, PRC China
China macht sich bereit, die Hegemonie bzw. das Monopol der London Metals Exchange und der COMEX in New York herauszufordern. Der Pan Asia Gold Exchange (PAGE) wird im Juni 2012 eröffnet und danach wird die Welt der Edelmetalle nie wieder dieselbe sein. Sechs große chinesische Banken werden den Goldpreis jeden Morgen um 8 Uhr Beijing Zeit fixen, was bedeutet, dass die Welt nach China blicken wird um den aktuellen Preis für Gold zu erfahren. Jeder Vertrag an der PAGE läuft über ein Volumen von zehn Unzen Gold; das ist zur Zeit die Größe eines Kontraktes. Personen, die Kontrakte bei PAGE eingehen, erhalten einen 90-tägigen, international gültigen Titel auf Gold, und das wird nicht irgendein wertloser oder ungesicherter Futures-Kontrakt einer Goldbarren Bank oder eines internationalen Bankinstituts sein.

Nun, worum geht es? Zum ersten Mal können Einzelpersonen bei PAGE Futures-Kontrakte erwerben und handeln, die voll physisch Gold besichert sind. Diese Verträge sind nicht von der Sorte Papier die in London oder New York angeboten werden, und das wird die Spielregeln erheblich verändern, zumal sich in diesen unsicheren Zeiten immer mehr Investoren Gold zuwenden. Nun brauchen sich diese Investoren keine Sorgen um die Lieferung ihres Goldes zu machen. Die Lieferung ist garantiert!

Jetzt kommt der zweite Hammer. Die Kontrakte werden in Renminbi und nicht in US Dollar gehandelt, und damit wird zum ersten Mal in der Geschichte nicht mehr der US Dollar sondern der Renminbi die dominierende Währung im internationalen EM Handel sein. Ab Juni 2012 wird die Welt nicht mehr Richtung London und New York blicken, sondern nach China wenn es um den Goldpreis geht.

Die mafiöse CRYMEX aka COMEX in New York wird in Zukunft ihre liebe Not haben wenn sie mal wieder kurzfristig die Margins für die Goldfutures erhöht um die Gold Longs aus ihren Positionen zu quetschen. Dieser Mechanismus der Goldpreisdrückung wird in Zukunft vielleicht nicht mehr funktionieren weil China dem nicht zwangsweise folgen wird. Ich gehe davon aus, dass PAGE unabhängig agiert, bzw. sich dem politischen Diktat Beijings beugen wird.

Im Übrigen sind die Händler und Investoren es satt von der Gnade und Willkür der kriminellen der COMEX oder der London metals exchange auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Da ist der PAGE eine lange herbeigesehnte Institution der sich vermutlich viele frustrierte und entrechtete Händler und Investoren zuwenden werden.

Für Chinesen und Ausländer die in China wohnen (like me :mrgreen:) , ist dieser Markt nur einen Mausklick entfernt. Zwar wird der Zugang zu Beginn nur über die Agricultural Bank of China möglich sein, doch ein Konto bei dieser Bank zu eröffnen ist für Jeden genauso unproblematisch wie ein Konto bei der Bank of China (BOC - http://www.boc.cn/en/index.html ) oder der Industrial and Commercial Bank of China Ltd. (ICBC - http://www.icbc-ltd.com/icbcltd/en/ ).

Man kann, ob der zukünftigen Entwicklung einige Prognosen wagen, wie z.B. wenn 10% der 320 Millionen Kunden der Agrarbank auch nur einen 10 Unzen Gold Kontrakt erwerben, wo die daraus resultierenden 9.953 metrischen Tonnen Gold herkommen sollen?

Zur Berechnung darf ich die Such- und Rechenmaschine http://www.wolframalpha.com/ empfehlen. Dort können wir folgendes zur Berechnung eingeben um als Ergebnis metrische Tonnen zu erhalten: (32000000*(10*31.104))/1000000= . Bitte einen Punkt statt einem Komma für den Bruch eingeben, da es sich um eine Amerikanische Rechenmaschine handelt.

Sobald der PAGE läuft, wird Gold Investoren, die sich bis jetzt mit ungesicherten Gold-Futures-Kontrakten zufrieden geben mussten, eine alternative Spielwiese geboten. Das Monopol der Geldmafia im Westen kann endlich gebrochen werden. Endlich ein Licht am Ende des Tunnels, und es ist diesmal nicht der entgegenkommende Zug. smilie_14 China.

Wer mehr konkrete Information braucht, wie man z.B. in China Konten eröffnet und wie man diese auch bequem aus Deutschland erreichen und operieren kann, der kann mir eine PN schicken.


Gold ist Freiheit!
Das Wesen das begriffen werden kann ist nicht das Wesen des Unbegreiflichen.

Beitrag 08.12.2011, 07:13

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Tubenhannes
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Danke für den Hinweis. Wird auch Zeit das der Drückerbande das Handwerk gelegt wird. Aber hoffentlich kommen wir nicht vom Regen in die Traufe!?

Beitrag 08.12.2011, 07:23

GoldLover
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Danke an Harry für den wieder sehr informativen Beitrag!
smilie_01 smilie_01 smilie_01

LG
Wenn ihr Rechtschreibfehler findet, dürft ihr sie gerne behalten.

Beitrag 08.12.2011, 08:08

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Ladon
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Danke für die Infos!

Aber wie man glauben kann, dass es "besser" wird, wenn nun ein weiterer Big-Player die Bühne betritt ... das entzieht sich meinem Verständnis.
China ist allein wegen seiner Dollar-Reserven (von anderen Abhängigkeiten ganz zu schweigen) derart integral in das "westliche" Finanzsystem eingebunden, dass ich nicht wirklich an eine "bessere" Goldwelt glauben kann.

Aber ehrlich gesagt interessieren mich "Kontrakte" sowieso nicht - wie dolle die auch immer abgesichert sind. In diesen Sphären geht es eh nicht um das Gold, das der Privatmann meint ...
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 08.12.2011, 10:18

jogyli
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Danke für die Info.

Das sich China mehr ins globale Währungs- und EM Geschäft einmischen wird, war doch zu erwarten.
Ich denke auch, dass durch dieses Angebot zumindest kurzfristig eine Erhöhung der Goldpreise kommen wird, was den einzelnen Anleger zugute kommt.

Das China damit allerdings knallharte Ziele verfolgt und den "westlichen Banken/Regierungen" damit Einfluss streitig macht, ist schon ein zweischneidiges Schwert.
Zugegebenerweise kann ich z.Z. nicht einen Nachteil erkennen, zumindest nicht für den Kleinanleger. Aber nur positiv ist das bestimmt auch nicht, da gehe ich mit Ladon konform.

Beitrag 08.12.2011, 10:26

nameschonweg
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Zumindest mal werden die Spielregeln verändert. Die wirkliche physische Hinterlegung von Future-Kontrakten würde zumindest mal dazu führen, dass für den dort stattfinden Handel wahrscheinlich bedeutende Mengen Gold physisch vorgehalten werden müssten. Der Handeln in London bzw. den USA funktioniert ja nur über eine Art "Teildeckung" durch die Lagerbestände der Handelsunternehmen. Diese machen derzeit nur einen Bruchteil der Papierumsätze aus. Würde der asiatisch-bestimmte Handel, der derzeit mangels Alternative gezwungenermaßen im "Westen" abgewickelt wird, zumindest in großen Teilen an die Page umziehen, würde dies umfangreiche Goldbestände zur Deckung erfordern, die zuvor nicht benötigt wurden. Sprich, eigentlich müsste die Investmemtnachfrage nach Gold dadurch (deutlich?!) steigen.

Bleibt die Frage, woher das Gold stammt. Müssten die Chinesen dieses auf dem Weltmarkt kaufen, dürfte dies den Preis schon nach oben ziehen. Da die Gründerbanken wohl allesamt staatlichen Ursprungs sind, könnten in einer (in diesem Sektor wohl noch bestehenden) planwirtschaftlichen Struktur auch die staatlichen chinesischen Goldreserven bzw. die Förderungen aus den heimischen Minen zur Deckung herangezogen werden. Ob dies dann den Weltmarktpreis noch beeinflußt, ist schwer zu sagen, da China derzeit ohnehin kein Gold mehr exportiert. Wenn die Page den innerchinesischen Goldbedarf nur "umleitet", dürfte dies den Weltmarktpreis kaum beeinflussen. Wird jedoch durch die Page zusätzlicher Goldbedarf erzeugt, könnte dies auch international für den Preis relevant sein.

Dies gilt zumindest, sofern das Versprechen der physischen Hinterlegung tatsächlich eingelöst wird.

Interessant wäre mal zu wissen, wer an den beteiligten Banken beteiligt ist. Da gab es doch schon mal eine chinesische EM-Börse, über die letztes Jahr hier diskutiert wurde - und dann stellte sich heraus, das an den Gründungsbanken widerum auf etlichen Umwegen die "üblichen Verdächtigen" beteiligt waren. Und selbst, wenn das an der Page nicht der Fall sein sollte, bleibt die Frage, inwiefern sich das Versprechen einer physischen Deckung durch staatliche Banken in einem Staat, in welchem Privatrecht jederzeit durch Staatsrecht außer Kraft gesetzt werden kann, sich von einem Versprechen auf physische Lieferung durch private Handelsunternehmen unterscheidet. Alter Wein in neuen Schläuchen?

Ich bin mal als Aktionär vom türkischen Staat entschädigungslos enteignet worden (Fall Demirbank, Anfang dieses Jahrhunderts). Der türkische Großaktionär wurde vom Staat entschädigt. Klagen europäischer Anleger vor Gerichten in der Türkei waren sogar erfolgreich, nur hat das den türkischen Staat nicht interessiert. Recht haben, Recht bekommen und Recht durchsetzen sind ganz verschiedene Paar Schuhe.

Aber vielleicht schätze ich China dabei auch falsch ein. Ich hab schon von mehreren Expats gehört, dass das alte, uns bekannte Stereotyp vom Ostblock-Kommunismus nicht auf China übertragbar sei ...
“The greatest tragedy in mankind's entire history may be the hijacking of morality by religion.”, Arthur C. Clarke
"Papierwährungen sind die Glasperlen des Industriezeitalters"

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