PIIGS -- EURO IN GEFAHR

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 23.01.2013, 13:40

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Krise der Währungsgemeinschaft: Euro-Staaten scheitern mit Schuldenabbau

Die Krisenstaaten der Euro-Zone kommen beim Schuldenabbau nicht voran. Trotz des massiven Sparkurses drücken Griechenland Verbindlichkeiten in Höhe von 152 Prozent der Wirtschaftsleistung. Auch Italien, Portugal und Irland leiden weiter unter immensen Schulden.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 79201.html

Beitrag 26.01.2013, 01:06

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Ex-Bundesbankchef
"Wir leben jetzt auf Kosten künftiger Generationen"

In Davos hat das Treffen Tausender Spitzenvertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft begonnen. Ex-Bundesbankchef Weber rechnet mit der Euro-Rettungspolitik ab – die Lage sei "sehr gefährlich".

http://www.welt.de/wirtschaft/article11 ... ionen.html

Beitrag 26.01.2013, 11:10

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Argentum13
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Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für die vielen Links über einen langen Zeitraum. habe zwar nicht alle gelesen, fand die meisten, zu denen ich die Zeit gefunden habe, aber durchaus interessant und informativ! smilie_01 smilie_09

Zum Artikel über den misslingenden Schuldenabbau:

Hege mittlerweile mehr als nur geringe Zweifel daran, dass dieser Schuldenabbau ernsthaft ins Visier genommen wird - auch wenn er von einigen Regierungen (u.a. Deutschland) immer wieder propagiert wird. Das erscheinen mir mehr und mehr Sonntagsreden zu sein, um dem Teil der Bevölkerung, den das überhaupt noch interessiert, was Nettes für's Wohlbefinden zu liefern.

Das Geldkarussell dreht sich auf allen Ebenen (EZB / Staaten / Banken / Bürger) munter weiter, als gäbe es kein Ende. Dass es sich weiterdrehen muss, ist zu einem Dogma erhoben worden - annähernd mit ähnlicher Zustimmungspflicht wie bei kirchlichen Dogmen vergangener Jahrhunderte.

Der Zug befährt schon lange ein anderes Gleis - insofern sind Artikel und politische Reden, die sich mit diesem Thema beschäftigen, beinahe schon als anachronistisch aufzufassen.
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Beitrag 30.01.2013, 02:18

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Die Eurokrise ist noch nicht gelöst

28.01.2013 · Die Eurokrise hat eine Pause eingelegt, aber gelöst ist sie noch lange nicht. Spanien und Griechenland müssen gegenüber dem Eurozonen-Durchschnitt um 30 Prozent billiger werden, damit sie wettbewerbsfähig werden. Dann müssen auch Deutschlands Preise schneller steigen als die übrigen.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 42126.html

Beitrag 30.01.2013, 07:34

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Ladon
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Datenreisender hat geschrieben:Gastbeitrag
Die Eurokrise ist noch nicht gelöst
...
Is' nich' wahr? Nicht gelöst? Puh - da wär' ich nie drauf gekommen ;-)

Argentum13 hat geschrieben:...
Hege mittlerweile mehr als nur geringe Zweifel daran, dass dieser Schuldenabbau ernsthaft ins Visier genommen wird - auch wenn er von einigen Regierungen (u.a. Deutschland) immer wieder propagiert wird.
...
Wenn man "mittendrin" ist, passiert das gelegentlich, was man auch hier beobachten kann: In den "theoretischen Diskussionen" wird das System analysiert und trotz mancher weltanschaulicher oder prinzipieller Differenzen stimmen die meisten hier ja der Existenz von gewissen grundlegenden Mechaniken des Ganzen zu. Nicht wenige versteigen sich sogar dazu, zu glauben den ganzen Komplex von Politik, Wirtschaft und Geldsystem inklusive seiner internen Verstrickungen bis ins Detail zu verstehen ... blickt man dann aber in die Realität, erstaunt es einen doch immer wieder, was das Ganze eben für tatsächliche Auswirkungen hat und wie sich diese "anfühlen". Manchmal übertünchen die Auswirkungen (insbesondere wenn man sie selbst verspürt) sogar den zugrunde liegenden Mechanismus. Man sieht die "Haut", man weiß, dass "Knochen" darunter sind ... und trotzdem hat praktisch niemand ein "Bewusstsein" für das Skelett. Das hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft.

Ganz ähnlich ist es hier: Mit Leichtigkeit lassen sich in diesem Forum diverse Threads zu grundlegenden Mechanismen und Strukturen des "Systems" finden. Über deren Existenz besteht trotz Differenzen in den Konsequenzen die zu ziehen sind, große Einigkeit. Bei einigen Punkten haben wir hier auch schon zu wirklich fruchtbaren "Tiefenbohrungen" angesetzt.
Betrachtet man jedoch, was die "Tiefenstruktur" realiter bewirkt, welche Auswirkungen und Folgen sie hat ... ja, dann ist man doch immer wieder überrascht, ungläubig gar und neigt, angesichts der Tatsache von der Ausgestaltung selbst betroffen zu sein, dazu zunächst mal "Das gibt's doch nicht!" auszurufen. Manchmal hilft dann ein Blick in die Geschichte, weil man zu den vergangenen Ereignissen eben einen Abstand hat und davon NICHT persönlich tangiert wird. Und im konkreten Zusammenhang kann ich nur wiederholen:
Die großen Staatsverschuldungen (früher "Fürsten") werden am Ende des Prozesses nicht "bezahlt". Die werden irgendwann "gestrichen". Auf die eine oder andere Weise (gelegentlich werden auch die Gläubiger ... naja, "gestrichen"). Ob Cäsar wohl seine Millioneschulden je zurückgeführt hat? Oder sein Erbe (Octavian / Augustus)? Die Fugger z.B. sind als Bankiers am Ende gescheitert, weil der (die) Kaiser gar nicht daran dachte(n) Schulden zu begleichen - obwohl anfangs Karl nur durch Fuggergeld (bzw. von denen aufgetriebenem Geld) die Kaiserwahl gegen den Franzosen überhaupt hatte gewinnen können. Eine solche Liste könnte praktisch beliebige Länge annehmen. Irgendwann sind es eben nicht mehr Bankiers und Fürsten, sondern Banken und Staaten; die Werkzeuge des Geldsystems passen sich den jeweiligen Zeitumständen an ... das Prinzip bleibt:
1. Richtig reich und mächtig wirst Du, wenn Du Staaten und deren Kriege (wie auch immer die aussehen - da müssen nicht unbedingt Kanonen donnern) finanzierst ...
2. Vorausgesetzt es gelingt Dir, Deine - augenscheinlich und eine Weile auch real lukrativen - Schuldtitel* im richtigen Moment los zu werden (bevorzugt an den "kleinen Mann") - nämlich bevor sie wertlos, weil nicht mehr bedient, werden.
3. Und Du darfst nie glauben, dass diejenigen die es genauso machen Deine Freunde sind! Sie werden Dich bei nächster Gelegenheit fallen lassen (auch dafür sind die Fugger ein Beispiel).

Wohlgemerkt! Hier geht es jetzt nicht um "Wohlstand" oder "Vermögen", so wie unsereins das versteht - hier geht es um die Dimension, wo tatsächlich "Geld" nur noch ein Instrument ist um gewisse Interessen ("Machtausübung" steht wahrscheinlich ziemlich weit oben) durchzusetzen.
Und noch eins: So eine Feststellung macht weder jeden "Politiker" zum gewissenlosen, machtgeilen Lumpen, noch jeden "Banker" oder "Wirtschaftsmogul" zum zynischen Gewinnmaximierer! Aber wenn ein gewissenloser, machtgeiler Lump politische Macht bekommt oder ein zynischer Gewinnmaximierer als Bankier oder in der Wirtschaft "Karriere" macht ... dann passieren genau diese Dinge. Und die Selbsterhaltungskräfte eines komplexen Systems sorgen praktisch automatisch dafür, dass genau solche Leute mit diesem "Profil" bevorzugt in die entsprechenden Positionen gelangen.


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*: auch FIAT-Geld ist ein "Schuldtitel"!
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 02.02.2013, 15:48

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Datenreisender
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Globalisierung
Schwellenländer wollen Euro-Rettung stoppen

Beim Internationalen Währungsfonds ist ein offener Machtkampf ausgebrochen. Die Schwellenländer wollen mehr Macht, um zu verhindern, dass die globalen Finanzströme zu Euro-Rettung verwendet werden.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... g-stoppen/

Beitrag 02.02.2013, 16:46

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Argentum13
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@Ladon

smilie_01 für deine ausführliche Darlegung mit historischem Exkurs zu meinem knappen Statement. Daraus schließe ich, dass ich mit meiner Vermutung möglicherweise nicht ganz falsch liege.

Wenn das so sein sollte, dann ergibt sich daraus eine neue Frage, bzw. ein Sachverhalt, der nach einer Bewertung verlangt: Welches Selbstverständnis zeigen die politisch Verantwortlichen damit. Es ist sicher das Gegenteil der gerade in letzter Zeit immer und überall gewünschten "Transparenz". Als alter Westfale spreche ich da lieber von Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit oder Geradlinigkeit - bzw. dem Fehlen dieser Werte in der wichtigen Frage der Euro-Politik.

Wenn das nicht nur von mir so empfunden wird, erklärt das u.a. auch die Politikverdrossenheit. Offenbar wird mit dem politischen Handeln immer mehr Täuschen und Tricksen verbunden. Zusätzlicher Aspekt: Wo bleibt die politische Alternative? Nachdem bereits Kohl und Merkel immer intensiver und schneller die konservative Mitte geräumt und alles, was von der sozialdemokratisierten CDU als "rechts" wahrgenommen wird, denunziert haben (schön im Konsens mit fast dem gesamten politisch-medialen Komplex), bleibt für viele bürgerlichen Wähler nur die Resignation: Wählen wir halt das kleinere Übel.

Möchte nicht wissen, wie sich diese Entfremdung zwischen Politik und Bevölkerung auswirkt, wenn wir vom gegenwärtigen Schönwetter in Deutschland in anderes Fahrwasser geraten.

Hier noch ein Link zu einem lesenswerten Beitrag zur gegenwärtigen Euro- und Politikkrise:

http://www.matthiaselbers.de/docs/Das-Euro-Desaster.pdf
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Beitrag 02.02.2013, 18:35

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Silberhamster
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@argentum

http://www.matthiaselbers.de/docs/Das-Euro-Desaster.pdf

Ich habe mir die aAbhandlung ausgedruckt und gelesen, ist sehr interessant, lesenwert und leider auch lehrreich und stimmt nicht gerade optimistisch.
Silberhamster
Wahre Worte sind nicht schön, schöne Worte sind nicht wahr ( Laotse)

Beitrag 03.02.2013, 10:08

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MG 08/15
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Ja,alles Dinge die man so, oder so ähnlich schon kannte.
Aber wissenschaflich/ökonomisch sehr anschaulich erklärt.
Wenn auch sehr lang. Bin auch erst zur Hälfte durch.

Und welch Ironie.
Genau jetzt spricht der auch zitierte Prof. H.W. Sinn bei uns im HR1 Radio über den UnSinn €.
Bin schon gespannt.

Beitrag 07.02.2013, 19:13

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Argentum13
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Wenn es so kommt, wie in diesem Spiegel-Artikel avisiert, dann ist nicht nur das Sparen in Euroland passé, sondern das Gegenteil erwünscht, um die Eurozone international wettbewerbsfähiger zu machen. Es geht offensichtlich nur noch darum, welches Land / welcher Währungsraum seine Währung durch exzessive Geldmengenausweitung noch mehr gegenüber dem anderen abwertet.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 81956.html

Eine erneute Bestätigung für unser EM-Invest?
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Beitrag 08.02.2013, 12:59

Knoxler
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Wenn alle abwerten, hat wenigstens Simbabwe dann 'ne harte Währung.

Knoxler
wunderbar gehandelt: mit Ratatoeskr, rosab2000, DuraAce, Eligius, d.pust, kintaro

Beitrag 08.02.2013, 17:01

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Deichgraf
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Datenreisender hat geschrieben:Spanien und Griechenland müssen gegenüber dem Eurozonen-Durchschnitt um 30 Prozent billiger werden, damit sie wettbewerbsfähig werden.
Ja, die "Wettbewerbsfähigkeit". Eine bescheuerte Worthülse zur Verschleierung der wahren Probleme ist das.
Die Fähigkeit zum Wettbewerb sagt nichts darüber aus, wie groß die Chance ist, diesen Wettbewerb auch für sich entscheiden zu können. Sportlich : Dabei sein ist alles.

W-Fragen:

Was wollen die denn produzieren?
Womit wollen die das produzieren?
Wer soll das dann (wirklich= ohne Anschreiben (Marke "Target" u.a.) kaufen?
Wie stark sind die "Mit-Sportler"?

Foxconn-Länder? So lange wettbewerben, bis alle aus dem Fenster springen?

"Wettbewerbsfähigkeit" sollte man in diesem Zusammenhang mit "V" schreiben. "V" wie "Valium".
Etwas anderes steckt m.M. nach nicht dahinter, auch wenn es so erbauend nach Erfolg klingt.

Schlüssige Konzepte, die einen Erfolg mindestens plausibel erscheinen lassen, habe ich noch nicht vorgestellt bekommen.
Auch aus diesem Grund kaufe ich Gold.


@K: Hi javascript:emoticon('smilie_24')

Beitrag 11.02.2013, 11:01

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goldjunge01
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Asmussen erwartet Zypern-Hilfe bis Ende März

exklusiv Das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied, Jörg Asmussen, erwartet bis Ende März eine Entscheidung über Finanzhilfen für Zypern. Sie müsse in jedem Fall vor der Bundestagswahl getroffen werden.

http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 62540.html


EZB-Direktor drängt zu Zypern-Hilfe

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 58721.html

Beitrag 11.02.2013, 23:46

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Datenreisender
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Frankreich, Italien & Spanien sind am Ende: Euro-Crash ist nicht mehr aufzuhalten

Die Chancen, den Euro zu retten, stehen praktisch bei null. Frankreich, Spanien, Italien und viele andere Länder sind wirtschaftlich am Ende. Die Deindustrialisierung dieser Länder schreitet rasend schnell voran und die notwendigen Reformen zur Stabilisierung des Euroraums sind praktisch unmöglich. Südeuropa müsste seine Arbeitskosten um 20% senken und 40% der Staatsbediensteten entlassen, und sein Kapitalertrag müsste über dem von Deutschland und Osteuropa liegen – das ist Märchenstunde!

http://www.propagandafront.de/1156980/f ... alten.html

Beitrag 12.02.2013, 00:02

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Datenreisender hat geschrieben:Frankreich, Italien & Spanien sind am Ende: Euro-Crash ist nicht mehr aufzuhalten

Und auch hier:

EZB-Mahnung an HollandeFrankreichs Wirtschaft auf Talfahrt

http://www.focus.de/finanzen/news/konju ... 17353.html

Beitrag 12.02.2013, 14:34

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goldjunge01
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Portugal muss Milliarden zurückzahlen – aber wie?

Innerhalb von zwei Jahren muss Portugal seine Rückzahlungen mehr als verdoppeln. Die Gelder bei den Investoren einzusammeln könnte schwierig werden. Portugal läuft die Zeit davon, denn der Markt wird wieder nervöser.

http://www.handelsblatt.com/finanzen/bo ... 69848.html

Beitrag 12.02.2013, 22:23

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goldjunge01
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ESM reicht nicht: EU auf private Anleger angewiesen

Selbst wenn der ESM bereits mit Kapital in Höhe von 500 Milliarden Euro ausgestattet wäre, würden die finanziellen Mittel nicht einmal zur direkten Rekapitalisierung maroder Banken ausreichen. Daher wirbt die Eurogruppe um private Investoren.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... ngewiesen/

Beitrag 13.02.2013, 02:26

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MaciejP
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goldjunge01 hat geschrieben:Selbst wenn der ESM bereits mit Kapital in Höhe von 500 Milliarden Euro ausgestattet wäre, würden die finanziellen Mittel nicht einmal zur direkten Rekapitalisierung maroder Banken ausreichen. Daher wirbt die Eurogruppe um private Investoren.
Kann mir da mal einer die Logik hinter dieser Idee erklären? Also die Staaten können nicht einmal ausreichend Kapital aufbringen, um die aktuell verschuldeten Banken zu retten, von den zukünftigen mal ganz zu schweigen. Nun sollen private Investoren Geld beisteuern, das zusätzlich zur Stützung der maroden Banken eingesetzt wird. Dieses private Geld ist doch dann effektiv verbraten, wie soll das denn mit Zinsen zurückgezahlt werden (ich nehme mal an, das ist der Plan, mit irgendwas muss man die Investoren ja locken), wenn noch nicht einmal das vorhandene Geld für die Bankenrettung reicht?

Ich hätte ja verstanden, wollte man die privaten Investoren als "Hebel" missbrauchen, um das staatliche Geld dann nur für die zurückzuzahlenden Zinsen aufzuwenden. Aber so eine Bankenrettung ist nach meinem Verständnis nun kein klassisches Investment, das Zinsen abwirft und bei dem man auch irgendwann mal seinen Einsatz zurückbekommt. Vielleicht soll das auch sowas wie eine Dauerrente werden: Zahlen Sie heute 100 Mrd. Euro ein und kassieren Sie einen jährlichen Gewinn von 500 Mio. Euro - und das ein Leben lang!

Echt, ich versteh's nicht ... smilie_08

Beitrag 13.02.2013, 06:46

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MaciejP hat geschrieben:...
Echt, ich versteh's nicht
...
Eine Erklärung - oder wenigstens ein Baustein einer Erklärung - mag sein, dass in der alltäglichen Diskussion oftmals untergeht, dass "Banken" für internationale Großkonzerne (oder, wenn man es lieber so ausdrückt: die internationale Hochfinanz) ein wichtiges Instrument sind, das sie nicht verlieren wollen, vielleicht sogar basal benötigen.
Wenn man Dokumente aus dem späten 19. Jahrhundert sichtet, wird das noch deutlicher als es heute ist - die Verhältnisse waren eben noch etwas "geradliniger". Sowohl die Konzerne, die riesige Projekte stemmen wollen (von Eisenbahnbau damals über AKWs bis zum Rüstungsgut), wie auch diejenigen, die die Verfügungsgewalt (offizieller Besitzer muss man nicht sein - das macht eh nur Ärger) über große Mengen beweglichen Kapitals haben, brauchen das "Bankenwesen" (und die Politik) zu Realisierung ihrer Vorhaben. Da mag es es schon "Kräfte" geben, die an einer Bankenrettung interessiert sind, selbst wenn die kurz- bis mittelfristig für sich gesehen unrentabel ist. Letzten Endes kann man das über "Subventionen" (oder wie auch immer das dann konkret genannt wird) meist wieder reinholen: Abwrackprämie II gegen Engagement in so einem Privat-Bankenrettungsfond ... ich denke, so würde die Deals "behind the scenes" aussehen.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 13.02.2013, 09:25

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@ MaciejP

Ich verstehe den ESFS und den ESM so, dass das eingeworbene Geld eigentlich niemals zurück bezahlt werden soll, sondern das ganze Spiel läuft über Umschuldungen. Sollten die Pleiteländer sich wieder am Kapitalmarkt verschulden können, so nehmen sie dort Geld auf, um die ESFS&ESM-Anleihen zu bedienen. Jetzt fragt man sich, was private Investoren sind. Bisher sah die Struktur der Geldgeber beim EFSF etwa so aus:

Geographic breakdown Eurozone - 37%, Asia - 36%, UK - 11%, Others - 16%
Investor breakdown Central Bank/Govt/Sov wealth fund - 44%, Fund managers - 26%, Banks - 13%, Insurance - 10%, Pension fund - 3%, Others - 4%

http://eu.cbonds.com/emissions/issue/24651

Man könnte den Artikel so interpretieren, als dass die bisherigen Investoren nur noch wenig Lust haben, neue Papiere zwecks Umschuldung zu kaufen oder der ESM benötigt im Falle der zusätzlichen Bankenrettung soviel Geld, dass er schon jetzt weiß, dass die bisherigen "Ankerinvestoren" nicht bereit sind, noch mehr Kapital in die Rettungsschirme zu stecken. Sollte es nicht gelingen, neue private Investoren zu gewinnen, wird wohl die EZB den ganzen Schrott (ESM-Anleihen) aufkaufen müssen.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

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