Das Tilgen von Schulden ist in dem ganzen Spiel nicht unbedingt das Ziel.steff hat geschrieben:...
wäre es da nicht einfacher, man übernimmt die kompletten staatsschulden, somit hätte man eine feste größe zum rechnen, und gibt griechenland frei?
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Erstens weil dadurch die Geldmenge gesenkt wird (jeder Schuld steht ein entsprechendes "Guthaben", bzw. eine Forderung gegenüber), was durchaus Folgen haben kann. Und wir reden hier nicht von imaginärer Geldvernichtung wie sie bei "fallenden Kursen" stattfindet (Da wird eben gerade kein Geld "vernichtet", obwohl es den Kleinanlegern immer glauben gemacht wird). Nein, hier ist ganz konkret von Reduzierung der Geldmenge die Rede.
Zweitens weil es die Zinsen sind, die das Geschäft (für die Banken, die den Griechen die Kohle rübergeschioben haben) ausmachen! Tilgung ist "langweilig". Bei jedem Standard-Privatkredit zahlst du ZUERST die Zinsen, dann erst wird getilgt - was ja nur bedeutet, dass es die Zinsen sind, auf die es den Banken ankommt, denn das ist Geld, das du erarbeiten musst. Das verliehene Geld selbst haben die Banken (sehr vereinfacht ausgedrückt, denn der Prozess ist erheblich komplexer als es oft dargestellt wird) "am Anfang des Tages" erschaffen. Ob das zurück kommt, ist zweitrangig.
Drittens bedeutet Schuld auch Abhängigkeit. Ist also ein Mittel zur Machtausübung.
Wenn man mal nach Portugal blickt, wird das (soweit ich das beurteilen kann, Portugal interessiert mich ein wenig) viel klarer als in der "Causa" Griechenland. Die Hellenen haben schon geschummelt als sie dem Euro beigetreten sind, das ist augenscheinlich klar. Die Portugiesen bemühen sich aber wirklich. Da ziehen Politiker jeder Coleur an einem Strang, die öffentliche Meinung geht dahin, dass man bereit ist "den Gürtel enger zu schnallen" (und reich sind die wahrlich nicht, die Portugiesen) ... aber "die Märkte" honorieren das nicht. Und so werden, einer nach dem anderen, die Staaten wohl ihrer Souveränität beraubt.
Dabei liegt für mich persönlich die Betonung auf "beraubt", denn ich bin eigentlich (und insoweit z.B. einer Meinung mit dem alten H.W.Sinn) ein Befürworter der europäischen Einigung. Und es ist also die Art und Weise, wie diese "Einigung" vorangetrieben wird, die indiskutabel ist. Da darf man sich in erster Linie bei Kohl bedanken, dessen grundlegendes Credo es ja war, dass man "Einigung" erkaufen kann.