Sozialismus für Reiche
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https://www.infosperber.ch/Artikel/Wirt ... hmerrisiko
habe ich heute beim infosperber gefunden. Lesenswert und diskussionswürdig.
Bei der aktuellen und sich immer weiter beschleunigenden Schlagzahl der Ereignisse wird es aber nicht mehr lange dauern.
Und wer die Zeche zahlt dürfte klar sein.
Wir leben in einer hochkomplexen Massen- und Technologiegesellschaft. Zu meinen, man könnte dieses fragile System einfach mal so in Richtung "Klimaneutralität" und "soziale Gerechtigkeit" umbauen, wird vermutlich mehr schaden anrichten, als derzeit angerichtet wird.
Es kann über Subventionen für bestimmte Wirtschaftszweige sicherlich und mit Recht gestritten werden, aber was passiert denn, wenn man dieses System einfach mal umbaut? Der Artikel nennt an einer Stelle mal mögliche Folgen:
"Würden die wahren Kosten des Öls auf die Benzinpreise umgelegt, wäre Autofahren für die meisten Menschen kaum noch bezahlbar."
Aha. Was machen dann die Leute in vielen Kleinstädten und Dörfern, die über keinerlei Bahnanschluss in der Nähe verfügen, aber morgens zur Arbeit müssen oder irgendetwas einkaufen müssen, z.B. im 10 Kilometer entfernten Supermarkt? Müssen sie zu hause warten, bis irgendwann mal Schienen gebaut werden? Was passiert, wenn die Handy-Firma plötzlich pleite ist? Ist dann Oma nicht mehr erreichbar? Oder der Pharma-Konzern? Nur noch Kamillentee trinken statt Blutdruckpräparate einnehmen? Oder wenn der Strom ausfällt, weil es mit der Windkraft sich so perfekt funktioniert hat?
Zitat aus dem Artikel:
Es wird nichts darüber verraten, in welche Branchen und Unternehmen denn die Produktion verlagert würde? Wären diese wirtschaftlich? Könnten sie ihren Arbeitnehmern einen ausreichenden Lohn zahlen? Oder sind das Arbeitsplätze für 2 Euro Mindestlohn? Wer bezahlt zudem die "gemeinwohlorientierten Aktivitäten"? Denn irgendetwas muss ja produziert werden, um derlei Dienstleistungen (Kinderbetreuung, Sozialarbeit usw.), die keine Güter herstellen, zu "subventionieren". Bildung kann man schon heute erwerben. Bibliotheken, das Schulsystem, das Internet sind weitgehend kostenlos. Wer sich bilden möchte, für den ist Deutschland ein Paradies. Inwiefern soll also durch mehr Geld, das z.B. an Lehrer fließt, mehr Bildung entstehen? Und meint der Autor wirklich, mit bäuerlicher ökologischer Landwirtschaft (die ich übrigens durchaus sehr begrüße) eine wachsende Milliardenbevölkerung angemessen ernähren zu können? Die industrialisierte Landwirtschaft und Massentierhaltung sind ja die Reaktionen auf eine wachsende Weltbevölkerung. Mit einer Landwirtschaft auf dem Niveau der 40er Jahre wäre diese gar nicht mehr ausreichend mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Von dem hiesigen Niveau mit vollen Supermarktregalen, Bananen, Kiwi, Mangos, Rinderrouladen, Kabeljau usw. ganz zu schweigen."Erstens würde die Produktion in Branchen und Unternehmen verlagert, die ohne Subventionen auskommen, jedoch ebenfalls mindestens so viele Arbeitsplätze brauchen würden. Und zweitens, weil man mit demselben Geld genauso gut andere, gemeinwohlorientierte Aktivitäten fördern könnte, bei denen pro eingesetztem Euro oft sogar weit mehr Arbeitsplätze entstehen, etwa im Gesundheitsbereich, im öffentlichen Verkehr, in der Bildung oder der bäuerlichen ökologischen Landwirtschaft."
Ich habe auch keine einfache Lösung aus dem Dilemma. Und selbstverständlich muss der globalistischen Finanzelite Einhalt geboten werden. Aber für mich sind Artikel im Stil des obigen Links der falsche Weg. Es sind nämlich mehr oder minder nur Subventions-Umstrukturierungsforderungen von irgendwelchen Linken. Statt den bösen Konzernen wollen sie das Geld lieber ihrer rot-grünen Anhänger-Klientel zukommen lassen. Das akademische Proletariat aus den Studenten der Sozialwissenschaften muss möglichst flächendeckend mit Betreuer- und Pädagogen-Jobs versorgt werden. Das sind dann Leute, die vom Szene-Viertel mit dem Fahrrad zur Kita fahren, danach vegane Bio-Kost beim Gemüsehändler einkaufen und meinen, dass auf diese Weise die Welt funktioniert. Dass so aber unser Wohlstandsniveau nicht mal ansatzweise zu halten sein wird, ist diesen Leuten gar nicht bewusst. Liesse man sie gewähren, würde es vermutlich in einer großen Katastrophe enden.
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So lange Staaten diese Ungleichgewichte nicht abschaffen, sind Politiker Steigbügelhalter des Großkapitals.
- IrresDing
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Ja, ich stehe auch sehr kritisch dem Lobbyismus entgegen. Und nein, es ist nicht alles gut.
Aber das kanns dann auch nicht sein. Auch lässt sich der Artikel nicht mit der (deutschen) Realität vereinbaren.
Es gibt also nur Sozialismus für die Reichen? Komisch. Über die Hälfte des Bundeshaushalts wird für Soziales ausgegeben.
Die Wirtschaft beteiligt sich nicht an der Gesellschaft? Komisch. Lohnnebenkosten in Höhe von 21% sind also keine Zahlungen in die Sozialtöpfe? Man lernt nie aus.
Die Reichen haben ein "bedingungsloses Maximaleinkommen", dass von Fehlentscheidungen entkoppelt ist? Komisch. Im Dax sind 30 Unternehmen. Seit 1988 hat davon die Hälfte der Aktiengesellschaften gewechselt (Umfirmierungen und Wiederaufstiege bereits eingerechnet). Firmen kommen und gehen. Marktmächte kommen und gehen. Oder was wurde aus der Deutschland AG? Oder ich erinnere an Flick.
Und so gehts durchweg weiter. Es ist populistisches Geschwätz das nur darauf abzielt zu polarisieren und einfache Geister zu haschen. Hinter vielen Dingen stecken natürlich Interessen. Aber Interessen per se als falsch zu werten ist auch kindisch. Natürlich hat die deutsche Wirtschaft Interessen. Gerne sogar.
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- 10 Unzen Mitglied
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http://www.wahrheitssuche.org/konzerne.html
http://www.focus.de/finanzen/steuern/st ... 21589.html
Natürlich gibt es unzählige mittelständische und kleine Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. War die Tage selber bei einer Jubiläums Veranstaltung einer VoBa, die natürlich keine Gewinne ins Ausland verschiebt und ihrer Verantwortung gerecht wird."Wenn Unternehmen ihre Steuern umgehen, zahlt am Ende die Öffentlichkeit", sagt Michelle Surka vom US Public Interest Research Group Education Fund. Die Konzerne zahlten im Ausland im Schnitt sechs Prozent Unternehmenssteuern, in den USA wären es 35 Prozent. Deshalb entgingen dem Fiskus 620 Milliarden Dollar. 72 Prozent der im US-Aktienindex Fortune 500 notierten Konzerne betrieben zudem Tochtergesellschaften in Steueroasen wie Bermuda oder den Caymans.
Ich habe in meinem Umfeld eine Selbstständige, die ein Kaffee betreibt, sich jeden Tag den A**** aufreißt, auf einen Stundenlohn jenseits von gut und böse kommt, brav trotzdem ihre Steuern und Abgaben (BGN, IHK etc.) bezahlt. Und dann kommt die Kette aus Seattle und ver@rscht so richtig alle.
Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... ickst.htmlWährend nationale Kaffeehausketten und kleine Cafés bis zu 30 Prozent ihrer Gewinne an den Staat abgeben, hat Starbucks mit einem auch für Steuerbehörden kaum zu durchdringenden Geflecht aus Holdings und Tochtergesellschaften einen Weg geschaffen, kaum Steuern zu zahlen.
Nur ein Beispiel von unzähligen.
http://www.n-tv.de/politik/Mehr-Beschae ... 81126.html
ist natürlich auch alles erfunden und gelogen.
- IrresDing
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Versuch mich hier bitte nicht in eine der beiden Seiten zu schieben. Ich bin und bleibe irgendwo in der Mitte. Dogmen, einfache Antworten und Grabenkämpfe sind meist eines: falsch.
http://www.rottmeyer.de/alles-kaputt-ni ... vergessen/
Niedriglohnempfänger, die sich stehts bemühen, werden anspruchslos rausgeschmissen.
Leider falschgullaldr hat geschrieben:Die industrialisierte Landwirtschaft und Massentierhaltung sind ja die Reaktionen auf eine wachsende Weltbevölkerung.
industrialisierte Landwirtschaft und Massentierhaltung finden in den reichen Industrieländern statt, die wachsende Weltbevölkerung dagegen hauptsächlich in den Ländern, die froh wären, sich Landwirtschaft auf dem Niveau der 1940er Jahre Europas leisten zu können.
Es geht auch gar nicht darum, einen wachsenden Bedarf an Lebensmittel abzudecken. Es geht nur und ausschließlich um den Verkauf immer größerer Mengen an Dünger und Leistungsfutter sowie um immer billigere Produktion zur Gewinnaximierung. Was glaubst du wohl, warum allein in der EU jährlich hunderte Millionen Tonnen Agrarprodukte vernichtet werden, nur um die Preise hoch zu halten, während gleichzeitig der ach so tolle "wir lieben Lebensmittel"-Markt (ja genau, derjenige, der soooo auf regionale Prodkte setzt) Kartoffeln aus Ägypten und Äpfel aus Chile im Laden hat? Und das mitten in der mitteleuropäischen Erntezeit! Ganz sicher nicht weil diese Kartoffeln und Äpfel besser wären als unsere - sie sind samt Transport NOCH BILLIGER und damit der Gewinn noch größer!
IrresDing hat geschrieben:Dogmen, einfache Antworten und Grabenkämpfe sind meist eines: falsch.
Obwohl... könnte man jetzt auch wieder als Dogma sehen...
Ich sehe da keinen Widerspruch. Dass Nahrungsmittelkonzerne und Supermärkte gewinnmaximierend arbeiten, ist natürlich gar nicht in Abrede gestellt.Klecks hat geschrieben:industrialisierte Landwirtschaft und Massentierhaltung finden in den reichen Industrieländern statt, die wachsende Weltbevölkerung dagegen hauptsächlich in den Ländern, die froh wären, sich Landwirtschaft auf dem Niveau der 1940er Jahre Europas leisten zu können.
Es geht auch gar nicht darum, einen wachsenden Bedarf an Lebensmittel abzudecken. Es geht nur und ausschließlich um den Verkauf immer größerer Mengen an Dünger und Leistungsfutter sowie um immer billigere Produktion zur Gewinnaximierung. Was glaubst du wohl, warum allein in der EU jährlich hunderte Millionen Tonnen Agrarprodukte vernichtet werden, nur um die Preise hoch zu halten, während gleichzeitig der ach so tolle "wir lieben Lebensmittel"-Markt (ja genau, derjenige, der soooo auf regionale Prodkte setzt) Kartoffeln aus Ägypten und Äpfel aus Chile im Laden hat? Und das mitten in der mitteleuropäischen Erntezeit! Ganz sicher nicht weil diese Kartoffeln und Äpfel besser wären als unsere - sie sind samt Transport NOCH BILLIGER und damit der Gewinn noch größer!
Gerade aber diejenigen, die von Geburtenkontrolle wenig hören wollen, sind doch oft jene, die sagen, die landwirtschaftliche Produktion würde für die ganze Welt reichen, also niemand müsse Hunger leiden, wenn alles nur richtig verteilt würde. Das funktioniert zwar in der Praxis nicht, aber zumindest theoretisch geht das bei einer wachsenden Weltbevölkerung nun einmal nur auch über ein Wachstum der Produktion.
Die hiesige landwirtschaftliche Produktion hat sich gegenüber dem Jahr 1900 verdreifacht. Würden wir noch auf dem Niveau der Kaiserzeit Landwirtschaft betreiben (wofür sicher ökologische Gründe sprechen würden), wäre der allgemeine Wohlstand deutlich niedriger, weil viel mehr Geld für Nahrung ausgegeben werden müsste. Und das bei der Gefahr von Hungersnot aufgrund der gegenüber 1900 auch weit geringeren Anbaufläche im Vergleich zur Bevölkerungszahl.
http://www.bauernverband.de/12-jahrhundertvergleich
- Kursprophet
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https://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%B ... eutschland
- IrresDing
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Man erlebt es doch auch hier oft: Von Aktien wird hier im Forum meist kategorisch abgeraten. Nur Gold und Silber ist Wahres. Aber was haben denn die Reichen? Anstatt das Geld in Produktivkapital zu stecken, wird sich eher die nächste kreditfinanzierte Konsumausgabe geleistet. Warum sieht man denn die fetten SUVs von Porsche in den Städten? Ein günstiger Dacia ist doch meist undenkbar für die Mittelschicht.
Mit genau dieser Einstellung gehört meine Familie wohl heute zur oberen Mittelschicht oder Oberschicht. Ein Auto, Billiges Auto, bescheidenes Heim, NIE Konsumkredite. Und wir verdienen keine 6stelligen Gehälter.
Immer zu behaupten Ungerechtigkeiten wären von jeder persönlichen Entscheidung abgekoppelt, ist nicht objektiv. Viel mehr sollten sich viele überlegen, was denn die Mittelschicht zu Zeiten niederer Ungleichverteilung an Ansprüchen hatten. Selbstkritik tut meist weh, ja.
Was aber erreichbar mit normalem Gehalt ist, sieht man heute praktisch an Beispielen die teils mit Mitte ihres Lebens nicht mehr auf ein Erwerbseinkommen angewiesen sind.
Wir haben einerseits eine Überproduktion, mit der wir halb Afrika ernähren könnten, die aber einzig und allein dem Zweck dient, die Erzeugerpreise pervers niedrig zu halten. Andererseits wird diese Überproduktion dann aus Subventionsmitteln(!) von der EU angekauft und vernichtet, einzig und allein mit dem Zweck, die Endverbraucherpreise künstlich hoch zu halten.
Anders gesagt: Mit unseren Steuergeldern zahlen wir für Massenzucht und Massenschlachtung unter ekelerregenden Bedingungen für minderwertiges Fleisch, das anschließend verbrannt wird und für den Raubbau an der Natur zur Erzeugung von minderwertigem Obst und Gemüse, das anschließend im Meer versenkt wird. Und das alles nur damit die großen Handelsketten noch fettere Gewinne einstreichen können.
Und jetzt erklär mir mal, was das mit der wachsenden Bevölkerung zu tun hat.
Das hängt aber auch ganz entscheidend davon ab wo du lebst. In München oder Stuttgart zählen 2/3 der Erwerbstätigen zu den Besserverdienern laut Bundesdurchschnitt. Das hilft dir nur nicht viel wenn nach Abzug der horrenden Miete weniger übrig bleibt als dem Normalverdiener in Bottrop.IrresDing hat geschrieben: Was aber erreichbar mit normalem Gehalt ist, sieht man heute praktisch an Beispielen die teils mit Mitte ihres Lebens nicht mehr auf ein Erwerbseinkommen angewiesen sind.
Bezüglich der finanziellen Überheblichkeit und der alles-auf-Pump Mentalität gebe ich dir allerdings Recht. Ich wundere mich auch immer wieder wie überrascht manche Leute sein können weil ihnen plötzlich 500 Euro monatlich fehlen. Dabei kostet die neue Waschmaschine doch bloß 'nen Fuffi im Monat. Und die zwei neuen iPads auch nur nen Fuffi. Und das schicke neue Auto nur 99 Euro. Und der Urlaubskredit auch nur....
Die Aufpumplebenmentalität ist ja nun keine Erfindung der kleinen Leute, sondern der Finanzindustrie. Das erzeugt eine Wohlstandsillusion, weil sich ja jeder alles leisten kann. So dreht sich das Rad noch eine Weile weiter.
Dass die Leute keine Ahnung von Geldsystem und Finanzen haben, ist doch so gewollt. Dass nichts darüber vermittelt wird fängt in der Grundschule an und hört an der Uni nicht auf
Dass wir mit unserer Überproduktion halb Afrika ernähren könnten bezweifle ich. Das habe ich klar gemacht. Das mag als Zahlenspiel funktionieren, wird aber spätestens an der Logistik (Transport) scheitern. Zudem wäre es nicht wünschenswert, weil es die dortige Landwirtschaft noch stärker unter Druck setzen würde.
Das ganze Problem ist komplex. Und es scheint mir die Vorstellung nicht so einfach, als dass da eine korrumpierte politische Gruppe existiert, der es nur darum ginge Bauern auszupressen und Waren teuer zu verkaufen. Auch dass die Steuerzahler für die staatlichen Ankäufe draufzahlen, wird in anderen Quellen nicht so gesehen, da dort wohl Milchüberschüsse durch Überproduktion günstig aufgekauft würden, bei einer Beruhigung des Marktes aber teuerer wieder verkauft würden. Eine Schwierigkeit stellen aber wohl problematische Quotenregelungen dar, zudem die Fixierung auf den Export.
Hier einige Links, und mehr kann ich zu diesem hochkomplexen Thema auch gar nicht beitragen:
https://www.pfaelzischer-merkur.de/regi ... id-2052784
http://www.taz.de/!5431560/
http://www.eu-info.de/europa/EU-Agrarpolitik/
https://deutsche-wirtschafts-nachrichte ... ernichten/
https://www.bund.net/landwirtschaft/eu- ... tik/milch/
Schön, dass Du meiner Kernaussage zustimmst.Klecks hat geschrieben:Natürlich könnten wir uns heute mit den Methoden von 1900 nicht mehr ernähren.
Das klingt etwas wie: am Alkoholismus sind die Brauereien schuld. Es ist doch jeder für sich selbst verantwortlich, egal wie sehr die Finanzindustrie ihn versucht zu verführen. Ich stimme dir ja zu, dass die Wirtschaft wie auch der Staat von dieser finanziellen Unwissenheit der Leute profitieren. nur entbindet das doch nicht davon, sich selbst mal zu informieren, wenn das in der Schule nicht passiert. Gerade heute ist das doch einfacher denn je. Bei Kindern/Jugendlichen sind dann entsprechend die Eltern gefragt. Es gibt ja auch genügend Leute, bei denen das funktioniert, die vom Elternhaus einfach ein völlig anderes Mindset mit ins Leben gegeben bekommen haben. Sich nur darauf auszuruhen, die anderen (üblicherweise Staat und Wirtschaft) sind schuld an der eigenen Misere, finde ich zu einfach.Mehrgoldfüralle hat geschrieben:Die Aufpumplebenmentalität ist ja nun keine Erfindung der kleinen Leute, sondern der Finanzindustrie.
Der Link vom Bauernverband war halt nur... nennen wir es mal suboptimal. Ein Beispiel daraus:
Dieser Satz suggeriert, dass Deutschland trotz der extremen Industrialisierung seiner Landwirtschaft nicht in der Lage wäre, sich selbst zu ernähren. Fakt ist jedoch:Trotz dieser starken Produktivitätssteigerung blieb Deutschland stets ein Nettoimportland an Agrar- und Ernährungsgütern.
- Wir exportieren hundertausende Schweine nach Italien, nur um sie als Pamaschinken wieder zurück zu kaufen.
- Wir exportieren unsere Kartoffeln als billiges Mastfutter nach Russland, während wir mitten in der deutschen Erntezeit Kartoffeln aus Ägypten und Israel einführen.
- Wir importieren -ebenfalls mitten in der deutschen Erntezeit- Äpfel aus Chile, Argentinien und Neuseeland, während deutsche Obstbauern über massive Absatzprobleme klagen.
- Und wir vernichten Abermillionen Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse weil wir weit mehr produzieren als wir verbrauchen und exportieren. Und weil dank subventionierter Vernichtung der Import von Produkten, die wir eigentlich auch selbst im weit ausreichenden Maße anbauen, ein aüsserst einträgliches Geschäft für die Großkonzerne darstellt.
Jetzt sieht die Sache mit dem Nettoimportland schon ganz anders aus, oder?
Mit "halb Afrika ernähren" meinte ich auch nicht, wir karren einfach das überschüssige Zeugs da rüber und sind alle Probleme los. Ich wollte damit nur aufzeigen, in welchen erschreckendem Umfang inerhalb der EU Lebensmittel vernichtet werden.
gullaldr hat geschrieben: Auch dass die Steuerzahler für die staatlichen Ankäufe draufzahlen, wird in anderen Quellen nicht so gesehen, da dort wohl Milchüberschüsse durch Überproduktion günstig aufgekauft würden, bei einer Beruhigung des Marktes aber teuerer wieder verkauft würden.
Klingt toll, nicht? Die EU hift nicht nur den Bauern, sie macht dabei auch noch Gewinn, entlastet also den Steuerzahler. Wow! Hätte man den Brüsseler Bürokraten gar nicht zugetraut!
Ätsch, muss man auch nicht
Denn wenn das in der Praxis funktioieren würde, warum verbrennt die EU dann jedes Jahr Millionen Tonnen Butter? Früher wurde die angekaufte Milch jedes Jahr im Advent wenigstens noch als Weihnachtsbutter verkauft aber das wurde mittlerweile auch eingestellt weil entspricht es ja nicht den Gewinninteressen der Großmolkereien entspricht. Wenn etwas zu gut klingt um wahr zu sein, ist es meist auch zu gut um wahr zu sein (Erwerbsregel Nr. 117).
Der Knackpunkt ist: Es gibt keine Marktberuhigung, niemals, denn die ist auch gar nicht gewollt. Die Überproduktion wird nicht abgebaut, das würde nur die Einkaufspreise für die Großkonzerne erhöhen. Milchquoten und billigste Importe aus EU-Anrainerstaaten sorgen im Gegenteil noch dafür, dass die Überschüsse kontinuierlich steigen.
Natürlich können wir nicht zurück zu den Methoden von 1900. Das wäre auch ziemlich schwachsinnig; damals wurden Pflüge von Pferden gezogen und Getreide von Hand gedroschen. Aber ein Abbau der subventionierten Vernichtung würde schon einiges bewegen. Wenn die Bauern endlich mal entsprechend der Verbraucherpreise bezahlt würden, bräuchten sie ihr Einkommen nicht mehr nur über die Masse generieren. Wir könnten tiergerechter, ökologisch verträglicher und qualitativ hochwertiger produzieren ohne dass irgendetwas teurer oder knapper werden müsste.
Doch was passiert tatsächlich? Weihnachtsbutter wird abgeschafft weil das die Gewinne von Müllermilch schmälert. Stattdessen werden unvorstellbare Mengen in Kraftwerken verheizt, damit die Preise weiter steigen. Allein in den letzten 12 Monaten ist die Butter um 70% teurer geworden. In den letzten 10 Jahren hat sich der Butterpreis verdreifacht - im gleichen Zeitraum wurde der Milchpreis für die Bauern von 20 auf 18 ct/Liter gedrückt! Hauptargument der Preisdrücker: In den EU-Arainerstaaten gibt's die Milch noch billiger.