Frage zum US-Gold anno 1877

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

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Beitrag 17.04.2013, 19:44

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Ladon
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Vielleicht kann jemand die Info aus dem Ärmel schütteln ...

Als es damals (Mitte der 1870er Jahre) darum ging, ein "Einlöseversprechen in Gold" für den Dollar zu installieren, brauchte man in Amerika Gold. Viel Gold (ich glaube um die 100 Millionen Dollar - damals eine ungeheure Summe). Man stritt zu jener Zeit um die Greenbacks (mit denen Lincoln den Bürgerkrieg bezahlte, um es mal recht einfach auszudrücken), in Europa hatte die Entscheidung des ersten deutschen Nationalstaates für einen Goldstandard eine Art Kaskade "pro Goldwährung" ausgelöst und die USA gedachten mitzuspielen.

Das Absurde an der Situation ist, dass die USA sich das notwendige (Reserve-) Gold leihen mussten - verzinst natürlich. Und selbstredend von privaten Banken (das heutige Zentralbankkartell war ja erst im Entstehen) und die Goldstandard-Zentralbanken konnten ja ihren Goldkern nicht einfach abgeben, das hätte ja eine Deflation unkontrollierbaren Ausmaßes ausgelöst. Drängt sich doch die Frage auf: Wer war das eigentlich, der davon profitiert hat?

Weiß jemand, welche Banken - ich mutmaße europäische - an der Pro-Gold Entscheidung der USA durch diese Transaktion "verdient", möglicherweise die (politische) Entscheidung im Vorfeld deswegen sogar beeinflusst haben?
Danke.


P.S.
Die Greenbacks verloren übrigens entgegen aller Erwartung trotzdem kaum an Wert - im schlimmsten Fall lag die Quote kurzfristig bei 100:104; konsolidierte dann auch wieder - und sind (theoretisch) bis heute im Umlauf und gültig.
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Beitrag 17.04.2013, 20:10

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goldjunge01
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Ladon! Du hast eine Frage?

Das habe ich ja noch nie hier erlebt.

Ich kann dir leider nicht helfen, weil ich nicht mal weiß, worum es überhaupt geht.

Bin mal gespannt.

smilie_38

Beitrag 17.04.2013, 20:28

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Ladon
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Ich hab' die Hoffnung, dass ich mir Zeit sparen kann ...

Aber ich antworte mir auch selbst, sobald ich es herausgefunden habe smilie_20
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Beitrag 17.04.2013, 20:42

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maxmax
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War es nicht Englang die raus aus Silberstandard zum Goldstandard sehr aktiv waren?
Steht nicht in der am.Verfassung das 1 Dollar 24g Silber sind und nicht Gold?
Hat nicht England viel Silber an Asien durch Handelsdefizite verloren, (nicht nur China Boxer-Opium)
aber selbst viel Gold durch Australien, Kanada, S-Afrika und Indien besessen, als der Kurs Au-Sb 1:15 stand?

Zu Deiner Frage welche Bank, das weiss ich nicht, vielleicht hilft dir welche Staatmacht profitierte:
England

Dorothy silbernen Schuhe tanzend auf der goldenen Strasse im Zauberer von Oz. kennst Du bestimmt.

Beitrag 17.04.2013, 21:28

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k1
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goldjunge01 hat geschrieben:Ladon! Du hast eine Frage ?
Good old Cicero gibt wieder einmal die Antwort, lieber Goldjunge, mit seinen sechs Fragen „de interventione:
quis, quid, quomodo, ubi, quando, cur “:
Nachdem das wer, was ,wie , wo wann geklärt wurde , ....
Aber ich antworte mir auch selbst, sobald ich es herausgefunden habe
.....bleibt nur noch die Frage nach dem cur, dem „warum´dn überhaupt “ ?

...nicht nur mir fällt das schon länger auf,
und etliche kluge Köpfe haben sich leider aus diesem Forum zurückgezogen.
Wo steckt übrigens nameschonweg?
Ich vermisse seine konstruktiven Beiträge.


K1
Just landed at John Galt´s gulch,

gern gehandelt mit silberbaron

Beitrag 17.04.2013, 21:38

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Sinjawski
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Nein, keine Antwort, aber ein interessanter Blick 100 weitere Jahre zurueck, auch damals - 1776 - musste sich Amerika Geld leihen. Aus den Fakten machte Lion Feuchtwanger (liest man den heute noch?) sein hoechst kurzweiliges Buch "Waffen fuer Amerika", Erinnerungen an frueheres Lesevergnuegen...
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_F%C3%B ... m_Weinberg

Falls Dich die Suche nach Antworten zu sehr anstrengt, hier hast Du einen schoenen Schmoeker zum entspannen.
Half of what he said meant something else,
and the other half didn't mean anything at all.
(Rosencrantz And Guildenstern Are Dead)

Beitrag 18.04.2013, 20:32

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Ladon
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Falls es jemanden interessiert. Hier das, was ich auf die Schnelle finden konnte. Bin allerdings nicht zur "Primärquellenebene" vorgestoßen (das wäre dann schon Arbeit).

Also: Ein europäisches Bankenkonsortium war offensichtlich sehr daran interessiert und mit subversiven Mitteln tätig, das Staatsgeld der USA zu destabilisieren, bzw. eine Golddeckung zu erzwingen. Man muss dazu sagen, dass die Greenbacks schon einigermaßen funktioniert haben. Nicht immer und überall, aber im Großen und Ganzen schon - und wie gesagt, theoretisch laufen sie noch heute um, weil die Verpflichtung für Banken besteht, sie wieder auszugeben.
Seligman Brothers, Morton Bliss & Co., Rothschild, Drexel Morgan & Co. - das sind die Namen die da auftauchen. Dieses europäische Bankenkonsortium verfügte offensichtlich über eine Menge "freien Kapitals" in Form von Goldgeld. Die stete Ausweitung des Kreditgeldsektors in Europa hatte monetäres Gold aus dem Verkehr gezogen. Über die (privaten) Zentralbanken zu den Geschäftsbanken, die oft sogar ein und dieselben waren. Dieses Kapital suchte eine Anlagemöglichkeit und ein Goldkern für die Währung der USA muss den Bankiers wie ein Eldorado erschienen sein. Wenn du richtig Geld verdienen willst, musst du Geschäfte mit Staaten machen. Das ist eine uralte "Weisheit".
Wie auch immer. 1877 stellte Finanzminister Sherman einen Bedarf von Gold in Höhe von etwa 96 Mio Dollar fest, die irgendwie beschafft werden müssten, um eine ausreichende Deckung zu erlangen, welche die real auftretenden Einlösewünsche erfüllen könne (viel zu hoch, wie sich heraus stellte) und nahm Verhandlungen mit dem genannten Konsortium auf. Der Protest amerikanischer Banken von dem Geschäft ausgeschlossen zu sein verpuffte wirkungslos. Der "Deal" kam zustande.

Und mit einigermaßen Erschrecken sehen wir, wie die Einführung eines Goldstandards für eine Währung sich im Hintergrund als die Übernahme - oder wenigstens Verpfändung - eines hoheitlichen Rechtes der Nation herausstellt.

Eine Übernahme, die von europäischen Banken durchgeführt wurde, die die notwendigen Mittel (einen Haufen Gold) direkt aus den Volkswirtschaften entnehmen konnten in denen sie als Kontrolleure oder schlicht Besitzer der Zentralbanken das dortige Geldwesen steuerten. Und wo sie durch Teildeckungssysteme und vor allem durch immer neue Kreditgeldinstrumente den Geldverkehr entmetallisiert hatten, so dass diese "Entnahme" in physischem Gold tatsächlich durchführbar war. Gold, das umgehend benutzt wurde um in der aufstrebenden Macht USA eben genau wieder Zugriff auf das Geldwesen zu finden. Die Geschichte zeigt, dass die Aktion schließlich (1913) mit der FED Gründung abgeschlossen werden konnte.
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Beitrag 18.04.2013, 20:53

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goldjunge01
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Genau das habe ich auch gerade herausgefunden.

Leider war ladon schneller.

smilie_10

(Woher kommt der Name Ladon her?)

Beitrag 18.04.2013, 21:18

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Ladon
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Das ist der Wächterdrache des Gartens der Hesperiden; der mit den goldenen Äpfeln (wenn ich mich nicht irre)
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Beitrag 18.04.2013, 22:22

Tandem
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An die goldenen Äpfel kann ich mich nicht erinnern; aber daran, daß dieser Ladon angeblich acht (?) Köpfe hatte, was mich in meiner lange zurückliegenden Schulzeit schon schwer irritiert hat- Konsensfindung offensichtlich schwierig.

Beitrag 19.04.2013, 08:13

Hermes
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Ladon hatte doch hundert Köpfe, oder?

Beitrag 19.04.2013, 09:51

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Titan
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Ladon hat geschrieben:Das ist der Wächterdrache des Gartens der Hesperiden; der mit den goldenen Äpfeln (wenn ich mich nicht irre)
Für Tandem und Hermes....
schaut mal ZWEI JAHRE zurück im Forum....unter Stichwort...
12.04.2011
Ladon hat Folgendes geschrieben:
@ Paktolos
"Paktolos" ... hm ... das war der Fluss, in dem Midas gebadet hat um die Gabe alles zu Gold werden zu lassen wieder loszuwerden, oder?
Kann ich mit meinem Wissen um die Mythologie angeben - oder blamier' ich mich grade? (So als "Ladon", meine ich)

Meine Antwort:
Jetzt endlich passt meine Frage,werter Ladon:welche von den vielen Möglichkeiten ist die Deinige?
(Vermutung: Mehrköpfig....)
Ladon (griechisch Λάδων) ist:
in der antiken Mythologie:
-ein mehrköpfiger Drache, der die Äpfel der Hesperiden bewachte, siehe Ladon (Mythologie)
-ein Flussgott in Arkadien, Sohn des Okeanos und der Tethys, siehe Ladon (Flussgott)
-einer der Hunde des Aktaion, die diesen zerrissen, als er von Artemis in einen Hirsch verwandelt wurde
-einer der Gefährten des Aeneas, der von Halesus, dem König der Aurunker getötet wird (Vergil Aeneis 10.413)
in der antiken Geographie:
ein Nebenfluss des Alpheios, heute Ladonas
ein Nebenfluss des Peneios (heute Pinios) auf der Peloponnes, siehe Ladon (Peneios)
ein Nebenfluss des Billaios (heute Filyos) in Bithynien, heute Devrek Çayı
Außerdem:
Ladon (Loiret), eine Gemeinde im Departement Loiret in Frankreich (wohl kaum)
der Drachengott in dem Videospiel Breath of Fire III

Habe Ich was vergessen
T.

Beitrag 19.04.2013, 09:59

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Titan
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Wohnort: Berlin
Hermes hat geschrieben:Ladon hatte doch hundert Köpfe, oder?
Ne,ne.....Du meinst wohl den hundertäugigen Wächter "Argos" (lat. Argus)
Tja,was sollte da bewacht werden...na ein hübsches Mädchen (was denn sonst...)
Daher auch der Spruch "...mit Argus-Augen..."
Nu aber wieder zum aktuellen Thema zurück,so interessant die griechische Sagenwelt auch sein mag smilie_24
T.
"Das Leben ist Schwingung.Verändere Deine Schwingungen--
und Du veränderst Dein Leben"
"Die kürzesten Wörter ( ja,nein ) erfordern das meiste
Nachdenken"
Pythagoras von Samos

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