Was geschieht, wenn Gold wieder Geld wird?

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

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Beitrag 09.08.2016, 15:10

glaubnix
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@ Thomasio

ja - ich kenne den Vortrag von Frau Hermann, der ist auch ganz gut, aber genau der Teil ist mir zu gutgläubig.

"Die Politiker wollen ja wieder gewählt werden und reagieren deshalb auf den Wählerwunsch! "
den Teil meinst du doch ... oder?

Das ist mir wiederum zu "einfach"

Politiker, oder aufstrebender, junger, vielversprechender Politikernachwuchs wird von Think-tanks ( Bilderberger, Atlantikbrücke usw.) als solcher erkannt und " gefördert", ich würde es ehr einkassiert nennen, in meiner platten Art.
"Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe" kennst du den Spruch?
Die tun in erster Linie mal das, was ihre Förderer von ihnen erwarten und was die erwarten, haben sie sicherlich bei der Förderung gelernt, da wird kein weiteres Wort nötig sein.
Und für eine Wiederwahl reichen Versprechen und blumige Worte ans Wahlvolk zur rechten Zeit .
So sehe ich das und so ist es doch auch bisher gelaufen!


Ob Griechenland nun nur ein Opfer der deutschen Übermacht in Wettbewerb und Export geworden ist ? Hhmmm...
Ja auch, aber da werden noch ganz andere Kräfte gewirkt haben, damit Griechenland in eine am Ende ausweglose Lage gerät. Welche Bank hat nochmal den Beitritt zum € gemanaged, Goldmann Sachs war es .... glaube ich ;-)
Griechenland ist wirtschaftlich sicher nicht sehr interessant für irgendjemanden, aber Gasvorkommen in der Ägäis, geopolitisch ...wer weiß?

Wenn irgendwas passiert auf der Welt, sollte man zuerst überlegen wer davon profitiert.
Ich befürchte aber das die Wenigsten ausreichend Phantasie, noch den zeitlichen Horizont haben um viele Vorgänge zu erkennen und ich schließe mich natürlich absolut dabei ein.

netten Gruß noch
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

Beitrag 09.08.2016, 15:26

Thomasio
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AuCluster hat geschrieben:Nein, so kann man das nicht sagen. Die Konstruktion des Euros ist an der miserablen Lage in Südeuropa verantwortlich. In jedem Währungsraum gibt es Überschuss- und Defizitregionen. Das ist vollkommen normal und überall zu beobachten. Z.b. Deutschland zwischen Süden und Norden, Italien zwischen Norden und Süden, England zwischen London und Manchester, Frankreich zwischen Paris und der Normandie, etc.

Die deutsche Lohnpolitik hat das Auseinanderdriften beschleunigt, keine Frage. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die verfehlte Eurokonstruktion zu Spannungen zwischen den Regionen führen musste.
Richtig, aber Nord- und Süddeutschland haben einen Länderfinanzausgleich, genau wie England permanent an Schottland bezahlt.
Gibt es einen solchen Finanzausgleich nicht, dann können Wettbewerbsunterschiede nur durch flexible, eigenständige Währungen ausgeglichen werden.
Und ja, das ist präzise die Schuld des Euro.
AuCluster hat geschrieben:Flassbeck erzählt uns, dass eine Währungsunion ganz einfach sei. Nur die Inflationsrate überall gleich halten. Das mag in der Theorie gut funktionieren. In der Praxis geht das nicht. Wie soll man jetzt mit Finnland umgehen?
Doch das ist sogar GANZ einfach.
Aus dem Aussenhandel kann kein Wachstum und kein Wohlstand entstehen.
Wer eine ausgeglichene Handelsbilanz hat, der kann dem eigenen Volk Güter aus anderen Ländern bieten, also z.B. Kiwi und Ananas in Skandinavien, aber das wars auch schon mit den Vorteilen des Aussenhandels.
Wohlstand kann immer nur durch Wachstum auf dem Binnenmarkt entstehen.
Ein Land was sich darauf verlässt, dass ein anderes Land ihm das Geld für seinen Wohlstand gibt wird immer unmittelbar kollabieren, sobald die Anderen nicht mehr bezahlen können oder wollen.
Wenn die Finnen nicht mehr nach Russland exportieren können, dann müssen sie logischerweise weniger importieren, so dass die Handelsbilanz wieder passt, oder in kurz: Dann müssen sie ihr Zeug halt selber kaufen.
Das würde für die finnische Wirtschaft keinerlei Unterschied machen, wenn sie nicht exportlastig orientiert wären, sprich ihren Wohlstand von Anderen bezahlen lassen wollen.
In Finnland sehen wir live und in Farbe, was Deutschland demnächst bevorsteht, weil der Effekt identisch ist, egal ob Exporte durch Sanktionen blockiert oder durch Pleite der Importeure unmöglich werden, oder durch Abwertungen in anderen Ländern zu teuer werden.

Beitrag 09.08.2016, 18:26

Mehrgoldfüralle
Mir drängt sich immer mehr der Verdacht auf, daß Griechenland ein Versuchslabor ist. Dort wird -relativ risikolos - erprobt, wie weit man gehen kann, bis das Volk Guillotinen baut und anwendet. Metaphorisch verstanden, natürlich.

Wenn man sich die Geschichte von Anfang an ansieht, die Aufnahme in den EURO, die "Rettungen" kann man fast zu keinem anderen Schluß mehr kommen.

Und gleichzeitig sitzt das Land auf riesigen Öl- und Gasvorkommen, die nicht erschlossen werden. Wer´s nicht glaubt, nachzulesen bei Dirk Müllers Cashkurs.

Beitrag 09.08.2016, 19:00

Thomasio
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@Mehrgoldfüralle

Griechenland IST ein Versuchslabor, wie du es beschreibst und nicht mal metaphorisch, sondern ganz real, aber das war es nicht von Anfang an.

Ganz zu Anfang war das Export-Problem der Deutschen, denn die haben schon seit Jahrzehnten mehr produziert als sie selber verbrauchen.
Irgendwann haben die Finanzökonomen im Lande halt bemerkt, dass das Ausland seine Handels-Defizite immer nur mit Abwertung der eigenen Währung bezahlt und netto in Deutschland keine Gewinne übrig bleiben.
(Frag mal die Schweizer, die können es auch schon singen.)
Also haben sich ein paar Strategen zusammengesetzt und überlegt, wie man denn wohl das Ausland am Abwerten hindern kann, so dass Exportüberschuss endlich auch reale Gewinne bringt und heraus kam die Idee einer gemeinsamen Währung.

Dass das genauso wenig funktionieren kann, weil dann die Defizit-Staaten zwar ihre Schulden nicht mehr entwerten, aber eben auch nicht bezahlen können, ist dem guten Herrn (Un-)Sinn erst aufgefallen, als es schon zu spät war.

Deutschland steckt jetzt in der Falle, denn Deutschland hat mit dem Lohndumping zugunsten des Export den eigenen Binnenmarkt genauso flach gehalten wie die Lohnentwicklung, sprich wenn man jetzt zugeben würde, dass Exportüberschuss immer glatt verschenkt ist, gäbe es in D über Nacht 10 Mio. Arbeitslose, schlicht weil die eigene Bevölkerung nicht die Kaufkraft hat die eigene Produktion zu kaufen.
Ergo muss jetzt auf Teufel komm raus das Ausland mit Krediten gefüttert werden, damit Schäuble nicht zugeben muss, dass er ein Vollidiot ist.

Dass Griechenland jetzt zum Versuchslabor dafür wird, wie weit man mit der Unterdrückung der Bevölkerung gehen kann liegt daran, dass den deutschen Steuerzahlern nicht zu vermitteln ist, dass man im Prinzip einfach nur so immer mehr neue Kredite nach Griechenland schicken will, damit die immer weiter die deutschen Überschüsse kaufen können.
Darum wird medienwirksam erklärt, dass die Griechen nur dann mehr Geld bekokmmen, wenn sie dafür an allen Ecken sparen.

Dass dieses Sparen kein Sparen ist, weil es effektiv zu noch grösserem Defizit führt hatten wir oben schon, aber es ändert nichts daran, dass z.B. die Löhne und Renten in Griechenland drastisch gekürzt worden sind.

Beitrag 10.08.2016, 04:01

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Mehrgoldfüralle hat geschrieben:Mir drängt sich immer mehr der Verdacht auf, daß Griechenland ein Versuchslabor ist. Dort wird -relativ risikolos - erprobt, wie weit man gehen kann, bis das Volk Guillotinen baut und anwendet
...
Darüber hinaus wäre auch folgender Gedanke gut:
Die "Versuchsanordnung" soll noch über weit mehr Aufschluss geben.
Da unten wird ein Staatswesen probeweise demontiert. So soll das endgültige Ende des Zeitalters der Nationalstaaten aussehen. Verwaltungseinheiten ohne außenpolitisches Gewicht, ohne Budgetrecht, und zum Ausverkauf des Tafelsilbers an internationale Konzerne verdammt.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 10.08.2016, 06:55

Mehrgoldfüralle
Es scheint so, daß sich der Finanzkapitalismus die Demokratie nicht mehr leisten kann, nicht einmal mehr Scheindemokratie. Da kann ja trotz vereinheitlichter Medienlandschaft immer mal noch was schief gehen. Die Menschen müpfen auf, siehe Brexit. Weitere "Fehlentscheidungen" sind im Herbst in Italien und nächstes Jahr in Frankreich möglich.

Beitrag 10.08.2016, 09:28

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Ladon
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So manches Mal schon mussten Leute erkennen, dass derjenige, der sie regiert, so gar nicjhts mehr mit demjenigen zu tun hat, den sie gewählt hatten.

Insofern ist es m.A.n. unentscheidbar, was "Fehlentscheidungen" bei Wahlen sind oder ob es die qua Definition eigentlich gar nicht geben kann, oder? Dafür sind Wahlen doch da. Mehrheiten und so ...
Egal.

Schlimmer ist, dass es darauf ankommt, ob die Regierenden zu der Spezies gehören, die nur dann ihre Macht spüren können, wenn sie sie missbrauchen.
Die können jede Farbe haben.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 10.08.2016, 09:53

Mehrgoldfüralle
"Fehlentscheidungen" aus der Sicht von oben, natürlich. Wir hatten hier schon mal die Diskussion, ob diese Art der Demokratie mit Berufspolitikern überhaupt funktionieren kann. Tut sie nicht. Irgenwann werden sie irgendwie alle korrumpiert Hinzu kommt, daß es immer die Gleichen sind, die vorne stehen und sich reden hören wollen, ein besonderer Menschenschlag, praktisch eine eigene Spezies.

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