Wie muss ein moderner Goldstandard aussehen?

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

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Beitrag 01.07.2012, 15:04

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Ladon
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Ich denke, wir dürfen mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass hier mehrheitlich "Goldbefürworter" vertreten sind. Das liegt in der Natur der Sache. Dennoch ist die Zielsetzung erstaunlicherweise überhaupt nicht klar definiert!

Ich meine, es ist doch schwer vorstellbar, dass sich "hier" (in diesem Forum) wirklich allzuviele Leute finden, die sich ein System (zurück) wünschen, in dem private, gewinnorientierte Zentralbanken im Besitz des "internationalen Großkapitals" alle Hebel der Geldpolitik in der Hand haben und Staaten (Politiker, Volks"vertreter" mit fragwürdiger demokratischer Legitimierung) per Gesetz (!) die "Deckungsquoten" bestimmen ... oder dann eben bei "Bedarf" außer Kraft setzen.
Dazu gesellt sich die systemisch bedingte, unheilvolle Sogwirkung die jene Zentralbanken auf das private Gold ausübten:
Ein ... auf Gold gegründetes Banksystem ist in der Lage, Kredit zu gewähren und so Banknoten (Währung) und Guthaben zu schöpfen, ... Individuelle Goldbesitzer werden ... dazu gebracht, ihr Gold in einer Bank einzulegen ... (Alan Greenspan 1966 über den Goldstandard)
Mit all den gruseligen Konsequenzen - von Handelsbeschränkungen bis hin zu (zumindest teilweisen) Besitzverboten.

Und die "nicht standardisierten" Systeme noch früherer Zeiten krankten - mit für den einzelnen ebenfalls bedrohlichen Auswirkungen - am Warencharakter des Zahlungsmittels; d.h. der WERT des Zahlungsmittels ist von der vorhndenen Menge der Ware, aus dem es besteht, abhängig; und von ihren "Gestehungskosten" (also Förderung + Herstellung + Nebenkosten etc.). Das macht ständige Regulierung und Anpassung des gesamten Lohn/Preis-Gefüges der Wirtschaftsräume VON OBEN notwendig (so wie das auch real immer geschehen ist). Eine "übergeordnete Instanz" würde jedoch zwangsläufig in gefährliche Nähe zu planwirtschaftlichen Strukturen geraten.

Gibt es konkrete Ideen, diesen Problemen und Gefahren zu begegnen?
Oder wäre das alles ein vertretbarer "Preis" für den Vorteil prinzipiell recht wertstabiler Zahlungsmittel?
Und - vorausgesetzt der Geldhunger der Staaten könnte wirklich "irgendwie" eingedämmt werden - wie müsste man man mit dem Kreditbedarf der Wirtschaft umgehen? "Intrinsischer Wert" des Goldes hin oder her - wer sollte die Kreditgeld(surrogat)schöpfung(*) der freien Wirtschaft kontrollieren? Das will ja auch wohl keiner.
Dies (und noch eine ganze Reihe mehr) sind Fragen, die sich nicht mit Verweis auf die unzweifelhaften Vorzüge "monetären Goldes" beantworten lassen.

Natürlich werden wir hier wohl kaum das Geldsystem-Ei des Kolumbus formulieren können, aber vielleicht gelingt es dem "versammelten Fachwissen" ein paar Ideen auszubreiten, die konkret mögliche Strukturen unter praktischen Gesichtspunkten darstellen? (Slogans a la "Nur Gold ist Geld" hilft ja real nichts)

Wären z.B. explizit nur als Tauschmittel und Wertmaßstab "designte" Regionalwährungen (ob das jetzt Regionen, Nationen oder Wirtschaftsräume sind, sei dahingestellt und muss nicht Thema sein), die ausdrücklich keine Werterhaltfunktion haben, ein Ansatz? Mit parallelen Außenwährungen, die "irgendwie" mit Gold verknüpft sind. Oder würde das zwangsläufig wieder Weltbank-Moloche in der Hand derjenigen gebären, die auch jetzt und früher die "Herren des Geldes" sind und waren?




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(*) Kreditgeldsurrogatschöpfung ... was für ein Wortungetüm. Gemeint sind privatwirtschaftliche Instrumente, die Geldfunktion erfüllen, z.B. Wechsel, und die ein Versprechen auf zukünftige Erträge darstellen
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Beitrag 01.07.2012, 15:17

camper
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Der Goldstandard ist ja außer Kraft gesetzt worden zur Finanzierung eines Krieges.
Wenn man den Bundesverteidigungsminister so hört, stehen die Chancen für einen neuen Goldstandard sehr schlecht - er möchte ja deutsche Soldaten in der ganzen Welt zum Kriegseinsatz schicken.

Beitrag 01.07.2012, 17:41

jaeger19
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Ich denke das wir nicht wieder zur Debatte stehen.
Dafür sind die "Eliten" viel zu gerissen.
Die werden alles tun, um einen modernen (wie auch immer gearteten) Goldstandard zu verhindern.

smilie_04

Beitrag 01.07.2012, 19:41

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Onepiece
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Interessante Fragestellung.
Aus meiner Sicht scheint es, dass eine "gute" Währung mehrere Dinge berücksichtigen müsste.

a) Sie dürfte nicht beliebig vermehrt werden.
Da würden sich Gold und andere Edelmetalle natürlich anbieten.
Allein scheinen sie mir aber nicht der Logik letzter Schluss.

b) Man müsste irgendwie dafür sorgen, dass nicht extreme Kapitalmengen aus den Regionen abfließen und dadurch zu krassen Schieflagen führen.
Es müsste also eine Balance gefunden werden, zwischen "Kapitalflusskontroll" auf der einen Seite (z.B. durch nur regional gültige Währungen, wie es die europäischen Währungen vor dem Euro auch waren) und auf der anderen Seite Währungen, die (auch) für den Außenhandel nutzbar sind, allerdings dann nur eingeschränkt im Inland (ggf. sollten die wieder in die regionalen getauscht werden).

c) Die Grundlagerohstoffe müssten gerecht verteilt werden/sein.
Das ist v.a. auch in Hinblick auf a) wichtig. Denn sagen wir mal, wir würden jetzt Gold erneut als Währung einführen, so wäre es ein extremes Ungleichgewicht, was wir wieder dadurch heraufbeschören würden, dass einige Länder über riesige Goldvorkommen verfügen, während andere gar nichts davon fördern. Dadurch würden zumindest mittelfristig extreme Verzerrungen entstehen. Andererseits könnte man fragen, ob man dies nicht in kauf nimmt, um dann sozusagen "immer stabilerer" Verhältnisse zu bekommen...

Es gibt sicherlich noch viel mehr zu beachten, das würde mir jetzt spontan einfallen...

Beitrag 01.07.2012, 19:45

Louisdor
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Goldstandard ist eine politische Schablone der Betrachtung, die im Wesentlichen vorgibt, dass
eine Währung nicht zufällig gegen Süden wandert. Ob mit oder ohne, die Regularien zur
Stabilisierung müssen identisch sein. Allerdings beschreitet die unterschiedliche Art und Weise
der Anschauung oft automatisch andere Wege.

Beitrag 02.07.2012, 07:07

Goldmade
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Gold ist der Vertrauenswert schlechthin, aber wenig flexibel. Fiat-Geld ist flexibel, kann aber beliebig vermehrt und damit wertlos werden. Da wg der hochkomplexen Wirtschaftssysteme eine hochflexible Fiat-Währung notwendig ist und deren Wert auf Vertrauen basiert, dass sie allein nicht hat, müssen beide Eigenschaften zusammengeführt werden.

Somit ergibt sich der logische Schluss, dass eine Goldbindung notwendig wird. Gold wird also weltweit als Geldwert anerkannt und damit direkt handelbar und kann als Sicherheit hinterlegt werden; Firmen und Privatleute können damit Kredite hinterlegen beispielsweise. So wird sichergestellt, dass der Kreditgeber niemals den vollständigen Kredit abschreiben muss und der Kreditnehmer erwirbt sich über die Zeit hinweg das so notwendige Vertrauen in seine Bonität. Ein Wirtschaftsneustart sozusagen.

So könnten auch Kredite zwischen Zentralbanken abgesichert werden. Zumindes offiziell und "fürs Volk".

Lokale Währungen binden sich ebenfalls zeitweise an Gold, sagen wir zu dreißig bis vierzig Prozent. Setzt natürlich voraus, dass der entsprechende Staat entsprechende Goldreserven hat und die auch vorzeigen kann. Schwächere Währungen bestimmen ihren Wert in Wechselkursen zu "Goldwährungen", würden also überwiegend lokale Währungen bleiben.

Voraus geht all diesem, muss vorausgehen, ein recht vollständiger Zusammenbruch der gesamten Kreditwirtschaft und des "Pseudo-Geldes", bestehend aus Anleihen, Aktien, Zertifikaten und was es da noch alles an Wischen gibt, wo draufsteht, ich bin was wert. Das Zeug muss vorerst verschwinden, da diese Riesenwerte nicht gedeckt werden können, was natürlich einen gewaltigen Vermögensverlust bedeutet. Die Sozialsysteme würden praktisch auf Null zurückgefahren und auf Sachwerte beschränkt.

Aktien könnten sich möglicherweise behaupten, wenn sie durch direkte Gegenwerte abgesichert werden, was ich für schwierig halte. Aber schon heute ist ja das Aktiengeschäft ein von den meisten "Anlegern" nicht durchschauter Betrug, da ihnen die Aktien in ihren Depots ja in den seltensten Fällen gehören, sondern nur einen "Wert" darstellen, der gekauft wurde und der sich am "Kurs" orientiert. Eine echte Aktie ist eine Urkunde, die man in Händen halten und deponieren kann, alles andere ist WischundWeg.

Irgend eine "Große Goldbindungsshow" wird es also geben, mit Riesenankündigung und Bumsfallera auf irgend einem "Weltwirtschaftsgipfel". Wahrscheinlich macht jeder Staaten- Wirtschafts- und Währungsbund seine eigene Show; es wird eine Gemengelage an verschiedensten "Bindungen" geben und vielleicht mischt sich auch noch das "Elektronikgeld" ein. Man hätte also dann eine Art Werte-Abstufung, dessen Fundament Gold bildet, gefolgt von unentbehrlichen Rohstoffen und darauf aufbauend und entsprechend abwertend die verschiedenen und noch untereinander "abgesicherten" Währungen.

Vergleichbar wäre die Situation vielleicht dem Europa nach dem dreißigjährigen Krieg, als Währungen verschiedenster Staaten und Bündnisse kreuz und quer durcheinander existierten und aktzeptiert wurden oder eben nicht. Söldner konnte man nicht mit Kupfer bezahlen, Bauern hingegen schon. Und auch pure Leistungen waren eine Währung.

Fazit: Wird ein schöner Kuddelmuddel werden. Ich glaub, ich werd dann Schmuggler, die Grenze ist ja nicht weit. :twisted:

Beitrag 02.07.2012, 07:15

Goldmade
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Man kann natürlich auch einen anderen Weg gehen. :twisted:

Man schaffe sich eine Riesen-Armee, die jederzeit jeden Handelsweg für lange Zeitspannen unterbrechen kann und dann setze man damit jedem Staat und jeder Handelsgemeinschaft die sprichwörtliche Pistole auf die Brust, die eigene Währung sozusagen als Leitwährung zu aktzeptieren.

Der Witz ist, dass somit die Erpressten jene Armee quasi noch finanzieren. Genial. Globales Raubrittertum. Und eigentlich, angesichts der Menschheitsgeschichte auch sehr sehr logisch.

Äh...Moment mal...

Haben wir das nicht schon längst... :evil:

Beitrag 02.07.2012, 07:47

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Ladon
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camper hat geschrieben:Der Goldstandard ist ja außer Kraft gesetzt worden zur Finanzierung eines Krieges.
...
Das ist ein wichtiger Punkt:
Offensichtlich waren die Selbsterhaltungskräfte dieses Systems nicht so ausgeprägt, um sich gegen das "schlechte Geld" zu behaupten, das nahezu mühelos die Volkswirtschaften überschwemmte.
Aber gerade darum ging es mir mit der Fragestellung ja auch! Wie könnten solche "Selbsterhaltungsmechanismen" gestaltet werden?
Onepiece hat geschrieben:...
"Kapitalflusskontrolle"
...
Ich greife einfach mal nur dieses Stichwort aus den Ausführungen heraus, weil ich das für den zentralen Punkt halte:
WER soll das System kontrollieren?
Und dabei geht es NICHT (das ist ganz, ganz wichtig; bitte unbedingt zur Kenntnis nehmen) um die Kontrolle der Marktkräfte, der freien Preisfindung etc.p.p., sondern um die Kontrolle der "bösartigen" Einflussnahme durch die "großen, vagabundierenden Geldvermögen"!
Ganz einfach (vereinfacht) gesagt: Wenn die Geldmenge, die einem Wirtschaftsraum zur Verfügung steht, direkt von der Menge des Goldes im Keller der Zentralbank abhängt, dann ist das eine "offene Flanke" der Volkswirtschaft! (Letzten Endes war so etwas der Grund dafür, dass die US-Krise 1930 nach Europa schwappen konnte: Die Amis zogen ihre (privaten) Kredit u.a. aus Deutschland ab, die Reserve schmolz dahin (wir reden von Hunderten von Tonnen Gold), die Geldmenge schrumpfte ... Deflation)
An DIESER Stelle muss Kontrolle sein, nicht etwa im Sinne planwirtschaftlicher Marktkontrolle, wie das gelegentlich unterstellt wird.
Goldmade hat geschrieben:...
Voraus geht all diesem, muss vorausgehen, ein recht vollständiger Zusammenbruch der gesamten Kreditwirtschaft und des "Pseudo-Geldes", bestehend aus Anleihen, Aktien, Zertifikaten und was es da noch alles an Wischen gibt, wo draufsteht, ich bin was wert. Das Zeug muss vorerst verschwinden, da diese Riesenwerte nicht gedeckt werden können, was natürlich einen gewaltigen Vermögensverlust bedeutet
...
Auch hier greife ich einen Satz raus - damit das jetzt nicht zu unübersichtlich wird.

Ich muss da nämlich einhaken: Das erwähnte "Pseudogeld" (oder eben "Geldsurrogate") besteht ja zu großen Teil aus Dingen, die hier nicht genannt werden: Nämlich aus Instrumenten des "Verkehrs" zwischen "Wirtschaftssubjekten".
Das wird deutlich, wenn man den Begriff weiter fasst: als "Instrumente mit irgendeiner Geldfunktion", die auf Zukunftsversprechen basieren. Das ist nämlich letzten Endes ALLES Kredit in der freien Wirtschaft: Wechsel (da ist die Geldfunktion noch sehr deutlich), aber eben auch Clearing- oder Verrechnungsmethoden, ja sogar das vollkommen übliche "Zahlungsziel" (Valuta drückt das noch deutlicher aus):
Ich erhalte HEUTE Ware, ohne dass ich vorhandenes "Zahlungsmittel" einsetzen muss (aber eben so "als ob"; also eine Geldfunktion). Nur das VERTRAUEN des Lieferanten, dass ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Ertrag erwirtschaftet habe, ermöglicht mir die Verfügungsgewalt über die Ware. Das "Geld" (im Sinne von Zahlungsmittel) muss also erst in der Zukunft irgendwie vorhanden sein. Das ist Kredit, nichts anderes.
Wie sollte das "verschwinden"?
Auch wenn nur Gold Zahlungsmittel wäre, müsste ich im Beispiel dieses Gold bis zum Zahlungsziel NICHT BESITZEN, es müsste noch nicht einmal "da" sein (könnte ja sogar noch gefördert werden).


Und zuletzt noch der Punkt, auf den ich immer wieder zurück komme: Egal wie es gestaltet ist, Gold als monetärer Deckungskern löst einen Sog aus, das physische Gold zur entsprechenden Institution zu befördern. Und das bedeutet (Deckungsquote hin oder her - ob 10% oder 100%) die Aufgabe des dinglichen Eigentums zugunsten eines "theoretischen" Anspruchs.
Eingedenk der mangelnden Selbsterhaltungskräfte (siehe oben) solcher Systeme in der Vergangenheit ist mir persönlich daher JEDE Art von Gold-Deckungssystem ein Graus.

Und aus den bisherigen Posts entnehme ich, dass ja auch ein gewisser Konsens darüber besteht, dass komplexe Wirtschaftssysteme ein flexibles "Schmiermittel" benötigen. Vielleicht wäre es zunächst mal wichtig, "den Leuten" ehrlich zu sagen, dass dieses Schmiermittel ein Instrument des Handels ist? Und zum "Sparen" denkbar ungeeignet.
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Beitrag 02.07.2012, 09:25

Louisdor
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Jede Förderung von Kreditgeschäften, insbesondere aus Mitteln der Geldpolitik, die vom Markt
nicht beglichen werden kann, -ist illegal- und führt früher oder später zu einer kriegerischen
Auseinandersetzungen mit dem Volk oder anderer Staaten. Wenn eine Bank Geld verleiht,
egal an wen oder was und ich lege dafür nicht irgendwann ein Kilo Gold (oder im Wert von
einem Kilo) auf ihren Tresen, dann ist das Institut pleite, egal was die machen. :mrgreen:

Beitrag 02.07.2012, 11:34

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Ken.Guru
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ich gehe auch davon aus das es eine auf gold gedeckte währung in der nächsten zeit nicht wieder geben würde. aus meiner laienhaften sicht sehe ich das problem darin dass das konzept mit fiat "ganz gut " funktioniert, natürlich nur für die, nennen wir es mal banken. solange die "banken" die macht über das zahlungsmittel haben werden die einen teufel tun um eine goldgedeckte währung einzuführen denn das würde ihr möglichkeiten geld aus geld zu schaffen stark einschränken. was mit dem wert des zahlungsmittel ( der virtuelle wert ) ist, interessiert keinen solange es keine hyperinfla gibt, die rücklagen der rentner etc. interessieren auch nur deren besitzer ( nicht eigentümer ). es muss nur aller paar jahrzehnte einen resett geben, der wäre ja nun langsam fällig . dann geht das spiel munter wieder von vorn los.

Beitrag 02.07.2012, 12:00

Louisdor
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Es wird auch kein Goldstandard benötigt. Jeder Investor schaut sich vor allen anderen Indizes
im Moment zuerst den Goldpreis an und malt ihn sich sogar dick an die Wand! smilie_01

Beitrag 02.07.2012, 12:10

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um überhaupt zu einer goldgedeckten währung zu kommen müsste ja zwangsläufig papiergold verschwinden. wenn ich das verhältnis von physichem zu virtuellen gold mit 1 zu 50 ( wahrscheinlich weit mehr ) anschaue kann sich jeder selbst ausrechnen was passiert. nicht nur das physiches ins all geht sondern auch der papierhandel/verleih wegbricht. ich glaube nicht dass das den tradern gefallen würde.

Beitrag 02.07.2012, 12:31

Louisdor
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Registriert: 04.03.2012, 00:53
Der erfahrene Trader besitzt eine stoische Gelassenheit, was Geld betrifft. Der Goldstandard
ist ein staatliches Vehikel. Wenn du ihm die Barren vor die Füße karrst, wird er schon
wach und die Papiere steigen, statt ins Bodenlose zu fallen! smilie_17

Beitrag 02.07.2012, 13:37

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Ken.Guru hat geschrieben:... sehe ich das problem darin dass das konzept mit fiat "ganz gut " funktioniert, natürlich nur für die, nennen wir es mal banken. ...
Nun ja. In den 50ern in Deutschland funktionierte FIAT-Money doch für alle ziemlich gut ("gefühlt" jedenfalls).
Das ist eine sehr eindimensionale Sichtweise, die für bestimmte Zeitfenster gültig ist.


Und dann möchte ich nochmal vorsichtig daran erinnern, dass es ja eigentlich in der Fragestellung nicht darum geht, ob eine Golddeckung nun kommt oder nicht, sondern WIE SIE BESCHAFFEN sein müsste, damit sie ...

1. ... nicht wieder so leicht wie der historische Goldstandard des 19. Jahrhunderts ausgehebelt werden kann
2. ... nicht wieder unter der völligen Kontrolle weniger Banken, Konzerne usw. ist
und
3. ... nicht in die Fallen tappt, die die "Vollgeldwährungen" noch früherer Zeiten regelmäßig erschüttert haben (unkontrollierbare Geldmenge, spekulative Transaktionen, Münzverschlechterungen usw.)


===============================

Louisdor hat geschrieben:...
Wenn eine Bank Geld verleiht, egal an wen oder was und ich lege dafür nicht irgendwann ein Kilo Gold (oder im Wert von
einem Kilo) auf ihren Tresen ...
...
Das Schlüsselwort ist: IRGENDWANN
Wann ist irgendwann? Und woher nimmt man das Wissen, dass "dann" das Gold (oder was auch immer) vorhanden ist? Ah ja: Vertrauen!

Dürfte man also nur "vorhandene", deponierte Gelder verleihen? Also, wenn wir an die Wurzel zurück gehen: Nur von anderen deponiertes Gold, das diese momentan nicht benötigen.
Muss jedoch MEHR Gold zurück gezahlt werden (Zinsen), ist - am Ende der Fahnenstange - die erwirtschaftbare Rendite auf die Neuförderung beschränkt (sonst fließt es ja woanders ab und ganz am Schluss ist alles bei den Kapitalgebern akkumuliert).
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Beitrag 02.07.2012, 14:13

Louisdor
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Das -irgendwann- wird vom Bedarf nach Liquidität geregelt und das Vertauen liegt
vorerst allein beim Kreditgeber. Der Marktwert wird anschließend von den Interessenten
meist objektiv bewertet. Für den bezahlten Wert ist nicht eine hypothetische Goldmenge
entscheidend, sondern der Preis, der sich aktuell ebenfalls am Markt erzielen lässt, so
dass ein Horten von Gold unwirtschaftlich bleibt. Im Grunde alles ganz einfach, sonst
wären wir schon längst im Chaos versunken! :wink:

Was soll’s, Zentralbankgeld lässt sich ja in Gold tauschen. Das Problem liegt in der illegalen
Preisbindung von Krediten und Schuldenverschreibungen im Zuge einer willkürlichen
Geldschöpfung. Der Zins ist da nur lapidar.

Beitrag 02.07.2012, 15:29

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Louisdor hat geschrieben:...
Der Marktwert wird anschließend von den Interessenten meist objektiv bewertet. Für den bezahlten Wert ist nicht eine hypothetische Goldmenge entscheidend, sondern der Preis, der sich aktuell ebenfalls am Markt erzielen lässt, so dass ein Horten von Gold unwirtschaftlich bleibt. Im Grunde alles ganz einfach,
...
Welcher Marktwert? Also doch eine RECHENEINHEIT? Ein PREIS (in was) für die WARE Gold, der sich AM MARKT erzielen lässt?
Eine Währung also, die NEBEN dem Gold existiert und zu diesem in einem variablen Verhältnis steht?
... und sogar dafür sorgen kann, dass "Horten unwirtschaftlich bleibt"?
Das geht ja nur, wenn es "Geld" gibt, das vom Gold unabhängig ist. Golddeckung, Goldstandard gar, verlangt ja eine fixe Bindung der Währungseinheit an eine bestimmte Menge Gold.

Und woher kommt dann dieses Geld? Und wieso sollte es wert sein?
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Beitrag 02.07.2012, 16:06

Louisdor
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Nein, ein Wert lässt sich über Vergleiche in Relation bringen, wo das Gramm oder ein Münzgewicht
als Recheneinheit dient. Das hat jedenfalls früher gut funktioniert! Falls eine Vertauensbasis
vorhanden ist, geht natürlich eine Papieranweisung ebenfalls leicht über den Tisch! smilie_11

Eine Staatsanleihe die nicht bedient wird, ist nicht handelbar. Der Staat muss anschließend
die Münze in Gold schlagen oder andere Sicherheiten vorher übereignen, wenn sich etwas rühren
soll. Da führt kein Weg herum.

Beitrag 02.07.2012, 18:19

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Louisdor hat geschrieben:Nein, ein Wert lässt sich über Vergleiche in Relation bringen, wo das Gramm oder ein Münzgewicht
als Recheneinheit dient. Das hat jedenfalls früher gut funktioniert! ...
Hat es nicht!
Siehe mein Eingangsposting. Wie viele Beispiele für eine Veränderung der Relation Recheneinheit / Metallgewicht möchtest Du haben? (Das wird ein langer Post ... ;-) ) Du kannst noch heute erkennen, dass es auf Dauer eben immer zu Verschiebungen kam. EHEMALIGE Gewichtseinheiten, die sich zu Recheneinheiten gewandelt haben, weisen immer noch darauf hin: Pfund, Mark z.B. - das hat schon längst nichts mehr mit der ursprünglichen Gewichtseinheit zu tun, die das mal war!
Wenn Du heute das Gramm als monetäre Recheneinheit nimmst, ist aller Voraussicht und aller Erfahrung nach da eben in 25-50 Jahren kein "Gramm" Gold mehr in dieser Münze enthalten. So war es bisher immer!
Die Gründe für diese Entwicklung seien dahin gestellt - wie ich sagte: Es ginge ja darum ein "gutes" System immun zu machen gegen solche Einflüsse.

Darum geht es doch gerade: Die Relation von Recheneinheit zu Metallgewicht ist von der "Marktlage" (also letzten Endes von der Menge des im Wirtschaftsraumes vorhandenen Goldes (das sei "stellvertretend" genannt)) abhängig UND von dessen Gestehungskosten!
Das zu ignorieren, hieße die Fehler der Vergangenheit zu ignorieren.

Und dann: Welche "Behörde" oder nicht staatliche Instanz bestimmt, wann eine Anleihe "handelbar" ist? Wer legt fest, ob man dem Versprechen, dass am Ende gezahlt wird (denn das gibt es ja immer), vertrauen kann oder nicht? Nur der Markt? Dann wird es immer wieder betrügerische Versuche geben, die für kurze Zeit funktionieren. Oder eine mächtige übergeordnete Instanz? Das klingt verdächtig nach Weltbank o.ä.
Wie sähe Deine KONKRETE Vorstellung aus?
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Beitrag 02.07.2012, 19:52

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AuCluster
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Geht das überhaupt? Dass im Prinzip unendliche Angebot an Waren, Dienstleistungen und Rechten auf eine bestimmte Menge Gold abzubilden? Mal angenommen, ich schreibe ein Computerprogramm, das folgenden Text kopiert:

Wären z.B. explizit nur als Tauschmittel und Wertmaßstab "designte" Regionalwährungen (ob das jetzt Regionen, Nationen oder Wirtschaftsräume sind, sei dahingestellt und muss nicht Thema sein), die ausdrücklich keine Werterhaltfunktion haben, ein Ansatz? Mit parallelen Außenwährungen, die "irgendwie" mit Gold verknüpft sind. Oder würde das zwangsläufig wieder Weltbank-Moloche in der Hand derjenigen gebären, die auch jetzt und früher die "Herren des Geldes" sind und waren?

Für jede Kopie bekommt der Autor Ladon ein Gramm Gold. Schon nach kurzer Zeit wäre das Gold im Besitz von Ladon. Game over! Sinnvolle Kopierbeispiele sind Computerprogramme, Musikstücke, Lizenzen für Patente, Texte und Bilder.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 02.07.2012, 20:04

puffi
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Wohnort: in der mitte
Nur mal ein Denkanstoß, was passieren kann, wenn man einen nicht vermehrbaren Standard für ein Tauschmittel nimmt:

Der Geldabfluß des byzantinischen Reiches nach China und die daraus resultiernden Probleme, die in ultima ratio zum Untergang geführt haben.........

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