Wie arbeitet ein EM-Händler?

[Fin]

Moin Gemeinde,

ich lese in letzter Zeit gehäuft, daß Händler wenig bis kein Feedback geben, was gerade die Newcomer (wie zuletzt Goldengel) zurecht besorgt werden läßt. Ich glaube so mancher wäre beruhigter, wenn er wüßte, wie der Ablauf ist.
Mir ist dies zugegeben auch nicht 100%ig klar und deswegen frage ich hier mal.

WIE GEHT DAS?

Fall 1: "auf Lager", "sofort lieferbar" oder "noch 12343 Stück"

Ich verstehe: Die Ware ist vor Ort.
Wenn dem so ist.
Hat der Händler, dann die Ware nur in Besitz (sie gehört zB der Perth Mint) oder sogar im Eigentum?

Ich erwarte folglich das Versenden der Ware nach Geldeingang. Darf ich das?


Fall 2: "2 Wochen Lieferzeit" oder ähnliches

Ich verstehe: Die Ware ist noch nicht vor Ort.
Ich weiß, daß ich 14 Tage ab Geldeingang warten muß, bis die Ware bei mir eintrifft.
Wo ist die Ware denn in diesem Moment? Noch in Australien?


Und hier nun die Extra-Fragen:
Schaue ich zB bei Heubach, ändert sich der Preis alle 10 Minuten.
Trotzdem kann er sofort liefern. Wie macht der das?
Hat er die Waren alle auf Kommision und sagt zB zur Perth Mint: "Pech gehabt, der Fin hat das Tagestief abgefischt!" oder wie? Woher wüßte dann die Perth Mint, daß der Händler die Wahrheit sagt?

Zudem, wenn ich bestelle, dann mache ich Vertrag. Der Händler hat ja aber noch kein Geld von mir. Bestellt er die Ware schon? Oder geht er gar in Vorkasse? Oder hedged er sich irgendwie? Und wie käme er wieder raus, wenn der Fin nicht zahlt und abhaut nach Lummerland???


Ok, ich weiß, daß dies viele von Euch wissen müssen. Aber andere hier haben keinen blassen Schimmer. Und das kann Angst machen.
Wenn unsere Rookies den Ablauf im Hintergrund verstehen könnten, mögen sie ruhiger sein.

Also Ihr Experten - wo seid Ihr?

Danke
Fin

[lobsens]

Guten Morgen Fin,

vielen Dank für diese Fragen - denn genau das war mir auch nie ganz klar.
Auch ich würde mich daher über fundierte Antworten freuen.

Beste Grüße!

lobsens

[KROESUS]

die goldene Regel lautet: Im Einkauf liegt der Gewinn

beim Edelmetallhandel ist der richtige Kaufzeitpunkt extrem wichtig, zu diesem Zeitpunkt wird der Preis ausgehandelt (gefixt), Lieferung erfolgt oft später.

im Edelmetallhandel ist absolute Zuverlässigkeit notwendig, wer seine Zusagen nicht einhält ist als Geschäftspartner draussen

angesichts der grossen Summen und teilweise geringen Spannen verständlich

(off topic:könnte mir vorstellen, daß die jetzigen Bullionpreise von gut 1040-1050€/Unze Kaufgelegenheiten sind die wir nicht wieder sehen werden

aber bitte nicht hauen wenn es nicht stimmt!)

[Tubenhannes]

Kroesus === das stimmt schon so!
Wenn ich nachordere bei meinem Händler des Vetrauens -nicht ohnline- rufe ich ihn an und sage was ich haben will und zu welchem Preis. Den Preis ermittle ich durch Vergleich auf verschiedenen Portalen. Ich bestelle z.B. 20 Tuben Philis oder eine Masterbox Meaples. Dann wird telfn. verhandelt bis beide Seiten zufrieden sind. Wenn er was auf Lager hat -meistens nicht- vielleicht einige Tuben...vom letzen Kauf....bietet er mir das an...ich überlege...ob ich die nicht noch zusätzlich mitnehme...weil die kann er günstiger anbieten. dann bestelle ich.....es fließt kein Geld.....nach ca. 2 Wochen ruft er an...die Ware ist DA. Termin bei mir ....Austausch Geld gegen Unzen......wenn über 15 K bringt er einen Partner mit...oder mein Spezl 110 Kilo....sitzt mit am Tisch.....

[Tubenhannes]

Die Unzen sind dann sauber verpackt in einer Masterbox...Originalplastikband von der Mint ist noch drum.....saubere Barrechnung ohne Anschrift/name von mir und Quittung von der Mint......so liebe ich es

[Tubenhannes]

Wenn ich kleinere Stückelungen will...fahre ich immer direkt zu einem Händler wo ich die Ware gegen Bares erhalte.......nur Bares ist Wahres....und nur die Unze die ich tatsächlich in Händen halte...gegen Bares.... ist meine

[silverlion]

Und hier nun die Extra-Fragen:
Schaue ich zB bei Heubach, ändert sich der Preis alle 10 Minuten.
Trotzdem kann er sofort liefern. Wie macht der das?

Grob umrissen:

Normalerweise hat der prof. Händler einen Anfangsbestand an Ware.
Das was er dann zum aktuellen Preis verkauft muss er dann
immer möglichst schnell ebenso zum aktuellen Preis wieder
nachkaufen. Mithin ändert sich nur der Wert des Anfangsbestandes.
(Für die Händler, die lange dabei sind natürlich gut gelaufen)

Wer sich keinen Anfangsbestand leisten will bzw. das Risiko scheut,
dass dieser den Wert in die falsche Richtung ändert, bestellt erst
nach der Kundenbestellung die Ware. Das sind dann die Händler, die
bei Standardprodukten so lange Lieferzeit haben.
Wird natürlich auch gemacht, wenn die Verkaufsmengen stark
schwanken, um möglichst jeden Umsatz mitzunehmen,
und in schlechteren Zeiten nicht auf einem Berg Ware zu sitzen.

[Silberphil.net]

Warum ein erfolgreicher Edelmetallhändler erfolgreich ist, wird er ihnen im Regelfall nicht mitteilen, diese Erfahrungen muß jeder Wettbewerber selber machen... aber Ihre Fragen können wir gerne aus unserer Sicht beurteilen:

Grundsätzlich kann man aus einer Angabe auf einer Internetseite "auf Lager" oder "14 Tage Lieferzeit" nicht endgültig schließen, ob der Händler dies auf Lager hat oder nicht.


"auf Lager": Hierunter sollte an sich zu verstehen sein, daß der Händler die Ware tatsächlich im Lager hat und sofort aushändigen und zeitnah versenden kann. Man muß aber wissen, daß es a) Händler gibt, die das schreiben, die Ware aber gar nicht vorrätig haben und b) manche Händler ein so großes Lager haben, daß diese das Lager nicht mehr selber führen, sondern von externen Firmen führen lassen, teilweise auch aus Sicherheitsgründen. Insoweit mag es bei dem einen oder anderen Händler erst eine Überstellung vom Lager z.B. einer Werttransportfirma zu ihm geben, bevor die Ware versandt wird

"2 Wochen Lieferzeit" Dies wird oft von Händlern angegeben, die die Ware nicht im Lager, aber bereits zu festen Konditionen eingekauft haben. Da kann natürlich auch mal was dazwischenkommen und durch einen Schneesturm in Canada kommen die Maples dann doch erst in 4 Wochen an. Einige Händler (so wir auch) geben allerdings eine bestimmte Lieferzeit als Maximallieferzeit an, um auf der sicheren Seite zu stehen. Tatsächlich wird dann aber i.d.R. deutlich schneller geliefert. Wir beispielsweise garantieren eine Lieferzeit von maximal 2 Wochen für jede Bestellung, - sollten wir wider Erwarten länger brauchen, erstatten wir die Versandkosten zu 100%. Die Fälle, wo das vorgekommen ist, können Sie aber an einer Hand abzählen und haben dann noch Finger frei Mit einer großzügigen Angabe "von bis zu 2 Wochen" hält man sich alle Eventualitäten frei, vom Schneechaos bis zu ausgefallenen Mitarbeitern und einer Auftragsflut


Preisänderungen: Manche Händler passen in Intervallen ihre Preise an, teilweise automatisiert, andere machen dies manuell ein paar Mal am Tag. Das ist Geschmacksache.

Ein vernünftiger Händler hat einen Bestand, mit dem er kalkulieren kann. Nur macht es kaufmännisch im Edelmetallhandel keinen Sinn, unter Wiederbeschaffungskosten zu verkaufen, auch wenn ich an dem alten Posten einen Gewinn (rechnerisch ) gemacht hätte.

Es gibt aber auch Händler, die haben keinen oder einen geringen Bestand und wissen nur, zu welchen Preisen sie ungefähr einkaufen können und kalkulieren mit einem Aufschlag den Verkaufspreis. Bei einem tatsächlichen Verkauf an den Kunden müssen sie dann ganz schnell die Ware einkaufen, bevor die Preise weglaufen. Ein Geschäftsmodell, was den Betreiber sicher nicht auf Dauer zu großem Reichtum kommen lässt...


Einen Gewerbeschein für einen Edelmetallhandel zu bekommen, kostet 10 Euro, einen Internetshop bekommt man schon für 10-20 Euro monatlich, teilweise sogar gratis. Das Know-How allerdings gibt es nicht umsonst und auch nicht für 10-20 Euro. Einige Marktteilnehmer kommen und gehen daher, - die meisten ohne Schaden für den Kunden.

Langfristig sind im Edelmetallhandel die am erfolgreichsten, die die beste Kapitalausstattung haben und zuverlässig liefern. Nicht umsonst sind diejenigen Marktteilnehmer da, wo sie sind. Der Preis für eine Ware ist nur ein Teil des Ganzen. Viel wichtiger sind Kundendienst, - freundlichkeit, Seriösität und Zuverlässigkeit.

Die wenigsten sind gewillt, bei einem Anbieter zu kaufen, wo die Kaufpreiszahlung von 3 Monaten Gebet gefolgt werden, ob denn die Ware auch kommt...

[Fin]

Dies hier ist eine phantastische, saubere und abschließende Antwort auf die Fragen.
Ich bedanke mich artig für die Mühe bei Silberphil.net!
Ich würde 5 Sterne geben, auch wenn das eigentliche Geschäftsmodell ein Geheimnis blieb.

Aber nun zum Thema!
Was wir hier lesen...

Wir beispielsweise garantieren eine Lieferzeit von maximal 2 Wochen für jede Bestellung, - sollten wir wider Erwarten länger brauchen, erstatten wir die Versandkosten zu 100%. Die Fälle, wo das vorgekommen ist, können Sie aber an einer Hand abzählen und haben dann noch Finger frei Mit einer großzügigen Angabe "von bis zu 2 Wochen" hält man sich alle Eventualitäten frei, vom Schneechaos bis zu ausgefallenen Mitarbeitern und einer Auftragsflut

...muß bedeuten, daß ein Händler, der nicht innerhalb von 14 Tagen geliefert hat, einen guten Grund nachweisen können sollte. UND selbst dann sollte es ein seltener Ausnahmefall sein und bleiben!

Dies war aber bei vielen der Sorgen-Klagen, die ich hier lesen durfte, nicht der Fall!
Davon ausgehend, daß die obige ausführliche Antwort, die eines Fachmannes ist - sollten wir uns also nicht entspannt zurücklehnen und solche Tipps geben, wie:
"Das kommt schon noch" oder
"Kann schon mal passieren" oder
"XYZ ist ein Händler mit super Reputation",
wie ich es ebenfalls hier lesen durfte, sondern lieber dazu raten klar und deutlich ANZUMAHNEN.
Kommt daraufhin noch immer nichts, wie ich es hier ebenfalls lesen durfte (keine Mailantwort, keine klare Aussage am Telefon), dann sollte man stärkere Geschütze auffahren.
Ob der "kleine" Kunde es dann tut, bleibt bei ihm überlassen.
Aber eines sei an dieser Stelle gesagt: Weder Angst noch Panik sind gute Berater.
Ich warne in Mahnungen durchaus davor, daß eigene Kosten zum Ansatz gebracht würden, wenn die Gegenseite nicht handelt. Und glaubt mir, da wird irgendwann nicht mehr drüber gelacht.

[nameschonweg]

Auch wenn mich solche Lieferverzögerungen genauso ärgern wie jeden anderen - bei den oben genannten Händlern halte ich eine Abmahnung (von höflichen Nachfragen mal abgesehen) für nicht unbedingt erforderlich. Der Ausgleich erfolgt dann schlicht darüber, das beim nächsten Mal woanders bestellt wird. Für den Service kann hier keiner bürgen - zumal auch in guten Firmen durchaus mal Schwankungen zu erwarten sind. Die Häufung zum Jahreswechsel dürfte wohl auf niedrige Lagerhaltung (weil Firma geschlossen) und Urlaub in Verbindung mit Auftragsstau aus der Urlaubszeit zusammenhängen.

Der Hinweis auf die Seriosität der Anbieter erfolgte ja in den Posts hauptsächlich deshalb, um den Newcomern die Sorge vor einem möglichen Betrüger und dem Verlust des vorausbezahlten Geldes zu nehmen. Ruhiger Schlaf ist nicht mit Gold zu bezahlen