Finanzsystem/-Krise: Ich bin immer wieder verwundert mit welcher Kaltschnäuzigkeit uns vorgegaukelt wird die Krise wäre unerwartet gekommen und völlig unvorhersehbar gewesen! Denn sind wir mal ehrlich: Jeder der ein Minimum an Willen zeigt sich mit der Thematik zu beschäftigen und einen Taschenrechner bedienen kann muss erkennen, dass diese Krise Folge des auf Zins basierenden Zentralbankensystems ist! (in diesem Zusammenhang möchte ich jedem [1] ans Herz legen!). Ich denke wir können uns also einig sein, dass es nicht die Frage ist ob es zu einer umfassenden Finanzkrise kommt, die Frage ist vielmehr WANN und in welcher Ausprägung.
Neben der durch das Zinses-Zins-Problem steigenden Menge an (Zentralbank-) FIAT-Geld im System spielt aber vor allem das Thema Giralgeld eine entscheidende Rolle. Nach meinem Verständnis müsste das den überwiegenden Teil der gesamten Geldmenge ausmachen (2% Mindestreserve bei EZB). Theoretisch kann die Menge des virtuellen Giralgeldes also schon auf der ersten Stufe dieses Schneeballsystems fast 50x höher sein als die des FIAT-Geldes.
Dieser Umstand lässt für mich 2 mögliche Szenarien denkbar werden:
(1) Die EZB druckt weiter fleißig FIAT-Geld um Staatsanleihen zu kaufen und den Markt zu "kapitalisieren", was über kurz oder lang zu einer Inflation führen wird.
(2) Großschuldner wie Griechenland, Italien, Spanien werden vollends zahlungsunfähig - am Ende sogar aus dem EURO geworfen. Es käme zur Abschreibung gigantischer Mengen Giralgeld, da die Forderungen der Gläubiger komplett ausfallen. Dies führt letztendlich doch aber zu einer Verringerung der Geldmenge, auch wenn es nie wirklich physisch exsistiert hat. Die Gläubiger müssen nun ihr Kapital aus dem Markt nehmen um ihrerseits offene Forderungen bedienen zu können...DAX, EM und Co. fallen massiv im Kurs. Damit würde es quasi zur Deflation kommen.
Im Zusammenhang mit einer drohenden Krise wird in den Diskussionen fast ausschließlich von einer (Hyper-)Inflation gesprochen. Habe ich also einen Denkfehler oder wird die Gefahr einer Deflation schlicht ignoriert?

Dass ich einen Teil meines Kapitals in physische EM-Vorräte investieren möchte, steht für mich mittlerweile fest. Ich habe mich die letzten 3 Wochen ein Bisschen in die Materie eingearbeitet und schwanke jetzt zwischen Gold und Silber. Einerseits ist Silber wesentlich volatiler und man darf beim Kauf MwSt. abführen . Andererseits argumentieren viele, dass das historische Verhältnis von (je nach Quelle) 1:15...1:30 zu Ungunsten von Silber verschoben ist. Was im Endeffekt heißt, dass Silber im Moment zu billig oder Gold zu teuer ist. Gemessen am Verhältnis DAX/GOLD scheint der Goldpreis allerdings auf einem fairen Niveau zu sein, weshalb ich dem Silber mehr Potenzial zurechne hinsichtlich dem Aufschließen auf Gold (ja, ich schiele mit einem Auge natürlich auch auf Profit). Andererseits: Dekabank-Chefvolkswirt Kater geht zu den ewigen Goldoptimisten auf Distanz: "Der Goldpreis ist höher als der fundamental gerechtfertigte Preis. Und den sehen wir bei knapp 1 000 Dollar." [2] - Würde Gold ja wieder in den Bereich von 1:30 drücken. Beim Silber wiederum wird von Analysten ein Einbruch auf ~24..26$ in absehbarer Zeit prophezeit, das wären dann mal glatt 25% Verlust. Wobei diese technischen Chartanalysten in meinen Augen auf einer Stufe mit Kindern die in Ihr Mahlbuch kritzeln stehn. Jedenfalls hat es gereicht mich beim letzen Tiefstand von 31€ davon abzuhalten 200oz Silber zu ordern...und jetzt bin ich vollends verwirrt...Gold-Silber-warten-zuschagen-verteilt kaufen? Was meint ihr?
Wie sieht es mit dem Wiederverkauf von 1/25oz Goldmünzen von MDM aus (999.9) - gibt es da irgendwelche Einschränkungen im Vergleich zu konventionellen Anlagemünzen (bekommt man vielleicht einen schlechteren (Einschmelz-)Preis?). Ich könnte nämlich ~50 zum aktuellen Goldpreis (52€/Stk.) bekommen und weiß nicht ob das Sinn macht. (Ich habe nicht vor damit Brot zu kaufen - sondern die kommen wenn dann über kurz oder lang wieder zur Scheideanstalt.)
So, ist etwas umfangreich geworden...ich hoffe das ist zu entschuldigen.
Viele Grüße aus Karl-Marx-Stadt!
[1] Prof. Bernd Senf: Tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise (Video)
Meiner Meinung nach einer der wenigen Propagandafreien und wissenschaftlich fundierten Beiträge zu dem Thema im Netz!
[2] http://www.handelsblatt.com/finanzen/ro ... p3663596=2
@Deichgraf: "[...] aber einige scheinen ganz wild darauf zu sein, mit ihren Barren endlich ein Brot zu kaufen, oder mit einem Messer zwischen den Zähnen in den Stadtwald auszurücken." - Danke dafür, damit hast du meinem Tag um ein Schmunzeln bereichert!