Goldanlage

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Beitrag 02.06.2012, 08:44

ich2401
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Hallo
Meine Frage ist macht es sinn wenn ich für eine Immobilie noch etwa 5 Jahre sparen muss und mein Erspartes zum teil in gold anlege anstelle eines Bausparvertrages ich habe bereits gold angelegt.

Beitrag 02.06.2012, 09:31

Dagobert_90
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Ich würde nie Geld spekulativ (Gold gehört dazu) anlegen wenn ich weiß ich brauch es in 5 Jahren!!! Klar es kann steigen oder zumindest den Wert erhalten aber du solltest dir die Frage stellen ob du einen 20%, 50% oder noch größere Wertverlust leisten kannst?

Gold ist nur interssant wenn das Geld nicht gebraucht wird und Schwakungen ausgesessen werden können!

Nur meine Meinung!

PS Bausparverträge haben derzeit ein Rekord Sollzinstief ich würd da nix riskieren.

Gruß Tom

Beitrag 02.06.2012, 09:51

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KingSalomon
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Ich denke schon, dass es Sinn macht einen Teil in Gold anzulegen. Um einen Teil der Kaufkraft zu sichern. Die Eurokrise wird wohl nicht in den nächsten 5 Jahren beendet sein, daher wird Gold wohl weiter mit der einhergehenden Inflation und Unsicherheit steigen. Die jetzige Lage eignet sich gut für einen Immobilienkauf: Die Preise für Immobilien sind niedrig und ebenfalls die Zinsen. Daher sollte man auch einen Bausparvertrag haben, damit kann sich die aktuell niedrigen Darlehnszinsen sichern und später mit 'billigem Inflationsgeld' das Darlehn tilgen, dazu kann man dann auch u.U. das Gold verwenden, wenn es irgendwie eng wird.
Natürlich gibt es keine Garantie für diese Strategie, denn keiner von uns hat eine wirklich funktionierene Glaskugel für die Zukunft, aber vielleicht helfen dir diese paar Gedanken für eine gute Entscheidung.
Ein Bänker zum anderen: Wenn du errätst wie viel Geld ich in der Hand habe, dann bekommst du die 5 Euro. Darauf der andere: Ach ne, lass mal, warum soll ich mir wegen 5 Euro den Kopf zerbrechen...

Beitrag 02.06.2012, 10:17

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Yassier
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Wohnort: nahe der Weltstadt mit Herz
Die Preise für Immobilien sind niedrig
@KingSalomon
Wo kommst Du denn her? Spanien?
In Deutschland kann ich die Aussage, dass Immobilien günstig sind nicht generell unterstützen.
Grundsätzlich sind Immobilien in Deutschland im Moment eher gefragt. Gibt aber sicher regionale Unterschiede.
Ich persönlich würde derzeit nicht in Gold investieren um es in ein paar Jahren für ein Haus wieder verkaufen zu müssen. Wäre mir auch zu unsicher.
Für mich ist Gold eine langfristige Absicherung (evtl. generationsübergreifend), aber nicht zur kurzfristigen Spekulation.
Zeit kann man nicht sparen, man kann sie sich nur nehmen!
Erfolgreich gehandelt: immer öfter

Beitrag 02.06.2012, 17:20

dirty old
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Doch,doch in der Provinz im ländlichen sind die Preise für Wohnimmos recht niedrig.
Teilweise sehr verlockend.
Was wirklich völlig überteuert ist sind zur Zeit die guten Wohnlagen in Städten wie Berlin,Köln,München etc.
Leute mit Geld scheinen wie entfesselt Eigentumswohnungen zu kaufen.Auch viele Griechen,Spanier usw.
Schönes Wochenende
Grüsse!!

Beitrag 02.06.2012, 17:58

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Deichgraf
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Eher Anneliese als Analyse.
Oder: Heute gibt es Ente.

Man beachte die typisch entenhafte Bildunterschrift "Goldanleger befürchten,...". (Wer bitte ist "Goldanleger"?)

Also doch schnell raus aus dem Gelben? (Nicht ernsthaft, oder?)

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/dev ... 71371.html

Beitrag 02.06.2012, 18:58

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MaciejP
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Deichgraf hat geschrieben:Man beachte die typisch entenhafte Bildunterschrift "Goldanleger befürchten,...". (Wer bitte ist "Goldanleger"?)
Totum pro parte. Gemeint sind die Wenigen, Nervenschwachen, die das Auf, und vor allem das Ab, nicht lange aushalten. Die, die ihr Vermögen in Gefahr sehen, wenn die Exponentialkurve der letzten Jahre mal einen Knick bekommt. Die Ungeduldigen. Ansonsten enthält der Artikel auch nichts essenziell Neues. Die Verunsicherten sind weiter verunsichert; für die Überzeugten bleibt alles wie es ist. smilie_03

Beitrag 02.06.2012, 20:27

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Silberhamster
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Wohnort: Thüringen
Der Verfasser des Artikels zeicnet sich durch einen Mangel an betriebswirtschaftliche Kenntis aus: Wer Aktien kauf, spekuliert auf steigende Kurse, ebenso bei Aktienfonds. Die dividende ist dabei völlige Nebensache. Ein Beispiel: Aktie Nominale 100.00 € Kurs 600,00 € gekauft Dividende 6% wäre eine Nettorendite von von 1%., Fällt der Kurs der Aktie um 10% mindert das den Verlust auf 9%, ein erhebendes Argument Grüße Silberhamster
Wahre Worte sind nicht schön, schöne Worte sind nicht wahr ( Laotse)

Beitrag 02.06.2012, 21:34

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Deichgraf
500 g Barren Mitglied
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Registriert: 18.07.2011, 18:49
MaciejP hat geschrieben: Totum pro parte.
Reicht die rethorische Figur als Erklärung aus? Ein Journalist hat mir mal erzählt, Enten erkenne man daran, dass die Quellen verschleiert sind. ("Wissenschaftler aus Nairobi", "Goldkäufer",...)
Die Quellen für die nachfolgenden Aussagen lägen dann meistens in den Köpfen der Autoren.
So grottenschlecht und unqualifiziert, wie der Artikel inhaltlich ausgefallen ist, nehme ich an, dass nichts Nennenswertes stattgefunden hat, das den Aufhänger "Analyse" rechtfertigt.
Erstaunt hat mich, solch einen schlechten Artikel ausgerechnet in der faz zu finden.

Vielleicht ist es morgen besser.

smilie_24

Beitrag 02.06.2012, 22:29

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PaulaU
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Hallo Deichgraf!
Deichgraf hat geschrieben:Eher Anneliese als Analyse.
Oder: Heute gibt es Ente.

Man beachte die typisch entenhafte Bildunterschrift "Goldanleger befürchten,...". (Wer bitte ist "Goldanleger"?)

Also doch schnell raus aus dem Gelben? (Nicht ernsthaft, oder?)

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/dev ... 71371.html
Faz schreibt:
Nachteile: Je größer das Anlegerinteresse an solchen Goldfonds, desto mehr Gold ist zur Hinterlegung nötig. Somit treiben die Anleger mit ihren eigenen Käufen die Goldpreise.
und das gilt für Goldfonds.

Je weniger physisches Material vorhanden ist, um so mehr steigt der Preis an.

In den letzten Jahren hat das IWF sehr viel Gold verkauft, um damit die Wirtschaft anzukurbeln.
Ihnen war natürlich gelegen, dass sie viel Geld für ihr Gold bekommen.
Nun wollen sie ihre Gold-Reserven wieder auffüllen und das so günstig wie möglich. Natürlich wird das Gold in dieser Zeit ein wenig durch Leerverkäufe fallen. Das heisst aber nicht, dass Gold nun wertlos geworden ist, sondern, dass Reserven wieder gefüllt werden.

Auf der anderen Seite freut sich natürlich auch die USA daran, wenn das Gold zu einer Zeit fällt, in der auch unser Euro fällt. Sie können viel mehr einkaufen.

Dass die Industrie wenig Gold benötigt ist kein Argument, da die Schmuckindustrie massenweise Gold immer wieder benötigt. Frauen mögen nun mal Gold-Schmuck lieber. :wink:

Wer kurzfristig sein Geld vermehren möchte, sollte lieber auf andere Anlagemöglichkeit zugreifen.
Wer aber langfristig sein Geld erhalten und auch noch vermehren möchte, ist beim physischen Gold und bei Edelmetallen allg. gut dran.

Kupfer hat u.a. auch deswegen Potential, weil Gold für die Schmuckindustrie zu teuer geworden ist.
Schmuck aus vergoldetem Kupfer ist im Kommen. Die breite Masse kann sich kein Gold-Schmuck mehr leisten, bei den heutigen Preisen. Ein gr. pures Gold kostet als Schmuck verarbeitet heute ca. 100 Euro im Sonderangebot.
Es ist der Schmuckindustrie natürlich gelegen, den Goldpreis so weit wie möglich zu drücken.

Wer sich auf die Hiobs-Botschaften dieser Interessengruppen einlässt und sein physisches Gold verkauft, wird natürlich dazu beitragen, dass der Gold-Preis fällt.

LG
Paula

Beitrag 02.06.2012, 23:41

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Friedrich 3
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Lieber TE...

Mach dir bitte mal Gedanken,ob das Geldsystem von heute auch noch in 5 Jahren Bestand hat???!!
Eventuell JA, aber zu welchen Bedingungen? kannst du dir in 5 Jahren von deinen angenommenen 300000,-- noch ein Haus kaufen? Oder gerade mal 50kg Mehl.......

Da du ja ernste Zweifel hast,würde ich einen Teil in jedem Fall in EM investieren.dabei nicht nur auf Gold setzen.Platin,Palladium,Silber gehören auch ins Portfolio.Damit ist ein Totalverlust um einiges reduziert!

Einen Generaltip zur Anlage wirst du hier auch nicht bekommen,aber wenn du möglichst weit streust,dann verringerst du die Gefahr eines Totalverlustes.

Devisen im Ausland(Schweiz oder Norwegen),Aktien,Bundesschatzbriefe(auch wenn es minimale Zinsen gibt)Bargeld zu Hause auch in Devisen (Norwegische Krone,Franken,Dollar)

Fazit:Wenn in 5 Jahren alles noch so ist wie jetzt oder sogar besser,dann hast du Glück gehabt und hast dein Haus.oder du hast nur einen kleinen Teil deines Vermögens verloren...immer noch besser wie mit leeren Taschen dazustehen .

Ich hoffe wir lesen uns in 5 Jahren hier noch einmal und du kannst uns ausführlich über deinen Werdegang berichten......

also bis denne oder in 5 Jahren....
So und nicht anders!

Erfolgreich gehandelt: ja klar..

Beitrag 03.06.2012, 18:15

jaeger19
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ich2401 hat geschrieben:Hallo
Meine Frage ist macht es sinn wenn ich für eine Immobilie noch etwa 5 Jahre sparen muss und mein Erspartes zum teil in gold anlege anstelle eines Bausparvertrages ich habe bereits gold angelegt.
Hallo iche2401,
ich würde dieses angesparte Geld in jedem Fall in Edelmetalle anlegen.
Ich bin der Meinung 3/2 in Silber 1/3 in Gold.
In 5 Jahren sieht die Welt ganz, ganz anders aus!!! und ich bin der festen Überzeugung, dass es keine 5 Jahre dauert bis die Preise für diese beiden Edelmetalle ganz andere Höhen erreichen, als wir uns heute vorstellen können.
5 Jahre sind für mein Verständnis eine ziemlich lange Zeit bei Investitionen. Das ist kein spekultiver Zeithorizont.
Und dann stell dir von du könntest schon in 1 ; 2 ; 3 oder 4 Jahren dein Haus kaufen. Je nachdem wann die Kurse passen.
Von Bausparverträgen, Staatsanleihen und sonst was für Quatsch, rate ich sehr dringend ab. Das sind alles nur leer Versprechen von irgend welchen Institutionen, die alle schon überschuldet sind. Un dein Erspartes brauchen, um noch ein bischen weiter zu wursteln.
Das die Preis schwanken, in beide Richtungen ist ganz klar, das musst du aushalten.
Aber dann auch mal Gewinne mitnehen.

Beitrag 03.06.2012, 19:26

Suedwester
Generell Zustimmung. Nur macht man beim Silberkauf vor allem erstmal den Staat reich (MWst). Und dann sieht man ja täglich, daß Silber viel spekulativer ist als Gold, die Schwankungen sind viel größer, und der Preis richtet sich auch nach der Konjunktur (durch den industriellen Bedarf). Chance und Risiko sind bei Silber also deutlich höher als bei Gold, und wenn man Silber kauft, hat man halt ein paar Kilo mehr oder weniger angelaufene Barren oder Münzen herumliegen - Gold ist eindeutig leichter transportier- und lagerbar, und sieht schöner aus. Ich persönlich würde daher Gold bevorzugen, aber alles ist besser als Papier (-geld, Anleihen, Aktien, usw. usf.).

Beitrag 04.06.2012, 15:18

BMcity
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Auch eine ganz klare Zustimmung von mir. Ich favorisiere ebenfalls eher Gold als Silber bei der Edelmetallanlage. Aber nicht vergessen - immer einen "Notgroschen" behalten und niemals das ganze Geld investieren. Dazu noch einen möglichst langen Anlagehorizont haben ohne zeitliches Limit.
Dann sollte man schon auf dem richtigen Weg sein.

Es gibt allerdings keine Glaskugel, in die man schauen kann, wo Gold und Silber in fünf Jahren stehen.
Die Meisten nehmen an, das Gold und Silber langfristig weiter steigen wird, dazu zähle ich mich auch,
aber genau wissen tut das niemand. Also das Risiko nicht aus den Augen verlieren.

Beitrag 04.06.2012, 18:09

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Goldhamster79
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Die gesuchte Antwort gehört zu einer sehr sehr simplen Frage:

Vertraue ich auf den Zeithorizont mehr dem Fiat-Geldsystem oder mehr dem Gold?

Gut, dass es selbst hier auf einen langen Fünfjahres-Horizont noch soviele Systemgläubige gibt, sonst wäre längst keine physische Ware mehr zu bekommen ;)
Im Rückblick hat ne Unze vor 5 Jahren ein Drittel gekostet und ihr habt Angst um den Werterhalt gemessen in Einheiten einer in den letzten Zuckungen liegenden Zwangseinheitswährung? smilie_08

Erfreue sich am Tagesgeld (pars pro toto) wer will - bei einer Realinflation irgendwo zwischen 7 und 10 Prozent im Jahr - und hinterher will ich kein einziges Wort des Jammerns hören, weil die systemimmante Exponentialfunktion das heutige Geld zu seinem wahren Materialwert zurückgeführt hat.

Die höchstriskante Spekulation in deiser Endphase ist eine Anlage in Euro/Dollar/insertmoreFiatcurrencieshere.

Beitrag 05.06.2012, 07:48

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Goldhamster79
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Der fulminante Knall kommt in drei Jahren
schreibt auch Thorsten Polleit

Ich würde die Situation heute eher mit der Lage in Deutschland 1922/23 vergleichen. Die damalige deutsche Regierung war zunehmend auf Kredite der Reichsbank angewiesen, die 1922 unabhängig wurde. Das führte zunächst zu sehr hoher Inflation und kippte dann in eine Hyperinflation. Damals wie heute gilt es, ein politisches Projekt zu halten. Die EZB muss marode Staaten und Banken durchfinanzieren. Sie hat sich bereits jetzt politisch vereinnahmen lassen und erhöht die Geldmenge.

http://www.cash.ch/news/boersenticker/r ... 178664-450

Sehr ambitioniert dem noch so lange Zeit zuzugestehen, wobei man die noch kommenden Verbrechen der sog. "Volksvertreter" sicher nicht unterschätzen sollte smilie_08
Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Anglerschein bestraft werden,
jedoch nicht für den illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass,
dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.
M. Zeman

Beitrag 05.06.2012, 09:56

nameschonweg
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Ich glaube, da gibt es noch einige fiskalische und politische - oder fiskalpolitische - Taschenspielertricks, mit denen alles noch etwas nach hinten verschoben werden kann. Manchmal bringt einen die verdichtete Form der negative Nachrichten auch dazu, mehr "Dramatik" hinein zu intepretieren, als eigentlich vorhanden ist.

Das soll jetzt nicht heißen, dass die Probleme nicht bestehen, aber die aggregierte Form der Darstellung kann einen leicht glauben machen, dass auch alle Probleme zur gleichen Zeit wirksam werden. Was beileibe nicht der Fall ist. So werden gerne die zukünftigen Verbindlichkeiten (Pensionen, etc.) zum Schuldenstand hinzugerechnet, allerdings greift dieses Problem erst in teilweise ferner Zukunft. Obwohl das Problem ja tatsächlich existiert.

Wirklich akut wird die Krise doch erst, sobald die Wirtschaftsleistung eines Staates nicht mehr ausreichend ist, um die Kapitaldienste zu leisten. Da ohnehin niemand von einer Rückzahlung unter normalen Bedingungen ausgeht, reicht also die Bedienung der Zinsen und Zinseszinsen aus, um den Ball am Laufen zu halten. Auslaufende Kredite werden einfach in neue Kredite gerollt.

Die wesentlichen Faktoren für den Erhalt dieser Form von Zahlungsfähigkeit - bzw. die Stellschrauben, mit denen hier die Zeitachse manipuliert werden kann - sind die Höhe der Schulden, die Höhe der Zinsen, die Wirtschaftsleistung des jeweiligen Schuldners sowie die Bewertung des Zahlungsmittels, in welchem die Schulden zurückbezahlt werden sollen.

Durch Senkung der Zinsen (macht die EZB seit geraumer Zeit gegen 0, Rettungsschirme), wirtschaftliche "Stimulus-Maßnahmen" (Kreditausreichung EZB an Banken, Regierungsprogramme zur Wirtschaftsförderung), Schuldenreduzierung (Anleihenschnitte) sowie durch Inflation kann man den Exitus noch deutlich nach hinten schieben.

Nichts anderes ist ja mit dem Euro passiert - seit Einführung des Euro war ganz klar, das eine Haftungsunion eintreten würde - sonst hätten sich die Südländer nicht plötzlich zu "nördlichen" Konditionen weiter verschulden können. Alleine Italien hat durch den Euro 40 Mrd. Euro Zinsen jährlich eingespart(!). Damit wurde die drohende Zahlungsunfähigkeit der Südländer um Jahre nach hinten verschoben (geringere Zinszahlungen = Streckung der Zeitachse).
Die Südländer haben jedoch das billige Geld nicht für Entschuldung und Restrukturierung genutzt, sondern sich in noch größerem Maße verschuldet (was die Zeitachse wieder staucht). Die Kapitalmärkte haben dies bemerkt und bei neuen Schulden durch die seit Jahren langsam steigenden Zinssätze bei Südanleihen eingepreist.

Jetzt sind die Südländer wieder an dem Punkt angekommen, an welchem sie vor der Währungsunion gewesen sind. Die Zinsen würgen Wirtchaft und Staat ab. Ein verschenktes Jahrzehnt und eine historisch wohl einmalige Gelegenheit verpaßt.

Was jetzt vom "Markt" gefordert wird, ist die gesetzliche Umsetzung der schon 2002 eigentlich stillschweigend vorausgesetzten Haftungs- und Transferunion - wenn diese jetzt kommt, sollten die Zinsen für die Südländer wieder sinken und die selbst für die Nordländer untypischen Nullzinsen steigen.

Und zack, wieder ein paar Jahre gewonnen. Für die Nordstaaten staucht sich so die Zeitachse wieder, für die Südstaaten streckt sie sich wieder. Auch eine Form von europäischer Harmonisierung.

Die jetzt von den Südländern so drakonisch empfundenen "Austeritätsmaßnahmen" sind nicht anderes als die Forderung, nicht den gleichen Fehler nochmal zu machen, also kurzfristig mit Schuldgeld schnell - aber eben nicht nachhaltig - Wohlstand und Wachstum "kaufen" zu wollen, anstatt mit Hilfe der günstigeren Zinsen entschulden und Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen. Mithin also endlich Ursachen- und nicht Symptombekämpfung zu betreiben.
Die Nordstaaten waren 2002 immerhin vorausschauend genug, mit Einführung des Euros nicht zeitgleich die Haftungsunion verbindlich festzuschreiben, auch wenn der Markt dies stillschweigend vorausgesetzt hatte (Zinssenkung).
Man gab wirtschaftlich schwächeren und höher verschuldeten Staaten sozusagen eine Bewährungszeit und eine historisch seltene Chance auf wirtschaftlichen Aufschwung, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Entschuldung - und es wurde gnadenlos versagt, verzockt und in die eigene Tasche gewirtschaftet. Wenn die Griechen, Spanier und Portugiesen jemanden zum Teufel jagen wollen, dann bitte die eigene Politikerkaste, die ihnen diese Chance genommen hat.

Jetzt fordert der Markt die Haftungszusage von den Nordstaaten verbindlich ein, um dem Süden wieder wieder billiges Geld zur Verfügung zu stellen. Sonst kommt, was eigentlich 2002 schon hätte kommen müssen - die reihenweise Pleite der Südstaaten.

Ob das Kind jetzt EFSF, ESM oder Eurobonds heißen wird, bedeuten wird es die bedingungslose Transferunion, gebaut auf ein "Versprechen" der Südstaaten - welches bereits einmal gebrochen wurde und von der gleichen Politkerkaste garantiert werden soll, die schon einmal versagt hat.

In der Konsequenz bedeutet dies die Verpfändung der Arbeitsleistung künftiger Generationen an die Banken, die der Tranferunion wieder Geld zur Verfügung stellen. Die Bedingungen, zu denen dies geschieht, bestimmen inzwischen die Gläubigerbanken und der Finanzadel, der hinter ihnen steht. Bei Privatschulden bedeutet dies "nur" die Verpfändung der eigenen Arbeitsleistung und des eigenen Hab und Guts. Bei Staatsschulden hingegen nichts anderes als die Verpfändung diese beiden Dinge im Namen des Volkes - und für das ganze Volk. Begleitet wird dies - quasi als Kollateralschaden - zur Durchsetzung der Schuldeintreibung durch die Aufgabe von immer mehr Bürgerrechten und der Demokratie an sich.

Bloß meine zwei Pfennig ...
Zuletzt geändert von nameschonweg am 05.06.2012, 13:37, insgesamt 2-mal geändert.
“The greatest tragedy in mankind's entire history may be the hijacking of morality by religion.”, Arthur C. Clarke
"Papierwährungen sind die Glasperlen des Industriezeitalters"

Beitrag 05.06.2012, 10:15

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Goldhamster79
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Viele wertvolle Dukaten NSW smilie_16

Die Südländer haben die Chance erhalten sich zinsgünstig zu sanieren und stattdessen zinsgünstig auf Teufel komm raus und Pump gelebt oder gebaut.
Das Jahrzehnt war nicht nur verschenkt und eine vertane große Chance sondern sogar ein Schaden für den Rest der Union.

Die Märkte haben anfangs nicht differenziert zwischen der Währungsunion und der Haftungsthematik, weil sie erstmal von der "optischen" Erleichterung erfasst wurden.

Und so stehen wir nun wieder da wo uns dieses sozialistische Experiment hingebracht hat, die Realität und der Markt lassen sich nicht ausschalten, die Zinsunterschiede existieren zurecht.
Was nun geschieht mit den von Dir schön beschriebenen Möglichkeiten ist den selben Fehler von vor 10 Jahren nochmals zu machen, die künstliche Drückung und Bündelung, mit der absolut realistischen Erwartung, dass diesmal alles anders läuft.

Goldhamster
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M. Zeman

Beitrag 05.06.2012, 10:20

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AuCluster
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nameschonweg hat geschrieben:
Durch Senkung der Zinsen (macht die EZB seit geraumer Zeit gegen 0, Rettungsschirme), wirtschaftliche "Stimulus-Maßnahmen" (Kreditausreichung EZB an Banken, Regierungsprogramme zur Wirtschaftsförderung), Schuldenreduzierung (Anleihenschnitte) sowie durch Inflation kann man den Exitus noch deutlich nach hinten schieben.
Und vielleicht kommt noch der direkte Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB. Wenn die Zinsgewinne, die die aufgekauften Staatsanleihen abwerfen, der EZB komplett an die Staaten ausgezahlt werden, kann man die Schuldenspirale gewaltig nach oben schrauben.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 05.06.2012, 13:48

nameschonweg
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Alle oben aufgeführten Maßnahmen sowie auch die von Dir genannte Taktik hängen in ihrer Wirksamkeit davon ab, auf welchem Punkt der Exponentialkurve sie eingesetzt werden. Je früher, desto mehr Zeit kann ich damit erkaufen.

Die von Dir beschriebene Taktik würde aber auch bedeuten, dass durch die immer höheren Schulden, die ja durch die Zins- und Zinseszinsforderungen entstehen, auch die Bilanz der EZB exponentiell gesteigert wird. Und wenn ich dies aus den Medienberichten richtig interpretiert habe, geht das wohl nicht so ohne Weiteres. Zumal es ja nicht die Aufgabe der EZB ist und zudem ihren Statuten widerspricht.

Daher scheint man ja den ESM als Ablösemechanismus aufbauen zu wollen - dieser ist keinerlei bilanzrechtlichen Beschränkungen unterworfen und kann tun und lassen, was er will. Es erfährt nicht einmal jemand, da die Bilanzen (im Gegensatz zur EZB) nicht veröffentlicht werden müssen und ansonsten kein Recht auf Einblick in irgendetwas besteht.

So richtig habe ich ja die Logik noch nicht verstanden, da der ESM zwar mit einer Banklizenz ebenfalls Schuldgeld erzeugen kann, aber die Basis (Eigenkapital/Einlagen) für dieses Schuldgeld ja aus den Staatshaushalten kommen würde - die zur Finanzierung neuer Eigenkapitalerhöhungen sich quasi beim ESM wiederum verschulden müssten ... gehen würde dies zwar (ähnliches wird ja gerade bei der EZB mit der Hinterlegung von Staatsanleihen als Sicherheit gemacht), aber den Sinn dahinter sehe ich nicht so ganz. Es sei denn, auch hier gilt "1 Euro Einlage = 9 EUR zusätzlicher Kreditrahmen". Dann könnten sich die Staaten für jede Milliarde, die sie dem ESM als Eigenkapital zur Verfügung stellen, 9 Mrd. Euro vom ESM leihen. Dann ginge tatsächlich noch so einiges :)

Naja, time will tell ... :)

Vielleicht noch einige Sätze zu meinem Artikel weiter oben - der Ausgang des "Spiels" ist für Nord- und Südstaaten im gegenwärtigen Geldsystem gleich, er läßt sich lediglich durch unterschiedliches Wirtschaften an einen anderen Punkt auf der Zeitachse verschieben. Treffen wird es uns alle, solange Schuldgeld und Zinseszins eine Ausweitung der Geldmenge zur Begleichung der Schuldendienste erfordern (Zinslücke in der Geldmenge), wobei eine Ausweitung der Geldmenge in einem Schuldgeldsystem wiederum neue Schulden mit weiteren Zinsen mit sich bringt. Quasi ein Teufelskreis.

D.h. die "Südstaaten" sind nicht per se "schlechter" als der Norden, jedoch haben sie sich für einen anderen Weg des Umgangs mit den Parametern entschieden. Daher ist die Zeit hier halt schneller abgelaufen, als sie dies bspw. in Deutschland tun wird.
“The greatest tragedy in mankind's entire history may be the hijacking of morality by religion.”, Arthur C. Clarke
"Papierwährungen sind die Glasperlen des Industriezeitalters"

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