Schutz vor Deflation

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Beitrag 01.11.2012, 21:44

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MaciejP
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Hallo,

dass Sachwerte im Falle einer Inflation eine Möglichkeit sind sein Vermögen zu schützen, wurde ja hier schon oft diskutiert. Wie sieht es denn eigentlich im umgekehrten Fall aus? Diskussionen, ob und wann eine mögliche Deflation kommen könnte, habe ich bei der Suche gefunden, aber etwas unklar erscheint mir da noch der Punkt, inwiefern man sich davor schützen kann/sollte. Naiv betrachtet könnte man ja annehmen, ein Schutz wäre nicht nötig, da ausreichende Bargeld-/Kontoguthaben automatisch wertvoller werden würden.

Ist das zu kurz gedacht? Ist es möglich aktiv Vorbereitungen für eine Deflation zu treffen? Und falls ja, wie würde man das anstellen?


Viele Grüße
Maciej

Beitrag 01.11.2012, 22:01

Alteisen
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Wenn sicher ist, dass eine Deflation kommt, dann gibt's nur ein Patentrezept:
alle Sachwerte (Haus, Gold, etc.) verkaufen - und nachher: billig wieder zurückkaufen.

Beitrag 01.11.2012, 22:11

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Silver Soldier
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Wir sind bereits in einer Deflation. Unsere Bevölkerung schrumpft. Das heisst da sind weniger Leute die Geld ausgeben und Kredite aufnehmen. Die Einzelhandelsumsätze fallen. Der Autoabsatz bricht ein. Weniger Häuser werden verkauft usw. Das versuchen die Politiker noch mit Masseneinwanderung aufzuhalten und hoffen das sich die Kulturbereicherer genauso verschulden wie wir. Machen sie aber nicht weil die meisten eh vom deutschen Bürger leben. Nur die Geldmengenausdehnung hat bisher Schlimmeres verhindert. Der Staat wird auch nächstes Jahr nicht schuldenfrei sein. Mathematisch unmöglich.

Was wir heute haben ist im Prinzip das Römische System mit doppelter Buchführung. Nur durch diese doppelte Buchführung funktioniert Deutschland überhaupt noch.

Das alles spielt aber absolut keine Rolle mehr denn das billige Öl ist verbraucht. Das führt zu Preissteigerungen bei allem was transportiert werden muss. Wenn die Silberproduktion also zu teuer wird weil der Preis nicht steigt werden etliche Unternehmen schliessen müssen. Das aber würde zu Engpässen beim wichtigen Rohstoff Silber führen. Irgendwas muss dann nachgeben und das wird der Preis sein damit es sich wieder lohnt zu fördern. Mit Deflation kannst du mir keine Angst machen.

Beitrag 02.11.2012, 00:18

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IrresDing
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MaciejP hat geschrieben:Hallo,

dass Sachwerte im Falle einer Inflation eine Möglichkeit sind sein Vermögen zu schützen, wurde ja hier schon oft diskutiert. Wie sieht es denn eigentlich im umgekehrten Fall aus? Diskussionen, ob und wann eine mögliche Deflation kommen könnte, habe ich bei der Suche gefunden, aber etwas unklar erscheint mir da noch der Punkt, inwiefern man sich davor schützen kann/sollte. Naiv betrachtet könnte man ja annehmen, ein Schutz wäre nicht nötig, da ausreichende Bargeld-/Kontoguthaben automatisch wertvoller werden würden.

Ist das zu kurz gedacht? Ist es möglich aktiv Vorbereitungen für eine Deflation zu treffen? Und falls ja, wie würde man das anstellen?


Viele Grüße
Maciej
Eine Vorbereitung für deflationäre Zeiten gibt es praktisch nicht, außer Geld horten. Die Auswirkungen und Erfahrungen mit deflationären Zuständen sind so gravierend, dass ich mir es nicht vorstellen kann, dass der Draghi das auch nur im Ansatz zulässt. Vorher bekommst du am Kiosk zu jeder gekauften Zeitung noch kostenlos einen 500 Euro-Schein mit dazu. Und Deflation bei Agrarprodukten und Rohstoffen sollte in so weit zu verhindern sein, wenn der Staat es einfach unlimitiert einkauft und dann entsprechend entsorgt, bzw. lagert. Also gewissermaßen Mindestpreise festlegt. Hatten wir schon, nannte man nur anders: Subventionen. Ich erinner an die damaligen Butterberge und Milchseen.

Deflation ist ein sehr interessantes Thema. Aber es ist korrekt, dass man lieber die x-fache Inflation in Kauf nimmt, als eine Deflation zu riskieren. Deflation richtet in kürzester Zeit in der Realwirtschaft größte Schäden an.

LG
Ich möchte den Weg des Forums nicht weiter mit beschreiten. Ich wünsche allen Mitgliedern viel Erfolg und danke für die schöne Zeit bis dahin. Bye bye

Beitrag 02.11.2012, 08:09

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Ladon
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Alteisen hat geschrieben:Wenn sicher ist, dass eine Deflation kommt, dann gibt's nur ein Patentrezept:
alle Sachwerte (Haus, Gold, etc.) verkaufen - und nachher: billig wieder zurückkaufen.
Klingt theoretisch gut. Klappt im Einzelfall vielleicht sogar ... wenn man eine funktionierende Kristallkugel hat (oder Insiderwissen, wie weiland Großvater Kennedy). Ist die Spirale aber erst einmal in Gang gesetzt, beateht das Problem darin, dass man keine Käufer mehr findet: "morgen" wird es ja noch billiger sein ... immer wieder.

@ Silver Soldier
Es bringt nicht unbedingt was, wenn Du hier mit einer Privatdefinition von "Deflation" ankommst. So mag das von Dir Gesagte zwar (in Teilen) korrekt sein, hat aber nichts mit dem allgemeinen Begriff "Deflation" zu tun, die sich vor allem durch
- Schrumpfung der umlaufenden Geldmenge
- Schrumpfung des Kreditvolumens
- Rückgang der (Rohstoff-) Preise
auszeichnet. Die Entwicklung KANN dort hin führen, aber zu behaupten, es läge konkret bereits ein deflationäres Umfeld vor, ist - patdon - doch etwas abenteuerlich.
Bei den Staatsschulden hast Du vielleicht etwas missverstanden? Niemand hat je von Schuldenfreiheit gesprochen! Die steht nicht zur Debatte. Es geht um die Netto-Neuverschuldung. Aber überhaupt nicht mehr folgen, kann ich Deiner Kausalkette, dass ein "Engpass" zu einem Nachgeben des Preises von Silber führen wird?
Im Übrigen wollte der Threadersteller nicht "Angst machen", sondern frug nach möglicher Absicherung für den Fall eines Deflationsszenarios.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 02.11.2012, 08:54

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Mithras
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@Ladon:
Bitte vergiß nicht, daß z.B. in den U$A zur "Wildwestzeit" (also in deren "Gründerjahren") eine sehr lange DEFLATIONsperiode war (hing ursächlich auch mit dem Goldstandard zusammen). Trotzdem hat sich die Wirtschaft blendend entwickelt, mit vielen Innovationen und gerade auch Investitionen etc.

Natürlich hast Du grundsätzlich recht mit dem "Käufe auf später verschieben, wenn's NOCH billiger ist als jetzt".

Aber he, das HABEN wir doch jetzt auch schon in bestimmten Bereichen. Stichwort: "Digitale Deflation": PCs und andere Elektronik wird - bei gleicher bzw. oft sogar steigender Leistungsfähigkeit, wohlgemerkt! - immer billiger... Obwohl "digitale Deflation" ein umgangssprachlicher und inhaltlich deshalb letztlich falscher Begriff ist, ist er schon irgendwie treffend. Und TROTZDEM werden RIESIGE Mengen von "Gadgets" verkauft. Lies einfach mal die News: Stichwort z.B.: Samsung gegen Apple auf dem Smartphonemarkt. Trotz kontinuierlich sinkender Preise: "Irgendwann" WIRD dann doch so ein Teil gekauft, zwar oft mit dem Stoßseufzer "Sowas kauft man eh immer zu früh...", jedoch auch, weil man's haben zu "müssen" glaubt. Und "alle" machen mit ... deshalb die Erfolgszahlen. Wie gesagt in einem "deflationären" Umfeld...

Und bestimmte Dinge muß man wirklich immer kaufen, Deflation hin oder her: Nahrung, Heizstoffe, ...

Letztlich führt Deflation sogar zu NACHHALTIGEREM Wirtschaften - also dem Ende der "Wegwerfgesellschaft". Unser Planet ist ökologisch sowieso am Kollabieren. Diese Krätze, die er hat (namens Homo Sapiens), sollte mal ihre Denke bzgl. "ewigen Wachstums" etwas zurücknehmen. Und genau dafür wäre weltweite Deflation sogar SEHR GUT!!! smilie_17
Goldigste Grüße,

Euer Mithras, der Goldjunge

Und nicht vergessen: "Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück: Null." [Voltaire, 1694-1778]

Beitrag 02.11.2012, 10:50

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Ladon
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@ Mithras

Da gebe ich Dir in gewisser Weise vollkommen recht! Du sagst ja nichts anderes, als dass der systemimmanente Wachstumszwang, das Dogma unseres Wirtschaftssystems "global" gesehen DAD zentrale Problem überhaupt darstellt. Das ust meine Rede (und Schreibe) schon seit vielen Jahren (und wer glaubt, das sei "Sozialismus" hat nichts verstanden).
Insofern stehe ich praktisch 100% hinter Deiner Ergänzung!

Aber der Interpretation des Silbersoldiers es herrsche schon "Deflation" muss dennoch energisch widersprochen werden: von einem ALLGEMEINEN Rückgang des Preisniveaus, insbesondere bezüglich der Rohstoffe (als zentralem Indikator) ist nun mal noch nichts zu bemerken ... man bekommt ja eher weniger fürs Zahlungsmittel die Geld- und Kreditmenge wächst.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 02.11.2012, 10:56

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Goldhamster79
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Verweise auf https://forum.gold.de/inflation--und-am ... t4170.html

Beitrag 02.11.2012, 11:41

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AuCluster
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Die Deflation ist ein freundliches Monster – und stets bereit, die
Ersparnisse der Leute zu retten und die Folgen der schweren Fehler und
Anmaßungen der politischen Falschgeldfürsten zu heilen.
:shock:

Wenn die Leute arbeitslos werden, müssen sie ihre Ersparnisse verbrauchen. Bei der Inflation werden die Ersparnisse auch vernichtet, jedoch verlieren die Leute nicht massenhaft ihre Jobs.
Ein, wie ich finde, sehr zynisches Zitat von R. Baader.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 02.11.2012, 12:32

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Goldhamster79
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Überpüfe die Prämissen AuCluster smilie_16

Deflationäre Zeiten sind nicht zwingend mit großer Arbeitslosigkeit verbunden, das Gegenteil kann durchaus der Fall sein, ja nach Umfeld weiterer Einflussfaktoren auf die Wirtschaft (u.a. die Art des Geldsystems spielt hier eine wichtige Rolle).

Mithras hat hier bereits in die richtige Richtung geschrieben.

smilie_24

Beitrag 02.11.2012, 16:31

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AuCluster
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Das hast Du natürlich auch wieder recht. Das Zitat von Baader könnte man als 'Richtig zitiert, aber aus dem Zusammenhang gerissen' deuten.

Sollte man dieses Zitat in Zusammenhang mit der heutigen Situtation in der Südschiene von Euroland in Verbindung bringen, bleibt es trotzdem zynisch, da nur die sehr Reichen von der Deflation profitieren.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 02.11.2012, 17:30

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GrafZahl
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Mithras hat geschrieben:Unser Planet ist ökologisch sowieso am Kollabieren. Diese Krätze, die er hat (namens Homo Sapiens), sollte mal ihre Denke bzgl. "ewigen Wachstums" etwas zurücknehmen. Und genau dafür wäre weltweite Deflation sogar SEHR GUT!!! smilie_17
smilie_14
"Das ist Gold, Mr. Bond", sagt er.
"Mein ganzes Leben war ich verliebt in seine Farbe, seinen Glanz, seine göttliche Schwere. Ich mache jedes Geschäft, das meinen Vorrat aufstockt."

Independencia y Libertad

Beitrag 03.11.2012, 00:29

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Datenreisender
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Silver Soldier hat geschrieben:Wir sind bereits in einer Deflation. Unsere Bevölkerung schrumpft.
Was bei der vorliegenden Überbevölkerung (Deutschland = 231 Einwohner/km²) ja eher ein Vorteil sein sollte?
Mithras hat geschrieben:Letztlich führt Deflation sogar zu NACHHALTIGEREM Wirtschaften - also dem Ende der "Wegwerfgesellschaft". Unser Planet ist ökologisch sowieso am Kollabieren. Diese Krätze, die er hat (namens Homo Sapiens), sollte mal ihre Denke bzgl. "ewigen Wachstums" etwas zurücknehmen. Und genau dafür wäre weltweite Deflation sogar SEHR GUT!!! smilie_17
Wir haben mittlerweile über 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Der Club of Rome hat in Die Grenzen des Wachstums bereits 1972 einen Zielkorridor für die Weltpopulation von 500 Millionen bis 2 Milliarden Menschen errechnet, mit dem ein nachhaltiges und langfristiges Überleben der Menschheit auf diesem Planeten möglich sein soll.

Beitrag 03.11.2012, 06:50

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Ladon
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Mithras hat geschrieben:@Ladon:
Bitte vergiß nicht, daß z.B. in den U$A zur "Wildwestzeit" (also in deren "Gründerjahren") eine sehr lange DEFLATIONsperiode war (hing ursächlich auch mit dem Goldstandard zusammen). Trotzdem hat sich die Wirtschaft blendend entwickelt, mit vielen Innovationen und gerade auch Investitionen etc. ...
Stimmt. Allerdings wurden die von ausländischen Krediten getragen. Vor allem mit britischem Geld. Und das in einem Umfang, dass der Goldabfluss zeotweise in England so groß war, dass sogar der Peelsche Bank Act außer Kraft gesetzt werden musste.
Ganz so einfach kann man also nicht argumentieren.

Die "gesunden" Wirkungen einer Deflation - die ich prinzipiell überhaupt nicht bestreite! - kämen nur dann zum Tragen, wenn das GESAMTE Lohn- und Preisgefüge im GLEICHSCHRITT sinken würde. Das reale Problem besteht also darin, dass sich Arbeitnehmer UND Unternehmer für das große Ganze zu Lohn-, bzw. Gewinneinbußen bereit erklären müssen. Mach das mal Gewerkschaften klar, und bring die Unternehmer und Manager dazu die Eigenkaputalrendite zu kappen, wo doch einige Zeit andere Einsparungen (z.B. Entlassungen, Produktionskürzungen ...) VIEL einfachet und für die Shareholder "beaser" sind.
Das müsste also von jenandem "bestimmt" werden ... und das müffelt dann aber fatal nach Planwirtschaft, wo irgendeine Instanz das Preisgefüge festlegt.
Die Theorie ist gut ... scheitern wird es an der ganz menschlichen Unvernunft mit allen Mitteln die eigene Einbuße zu Lasten anderer wenigstens hinauszuzögern.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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