EZB will 1.000 Milliarden Euro drucken

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 08.04.2014, 18:10

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Auf den Spuren der Fed
EZB will noch mehr Geld als die Fed drucken

Laut einem Zeitungsbericht spielt die EZB Modellrechnungen zum Kauf von Wertpapieren im Volumen von 1000 Mrd. Euro durch. Das wäre wesentlich mehr als die 1000 Mrd. Dollar, die die US-Notenbank 2013 gedruckt hat. Wie praktisch ist es da doch, dass die Investmentbank Goldman Sachs schon einmal vorgerechnet hat, in welche Papiere die Käufe der EZB aufgeteilt werden könnten. Denn es ist gar nicht so leicht, Investmentmöglichkeiten in dieser Größenordnung zu finden.

http://www.finanzen100.de/finanznachric ... 319_66967/

Beitrag 09.04.2014, 12:45

herakles
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http://www.handelsblatt.com/politik/kon ... 8-all.html

Die "gute alte" Giralgeldschöpfung durch Kreditvergaben an Konsumenten und Firmen wurde inzwischen durch Derivatengeldschöpfung der Banken untereinander um ein vielfaches überflügelt, so dass unser ursprüngliches Fiatgeld dagegen schon fast wie Gold glänzt.
Das Problem dabei, in der Bilanz tauchen diese Positionen "unterhalb der Linie", als Eventualverbindlichkeiten auf der P (oder -Forderungen auf der A) Seite. Das hört sich harmlos an, ist es aber nicht.
Wenn Bank A Ihre richtigen Forderungen und Aktien (Vermögen) mit Derivaten (z.B. die geliebten CDS) als Eventualforderungen, abgesichert hat, diese aber von der ausgebenden Bank B, nicht bedient werden können, hat sie nichts davon.
Aber dann würde sie auf die Bank B zugehen und ihre Aktiva verwerten. Die Buchführungsregularien sorgen ja dafür, dass kein Unternehmen, schon gar keine Bank, zu viel Schulden machen kann ohne Gegenpositionen zu haben. Oder?
Das Problem, die Verbindlichkeiten der Bank B ggü Bank A sind auf der P Seite der Bank B, unterhalb der Bilanz, also ohne Gegenposition (Vermögen) auf der A Seite. Sind ja „nur“ Eventualverbindlichkeiten.
Wenn nun, wie Manche behaupten z.B. JPM oder GS eine ordentliche Bilanzsumme von 100 haben, aber unterhalb 1000 in Derivate ausgegeben haben, können max 100 verwertet werden. Selbst wenn Bank B, sich eine Gegenposition unterhalb der Line auf der A Seite von Hedgefonds C geholt hat , der zufällig in einem Steuerparadies mit lockeren Vorschriften liegt, sieht es zwar gut aus, ist es aber nicht.

Als GR pleite ging, hat man sich deshalb geeinigt das es eben kein default war, damit diese CDS nicht greifen. Kurzerhand die Regeln geändert
Worauf ich aber hinaus wollte ist, dass Forderungen ( „Vermögen“) in Billionenhöhe in den Bilanzen der Banken stehen, die niemand mehr bedienen kann und auch nicht abgesichert sind.
Um die Balance wiederherzustellen können zwei Dinge passieren.

a) Deflation der Schulden/Forderungen, so dass nur die bleiben, die einen echten Gegenwert hinter sich haben. Immobilien, Aktien etc stürzen ein, aber auch Staatsanleihen (Rendite steigt).

Zunächst sieht es so aus, als würden die Schuldner verlieren, weil Ihre Schulden einen höheren wert bekommen und die Gläubiger (Banken) gewinnen. Also schützen wir doch die armen verschuldeten Konsumenten, Häuslebauer, Unternehmer und den Staat, impliziert den Steuerzahler doch davor und bekämpfen die Deflation durch Inflation.

Was würde den ohne "Bekämpfung" passieren? Vor allem dem Staat aber auch den meisten Kreditnehmern (inkl. Unternehmer) drohte die Pleite, also würde eine Währungsreform unumgänglich sein. Dabei werden die Karten neu gemischt. Egal wie ungünstig die Verrechnung von Schulden und Vermögen (Sparguthaben) für die Bevölkerung und die Wirtschaft sein wird, muss das insgesamt so sein, dass die Wirtschaft läuft, also besser als vor der Krise. Die meisten Kredite werden gestrichen oder stark reduziert so dass die Immos und Betriebe weiter finanziert werden können. Das Ganze muss und wird politisch akzeptierbar sein.
Aber der Staat würde sicher nicht mehr 80 bis 120 % des BIP Schulden haben, denn damit wäre das Problem nicht gelöst. Ich gehe von max . 30% aus, das für die Banken, als die Halter von Staatsanleihen einen herben Schnitt bezgl. Zinseinnahmen bedeuten würde. Ja, der Sparer verliert, ist klar. Er verliert immer. Die meisten Menschen haben aber mehr Schulden als Guthaben.

Deshalb passiert

b) Inflation.

Hier verlieren die Banken am wenigsten bis gar nicht. Zwar inflationieren ihre alten Kredite , aber die Schuldenmenge steigt und die Relation bleibt. Also höhere (Staats)Schulden = höhere Zinseinnahmen bei Staatsschulden von 80 bis 120 % des BIP. Real fließt trotzdem genauso viel Geld in die Taschen der Banker.

Deshalb "whatever it takes", zumal es nix kostet. Papier, ich meine Speicher, ist geduldig.

Aber dann kapiert der Sparer (irgendwann), dass sein Geld flöten geht und löst einen Bankrun aus, der in eine Währungsreform mündet.

Beitrag 10.04.2014, 05:53

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Ladon
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Ich denke, ein "Bankrun" hat in der heutigen Zeit seinen Schrecken für das System (!) längst verloren. Was sollen die Leute denn auch dort holen? Sie können nichts mehr "abholen", sie können die Forderung gegen die eine Bank (ihr Guthaben) in Forderungen gegen einen andere Bank (Banknoten der Zentralbank) umtauschen. Das war's.
Damit knickt vielleicht mal eine Bank ein (oder wird gerettet), im großen Maßstab kollabiert vielleicht eine Währung (und wird durch eine neue ersetzt). Das sind Effekte, die von den "Herren des Geldes", die sehr wohl um die Problematik der exponentiellen Entwicklung wissen (!), doch längst "eingepreist" sind. Es geht nur darum die Fäden in der Hand zu behalten. Ob mit Dollar, Euro, Rubel, Renminbi oder Gold.


P.S.
Im Übrigen stehen "Unterstrichpositionen" AUSSERHALB der Bilanz, haben (nach Gablers Wirtschaftslexikon) "ergänzenden Charakter" und sind eben in manchen Fällen vorgeschrieben. Sie sind (deswegen stehen sie ja "unter dem Strich) kein "substanzieller" Bestandteil der Bilanz.
Daher kann eine solche Position auch nicht "wirken" (z.B. indem damit etwas "abgesichert" wäre). Wird die Position "verwendet", dann rutscht sie natürlich in die Bilanz, es ist dann z.B. natürlich auch keine "Eventualverbindlichkeit" mehr.
Gefahren lauern natürlich an jeder Ecke, "kreative" Bilanzbuchhalter finden mit jeder neuen Regelung auch neue Wege ... aber man kann nicht einfach aus einer "Eventualverbindlichkeit" eine konkrete machen, ohne diese den Vorschriften der doppelten Buchführung zu unterwerfen.
So simpel ist das nicht.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 10.04.2014, 14:30

herakles
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Ein Bankrun würde heute nur etwas anders aussehen, aber für die Finanzbranche und insgesamt für die Wirtschaft wäre er im Ergebnis keinen Deut besser.

Es ist klar, dass die meisten kein Bargeld mehr bekommen. Ob nun durch die Pleite der einzelnen Bank (auch ich sehe das als eher unwahrscheinlich)oder durch Kontosperren (eher wahrscheinlich) wie in Zypern, ist es erst einmal egal.
In Zypern haben die die an Bargeld gekommen sind sich gerettet, weil es nur ein isolierter Fall war, die nur zyprische banken betraf. Wenn die €-Banken in der €-Zone übergreifend ein Problem bekommen, gibt es diese Alternative nicht.

Dann wäre selbst das Bargeld nur kurzfristig etwas Wert. Am Anfang schon, wenn kaum jemand noch Buchgeld akzeptieren würde (weil auf dem Konto gesperrt). Man kann keinen Kaufmann zwingen, Buchgeld zu akzeptieren, wenn er nicht weiß, ob er ran kommt. Mal ganz abgesehen davon, das Buchgeld kein offizielles Zahlungsmittel ist.

In Folge würde zunächst das Bargeld ggü. dem Buchgeld an Wert gewinnen, weil nicht genügend im Umlauf (kurzfristige Deflation). Wer Bargeld wollte, müsste die Bargeldpreise also senken. Es gebe sofort zwei Währungen. Irgendwann würde man tauschen, weil nicht genügend Bargeld im Umlauf. Spätestens dann, würde auch EM ein rolle spielen. Schlimmer aber, Tauschgeschäfte können nicht mit MwSt belegt werden. Kurz um , die ZB wäre gezwungen Bargeld zu drucken und die gesperrten Buchgeldguthaben zu monetisieren. Wenn das nur selektiert passiert, und nach Abzügen, würde kein Mensch das Bargeld auf die Bank bringen. Also wie oben beschrieben. Also muss die ZB die (Hyper)Inflation zulassen.

PS Simpel nicht. Doch drohende Risiken nicht auszuweisen ist katastrophal. Das wird sich bald zeigen.

Beitrag 10.04.2014, 14:47

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Dragonh3art
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Habe ich nicht Irgendwo gelesen das die 1000Mrd € im schlechtesten fall nur 0,2% und im besten 0,8% Infaltion ausmachen würden, das man dann gesehen auf die derzeitigen 0,5% im besten fall nur auf 1,3% in der Eurozone kommt was immer noch weit von den angestrebten 2% weg ist.

Daher soll dieses doch nur kommen wenn wir in die Deflation abrutschen, bisher also nur ein gedankenspiel :D

Dann würde der Dax aber noch ganz locker die 10.000 knacken.

mfg Dragonh3art

Beitrag 10.04.2014, 16:33

herakles
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Die heutige Geldschöpfung hat selbst die keynesianische Lehre längst verlassen. Sie sagt grob, dass die Geldmenge mit der Wirtschaftsleistung steigen soll. Das passiert aber nur wenn man mit dem neuen Geld Investitionen tätigt (Werte schöpft)!

Wenn die ZB Wertpapiere aufkauft, oder die Hausbank durch den de facto Wegfall der Mindestreserve beliebig Geld schöpfen kann, damit Autos oder iPhones gekauft werden, entstehen keine neue Werte sondern steigen die Preise. Solange bis keine neue Kredite mehr aufgenommen werden können (Belastungsgrenze der Kreditnehmer erreicht). So weit sind wir jetzt.

Deshlab wird die Billion die Draghi drucken will, nur die Löcher der Banken stopfen, aber die Inflation nicht stark steigern. Sie kann nur steigen, wenn die Konsumenten mehr Geld ausgeben können (Einkommen steigt) oder wollen (Ersparnisse konsumieren). Letzteres wird die Inflation auslösen.

Das gesparte Geld liegt nicht nur auf dem Sparbuch sondern auch in Aktien und Staatsanleihen. Wenn die Sparer darauf kommen, dass Ihre Ersparnisse bald nur noch symbolischen Wert haben werden, geht es los. Dann werde sie Erstere verkaufen und Gold, Häuser (passiert schon) Diamanten, Kunst, Wald, Acker, Rohstoffe wie blöde kaufen. Das wird alle anderen Produkte verteuern. Und voila, die Inflation, sogar Hyperinflation ist da.

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