Das nächste Referendum kommt in Italien

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 22.11.2016, 11:27

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Indiana Jones
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Am 04.12.2016 wird abgestimmt und es ist freilich kein Zufall, da an diesem Tag nämlich Barbaratag gefeiert wird.

Die heilige Barbara gilt schließlich als die Schutzheilige aller, die mit Pulver arbeiten, darunter auch Bergleute...

smilie_20

Beitrag 26.11.2016, 12:36

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Italiener räumen ihre Konten und kaufen Gold in der Schweiz

Wegen der Ungewissheit über den Ausgang des italienischen Verfassungsreferendums und den Verbleib Italiens in der Eurozone kaufen Italiener Gold und bunkern es in der Schweiz:

http://www.wiwo.de/politik/europa/gold- ... 88926.html
VfL Bochum? -Find ich gut!

Beitrag 26.11.2016, 13:04

Thomasio
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Das machen die Italiener schon seit Jahrzehnten, genau genommen früher mal noch viel mehr als heute, einfach weil früher die italienische Lira die Schwindsucht hatte.
Seit Ende der 90er ist das deutlich weniger geworden, weil der Euro stabiler war, und dass das jetzt wieder mehr wird ist auch klar, weil die Reichen jetzt eine neue, schwache Währung befürchten.

Das jetzt schon zu machen halte ich aber für verfrüht, denn selbst wenn die Italiener aus der EU aussteigen, wird das laufen wie in GB, sprich mit 2 Jahren Übergangszeit.
Da ist Zeit genug Gold zu kaufen nachdem das Ergebnis vom Referendum bekannt wird und klar ist was passieren wird.
Der Euro wird erst gegen Ende der 2 Jahre abstürzen, sprich wenns um Ängste um den Euro geht, sollte der Artikel sich eher mit den nächsten Wahlen in Frankreich befassen, denn die werden auf den Euro deutlich mehr Einfluss haben als ein Referendum in Italien, bei dem es nominell überhaupt nicht um die EU und den Euro geht, sondern nur darum die Anzahl der Sitze im Parlament zu verkleinern.

Abgesehen davon sehe ich nicht, warum eine neue italienische Währung wieder genauso schwach werden sollte wie damals die Lira, denn die Lira war nur deshalb so schwach, weil die Löhne in Italien viel schneller und viel stärker erhöht wurden als im Rest von Europa, während es in Sachen Produktivität kaum Fortschritt gab.
Die neue Währung wird gleich zu Anfang um 20 oder 30% abwerten, um den deutschen Wettbewerbsvorteil zu eliminieren, sprich für den Übergang ist es ratsam sein Geld in Gold oder so anzulegen, aber danach kommt die Tatsache, dass auch in Italien die rechte Seite der Politik auf dem Vormarsch ist, die die Löhne klein halten will, wodurch nahezu keine Inflation existieren wird.

Beitrag 26.11.2016, 13:17

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Indiana Jones
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Du übersiehst eine Kleinigkeit, Thomasio.

Der italienische Staatshaushalt ist mit nahezu 140 % Schuldenquote zum jährlichen Bruttoinlandsprodukt extrem überschuldet. Falls es nach dem Referndum am 04.12.2016 zu einer Währungsreform kommt wird es in Anbetracht der Höhe der Schuld für Italien allenfalls einen geringen Schuldenerlass geben können. Deshalb wird sich Italien nur per Inflation entschulden können. Diese Inflation wird zwangsläufig auch auf die Nachbarländer übergreifen, da nach der Beendigung des Euros der marktwirtschaftliche Wettbewerb die Harmonisierungspolitik der Eurozone ersetzen wird.
Zuletzt geändert von Indiana Jones am 21.02.2018, 07:12, insgesamt 2-mal geändert.

Beitrag 26.11.2016, 13:24

Thomasio
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Aua!
Der japanische Staat ist mit 250% vom BiP fast doppelt so hoch verschuldet wie die Italiener, haben die dort Inflation?
Nö, haben die nicht, weil die auch rechtsgerichtet regiert werden, sprich die Löhne klein halten.
Inflation kommt nun mal von Löhnen minus Produktivität, aber genau DAS wollen die Finanzstrategen nicht wahr haben, die glauben alle, Geld drucken bringt Inflation und die bestehen darauf, dass das stimmen muss, auch wenn Japan seit 25 Jahren beweist, dass es nicht stimmt.

Die Italiener werden genau denselben Fehler machen, nämlich versuchen mit massiv Geld drucken Inflation zu erzeugen, aber es wird ihnen genauso wenig gelingen wie den Japanern und "Währungsreform" gibts nicht, solange die Währung nicht in Hyperinflation davon galopiert.

Beitrag 26.11.2016, 13:38

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Indiana Jones
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:shock:

1 Yen =0,008832 US-Dollar

Arbeitet Draghi an ähnlichen Kursen für die Euro Zone?

Beitrag 26.11.2016, 13:59

Thomasio
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Was bitte hat der Aussenwert einer Währung mit Inflation innerhalb des Landes zu tun?
Gar nichts vielleicht?

Ein niedriger Aussenwert schützt die heimische Industrie vor Dumpingpreisen vom Ausland.
Weltweit verkauft VW mehr Autos als Toyota, aber in Japan ist Toyota ganz klar Marktführer, schlicht weil es in Japan keine Inflation gibt und die Preise von Toyota mehr oder weniger gleich bleiben, während importierte VW durch den niedrigen Aussenwert der Währung immer teurer werden.
Genau DAS ist der feuchte Traum ALLER Hersteller, die nicht exportorientiert sind.
Hoher Binnenwert und niedriger Aussenwert der Währung, dicke Gewinne im eigenen Land und keine Konkurrenz aus dem Ausland.

Beitrag 26.11.2016, 14:20

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Indiana Jones
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Thomasio hat geschrieben:Was bitte hat der Aussenwert einer Währung mit Inflation innerhalb des Landes zu tun?Gar nichts vielleicht?
Wenn Du Nichts importieren musst wird ein schwacher Währungsaußenwert Wirtschaft und damit auch der Bevölkerung zu Gute kommen.

Wenn man allerdings so wie die EU Erdöl, Gas, Handys, Flachbildfernseher und Textilien importiert wird jede Schwächung der Währung auf lange Sicht der Bevölkerung eher schaden. Schließlich muss auch die Industrie auf Grund der Währungsabschwächung verteuerte Rohstoffe importieren. Man nennt das Phänomen volkswirtschaftlich auch importierte Inflation.

Deutschland spielt dabei natürlich eine Sonderrolle, die zu klären nicht meine Aufgabe ist.

Beitrag 26.11.2016, 14:30

Thomasio
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Indiana Jones hat geschrieben:Man nennt das Phänomen auch importierte Inflation.
Diese Behauptung hatten wir ja nu schon öfter hier im Forum, aber die ganz offensichtliche Frage, die ich dazu immer stelle, kann mir keiner beantworten.

WENN unvermeidbar nötige Importe, wie Öl und Gas teurer werden und die Verbraucher für Auto, Heizung und Küche mehr ausgeben müssen, ohne dass die Verbraucher gleichzeitig mehr Lohn bekommen, WOHER sollen die Verbraucher das Geld nehmen um für alles Andere was sie kaufen wollen immer noch genauso viel zu bezahlen wie vorher?

Die Antwort ist: Das können sie nicht.
Wenn der Ölpreis steigt kaufen die Leute weniger Fernseher, oder weniger Schnitzel oder so, dadurch fällt der Preis von Elektronik und Fleisch und am Ende gibt es in der Summe aus gestiegenem Ölpreis und gefallenen Preisen für andere Güter keine Inflation.

Du musst nicht mal auf Importe schauen, funktioniert auf dem Binnenmarkt genauso.
Wenn die Mieten steigen fallen die Preise in den Restaurants, weil Verbraucher die höhere Miete bezahlen müssen, seltener ins Restaurant gehen.

Beitrag 26.11.2016, 15:20

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Indiana Jones
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Thomasio hat geschrieben:
Indiana Jones hat geschrieben:Man nennt das Phänomen auch importierte Inflation.
Diese Behauptung hatten wir ja nu schon öfter hier im Forum, aber die ganz offensichtliche Frage, die ich dazu immer stelle, kann mir keiner beantworten.

WENN unvermeidbar nötige Importe, wie Öl und Gas teurer werden und die Verbraucher für Auto, Heizung und Küche mehr ausgeben müssen, ohne dass die Verbraucher gleichzeitig mehr Lohn bekommen, WOHER sollen die Verbraucher das Geld nehmen um für alles Andere was sie kaufen wollen immer noch genauso viel zu bezahlen wie vorher?

Die Antwort ist: Das können sie nicht.
Nein, Thomasio

Die Antwort ist:

Die Leute gehen auf die Bank und nehmen einen Kredit auf Pkws, Flachbildschirmfernseher oder gerne auch auf die Immobilie auf .

Das nennt man Geldschöpfung, Kreditvergabe oder am Ende eines Schuldenzyklus nennt man das Überschuldung und dann folgen entweder steigende Zinsen und Insolvenzen oder Enteignungen im Wege einer Währungsreform. In Neudeutsch auch Straf - oder Negativzinsen genannt.

Beitrag 26.11.2016, 16:15

Thomasio
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Indiana Jones hat geschrieben:Das nennt man Geldschöpfung, Kreditvergabe oder am Ende eines Schuldenzyklus nennt man das Überschuldung und dann folgen entweder steigende Zinsen und Insolvenzen oder Enteignungen im Wege einer Währungsreform. In Neudeutsch auch Straf - oder Negativzinsen genannt.
Da hast du eine Tatsache genannt, und darauf einen fundamentalen Widerspruch aufgebaut.
Bestes Beispiel: USA
Die Amis haben seit den 80ern stagnierende Einkommen (je nachdem wessen Zahlen man da glauben soll) und haben sich seitdem auf Schulden konzentriert.
Die Amis erhalten seit über 30 Jahren ihre Wirtschaft nur dadurch über Wasser, dass den Konsumenten von Haus über Auto bis zu Kreditkarten immer höhere Schulden aufgeladen werden.
So weit, so gut und unbestritten, die Inflation in den USA seit den 80ern kommt nur aus der Tatsache, dass die ihr Einkommen mit Schulden "aufgebessert" haben.

Die daraus entstandene Überschuldung führt dann zu Insolvenzen und Enteignungen, soweit auch unbestritten.
Das führt aber NICHT zu einer Währungsreform, sondern zu steigendem Wert der amerikanischen Währung, sehr schön zu sehen am Wert des US$ im Vergleich zum Euro in den letzten Jahren, wo der Euro von fast $1.40 auf heute $1.05 verloren hat.
Da findet das Gegenteil von Währungsreform statt, da gibt es Deflation und Erstarkung der Währung, einfach weil eine Bank, die statt Rückzahlung der vergebenen Kredite Besitzurkunden von Immobilien bekommt die nicht mal die Hälfte vom Kreditbetrag wert sind die Differenz abschreiben muss.
Diese abgeschriebene Geldmenge führt zu Schrumpfung der Geldmenge im Umlauf, damit schrumpfender Nachfrage nach Konsumgütern und damit Deflation.
Sehr schön zu sehen hier:
http://www.usinflationcalculator.com/in ... ion-rates/
wo 2009 als Reaktion auf die Lehman-Pleite die Inflation in den negativen Bereich gerutscht ist, obwohl die Amis gleichzeitig 100te Mrd. von Dollars gedruckt haben.
Auch in den Folgejahren kam die Inflation in den USA kaum mal über die ausdrücklich erwünschten 2% hinaus und seit 2015 liegt sie sogar wieder deutlich drunter.

Inflation via Kredit geht nur genau so lange, bis die Kreditnehmer ihren Kreditrahmen ausgeschöpft haben, danach fällt die Inflation noch UNTER den Level den sie ohne Kredite gehabt hätte.
Noch mehr Schulden als sie schon haben können die Verbraucher in der westlichen Welt aber kaum aufnehmen, da sind wir schon am Anschlag, da kannst du deine Idee, dass demnächst mehr Inflation durch mehr Schulden aufkommen wird glatt vergessen.

Wie du daraus eine kommende Währungsreform prophezeihen willst ist mir endgültig schleierhaft.
Warum sollte eine Währung reformiert werden, wenn sie auf dem Binnenmarkt stabil ist?
Da muss der Staatshaushalt reformiert werden, aber nicht die Währung, denn egal was man mit der Währung machen würde, würden die Staatsschulden ohne Inflation nicht weniger.

WENN es bei Überschuldung Währungsreform gäbe, hätte es die in Japan schon vor 15 Jahren gegeben.
Währungsreform gibt es, wenn das Geld schneller an Wert verliert als die Notenbanken die zusätzlichen Nullen auf die Scheine drucken können, aber davon haben wir zur Zeit das genaue Gegenteil.
Wir haben so wenig Inflation, dass die Zentralbanken händeringend (aber erfolglos) versuchen mehr Inflation zu erzeugen.

Beitrag 26.11.2016, 17:30

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Indiana Jones
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Thomasio hat geschrieben:So weit, so gut und unbestritten, die Inflation in den USA seit den 80ern kommt nur aus der Tatsache, dass die ihr Einkommen mit Schulden "aufgebessert" haben.Die daraus entstandene Überschuldung führt dann zu Insolvenzen und Enteignungen, soweit auch unbestritten.Das führt aber NICHT zu einer Währungsreform, sondern zu steigendem Wert der amerikanischen Währung, sehr schön zu sehen am Wert des US$ im Vergleich zum Euro in den letzten Jahren, wo der Euro von fast $1.40 auf heute $1.05 verloren hat.
Angenommen, dass Du Dein Geld nicht unter der Matratze sondern in 10 jährige Schuldverschreibungen investieren möchtest.

Dann triffst Du zunächst eine Auswahl, ob Du das Geld einer Bank , einem Unternehmen oder einem Staat anvertraust. Angenommen, Du entscheidest Dich für Letzteres. Dann hast Du die Qual der Wahl, welchem Staat Du das meiste Vertrauen schenkst bzw. welcher Staat Dir die meisten Zinsen zahlt. Was wär Dir lieber ?

0 % Zinsen in Euro für einen deutschen Bundesschatzbrief oder 2,36 % Zinsen in Dollar für einen 10 jährigen Threasurie?

Wenn Du Dich für letztere Anlage entscheidest musst Du Deine Euroscheine gegen Dollarscheine wechseln, da Amerikanische Staatsanleihen in Dollar verausgabt werden. Die Zinsdifferenz ist also der Grund für die Dollaraufwertung, da nämlich die relativ hohen Zinsen in USA zu einer verstärkten Nachfrage nach Dollar führen.
Thomasio hat geschrieben:...In USA findet das Gegenteil von Währungsreform statt, da gibt es Deflation und Erstarkung der Währung, einfach weil eine Bank, die statt Rückzahlung der vergebenen Kredite Besitzurkunden von Immobilien bekommt die nicht mal die Hälfte vom Kreditbetrag wert sind die Differenz abschreiben muss.Diese abgeschriebene Geldmenge führt zu Schrumpfung der Geldmenge im Umlauf, damit schrumpfender Nachfrage nach Konsumgütern und damit Deflation.
Dass Du die Subprimekrise als Grund für das erstarken des Dollars anführst ist abwegig. Man kann in der Fachliteratur aber auch in der Tagepresse allerorten nachlesen, dass die Immobilien Krise in USA die FED dazu veranlasst hat, diverse quantitative Easing Programm aufzulegen. Mit "Geldmengenschrumpfung" hat das nun wirklich nichts zu tun.
Thomasio hat geschrieben:Inflation via Kredit geht nur genau so lange, bis die Kreditnehmer ihren Kreditrahmen ausgeschöpft haben, danach fällt die Inflation noch UNTER den Level den sie ohne Kredite gehabt hätte.Noch mehr Schulden als sie schon haben können die Verbraucher in der westlichen Welt aber kaum aufnehmen, da sind wir schon am Anschlag, da kannst du deine Idee, dass demnächst mehr Inflation durch mehr Schulden aufkommen wird glatt vergessen.Wie du daraus eine kommende Währungsreform prophezeihen willst ist mir endgültig schleierhaft.Warum sollte eine Währung reformiert werden, wenn sie auf dem Binnenmarkt stabil ist?
Eine Währungsreform bedeuted, dass man einen Teil der Schulden der Privathaushalte, Unternehmen und Staaten streicht. Im Gegenzug wird ein Teil der Sparguthaben ebenfalls gestrichen. Das steigert die Arbeitsmoral und schafft sozialen Frieden, da auf diesem Weg auch die überschuldeten Privathaushalte wieder frisch motiviert ans Werk gehen.
Thomasio hat geschrieben:Währungsreform gibt es, wenn das Geld schneller an Wert verliert als die Notenbanken die zusätzlichen Nullen auf die Scheine drucken können, aber davon haben wir zur Zeit das genaue Gegenteil.Wir haben so wenig Inflation, dass die Zentralbanken händeringend (aber erfolglos) versuchen mehr Inflation zu erzeugen.
Wenn es den Staaten gelänge, ihre Schulden per Inflation abzubauen müssten wir uns nicht über eine Währungsreform unterhalten. Dann müssten wir uns über steigende Preise und steigende Zinsen sowie über Insolvenzen der Staaten, Unternehmen und Privathaushalte unterhalten. Davon sind wir bei 0 % Inflation, 0 % Zinsen und 0 Einsichtsfähigkeit weit entfernt.

Beitrag 26.11.2016, 18:19

Herebordus
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Italiener horten wegen des Referendums Gold in der Schweiz

http://www.focus.de/finanzen/banken/ung ... 58521.html

Beitrag 26.11.2016, 19:03

Thomasio
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Oh hauerha, nu wirds aber ...... (da fehlt mir ein passendes Wort)
Indiana Jones hat geschrieben:Dass Du die Subprimekrise als Grund für das erstarken des Dollars anführst ist abwegig. Man kann in der Fachliteratur aber auch in der Tagepresse allerorten nachlesen, dass die Immobilien Krise in USA die FED dazu veranlasst hat, diverse quantitative Easing Programm aufzulegen. Mit "Geldmengenschrumpfung" hat das nun wirklich nichts zu tun.
Erstmal wirfst du schon wieder zwei Dinge durcheinander die nichts miteinander zu tun haben.
Der Aussenwert des US$ hat nichts mit der internen Inflation/Deflation in den USA zu tun.
Nur weil ich Deflation und Erstarkung vom Dollar in einem Satz verwendet habe, steht da NICHT, dass die beiden Dinge dieselbe Ursache hätten.
Das kannst du gerne abwegig nennen, ist es auch, aber das habe ich ja auch nicht gesagt.

Und dann erklär doch mal, warum die Inflation 2009 in USA negativ war?
Meine Erklärung:
Die Konsumenten haben Unsummen verloren und dementsprechend weniger Konsumgüter nachgefragt, wodurch die Hersteller die Preise senken mussten, während der Staat neues Geld nur in die Banken gepumpt hat, die damit an den Börsen zocken gegangen sind.
Inflation ist aber die Preisentwicklung von Konsumgütern, nicht die Preisentwicklung der Aktien an den Börsen.
Indiana Jones hat geschrieben:Eine Währungsreform bedeuted, dass man einen Teil der Schulden der Privathaushalte, Unternehmen und Staaten streicht. Im Gegenzug wird ein Teil der Sparguthaben ebenfalls gestrichen. Das steigert die Arbeitsmoral und schafft sozialen Frieden, da auf diesem Weg auch die überschuldeten Privathaushalte wieder frisch motiviert ans Werk gehen.
Achsoooooooo .......
Komisch, bei mir nennt sich das "Schuldenschnitt", wenn man Guthaben gegen Schulden streicht, hat mit Währungsreform nichts zu tun.
Hatten die Griechen Währungsreform, als man ihnen in Verbindung mit einem neuen Hilfspaket auch einen Teil der Schulden erlassen hat?
Gabs 1953 in Deutschland Währungsreform oder gabs die Währungsreform 1948 nachdem das Geld wertlos geworden war und gabs dann 1953 noch einen Schuldenschnitt, weil die Währungsreform nicht das Geringste an den Schulden geändert hat?
Kennst du einen einzigen Häuslebauer, der 1948 überschuldet war und sein Haus behalten konnte, weil seine Schulden durch die Währungsreform gestrichen wurden?
Ich kenne noch nicht mal einen, der 1953 vom Schuldenschnitt profitiert hätte, denn Privatschulden sind weder von einer Währungsreform noch von einem staatlichen Schuldenschnitt betroffen.
Im Gegenteil, alle die privat überhaupt noch etwas hatten was sie nicht verstecken konnten, also vorzugsweise Immobilien wurde 1952 vom deutschen Staat eine Zwangshypothek ins Grundbuch eingetragen, weil der Staat nach der Währungsreform seine Bürger zur Zahlung der Staatsschulden rangezogen hat.
Indiana Jones hat geschrieben:Wenn es den Staaten gelänge, ihre Schulden per Inflation abzubauen müssten wir uns nicht über eine Währungsreform unterhalten. Dann müssten wir uns über steigende Preise und steigende Zinsen sowie über Insolvenzen der Staaten, Unternehmen und Privathaushalte unterhalten. Davon sind wir bei 0 % Inflation, 0 % Zinsen und 0 Einsichtsfähigkeit weit entfernt.
Inflation baut absolut GAR NICHTS an Schulden ab, Inflation macht es leichter Schulden zu bezahlen, WENN man mit dem inflationierten höheren Einkommen mehr zurückbezahlen kann, aber davon wird kein einziger Cent Schulden bezahlt.
Um aber ein höheres Einkommen zu erzielen, muss man nun mal mehr Einnahmen haben und die können für den Staat nur aus mehr oder höheren Steuern kommen.
Höhere Steuern führen zu weniger Kaufkraft, weniger Nachfrage, also Deflation.
Mehr Steuern ohne höhere Steuern nimmt der Staat nur ein, wenn die Arbeitnehmer mehr verdienen, mehr Produkte kaufen und die Hersteller mehr Umsatz machen.
Das findet aber nicht statt, im Gegenteil, die Finanzstrategen glauben nach wie vor, dass die Wirtschaft mehr Umsatz macht, wenn man ihnen nur so lange Geld hinten rein stopft, bis sie mehr produzieren, ob das Zeug dann einer kauft interessiert nicht.
Schieben wir halt alles in den Export, da machen wir die Preise so klein, dass im Ausland die Industrie kaputt geht, dann können zumindest wir noch so lange überleben bis das Ausland Pleite geht.
In der Konsequenz herrscht überall ausser in Deutschland und China flächendeckend Stagnation und damit kann es keine Inflation geben, zumindest nicht so viel wie nötig wäre.

In USA haben sie ja dieses Jahr wenigstens ein bisschen Inflation hinbekommen, weil einige Bundesstaaten den Mindestlohn erhöht haben, aber dass dieses bisschen Inflation von diesen Lohnerhöhungen gekommen sein könnte wird vorsätzlich ignoriert, weil das nicht in die abstruse Theorie der Inflation durch Reiche mit Geld bewerfen passt.

Beitrag 26.11.2016, 20:09

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Indiana Jones
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Thomasio hat geschrieben:Und dann erklär doch mal, warum die Inflation 2009 in USA negativ war? Meine Erklärung:Die Konsumenten haben Unsummen verloren und dementsprechend weniger Konsumgüter nachgefragt, wodurch die Hersteller die Preise senken mussten, während der Staat neues Geld nur in die Banken gepumpt hat, die damit an den Börsen zocken gegangen sind.
Das scheint korrekt und nachdem der FED die Tinte fürs Gelddrucken ausgegangen war scheint das Geschäft mit der unbegrenzten Gelddruckerei kurzer Hand Kollege Draghi aus Italien übernommen zu haben?
Thomasio hat geschrieben:
Indiana Jones hat geschrieben:Eine Währungsreform bedeuted, dass man einen Teil der Schulden der Privathaushalte, Unternehmen und Staaten streicht. Im Gegenzug wird ein Teil der Sparguthaben ebenfalls gestrichen. Das steigert die Arbeitsmoral und schafft sozialen Frieden, da auf diesem Weg auch die überschuldeten Privathaushalte wieder frisch motiviert ans Werk gehen.
Inflation baut absolut GAR NICHTS an Schulden ab, Inflation macht es leichter Schulden zu bezahlen, WENN man mit dem inflationierten höheren Einkommen mehr zurückbezahlen kann, aber davon wird kein einziger Cent Schulden bezahlt.
Auch wenn Inflation nichts an Schulden abbaut, so ist sie doch eine versteckte Steuer und Steuern bauen zumindest Staatsschulden ab.
Thomasio hat geschrieben:Achsoooooooo .......Komisch, bei mir nennt sich das "Schuldenschnitt", wenn man Guthaben gegen Schulden streicht, hat mit Währungsreform nichts zu tun. Hatten die Griechen Währungsreform, als man ihnen in Verbindung mit einem neuen Hilfspaket auch einen Teil der Schulden erlassen hat? Gabs 1953 in Deutschland Währungsreform oder gabs die Währungsreform 1948 nachdem das Geld wertlos geworden war und gabs dann 1953 noch einen Schuldenschnitt, weil die Währungsreform nicht das Geringste an den Schulden geändert hat?
Währungsreformen gibt es immer dann, wenn sich die Notenbanker, Staatsoberhäupter und insbesondere deren Berater aus der Hochfinanz anders nicht mehr zu helfen wissen. Die währungspolitische Problematik einer aktuell angedachten Währungsreform steht weder historisch noch volkswirtschaftlich mit Griechenland oder dem Deutschland der Nachkriegsjahre in irgendeinem Sachzusammenhang.

Nach dem Scheitern des Finanzsystems im althergebrachten Sinne müsste man das Monopoly Brett von zuständiger Stelle ohnehin komplett neu beschriften. Dabei würde die Schloßalle ihren Wert wahrscheinlich behalten, selbst wenn sie künftig nur noch online per Handy begehbar wäre. Traurig, aber wa(h)r. :arrow: Dabei wird Gold gegen derlei Abnormalitäten selbstversätndlich der Rettungsanker der Stunde sein smilie_16

Beitrag 26.11.2016, 23:39

Thomasio
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Indiana Jones hat geschrieben:Auch wenn Inflation nichts an Schulden abbaut, so ist sie doch eine versteckte Steuer und Steuern bauen zumindest Staatsschulden ab.
WENN Inflation eine versteckte Steuer wäre, dann hiesse sie Deflation.
Mal angenommen alles wird teurer, ohne dass die Verbraucher mehr Geld verdienen, was passiert?
Noch besser, gönn den Verbrauchern ruhig eine Lohnerhöhung, lass die Inflation alle Preise um 10% erhöhen und die Verbraucher 5% mehr Geld verdienen, was passiert?

Lass die Kredite mal weg, weil Konsumkredite immer nur kurzzeitig den Konsum anheben, auf lange Sicht, sprich wenn die Kreditnehmer ihre Raten bezahlen müssen wird der Konsum sogar weniger als er ohne Kredite gewesen wäre.
Bevor ich also nu gegen deine kreditgetriebene Konsuminflation argumentieren muss, dass Leute die Kredite aufnehmen schon einen Monat später weniger konsumieren als ohne Kredite, lassen wir den Teil mal ganz weg und fragen, was passiert ohne Kredite?

Die Leute kaufen weniger Zeug, genau so viel weniger, wie sie real weniger in der Tasche haben, bei 10% Inflation und 5% höheren Löhnen kaufen sie also 5% weniger Produkte, was sollen sie sonst machen?
Wenn die Leute weniger Zeug kaufen, bezahlen sie auch weniger MwSt., bzw. in diesem Beispiel relativ zur Inflation 5% weniger.
Sie können aber die Preiserhöhungen bei Miete und Lebensmitteln nicht vermeiden, also kaufen die Verbraucher weniger Fernseher, weniger Handys, weniger Autos, weniger Urlaubsreisen, weniger Fleisch, usw., so lange bis sie an dem nicht unbedingt nötigen Zeug so viel eingespart haben, dass der unbedingt nötige Teil bezahlt werden kann.
Ergo hast du da vom ersten Tag an nicht 10% Inflation, sondern im Gesamtsystem nur 5% und schon die Ausgangsannahme von 10% Inflation widerlegt sich selber.

Obendrauf verkaufen die Hersteller 5% weniger Stückzahlen, müssen zum Teil Kurzarbeit machen, machen vielleicht sogar ganz Pleite, 5% aller Arbeiter in der Produktion werden zu Arbeitslosen, die dann NOCH weniger Zeug kaufen, den Staat noch Sozialleistungen kosten und der Industrie weitere 5% Umsatzeinbruch bringen, woraufhin die Preise um weitere 5% fallen müssen und die angenommenen 10% Inflation lösen sich in Luft auf, einfach weil Inflation IMMER AUSSCHLIESSLICH von höheren Löhnen kommt.

Oder in kurz: Solange die Löhne nicht schneller erhöht werden als die Produktivität steigt kannst du Inflation glatt vergessen.
Solange es aber keine Inflation gibt, können die Währungshüter die Währung auch 10x hintereinander reformieren, davon wird kein einziger Cent Schulden abgebaut.

Beitrag 26.11.2016, 23:47

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Indiana Jones
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Es bleibt bei meiner Aussage:

"Auch wenn Inflation nichts an Schulden abbaut, so ist sie doch eine versteckte Steuer und ... Steuern bauen zumindest Staatsschulden ab."

OK, ich eränze/bzw. ersetze wie folgt: "und Steuern könnten zumindest Staatsschulden abbauen..."

Beitrag 26.11.2016, 23:56

Thomasio
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Indiana Jones hat geschrieben:Es bleibt bei meiner Aussage:

"Auch wenn Inflation nichts an Schulden abbaut, so ist sie doch eine versteckte Steuer und Steuern bauen zumindest Staatsschulden ab."

OK, ich eränze/bzw. ersetze wie folgt: "und Steuern könnten zumindest Staatsschulden abbauen..."
Nein können sie nicht, zumindest nicht so generell.
Wenn die Steuern denen aufgebürdet werden, die dadurch ihren Konsum einschränken müssen, dann geht der Schuss nach hinten los, weil die Mehreinnahmen der höheren Steuern praktisch sofort durch Umsatzeinbruch in der Produktion zu Arbeitslosen und weniger Steuereinnahmen führen.
Nur wenn man ausschliesslich die höher besteuert, die so viel Geld haben, dass sie auch bei höheren Steuern ihren Konsum nicht einschränken würden, DANN hätte der Staat höhere Steuereinnahmen und DIESE Steuern, also z.B. Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer, beeinflussen die Inflation nicht im Geringsten.

Beitrag 27.11.2016, 05:51

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Ladon
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Äh.
Darf ich kurz?

Inflation BAUT Staatsschulden ab. (besser: kann ...)
Das ist ja nun mal eins der wenigen Dinge der Volkswirtschaftslehre, die direkt empirisch überprüfbar sind.
Seien es französische Assignaten (als historisches Beispiel), sei es die gigantische Schuld von ein paar Pfennigen, in die sich die Anleihen des Kaisers nach der "Hyperinflation" verwandelt hatten.
Da kann man nun wirklich nichts anderes aus irgendwelchen Gedankengebäuden konstruieren.

Und: Darum geht es doch auch im Kern.
:roll:
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 27.11.2016, 14:05

Thomasio
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Ladon hat geschrieben:Inflation BAUT Staatsschulden ab. (besser: kann ...)
Ja, für sich alleine gesehen ist der Satz richtig, setzt aber ein paar Bedingungen voraus.
Zu allererst mal muss man sich darüber klar sein, wo die Preisentwicklung herkommt, nämlich aus der Relation von Angebot und Nachfrage auf dem Markt.
Daraus folgt sofort, dass es Inflation nur dann geben kann, wenn entweder die Nachfrage nach Produkten steigt, oder das Angebot sinkt, oder beides.
Solange wir weiter machen wie in den letzten 20 Jahren, also mehr Produktion bei Löhnen die (wenn überhaupt) kaum mehr steigen als die Produktion, kann es keine Inflation geben.
Solange die Löhne nicht steigen wird jeder beliebige Versuch irgendeinen Preis zu erhöhen immer sofort an irgendeiner anderen Stelle zu schrumpfender Nachfrage führen, schlicht weil die Verbraucher das Geld nicht haben.

Wenn man voraussetzt, dass bei höheren Löhnen angefangen wird, dadurch mehr Nachfrage entsteht, dadurch die Wirtschaft wächst und dadurch mehr Steuereinnahmen für den Staat entstehen, hat man an dieser Stelle schon die Möglichkeit zum Schuldenabbau, aber immer noch keine Inflation, denn solange die steigende Produktion mit den höheren Löhnen mithalten kann, ändert sich das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage nicht.
Erst wenn man die Löhne NOCH weiter erhöht, sprich wenn die Löhne schneller wachsen als die Produktion, dann bekommt man Inflation und unter diesen Voraussetzungen baut diese Inflation dann auch Staatsschulden ab.

Dummerweise gibt es in der gesamten westlichen Welt nicht die geringsten Bemühungen Inflation durch Lohnerhöhungen zu machen und darum ist die ganze Angst vor Inflation sinnfrei, denn ohne Lohnerhöhungen kann es keine Inflation geben.
Erst die Preise und/oder die Steuern erhöhen und dann hoffen, dass daraus irgendwie Inflation werden könnte, kann nicht funktionieren.

Insbesondere in Deutschland herrscht hier ein gewaltiger Nachholbedarf, denn Deutschland hat seine Produktion in den letzten 20 Jahre um gigantische Mengen erhöht, diese Erhöhung aber fast ausschliesslich exportiert und das ist der Grund, warum in Ländern wie Italien (damit wir irgendwie doch noch im Thema bleiben) die Verbraucher erst recht nicht mehr genug Geld haben um das was neben den Importen aus Deutschland in Italien hergestellt wird auch noch zu kaufen.
WENN Deutschland jetzt die Löhne erhöhen würde, dann würden die ersten 8,5% davon vollständig in einer Umschichtung von Exportüberschuss auf heimischen Verbrauch versickern und Inflation gäbe es immer noch nicht.
Den Exportüberschuss gäbe es dann nicht mehr, aber Inflation würde erst einsetzen, wenn alle deutschen Löhne, inkl. aller Renten und aller Sozialleistungen um über 10% (8,5% Exportüberschuss plus 1,5% Produktivitätssteigerung in diesem Jahr) erhöht würden.

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