PIIGS -- EURO IN GEFAHR

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 15.05.2012, 16:58

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Titan
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bodypainwal hat geschrieben: gutes Interview hierzu
http://www.biallo.at/artikel/Geldanlage ... odelle.php smilie_09
Hallo Neuling und willkommen smilie_24
Der Artikel hat leider von der Substanz her eine einseitige Sichtweise.
Viele Diskussionen im Forum der letzten Monate haben da sogar aus meiner Sicht einen besseren Inhalt.
Schau's Dir in Ruhe an...hier gibt es viel zu lesen,nicht nur über EM smilie_16
T.
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Pythagoras von Samos

Beitrag 15.05.2012, 18:05

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Datenreisender
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Staatspräsident Papoulias:
Griechenland schafft es nicht mehr bis zu nächsten Wahlen
http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_e ... ?id=254906

Beitrag 16.05.2012, 08:13

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Sapnovela
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Beginnt in Griechenland der Bankrun?

Griechenland fürchtet Sturm auf Banken
Um den Staatsbankrott abzuwenden, braucht das marode Griechenland dringend eine handlungsfähige Regierung. Doch alle Koalitionsgespräche scheiterten - und die Griechen beginnen, massenweise Geld von der Bank abzuheben.

http://www.ftd.de/politik/europa/:warnu ... 37696.html

Beitrag 16.05.2012, 11:25

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Pfennigfuchser
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Sapnovela hat geschrieben:Beginnt in Griechenland der Bankrun?

Griechenland fürchtet Sturm auf Banken
Um den Staatsbankrott abzuwenden, braucht das marode Griechenland dringend eine handlungsfähige Regierung. Doch alle Koalitionsgespräche scheiterten - und die Griechen beginnen, massenweise Geld von der Bank abzuheben.

http://www.ftd.de/politik/europa/:warnu ... 37696.html
Rund 700 Mio Euro haben die Griechen in den letzten Tagen abgehoben. Griechenland hat rund 10 Mio Einwohner. D.h. im Durchschnitt hat jeder 70 Euro abgehoben. Was ist denn das für'n Bankrun?

Beitrag 16.05.2012, 11:32

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Goldhamster79
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Pfennigfuchser hat geschrieben:Rund 700 Mio Euro haben die Griechen in den letzten Tagen abgehoben. Griechenland hat rund 10 Mio Einwohner. D.h. im Durchschnitt hat jeder 70 Euro abgehoben. Was ist denn das für'n Bankrun?
Davon ausgehend, dass der Durchschnitt etwa beim täglichen Bargeldbedarf liegen muss, der vom Kleinkind über den Kantinenesser, den Renter und Hartzler bis zum Pflegeheimbewohner sicherlich deutlich niedriger liegt als nur bei einer einkaufenden Hausfrau, dürfte der bei vielleicht 10 - 20 Euro liegen (reine Schätzung von mir, eher für D zutreffend als fürs ärmerer Gr). Damit haben wir hier Abhebungen um den Faktor 3,5 bis 7 höher als normal, dies reicht für einen Bankrun durchaus, je nachdem wie die Bargelddisposition dort aufgestellt ist.

Goldhamster
Zuletzt geändert von Goldhamster79 am 16.05.2012, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Anglerschein bestraft werden,
jedoch nicht für den illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass,
dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.
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Beitrag 16.05.2012, 11:32

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goldjunge01
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Pfennigfuchser hat geschrieben:Rund 700 Mio Euro haben die Griechen in den letzten Tagen abgehoben. Griechenland hat rund 10 Mio Einwohner. D.h. im Durchschnitt hat jeder 70 Euro abgehoben. Was ist denn das für'n Bankrun?
Wenn aber nur jeder 2. gerannt ist, werden das schon stolze 140 Alt-Euro smilie_20

Beitrag 16.05.2012, 12:38

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Bankenkrise
18 Milliarden Euro überwiesen: EU stützt kollabierende griechische Banken
Die EU wird heute weitere 18 Milliarden Euro nach Griechenland überweisen, um das am Kollaps schrammende griechische Bankensystem zu stützen. Unterdessen gibt es einen regelrechten Bank-Run: Die Griechen haben in den vergangenen 3 Tagen eine Milliarde Euro von ihren Konten abgehoben.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... he-banken/

Schuldenkrise
Spanien: Zinsen explodieren, Regierung schickt Hilferuf nach Brüssel
In Spanien sind die Zinssätze für langfristige Bonds am Mittwoch auf 6,5 % gestiegen. In einer dramatischen Rede vor dem Parlament rief Premier Mariano Rajoy die EU zu Hilfe, weil er fürchtet, dass das Land in Kürze von den Kapitalmärkten abgeschnitten werden könnte.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... -bruessel/

Italien
Rendite für Staatsanleihen wieder über sechs Prozent
An den Anleihemärkten Spaniens und Italiens spitzt sich die Lage weiter zu.
http://www.focus.de/finanzen/news/wirts ... 53608.html

Beitrag 16.05.2012, 13:20

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Tubenhannes
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Datenreisender hat geschrieben:Bankenkrise
18 Milliarden Euro überwiesen: EU stützt kollabierende griechische Banken


War ja klar. Die Tresore werden wieder gefüllt.

Beitrag 16.05.2012, 13:43

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Schuldenkrise
EU-Anteil an deutschen Exporten auf 20-Jahres-Tief

Die deutsche Wirtschaft kann sich beim Export immer weniger auf ihre EU-Partner verlassen, der Exportanteil ist 2011 auf unter 60 Prozent gesunken. Andere Regionen drängen in den Vordergrund.

http://www.welt.de/wirtschaft/article10 ... -Tief.html

Beitrag 16.05.2012, 14:37

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Das Auseinanderbrechen der Eurozone:
Am Ende hat selbst Deutschland seine D-Mark wieder


Warum Griechenland, Spanien, Italien und Irland umgehend die Eurozone verlassen sollten, solange dies noch mit friedlichen Mitteln möglich ist.

http://www.propagandafront.de/1112170/d ... ieder.html

Beitrag 16.05.2012, 15:07

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Titan
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Datenreisender hat geschrieben: Warum Griechenland, Spanien, Italien und Irland umgehend die Eurozone verlassen sollten, solange dies noch mit friedlichen Mitteln möglich ist.
Wieso macht Propagandafront solche beschränkte Propaganda smilie_08
Die sind wohl zu feige,das passende Szenario beim Namen zu nennen...
Besser :Komplettauflösung der Eurozone mit friedlichen Mitteln--und D
hat das Privileg,die Euro-Währung zu behalten
Natürlich,um eine Analogie zur LMU erneut aufbauen zu können :twisted:
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Beitrag 16.05.2012, 21:16

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Sapnovela
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Noch ist nicht alles verloren....

EZB dreht griechischen Banken Geldhahn zu

Neuer Rückschlag für Griechenland: Die Europäische Zentralbank verweigert mehreren griechischen Instituten Geld - nur Notkredite halten sie jetzt noch am Leben. Das Kapital der Banken schmilzt, weil immer mehr Anleger ihre Konten plündern. Sie fürchten den Austritt ihres Landes aus dem Euro.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 33643.html

Beitrag 17.05.2012, 21:06

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Kapitalflucht
Griechisches Bankensystem steuert auf Kollaps zu

Die Griechenland-Krise eskaliert: Bürger räumen ihre Konten leer, Banken brauchen immer mehr Nothilfen und die Ratingagentur Fitch stuft das Land jetzt auf Ramschniveau herab. Ein Fass ohne Boden?

http://www.welt.de/wirtschaft/article10 ... ps-zu.html

Beitrag 18.05.2012, 08:59

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Goldhamster79
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http://www.ftd.de/politik/europa/:wahle ... 38570.html
Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei bietet Europa die Stirn. In einem Zeitungsinterview sagt Alexis Tsipras, Griechenland werde seine Schulden nicht mehr bedienen, falls Europa sein Land nicht mehr finanziert.
Also, wir lernen daraus, falls wir die griechischen Gläubiger nicht mehr bedienen, werden es die Griechen auch nicht tun. Wow, welch Erkenntnis der polit. Phrasendrescherei, wir bedienen ja jetzt schon die Gläubiger weil dies Griechenland nicht mehr kann.

Andererseits ist ein durch solche Typen beschleunigtes Ende mit Schrecken immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende (mit dem, aka Eurobonds, droht uns ja der frisch für seine Leistungen gegen Deutschland ausgezeichnete Ministerrorist im Rollstuhl...)
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M. Zeman

Beitrag 18.05.2012, 09:04

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Charts des Grauens

Die Eurozone ist in der kritischsten Phase ihres Bestehens und am Rande des Kollapses, sieht man auf das europäische Bankensystem und auf die Marktkapitalisierung der Banken ist der Kollaps sogar bereits vollzogen. Ein paar Charts des Grauens, als Mahnmal der Fehlkonstruktion eines Währungsraumes, einer Schuldenkrise, die logische Folge der wirtschaftlichen Ungleichgewichte war und deren vermeintliche Bekämpfung mittels völlig destruktiver Maßnahmen (Austerität) erst richtig in die Abwärtsspirale führte:

http://www.querschuesse.de/charts-des-grauens/

Beitrag 18.05.2012, 09:05

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Sapnovela
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Goldhamster79 hat geschrieben:http://www.ftd.de/politik/europa/:wahle ... 38570.html
Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei bietet Europa die Stirn. In einem Zeitungsinterview sagt Alexis Tsipras, Griechenland werde seine Schulden nicht mehr bedienen, falls Europa sein Land nicht mehr finanziert.
Also, wir lernen daraus, falls wir die griechischen Gläubiger nicht mehr bedienen, werden es die Griechen auch nicht tun. Wow, welch Erkenntnis der polit. Phrasendrescherei, wir bedienen ja jetzt schon die Gläubiger weil dies Griechenland nicht mehr kann.

Andererseits ist ein durch solche Typen beschleunigtes Ende mit Schrecken immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende (mit dem, aka Eurobonds, droht uns ja der frisch für seine Leistungen gegen Deutschland ausgezeichnete Ministerrorist im Rollstuhl...)
Wahrscheinlich kommen die Eurobonds durch die Hintertür vor der Bundestagswahl oder ganz direkt vorne durch nach der Bundestagswahl. Ist hier noch jemand der Meinung, dass in der Finanzpolitik deutsche Interessen gewahrt werden? "Ein Schuldenschnitt in Griechenland wird ein Beben auslösen, gegen das Lehmann nur ein Sturm im Wasserglas war...."
Damit wurde doch der ESM begründet... jetzt wo die Milliarden de faco weg sind... stellt sich heraus... alles halb so wild. Aber was solls. Wird schon nicht so schlimm werden wie die Bombardierungen 1944 und 45.

Prost
Sap

Beitrag 18.05.2012, 09:08

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AuCluster
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Goldhamster79 hat geschrieben:http://www.ftd.de/politik/europa/:wahle ... 38570.html
Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei bietet Europa die Stirn. In einem Zeitungsinterview sagt Alexis Tsipras, Griechenland werde seine Schulden nicht mehr bedienen, falls Europa sein Land nicht mehr finanziert.
Also, wir lernen daraus, falls wir die griechischen Gläubiger nicht mehr bedienen, werden es die Griechen auch nicht tun. Wow, welch Erkenntnis der polit. Phrasendrescherei, wir bedienen ja jetzt schon die Gläubiger weil dies Griechenland nicht mehr kann.

Andererseits ist ein durch solche Typen beschleunigtes Ende mit Schrecken immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende (mit dem, aka Eurobonds, droht uns ja der frisch für seine Leistungen gegen Deutschland ausgezeichnete Ministerrorist im Rollstuhl...)
Herzlichen Glückwunsch Herr Tsipras, Sie haben das System geschnallt. Ironiesmilie hier aber nicht!
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 18.05.2012, 09:09

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Goldhamster79 hat geschrieben:http://www.ftd.de/politik/europa/:wahle ... 38570.html
Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei bietet Europa die Stirn. In einem Zeitungsinterview sagt Alexis Tsipras, Griechenland werde seine Schulden nicht mehr bedienen, falls Europa sein Land nicht mehr finanziert.
Also, wir lernen daraus, falls wir die griechischen Gläubiger nicht mehr bedienen, werden es die Griechen auch nicht tun. Wow, welch Erkenntnis der polit. Phrasendrescherei, wir bedienen ja jetzt schon die Gläubiger weil dies Griechenland nicht mehr kann.

Andererseits ist ein durch solche Typen beschleunigtes Ende mit Schrecken immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende (mit dem, aka Eurobonds, droht uns ja der frisch für seine Leistungen gegen Deutschland ausgezeichnete Ministerrorist im Rollstuhl...)

.....und je länger das planlose Wurschteln und Winden dauert,desto schrecklicher das Ende.

"Ministerrorist im Rollstuhl"

smilie_20

Beitrag 18.05.2012, 09:31

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Ladon
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Bleibt die Frage, ob ein "Tsipras" aufgrund seiner Europa-Position "wählbar" ist?
Wäre ein Links-oder-Rechts-Außen (völlig egal) hierzulande wünschenswert, wenn / obwohl / weil (je nach Geschmack Unzutreffendes streichen) das "Programm" darin bestünde die Schulden nicht zu bezahlen? (Nicht dass irgendwer tatsächlich die Staatschulden Deutschlands bezahlen wird ... geht ja gar nicht).

Die Gretchenfrage ist: Wer sollte es auf sich nehmen den "Finanzmarkt" (also wo sich die durch Schulden geschöpften und zinsvermehrten riesigen Geldvermögen ansammeln) auszutrocknen - mit dem - zweifelsfrei - "Ende mit Schrecken"? Denn, man muss es immer wieder sagen, um Griechenland geht es hier ja gar nicht, sondern darum, dass vagabundierendes Großkapital in "lukrative" (= z.B. hoch verzinste Staatsanleihen) Anlagen gesteckt wurde - von international agierenden BANKEN (etc.)

Insofern ist halt schon ein Körnchen Wahrheit darin, dass nationale Regierungen in etwa so viel Chancen haben da was zu machen, wie die F-Jugend in einem Spiel gegen die Profimannschaft ...
(... dass die nationalen Regierungen die Profimannschaft auch noch "dopen" steht auf einem anderen Blatt)
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 18.05.2012, 11:25

nameschonweg
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Das Thema mit den Nationalstaaten ist schon spannend, spielt es doch bei "unserer" Beurteilung der Lage eine gravierende Rolle ("unser", "deren", etc.), im Rahmen des "Big Money" aber so gut wie gar keine mehr.

Ich glaube, ein Großteil der Diskrepanz zwischen Poltik und Bevölkerung ist dem unterschiedliche Stand an Information geschuldet - und dem individuellen Bezugsrahmen, in welchen wir bzw. die Politiker die jeweiligen Informationen setzen. Was aber wohl auch daran liegt, dass man inzwischen einen Grad an Abhängigkeit und Bevorteilung des Großkapitals erreicht hat, welcher der Bevölkerung schlicht nicht vermittelbar ist.

Jedenfalls scheint die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung, also des Bezugsrahmens der Politik, erheblich schneller vonstatten gegangen zu sein, als die des "ideologischen" Bezugsrahmens der Bevölkerung. Was es für die Politik umso schwieriger macht, den Stand von Gesellschaft und staatlicher Organisationsform dem inzwischen grenzenlosen und relativ zentralisierten Wirtschafts- und Geldsystem anzupassen. Der Wille, diesen Weg einzuschlagen, scheint jedenfalls offenkundig.

Kleiner Einschub: es ist erheblich leichter und preiswerter, ein Parlament und eine Regierung mit Geld und Lobbyisten zu beeinflussen, als etliche Länderregierungen. Zudem ist es aufgrund der Kultur- und Sprachbarrieren erheblich schwieriger für die EU-Wähler, mit "einer Stimme" zu sprechen. Zuviele nationale Unterschiede spalten den "Souverän", wohingegen die Kontrollinstanz geeint mit einem universellen Interesse und einer universellen Sprache spricht: Macht und Einfluß. Beides zusammen ergibt: Teile (das Volk) und herrsche. Wunderbar zu sehen aktuell in der arabischen Welt.

Die schleichende Konkretisierung einer supranationalen Organisationsform (Montanunion -> EWG -> EU -> Eurogruppe, etc.), die Abgabe und Zentralisation von vormals nationalen Souveränitätsrechten an die EU (EU-Recht schlägt Landesrecht) sowie die Ausweitung des Einflußbereiches (Rechtskompetenzen, Osterweiterung, etc.) stoßen mit zunehmender Auswirkung auf das Leben der normalen Leute auch immer mehr an Grenzen.

Mit dem ESM dürfte wohl die Zeit gekommen sein, an welcher sich die weitere Richtung entscheiden könnte. Mit dem ersten Schritt zur Aufgabe der Haushaltssouveränität an eine unantastbare, übernationale Instanz (supranational passt hier wohl nicht mehr - das Ding ist nicht zuzuordnen, weil für solch ein Konstruktur noch keine Begrifflichkeit erfunden wurde).

Um den Bogen zu schließen - meines Erachtens nach wird jetzt aktuell versucht, im Rahmen "der Krise" die entscheidenden Schritte hin zu einer europäischen Zentralregierung zu zementieren. Unter normalen Umständen wäre dies wohl (wenn überhaupt) erst Generationen später möglich, da sich über Jahrhunderte gebildete nationale Identitäten und Zusammengehörigkeiten sowie der Wille zur Selbstbestimmung nicht über Nacht an etwas so Abstraktes wie ein "Europa" binden ließen.

Was ist denn eigentlich "Europa"? Das "Alte", das "Neue", eine Wertegemeinschaft, ein gemeinsamer Kulturkreis, ein frei definierbarer Staatenbund, nur eine geografische Abgrenzung? Jedenfalls scheint die "freizügige" und von politischen Opportunitäten und geostrategischen Interessen geprägte, gern auch mal veränderliche Auslegung, wer alles zu Europa gehört, den Schluß nahezulegen, dass es sich um nichts davon handelt.
Vielmehr scheint "Europa" ein frei formbarer Kunstbegriff zu sein, der je nach Interessenlage frei definierbar und ausschließlich Mittel zum Zweck zu sein scheint.

Jedenfalls leben wir in spannenden Zeiten, die unsere weitere Zukunft maßgeblich beeinflussen dürften. Wenn jetzt nichts Gravierendes passiert, könnten wir uns auch bald formal von dem Gedanken an Nationalstaaten verabschieden. Und mit einer neuen EU-Verfassung wohl auch von einigen vertrauten Grundrechten.

(Mist, ich wollte nicht schon wieder etwas Pessimistisches schreiben :) )
“The greatest tragedy in mankind's entire history may be the hijacking of morality by religion.”, Arthur C. Clarke
"Papierwährungen sind die Glasperlen des Industriezeitalters"

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