Sozialismus für Reiche

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Beitrag 15.10.2017, 18:56

Mehrgoldfüralle
@MaciejP
Ich stimme dir ja zu, dass die Wirtschaft wie auch der Staat von dieser finanziellen Unwissenheit der Leute profitieren. nur entbindet das doch nicht davon, sich selbst mal zu informieren, wenn das in der Schule nicht passiert.


Wie und warum sollten sie sich informieren, wenn die große Mehrheit der Menschen die grundlegenden Sachverhalte nicht einmal als Problem wahrnimmt? Frag 100 Leute auf der Straße, wo das Geld herkommt. Es wird eine gigantische PR gemacht für die Aufpumplebenmentalität, und das aus gutem Grund. Das ist nämlich einer der Hauptgründe, warum das System sich noch über Wasser hält. Man nimmt Einkommen weg und gibt dafür Kredit.

Beitrag 16.10.2017, 18:28

Benutzeravatar
MaciejP
Gold-Guru
Beiträge: 2616
Registriert: 08.03.2012, 05:49
Also ich sehe da im Wesentlichen drei Möglichkeiten:
1.) Man nimmt die Lage als (evtl. auch erst zukünftiges) Problem wahr und informiert sich entsprechend, um aus dieser Lage herauszukommen. Ich würde behaupten, durch Informationen zum Schuldenabbau/Sparen/Vorsorgen fürs Alter, stößt man irgendwann ganz automatisch auch auf die ganze Geldsystem-Problematik.
2.) Man merkt erst im Alter, dass auf Pump leben und nicht Vorsorgen ein Problem ist. Dann ist es für einen selbst zu spät, aber man kann die Erkenntnis an die Kinder weitergeben, damit sie die Chance haben es besser zu machen.
3.) Wenn man das alles aber überhaupt nicht als Problem wahrnimmt, spielt es ja auch keine Rolle, ob man sich informiert bzw. irgendwas ändern will oder nicht.
„Wenn der Durchschnittsmichel Gold kauft, kann er keine Fehler machen.“ – „Gold fliegt nicht weg.“

Beitrag 16.10.2017, 20:35

Mehrgoldfüralle
@MaciejP
spielt es ja auch keine Rolle, ob man sich informiert bzw. irgendwas ändern will oder nicht.
Doch, natürlich spielt das eine Rolle. Die Leute halten sich für informiert, kennst du einen, der sich selbst für dumm hält? In den Bildungseinrichtungen herrscht Ignoranz zu dem Thema, in fast allen großen Medien gilt TTV, tarnen, täuschen und verpissen. Die Menschen staunen dich im Allgemeinen an wie ein Wundertier, wenn du das Finanzsystem erklärst. Den Spruch von Henry Ford dazu kennt jeder, aber versuch´s einfach selber. Frag sie, wo das Geld her kommt, dann reden wir weiter über das Thema.

Beitrag 17.10.2017, 07:00

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Mehrgoldfüralle hat geschrieben:... Man nimmt Einkommen weg und gibt dafür Kredit
...
Nennt man Versklavung.
In GB finanzieren Konzerne heute schon vielerorts das sauteure Studium ... natürlich kannst Du dann nicht nochmal wechseln. Außerdem hast du praktisch keine Wahl, als dich vom "Patron" anstellen zu lassen, weil du bei dem hoch verschuldet bist - noch bevor das Leben richtig angefangen hat.
(Da freut man sich dann doch über staatliche Schulen - auch wenn sie schlecht sind)


Nebenbei:
der Spruch vom alten Ford ist auch nur so ein wohlfeiles Gerede.
Du kannst "den Leuten" noch so oft sagen, woher Geld kommt und wie es funktioniert (letzteres ein ziemlich gewagtes Unterfangen, selbst für die Profis), wenn du ihnen nach einem "Crash" schnell ein Zahlungsmittel anbietest das funktioniert, ist es "den Leuten" piepegal.
Denn eines vermag "Fiat-Geld" nämlich ohne Zweifel: es kann "aus dem Nichts heraus anschieben". Und in der Erinnerung wird dann die Anfangszeit mit ihren zweifelsfrei vorhandenen Vorteilen, verklärt. So wie es mit dem Fiat-Geld DM oft geschieht.
Soll heißen: die Herkunft des Geldes und die Mechanismen des (Geld-)Systems werden realiter immer unerheblicher, je größer der Bedarf nach einem umlaufenden Zahlungsmittel (!) ist.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 17.10.2017, 08:27

hubsi
1 Unze Mitglied
Beiträge: 19
Registriert: 28.01.2016, 10:46
Wohnort: BRD
"Aus dem nichts heraus anschieben" trifft es richtig.

Beitrag 17.10.2017, 16:18

Benutzeravatar
MaciejP
Gold-Guru
Beiträge: 2616
Registriert: 08.03.2012, 05:49
Mehrgoldfüralle hat geschrieben:Doch, natürlich spielt das eine Rolle. Die Leute halten sich für informiert,
Das zu dem Thema große Unwissenheit herrscht, dem stimme ich doch zu. Trotzdem verstehe ich nicht, worauf du hinaus willst. Meine Prämisse bei Punkt 3 war doch gerade, dass die Leute es nicht als Problem wahrnehmen. Oder um das Alkohol-Beispiel aufzugreifen: Wenn es dich nicht stört, dass du jeden Tag besoffen vor dem Fernseher hockst, dein Leben verplämperst, wozu sollst du dich dann informieren oder irgendwas ändern? Nur weil das jemand von außen will, der meint, dich über dein Leben belehren zu müssen?
„Wenn der Durchschnittsmichel Gold kauft, kann er keine Fehler machen.“ – „Gold fliegt nicht weg.“

Beitrag 17.10.2017, 17:56

Klecks
Gold-Guru
Beiträge: 2673
Registriert: 28.11.2011, 14:16
Alkohol ist wirklich ein sehr gutes Beispiel: Kein Politiker oder irgendein anderer der sonst allgegenwärtigen Mahner stört sich daran, wenn im Vorabendprogramm hochprozentiger Schnaps als harmloses Partygetränk beworben wird. Aber wenn dann 14-jährige nach dem Komasaufen im Dutzend aufgesammelt werden, sind dann alle entsetzt. Schuld ist dann natürlich nicht die Werbung sondern die dummen Schüler, die sich besaufen. Und wenn die dann 10 Jahre später als Alki im Endstadium jeden Tag besoffen vor dem Fernseher hocken, sind sie erst recht selber schuld, hätten sich ja informieren können.

Klar hat denen irgendwer mal gesagt, dass Alk schädlich ist und süchtig machen kann. Aber wenn dir gleichzeitig jeden Abend im TV gezeigt wird, was für ein geiles Zeug der Jägermeister doch ist und du ne spießige Pussy wenn du nicht mitsaufst...

Aufs Geld übetragen: Klar wird immer wieder vor Überschuldung gewarnt. Aber wenn gleichzeitig Schülern ohne eigenes Einkommen zum 18. ein Dispo eingeräumt wird, Azubis problemlos 'nen Kleinwagen finanziert kriegen und im Fernsehen der 1000er-Kredit nur mal so zum Shopen als völlig normal beworben wird...

OT: Für Tabak gibt es strenge Werbebeschränkungen (z.B. keine TV-Werbung) und auf die Packungen müssen Warhinweise. Finde ich völlig OK. Nur frage ich mich: Warum darf angesichts von jährlich 40.000 Alkoholtoten (die indirekten, z.B. durch alkoholbedingte Unfälle nicht mitgezählt) weiterhin uneingeschränkt für Alk geworben und dieser dabei sogar verharmlost werden?
Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich selbst trinke auch gerne mal ein Glas und gönne mir ab&zu ein Pfeifchen. mir geht es nur um die Ungleichbehandlung bei etwa gleicher Schädlichkeit.
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 17.10.2017, 22:25

Benutzeravatar
Ken.Guru
500 g Barren Mitglied
Beiträge: 897
Registriert: 03.05.2012, 06:42
wo ist das problem ? wenn die sich abends die hucke vollsaufen wollen, sollen sie es tun. früher oder später kommt das echo, das gilt genauso für altersvorge, verständniss für das geldsystem usw. wenn sie nicht wollen müssen sie es lassen. bestes beispiel mit der asiatin die beim selfie machen die klippe runter gestürzt ist. no mercy.

ansonsten sehe ich das problem bei subventionen dass ohne diese das funktionierende system zusammenbrechen würde, und das wollen wir ja nich. oder ?
Diese Oneman Show hier hat soviel mit Meinungsfreiheit zu tun wie ein Zitronenfalter mit Zitronen falten. Meine Sperrung war wohl das Beste was mir passieren konnte. Danke an alle linken Weltverbesserer. Irgendwann merkt ihr wie bescheuert ihr seid.

Beitrag 18.10.2017, 07:08

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Was haben denn jetzt auf einmal Subventionen damit zu tun? Das verstehe ich nicht.
Wo ist der Zusammenhang mit dem grundlegenden Problem des Informationsungleichgewichtes?

Mir scheint ein ganz anderes Problem herauszuscheinen: inwieweit sieht man sich als Teil einer Gesellschaft, die zwangsläufig nicht nur aus mir genehmen Zeitgenosen bestehen wird. Oder ob man es für eine gesellschaftliche Aufgabe hält, sich um die Alten, Schwachen, Kranken und, ja, auch um die Dummen zu kümmern, die Hilfen brauchen.
Die Menschwerdung hat evolutionär einiges damit zu tun, dass "wir" angefangen haben welche durchzufüttern - weil sie eben dazu gehören und nicht weil sie "Eintritt" bezahlen oder willkürlich ausgewählt werden.

Diese "Fürsorge" ist aber nicht nur empathisches Gutmenschengerede, sondern ganz pragmatische Realpolitik (wenn man so will).
Das "Echo", wie es der Guru nennt, ist nämlich wiederum ein gesellschaftliches Problem - wenn nicht sogar das größere. Das "selber schuld" mag naheliegend sein ... nutzt aber nix.

Um die Kurve zu kriegen:
Man muss doch keinen Motor bauen können, um ein guter Autofahrer zu sein. Diese "Information" ist im täglichen Leben mehr oder weniger überflüssig. Die StVO zu beachten ist hingegen keine schlechte Idee. Schon aus Selbstschutz. Unbedingt jedoch sollte man wissen, dass das Ding Benzin verbraucht, welches regelmäßig nachgefüllt werden muss! Sonst wird es nichts auf Dauer.
Es ist ein schönes Beispiel, wie man ohne jede Kenntnis der Mechanismen das daraus aufgebaute System sinnvoll einsetzen und benutzen kann.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 18.10.2017, 09:10

glaubnix
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 118
Registriert: 09.07.2015, 08:39
Wohnort: Deutschland
Es geht nicht grundsätzlich um das Thema Subventionen in dem Artikel.
Es geht darum" Zitat aus dem Artikel " :
Zu wenig Geld für sozial Schwache? Zu wenig Geld für Renten? Kein Schuldenerlass für Griechenland? Kein Geld für Afrika gegen die Auswanderung?
«Ja, kein Geld oder zu wenig Geld», ist der allgemeine Tenor.
Doch ganz offensichtlich sind Billionen im Überfluss vorhanden. Nur verschenken sie die Lobby-Politiker den großen Konzernen.

Es geht darum wer in dieser Bundesrepublik immer zu den Profiteuren gehört und auf wen geschissen wird. smilie_13

Es geht auch nicht um Neid oder Geschenke oder Almosen, es geht darum das die Mehrheit der Bevölkerung trotz ihre Arbeit immer weniger vom Wohlstand abbekommt.
Und bei denen, die nie zu den gehörten die gut verdienen, ist es mittlerweile eng.

Wenn dann vom Staat behauptet wird, das es nichts zu verteilen gibt und an anderer Stelle das Geld mit vollen Händen verteilt wird, reibt man sich verwundert die Augen.

Aber das könnte jetzt ein ausufernder Beitrag werden, wie wir betrogen werden und dem Großkapital das Geld vorn und hinten reingeschoben wird.
Wer hier immer zu den Bezahlern gehört und wem Hintertüren geöffnet werden um vor seinen Verpflichtungen zu entfliehen.

Es wird immer alles unheimlich verkompliziert, damit der Michel nix versteht und doof gehalten werden kann.
Aber es ist ganz einfach, die Arbeitssklaven müssen billig sein und abhängig.
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

Beitrag 18.10.2017, 10:19

Benutzeravatar
Ken.Guru
500 g Barren Mitglied
Beiträge: 897
Registriert: 03.05.2012, 06:42
@ladon
wenn du den artikel gelesen hast, was ich annehme. ging es unter anderem um das thema subventionen und was dort für kohle verpulvert wird, respektive deren fehlalokationen.

ich nahm an das ich durch meinen absatz ausreichend differenziert hatte.

edit: das mit die dummen hab ich noch vergessen. die werden heute sogar noch gezüchtet.
http://www.danisch.de/blog/2017/10/18/w ... -zuechten/
Diese Oneman Show hier hat soviel mit Meinungsfreiheit zu tun wie ein Zitronenfalter mit Zitronen falten. Meine Sperrung war wohl das Beste was mir passieren konnte. Danke an alle linken Weltverbesserer. Irgendwann merkt ihr wie bescheuert ihr seid.

Beitrag 18.10.2017, 21:08

Benutzeravatar
IrresDing
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1349
Registriert: 12.02.2012, 01:12
Wohnort: Ich bin dann mal weg.
Also dieser Danisch erinnert mich schwer an einen verbitterten alten Menschen der nicht merkt, dass nicht die Jugend sondern er sich verändert hat. Und auf ihn passt sehr gut das etwas abgegriffene Zitat von Sokrates über die Jugend. Also ich nehm das dort abgelederte nicht wirklich ernst.

Aaaber was mich doch beeindruckt:

"[...] sondern lernen dort, wie man sich mal so richtig über alles und jedes beschwert. Die Leute sind nicht lebensfähig, die kommen mit gar nichts mehr klar, und machen für alles die Umwelt verantwortlich, weil sie es nicht anders kennen. Die Umwelt hat die Rolle von Mutti fortzuführen."

DAS erinnert mich doch sehr ans Gold.de-Forum. smilie_11
Ich möchte den Weg des Forums nicht weiter mit beschreiten. Ich wünsche allen Mitgliedern viel Erfolg und danke für die schöne Zeit bis dahin. Bye bye

Beitrag 21.10.2017, 17:41

Mehrgoldfüralle
@IrresDing
Die Umwelt hat die Rolle von Mutti fortzuführen.[/quote

Ist es möglicherweise denkbar, dass "Mutti" gar keine Zeit für Brutpflege hat, ebensowenig wie Pappi, weil beide Vollzeit malochen, trotzdem ohne genug zu verdienen, damit was für Kultur und Bildung übrig bleibt? Ist das vielleicht AUCH Ursache der Misere?

Die Bildungssysteme, nicht nur in Deutschland, sind darauf ausgelegt, Nachwuchs für die Wirtschaft zu erzeugen. Erziehung zu selbstständigem kritischen Denken, wozu sollte das gut sein, das erzeugt keinen Mehrwert. Wo die Eltern das nicht vermitteln (können) ist Hopfen und Malz ohnehin verloren.

Beitrag 22.10.2017, 11:05

Benutzeravatar
IrresDing
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1349
Registriert: 12.02.2012, 01:12
Wohnort: Ich bin dann mal weg.
@Mehrgoldfüralle,

ich halte mich da etwas an Pispers ;-)

https://youtu.be/Y7ww9p2MQVg?t=258

Wobei ich die Lage nicht so dramatisch sehe. Trotzdem sehr erheiternd. Und wer Kinder hat, der kann das wirklich bestätigen. Was da teils an Schülern und Lehrern herum läuft, unglaublich. Ich mag es aber nicht bewerten ob es bei mir nicht exakt das gleiche war.
Ich möchte den Weg des Forums nicht weiter mit beschreiten. Ich wünsche allen Mitgliedern viel Erfolg und danke für die schöne Zeit bis dahin. Bye bye

Beitrag 22.10.2017, 15:19

Chinese
500 g Barren Mitglied
Beiträge: 538
Registriert: 30.07.2011, 13:46
Ich finde man sollte dem Individuum Mensch seine Verantwortung fürs Leben zurück geben. Ein für sich Verantwortlicher Mensch braucht keine Warnhinweise auf Zigarettenschachteln oder Werbeverbot für Alkohol oder schriftliche Beratungsstelle Protokolle bei Banken. Das Individuum Wirt schrittweise in seinem eigenständigen Denken eingeschränkt. Es ist erschreckend wie die Masse der Bevölkerung glaubt was im Fersehen und Zeitung kommuniziert wird. Oder das eine Kindergrippe besser als eine Mutter ist.

Das gleiche gilt in der Witschaft und mit Subventionen. Alles ein Irrglaube das der lenkende Staat alles besser kann. Die ganze Bürokratie und Auflagen kosten Geld welches verplempert wird und niemanden letztendlich nutzen.

Das hier kein Umdenken einsetzen wird ist mir bewusst, trotzdem schreibe ich gerne was ich denke.
»Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.« Albert Einstein

Beitrag 22.10.2017, 15:55

Benutzeravatar
Kursprophet
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1352
Registriert: 17.12.2010, 13:08
smilie_01 Chinese

Beitrag 23.10.2017, 05:31

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Schön und gut.
Aber um verantwortung (auch für sich selbst) übernehmen zu können, musst du Bildung vermittelt bekommen haben.

Das geht vom Beherrschen der Sprache bis zukomplexer Wissenschaft. Kulturtechniken im wichtigsten ersten Schritt. Werden die vorenthalten (was in privatisierten Systemen regelmäßig den nicht so wohlhabenden widerfährt), ist der Ruf nach Eigenverantwortung zynisch: Was? Vom herabfallenden Dachziegel getötet? Selber schuld. Hätte ja auf der anderen Seite gehen können! Da wäre es mal gut gewesen, wenn man das Warnschild hätte lesen können.

Was ich sagen will: diese "Forderungen" sind wohlfeil. Aber eine funktionierende Gesellschaft braucht (!) eben auch Leute, die die Straße fegen. Es hat nicht jeder die Fähigkeiten, um "eigenständig zu denken".
Ein Legastheniker hat nun mal ein Rechtschreibproblem ... soll man ihm daraus einen Strick drehen? Selber schuld! Schule und Ausbildung kannst'e vergessen.
Ein Rollstuhlfahrer hat nun mal ein Mobilitätsproblem ... soll man sagen: selber schuld!
und so weiter.
Am Ende bleibt die Frage, ob jemand, der mit Logik, vorausschauendem Denken usw. ein Problem hat (so wie ein anderer mit korrekter Schreibweise), nun also "selber schuld" ist?

Jedem der so argumentiert, sei gewünscht, dass er nie einen Unfall erleidet, behindert oder pflegebedürftig wird: Hättest'e mal eigenständig gedacht und dich nicht in die Situation begeben, die zum Unfall geführt hat!

Werbeverbote und Kontrolle der Abgabe von Drogen wird nicht für die gemacht, die "eigenständig denken", sondern für die, die das - warum auch immer - nicht tun. Und diese Blödel sind nun mal da und sie belasten das System von Versicherung und Altersvorsorge. Es ist besser und auch günstiger, sie präventiv zu "pampern".
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 23.10.2017, 06:10

Gladius
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 484
Registriert: 11.12.2011, 16:10
Komischerweise hab ich das Gefühl, dass je höher jemand in der Bildung steht, desto mehr geht seine Selbstverantwortung dahin. Zumindest scheint es in unserem System so zu sein.
(Eigen-)Verantwortung hat in meinen Augen wenig mit dem Stand der Bildung zu tun. Wobei ich nicht abstreite, dass diese vieles erleichtert.

Beitrag 23.10.2017, 08:19

kribelboble
Lustigerweise bei mir genau der konträre Eindruck.
Je ungebildeter jemand ist desto eher wird im "Sozialneid" gebadet - desto weniger kann reflektiert werden dass man für die eigene Situation in vielen Fällen selbst verantwortlich ist (außer natürlich bei Schicksalschläge).

Beitrag 23.10.2017, 08:22

Klecks
Gold-Guru
Beiträge: 2673
Registriert: 28.11.2011, 14:16
Gladius hat geschrieben:Komischerweise hab ich das Gefühl, dass je höher jemand in der Bildung steht, desto mehr geht seine Selbstverantwortung dahin. Zumindest scheint es in unserem System so zu sein.
Mag das vielleicht daran liegen, dass das, was wir "Schulbildung" nennen, in Wahrheit lediglich Schulwissen ist?

Unsere Kinder werden derart mit reinem Wissen zugeballert (mindestens 1/3 davon solches, ds sie in ihrem Leben nie wieder brauchen), dass ihnen gar keine Zeit mehr zum selbständig Denken bleibt.

Bildung bedeutet nicht nur Ansammlung von Wissen sondern die Fähigkeit, dieses auch bewerten und anwenden zu können. Und genau diese Fähigkeit wird an unseren Schulen nicht vermittelt.
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Antworten