EM Investoren sind ärmer geworden! Thema:Essen und Autarkie.

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 04.02.2011, 10:06

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Ladon
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Wer sich die Mühe machen möchte ...

Hier http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... __nnn=true ist das Statistische Jahrbuch für 2010 zum Herunterladen. Kein Lesespaß, aber da kann man sicher recherchieren, wie das mit den Einfuhren ist, woher sie kommen und was. Wie üblich dürfte es etwas schwierig sein die Information in dem Wust von Tabellen zu finden, aber es geht smilie_16

Statistiker lügen ja bekanntlich nicht - sie beantworten nur sehr eng gefasst sehr genau definierte Fragen mit statistischen Methoden.
Auch die "offizielle Inflationsrate" ist keine Lüge. Die uns so lachhaft erscheinende Zahl entsteht nicht durch "Fälschung", sondern durch die "Fragestellung".
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 04.02.2011, 10:24

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999.9
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http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... y=file.pdf

Und dann nach Warengruppen und Ländern sortieren, dann erkennt man, dass wir selbstverständlich in der EU Lebensmitteltechnisch nicht autark sind. Ganz im Gegenteil. Gerade die EU-Entwicklungshilfe für Afrika zielt ja gerade ganz gezielt auf einen Lebensmittel-Import von diesen Regionen ab. :idea:

"Übersee-Importe sind unwichtig."

Erkläre das einmal dem stark steigenden Sushi-Konsum in Deutschland. Die beziehen einen Hauptteil ihres Fisches direkt vom Tokyoter Fischgroßmarkt und dann zack per Express-Luftfracht ab nach good old Germany. Und woher bekommen denn die ganzen großen Steak-Häuser in Deutschland ihr Rindfleisch. Ich glaube doch aus Argentinien, oder? Und wieviele Steakrestaurants (oder besser ganze Ketten!) mag es hier geben? (Maredo, Block House, Asado usw.) Oder das teuerste Rindfleisch aus Japan, das Kobe-Rind. Alles Übersee. Auch viele Übersee-Fische kommen per Luftfracht. Nüsse kommen auch nicht aus der EU. Da gibt es noch viel mehr, aber mitnichten sind Übersee-Importe unwichtig.
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Beitrag 04.02.2011, 10:52

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LunaFuture
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999.9 hat geschrieben:

Wenn der Euro zusammenbricht, dann zahlen wir halt kurzfristig mit Computern, Autos, Stahlerzeugnissen etc. etc.

Die Welt wird sich weiter drehen. Ihr überschätzt den Einfluss einer Währung.

Das würde ich so nicht unterschreiben wollen, da es in den entsprechenden Ländern Indien, Pakistan viele Teile Afrikas schon heute nicht genug zu beißen haben, was wollen die denn mit unseren Erzeugnissen wenn Ihr oberstes Ziel Essen ist? Was ist wenn mal eine Naturkatastrophe aller Australien noch dazu kommt? Wir können uns zum Teil in Europa noch selbst ernähren, nur ich sage immer Hemd ist näher als Jacke, wenn es zu einer Kriese kommt, meist Du die Länder kooperieren noch miteinander? Und für unsere Hochleistungslandwirtschaft benötigen wir sehr sehr viel Öl, weil wir für den Dünger viel Öl benötigen (Haber-Bosch-Verfahren = Stickstoffgewinnung (bitte bei Wiki lesen)) und auch für die Maschinen und Spritzmittel benötigen wir sehr viel Öl. Alle Spritzmittel bestehen aus Erdöl. Nur das Problem was wir haben ist Öl ist endlich!!




Gruß LunaFuture smilie_24
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Beitrag 04.02.2011, 10:54

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Auric Goldfinger
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Wenn die EU autark wäre, dann sähe es aber in meinem Gemüseladen um die Ecke aber leer aus. smilie_02

ist es nicht eher so, dass die Übersee-Importe immer mehr zunehmen? Habe mal bei einem Feinkost-Caterer gearbeitet und die ganzen Zutaten kamen quasi nur per UPS aus sämtlichen Ländern der Welt. smilie_08

Sogar Kaviar aus dem Iran war sehr üblich und aus anderen "merkwürdigeren" Ländern.
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Beitrag 04.02.2011, 11:00

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Auric Goldfinger
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Das Problem sehe ich auch nicht. Wenn es zur Krise kommt werden die Länder miteinander reden MÜSSEN.
Der biologische Anbau kommt völlig ohne Produkte aus, die auf Erdöl basieren und er kann auch in großem Stil betrieben werden. Ganz im Gegenteil: je mehr Bauern bio produzieren, desto günstiger und attraktiver werden diese Erzeugnisse für den Endverbraucher.

Außerdem gibt es neben Erdöl auch noch andere Öle, es müssen nur die Verfahren weiter optimiert werden, um aus diesen Ölen das Optimum herauszuholen.

Es wird auch eine Zeit nach dem Erdöl geben, die Scheichs bereiten sich schon jetzt darauf vor. Ins Mittelalter werden wir deshalb nicht fallen.
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Beitrag 04.02.2011, 11:04

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Auric Goldfinger
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Im Moment sind andere Verfahren einfach nur unwirtschaftlich. Öl aus Kunststoffen per starkem Druck zu extrahieren, Gold aus Meerwasser zu holen.

Irgendwann wird das wohl kommen, wenn alles andere sich als zu teuer erweist.

Brasilien findet nahezu monatlich große Ölvorkommen vor seiner Küste, die Arktis und die Antarktis sind riesige Rohstofflager. NOCH geht es weiter...
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Beitrag 04.02.2011, 11:08

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LunaFuture
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Auric Goldfinger hat geschrieben: Der biologische Anbau kommt völlig ohne Produkte aus, die auf Erdöl basieren und er kann auch in großem Stil betrieben werden. Ganz im Gegenteil: je mehr Bauern bio produzieren, desto günstiger und attraktiver werden diese Erzeugnisse für den Endverbraucher.

Außerdem gibt es neben Erdöl auch noch andere Öle, es müssen nur die Verfahren weiter optimiert werden, um aus diesen Ölen das Optimum herauszuholen.

Es wird auch eine Zeit nach dem Erdöl geben, die Scheichs bereiten sich schon jetzt darauf vor. Ins Mittelalter werden wir deshalb nicht fallen.

Ja, genau darauf wollte ich eigentlich hinaus. Die ökologische Landwirtschaft kommt ohne diese Produkte zum großen Teil aus. Ich habe 6 Jahre lang im bio Landbau gerlernt und gearbeitet und weiß wie eine nachhaltige Landwirtschaft aussehen kann. Aber weiter oben habe ich nur den ist Zustand beschrieben!! Und ja die Welt wird sich auch ohne Öl weiter drehen. Aber ich glaube im Falle einer Kriese wird es Länder geben die zusammen arbeiten, aber es werden nicht alle sein, schon heute arbeitet die EU nicht zusammen z.B. GB und Norwegen braten ja auch Ihre extra Wurst. Im Falle einer Kriese wird sich so etwas noch verscherfen.


Gruß

LunaFuture smilie_24
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Beitrag 04.02.2011, 11:15

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LunaFuture
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Auric Goldfinger hat geschrieben:Brasilien findet nahezu monatlich große Ölvorkommen vor seiner Küste, die Arktis und die Antarktis sind riesige Rohstofflager. NOCH geht es weiter...


Aber was wird das für folgen für die Umwelt haben und wollen wir das überhaupt? Wir müssen nachhaltig wirtschaften, das haben wir aber leider in den letzten 150 Jahren nicht getan. Es muss sich was an der Einstellung ändern zur Natur bzw. Umwelt. Auch die Einstellung gegenüber meinen mitmenschen muss sich was ändern (weniger Ego), sonst landen wir schneller in der Barbarei, wie wir es uns vorstellen. Ich behaupte mal provokativ das die Zivilisationsdecke sehr dünn ist smilie_08 .




Gruß




LunaFuture smilie_24
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Beitrag 04.02.2011, 11:20

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So ist es.

"Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Bertold Brecht

Und daraus stammt auch ein gewaltiges Konflikt-Potential in den Dritte-Welt-Ländern. Piratentum kommt nicht von ungefähr.
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Beitrag 04.02.2011, 14:36

Fin
LunaFuture hat geschrieben:Ich hoffe ich habe alle Fragen beantwortet
Ich möchte bitte nachfassen. Aber soweit warst Du mit Deinen Antworten spitze! smilie_01

Ich weiß nicht wieweit wir hier vom Hauptthema weglaufen (und der Admin wird dann sauer), aber mich interessiert das extrem.
Hätte damals eine gewisse Dame ihre Papiere zusammenbekommen, hätte ich heute eine 4ha Finca in Lateinamerika. Ich kaufte mir dafür sogar zwei alte Anbaubücher von John Seymour, der seinerzeit vielleicht der erste Ökobauer war. "Leben auf dem Lande" und "Selbstversorgung aus dem eigenen Garten" heißen die beiden.
Hybriden bitte nicht verwechseln mit genetisch modifizierten Pflanzen verwechseln!!! Da gibt es nämlich einen gewaltigen Unterschied.
Punkt? Also las ich etwas!
Ich fasse einmal meine Kenntnisse zusammen und Du kontrollierst mich bitte auf Richtigkeit.

a) Eine sog. Öko-Landwirtschaft kommt ohne alles aus. Eingesetzter Dünger kommt bspw. nicht aus Säcken sondern aus Tieren. Ich las in dem Text von Herrn Hansen, daß es eine Stelle für alte Sorten gibt, wo man jede vergangene Sorte nachbekommen kann. Also nehme ich an, daß besonders Ökobauern hier einige Exemplare bestellen, um möglichst widerstandsfähige Sorten für die spez. Widrigkeiten ihrer Gegend zu finden.
Frage: Darf eine ökologische Landwirtschaft Hybride anpflanzen??? Ich würde denken: Ja!
Und wie ist das mit Pestiziden? Nur Brennesselsaft?

b)Hybride (ich las bei Wikipedia) sind Pflanzen, die aufgrund eines Effektes (Heterosis) besonders viel Ertrag abwerfen, aber schlechter in der Fortpflanzung sind, also wirtschaftlich eine Art "teilimpotenter Bodybuilder".
Biologisch würde man nach Mendel wahrscheinlich sagen, daß in der Folgegeneration, wegen der Aufspaltung der Merkmale, sowohl die gewünschten Pflanzen als auch nicht erwünschte erscheinen würden - woraus in der Summe eine schlechtere Ernte entstünde.
Der Bauer kauft die Saat deswegen jedes Jahr neu - aber aussähbar wäre sie.
Der Hybrid könnte also in der Natur von allein (durch Zufall) entstehen.

c) gen. manipulierte Pflanzen: Der Unterschied zu b) ist, daß hier ein Mensch in der DNA rumfuschte und so zB einer Pflanze eine Resistenz gegen zB eine Krankheit "anerzog". Mit natürlichen Prozessen hat dies nichts zu tun.

Ist das so korrekt?

Das ist mal wieder hochinteressant! Danke Luna!

Beitrag 04.02.2011, 14:50

di-em-ex
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Fin hat geschrieben: Ich weiß nicht wieweit wir hier vom Hauptthema weglaufen (und der Admin wird dann sauer), aber mich interessiert das extrem.
Ganz im Gegenteil, das ist alles noch Teil des Themas das ich von Anfang an ansprechen wollte.
Es ist erst dann abgedriftet, wenn wir nur noch über die Mendel'sche Regel diskutieren oder uns die Haare zerfetzen ob DNA-Manipulation im Biosektor moralisch ist.
Ich persönlich finde es unnötig, da Mutter-Natur bisher immer im Sinne des Gleichgewichts ein super Maß präsentierte und es daher nicht notwendig ist mit den uns noch so geringen Kenntnissen über Genmanipulation eventuell das Essen doch nur zu vermiesen.

Pestizide, Dünger und sonstige Schutzmittel gibt es ja wieder einmal nur, weil man möglichst effizient und ertragsreich anpflanzen möchte, der Gedanke das beste Produkt herzustellen ist dabei leider sehr in den Hintergrund gerückt. (Ich empfehle den anderen Thread "Zeitgeist: Moving Forward", dort geht es auch um viele der hier angesprochenen Themen.)

Das mit der Finca gefällt mir smilie_01
Fin hat geschrieben:Das ist mal wieder hochinteressant! Danke Luna!
Finde ich auch.
An dieser Stelle möchte ich allen eifrigen Schreibern Danke sagen, ich habe mittlerweile mehr gelesen als ich ursprünglich wissen wollte.

Beitrag 04.02.2011, 15:02

silverlion
di-em-ex hat geschrieben: Ich persönlich finde es unnötig, da Mutter-Natur bisher immer im Sinne des Gleichgewichts ein
super Maß präsentierte und es daher nicht notwendig ist mit den uns noch so geringen Kenntnissen über Genmanipulation eventuell das Essen doch nur zu vermiesen.
Die Nicht-Genmanipulierten Sorten sind auch nicht gerade mehr so, "wie Gott sie schuf", da
wurde wild herumgezüchtet. Genau wie bei den Nutz-/Haustieren (Wie wird der Wolf zum Taschenhündchen?).
Da ist der "Vorteil" der Genmanipulation (will sie nicht verteidigen!), dass das Ganze gezielter
ablaufen kann, und nicht z.B. einfach versuchsweise mal irgendwas gekreuzt wird.

Aber den Traum vom Schwarzwaldhof mit Wald und Wiesen, oder besser noch
Wälder und Seen in Kanada, hätte ich auch. Freiheit gibt es nicht ohne Autarkie.

Beitrag 04.02.2011, 15:33

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LunaFuture
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@Fin

John Seymour, der seinerzeit vielleicht der erste Ökobauer war. "Leben auf dem Lande" und "Selbstversorgung aus dem eigenen Garten" heißen die beiden.


Beide Bücher kenne ich sehr gut. Sind interessante Tipps drin einige Dinge sind heute stark überholt, aber im Grunde stimmt davon noch vieles. Auch in der ökologischen Landwirtschaft werden fast ausschließlich Hybriden verwendet, den Preis für Gemüse aus rein samenfesten Sorten wären bei den heutigen Preisen nicht zu vermitteln, obwohl sie bedeutend besser schmecken. Die Preise wären um gut 40% höher als das was heute als "bio" verkauft wird. Dünger wird heute auch im ökologischen Landbau von außen zu gekauft und besteht hauptsächlich aus Hornmehl, Haarmehlpaletts (vom Schwein) etc. Natürlich könnte man ähnliches erreichen mit einer guten Kompostierung, Fruchtfolge und Gründüngung (Gründüngung benötigt mehr Land 30-40%). Pestizide werden auch im ökologischen Landbau eingesetzt, aber nur aus natürlich Stoffen (kein Öl) z.B. das Mittel Spruzid ist ein Chrisanthemengift (Afrika) oder Neudosan (Seifenlauge). Brennelsaft ist eher ein Pflanzenstärkungsmittel.

Zu den Hybriden ist zu sagen ja man kann sie aussähen (2 Generation), da wird man auch noch einen gewissen Ertrag haben, aber ab der 3 Generation spaltet sich das Erbgut so stark auf das sich ein Anbau nicht mehr lohnen würde. Ja in der freien Natur kommen auch Hybriden und Klone vor, dies betrifft vorallem bestimmte Pflanzenfamilien. Hybriden werden aber auch erzeugt mit Methoden die sehr nahe am genetischen modifizieren liegen, aber das würde zu sehr ins Detail gehen :wink:

Was die Genetik betrifft so würde die Natur nie auf die Idee kommen ein Fischhormon mit einer Tomaten zu kreuzen, auf so eine dumme Idee kann nur der Mensch kommen. Zum Glück sind diese Antimatschtomaten vom Markt genommen wurden, weil man nicht mehr sehen konnte ob die Tomate noch Ok ist oder schon innerlich verfault war. Außen sah sie immer noch super aus.

Alles weitere würde zu sehr ins Detail gehen. Sonst könnte ich einen Vortrag halten z.B. Nur über Saatgut, das würde schon einen Abend füllen. Dann hätte ich aber noch nicht über Kompost, Boden, Klima, Dünger, Pflanzenstärkungsmittel, Pestizide gesprochen. Also bitte nehmt es mir nicht übel wenn ich nicht auf alles Antworte.



Gruß LunaFuture smilie_24
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Beitrag 05.02.2011, 08:30

Fin
Das sollst Du auch nicht, aber das war ein Exkurs der Sonderklasse. Da hab ich Dich wohl etwas rangenommen wie? Das liegt aber daran, daß Du etwas weißt, was viele nicht wissen.

Wer einmal im andinen Hochland war (Bolivien, Peru, Ecuador) und Kartoffeln kaufen wollte, der staunt über eine enorme Vielfalt.
Und überhaupt; der Geschmack der Nahrungsmittel dort ist herausragend.
Als ich noch neu war, rief eine alte Indijena, ich solle ihr doch etwas abkaufen. Sie saß auf einer Decke und hatte ein sehr bescheidenes Angebot. Ich fragte: "Mütterchen, was soll ich Dir abkaufen?" und sie hielt mir zwei kleine Blumenkohl hin, nicht größer als der Handteller eines Mannes, schon etwas sehr braun, gar nicht schön, in D absolut unverkaufbar. Ich fragte nach dem Preis, sie wollte 10 EuroCent für beide zusammen und ich dachte "zur Not Kompost". Ich kaufte sie der guten Tat wegen.
Zuhause packte ich aus und fand die beiden wieder. Ich hasse es Lebensmittel wegzuschmeißen und fand es auch witzig, daß wir am abend jeder einen eigenen Blumenkohl auf dem Teller haben könnten und so putzte ich sie.
Erinnert Ihr Euch noch an Euren ersten Marsriegel? Diese Explosion von Geschmack im Munde? Diese völlig neue Erkenntnis von Geschmacksstärke? Stellt Euch das mit Blumenkohl vor.
Dinge verändern sich so schleichend, daß wir heute gar nicht mehr wissen, was geht.
Also Tipp an alle: Zum Blumenkohlessen in die Anden! smilie_11
Und nicht zuletzt deswegen kam ich damals auf die Finca und den alten John Seymour.

Beitrag 05.02.2011, 10:21

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LunaFuture
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Hallo Fin,

das gleiche hab ich mit Gurken & Tomanten erlebt. Ich habe in einem ökologisch bewirtschafteten Betrieb mit 150 ha und einem 1 ha Gewächshaus gelernt. Jedes Jahr war ich für einen anderen Bereich zuständig, in der Zeit wo ich im Gewächshaus tätig war, haben wir mal zwischen unseren Hybriden 20 Pflanzen samenfeste vorwiegend weibliche Pflanzen angebaut. Sie wuchsen nicht so schnell und hatten nur etwa 30% Ertrag von dem was Hybriden haben, aber der Geschmack, unbeschreiblich. Jedenfalls hat keine Gurke je das Gewächshaus verlassen, weil alle die dort arbeiteten sie zwischendurch aufgegessen haben smilie_11 . Ähnliches mit Tomaten nur das diese einen höheren Ertrag hatten smilie_23 . In Italien gibt es reine Tomatenmärkte, wo es wirklich nichts anderes gibt wie Tomaten. Hier bekommst Du alte Sorten bzw. samenfeste Sorten: http://www.oekoseeds.de/

Oder hier:http://www.who-sells-it.com/cy/seeds-of ... 20372.html

Gruß LunaFuture smilie_24
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Beitrag 06.02.2011, 13:22

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TimmThaler
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es kommt mir noch zu kurz das Thema Boden. Boden ist nicht vermehrbar und reproduziert sich nicht. In der derzeitigen Intensivlandwirtschaft wird er zudem sukzessive verbraucht. Hier schlummert langfristig eine gewaltige Gefahr, nämlich die Versteppung und Verödung großer Landstriche.

Es hatte schon seinen Sinn, Felder nach 3 Jahren unterschiedlicher Fruchtfolge auch mal ein Jahr liegenzulassen, oder Bodenverbesserer auszusäen und die dann unterzupflügen.

Wenn ich diesen Bio-Wahn sehe (also Biokraftstoffe meine ich jetzt) und die extremen, an DDR-Verhältnisse erinnernden Monokulturen, fürchte ich, langfristig wird dieser Boden veröden. Zudem hat man das Problem, dass 'Liegenlassen' eines mehrere Jahre mit Mail bepflanzten Ackers eher Angriffsfläche für Erosion (Wind/Wasser) bietet, da die Artenvielfals im Boden (Würmer etc.) bei solchen Monokulturen parallel zurückgeht. Es fehlen auch Hecken, Wiesen, kleinteilige Flächenvielfalt, weil sich das (angeblich) alles nicht rechnet. Diese Vielfalt ist jedoch ein Helfer bei dem Erhalt des Bodens und der Verhinderung von Erosion etc..

Im Laden fällt mir auf, daß das, was sich 'Bio' nennt, dem 'Nicht-Bio' immer ähnlicher wird in Konsistenz, Farbe und Geschmack. Leider im negativen Sinne. Nur eine Eigenschaft bleibt: Bio ist teurer (zum Teil doppelt oder 4-fach so teuer).

Wenn jetzt ein konventioneller Bauer 10 Cent pro Kilo Weizen bekommt, und dieser im Supermarkt, vermahlen, zu 25 Cent angeboten wird, dagegen ein Kilo Ökomehl z.B. 99 Cent kostet, bekommt dann der Ökobauer analog dazu das 4-fache (40 Cent)? Wohl kaum.
Bei Bio kommt erschwerend hinzu, daß die Bereitschaft der (gutverdienenden) Vebraucher, hier mehr auszugeben, knallhart auf die Endpreise draufgeschlagen wird, dieweil die Biobauern zwar auch mehr bekommen (bei entsprechend höherem Aufwand) aber nicht annähernd so viel mehr wie der Zwischenhandel.

Würde der Zwischenhandel seine Margen limitieren, z.B. auf die der Nicht-Bioartikel, und das 'Mehr' käme den Biobauern zu Gute, konnten die auch verstärkt noch sich um bessere Qualität, Bodenschutz, Kreislaufwirtschaft, klassische Sorten etc. kümmern und die Qualität der Bioware so deutlich steigern.

Ich kaufe seit Jahren kaum noch Tomaten, weil es keine mehr gibt, egal ob Bio oder Nicht-Bio, die schmecken.
Ich kehre erst auf den Tomatenmarkt zurück, wenn wieder Tomaten angeboten werden, die nach Tomaten schmecken.

Bei Tomaten (und bei Paprika und Salatgurken) wurde meiner Meinung nach der Plastic-Hybrid-Substratwahn überreizt, so daß dieses Zeug eigentlich nur noch als 'buntes, schnittfestes Wasser' durchgeht.

Merkwürdig übrigens, daß, wenn man Paprika in Israel am Straßenstand kauft, dieser Paprika schmeckt, obwohl die doch auch mit Tröpfchenbewässerung, Plastikzelten etc. arbeiten, kauft man dagegen identisch aussehende Paprika mit Herkunftsland 'Israel' hier, schmecken die genauso fade wie die spanischen. Was ist da los? Kriegen die Europäer minderwertige Ware weil 'die sind ja schon dran gewöhnt'??? Oder ist das der Effekt daß der Kram halb grün geerntet wird und dann auf dem Weg zum Kunden, ähnlich Bananen, nachreift?
Manche sagen, die Regierung sei unfähig. Das stimmt nicht. Die sind zu allem fähig!
*
Erfolgreich gehandelt mit: Joschi, silverlion, Horst, MelXX, Wetterfrosch, nameschonweg, Jimpanse, Todeja, Edelmetallinvestor, xmio, Robin8888, Goldschürfer, eugene

Beitrag 18.02.2011, 07:35

Fin
Hatte vor einigen Tagen das Glück mit jemandem zu sprechen, der landwirtschaftlichen Hintergrund hat.
Ich erzählte von einem "Gespräch mit Freunden über Hybride". Er brachte das Thema schnell weg von Pflanzen auf Tiere - Hühner sind Hybride! Hühner sind Hybride?

Er sah die Dramatik zwar nicht so wie Du Lunar, aber mir wurde eher mehr Angst und Bange.
Das Ausmaß unser gemachten Abhängigkeiten (die wir schon gar nicht mehr wahrnehmen / die unsere Normalität darstellen) scheint auch mir bedrohlich zu sein.

Es bleibt die Hoffnung, daß für solche Fälle Notfallpläne existieren.
Lunar, Du siehst das Thema ist bei mir noch immer aktiv - da hast Du mir echt eine Scheuklappe der Naivität abgerissen. Vielen Dank nochmal für die Lehre!

Beitrag 18.02.2011, 07:56

MapleHF
TimmThaler hat geschrieben:es kommt mir noch zu kurz das Thema Boden. Boden ist nicht vermehrbar und reproduziert sich nicht. In der derzeitigen Intensivlandwirtschaft wird er zudem sukzessive verbraucht. Hier schlummert langfristig eine gewaltige Gefahr, nämlich die Versteppung und Verödung großer Landstriche.
... und das gilt nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Forstwirtschaft.

Letzte Woche war da in der Süddeutschen ein interessanter Artikel. Nachdem die Hackschnitzel-Heizkraftwerke wie Pilze aus dem Boden schießen, werden heute von vielen Waldbauern auch die Äste, Reißig usw. die beim Einschlag anfallen, verkauft.

Bei nachhaltiger Forstwirtschaft, sollte das im Wald verbleiben und wieder neuen Humus bilden.

Fachleute befürchten daher, dass auch die Waldböden immer nährstoffärmer werden und damit der Holzzuwachs langfristig zurückgeht.

MapleHF

Beitrag 18.02.2011, 07:58

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HerrHansen
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Wohnort: Schleswig-Holstein
TimmThaler hat geschrieben: Merkwürdig übrigens, daß, wenn man Paprika in Israel am Straßenstand kauft, dieser Paprika schmeckt, obwohl die doch auch mit Tröpfchenbewässerung, Plastikzelten etc. arbeiten, kauft man dagegen identisch aussehende Paprika mit Herkunftsland 'Israel' hier, schmecken die genauso fade wie die spanischen. Was ist da los? Kriegen die Europäer minderwertige Ware weil 'die sind ja schon dran gewöhnt'??? Oder ist das der Effekt daß der Kram halb grün geerntet wird und dann auf dem Weg zum Kunden, ähnlich Bananen, nachreift?
Ein schönes Beispiel!
Aber es geht weiter:

Kaufe ich auf Sizilien im April ein Kilo Tomaten am Straßenrand, schmecken die Früchte nach Tomate. So richtiger Tomate. Gleiches gilt für die Tomate aus dem sizilianischen Supermarkt, die mit 2. Wahl gekennzeichnet ist. Kaufe ich im April in Deutschland eine sizilianische Tomate, schmeckt sie wie das Wasser aus der Leitung mit ein wenig Glibber.
Das Beispiel könnte ich jetzt für Honigmelonen im September bringen. Da liegen auf sizilianischen Feldern kleine gelbe Honigmelonen, die für den Export nicht geeignet sind, sammelt man sich so eine kleine Melone vom Acker, hat man die leckerste Honigmelone überhaupt vor sich.
Besorge ich mir auf Kreta oder Madeira frische gelbe kleine Bananen der Handelsklasse 2, lokaler Anbau, habe ich leckere Bananen in der Hand.

Warum?
Weil die Früchte ausreifen. Was eine schöne ebenmäßige Frucht wird, wird rechtzeitig gepflückt, damit es zu einem höheren Preis Richtung Norden transportiert werden kann um bei uns im Supermarkt zu landen. Wir bekommen hier zwar offiziell das höherwertige Gemüse, weil es schöner aussieht, aber das ausgereifte, optisch vielleicht nicht immer ganz einwandfreie Gemüse verbleibt im Heimatland oder am Straßenrand.
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