So einfach geht es...EU Rettungspaket

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 26.07.2011, 07:00

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Rentner
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Wohnort: Franken !
>
> Es ist ein trüber Tag in einer kleinen griechischen Stadt. Es regnet und
> alle Straßen sind wie leergefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder hat
> Schulden und alle leben auf Pump. An diesem Tag fährt ein
> deutscher
> Tourist durch die griechische Stadt und hält bei einem kleinen Hotel. Er
> sagt dem Hotelier, dass er sich gerne die Zimmer anschauen möchte, um
> vielleicht eines für eine Übernachtung zu mieten.
Der Hotelier hat keine Zeit(Lust) , gibt ihm aber eine handvoll Schlüsse will aber Kaution.l
Der Tourist hat grade kein Kleingeld und legt als Kaution
> einen
> 100 Euro Schein auf den Tresen. Der Eigentümer gibt ihm einige Schlüssel.
>
> 1. Als der Besucher die Treppe hinauf ist, nimmt der Hotelier den
> Geldschein, rennt zu seinem Nachbarn, dem Metzger und bezahlt seine
> Schulden.
>
> 2. Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft die Straße runter und bezahlt den
> Bauern.
>
> 3. Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine Rechnung beim
> Genossenschaftslager.
>
> 4. Der Mann dort nimmt den 100 Euro Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt
> seine Getränkerechnung.
>
> 5. Der Wirt schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden
> Prostituierten, die auch harte Zeiten hinter sich hat und dem Wirt einige
> Gefälligkeiten auf Kredit gegeben hatte.
>
> 6. Die Hure rennt zum Hotel und bezahlt ihre ausstehende Zimmerrechnung
> mit
> den 100 Euro.
>
> 7. Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tresen. In diesem
> Moment kommt der Reisende die Treppe herunter, nimmt seinen Geldschein und
> meint, dass ihm keines der Zimmer gefällt und er verlässt die Stadt.
>
> Alle Beteiligten sind
> ihre Schulden los und schauen mit großem Optimismus in die Zukunft.
> So, jetzt wisst Ihr Bescheid. So einfach funktioniert mein EU Rettungspaket
> ...
>
>
> smilie_23
>
in

Beitrag 26.07.2011, 07:05

MapleHF
... nicht schon wieder

Ich mache es mir mal einfach und zitiere einfach, was ich andernorts mal dazu geschrieben hatte:

... diese Geschichte ist ja schon ein Weilchen im Internet unterwegs und ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute darauf hereinfallen.

Ich persönlich mag sie nicht, weil sie den gesunden Menschenverstand und das rationale Denkvermögen beleidigt.

Die Aussage dass die Stadt danach ohne Schulden ist, ist schlicht und ergreifend falsch, es sei denn, sie war auch vor dem Gast per Saldo schon ohne Schulden.

Die Vermögenssituation eines Einzelnen ergibt sich ja vereinfacht dargestellt aus seinen Forderungen (Guthaben bei der Bank, Forderungen an Kunden, Mieter usw. usw.) und seinen Verbindlichkeiten (Kredite bei der Bank, offene Rechnungen bei Lieferanten usw. usw.).

Wenn die Verbindlichkeiten größer sind als die Forderungern hat der Einzelne unterm Strich schulden.

Wenn man sich nun die Geschichte genauer betrachtet, hat natürlich jeder in der Kette nachher um 100 € weniger Verbindlichkeiten, aber er hat eben auch 100 € weniger Forderungen, so dass er unterm Strich genausoviel Schulden oder Vermögen hat wie vorher. Alles Andere wäre ja auch unlogisch.

Nehmen wir mal an der Wirt hatte vorher 1.000 € Forderungen und 1.500 € Verbindlichkeiten. Also war er unterm Strich mit 500 € in den Miesen.

Nun hat er zwar nach dem Umlauf des Geldes nur noch 1.400 € Verbindlichkeiten, weil er ja 100 € an den Schlachter bezahlt hat. Aber er hat eben auch nur noch 900 € Forderungen, weil ja auch seine Forderungen durch die Zahlung der Prostituierten um 100 € gesunken sind. So ist er, genau wie vorher weiterhin mit 500 € in den Miesen.

Was lernen wir daraus: Wenn man jemandem, der wirklich Schulden hat, helfen will, reicht es nicht das Geld nur zu zeigen (oder Bürgschaften abzugeben). Die Situation für den Schuldner ändert sich erst dann, wenn er das Geld nutzen kann. Und deshalb werden wir über kurz oder lang zahlen müssen


MapleHF

Beitrag 26.07.2011, 07:06

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iwbrar
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Das hatten wir schon...

...mehrfach

smilie_13
Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen.

Beitrag 26.07.2011, 07:07

silbershot
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... hört sich doch seeeeehr einfach an.

da sich aber bei dem "deal" ja nur die aktiv~ und passiv-posten einer "bilanz" wechseln, quasi vermögensneutral sind, ändert sich aber faktisch nix unterm stricht.

wenn alles so einfach wäre... ;-)
Bisher gehandelt:
Positiv: ja! 100%

Beitrag 26.07.2011, 07:31

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Ladon
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In komplexen Systemen gibt es keine einfachen Lösungen.


Ihr seid mir nicht böse, wenn ich den Thread schließe, ja?

Ich glaube, die Sache kann man im Forum schon dreimal finden - inklusive der "Auflösung" des "Rätsels".
Ich hab's mal mit der Geschichte von Achilles und der Schildkröte verglichen - da wird auch "bewiesen", dass der schnelle Achilles die Schildkröte nicht überholen kann, wenn sie etwas Vorsprung hat.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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