Crash Time?

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 18.01.2012, 16:25

Jupp
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Man kann sich heute noch in Museen anschauen, welche logistischen Leistungen zum Beispiel im römischen Reich erbracht wurden. Zwar ohne Verbrennungsmotoren, Flugzeuge, Spezialstahl, aber eben mit anderen Mitteln. Da das ja mit heute alles nicht vergleichbar ist, wird die Geschichte diesesmal anders verlaufen? Sicher, Geschichte wiederholt sich ja nicht immer genau gleich, aber Ähnlichkeiten kann man schon hier und da finden und daraus Rückschlüsse ziehen.

Beitrag 18.01.2012, 16:54

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Jupp hat geschrieben:Und den Dikatoren in Brüssel werde ich nicht folgen. Die können Verordnungen und Gesetze erlassen ohne ende, die werde ich völlig bedenkenlos brechen wo ich nur kann, da alles was von dort kommt völlig sinnbefreiter Müll ist.
Prinzipiell haben wir in unserem Land ja eine Gewaltenteilung, zumindest hat man uns das in der Schule gelehrt.

Das Problem ist nun aber, daß die Legislative der Meinung ist, sie dürfte uns an die EU verkaufen (sprich: von dort erlassene Gesetze seien auch für uns gültig), die Judikative endet auch erst beim Europäischen Gerichtshof, und ich gehe fest davon aus, daß auch die Exekutive, wenn es um die Durchsetzung geht, mit dem Pack unter einer Decke steckt.

Wenn Du also planst, EU-Gesetze zu brechen, solltest Du berücksichtigen, daß diese im Zweifelsfall genauso durchgesetzt werden als wenn sie rechtens wären. Oder anders formuliert: Du solltest Dich nicht erwischen lassen. 8)

Beitrag 18.01.2012, 17:03

Jupp
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Richtig, im Gegensatz zu den wirklich üblen Gesetzesbrechern darf ich mich natürlich nicht erwischen lassen. Gesetze brechen war vielleicht auch etwas krass ausgedrückt, sagen wir halt ich umgehe alles was ich irgendwie kann. Sicherlich werde ich nichts tun was dazu führt, das ich eines Tages wegen Hochverrats an die Wand gestellt werde, sowas überlasse ich lieber anderen.

Beitrag 18.01.2012, 17:26

Jupp
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420% Zinsen auf 1-jährigen Griechenmist:

http://pigbonds.info/

Soviel zum Euro für alle. Mit Drachmen haben sie nie solche Horrozinsen bezahlt, sondern die Drachme abgewertet. Zum Schluss waren 50000 Lire oder sowas rum eine Deutschmark. Es braucht nicht viel Überlegung wie fein der Euro auch da funktioniert.

Beitrag 18.01.2012, 17:58

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Ladon
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Lassen wir mal die "Gesetzesbrecherei" beiseite ... ;-)

Der Jupp hat, wenn man es mal durchdenkt, gar nicht unrecht. Nehmen wir das Beispiel Rom:
Nach Beendigung der Expansionsphase des Reiches (also dem ZUFLUSS von ungeheurer Beute) beginnt das Gold(geld) in "volkswirtschaftlich schädlichem" Maß in die Peripherie abzufließen: Zum Einkauf von Rohstoffen und Luxusgütern (vor allem aus ... Asien!). Die Folge ist "Münzverschlechterung", daraus folgend Preiserhöhungen und letztlich die "römische Inflation".
Das ist schon irgendwie das gleiche "Problem" das die Großmacht USA auch hat.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 18.01.2012, 18:09

Jupp
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Das Problem haben wir ja jetzt in Euopa auch. Es gibt viele kleine Details die unterschiedlich sind. Sieht man über diese hinweg und betrachtet das grosse Ganze, dann sieht man die Ähnlichkeiten. Aus der Geschichte kennt man den höchstwahrscheinlichen Verlauf, nämlich so wie immer und jedes Mal.

Beitrag 18.01.2012, 19:26

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Ladon
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Jupp hat geschrieben:Das Problem haben wir ja jetzt in Euopa auch. Es gibt viele kleine Details die unterschiedlich sind. Sieht man über diese hinweg und betrachtet das grosse Ganze, dann sieht man die Ähnlichkeiten. Aus der Geschichte kennt man den höchstwahrscheinlichen Verlauf, nämlich so wie immer und jedes Mal.
Genau.
Ich will ja nicht "nachkarteln" ... aber als ich bezüglich der m.E. durchaus zweifelhaften - oder zumindest diskussionswürdigen - "Segnungen" eines Goldstandards die Geschichte herangezogen habe, um aufzuzeigen, dass darin auch Gefahren liegen können, bin ich "gescholten" worden ;-)
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Beitrag 18.01.2012, 19:46

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Ladon hat geschrieben:Ich will ja nicht "nachkarteln" ... aber als ich bezüglich der m.E. durchaus zweifelhaften - oder zumindest diskussionswürdigen - "Segnungen" eines Goldstandards die Geschichte herangezogen habe, um aufzuzeigen, dass darin auch Gefahren liegen können, bin ich "gescholten" worden ;-)
Mal unterstellt, das perfekte Geldsystem gäbe es nicht, was wäre denn dann das geringste Übel?

In der F.A.Z. von heute (Finanzmarkt, Seite 17) ist beschrieben, wie Kredit bzw. Geldschöpfung in einem vollständig goldgedeckten (Sub-)System (aktuell tatsächlich) funktionieren: Geschäftsbanken brauchen z. B. Dollars. Jetzt leihen sich diese Gold bei den Zentralbanken (z. B. gegen eine Leihgebühr von 1 %) und verkaufen das geliehene Gold am Markt gegen Dollars. Den Kredit gegenüber der Zentralbank müssen sie später in Gold zurückzahlen. Das verliehene Gold verlässt die Tresore der Zentralbanken bei diesem "Spiel" nicht.

Beitrag 18.01.2012, 19:49

Chinese
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Zu Rom


Hier in Bayern würde man sagen die sind fett und faul geworden. Dies passiert doch momentan in den westlichen Industriestaaten genauso.

Anstatt der bleihaltigen Wasserleitungen haben wir bleihaltige (und Ersatzstoffe) Luft.

smilie_10

Chinese
»Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.« Albert Einstein

Beitrag 18.01.2012, 19:58

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Ladon hat geschrieben:
Der Jupp hat, wenn man es mal durchdenkt, gar nicht unrecht. Nehmen wir das Beispiel Rom:
Nach Beendigung der Expansionsphase des Reiches (also dem ZUFLUSS von ungeheurer Beute) beginnt das Gold(geld) in "volkswirtschaftlich schädlichem" Maß in die Peripherie abzufließen: Zum Einkauf von Rohstoffen und Luxusgütern (vor allem aus ... Asien!). Die Folge ist "Münzverschlechterung", daraus folgend Preiserhöhungen und letztlich die "römische Inflation".
Das ist schon irgendwie das gleiche "Problem" das die Großmacht USA auch hat.
Diese Kausalität kann man so sehen. Sie klammert aber differenziertere Zusammenhänge aus, z.B. die fehlende Zufuhr an Sklaven, die außenpolitischen Bedrohungen, den gesellschaftlichen und politischen Wandel usw., die auch ihren Anteil an der sogen. Krise des 3.Jhs. und der Folgezeit hatten.

Was ich mit meinem Hinweis auf die Besonderheit und in gewisser Weise Singularität der heutigen Situation nur sagen wollte: Bezüge zu geschichtlichen Situationen können nur im Groben auf Strukturen und Mechanismen hinweisen - damit ist aber keineswegs der Verlauf und Ausgang der diesbezüglichen Krise vorherzusagen. Auch wenn man sich in einigen Aspekten durchaus bestätigt fühlen kann. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir aufgrund eines immer stärker werdenden Krisenbewusstseins schon das Gefühl haben, in einem großen Wandel begriffen zu sein, dessen Ausgang wir zunehmend pessimistisch beurteilen, da wir die Lösungsansätze der Politik als unzureichend - z-T. als völlig falsch - ansehen.

Wie schon richtig festgestellt wurde: Geschichte kann sich nicht wiederholen - wohl aber die Tatsache, dass falsche Entscheidungen getroffen werden, dass der Einfluss des Kapitals (früher: Großgrundbesitzes usw.) auf die Politik evident ist, dass Massenverelendung zu Revolutionen führt usw..

Daher betrachte ich auch (!) aufgrund einer geschichtlichen Abschauung die gegenwärtige Entwicklung als "ausgesprochen besorgniserregend".
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Beitrag 18.01.2012, 20:47

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Datenreisender hat geschrieben:
Ladon hat geschrieben:Ich will ja nicht "nachkarteln" ... aber als ich bezüglich der m.E. durchaus zweifelhaften - oder zumindest diskussionswürdigen - "Segnungen" eines Goldstandards die Geschichte herangezogen habe, um aufzuzeigen, dass darin auch Gefahren liegen können, bin ich "gescholten" worden ;-)
Mal unterstellt, das perfekte Geldsystem gäbe es nicht, was wäre denn dann das geringste Übel?

In der F.A.Z. von heute (Finanzmarkt, Seite 17) ist beschrieben, wie Kredit bzw. Geldschöpfung in einem vollständig goldgedeckten (Sub-)System (aktuell tatsächlich) funktionieren: Geschäftsbanken brauchen z. B. Dollars. Jetzt leihen sich diese Gold bei den Zentralbanken (z. B. gegen eine Leihgebühr von 1 %) und verkaufen das geliehene Gold am Markt gegen Dollars. Den Kredit gegenüber der Zentralbank müssen sie später in Gold zurückzahlen. Das verliehene Gold verlässt die Tresore der Zentralbanken bei diesem "Spiel" nicht.
Jetzt habe ich den Artikel auch im Netz gefunden:

Krisenwährung
Notenbanken verleihen wieder mehr Gold
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/dev ... 11204.html

Beitrag 18.01.2012, 20:50

Jupp
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Klar ist das mit dem Goldstandard auch problematisch, auch zu solchen Zeiten gab es ja genügend Probleme. Nur das sich die Wirtschaft in Zyklen bewegt hat ja nichts mit der verwendeten Währung zu tun, das wird wohl immer so sein. Ich bin nur der Auffassung das es nicht möglich ist, mir einen Papierschein für EM Münzen anzudrehen, ausser mit Gewalt eventuell. Damit kann ich mich eben gegen den Papiermüll zur Wehr setzen, nicht aber gegen das, was Möchtegerne Herrscher mit dem Papierzeug anstellen. Könnte ich direkt mit den Münzen bezahlen, hätte ich keinen einzigen Papierschein mehr, so bin ich halt gezwungen die zu benutzen, obwohl mir das Risiko des Totalverlustes absolut klar ist. Ist eben die Frage was für mich, für euch, für alle besser ist.

Die Römer haben sich Sklaven mit Gewalt beschafft, heute macht man dies über Schulden. Das ist zwar in der Vorgehensweise ein Unterschied, nur für die Versklavten ist das letztendlich egal. Wir haben eine gigantische Zufuhr an Sklaven, das kann man schönreden wie man will, ändert aber nichts an der Tatsache.

Sicher kann man nur im Groben aus dem Verlauf früherere Krisen schliessen, ich möchte zum Beispiel nicht davon ausgehen, das wir wieder jahrhunderte im Mittelalter leben müssen, weil die größenwahnsinnigen Reiche mal wieder untergehen. Ich sehe das auch so, das ein ziemlich drastischer Wandel stattfinden wird, weil es so eben ganz einfach nicht weitergeht. Wie das genau aussieht weiss niemand, was aber klar ist, das die Währungen wie jedesmal untergehen werden und nur die Metalle übrig bleiben. Es muss ja auch nicht unbedingt negativ sein, weil es diese völlig irrationale Politik ersteinmal beseitigen wird, und im Laufe der Zeit durch eine ersetzen wird, die in den Anfängen für alle besser funktionieren wird. Es will dann keiner mehr solche Totalversager und Heissluftpumpen haben, die sehr wichtige Entscheidungen zum Wohle aller treffen sollen.

Beitrag 18.01.2012, 23:01

Tandem
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Das geringste Übel an Geldsystem?- Ich denke, die Geldschöpfung an sich ist nicht das Grundübel, denn die bestimmt nicht über die Verteilung, die immer so grandios schiefgeht. Sondern das Zinssystem.
Außerdem ist die Geldschöpfung in den falschen Händen. ("ich habe unwissentlich mein Land ruiniert...").

Geldschöpfung in öffentlicher Hand und Zinsverbot- das stelle ich mir als das geringste Übel vor.
Dann könnte sogar der Jupp die Zettel wieder liebgewinnen.

Verbot der Zinsen würde auch den Irrsinn des Wirtschaftswachstums beenden und damit die Sklaverei.

Blöd nur, daß die Profiteure des Irrsinns die einzigen sind, die den Irrsinn abschalten könnten...wird schwierig, aber das war ja nicht die Frage.

Beitrag 18.01.2012, 23:28

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Onepiece
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Tandem hat geschrieben:[...]Sondern das Zinssystem [...]
Geldschöpfung in öffentlicher Hand und Zinsverbot- das stelle ich mir als das geringste Übel vor.
Dann könnte sogar der Jupp die Zettel wieder liebgewinnen.
Hallo,
dazu würde ich gerne was anmerken:

1. Zum Zinsystem. An sich ist der Zins nicht das Problem, viel mehr ist es der Zinseszins. Aus meiner Sicht muss es etwas wie einen "Zins" geben (ob das jetzt unbedingt der "Zins" in dem Sinne ist, wie wir ihn kennen sei mal dahin gestellt), weil es sonst ja keinerlei "Interesse" gäbe (außer Gutmenschentum/Freundlichkeit... und beim Geld hört ja bekanntlich die Freundschaft auf) jemandem noch Geld zu leihen. Außerdem müsste dann die Frage beantwortet werden, wie man den fehlenden "Anreiz, das geliehene Geld schnell zurückzuzahlen" wieder erbringen könnte, weil diese Aufgabe erfüllt der Zins ja im Moment auch. Warum sollte jemand seine Schuld noch "schnell" zurückzahlen wollen? Die Leihenden säßen sehr lange Zeit auf sehr unsicheren Positionen...

2. Geldschöpfung. Da stimme ich zu, möchte aber anmerken, dass dies natürlich auch Risiken birgt ("Schulden? Lass uns doch einfach noch ein bischen drucken...") Andereseits wäre dies - zumindest gesehen auf deutsche Verhältnisse (Stichwort Ersparnisse) - nicht anstrebenswert aus Sicht der Mehrheit der Menschen, sodass dies, eine genügende "Bildung" oder "Wissen" um die Mechanismen vorausgesetzt, sogar funktionieren könnte. Wie sich so ein System in einem weltweiten Finanzsystem bewerkstelligen ließe und ob überhaupt kann ich aber nicht sagen.

3. Beim Jupp wär ich mir nicht so sicher. Außer wir zahlen dann mit Silbertalern o.ä. :)

Beitrag 18.01.2012, 23:58

firlefanz
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Ich finde Jupp's Analogien durchaus sinnvoll. Die Auswirkungen werden sich in einem heute weltweit viel vernetzterem System natürlich auf andere Art und Weise manifestieren.

Reduziert man es aber auf die eigentliche Systematik, kommt man zum gleichen Ergebnis.
Immer gleiches Ende der FIAT-Systeme.

Das leitet aber auch über zum Gedanke des best-möglichen Geldsystems, bzw. der Frage nach dem System mit der gringst möglichen Chance zur Pervertierung.

Selbst wenn schlaue Köpfe so ein System sich ausdenken und es dann auch eingeführt würde, das Grundübel würde immer bleiben:

Die Gier!

Da es immer Mehr-Besitzende aus den Vorläufer-Systemen gibt, würde auch jedes noch so perfekte neue System über kurz oder lang immer wieder wegen den Interessen Einzelner, wie auch immer korrumpiert werden und den den Weg wie immer gehen.

Die echten Schmarotzer allem Handels (Hochfinanz) werden wohl nie ausgrottet. Diese haben die Möglichkeiten und Einflussnahme auf alles Agieren, so dass auch schon gleich bei der Einführung neuer Systeme deren Einfluss mit zu wirken beginnt und der nächste Zyklus der Schmarotzerschaft zielführend eingeleitet wird.

Dies führt zur nächsten Frage:
Warum haben diese Kräfte diesen Einfluss?

Weil sie immer willfährige Erfüllungsgehilfen finden, die mit entsprechenden Geschenken willig und lenkbar gemacht werden, bzw. sich dafür her geben.

Das im Kleinen, bis hin zur großen Politik.

Einzig hier liegt Entwicklungspotetial der Menschheit, all diesen großen Lutschern keine Ergebenheit mehr anzudienen.

Das bleibt aber wohl eher Wunschtraum, es finden sich immer irgend welche Deppen, die gewollt oder unbewusst das elende Spiel mitmachen.

Schlimm sind die, denen es bewusst ist und diese machen es dann auch ganz zielgerichtet im Sinne des eigenen Fortkommens.

Man kann diese Denke auch bis auf den einzelnen Arbeitnehmer runterbrechen und jedem Einzelnen vorwerfen das System so mitgestützt zu haben, da er ja auch dadurch profitiert habe.

Das wäre aber schon Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wenn der Vollzeitjob gerade so, oder noch nicht mal ohne Nebenjob, zum Notwendigsten reicht.

Dies führt für mich auch zurück zim Thema moderner Sklaverei. Man muss keine Menschen mehr von Kontinent X nach Y führen und in Ketten legen, das geht viel eleganter... :twisted:

Beitrag 19.01.2012, 00:31

Tandem
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Hm, also die Antwort war jetzt zu erwarten.
Zins bedeutet Zinseszins, aber das müssen wir jetzt bitte nicht auswalzen.
Ein Kreditgeber muß natürlich etwas für seinen "Freundschaftsdienst" erhalten, er muß eben angemessen am Gewinn des jeweiligen kreditfinanzierten Geschäfts beteiligt werden- aber eben auch das Risiko mittragen. Ein verzinster Kredit muß dagegen nach Ende seiner Laufzeit getilgt sein, egal wie die Unternehmung gelaufen ist.
Im Islamischen Banksystem läuft das so und es funktioniert wohl irgendwie seit ein paar hundert Jahren (wie gut genau, weiß ich leider auch nicht)
Viele Kreditverträge beinhalten übrigens "Straf"zahlungen für übermäßig schnelle Tilgung.

Zum Risiko des Gelddruckens- das ist ja das, was gerade passiert, oder? Wenn sich nicht mehr ungeheure Vermögen bei einigen wenigen durch Zins anhäufen würde, wäre der tödliche Kreislauf durchbrochen. Es gäbe einfach keine Notwendigkeit mehr, die Geldmenge zu erhöhen- bedenke, die Schulden des einen sind immer das Guthaben der anderen. (und die dürfen eben nicht exponentiell wachsen)
Das ist wirklich so einfach. Jede Schuldenkrise ist doch gleichzeitig eine Guthabenkrise!

Wie sich das bewerkstelligen ließe?- Ich will mal so naiv sein: durch Einsicht der Mächtigen?
Ok, eher nicht...dann höchstens nach einem weltweiten Währungs- und Wirtschaftskollaps, den ich mir so nicht wünschen möchte.

Beim Jupp, da kannst du recht haben, aber ein bißchen Optimismus kann doch nicht schaden?

Beitrag 19.01.2012, 00:43

Tandem
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Sorry, firlefanz, da warst du jetzt schneller. Mein Post war auf Onepiece´s Aussagen gemünzt.
Muß dir leider in allen Punkten zustimmen.

Aber wenn sich keiner was besseres überlegt, kann sich ja nie etwas zum Besseren ändern?

Laß uns doch ein bißchen träumen, das kostet nichts, vielleicht ist es ja ansteckend?

Beitrag 19.01.2012, 00:49

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Deutsche Bank warnt: Zahlungsbilanzkrise in Euro-Zone

Target 2 Bombe: Deutsche Bank warnt vor Zahlungsbilanzkrise in der Euro-Zone. "Die Eurokrise ist die Spitze des Eisbergs über Wasser - unter Wasser liegt mit dem weitaus größeren Teil das Ungleichgewicht in den Leistungsbilanzen". - Deutschland ist per Target 2 zum größten Kreditgeber der Währungsunion geworden.

http://www.mmnews.de/index.php/wirtscha ... -euro-zone

Beitrag 19.01.2012, 09:26

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Sapnovela
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Zuletzt geändert von Sapnovela am 27.05.2013, 23:18, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 19.01.2012, 09:55

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Ladon
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Was für ein schwierig zu "moderierender" Thread! smilie_02

Ich will mal versuchen für die Mitleser etwas "Ordnung" in die unterschiedlichen Inhaltsstränge der letzten Tage rein zu bringen:

Einmal haben wir da die "historischen" Analogien am Beispiel des Verfalls der römischen Währung.
Achtung! Dabei handelt es sich um ein Metallgeld-System! Oben hat jemand (in etwa) geschrieben: Immer das Gleiche mit den FIAT-Systemen. Das ist aber NICHT die Analogie! Wir waren uns ja ganz im Gegenteil langsam eher einig darüber, dass es NICHT die Art des Geldes ist, die als Ursache auszumachen ist, sondern die "großen Bewegungen" von "Gütern" oder "Geld".

Dann wurde immer wieder (zuletzt vom Datenreisenden) die THEORIE des Funktionierens eines Goldstandards als Argument angeführt.
Dem habe ich - kurz gesagt - entgegen gehalten, dass das "ewig gleiche Lied" wie das mit einem Goldstandard "gut" laufen würde EBEN EINE THEORIE IST - in der Praxis (und praktisch in der Geschichte) gab es auch mit Metallgeldsystemen ("Vollgeld" bis "Goldstandard" mit "Teildeckungssystemen", wenn man so will) immer wieder ähnliche Problematiken! IN DER THEORIE funktioniert auch das heutige System. Die Argumentation, es wäre mit einem Goldstandard "besser", setzt voraus, dass sich alle an die Regeln halten! Das ist kein Beweis, dass es tatsächlich "besser" funktionieren wird!
Das verliehene Gold verlässt die Tresore der Zentralbanken bei diesem "Spiel" nicht. - so steht es da oben in einem Post. Genau DAS ist mein zentraler Punkt! Die Institutionalisierung des "Werterhalters" Gold als "Zahlungsmittel" birgt die "Gefahr", dass der Besitz des Goldes "zum Wohle aller" auf die Verwalter des Geldsystems konzentriert wird - genau das ist in der Praxis immer geschehen - egal wie schön die Theorie klingt. Und ob man das will, sollte man sich gut überlegen.
Fazit: Lieber doch mal an die ursächliche Problematik der Wirtschaftsordnung gehen, statt alte Brötchen aufbacken.

Wenn über den Zins geredet wird, müssen wir uns darüber im klaren sein, dass es um die zinsbehaftete Geldschöpfung geht! Nicht ursächlich um eine "Gebühr", die fällig wird, wenn man "gehortetes Geld" jemandem zur Verfügung stellt, der es gerade braucht! (Auch das wurde oben an einigen Stellen bereits gesagt).

Zum Thema "Sklaverei durch das FIAT-System" sei angemerkt:
Da darf man - muss man - darauf aufmerksam machen, dass es schon einen fühlbaren Unterschied zwischen "Sklaverei durch das Geldsystem" und "Sklaverei mit einer Kette um den Hals" gibt. Das heißt ja nicht, dass das eine ("heutige") nicht verbessert werden müsste! Aber es stellt eben auch schon mal für sich eine Verbesserung zum anderen dar. Nur sollte man die Entwicklung nicht als abgeschlossen betrachten.


... dies jetzt nur mal als kleiner Versuch, die vier hauptsächlichen Themen in diesem "Thread" zu verdeutlichen, damit wir uns nicht völlig verheddern.


=========================================
Jetzt noch eine kurze Anmerkung von mir als "Beitrag" zu den historischen Analogien:

Ich habe es oben angedeutet und hier https://forum.gold.de/info-thread-golds ... html#70828 (für eine andere Zeit) im ersten Posting etwas breiter ausgewalzt:
Sowohl im antiken Rom, wie auch im England des 16. Jahrhunderts (woraus als Folge das "heutige" System inkl. "Goldstandard" entstand), wie letzten Endes auch heute besteht das Problem sehr zentral aus den unausgeglichenen "Warenströmen". Sehr einfach gesagt floss in Rom das Goeld (wie ich jetzt mal "Metallgeld" in seiner Zwittereigenschaft als Ware und Zahlugsmittel nennen will) nach Beendigung der "Beute" bringenden Expansionsphase in großem Maße ab: Für Luxusgüter und Rohstoffe (damals v.a. Getreide und Holz). Das gilt - im Ablauf komplizierter, aber im Grunde ähnlich - auch für die Kolonialmächte vom 17. bis 19. Jahrhundert. Das Heranschaffen von Gütern aus Kolonien verursacht (selbst bei "Ausbeutung", also unfairer "Bezahlung", die das Problem nur hinauszögert) Geldbedarf dort. Das verschärft sich, wenn die Expansion an ihre Grenzen stößt. Der verfügbare "Güterpool" bleibt dann nämlich gleich. An den Ausgangspunkten der Expansion (= den "hegemonialen Mächten") kommt es durch den Verbrauch von importierten Gütern am Ende der Fahnenstange zum Abfluss von Goeld.
In den angesprochenen früheren Zeiten verschärft sich die Situation durch die Doppeleigenschaft Ware/Zahlungsmittel von Silber und Gold (was u.a. eine Form von Devisenspekulation ermöglichte: Gewinne nur durch den Transport des Goeldes von A nach B). Dem wollte man durch die STANDARDISIERUNG des Zahlungsmittels entgegen steuern: Durch die fixierte Verknüpfung der Währungseinheiten mit bestimmten Warenmengen (das ist der "Goldstandard").
Heute ist die Situation bei uns (womit jetzt mal die "westliche Welt" gemeint ist und deren innere Konflikte, die das ganze befeuern, unbetrachtet bleiben sollen) durchaus ähnlich: Wir beziehen und verbrauchen (Öl steht da natürlich ganz vorne, aber auch die Konsumgüter aus Fernost) ... und trotz aller "Ausbeutung" fließt "Reichtum" ab. In einem irgendwann einfach nicht mehr kompensierbaren Maß.

DIESER Mechanismus ist es, der sehr ursächlich das seit Jahrhunderten herrschende Wirtschaftssystem immer ins Wanken bringt (neben der fatalen schuldbasierten und zinsbelasteten Geldschöpfung). Und genau das ist, was die Leute meinen, die von einer "neuen Wirtschaftsordnung" sprechen, von einem "dritten Weg" oder was für Worte auch immer gebraucht werden. Und ich meine - eben weil diese Sache vom verwendeten Geld relativ unabhängig ist - dass das Augenmerk eher darauf gerichtet werden sollte: Die eigentlich unfassbare "bilanziellen Benachteiligungen" von Ressourcenverbrauch und Arbeitsleistung gegenüber Kapital, Bodenbesitz und "Maschinen" (also Produktionsgütern) sind dabei ein wichtiges Thema!
Die oft leidenschaftlich, manchmal sogar verbissen geführte Geldsystemdiskussion ist meines Erachtens ein "Nebenkriegsschauplatz", vielleicht sogar ein Ablenkungsmanöver.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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