Zinsfreies Finanzsystem

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 11.10.2011, 19:57

Elektron
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Habe diesen ersten Teil einmal (fast) aus einem anderen Thread herauskopiert, da er mir als neues Thema doch sinnvoller erscheint. Hier die Einleitenden Worte:
Elektron hat geschrieben:Es stellt sich natürlich die Frage, wie es denn in Europa weitergehen kann, und vor allem auch soll. Wäre es nicht langsam mal angebracht über die Einführung eines zinslosen (oder zumindest zinseszinslosen) Geldsystems nachzudenken?

Da ich mich nicht mit Ökonomie auskenne, allerdings doch ein wenig mit Mathematik, wäre ich dankbar für Kommentare in dieser Richtung, vor allem auch, was die Nachteile eines solchen - von mir jetzt nicht wirklich klar definierten - Systemes wären*. Exponenzielles "Wachstum" könnte aber somit vermieden werden und die Geldfunktion des Wert-/Kaufkrafterhaltes wäre da.

Schulden müssten nach meiner Einsicht mit einer solchen Änderung nicht einmal "geschnitten" werden, sondern es könnte die Rückzahlungsdauer angepasst werden. Nach ein paar Jahren/Jahrzehnten könnten die "Staaten" ihre Schulden schliesslich abtragen, da man ja mit jeder Zahung Tilgung erreichen würde, und nicht mehr nur neue Schulden aufnimmt, um Zinsen zu zahlen. Man würde zudem vermeiden, dass das Geld verschwindet wenn keine Schulden mehr da sind.

Und auch wenn ein solches System von Europa im "Alleingang" zuerst riskant anmutet, würde sich wohl nach und nach der Rest der Welt daran gewöhnen (müssen). Eventuell wird die Finanzwelt natürlich etwas länger dafür benötigen. Doch auch in einem solchen System müssten sich eigentlich "Renditen" erwirtschaften lassen, doch diese müssten eben wirklich "erwirtschaftet" werden, sprich durch Investitionen und Gewinnbeteilgung an realwirtschaftlichen Entitäten.

Zugegeben, alles erstmal sehr naiv von mir dargestellt, aber auch eher als Anregung gedacht...

Elektron
Und hier, wenn ich das richtig sehe, der erste Kommentar dazu von Suedwester:
Suedwester hat geschrieben:Warum sollte ich irgendwem mein mühsam erarbeitetes und angespartes Geld zinsfrei zur Verfügung stellen? Zum einen gibts die Inflation, die das Kapital entwertet, zum anderen das Risiko, daß ich zumindest einen Teil meines Geldes nicht zurückbekomme. Dann bewahre ich es doch lieber unterm Kopfkissen auf (und entziehe es damit dem Wirtschaftskreislauf - mit negativen Folgen für die Wirtschaft).

Eine Bank (auch eine Staatsbank) muß zudem noch ihre Mitarbeiter bezahlen, die Gebäude, Computersysteme usw. kosten alle Geld. Ohne Zins oder Rendite oder Gewinnaussichten würde keiner in irgendetwas und schon gar nicht in irgendetwas Neues oder Riskantes investieren. Also kein Anreiz, und auch kein Fortschritt.

Griechenland - und selbst Deutschland - können bereits nicht einmal mehr das Kapital zurückzahlen, geschweige denn die Zinsen. Wenn ich 10.000 Euro leihe, aber nur 5.000 Euro zurückzahlen kann, ist es völlig wurscht, ob ich auf die 10.000 noch Zinsen zahlen muß oder nicht. Ich bin so oder so pleite.
Werde auch gleich dazu noch weiteres schreiben, wollte das Thema aber erstmal "herausgreifen"...

Beitrag 11.10.2011, 20:08

MapleHF
... einfach mal nach "fliessendes Geld"googeln.

Sicherlich ein interessanter Ansatz, aber er widerspricht den Interessen des Großkapitals und hat von daher wenig Chancen auf Realisierung.

MapleHF

Beitrag 11.10.2011, 20:13

Elektron
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Suedwester hat geschrieben:Warum sollte ich irgendwem mein mühsam erarbeitetes und angespartes Geld zinsfrei zur Verfügung stellen? Zum einen gibts die Inflation, die das Kapital entwertet, zum anderen das Risiko, daß ich zumindest einen Teil meines Geldes nicht zurückbekomme. Dann bewahre ich es doch lieber unterm Kopfkissen auf (und entziehe es damit dem Wirtschaftskreislauf - mit negativen Folgen für die Wirtschaft).
Ohne oder mit geringer Inflation - ich glaube, das wäre eine Folge eines zinsfreien Systems - müsste man es nicht "zur Verfügung" stellen. Bei geringer Inflation lohnt sich das Kopfkissen schon nicht mehr. Über Steuern wie z.B. Umsatzsteuer/ Grundsteuer/ Vermögenssteuer könnte es auf lange Sicht wieder in den Wirtschaftskreislauf hineingeraten. Eine "lohnende" Beteiligung an einer guten Idee könnte noch immer einen gutes Investment sein. Auch kann man durchaus 10.000 Euro verleihen und 11.000 Euro wiederbekommen. Nur der Zeitraum der Rückzahlung könnte offen bleiben, solange noch keine "Gewinne" eingefahren werden. Juristisch zwar Neuland, doch bestimmt möglich. Und ja, Risiko bleibt immer. Das verzinste System ist auch nicht risikolos.
Suedwester hat geschrieben:Eine Bank (auch eine Staatsbank) muß zudem noch ihre Mitarbeiter bezahlen, die Gebäude, Computersysteme usw. kosten alle Geld. Ohne Zins oder Rendite oder Gewinnaussichten würde keiner in irgendetwas und schon gar nicht in irgendetwas Neues oder Riskantes investieren. Also kein Anreiz, und auch kein Fortschritt.
Banken selbst sollten selbstverständlich Gebühren für ihre Dienstleistung erhalten. Neben privaten Investoren könnte die gewählte Regierung selbst (zinsloser) Kreditgeber für gute Ideen sein. Und was genau ist Fortschritt? Wachstum?
Suedwester hat geschrieben:Griechenland - und selbst Deutschland - können bereits nicht einmal mehr das Kapital zurückzahlen, geschweige denn die Zinsen. Wenn ich 10.000 Euro leihe, aber nur 5.000 Euro zurückzahlen kann, ist es völlig wurscht, ob ich auf die 10.000 noch Zinsen zahlen muß oder nicht. Ich bin so oder so pleite.
Ja, da gebe ich Dir recht smilie_01

Elektron

Beitrag 11.10.2011, 20:24

Elektron
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MapleHF hat geschrieben:... einfach mal nach "fliessendes Geld"googeln.
Danke, werd' ich. Habe zusätzlich auch bereits Inhalte zu "Freigeld" und "Neutrales Geld" gefunden.
MapleHF hat geschrieben:Sicherlich ein interessanter Ansatz, aber er widerspricht den Interessen des Großkapitals und hat von daher wenig Chancen auf Realisierung.
Mag sein. Nein, ist bestimmt erstmal so. Doch auch dort wird hoffentlich die - mathematische - Einsicht einkehren, dass exponentielles Wachstum nicht wirklich unbegrenzt möglich ist, und der Versuch dennoch darauf zu bauen zu viel Unsicherheit führen kann, oder wird.

Elektron

Beitrag 11.10.2011, 20:32

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thEMa
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Suedwester hat geschrieben:Warum sollte ich irgendwem mein mühsam erarbeitetes und angespartes Geld zinsfrei zur Verfügung stellen?
Eine Umlaufsicherung, derzeit Zins (und Inflation) ist ja auch bei praktisch allen alternativen Geldsystemen auf die ein oder andere Art impliziert. Der große Vorteil eines zinsfreien Systems liegt nicht im besseren Werterhalt, sondern darin, dass die positive Rückkopplung aus dem System genommen wird, die ja für die ständig beschleunigte Geldvermehrung und die Instabilität des Systems verantwortlich ist.
Desweiteren stelle ich es mir in einem zinsfreien System erheblich einfacher vor, die sozialen Unterschiede in einem (optimalen) Rahmen zu halten, so dass sie noch genug Ansporn bieten, aber nicht frustrieren.
Soll im Klartext heißen: Wenn der Kuchen, den es zu verteilen gibt, wächst, dann sollen auch alle, die dazu beigetragen haben, etwas davon abbekommen. (ja sogar die, die nichts dazu beigetragen haben, wenn sie nicht dazu in der Lage sind)

thEMa
Ceterum censeo anatocismum esse delendum

Der Zins, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Beitrag 11.10.2011, 20:49

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Deichgraf
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Und woran erkennt man, dass ein Euro, den ich anlege, nicht ein Zinseuro ist, den ich eben erhalten habe und der nun doch Zinseszins bringen würde?
Umgekehrt das Gleiche beim Kredit. Sieht der Euro, den ich mir gepumpt habe, um meine Zinsen zu bezahlen, anders aus, als andere Euros?
Ein Euro, der als Zins gezahlt wurde, ist dann kein Kapital mehr, das Zinsen bringen kann?
Muß ich ihn mit Freunden im Dreieck herumtauschen, damit er nicht mehr mit meinem Zinseuro
identisch ist?
Kann es Zins geben, ohne dass er selbst wieder Zins bringen kann?

Aufdemschlauchsteh.....

Beitrag 11.10.2011, 20:53

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Deichgraf
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Deichgraf hat geschrieben:Und woran erkennt man, dass ein Euro, den ich anlege, nicht ein Zinseuro ist, den ich eben erhalten habe und der nun doch Zinseszins bringen würde?
Umgekehrt das Gleiche beim Kredit. Sieht der Euro, den ich mir gepumpt habe, um meine Zinsen zu bezahlen, anders aus, als andere Euros?
Ein Euro, der als Zins gezahlt wurde, ist dann kein Kapital mehr, das Zinsen bringen kann?
Muß ich ihn mit Freunden im Dreieck herumtauschen, damit er nicht mehr mit meinem Zinseuro
identisch ist?
Kann es Zins geben, ohne dass er selbst wieder Zins bringen kann?

Aufdemschlauchsteh.....
(bezieht sich auf den Zusatz "...oder wenigstens zinseszinsloses System...")

Beitrag 11.10.2011, 21:07

Elektron
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Deichgraf hat geschrieben:Und woran erkennt man, dass ein Euro, den ich anlege, nicht ein Zinseuro ist, den ich eben erhalten habe und der nun doch Zinseszins bringen würde?
Umgekehrt das Gleiche beim Kredit. Sieht der Euro, den ich mir gepumpt habe, um meine Zinsen zu bezahlen, anders aus, als andere Euros?
Ein Euro, der als Zins gezahlt wurde, ist dann kein Kapital mehr, das Zinsen bringen kann?
Muß ich ihn mit Freunden im Dreieck herumtauschen, damit er nicht mehr mit meinem Zinseuro
identisch ist?
Kann es Zins geben, ohne dass er selbst wieder Zins bringen kann?

Aufdemschlauchsteh.....
Lach, bin mir noch nicht sicher, ob das ein guter Einwand ist, doch auf jeden Fall ist es ein lustiger smilie_11

Du gehst vom dem 11.000 Euro für 10.000 Euro Beispiel aus, nehme ich an. Die 1.000 Euro Unterschied betrachtest Du als "Zins". Wenn Du sie - allem Risiko zum Trotz - irgendwann zusätzlich zum eingesetzten Kapital ausgezahlt bekommst, darfst Du sie gerne erneut verleihen. Du kannst aber nie mehr als die 11.000 Euro zurück bekommen. Solange Du sie nicht hast, kannst Du sie nicht weiterverleihen (oder wenn Du einen Teil wieder hast, kannst Du nur den Teil wieder verleihen).

Dein Schuldner könnte nun natürlich auch wieder die 10.000 Euro für 11.000 Euro verleihen. Damit würde er aber lediglich das Risiko erhöhen, bzw. weitergeben. Ob Du Ihm dafür das Geld leihen würdest?

Insgesamt fehlen hier natürlich 1.000 Euro. Die werden vermutlich nicht einfach so am Baum heranwachsen, sprich irgendwer muss auch hier verlieren. Letzlich eine Umverteilung von erfolgreichen Gläubigern zu nicht erfolgreichen Gläubigern, was aber erstmal so ja nichts schlechtes sein muss...

Inflation und Inflationsausgleich lass ich hier erst mal aus dem Spiel.

Elektron

Beitrag 11.10.2011, 21:19

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MapleHF hat geschrieben:... einfach mal nach "fliessendes Geld"googeln.

Sicherlich ein interessanter Ansatz, aber er widerspricht den Interessen des Großkapitals und hat von daher wenig Chancen auf Realisierung.

MapleHF
Über "fliessendes Geld" wurde auch auf dem Wissensforum am 1. Oktober in Walsrode referiert. Wer Interesse an den Vorträgen dazu von Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger, Andreas Popp und Rico Albrecht hat, kann sich im Online-Shop auf wissensmanufaktur.net eine Doppel-DVD von dieser Veranstaltung bestellen.

Weitere Informationen zum "fliessenden Geld" gibt es auch unter:
www.wissensmanufaktur.net
www.lust-auf-neues-geld.de
www.humane-wirtschaft.de

Beitrag 11.10.2011, 21:20

Elektron
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Deichgraf hat geschrieben:(bezieht sich auf den Zusatz "...oder wenigstens zinseszinsloses System...")
Zinseszinslos: Zinseszins meint Zinsen auf Zinsen und somit exponentielles Wachstum (bei Nichtrückzahlung). Man könnte jedes Jahr erneut Zinsen nehmen, aber nur vom geliehenen (und nicht zurückgezahlten) Grundbetrag, nicht aber von der Schuld die zusätzlich durch die Zinsen selbst entstanden ist. Das wäre dann lineares Wachstum.

Zinslos: Man erhebt eine einmalige Gebühr. Das ist gar kein Wachstum ;-)

Elektron

EDIT: Du siehst, ich gehe mal nur von Zinsen für Kredite aus, und nicht von Zinsen auf Guthaben. Bei letzteren könnt' Verwirrung entstehen...

Beitrag 11.10.2011, 22:13

Elektron
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thEMa hat geschrieben:[...] Der große Vorteil eines zinsfreien Systems liegt nicht im besseren Werterhalt, sondern darin, dass die positive Rückkopplung aus dem System genommen wird, die ja für die ständig beschleunigte Geldvermehrung und die Instabilität des Systems verantwortlich ist.
Desweiteren stelle ich es mir in einem zinsfreien System erheblich einfacher vor, die sozialen Unterschiede in einem (optimalen) Rahmen zu halten, so dass sie noch genug Ansporn bieten, aber nicht frustrieren.
Soll im Klartext heißen: Wenn der Kuchen, den es zu verteilen gibt, wächst, dann sollen auch alle, die dazu beigetragen haben, etwas davon abbekommen. (ja sogar die, die nichts dazu beigetragen haben, wenn sie nicht dazu in der Lage sind)

thEMa
Sehe ich auch so. Danke vor allem noch mal für die "Klarstellung" der von mir im Zitat hervorgehobenen Aussage smilie_01

Elektron

Beitrag 11.10.2011, 22:54

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Deichgraf
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Elektron hat geschrieben:
Deichgraf hat geschrieben:(bezieht sich auf den Zusatz "...oder wenigstens zinseszinsloses System...")
Zinseszinslos: Zinseszins meint Zinsen auf Zinsen und somit exponentielles Wachstum (bei Nichtrückzahlung). Man könnte jedes Jahr erneut Zinsen nehmen, aber nur vom geliehenen (und nicht zurückgezahlten) Grundbetrag, nicht aber von der Schuld die zusätzlich durch die Zinsen selbst entstanden ist. Das wäre dann lineares Wachstum.

Zinslos: Man erhebt eine einmalige Gebühr. Das ist gar kein Wachstum ;-)

Elektron

EDIT: Du siehst, ich gehe mal nur von Zinsen für Kredite aus, und nicht von Zinsen auf Guthaben. Bei letzteren könnt' Verwirrung entstehen...
Erstmal danke. Das ist mir schon klar.
Aber wie soll verhindert werden, dass ich mit von Dritten gepumpten Geld die Zinsen an den Gläubiger zahle?
Diesem Dritten müsste ich dann Zins dafür zahlen. Für mich ist das dann bereits Zinseszins, den zahle, weil ich den Kredit für die Zinszahlung an den ersten Gläubiger hernehme.
Beim Guthaben genauso. Ich leihe A jedes Jahr erneut 10K und bekomme immer 11K zurück. Im zweiten Jahr leihe ich zusätzlich 1K (die ich von A als Zins erhalten habe) an B. Dafür bekomme ich von B 0.1K Zins, den ich....
Was soll mich hindern das zu tun und Zinseszins, e-Funktion usw. zu erzeugen?
Ich verstehe nicht ganz, warum Kneu nicht mehr Kalt +Zins sein soll.

Beitrag 12.10.2011, 00:35

Elektron
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Deichgraf hat geschrieben:Aber wie soll verhindert werden, dass ich mit von Dritten gepumpten Geld die Zinsen an den Gläubiger zahle?
Diesem Dritten müsste ich dann Zins dafür zahlen. Für mich ist das dann bereits Zinseszins, den zahle, weil ich den Kredit für die Zinszahlung an den ersten Gläubiger hernehme.
Da eben kein Zinseszins erhoben wird musst Du Dir von keinem dritten das Geld leihen, sondern kannst einfach Deine Grundschuld erneut als Zins addieren (linear), oder eben einfach stehen lassen (konstant). Wenn Du als Gläubiger das Geld plus Zinsen benötigen würdest, müsstest Du es Dir leihen (das wäre dann in der Tat zinseszinsähnlich, schlimm aber nur, wenn es über mehrere Etappen so weitergehen würde) oder Deinen Vertrag verkaufen...

Hier gäbe es weitere Varianten, die bleiben aber alle konstant bzw. linear.
Deichgraf hat geschrieben:Beim Guthaben genauso. Ich leihe A jedes Jahr erneut 10K und bekomme immer 11K zurück. Im zweiten Jahr leihe ich zusätzlich 1K (die ich von A als Zins erhalten habe) an B. Dafür bekomme ich von B 0.1K Zins, den ich....
Was soll mich hindern das zu tun und Zinseszins, e-Funktion usw. zu erzeugen?
Ich verstehe nicht ganz, warum Kneu nicht mehr Kalt +Zins sein soll.
Gut, wenn Du einen Geschäftspartner A findest, der das jedes Jahr mitspielt (warum auch immer), und dann noch einen Geschäftspartnert B, der das gleiche tut, und noch C und D und... dann hast Du tatsächlich exponentielles Wachstum erreicht, und es sei Dir gegönnt. In aller Regel wird sich A aber nur ein (paar) mal Geld ausleihen, oder es nicht oder nur teilweise zurückzahlen. Damit ginge die Rechnung nicht mehr auf, da Du nun weniger Geld neu verleihst. Doch ich gebe zu, Regierungen würden sich als A und B und C und... anbieten, und man könnte dann auch das jetzige System hineinbekommen. In einem solchen Fall sollte man dann als (demokratische) Gesellschaft aufgeben, vielleicht lieber ganz auf Geld verzichten und zum Tauschhandel zurückkehren oder im Schlaraffenland leben ;-)

Auch klar, dass A und B und C jedes mal ein anderer sein könnte, doch für ein langes, exponentielles Wachstum wirst Du Dich dabei wirklich bemühen müssen... Dabei gehe ich von einer begrenzten Anzahl von Menschen und Institutionen aus, hehe.

Doch ich sehe schon, ganz auf Zins verzichten macht vieles einfacher :-).

Elektron

Beitrag 12.10.2011, 06:39

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Silberhamster
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Das Zinssystem bedingt, daß es zu einer Umverteilung führt: Die Besitzer von Großkapital beziehen leistungsloses Einkommen und jeder Euro Kredit auf der einen seite ist ein Euro Schulden auf den anderen Seite. (Umverteilung von unten nach oben) In allem stecken Zinsen; Miete, Brötchen, Bier, Kaffe, etc. Die Banken könnten anstelle von Zinsen für ein Geld, das sie per Mausclick geschaffen haben , und sontiges Geld eine Gebühr nehmen, sagen wir 1% der offenen Kreditsumme p.A. das würde für die Spesen reichen und für normale ( humane) Gewinne. Humanwirtschaft ist keine Utopie, aber ein Angriff auf die vermeintlichen Rechte der Kapitalbesitzer auf Zinsen. Eine Hortung von Geld läßt sich durch eine Umlaufsicherung nicht verhindern, da man mit Geld Grundstücke, Edelmetalle und Aktien oder sonstige Wertpapiere und sontiges Kaufen kann und es auch so dem Kreislauf entzieht. (das war im Mittelalter in dieser Form noch nicht möglich) Dieses Problem wurde schon früh erkannt, nehmen wir das auf Augustinus ( mutuum date nil esperantes) basierende kanonische Zinsverbot, welches nur für Christen galt und somit unangenehme Nebenwirkungen entfaltete, die allgemein bekannt sein dürften, da nur bestimmte religiöse Gruppen Geld auf Zins verleihen durften. ..... Dadurch, daß ein Staat zur Tilgung der Zinsen neue schulden aufnehmen muß, verschjuldet er sich immer mehr, bis der größte Teil der einnahmen für Zinsen und Tilgung verwendet werden muß, kein Geld mehr für Forschung und Bildung und sinnvolle Sozialausgaben (worauf ich derzeit nicht näher eingehen möchte) bleibt bis e szum Zusammenbruch kommt. Das würde immer geschehen, wenn sich Zinsen und Zinseszins anhäufen. Der Staat könnte ja auch anstelle von Zinsen andere Vorteile wie Steuernachlässe etc bieten. Ob es ohne Zinsen eine funktioneirende Wirtschaft geben kann , müßte man versuchen, die bisherigen Modelle waren alle Auslaufmodelle... smilie_13 Grüße silberhamster
Wahre Worte sind nicht schön, schöne Worte sind nicht wahr ( Laotse)

Beitrag 12.10.2011, 07:51

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thEMa
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Wenn man Geld in Sachwerte investiert, entzieht man doch der Wirtschaft nicht das Zahlungsmittel. smilie_08
Problematisch ist das allerdings trotzdem, allerdings aus einem anderen Grund (nicht umsonst heißt es ja auch Mietzins).
Das alte Problem der Produktionsmittel in den Händen weniger eben (Marx läßt grüßen).
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Beitrag 12.10.2011, 09:35

alexm1003
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Ich hätte da einen Vorschlag:

Wir schaffen Zinsen ab und vermieten das Geld. Dann kassieren wir Miete und schon haben wir ein zinsloses System. Also, ich vermiete jemandem 10.000 Euro, sagen wir für ein Jahr, und kassiere dafür 1.000 Euro Miete. Danach gibt er mir die 10.000 Euro zurück. Zusammen mit der Miete habe ich jetzt 11.000 Euro. Die kann ich jetzt weitervermieten, entweder an den selben, vielleicht weil der die 10.000 ausgegeben hat und auch die Miete nicht zahlen kann. Dann vermiete ich ihm halt fürs nächste Jahr 11.000 und kassiere dafür 1.100 Euro Miete. Oder ich vermiete die 11.000 einem anderen, wenn der erste brav zurückgezahlt hat. Auf jedem Fall habe ich nach einem Jahr aus meinen 10.000 Euro 11.000 gemacht, im Jahr danach mache ich aus 11.000 Euro 12.100 usw. Alles ohne Zins, nur Miete.

Also, egal wie man es nennt: Zinsen, Miete, Geschenk: Wenn jemand Geld verleiht will er etwas davon haben, meistens mehr Geld. Und wenn er das "mehr" Geld nicht ausgibt kann er das auch wieder verleihen und kriegt dafür "noch mehr" Geld. Der Name tut nichts zur Sache. Die einzige Möglichkeit ein zinseszinsloses System zu haben ist wenn ihr euer Geld zur Bank tragt und jedes Jahr die Zinsen abzuhebt und dafür mit eurem Lebensabschnittsbegleiter schön essen geht. Dann gibts keine Zinsen auf die Zinsen. :D

Beitrag 12.10.2011, 09:52

alexm1003
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Registriert: 21.09.2010, 19:32
Nachtrag:

Die Regierungen und die Staatsbanken sind euch übrigens schon lange einen Schritt voraus. Inzwischen haben die nicht nur das zinseszinslose System eingeführt sondern sogar das zinslose. Die Funktionsweise ist ganz einfach:
Der Staat leiht sich 10.000 Euro und zahlt (nur so als Beispiel) 5% Zinsen, macht also nach einem Jahr 10.500 Euro. Im gleichen Zeitraum druckt er 800 neue Euros und provoziert dadurch eine Geldentwertung von 8%, bei gleicher Quantität Waren gibt es 8% meht Geld, die Preise steigen also (vereinfachte Darstellung, aber beim Einkaufen kann jeder sehen dass das Resultat so irgendwie hinkommt). Aus 10.000 Euro sind also 10.500 geworden, die allerdings nur noch rund 9.700 Euro Wert sind. Nach ein paar Jahren sind aus den 10.000 Euro 50 Fantastillarden geworden, die allerdings nur noch die Kaufkraft von 100 heutigen Euros haben. Somit war der reale Zins nicht nur 0% wie in einem zinslosen System, sondern sogar effektiv negativ. Somit haben wir das zinslose System par excellence weil derjenige der Geld zur Verfügung stellt sogar noch dabei draufzahlt.

Beitrag 12.10.2011, 10:10

chrishel4142
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Registriert: 21.08.2011, 08:48
Guten Morgen @

Nachdem sich nicht einmal die Wissenschaftler darüber einig sind, wie ein alternatives Finanzsystem aussehen sollte, glaube ich auch nicht, daß wir in diesem Rahmen eine Lösung finden werden.

Nach meiner bescheidenen Meinung liegt die Ursache im nicht funktionieren unseres Finanzsystems in der Gier der Menschen begründet. Diese Anlage in der Erbmasse kann, wenn man Kenntnis von ihr hat, vom Individium selbst unterdrückt bzw. beherrscht werden. Man muß sich seine "Freunde" eben nach diesem Gesichtspunkt auswählen. Das kann allerdings dazu führen, daß man selbst im Familienkreis einen Bogen um den einen oder anderen machen muß.

Was mich aber heute erstaunt hat ist, daß es die Seite Gold.de offensichtlich auch in Frankreich gibt. So frage ich mich nun, wer steckt eigentlich hinter dieser Seite? Ist das eine Seite, die von EM-Händlern ins Leben gerufen und finanziert wird, um möglichst viele Leute dazu zu bewegen EM zu kaufen? Ich sehe diese Seite von nun an in einem ganz anderen Licht.

chrishel

Beitrag 12.10.2011, 10:17

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thEMa
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Registriert: 19.10.2010, 15:04
Natürlich gibt es Gold.de auch in Frankreich ... das ist das world wide web smilie_16
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Beitrag 12.10.2011, 10:26

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Deichgraf
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Registriert: 18.07.2011, 18:49
Dank an euch für die Erklärungen.

So etwa meinte ich es auch, dass aus einem Zinssystem die Saat des Zinseszinses nicht zu verbannen ist.
Im Hintergrund dachte ich dabei natürlich auch an Geschäfte mit Teilnehmern außerhalb des zinseszinslosen Systems, weil ich letzteres nie als geschlossen annehmen würde. Über diese komplexere aber vermutlich auch realistischere Perspektive habe ich noch keine Aussagen gelesen. Ich setze dabei vorraus, dass dahinter keine Art NWO steckt, die alle Regeln zwangsweise global zum Einsatz bringen soll und somit verschiedene Systeme nebehneinander existieren, die in Konkurrenz und Wechselbeziehung miteinander treten.

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