Inflation & Deflation - Stammfaden

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 25.10.2016, 14:22

glaubnix
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Thomasio hat geschrieben:
lifesgood hat geschrieben:Du hast ja mit allem Recht, aber das widerspricht nicht meiner Aussage, dass ohne AGENDA 2010 Deutschland jetzt genauso am A... wäre wie Frankreich und die Südländer.
Versuchs mal mit:
Frankreich und die Südländer sind WEGEN der Agenda 2010 am A......

Die Agenda 2010 hat durch massive Verletzung der Euro-Verträge, nach (auch von Deutschland) unterschriebener Zielinflation von 1,9%, in Deutschland zu nahe NULL Inflation geführt, damit die Vertragspartner getäuscht und den Deutschen so einen Wettbewerbsvorteil eingebracht, den man in juristendeutsch vielleicht als "arlistige Täuschung" bezeichnen könnte.
Ja, so ist das leider!

Und ob ohne Agenda 2010 Deutschland im A... wäre, ist immer noch eine ungeklärte Frage.
Die Gewinne der Unternehmen wäre vielleicht etwas geringer.
Arbeit die zu tun ist, würde so oder so getan werden, nur etwas gerechter entlohnt.
" Ich kann nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte " (Zitat Max Liebermann )

Beitrag 25.10.2016, 14:31

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:
Versuchs mal mit:
Frankreich und die Südländer sind WEGEN der Agenda 2010 am A......
Nein, die sind deshalb am A... weil in einem vereinten Europa eine gemeinsame Währung der letzte Schritt hätte sein sollen, nachdem sich Wirtschaftsleistung und Lebensstandard angeglichen haben. So gab ihnen der Euro die Möglichkeit sich anfangs billig zu verschulden und sie haben rege Gebrauch davon gemacht.

Wer ein Haus baut, sollte mit dem Keller oder zumindest mit der Bodenplatte anfangen. Stellt er anfangs den den Dachstuhl auf dünne Stelzen, darf er sich nicht wundern, wenn beim leichtesten Wind alles zusammenfällt.
glaubnix hat geschrieben: Wer einer Vollzeitbeschäftigung nach geht sollte meiner Meinung nach zumindest ohne Zuschüsse der Allgemeinheit seinen Lebensunterhalt bestreiten können.
Ansonsten sollten die Leute die der Meinung sind das die Arbeit, die da zu tun ist nichts wert ist, es selber machen.
Da bin ich vollkommen bei Dir.

Allerdings teile ich Deine Auffassung nicht, dass die Allgemeinheit damit den Arbeitgeber subventioniert.

Wenn ich sehe, dass die Friseurkette Klier mit einer Umsatzrendite von 2 - 3 % http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstle ... 64904.html arbeitet, hätten die nicht die Luft, höhere Löhne zu tragen, also käme dies auf die Preise drauf. Auf dies Erhöhung käme dann nochmal die MWSt. drauf und wäre vom Kunden zu bezahlen.

Die Steuern würden aber dennoch nicht gesenkt, also hätte der Kunde danach weniger in der Tasche. Oder er ginge nicht mehr zum Friseur und würde sich jemanden suchen, der das in "Nachbarschaftshilfe" erledigt ;) Dann wären die Friseure nicht nur teilweise, sondern ganz auf die Hilfe der Allgemeinheit angewiesen.

Gleiches gilt z.B. für Logistikunternehmen. Hier mal ein Link, der die Gewinnsituation darstellt: http://www.verkehrsrundschau.de/geringe ... 32457.html

Ich sehe da keine Luft Lohnerhöhungen auf dem Rücken der Arbeitgeber zu gewähren, das ginge dann wieder nur über höhere Preise + MWSt. Oder es würden dann ein paar mehr ausländische Logistikunternehmen in D tätig werden.

lifesgood
Zuletzt geändert von lifesgood am 25.10.2016, 15:09, insgesamt 2-mal geändert.

Beitrag 25.10.2016, 15:06

Thomasio
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Ich bin einer von denen, die schon seit 30 Jahren nicht mehr zum Friseur gehen.
Nicht weil ich es mir nicht leisten könnte, auch nicht weil ich eine Nachbarin kenne die das schwarz machen würde, sondern weil ich irgendwann entdeckt habe, dass ich sowieso immer nur den einfachsten aller Haarschnitte haben will, 30mm einheitliche Länge, fertig.
Das kann ich mit Hilfe einer kleinen Maschine prima selber, die kostet knappe 20€ und hält 20 Jahre.
Ich würde nicht mal dann zum Friseur gehen, wenn ich Milliardär wäre, weil der Weg zum Friseur länger ist als die Zeit die ich brauche um es selber zu machen.

Dies ist ein perfektes Beispiel dafür, dass Automatisierung Arbeitskraft überflüssig macht, denn diese kleinen Haarschneidemaschinen gab es früher für Normalverbraucher nicht zu kaufen, oder waren so teuer, das es sich nicht lohnte.

Da ist schlicht und ergreifend ein Teil der Friseure nicht mehr nötig, nämlich der Teil, der früher mal Menschen wie mir die Haare geschnitten hat.
Entsprechend müsste man jetzt entweder die Arbeitszeiten aller Friseure kürzen UND die Löhne (und selbstverständlich auch die Preise) der Friseure so weit erhöhen, dass die von ihrer reduzierten Arbeitsmenge immer noch leben können, oder man müsste die Anzahl der Friseure reduzieren.

Nachdem aber dieselbe Entwicklung nahezu flächendeckend in nahezu allen Berufen nahezu identisch ist, sprich es für die Friseure keine Alternativen gibt was sie stattdessen arbeiten könnten, ist die einzige Lösung tatsächlich eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeiten.
Eine Reduzierung der Reallöhne, wie das in Deutschland zwischen 1999 und 2013 stattgefunden hat führt immer nur zu schrumpfender Kaufkraft, damit weniger Nachfrage und damit Deflation.

(Meine Meinung)

Beitrag 25.10.2016, 15:18

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:Ich bin einer von denen, die schon seit 30 Jahren nicht mehr zum Friseur gehen.
Nicht weil ich es mir nicht leisten könnte, auch nicht weil ich eine Nachbarin kenne die das schwarz machen würde, sondern weil ich irgendwann entdeckt habe, dass ich sowieso immer nur den einfachsten aller Haarschnitte haben will, 30mm einheitliche Länge, fertig.
Das kann ich mit Hilfe einer kleinen Maschine prima selber, die kostet knappe 20€ und hält 20 Jahre.
Ich würde nicht mal dann zum Friseur gehen, wenn ich Milliardär wäre, weil der Weg zum Friseur länger ist als die Zeit die ich brauche um es selber zu machen.
DITO
Thomasio hat geschrieben: Da ist schlicht und ergreifend ein Teil der Friseure nicht mehr nötig, nämlich der Teil, der früher mal Menschen wie mir die Haare geschnitten hat.
Entsprechend müsste man jetzt entweder die Arbeitszeiten aller Friseure kürzen UND die Löhne (und selbstverständlich auch die Preise) der Friseure so weit erhöhen, dass die von ihrer reduzierten Arbeitsmenge immer noch leben können, oder man müsste die Anzahl der Friseure reduzieren.

Nachdem aber dieselbe Entwicklung nahezu flächendeckend in nahezu allen Berufen nahezu identisch ist, ist die einzige Lösung tatsächlich eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeiten.
Eine Reduzierung der Reallöhne, wie das in Deutschland zwischen 1999 und 2013 stattgefunden hat führt immer nur zu schrumpfender Kaufkraft, damit weniger Nachfrage und damit Deflation.

(Meine Meinung)
Nun, es wollen ja nicht alle, so wie wir mit raspelkurzen Haaren rumlaufen und dann wird es mit der Haarschneidemaschine schon schwieriger ;)

... wenn man die Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich verkürzt, verteuert das die Leistung extrem. Wer soll das bezahlen? Dann gehen, um beim Beispiel zu bleiben, noch weniger zum Friseur, weil sie es sich nicht leisten können und es klappt wieder nicht.

Du kannst Dich ja mal vor einen Friseursalon stellen und die Leute befragen, ob sie noch genauso häufig zum Friseur gehen würden, wenn der Besuch 50 - 60% teurer wird.

Wir sehen dieselben Mißstände, aber beurteilen die Ursachen unterschiedlich.

Das Problem sehe ich - wie hier schon mehrfach geschrieben - darin, dass unser Steuer- und Sozialsystem nicht mit dem technologischen Fortschritt mitgehalten hat und immer noch Alles über die menschliche Arbeitskraft finanziert, die immer weniger benötigt wird.

Im industriellen Bereich ist das nicht weiter tragisch, weil menschliche Arbeitskraft in dem Maß eingespart werden kann, in dem sie teurer wird.

Anders sieht es eben in personalintensiven Branchen aus (Friseur, Logistik, Gastronomie usw.). Hier kann eben die menschliche Arbeitskraft nicht in dem Maß eingespart werden und somit erfolgt Druck auf die Löhne, um die Verbraucherpreise nicht ausufern zu lassen.

lifesgood

Beitrag 25.10.2016, 15:43

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VfL Bochum 1848
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Niedrige Inflation: Die verbleibenden Optionen der EZB

Mit massiven Anleihenkäufen versucht die EZB, die Inflation nach oben zu treiben. Doch der große Erfolg stellt sich nicht ein - und es ist absehbar, dass es bald keine passenden Anleihen mehr gibt, die die EZB kaufen könnte. Was als nächstes kommen könnte:

http://www.focus.de/finanzen/experten/s ... 08672.html
VfL Bochum? -Find ich gut!

Beitrag 25.10.2016, 17:06

Thomasio
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VfL Bochum 1848 hat geschrieben:Mit massiven Anleihenkäufen versucht die EZB, die Inflation nach oben zu treiben. Doch der große Erfolg stellt sich nicht ein -
Jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch hätte schon vor 10 oder 20 Jahren aus dieser Tatsache geschlossen, dass Anleihekäufe, was im Volksmund halt Geld drucken genannt wird, keinen Einfluss auf die Inflation hat.
Alle halbwegs intelligenten Nicht-Mainstream-Ökonom, wie z.B. John Maynard Keynes oder Heiner Flassbeck, haben das sogar schon im Voraus vorhergesagt und offensichtlich Recht behalten.
Aber solange der Mainstream die offensichtlichen Tatsachen weiterhin vorsätzlich ignoriert werden sie wahrscheinlich weiterhin immer grössere Mengen neues Geld drucken und jede neue Massnahme als die jetzt endgültig wirkende Massnahme ankündigen ...... so lange bis die halt auch wieder nicht wirkt.
lifesgood hat geschrieben:Du kannst Dich ja mal vor einen Friseursalon stellen und die Leute befragen, ob sie noch genauso häufig zum Friseur gehen würden, wenn der Besuch 50 - 60% teurer wird.
Die Frage ist unvollständig, denn sie müsste lauten, ob sie noch genauso häufig zum Friseur gehen würden, wenn ALLES 50 - 60% teurer wird und das eigene Einkommen 70% höher liegt.

Genauso müsste die Frage an die Unternehmer nicht lauten, ob sie sich unter den aktuell gegebenen Umständen höhere Löhne leisten könnten, sondern ob sie (in der übertriebenen und vereinfachten Version) sich bei 50% Lohnanteil 70% höhere Löhne leisten könnten, wenn die Preise um 50% steigen.

Beitrag 25.10.2016, 17:39

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Indiana Jones
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Schon seltsam, dass die einen Inflation sehen, wo die anderen Deflation vermuten.

Bei Mietswohnungen legt man in München für 40 qm 500 Euro Kaltmiete aufwärts hin.
https://www.immobilienscout24.de/Suche/ ... /2,00-2,50

500 Euro Kaltmiete fressen bei einem Mindesgehalt von 8,50 Euro mehr als den halben Nettoverdienst auf.
Zuletzt geändert von Indiana Jones am 21.02.2018, 06:56, insgesamt 2-mal geändert.

Beitrag 25.10.2016, 18:30

Thomasio
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Indiana Jones hat geschrieben:Schon seltsam, dass die einen Inflation sehen, wo die anderen Deflation vermuten.

500 Euro Kaltmiete fressen bei einem Mindesgehalt von 8,50 Euro mehr als den halben Nettoverdienst auf.
Richtig und was machst du dann aus der Tatsache, dass du dadurch weniger Geld für andere Sachen übrig hast?
Kaufst du die trotzdem, oder fällt dir auf, dass du dir die dann nicht leisten kannst?
Wenn du zu der Einsicht kommst, dass du dann weniger in Urlaub fährst, ein kleineres Auto kaufst, usw., dann wird dir klar, warum die Preise für Urlaub (z.B. hier in Italien am Strand) in den letzten Jahren drastisch gefallen sind und dass ein Opel Corsa heute bei mehr Ausstattung nur minimal mehr kostet, effektiv also weniger kostet als vor 5 Jahren.
Wenn du also höhere Mieten und billigere andere Dinge zusammen nimmst, bist du unterm Strich bei NULL, kann ja auch nicht anders, weil die Gesamt-Kaufkraft der Verbraucher nicht steigt, wenn irgendwo im Warenkorb der eine oder andere Preis steigt.

Beitrag 25.10.2016, 19:14

lifesgood
Indiana Jones hat geschrieben:Schon seltsam, dass die einen Inflation sehen, wo die anderen Deflation vermuten.

Bei Mietswohnungen legt man in München für 40 qm 500 Euro Kaltmiete aufwärts hin.
https://www.immobilienscout24.de/Suche/ ... /2,00-2,50

500 Euro Kaltmiete fressen bei einem Mindesgehalt von 8,50 Euro mehr als den halben Nettoverdienst auf.
Um einen Mindestlohnjob zu bekommen braucht man nicht nach München gehen. Den bekommt man auch Im ländlichen Bereich wo die 40 qm zwischen 250 und 300 € Warmmiete kosten.

lifesgood

Beitrag 25.10.2016, 19:20

lifesgood
Thomasio hat geschrieben: Die Frage ist unvollständig, denn sie müsste lauten, ob sie noch genauso häufig zum Friseur gehen würden, wenn ALLES 50 - 60% teurer wird und das eigene Einkommen 70% höher liegt.
Nein Thomasio! Deine These war doch, dass alle weniger arbeiten sollen fürs selbe Geld. Ja Du hattest hier im Thread sogar vorgeschlagen per Gesetz die Arbeitszeit zu begrenzen smilie_16
Thomasio hat geschrieben: Eine mögliche Lösung wäre, wenn man allen Arbeitern inkl. allen Selbständigen per Gesetz verbieten würde mehr als x Stunden zu arbeiten, wobei x so klein sein müsste, dass alle die heute von der Umverteilung leben so viel Anteil an der Produktion haben, dass sie sich von ihrem Lohn selber unterhalten können.
Dann wäre das eigene Einkommen eben nicht höher, sondern gleich, man würde nur weniger lang dafür arbeiten.

Du solltest Deine Thesen zumindest durchdenken, bevor Du sie hier reinschreibst!!!


lifesgood

Beitrag 25.10.2016, 19:53

Thomasio
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Nu wirfst du aber ALLES durcheinander.
Wenn alle weniger arbeiten, so dass die Arbeitlosen sich auch selber ernähren können, fallen die Sozialabgaben so drastisch, dass du mit weniger brutto mehr netto hast.
Du verdienst also bei weniger Arbeitszeit mehr, dein Arbeitgeber bezahlt dir weniger und kann von der Differenz Arbeitslose einstellen, die dann ihr eigenes Geld verdienen.
Ist das so schwer zu begreifen?

Dass eine Lohnerhöhung, also brutto, bei einer Inflation die kleiner ist als die Lohnerhöhung immer im Gesamtsystem zu Wachstum und steigendem Wohlstand führt, weil die Lohnkosten IMMER weniger als 100% von den Herstellungskosten sind ist ein völlig anderes Thema.
Zuletzt geändert von Thomasio am 25.10.2016, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 25.10.2016, 19:57

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Indiana Jones
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lifesgood hat geschrieben:
Indiana Jones hat geschrieben:Schon seltsam, dass die einen Inflation sehen, wo die anderen Deflation vermuten.

Bei Mietswohnungen legt man in München für 40 qm 500 Euro Kaltmiete aufwärts hin.
https://www.immobilienscout24.de/Suche/ ... /2,00-2,50

500 Euro Kaltmiete fressen bei einem Mindesgehalt von 8,50 Euro mehr als den halben Nettoverdienst auf.
Um einen Mindestlohnjob zu bekommen braucht man nicht nach München gehen. Den bekommt man auch Im ländlichen Bereich wo die 40 qm zwischen 250 und 300 € Warmmiete kosten.
lifesgood
... erklär das bitte mal meinen Mietern, damit ich die Hütte zügig abreißen kann und baldmöglichst einen Wolkenkratzer errichten lasse. smilie_24 smilie_10
Zuletzt geändert von Indiana Jones am 21.02.2018, 06:56, insgesamt 2-mal geändert.

Beitrag 26.10.2016, 06:52

lifesgood
Thomasio hat geschrieben:Nu wirfst du aber ALLES durcheinander.
Wenn alle weniger arbeiten, so dass die Arbeitlosen sich auch selber ernähren können, fallen die Sozialabgaben so drastisch, dass du mit weniger brutto mehr netto hast.
Du verdienst also bei weniger Arbeitszeit mehr, dein Arbeitgeber bezahlt dir weniger und kann von der Differenz Arbeitslose einstellen, die dann ihr eigenes Geld verdienen.
Ist das so schwer zu begreifen?
Das beleg mir bitte mal an einer Beispielrechnung unter Berücksichtigung der unten von mir angeführten demografischen Fakten!
Thomasio hat geschrieben:Dass eine Lohnerhöhung, also brutto, bei einer Inflation die kleiner ist als die Lohnerhöhung immer im Gesamtsystem zu Wachstum und steigendem Wohlstand führt, weil die Lohnkosten IMMER weniger als 100% von den Herstellungskosten sind ist ein völlig anderes Thema.
... natürlich sind die Lohnkosten nicht 100% der Herstellungskosten. Aber mit steigenden Löhnen steigen (vielleicht etwas verzögert) auch die anderen Kosten, wie Vorprodukte, Rohstoffe, Raumkosten usw. usw., weil ja darin auch überall dann höhere Lohnkosten enthalten sind. Wenn dann das Unternehmen wegen dieser Inflation auch seinen Aufschlag entsprechend erhöht, hat man gar nichts gewonnen. Die Kaufkraft bleibt dieselbe, nur die Zahlen sind höher. Und das Sparvermögen wird durch diese Inflation entwertet ...

... die Kranken- Renten- und Pflegeversicherung wird dennoch nicht sinken, sondern tendziell eher steigen. Das liegt einfach daran, dass die Leute immer älter werden und mit zunehmendem Alter der medizinische Aufwand immer größer wird.

Hinzu kommt, dass die Babyboomer-Jahre langsam ins Rentenalter kommen und eine gestiegene Rentnerzahl, die durch die Altersentwicklung auch noch länger Rente bezieht, von einer sinkenden Zahl Erwerbstätiger finanziert werden muss, das schlägt auch in die Krankenversicherung mit durch, weil die Alten durch die Rente weniger Beiträge bezahlen, aber deutlich mehr Leistungen in Anspruch nehmen.

Eigentlich habe ich ja den Eindruck, dass du ein intelligentes Kerlchen bist. Daher stellt sich mir immer wieder die Frage, ob Du Dich manchmal nur so doof stellst und allgemein bekannte Fakten ignorierst, weil es gerade in Deine Argumentation paßt.

lifesgood

Beitrag 26.10.2016, 07:58

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AuCluster
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lifesgood hat geschrieben: Wenn ich sehe, dass die Friseurkette Klier mit einer Umsatzrendite von 2 - 3 % http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstle ... 64904.html arbeitet, hätten die nicht die Luft, höhere Löhne zu tragen, also käme dies auf die Preise drauf. Auf dies Erhöhung käme dann nochmal die MWSt. drauf und wäre vom Kunden zu bezahlen.

Die Steuern würden aber dennoch nicht gesenkt, also hätte der Kunde danach weniger in der Tasche. Oder er ginge nicht mehr zum Friseur und würde sich jemanden suchen, der das in "Nachbarschaftshilfe" erledigt ;) Dann wären die Friseure nicht nur teilweise, sondern ganz auf die Hilfe der Allgemeinheit angewiesen.

Gleiches gilt z.B. für Logistikunternehmen. Hier mal ein Link, der die Gewinnsituation darstellt: http://www.verkehrsrundschau.de/geringe ... 32457.html

Ich sehe da keine Luft Lohnerhöhungen auf dem Rücken der Arbeitgeber zu gewähren, das ginge dann wieder nur über höhere Preise + MWSt. Oder es würden dann ein paar mehr ausländische Logistikunternehmen in D tätig werden.
Das ist eine betriebswirtschaftliche Argumentation!
Es werden die Löhne für alle Arbeitnehmer erhöht. Es kann schon sein, dass ein paar wenige Unternehmen drauf gehen. Aber die meisten Unternehmen können das bezahlen. Absolut kein Problem. Zu Zeiten von Flächentarifverträgen wurde das gemacht. Wenn alle AN mehr Geld in der Tasche haben, steigen die Einnahmen der Unternehmen, die in Deutschland Dienstleistungen (Friseure, Hotel- und Gaststätten, Handwerker etc.) anbieten. Das macht die höheren Löhne erst recht bezahlbar.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 26.10.2016, 08:44

Thomasio
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Hach @AuCluster ich danke dir.
Endlich ein bisschen Unterstützung.
Vielleicht hört @lifesgood jetzt mal auf mich dauernd für doof hinzustellen?

Ich meine, so schwer ist es nun wirklich nicht.
Wenn Löhne = 1/2 Produktionskosten, dann erfordert 100% Lohnerhöhung nur 50% Preiserhöhung.
Warum diese simple Tatsache hinter "anderen Kosten" versteckt werden muss, war für mich schon früher immer nur eine Verschleierungstaktik derer, die Ausreden gesucht haben, warum sie die Löhne nicht erhöhen wollen.

Man könnte es ja auch andersrum sagen.
Wenn Lohnerhöhung nicht bezahlbar sein soll, dann müsste Lohnsenkung ja das Beste überhaupt für die Unternehmer sein.
Ein kurzer Blick nach Griechenland reicht um das zu widerlegen, denn dort sieht man, dass 30% Lohnsenkung = 50% Umsatzrückgang ist, weil die schrumpfenden Einnahmen aus der Lohnsteuer vom Staat durch höhere MwSt. kompensiert werden muss, wodurch flächendeckend überall sämtliche Kosten steigen und die Nachfrage fast doppelt so viel einbricht wie die Löhne fallen.
Offensichtlich ist DAS die nicht bezahlbare Variante.

Beitrag 26.10.2016, 09:21

lifesgood
@AuCluster: Kein Unternehmen wird die Löhne auf Kosten der eigenen Marge erhöhen.

Die Unternehmen, die höhere Lohnkosten auf die Preise umlegen können, machen das -> Inflationsspirale.

Die Unternehmen, die höhere Lohnkosten nicht auf die Preise umlegen können, werden sich eben günstigere Produktionsstandorte suchen - in einer globalen Welt kein Problem -> Arbeitslosigkeit

Es hat schon seinen Grund, weshalb manche Industriesparten im produzierenden Bereich in Deutschland nicht mehr anzutreffen sind.

lifesgood

Beitrag 26.10.2016, 09:34

Thomasio
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lifesgood hat geschrieben:Es hat schon seinen Grund, weshalb manche Industriesparten im produzierenden Bereich in Deutschland nicht mehr anzutreffen sind.
DAS hat seinen Grund im Freihandel und ist gleichzeitig die Ursache, warum hierzulande die Nachfrage schwächelt.
Wenn man nämlich Arbeitern in anderen Ländern Löhne zahlt, dann haben die Konsumenten im eigenen Land von Anfang an nicht das Geld überhaupt irgendwas zu kaufen, alles was an Produkten aus China in Deutschland verkauft wird geht zu Lasten der Nachfrage nach deutschen Produkten.
Dass Arbeiter die noch nicht mal genug Geld haben die deutsche Produktion zu kaufen, noch viel weniger Geld für deutsche Produkte haben, wenn sie von deutschen Löhnen chinesische Produkte kaufen ist so logisch wie nur irgendwas und kann nur mit dem Gegenteil von Freihandel, nämlich massiven Strafzöllen gelöst werden.

Die Italiener haben das begriffen und planen mittlerweile, wenn die Anti-EU-Partei 2018 die Wahl gewinnt (was nach aktuellen Umfragen überhaupt keine Frage ist), dann belegen die Deutschland mit Strafzöllen für Lohndumping und dann ist Essig mit Exportüberschuss nach Italien.
Dann finden wir mal raus, wie viele deutsche Unternehmer es schaffen von der winzigen Kaufkraft die deutsche Löhne auf dem Binnenmarkt haben überhaupt noch irgendwas zu verkaufen und wie viele Friseure feststellen müssen, dass sie ohne Lohnerhöhung NULL Umsatz machen.
Vielleicht dämmert dann ja auch mal wem, dass NULL Umsatz = NULL Gewinn ist.

Beitrag 26.10.2016, 10:19

lifesgood
... eins vorweg Thomasio, ich stelle Dich nicht als doof dar, im Gegenteil ich halte Dich für recht intelligent. Aber ich unterstelle Dir, dass Du teilweise, aus welchen Gründen auch immer, wider besseres Wissen argumentierst. Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand, der in manchen Dingen sehr sehr viel weiss, in wirtschaftlichen Dingen so vollkommen ahnungslos ist.

Natürlich hast Du Recht, dass in einer funktionierenden Wirtschaft, der Angebotsseite auch eine entsprechende Nachfrageseite mit Kaufkraft gegenüberstehen muss.

Aber Du behauptest hier immer wieder, die deutschen Arbeitnehmer wären so furchtbar arm.

Ich hatte Dir gestern eine Studie verlinkt, wonach der Lebensstandard in D nach der Schweiz und Dänemark der dritthöchste in Europa ist http://berufebilder.de/2016/studie-geha ... schland-3/

Wenn nun der Dritthöchste Lebensstandard einen schon, nach Deinen Angaben, ans Hungertuch zwingt, dann müßte die Hälfte Europas schon verhungert sein.

Das schließt natürlich nicht aus, dass es auch in D Berufsgruppen gibt, die zu wenig verdienen. Aber welche Gruppen bzw. Sparten sind das. Doch meist diese, wo man überproportional viel menschliche Arbeitskraft benötigt. Hier schlägt eben wieder durch dass unser Sozialsystem nicht mehr zum technologischen Fortschritt paßt.

Ich bin sogar bei Dir, wenn Du sagst in den letzten Jahren ist zuviel Lohnzurückhaltung geübt worden. Eine moderate Reallohnsteigerung von 0,5 - 1% jährlich hätten wir sicher verkraftet.

Aber das jetzt mit massiven Reallohnsteigerungen kompensieren zu wollen, würde viel kaputtmachen. Man kann dann über mehrere Jahre auf 2 - 2,5 % gehen, dann gleicht sich das mittelfristig auch wieder an, aber eben keine extremen Maßnahmen, die würden mehr schaden als sie nutzen.

Wir leben in Zeiten von Rekordsteuereinnahmen und das obwohl man es Großkonzernen ermöglicht, legal Gewinne in Discount-Steuerländer zu transferieren.

Hier sehe ich den größten Handlungsbedarf. Ich habe, im Gegensatz zu Dir, kein Problem damit, wenn Unternehmen gutes Geld verdienen. Das ist auch wichtig, weil viele ja ihre private Altersvorsorge auf Aktien (teils direkt teils durch LVs) aufbauen.

Aber wer in Deutschland gutes Geld verdient, soll auch dort versteuern, wo er die Gewinne generiert. Dieses zuätzliche Geld würde wieder viele Möglichkeiten eröffnen, wie z.B. die Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen und Abschwächung der kalten Progression. Das würde für Kaufkraft sorgen.

lifesgood

Beitrag 26.10.2016, 11:22

Thomasio
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lifesgood hat geschrieben:Aber Du behauptest hier immer wieder, die deutschen Arbeitnehmer wären so furchtbar arm.

Ich hatte Dir gestern eine Studie verlinkt, wonach der Lebensstandard in D nach der Schweiz und Dänemark der dritthöchste in Europa ist http://berufebilder.de/2016/studie-geha ... schland-3/
Ja, die Sache mit der Statistik und wie man damit Tatsachen verfälschen kann, ist wirklich nicht leicht zu begreifen.
Google mal "Gerd Bosbach - Lügen mit Zahlen", der erklärt es genau, gibt es auch als Video auf YT.
Wenn ein Milliardär in einer Stadt wohnt, dann ist das dortige Durchschnittseinkommen extrem hoch, aber doch nicht, weil die Einwohner dieser Stadt so viel verdienen, sondern weil dieser Eine den Durchschnitt nach oben zieht.
lifesgood hat geschrieben:Wenn nun der Dritthöchste Lebensstandard einen schon, nach Deinen Angaben, ans Hungertuch zwingt, dann müßte die Hälfte Europas schon verhungert sein.
Nicht "einen" sondern 15 Mio. Geringverdiener und Arbeitslose aus so etwa 45 Millionen im arbeitsfähigen Alter, oder auch satte 33% der arbeitenden Bevölkerung.
Genau diese 33% sind es aber, die für mehr Nachfrage sorgen würden, wenn sie mehr Geld hätten.
In den letzten 30 Jahren wurden die Einkommen der Reichen und die Gewinne der Unternehmer immer grösser, so dass dadurch natürlich auch das Durchschnittseinkommen gestiegen ist, aber das nutzt der Nachfrage nach Konsumgütern überhaupt nicht, weil die, die Konsumgüter kaufen gleichzeitig ärmer geworden sind.
Dass dabei nur Deflation rauskommen kann, weil die Reichen ihre zusätzlichen Einkommen sparen und die Armen von weniger Einkommen auch weniger kaufen ist vollkommen logisch, kann gar nicht anders sein.
In Deutschland wird diese Tatsache bis jetzt noch durch den gewaltigen Exportüberschuss verschleiert, aber das geht ja (mittlerweile offensichtlich) nicht mehr lange, weil all dieser Überschuss entweder in Länder mit eigener Währung geht, die immer nur mit Abwertung ihrer Währung bezahlen, oder auf Pump "verkauft" wird und diese Schulden niemals bezahlt werden können.
lifesgood hat geschrieben:Ich bin sogar bei Dir, wenn Du sagst in den letzten Jahren ist zuviel Lohnzurückhaltung geübt worden. Eine moderate Reallohnsteigerung von 0,5 - 1% jährlich hätten wir sicher verkraftet.

Aber das jetzt mit massiven Reallohnsteigerungen kompensieren zu wollen, würde viel kaputtmachen. Man kann dann über mehrere Jahre auf 2 - 2,5 % gehen, dann gleicht sich das mittelfristig auch wieder an, aber eben keine extremen Maßnahmen, die würden mehr schaden als sie nutzen.
Damit hast du gleich 2 Probleme.
1) 0,5-1% jährliche Reallohnsteigerung gleicht nicht die Produktivitätssteigerung aus, damit hast du permanente Deflation, weil das Angebot an Konsumgütern schneller wächst als die Nachfrage.
2) Du hast offensichtlich nicht begriffen, dass es 5 vor zwölf ist.
Wenn die Deutschen nicht freiwillig und SCHNELL ihren Inflationsrückstand der letzten 16 Jahre aufholen, dann macht Südeuropa das für die Deutschen noch ganz drastisch viel schneller.
Wenn Südeuropa aus dem Euro aussteigt (und das werden sie, wenn Deutschland seinen Wettbewerbsvorteil nicht freiwillig abbaut), dann bricht der Euro auseinander und dann hast du nicht in Deutschland die 5% Inflation pro Jahr die Flassbeck fordert, dann hast du einen Schock von gut 50% BiP-Rückgang fast über Nacht, denn zur Zeit werden über 50% aller in Deutschland hergestellten Güter exportiert und wenn der Euro auseinander bricht, dann sind diese 50% Nachfrage aus dem Ausland SOFORT vollständig WEG.
Dann wertet die neue deutsche Währung über Nacht um 30-50% auf, Deutschland ist nicht nur innerhalb von Europa sondern auf dem gesamten Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig und 50% all derer die heute noch Arbeit im Export haben werden über Nacht arbeitslos.
Ob dir dieser Schock lieber wäre als 5% Inflation für 10-15 Jahre wage ich zu bezweifeln.

Beitrag 26.10.2016, 11:45

lifesgood
... vielleicht solltest Du mal ein wenig selbst denken und Dich nicht auf falsche Definitionen von Anderen und deren Schlüsse daraus verlassen ... ;)

Aber gut, jeder soll mit seiner Meinung glücklich werden.

lifesgood

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