Holland in Not
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Which euro-zone country is most deeply in debt? The profligate Greeks, with their generous state-funded pensions? The Cypriots and their banks stuffed with dodgy Russian money? The recession-hit Spaniards or the boom-and-bust Irish?
None of the above. Actually, it is the sober, responsible Dutch.
http://www.marketwatch.com/story/stodgy ... atest_news
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http://www.acting-man.com/?p=22492
Nether-Crumble, Part 2: The Meme Spreads
http://www.acting-man.com/?p=23107
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Niederländer sind Europameister – im Schuldenmachen
Die niederländischen Haushalte sind die am höchsten verschuldeten in der ganzen Eurozone. Den größten Teil bilden aufgenommene Hypotheken: in Höhe von etwa 650 Milliarden Euro. Doch der Immobilienmarkt des Landes ist in Schwierigkeiten. Die Preise sind seit 2008 um fast 20 Prozent gefallen. Die Zahl der faulen Kredite steigt.
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... denmachen/
Das ist die Zukunft eines Geberlandes (Pro Kopf haben die Niederländer über viele Jahre netto mehr an die EU bezahlt als die Deutschen). Wer mir immer noch sagen will, dass der Immobilienmarkt bei uns keine Hochrisiko-Zone ist, sollte sich den Artikel sehr genau durchlesen.Datenreisender hat geschrieben:...
Doch der Immobilienmarkt des Landes ist in Schwierigkeiten. Die Preise sind seit 2008 um fast 20 Prozent gefallen. Die Zahl der faulen Kredite steigt.
...
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Mir ist noch nicht klargeworden, wo das Problem liegen soll. Wenn ich mir für 200.000 Euro eine Wohnung kaufe, die ich in den nächsten 10 Jahren abbezahlen kann, dann ist es zwar ärgerlich, wenn der Wert der Wohnung zwischenzeitlich auf 150.000 Euro oder noch weniger fällt, führt aber doch nicht zu einem Problem - zumindest solange ich nicht unglücklicherweise auch noch meinen Arbeitsplatz verliere. Aber in dem Fall hätte ich auch ohne den Immobilien-Preisverall eine Baustelle. Kann mir jemand das angebliche Problem aufzeigen? Immerhin geht es ja um Immobilien zum Selberbewohnen und nicht um solche,die sich durch Mieteinnahmen tragen müssen.Ladon hat geschrieben:Das ist die Zukunft eines Geberlandes (Pro Kopf haben die Niederländer über viele Jahre netto mehr an die EU bezahlt als die Deutschen). Wer mir immer noch sagen will, dass der Immobilienmarkt bei uns keine Hochrisiko-Zone ist, sollte sich den Artikel sehr genau durchlesen.
Ist er es aber nicht, stimmt auf einmal das Verhältnis ausgereichte Summe zu Sicherung nicht mehr.
Wenn nun die Kredite z.B. in gut verschnürten Paketen längst weiter gereicht sind zieht das einen ganzen Rattenschwanz nach ... mit dem Ergebnis (siehe USA, z.T. auch Portugal, Spanien), dass Kredite zurück gefordert werden, bzw. nach Ablauf der meist 10-jährigen Zinsbindung urplötzlich Konditionen gefordert werden, die der Kreditnehmer nicht mehr bedienen kann.
Folge: Häuser werden in großer Zahl versteigert.
Folge: Immo-Preise fallen noch
...
So sieht das (vereinfachtes Modell, klar) aus.
Wenn also heute mit billiger Baufinanzierung geworben wird, liegt da eine Gefahr drin. Denn es werden Leuten Häuser aufgeschwatzt, wie sie eigentlich nicht bezahlen können. Gestern habe ich erst so eine Finanzierungswerbung gesehen: 1,9% effektiver Jahreszins bei 150.000 Kreditsumme. Gutes Angebot. Aber dann die kleine Zeile darunter:
Zinsbindung 10 Jahre; 5% Tilgung in dieser Zeit ... mit anderen Worten: Nach 10 Jahren stehen da immer noch weit über 100.000 Kreditsumme offen! So, und jetzt lass das Haus nur noch 75.000 wert sein.
Aus die Maus.
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In den Niederlanden ist es üblich, Immobilien zu 100 % (und darüber) zu finanzieren und den Kredit nicht zu tilgen bzw. erst bei einem späteren Verkauf der Immobilie zu tilgen. Das liegt u. a. daran, daß in den Niederlanden Hypothekenzinsen auch für selbstgenutzte Wohnimmobilien voll von der Steuer abgesetzt werden können (Hypotheekrenteaftrek). Solange die Immobilienbesitzer mit ständig steigenden Immobilienpreisen verwöhnt werden, ist das auch kein Problem ...Pfennigfuchser hat geschrieben:Kann mir jemand das angebliche Problem aufzeigen? Immerhin geht es ja um Immobilien zum Selberbewohnen und nicht um solche,die sich durch Mieteinnahmen tragen müssen.
Die Niederländer haben das in den vergangenen Jahrzehnten wie folgt gemacht:
Ein junges Pärchen ohne Eigenkapital kauft sich eine Eigentumswohnung. Finanzierung 100 %, keine Tilgung.
Kinder kommen zur Welt, die Eigentumswohnung wird zu klein und verkauft. Vom Veräusserungsgewinn wird der Kredit getilgt und ein neues Auto angeschafft.
Anschliessend wird ein Einfamilienhaus gekauft. Finanzierung wieder 100 %, keine Tilgung.
Irgendwann sind die Kinder aus dem Haus, das Haus ist jetzt zu gross und wird verkauft und vom Veräusserungsgewinn wird der Kredit getilgt und ein neues Auto angeschafft.
Das gealterte Pärchen kauft sich jetzt wieder eine Eigentumswohnung. Finanzierung 100 %, keine Tilgung.
Irgendwann kommt das Pärchen ins Altersheim. Die Eigentumswohnung wird verkauft und vom Veräusserungsgewinn wird der Kredit getilgt und es bleibt noch satt etwas über.
Die Rechnung stimmt so aber nicht. Bei 1,9 % Zins, 5% Tilgung und 150.000 EUR Darlehen sind nach 10 Jahren nur noch 67.000 EUR offen.Ladon hat geschrieben:Gestern habe ich erst so eine Finanzierungswerbung gesehen: 1,9% effektiver Jahreszins bei 150.000 Kreditsumme. Gutes Angebot. Aber dann die kleine Zeile darunter:
Zinsbindung 10 Jahre; 5% Tilgung in dieser Zeit ... mit anderen Worten: Nach 10 Jahren stehen da immer noch weit über 100.000 Kreditsumme offen! So, und jetzt lass das Haus nur noch 75.000 wert sein.
Aus die Maus.
Doch, das führt zu einem Problem, und zwar zu einem gewaltigen.Pfennigfuchser hat geschrieben:Mir ist noch nicht klargeworden, wo das Problem liegen soll. Wenn ich mir für 200.000 Euro eine Wohnung kaufe, die ich in den nächsten 10 Jahren abbezahlen kann, dann ist es zwar ärgerlich, wenn der Wert der Wohnung zwischenzeitlich auf 150.000 Euro oder noch weniger fällt, führt aber doch nicht zu einem Problem - zumindest solange ich nicht unglücklicherweise auch noch meinen Arbeitsplatz verliere.Ladon hat geschrieben:Das ist die Zukunft eines Geberlandes (Pro Kopf haben die Niederländer über viele Jahre netto mehr an die EU bezahlt als die Deutschen). Wer mir immer noch sagen will, dass der Immobilienmarkt bei uns keine Hochrisiko-Zone ist, sollte sich den Artikel sehr genau durchlesen.
Wenn Du Dir 200.000 Euro von der Bank leihst, will die Bank eine Sicherheit. Meist ists die Immobilie, Grundschuldeintrag. Nur darf die Bank diese Immobilie nicht mit einem aktuellen Zeitwert bewerten, z.B. was ein ähnliches Haus bei Immobilienscout24 bringt. Es muss konservativ bewertet werden, und alle möglicherweise aufkommenden Kosten müssen rein: die Arbeitszeit die bei einem Problem zu investieren ist, Kosten für Gericht, Abschlag wegen schlechtem Zeitpunkt, Abschlag wegen Zwangsversteigerung und was es da sonst noch gibt. Die Differenz zwischen Kredit und diesem recht geringen Wert ist das Risiko der Bank. Das alles rechnet sie vorher aus und packts auf den Zins drauf.
Nun sinkt der Wert der Immobilie massiv. Damit erhöht sich das Risiko, und zwar noch massiver. Sagen wir mal, der Kredit geht über 200.000 (das ist auch der aktuelle Wert des Hauses auf dem Markt, wenn man keine Zeitnot hat), der Wert, den die Bank intern nehmen muss, liegt bei 150.000. Also 50.000 Risiko. Nun sinkt der Wert um 25% auf 150.000, interner Wert 100.000, Risiko 100.000. Also 100% höheres Risiko.
Dieses Risiko muss die Bank abdecken, z.B. per Eigenkapital. Und auf einmal braucht es davon doppelt so viel. Holland in Not, womit wir wieder beim Thema sind Ach ja, und das alles ist Gesetz und Verordnung, nichts was die Banken aus Jux und Dollerei machen.
Dann kommt noch der Effekt dazu, dass die Bank ja die Grundschuld in den Büchern hat, die stellt ja einen Wert dar (genauer ists der interne Wert von oben). Was soll das so rumliegen? Man kann ihn als Basis für weitere Kreditvergabe nehmen. Hört sich böseböse an, aber nur so sind die geringen Kreditkonditionen möglich. Von den knapp 2%, die heute ein Immokredit kostet, kann die Bank nicht mal ansatzweise ihre Kosten decken, wenn der Betrag aus dem Eigenkapital käme - nicht wenn alles perfekt läuft. Bei einem vernünftigen Risikozuschlag könnte man nochmal 5% draufschlagen.
Was kann die Bank tun? Viel bleibt nicht: Eigenkapital erhöhen oder Risiko runterbekommen. Ersteres ist schwierig, letzteres heißt, dass man die risikoreicheren Kredite so schnell wie möglich los wird. Also entweder weniger kulant sein und bei Problemen den Kredit etwas eher kündigen + Zwangsversteigerung, oder den Kredit weiter verkaufen.
Neue größere Risiken werden nicht eingegangen, zum einen weils die Eigenkapitalquote nicht hergibt, zum anderen weil sie sowieso wegen Basel II verboten sind. Und das bedeutet, dass viele keine Kredite mehr bekommen, niedriger Zinssatz hin oder her.
Das Ganze ist noch viel komplizierter, es werden gesamtwirtschaftliche Faktoren reingerechnet, das Risiko sinkt natürlich mit der Zeit (der Kredit wurde ja schon teilweise getilgt), Alternativanlagen mit entsprechender Risikobewertung spielen mit rein, ebenso Kosten für Sicherungsinstrumente und so weiter.
- Pfennigfuchser
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Das Problem besteht also nicht darin, daß viele Leute viele Schulden haben, sondern daß die Schulden auf dem Kauf von Immobilien beruhen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können. Ermöglicht wird das dann durch eine Finanzierung, die auf der Annahme ewigen Wachstums fußt. Klingt für mich wie Absturz mit Ansage.
- Der Goldene Kiel
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Er meinte wohl nicht 5% jährliche Tilgung. 5% Tilgung in zehn Jahren entspricht einem Annuitätendarlehen mit anfänglicher Tilgung von knapp 0,5%. Und dann bleiben genau 142.500 EUR Restschuld.tgwg hat geschrieben:Die Rechnung stimmt so aber nicht. Bei 1,9 % Zins, 5% Tilgung und 150.000 EUR Darlehen sind nach 10 Jahren nur noch 67.000 EUR offen.Ladon hat geschrieben:Gestern habe ich erst so eine Finanzierungswerbung gesehen: 1,9% effektiver Jahreszins bei 150.000 Kreditsumme. Gutes Angebot. Aber dann die kleine Zeile darunter:
Zinsbindung 10 Jahre; 5% Tilgung in dieser Zeit ... mit anderen Worten: Nach 10 Jahren stehen da immer noch weit über 100.000 Kreditsumme offen! So, und jetzt lass das Haus nur noch 75.000 wert sein.
Aus die Maus.
Bei einer Bank hier bei mir um die Ecke gibt es 1,89 % ab 150.000 EUR und 5% jährlicher Mindesttilgung. Das sind (zumindest in Deutschland) auch übliche Formulierungen/Bedingungen. Ich habe noch nie ein Angebot gesehen, wo die Tilgungsquote über die Gesamtlaufzeit angegeben war.Der Goldene Kiel hat geschrieben:Er meinte wohl nicht 5% jährliche Tilgung. 5% Tilgung in zehn Jahren entspricht einem Annuitätendarlehen mit anfänglicher Tilgung von knapp 0,5%. Und dann bleiben genau 142.500 EUR Restschuld.tgwg hat geschrieben:Die Rechnung stimmt so aber nicht. Bei 1,9 % Zins, 5% Tilgung und 150.000 EUR Darlehen sind nach 10 Jahren nur noch 67.000 EUR offen.Ladon hat geschrieben:Gestern habe ich erst so eine Finanzierungswerbung gesehen: 1,9% effektiver Jahreszins bei 150.000 Kreditsumme. Gutes Angebot. Aber dann die kleine Zeile darunter:
Zinsbindung 10 Jahre; 5% Tilgung in dieser Zeit ... mit anderen Worten: Nach 10 Jahren stehen da immer noch weit über 100.000 Kreditsumme offen! So, und jetzt lass das Haus nur noch 75.000 wert sein.
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- Der Goldene Kiel
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Ich auch nicht. Ich dachte halt, Ladon wusste, was er schreibt. :duckundweg:tgwg hat geschrieben: Bei einer Bank hier bei mir um die Ecke gibt es 1,89 % ab 150.000 EUR und 5% jährlicher Mindesttilgung. Das sind (zumindest in Deutschland) auch übliche Formulierungen/Bedingungen. Ich habe noch nie ein Angebot gesehen, wo die Tilgungsquote über die Gesamtlaufzeit angegeben war.
Wenn ich mir z.B. bei interhyp.de ausrechnen lasse, macht es momentan komischerweise überhaupt keinen Unterschied im Zinssatz, ob 9% Tilgung (quasi Volltilgung) oder überhaupt keine Tilgung.
Das war ja kein Vertrag, sondern eine Werbung. Und insoweit etwas schwammig ausgedrückt: Nach diesen 10 Jahren sollten 5% getilgt sein. Das war schon ziemlich eindeutig so zu verstehen.
Aber das ist doch auch völlig egal! Ich formuliere es daher mit Variablen nochmal:
Jemand nimmt ein Darlehen über x Euro auf.
Zinsbindung über y Jahre.
Am Ende dieser Laufzeit y stehen noch (x-xy) Euro des Darlehensbetrages (mit xy = Tilgung während der Laufzeit y) offen, die mit neuem (möglicherweise erheblich schlechterem) Zinssatz "prolongiert" werden müssen.
Das Problem ist, dass in dieser Zeit eventuell der Wert der Immobilie auf einen Betrag z < (x-xy) gefallen ist! Und wenn der Kreditnehmer dann keine andere Sicherheit hat, ist er sein Haus los.
So okay?
Ach herrjeh, ich weiß schon, warum ich immer vor konkreten Beispielen warne
Deswegen hatte ich ja den Fall von erheblich verschlechterten Konditionen bei der "Prolongierung" des Kredits angenommen.
Wir müssen doch hier nicht tausendmal hin und her rechnen; "wenn aber der Zinssatz soundso und die Laufzeit so ist, dann passt es doch" ... und so weiter. Jaja, schön und gut, aaaaber ...
Es sollte doch lediglich (einfach) erläutert werden, wie solche ganz realen (!) Situationen wie in den USA und einigen europ. Ländern entstehen! Und sie entstehen eben so wie geschildert, weil die Bedingungen sich eben so in einer Weise verändert haben, dass diese Folgen eintreten. Da ist es doch unerheblich, dass es auch andere Bedingungen geben kann, wo der "worst case" nicht eintritt. Er IST doch eingetreten!
Solange die Zinsen nicht drastisch steigen, ist das machbar. Wenn sie wie in den letzten Jahren geschehen, sinken, ist das noch einfacher machbar.
Böse wird es, wenn sie massiv steigen. Wer diese Möglichkeit als wahrscheinlich annimmt, kommt zu einer anderen Einschätzung der Zukunft. Dann würde der Thementitel stimmen.
- Der Goldene Kiel
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Du weißt nie, wie lange sie das noch tun (bzw. können). Deshalb muß man diese Möglichkeit immer mit einkalkulieren.Deichgraf hat geschrieben:Sicherheiten sind für den Fall da, dass die Leute nicht zahlen, aber wenn sie zahlen, braucht man sie nicht.
Wer ist "man". Die Bank? Soll sie ein erhöhtes Risiko (Und das ist automatisch gegeben, wenn der Marktwert der Sicherheit sinkt) für umme tragen? Würde (dürfte) sie das, ginge ihr Geschäftsmodell mittelfristig sicher nicht mehr auf. Allerdings wurden ja gerade aus Angst vor Insolvenzen bei großen Banken entsprechende Regelungen eingeführt, die dies verhindern sollen. So muß die Bank bei geringeren Sicherheiten etwa mehr (teures) Eigenkapital hinterlegen, als wenn der Wert der Sicherheit weit über der Kreditsumme liegt.Deichgraf hat geschrieben:Dagegen kann man aber etwas tun, ohne die Immos zu liquidieren und damit eine Lawine los zu treten.
Solange die Zinsen nicht drastisch steigen, ist das machbar. Wenn sie wie in den letzten Jahren geschehen, sinken, ist das noch einfacher machbar.
Man darf hier nicht vergessen, daß es nicht nur eine, nämlich die Basiszinskurve gibt, sondern die Zinsen auch, und das macht sich gerade bei niedrigen Zinsen bemerkbar, von der Bonität des Schuldners bzw. der hinterlegten Sicherheiten abhängt. Kannst Dich ja mal umhören, welche Konditionen Dir eine Bank anbietet, wenn Du eine Anschußfinanzierung über 130% des derzeitigen Marktwertes der Immobilie suchst.Deichgraf hat geschrieben: Böse wird es, wenn sie massiv steigen. Wer diese Möglichkeit als wahrscheinlich annimmt, kommt zu einer anderen Einschätzung der Zukunft. Dann würde der Thementitel stimmen.
Ein entscheidender Punkt scheint mir das zu sein:Ladon hat geschrieben: Es sollte doch lediglich (einfach) erläutert werden, wie solche ganz realen (!) Situationen wie in den USA und einigen europ. Ländern entstehen! Und sie entstehen eben so wie geschildert, weil die Bedingungen sich eben so in einer Weise verändert haben, dass diese Folgen eintreten.
Sowas kommt raus, wenn Politiker ihre gutgemeinte Agenda (mehr Menschen im Eigenheim) durchsetzen, ohne dabei bis zur eigenen Nasenspitze zu denken.Datenreisender hat geschrieben:Das liegt u. a. daran, daß in den Niederlanden Hypothekenzinsen auch für selbstgenutzte Wohnimmobilien voll von der Steuer abgesetzt werden können (Hypotheekrenteaftrek).
Gab's nicht auch in den USA eine Form der Eigenheimförderung, die entsprechende Fehlanreize setzte, deren Folgen wir 2008 beobachten konnten?
Übrignens: Würde "man" von oben herab die Prolongierung unterbesicherter Kredite wie auch immer fördern oder Begüstigen, würde das wiederum nur zur Verschiebung der Risiken führen und letztlich dafür sorgen, daß es dann irgendwann richtig rummst.
Mit dem "man" habe ich mich in der Kürze etwas bedeckt gehalten, das ist richtig.
Meine Vorstellungen gehen in folgende Richtung:
Neuverträge können anders gestaltet werden als bisher, deswegen lasse ich sie außen vor.
Mir geht es um die Altverträge, den Bestand.
Wegen der in den letzten Jahren gesunkenen Zinsen, können die Banken diese umstrukturieren. Ich will nicht zu weit ausholen, sondern nur das ganz grobe Konzept aufzeigen:
Altkonditionen 5% Zins, 0% Tilgung, ausgegebene Pfandbriefe 2,5% verzinst.
Angebot an den Kunden: Ab sofort 3,25% Zins, 1,25% Tilgung.
Die monatliche Belastung des Kunden sinkt von 1500E auf 1350Euro.
Die Bank tauscht also mit Risiken behaftete Gewinne gegen Sicherheit.
Zusätzlich bietet die Bank endlich mal eine "degressive Annuität" an. Gemeint ist damit die genaue Umkehr der Möglichkeit, am Anfang einen tilgunsfreien Zeitabschnitt einzurichten. Letzteres nenne ich mal die einfachste Form der "progressiven Annuität", da der Tilgungsanteil nach X Jahren von 0 auf z.B. 1% steigt.
Degressive Annuität würde eine höhere anfängliche Tilgungsleistung bedeuten, die sich im Laufe von wahlweise 3-10 Jahren zurückfährt. Das wäre entfernt vergleichbar mit einer Sondertilgung (z.B. betriebliche Abfindung) am ersten Jahresende. Die entspräche ja einer monatlichen Mehrzahlung im ersten Jahr von "gerundet" 1/12 der Sondertilgung. Ein anderes Beispiel wäre die vollständige Tilgung z.B. eines BS-Darlehens während der Hypothekenlaufzeit. Am Anfang mehr zu bezahlen und ab zeitpunkt X konstant weniger (bzw. "normal") kann dem Neu- wie Bestandskunden über die Zins-Konditionen schmackhaft gemacht werden.
Gleichzeitig, das sehe ich wie du, muss der Staat mitziehen. Der fällt also auch unter "man".
Mit der Brechstange geht das nicht, aber mit einer Art "Großen Übergangsregelung" nach dem deutschem Strickmuster.
Stufenweise geringere Höchstbeträge für Hypo-Zins-Abzug, pauschaler (evt. gestaffelt?) Steuersatz, der für den Abzug anstelle des persönlichen Steuersatzes gilt. Mit 25% würden evt. die Kleinstverdiener ganz gut dastehen, während die Gutverdiener bereits etwas geringere Steuervorteile hätten. Langsames und umsichtiges Zurückfahren der steuerlichen Vorteile für den Bestand, neue "mittelgute" steuerliche Aspekte für die Neuverträge schaffen, die ebenso stufenweise im 10-Jahres-Zeitraum der Übergangsregelung abgebaut werden.
Crashgefahren im Zusammenhang mit Massenarbeitslosigkeit -ö- die lasse ich mal weg, sonst haben wir hier bald einen weiteren EU-Tröt.
- Der Goldene Kiel
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Sorry, kann (und will) da jetzt nicht im Detail drauf eingehen, aber das klingt mir alles ein bisschen zu sehr nach den spinnerten Politikerideen, die ich oben als eine Ursache des Problems kritisiert habe.Deichgraf hat geschrieben:@Goldener Kiel, jetzt will ich nicht deinen ganzen Beitrag als Zitat übernehmen, aber doch zu den wichtigsten deiner Punkte Stellung nehmen.