Der Hartz-IV-Irrtum

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 24.05.2012, 13:35

silverlion
Nein, das ist kein Kommunikationsproblem, sondern ein Positionsproblem.
Am Beispiel mit dem Bart wird das deutlich. Ich habe ganz deutlich dargelegt,
dass das Geld so fliesst, wie auch Du es schreibst, dass es aber nicht, wie bei
Dir zunächst dargelegt, der Hartzler selbst zahlt, sondern der Steuerzahler.

Und es ist eben nicht möglich, über Misststände hier zu sprechen,
denn sofort ist man gegen die Ärmsten der Ärmsten, wo man doch
gegen die Reichsten der Reichen zu sein hat, die für alles verantwortlich
sind.

Und natürlich hat jeder Anspruch auf staatliche Leistungen, möchte aber seine
eigenen Ersparnisse nicht rausrücken. Der Staat, "zum Gemeinwesen gemacht,
dem Besitz Einzelner entrissen", das hört sich an wie eine Sache, das sind
aber die Mitbürger, die einem das zahlen, was man selbst nicht erwirtschaften
kann. Und dann will man da noch grosse Ansprüche haben? Das ärgert mich.

Ich sage es immer wieder: Warum soll das dann eigentlich nicht für alle
auf der Welt gelten, von China bis Feuerland? Wer hat denn von uns
Blut und Schweiß vergossen für so etwas wie Demokratie?
Das ist genauso Quatsch wie das Argument, Griechenland sei
zu retten, denn dort habe man ja die tolle Demokratie erfunden...
Warum kauft ihr Gold und Silber, statt die hungrigen Münder der Welt zu stopfen?

Schön wäre das allemal, es stellt sich nur die Frage der Finanzierung, die
ja bei aller Mitmenschlichkeit schon lange nicht gesund ist.

Und da sind wir wieder bei der Staatsverschuldung, an der natürlich nur die
Finanzmafia schuld ist.
Nein, wir leben hier über Niveau, und ja, auch der Hilfeempfänger lebt
deutlich über seinem (derzeitigen finanziellen, nicht menschlichen, blabla)
Niveau.
Und genau: Wer jahrelang in die Sozialkassen einbezahlt ist der Dumme,
wenn er mal was braucht - im Verhältnis zum Nichteinzahler, nicht global gesehen.

@aucluster: ich verstehe, was Du meinst, aber nach diesem Motto könnte
jetzt jeder Geld rumschmeissen und sagen, naja, im Verhältnis zur Bankenrettung
ist das ja nix. Ich beantrage schon mal läppische 4 Mio für mich.

Aber man sieht ja, was europaweit gewählt wird. Die Parteien
der noch grösseren Geschenke an alle. Sozial, fürsorglich, aber in
der Konsequenz unsozial und mit bitterem Erwachen für die
Zeit danach, wann immer das sein wird.

Beitrag 24.05.2012, 14:39

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Ladon
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Und doch ist es ein Kommunikationsproblem.

Denn Du unterstellst Dinge, weil Du "interpretierst" ("Es ist nicht möglich hier über Missstände zu sprechen").
Aber hier wurde nur - und bei weitem nicht nur von mir - gesagt, dass man den (nie bestrittenen) "H-IV Missstand" nicht isoliert sehen soll.

Auch wurde nicht allein "die Finanzmafia" verantwortlich gemacht, sondern - ganz im Gegenteil eigentlich - das System, das durch seine Verflechtungen diese Missstände ermöglicht. Und da bleibt es dabei, dass dieses System die "großen Geldvermögen" bevorteilt, weil diese das Potenzial haben dieses System zu gestalten und zu beeinflussen.
Und ja, die Forderung nach Teilhabe gilt für alle. Und nein, es steht nicht in meiner Macht die Dinge in China zu ändern. Und ja, ich bin auch "Egoist" und versuche mich (und meine Familie, den näheren Umkreis) möglichst gut zu positionieren z.B. indem ich Gold kaufe.
Aber warum verbietet sich dadurch der Anspruch die Fragestellung sinnvoll zu erweitern?

Und zuguterletzt: Ja, in der Tat glaube ich, dass es die "Reichsten der Reichen" (und die Mächtigsten der Mächtigen) sind, die "verantwortlich" dafür sind, dass die Dinge so sind wie sie sind. Wer sonst? Dadurch wird doch der "Leistungserschleicher" nicht gerechtfertigt. Das ist einzig und allein Deine Interpretation der Aussage. Es wurden also keine "Äpfel mit Birnen" verglichen, sondern gesagt, dass es beide Sorten Obst gibt (Kommunikationsproblem!) und dass man, wenn man über Obst redet (und wo die faulen Stellen sind), den ganzen Obstkorb anschauen müsste, weil sonst - möglicherweise - falsche Schlüsse gezogen werden könnten.
Noch immer (Ja, auch ich habe Kommunikationsschwierigkeiten) sehe ich den "Aufreger" für Dich nicht.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 24.05.2012, 16:34

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AuCluster
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Wie sehe es denn aus, wenn der Staat keine Schulden machen darf. Faktum ist, dass die Schulden in einem zinsbasierten System immer ansteigen. Die Firmen koennen keine hohen Schulden anhaeufen, sonst machen sie pleite. Also kann es nur der Buerger sein, der die ganze Schuldenlast tragen muss. Diese Situation gab es ja (abgeschwaecht) in Spanien (vergleichsweise geringe Staatsverschuldung, aber hohe private Verschuldung). Also erstrebenswert ist das nicht. Also eigentlich darf doch niemand Schulden machen, aber das geht eben nicht.

Wie sagte es ein ehemaliger Deutscher Kaiser: "Lerne zu leiden ohne zu klagen!"
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 24.05.2012, 17:12

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enderlin5
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@AuCluster

Für Unternehmen ist es tatsächlich erstrebenswert, große Schulden zu haben. Jedes größere Unternehmen in einer Marktwirtschaft ist in der Lage, im eigenen Geschäftsumfeld mit allem zur Verfügung stehenden Geld eine Rendite zu erzielen, die den Kapitalmarktzins übersteigt. Mit jedem geliehenen Geld wird also der Reingewinn gesteigert. Sobald das Unternehmen den Kapitalmarktzins dauerhaft nicht mehr erwirtschaftet, wird in der Regel ein Konkurs oder eine Übernahme angestrebt, da sich das Geschäft für niemanden mehr lohnt. AGs werden nicht selten von den Anlegern kritisiert, wenn ihre Schuldenquote zu niedrig ist.

Für sozialistische Staaten gilt zunächst das gleiche. Da die Wirtschaft dem Staat gehört, steigert sich mit höherer Schuldenaufnahme auch der Gewinn des Staates, also seiner Unternehmen. Leider ist schon nach kurzer Zeit der sozialistische Staat nicht mehr in der Lage, unprofitable Bereiche zu erkennen und aufzugeben, da es einfach keinen Markt gibt, an dem man die Rentabilität der Geschäftszweige ablesen könnte, weswegen diese unkontolliert sinkt.

Ein Staat in einer freien Wirtschaft hat keinen längerfristigen Vorteil von Schulden über einen Wirtschaftszyklus hinaus. Er finanziert sich in aller Regel durch ein Steueraufkommen, das in etwa linear mit dem BIP wächst. Das Wirtschaftswachstum ist auf lange Sicht aber immer unter dem Kapitalmarktzins. Wird also geliehenes Geld für das Wirtschaftswachstum verwendet, so ist der Steuergewinn auf Dauer niedriger als die Schuldzinsen.

Beitrag 24.05.2012, 20:34

liam
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@ silverlion

dies ist auch so ein Kapitel für sich. Aber ich meine, daß die eigene Belegschaft umgeschult
wird "Gründe finden die anscheind genug. "Neue Produkte, Produktionsverfahren, neue Kunden
usw." vom A............................. bezahlt, ohne das sich für diesen je an seinem AP etwas ändert.

Liam

Beitrag 15.02.2014, 16:56

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Datenreisender
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4.500 Euro monatlich Hartz IV problemlos möglich!

http://www.netzplanet.net/4-500-euro-mo ... s-moeglich

Beitrag 16.02.2014, 11:40

slts
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Datenreisender hat geschrieben:4.500 Euro monatlich Hartz IV problemlos möglich!
Problemlos?
Na dann versuch doch mal dein Glück.

Hier werden Einzelfälle von der rechten Proaganda zur Allegeingültigkeit erklärt.
Das soll den Sozialneid/hass schüren.

Dass es dabei um behinderte Menschen geht, dass diese Leistungen oft nicht regelmäßig sind, etc. wird zu diesem Zweck natürlich großzügig unterschlagen.

Traurig.

Beitrag 17.02.2014, 09:14

peter
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Guten Tag,

H-4 ein Irrtum ich glaube kaum, da es durch die Politik gewollt implementiert wurde um die Gesllschaft zu spalten und um abzulenken von anderen politischen Problemen.

Jedoch verlieren viele im Zuge der H-4 Diskussion ein wirklches Problem aus den Augen "die Zwangsverrentung" , wenn jemand im H-4 Bezug steht z.B 63 Jahre alt wird sowie 35 Jahre in die soziale Versicherung eingezahlt hatte. Dann wird z.B. Jahrgang 1955 zwnagsweise n Rente geschickt mit Abschlägen !!!!!! Hier droht unserer Geseelschft massiv ALTERSARMUT !!!!!!!!!!

MfG
Peter
peter24

Beitrag 17.02.2014, 10:03

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Goldistan
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Leute, die sich über ALG-2-Ausgaben des Staates aufregen, sollten sich vielleicht mal mit größeren Positionen im Staatshaushalt befassen, über die sie am Stammtisch lamentieren können. :roll:

http://www.steuerzahler.de/Fraktionskos ... index.html

Beitrag 17.02.2014, 12:42

Geldsammler
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Das schlimmste sind nicht die Ausgaben für Hartz IV, sondern der Verwaltungsapparat. Hier wird - für die Arbeitswilligen - Arbeits- und Hoffnungslosigkeit nur verwaltet. Ein menschenunwürdiges System, das willensschwache Menschen nicht mehr raus lässt. Wenn ich Hartz IV beziehen würde, wüsste ich nicht, ob ich es schaffen würde, da raus zu kommen. Man ist einfach in den Fängen des Mutti-Staates. Gerade mal genug zu leben, aber was für ein Leben? Ich glaube, die Menschen werden dort systematische entmündigt und verlernen, den Unterschied zwischen leben und dahin vegetieren. Die Abhängigkeit von Staatsleistungen wird zur Droge, selbstständiges Denken und Handeln durch Behördentum aberzogen. Kein Wunder, dass viele, die Anspruch darauf hätten, sich nicht dieser Prozedur aussetzen.

Beitrag 20.10.2015, 14:05

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VfL Bochum 1848
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Zehntausende Selbständige brauchen Hartz IV

Die Zahl der Selbständigen, die ihr Einkommen mit Harz IV aufstocken, hat sich in den vergangenen Jahren fast verdoppelt. Viele Betroffene machen das möglicherweise aus purer Not:

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Zehntause ... 75681.html
VfL Bochum? -Find ich gut!

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