Rating-Agenturen
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http://www.handelsblatt.com/finanzen/bo ... 54902.html
Ich frage mich immer wieder, was es diese US Rating-Agenturen eigentlich angeht, was die europäischen Banken treiben? Allein die Tatsache, daß die hochverschuldeten USA mit ihrer maroden Wirtschaft weiterhin das beste Ratint genießen, spricht Bände über die Objektivität dieser Vereine.
Durch ihre Quasi-Machtposition (woher um alles in der Welt kommt der?) nehmen sie meines Erachtens einen viel zu großen Einfluß auf die europäische Wirtschaft - und zwar in keinster Weise auf positive Art. Ein wenig muß ich an selbsterfüllende Prophezeiungen denken...
Höchste Zeit für eine unabhängige (wenn das denn überhaupt geht...) europäische Rating-Agentur.
- Tubenhannes
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Gehen tut das schon. Aber ohne Zulassung in den USA vollkommen nutzlos. Die chinesische Agentur Dagong (keine Zulassung in US) interessiert niemanden. Ich glaube, die downgraden alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Dagegen sind die Amis geradezu vorbildlich, wenn man es überspitzt formulieren will.Aileron hat geschrieben:
Höchste Zeit für eine unabhängige (wenn das denn überhaupt geht...) europäische Rating-Agentur.
und mit dieser Macht, die sie de facto haben, sind sie meines Erachtens nach sehr gefährlich. Wenn ich sehe, dass eine Änderung eines Ratings mehr Einfluss auf die Kurse hat, als wenn die EZB mal wieder neues Geld druckt, dann wird mir ganz anders.
Stellt euch vor:
Die Rating Agenturen raten etwas und keiner hört zu.
Du wirst doch diese heeren Stätten objektiver und unbhängiger Beurteilung nichts schlechtes nachsagen wollen?jogyli hat geschrieben:Nur sind die Rating Agenturen nicht neutral - zumindest erscheint das so.
Spaß beiseite: Die amerikanischen Ratingagenturen können gar nicht neutral sein. Das sieht ihr Auftrag nicht vor. Um das zu verstehen muss man wissen, was eigentlich ihr Auftrag ist:
Die FED hat einen gesetzlichen Auftrag, jeden Anlageemitenten regelmäßig auf seine Kreditwürdigkeit und Sicherheit zu prüfen. Diesen Auftrag hat die FED im Wesentlichen auf die drei großen Ratingagenturen S&P, Moodys und Fitch übertragen. Die Ratingagenturen haben also indirekt einen staatlichen Auftrag, die Kreditwürdigkeit großer Finanzinstitute und damit auch die der USA zu sichern.
Nun ist es so, dass die Ratingagenturen nicht von der FED und schon gar nicht vom Staat bezahlt werden, sondern von denen, die sie zu prüfen haben: Den Finanzinstituten. Hierzu zählt allerdings auch die FED, da diese ebenfalls Anleihen ausgibt. Das erklärt schon mal, warum US-Instituten selbst dann noch Bestnoten bekommen, wenn sie kurz vor der Pleite stehen (Lehmann). Wess Brot ich ess....
Was hat das jetzt mit dem Rating anderer Staaten zu tun? Nun, Staaten sind auch Emitenten. Allerdings zahlen sie nicht für das Rating; die Einstufung wird (so die Theorie) nur vorgenommen, um die Risiken der Portofolios großer Investmentfonds -also ihrer Kunden- besser beurteilen zu können.
Und Warum wird Euroland dann ständig abgewertet, die USA aber nicht? Ganz einfach: Die Ratingagenturen werden in Dollar bezahlt, ihre Kunden werden in Dollar bewertet und vor allem ist ihr ursprünglicher Auftraggeber, die FED, der Hauptverantwortliche für den Wert des Dollars. Verständlich, dass die Ratingagenturen kein Interesse an einem schwächelndem, unsicheren Dollar haben. Wess Brot ich ess...
Wörtliche Übersetzungen aus dem Englichen:
Standard & Poors - gewöhnlich & armseelig
Mody - launisch
Fitch - Abkürzung für F*cking Bitch (wird aus Jugendschutzgrunden nicht übersetzt)
Offensichtlich hast Du ja den vollen Durchblick. Da kannst DU uns ja gerne verraten, wieviele Rating-Agenturen mit breitem Angebot es überhaupt gibt. Und warum das US-Bankensystem mit aller Macht (und merkwürdigen Tricks) gegen Egan-Jones kämpft.Klecks hat geschrieben:Spaß beiseite: Die amerikanischen Ratingagenturen können gar nicht neutral sein. Das sieht ihr Auftrag nicht vor. Um das zu verstehen muss man wissen, was eigentlich ihr Auftrag ist
Vorurteile sind etwas schönes.
noses.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ratingagentur#Geschichtenoses hat geschrieben:Offensichtlich hast Du ja den vollen Durchblick. Da kannst DU uns ja gerne verraten, wieviele Rating-Agenturen mit breitem Angebot es überhaupt gibt. Und warum das US-Bankensystem mit aller Macht (und merkwürdigen Tricks) gegen Egan-Jones kämpft.Klecks hat geschrieben:Spaß beiseite: Die amerikanischen Ratingagenturen können gar nicht neutral sein. Das sieht ihr Auftrag nicht vor. Um das zu verstehen muss man wissen, was eigentlich ihr Auftrag ist
Zitat:
Im Juli 1975 setzte die US-Börsenaufsicht (United States Securities and Exchange Commission) fest, dass die Rating-Agenturen die einzigen sein sollten, die die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen erfüllen dürfen, sich bewerten zu lassen, ehe sie für den amerikanischen Kapitalmarkt zugelassen werden. Dies musste von mindestens zwei zugelassenen Rating-Agenturen geschehen. Zugelassen wurden dafür ausdrücklich nur Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Ratings.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ratingagen ... ingprozess
Zitat:
Der Ratingprozess beginnt mit dem Auftrag eines Emittenten oder Kreditnehmers an eine Agentur, dem sogenannten Mandatsvertrag.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ratingagen ... nkonflikte
Zitat:
Den Agenturen wird zuweilen vorgeworfen, dass sie zu enge Beziehungen zum (Finanz-) Vorstand von Schuldnern (Emittenten) pflegen, was zu übertriebenem gegenseitigen Einfluss führen kann oder sie gar der Gefahr der Irreführung aussetzt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ratingagentur#Kritik
Zitat:
Kritisch gesehen wird, dass die Ratingagenturen von Auftraggebern bezahlt werden, deren Finanzprodukte sie gleichzeitig bewerten sollen, was Interessenkonflikte bewirken kann. Den Ratingagenturen wird vorgeworfen, sie unterlägen diesem Interessenkonflikt, indem sie zu gute Ratings in Aussicht stellten oder vergäben, um sich Aufträge oder Folgeaufträge zu sichern.
Informationen sind schönernoses hat geschrieben: Vorurteile sind etwas schönes.
.
Zu Informationen:Klecks hat geschrieben: Zitat:
...Kritisch gesehen wird, dass die Ratingagenturen von Auftraggebern bezahlt werden, deren Finanzprodukte sie gleichzeitig bewerten sollen, was Interessenkonflikte bewirken kann. Den Ratingagenturen wird vorgeworfen, sie unterlägen diesem Interessenkonflikt, indem sie zu gute Ratings in Aussicht stellten oder vergäben, um sich Aufträge oder Folgeaufträge zu sichern....
Informationen sind schöner .
Fitch ist keine "amerikanische" Agentur (korrekt wäre US-amerikanische...),
Haupteigner ist ein Franzose
Auch an andere Stelle gibt es das Dilemma von sogenannten "unabhängigen Sachverständigen"
direkt vor unserer Haustür--die werden auch vom Auftraggeber bezahlt,sehr eigenwillig diese
Unabhängigkeit.
T.
und Du veränderst Dein Leben"
"Die kürzesten Wörter ( ja,nein ) erfordern das meiste
Nachdenken"
Pythagoras von Samos
Ah. Der Publikumsjoker. Der sticht natürlich immer.Klecks hat geschrieben: http://de.wikipedia.org/wiki/Ratingagentur#Geschichte
Zitat:
Im Juli 1975 setzte die US-Börsenaufsicht (United States Securities and Exchange Commission) fest, dass die Rating-Agenturen die einzigen sein sollten, die die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen erfüllen dürfen, sich bewerten zu lassen, ehe sie für den amerikanischen Kapitalmarkt zugelassen werden. Dies musste von mindestens zwei zugelassenen Rating-Agenturen geschehen. Zugelassen wurden dafür ausdrücklich nur Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch Ratings.
Nebenher gibt es noch eine Reihe akkreditierter Rating-Agenturen wie Egan-Jones (die gerade mit billigen Tricks von der SEC gemobbt werden), die im Auftrag ihrer Kunden _andere_ Entitäten bewerten. Typischerweise hört man da die Wahrheit, auch wenn es schmerzt (u. a. wurden dadurch so einige im Wasser treibende Leichen wie JP Morgan ans Ufer geholt und öffentlich ausgestellt). Auch die gerade veröffentlichte Abwertung Frankreichs auf BBB+ generiert nicht gerade Begeiterung beim Zentralrat der Zentralbanken...
Merke: Die Welt enthät mehr als das, was die Wikipedie Dir erzählt. Du mußt aber selber nachsehen.
noses.
Das ist ja alles schön und gut, ändert aber weder etwas an der internationalen Gewichtung der drei großen Agenturen mit quasi-Staatsauftrag noch an deren Interessenkonflikten. Der Vorwurf der Gefälligkeitsbewertungen ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen, ebenso wenig die internationalen Reaktionen auf deren Ratings. Nachdem die drei großen als einzige von der US-Börsenaufsicht zugelassen sind, gilt deren Urteil als quasi amtlich und wird entsprechend höher gewichtet.
Natürlich gibt es andere, deutlich unabhängigere Agenturen. Nur finden die weniger Beachtung.
Interessant wäre die Frage, warum ausgerechnet die drei, und nur die drei zugelassen sind.
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Zweitens fällt es dann vielleicht sogar dem dümmsten Bürger auf, welches Spiel hier gespielt wird.
Hier glaubst Du also an Wettbewerb...was für ein Glaubejogyli hat geschrieben:Ich glaube mittlerweile ist jedem klar geworden, dass durch die entsprechend gearteten Ratings der Wettbewerb verzerrt wird.
Es handelt sich um politische Eingriffe durch Institutionen in einen KRIEG.
Beispiel:Währungskrieg Euro versus US-Dollar.Da geht es um Macht.
Streich das Wort Wettbewerb aus dem Vokabular--so ist es schon lange nicht mehr:
"Wettbewerb bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft das Streben von mindestens zwei Akteuren (Wirtschaftssubjekten) nach einem Ziel, wobei der höhere Zielerreichungsgrad eines Akteurs einen niedrigeren Zielerreichungsgrad des anderen bedingt."
Wettbewerb--Konkurrenz:
"In der wissenschaftlichen ökonomischen Literatur, insbesondere in der angelsächsischen Literatur gibt es diese Unterscheidung nicht. Eine linguistische Begründung für diese Unterscheidung gibt es ebenfalls nicht."
T.
siehe Wirtschaftslehre
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Pythagoras von Samos
Min Jung...dann öffne mal Deine Augen.jogyli hat geschrieben:Als Wirtschaftskrieg kann man es wohl noch nicht bezeichnen. Zumindest wird dieser als solches nicht offen geführt....
Diese Bezeichnung ist nicht von mir---die ist schon Jahre zurück
für bestimmte Erklärungen unserer komplexen Welt verwendet worden
T.
und Du veränderst Dein Leben"
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Pythagoras von Samos
Die Rating-Agentur bewertet die Kreditwürdigkeit der USA nach einer Überprüfung weiterhin mit der Bestnote "AAA".
Die Einstufung der einzelnen Staaten, Counties usw. ist eine ganz andere Sache. Und definitiv nicht durchgehend AAA.
http://oe1.orf.at/artikel/311159