Vielleicht sollten wir an dieser Stelle mal erwähnen, dass die "westliche Welt", die "christliche Hemisphäre", "(West-)Europa", das Gebiet des "karolingischen Reiches" ... wie auch immer: "WIR" halt, solche religiösen Regelungen früher durchaus auch kannte! Was dazu führte, dass überproportional viele aus "sozialen Randgruppen" in die Rolle der "Geldverleiher" (Finanzakteure, Bankiers etc.) kamen. Was daraus auf Dauer entsteht, wissen wir auch alle.Sapnovela hat geschrieben:...
Im Islamic Banking sind alle Elemente angelegt, die unserem Geldsystem eine Alternative entgegensetzen könnten:
Riba - das allgemeine Zinsverbot
Gharar - das Verbot der Spekulation
Maysir - das Verbot des Glücksspiels
Es geht im Kern darum, dass man nicht mit Geld weiteres Geld verdienen kann.
Also: Wenn sich islamische Länder als Alternative zum "Westen" und seinem suizidalen Zinseszinssystem profilieren wollen, dann sollten sie gerade hier aktiv werden. Doch... leider ist außer den wirtschaftlich rückständigen Ländern Iran, Pakistan und Sudan keiner auf die Linie des Islamic Banking umgeschwenkt... schade eigentlich.
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Noch wichtiger aber ist: Solche Bestimmungen sind RESTRIKTIONEN für einen freien Markt. Können wirklich GESETZE - überdies RELIGIÖSE! - eine Lösung für die Problematiken des Geldsystems sein? Schaffen solche "Verbote" nicht erst auch die "Schlupflöcher" mit denen Profiteure das System ausnutzen? Und weil die Schlupflöcher so profitabel sind wachsen sie schließlich, bis viel mehr Loch als Substanz da ist.
Also für mich ist die Vorstellung von derart geknebelter Wirtschaft ein Graus (auch wenn ich durchaus nicht zu den "dogmatischen wirtschaftlichen Libertinarians" gehöre). Und wenn es dann auch noch religiöse (bzw. "kirchliche", was man wohl besser als einen Unterschied markiert) Korsetts sind, in die die Gesellschaft gesteckt werden soll ... für mich kein akzeptabler Weg um die Missstände des Systems auszuräumen - das ist das gleiche wie ein Goldstandard IM globalen Zentralbanksystem: Füttert letztlich nur die jetztigen Profiteure und Machthaber (wirtschaftlich wie politisch).
Etwas provokanter könnte man auch sagen: Solche religiösen Lebensregeln gelten in unserem Kulturkreis zu Recht als "mittelalterlich".
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Das heißt jetzt NICHT, dass man überhaupt nicht regulieren sollte, jedoch sind "Verbote", "schärfere Gesetze" usw. eigentlich in allen Bereichen ab einem gewissen Grad kontraproduktiv (NOCH mehr Verkehrsregeln? VERSCHÄRFUNG des Waffenrechts? Europaweite Bankenaufsicht? ...). Wenn ein Regelungsrahmen existiert (wie z.B. grundlegende Verkehrsregeln, die notwendig sind und deren Einhaltung durchgesetzt werden muss), kann man durch Aufblähung des Regelwerks irgendwann keine strukturelle Verbesserung des "Themas" real mehr erreichen. Dann werden mit jeder neuen Regelung eigentlich nur neue "Straftäter" geschaffen. (= gestern noch unbescholten, ab heute dank neuer Regel verfolgt).
Dann kommt der Punkt an dem man "steuern" sollte, nicht "verbieten".