Gold wird maßlos überschätzt

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 08.11.2012, 10:41

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Ladon
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Silber_Fuchs hat geschrieben:@Ladon
Wirklich ? - in den anglo-amerikanischen Literatur sieht man es anders - war durch den festen Wechselkurs zur Leitwähung US$ nicht der Goldstandard indirekt bis zum Nixon Shock fortgeführt?

"On 15 August 1971, the United States unilaterally terminated convertibility of the US$ to gold. This brought the Bretton Woods system to an end and saw the dollar become fiat currency.

Kenneth Waltz, Man, the State and War (New York: Columbia University Press, 1969) and yuvi.c Calleo and Benjamin M. Rowland, American and World Political Economy (Bloomington, Indiana: Indiana University Press, 1973)
Kann dem Zitat nicht entnehmen, dass die Amis "es" anders sehen würden. Die USA beendeten die Konvertibilität des Dollar in Gold. Das ist richtig. Aber wo ist der beendete "Goldstandard", ein internationaler gar? Nixon gab die Einlösegarantie auf, die für teilnehmende Zentralbanken für Dollar bestand. Verschämt verschwiegen wird auch, dass zur Zeit von Bretton Woods die Amerikaner privat gar kein Gold besitzen durften (außer Schmuck und Sammelware).
Wenn DAS Goldstandard ist, dann aber "Gute Nacht": Mein Papier ist wie Gold, aber ich darf es nicht eintauschen ...

Nein im Ernst: Auch in Amiland besteht unter ernst zu nehmenden Autoren, Historikern und Ökonomen wie auf der ganzen Welt kein Zweifel darüber, dass Bretton-Woods kein Goldstandard-System war, sondern etwas "neuartiges", das irgendwie, irgendwo zur Vertrauensbildung für die Teilnehmer so ein klein wenig mit Gold untermauert war. Wie der Hamster wohl sagt, eher aus nostalgischen Gründen, denn aus praktischen.
Der Clou an Bretton-Woods war doch, dass die USA es nutzen konnten, um mit FIAT-Money Importe zu zahlen und ihre Inflation zu "exportieren". Das war genial! (Und nur der oft gescholtenen Keynes scheint kapiert zu haben, was da lief ... ob seine Variante besser gewesen wäre, bleibt allerdings offen)

Nochmal: Das Rückgrad des historischen Goldstandards war der ungehinderte Goldfluss und die allgemeine (!) Einlösegarantie. DAS waren die entscheidenden Spielregeln.
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Beitrag 08.11.2012, 11:29

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Goldhamster79
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Ladon hat geschrieben: Nein im Ernst: Auch in Amiland besteht unter ernst zu nehmenden Autoren, Historikern und Ökonomen wie auf der ganzen Welt kein Zweifel darüber, dass Bretton-Woods kein Goldstandard-System war, sondern etwas "neuartiges", das irgendwie, irgendwo zur Vertrauensbildung für die Teilnehmer so ein klein wenig mit Gold untermauert war. Wie der Hamster wohl sagt, eher aus nostalgischen Gründen, denn aus praktischen.
Der Clou an Bretton-Woods war doch, dass die USA es nutzen konnten, um mit FIAT-Money Importe zu zahlen und ihre Inflation zu "exportieren". Das war genial! (Und nur der oft gescholtenen Keynes scheint kapiert zu haben, was da lief ... ob seine Variante besser gewesen wäre, bleibt allerdings offen)
Charles de Gaulle hat die Entwicklung des USD und die Endlichkeit der Konvertibiltät frühzeitig erkannt und die Währungsreserven in der inflationierenden (=im Umfang [M3] wachsenden) US-Geldeinheit noch rechtzeitig in Echtgeld getauscht und nach Hause geholt.

Faktisch lebte USA schon damals eine ganze Zeit über ihre Verhältnisse und gab als Nation mehr aus, als sie einnahm. Daraus resultierten die von mir oben schon genannten Handelsbilanzdefitite. Nur die Aufhebung der Konvertibilität hat es der USA bis heute ermöglicht derart weiterzuleben und ihre Importe durch Aufschuldung und damit Geldschöpfung letztlich aus dem Nichts zu bezahlen. Ware gegen Schuldtitel haben das Land durch diesen zugegeben genialen Schachzug seither vor der Pleite bewahrt - solange die Gläubiger dies mitmachen und vorallem Fernost liefert und auch das Öl für lau (lapidar gesprochen) weiter fließt.

Die militäre Weltmachtstellung hat dies natürlich begünstigt...

Diese Sitatuation hat letztlich zur gegenseitigen Abhängigkeit zwischen USA und China geführt. China hat Amerika als größter Gläubiger sprichwörtlich in der Hand wohingegen Chinas Wirtschaft auch durchaus abhängig ist vom Export nach Amerika und ihren eigenen aufgehäuften Währungsreserven (aufgrund deren Dollarlastigkeit sehen wir ja die verstärkten Bemühungen des chin. Goldreservenausbaus und die Einkaufszüge v.a. in Afrika, USD gegen Sachwerte jeder Art).
Diese Abhängigkeiten werden zukünftig Spannungen erzeugen, die durchaus unschöne Züge annehmen könnten, falls die Währungen nicht vorher im breiten Vertrauensverlust fallen...

Goldhamster

Beitrag 08.11.2012, 14:06

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Silber_Fuchs
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Hallo,
hätte nicht gedacht - wie konträr die Ansichten sein können.

Aber wann wurde nun der Goldstandard offiziell begraben?
1931? 1933? 1944? 1969? 1971? (1938?)

hmmm smilie_08
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldstandard
Unter dem Goldstandard ist ein Währungssystem zu verstehen, das auf dem Wert des Goldes basiert. Realisiert wird dies, indem Münzen aus Gold in Umlauf gesetzt oder Banknoten auf Goldeinheiten ausgestellt werden. Die Banken garantieren einen Preis zwischen der Geldeinheit und dem Gold. Der internationale Goldstandard ist mit einer Fixierung der relativen Preise der einzelnen Währungen verbunden, was zu einem fixierten nominalen Wechselkurs führt. Bei dem reinen Goldstandard entspricht die Geldmenge wertgleich dem Goldbestand eines Landes. Das Währungsregime des Goldstandards war von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg vorherrschend. Der Goldstandard verlor nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung und fand schließlich durch die Sterlingkrise 1931 sein Ende. Im Juli 1944 beschlossen einige Staaten auf einer Konferenz das System von Bretton Woods; auch dieses war ein Währungssystem des Goldstandards. Die Bundesrepublik trat ihm 1949 bei. Es wurde von US-Präsident Richard Nixon im Sommer 1971 überraschend außer Kraft gesetzt (siehe Nixon-Schock).
...
1976 empfahl der Internationale Währungsfonds seinen Mitgliedern die Aufhebung der Goldbindung der Währungen.
PS: Der Beitrag von Goldhamster gefällt mir :Bankenkrise
Edit & Ergänzung:
Warum wurde der Schritt über Bretton Woods gemacht? Weil das Volk niemals eine direkte Abkehr akzeptiert hätte! Durch die Konvertibilität wurde (vorrübergehend) eine Währungstabilität suggeriert wurde, ohne die ein Übergang zum ungedeckten Papier-Schuldgeldsystem nicht möglich gewesen wäre. Sicherlich kam hierzu auch noch eine gute Portion Größenwahn, so dass man davon ausgehen kann, dass die Beteiligten zumindest teilweise wirklich an diese vermeintliche Stabilität glaubten.
Wie sich die Zeiten gleichen -> EURO oder ESM


Aus meiner Sicht wurde der Goldstandard erst durch die Beendigung der Gold-Konvertibilität im Jahr 1971 durch Präsident Richard Nixon offiziell begraben.
Aber nicht auf der Währungskonferenz 1944 im US-Städtchen Bretton Woods - wie um Beitag "Gold wird maßlos überschätzt". Dann doch eher mit der "Sterlingkrise (1931)" und der Ausetzung des Goldstandard in Mitteleuropa bzw. den USA 1933.

PS: @ Ladon
Baron Keynes : Höhepunkt seiner politischen Karriere war seine Tätigkeit als Chefunterhändler bei den Bretton-Woods-Verhandlungen im Jahre 1944.
Die Absicht bzw.
des Clous an Bretton-Woods war doch, dass die USA es nutzen konnten, um mit FIAT-Money Importe zu zahlen
wurde doch nicht genannt - offiziell konnten die Zentralbanken in Gold tauschen...

Beitrag 08.11.2012, 15:05

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Goldhamster79
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Ladon hat geschrieben: Nochmal: Das Rückgrad des historischen Goldstandards war der ungehinderte Goldfluss und die allgemeine (!) Einlösegarantie. DAS waren die entscheidenden Spielregeln.
Ja, hier muss ich nochmal anknüpfen und konkretisieren:

Das Wesen des Goldstandards war der ungehinderte Goldfluss, dies bedeutet auch den physischen Ausgleich von Handelsbilanzsalden gegenüber anderen Ländern.

Diesen für einen Goldstandard wesentliche Mechanismus gab es nach Bretton Woods eben nicht mehr, lediglich eine Konvertibilität auf Anforderung (aus o.g. Gründen).
Somit lässt sich von einem Goldstandard nicht mehr sprechen, Bretton Woods war ein Dollarstandard, lackiert mit einem goldfarbenem Lack namens Konvertibilität.

Die Geldmengenausweitung lief ab diesem Zeitpunkt bereits abgekoppelt von einem fixen Bezug der Geldmenge zu den Goldreserven. Die Konvertibilität (zum staatl. festgesetzten Kurs) war lediglich eine Beruhigungspille die nie dauerhaft Bestand haben konnte, weil die Geldmengenausweitung diese automatisch beenden musste, indem sie zu einer Unterbewertung von Gold führte.

Wikipedia kannst Du manchmal knicken bei Themen die nur eine kleine Minderheit wirklich versteht ;)

Goldhamster

Beitrag 08.11.2012, 16:54

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Silber_Fuchs
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Deine/Eure Ausführung habe ich doch verstanden :-)

Doch zurück zur Ausgangsfrage. wann wurde nun der Goldstandard offiziell begraben?

Ich bezweifele, dass damals mit dem Zeitpunkt der Gründung des Betton Woods Systems der Goldstandard offiziell begraben wurde. Insbesondere mit der Betonung von offiziell.
Welchen Zeitpunkt würdet Ihr nennen?

Das Sytem von Bretten Woods wurde als ein "Par value system" eingeführt somit wurde der Begriff Goldstandard nicht genutzt - stützt ja auch eure Auffassung:
The countries that joined the IMF between 1945 and 1971 agreed to keep their exchange rates (the value of their currencies in terms of the U.S. dollar and, in the case of the United States, the value of the dollar in terms of gold) pegged at rates that could be adjusted only to correct a "fundamental disequilibrium" in the balance of payments, and only with the IMF's agreement. This par value system—also known as the Bretton Woods system—prevailed until 1971, when the U.S. government suspended the convertibility of the dollar (and dollar reserves held by other governments) into gold.
[Quelle IWF/IMF]

Beitrag 08.11.2012, 16:59

TiloS
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Halbwissen und keine Lust zu googln:kam das Ende nicht ("rein zufällig")im zusammenhang mit dem teuren Vietnamkrieg?

Beitrag 08.11.2012, 17:01

Geldsammler
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Besonders interessant ist, dass in Bretton Woods die Amerikaner in der letzten Nacht vor dem Unterzeichnen der Verträge die bereits ausgehandelte Vertragstexte mit dem Zusatz "and Dollar" geändert haben. Damit wurde der Dollar durch Betrug zur Weltleitwährung. Die britische Delegation hat sich wohl ziemlich aufgeregt, aber man hat sich nicht erfolgreich dagegen gewährt.

Wen das Thema interessiert, dem empfehle ich das phantastisch aus Originalquellen recherchierte Buch "Welt.Macht.Geld" von Georg Zoche. Gibt es fairerweise auch kostenlos im Internet zu lesen: http://www.weltmachtgeld.de/

Da zieht es einem die Fußnägel hoch. Und der Autor ist alles andere als das, was man Verschwörungstheoretiker nennt. Da ist jedes Wort mit Fußnote und Quellenangabe belegt!

Beitrag 08.11.2012, 17:05

Geldsammler
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@Silber_Fuchs: doch es war in Bretton Woods. Ganz offiziell. Allerdings wurde es durch die Option auf Dollar etwas vernebelt. Damit hatte die Amis es aber im Griff, wann sie die Goldbindung selbst aufheben.
Hier gibt es wie, oben schon erwähnt, eine sehr gute Beschreibung mit Originalquellenhinweisen:www.weltmachtgeld.de

Die Einleitung daraus:

Eigentlich beginnt die Geschichte der heutigen Finanzkrise schon vor über 65 Jahren, genauer: in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 1944.

Denn in dieser Nacht haben die USA – und das ist bis heute kaum bekannt – die Dokumente der Währungskonferenz von Bretton Woods heimlich umgeschrieben. Als die aus 44 Nationen stammenden Konferenzteilnehmer den Vertrag schließlich unterzeichneten, ahnten sie nicht, dass die USA in dem Dokument das Wort "Gold" jeweils um dem Zusatz "oder US-Dollar" erweitert hatten.

Beitrag 08.11.2012, 19:07

zorniboy
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Die Oberflächlichkeit des Artikels erübrigt absolut jeden Kommentar dazu. Allein die Begründung von hochspekulativ mit "wirft keine Zinsen ab" ist abenteuerlich und zeigt das "Fachwissen" der Verfasserin.

Beitrag 08.11.2012, 19:25

Geldsammler
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Es ist korrekt, dass Gold keine Zinsen bringt.
Aber das war es dann schon.
Geld bringt nämlich auch keine Zinsen.
Außer man verleiht es. Und dann bekommt man für das Verleihen Zinsen. Ein Versprechen für das Risiko.
Verleihen kann man sein Gold aber auch gegen Zinsen. Das müsste eine Dame mit einem Abschluss in Volkswirtschaft eigentlich wissen, oder?
Hochspekulativ ist Gold im Vergleich zu Geld auch nicht. Denn es fragt sich, was spekulativer ist: eine Währung, die es bereits seit 6000 Jahren gibt und die nur mäßige Schwankungen beim Tausch in Lebensmittel hatte oder eine Währung, die es erst knapp seit 20 Jahren gibt. Vor allem vor dem Wissen, dass jede Währung bisher untergegangen ist.
Wenn Dummheit weh tun würde...

Beitrag 08.11.2012, 19:47

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Ladon
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Goldhamster79 hat geschrieben:...
Das Wesen des Goldstandards war der ungehinderte Goldfluss, dies bedeutet auch den physischen Ausgleich von Handelsbilanzsalden gegenüber anderen Ländern.
Diesen für einen Goldstandard wesentliche Mechanismus gab es nach Bretton Woods eben nicht mehr, lediglich eine Konvertibilität auf Anforderung (aus o.g. Gründen).
...
An die Stelle des so genannten Gold-Automatismus traten die zugesicherten Mechanismen falls eine Währung im internationalen Wechselkurs in Bezug auf den Dollar über oder unter einen gewissen Punkt fiel (es gab einen engen Korridor für Wechselkursschwankungen). Im Goldstandard führten die Goldpunkte - Einhaltung der Regeln von den Teilnehmern vorausgesetzt - quasi automatisch zu Goldbewegungen (die allerdings real meist durch vorgehaltene Wechsel auf ausländische Währungen abgefedert wurden): Einmal wurde es günstiger Gold zu exportieren, im anderen Fall war es günstiger Gold einzuführen:

Ein Beispiel mit Währung A und B. Beide legen ihren Goldfuß auf 10A = 1g = 10B (das ist die oben genannten FIXIERUNG des Goldpreises in nationaler Währung)
Trotzdem gibt es natürlich Währungen (die Recheneinheit) und aus wirtschaftlichen Gründen Wechselkursschwankungen. Angenommen die Währung A ist im Land B gefragt, weil man im Land A Waren kaufen will, dann steigt der Wechselkurs. Steigt über einen bestimmten Punkt (den "oberen Goldpunkt") passiert dies:
Tauscht man Währung B gegen A, muss man nun auf einmal 11B für 10A hinlegen, dann sogar 12B.
Die Transportkosten, Versicherung etc.p.p. für den Transport von 1g Gold von B nach A betragen 1,5 B.
Was passiert jetzt? Logisch: Mit einem Kurs von 12B = 10A ist der obere Goldpunkt erreicht. Es ist nun günstiger im Land B für 10B ein Gramm Gold zu kaufen, dies für 1,5B nach A zu transportieren und dort in 10A zu tauschen, womit man die gewünschte Ware erwirbt.
Dadurch fließt konkret Gold nach Land A (DAS ist der ungehinderte Goldfluss).
Das führt dort zu Geldmengenausweitung, das "Angebot" an Währung A im Inland steigt (es entstehen ja Währungseinheiten durch den Umtausch von Gold in Währung A, nicht etwa durch gesteigerte Wirtschaftsleistung o.ä.). Möglicherweise eine leichte allgemeine Preissteigerung, die überdies die Exportwaren verteuert, womit die Nachfrage ebenfalls abnimmt. Jedenfalls wird der Kurs der Währung A schließlich wieder fallen. (Umgekehrt gibt es den "unteren Goldpunkt" ... das kann sich jeder selbst überlegen) Mal ganz einfach gesagt (das sich ebenfalls anpassende Zinsniveau spielt natürlich auch noch eine Rolle, ich will es jetzt aber nicht "auswalzen").
Wie im oben verlinkten Info-Thread schon bemerkt: Ein schlichter, eleganter Mechanismus - SOLANGE SICH ALLE AN DIE SPIELREGELN HALTEN!

Unter Bretton-Woods Regeln war es so:
Stieg eine Währung zu sehr und gelangte an den festgelegten Grenzpunkt ... nein, zuerst zu viel Geld, denn das war es ja, was den Amis den Vorteil brachte:
Gab es also "zu viel" einer Währung auf dem Devisenmarkt und fiel deswegen der Kurs bis zum Grenzpunkt, dann waren die teilnehmenden Staaten verpflichtet STÜTZUNGSKÄUFE zu tätigen! Kurz: Überzählige Dollars MUSSTEN von den anderen gekauft werden ... war natürlich kein Problem, denn das war ja "wie Gold" ... Die Nachfrage wurde also künstlich geschaffen, der Kurs stieg.
Stieg eine Währung jedoch - und die anfangs (pessimistisch?) unterbewertete D-Mark stand von Anfang an unter stetem Aufwertungsdruck - über die festgelegte Grenze, wurde sie "zurück geholt": Die Zentralbank schöpfte Geld, erhöhte das "Angebot" also und die "Nachfrage" konnte ohne weiteren Druck bedient werden.
Auf diese Weise kam die Bundesbank übrigens zum Großteil ihres Goldes!


Aber nun zur eigentlichen Frage:
Definitiv war Bretton-Woods das Ende des Goldstandards ... wenn vielleicht auch in dem Sinne, dass nach dieser Vereinbarung eine Rückkehr zum historischen Goldstandard nicht mehr möglich war (zumindest für lange Zeit). Also ist es vielleicht eine Definitionsfrage. Ebenso unklar ist ja auch, wann "der Goldstandard" begann? Mit der Einführung des Sovereign? Mit dem Peelschen Bankgesetz? (Musste eh mehrmals ausgesetzt werden, u.a. wegen des Goldabflusses zwecks Investitionen in den USA) Mit der Entscheidung des gerade gegründeten Deutschlands seine Währung dem Goldstandard zu unterwerfen, die weltweit große Beachtung fand und die Staaten im Dutzend zum Goldstandard brachte? Als 50 (oder 52 oder 42) Länder den Goldstandard beachteten?
Schwer zu sagen.
Eigentlich gelang es nach 1914 nur noch mit Krücken und Hilfsmitteln (Devisendeckung) den Goldstandard wiederzubeleben - angesichts der gigantischen Schulden, die alle Europäer gleichermaßen an die Wand drückten, blieb das in den 1920ern ja ein Strohfeuer. Denn nachdem sich 60% der gesamten Reserven in Frankreich und den USA angesammelt hatten, hätten die Zentralbanken dieser beiden Nationen unter den Spielregeln des Goldstandards (so er denn da noch faktisch existiert hätte - de jure waren alle wichtigen Volkswirtschaften und 'ne Menge unwichtiger auch, noch dabei) dafür sorgen müssen, dass dieses Gold in Fluss gerät (mit den Mitteln der Geldpolitik: v.a. Zinssatz, Offenmarktpolitik). Taten sie aber nicht. Die Bank of England blutete schließlich aus und gab als erste wichtige Nation die Goldbindung auf und damit den internationalen Goldstandard. Ende des Goldstandards? Oder erst als ... (subjektiv "liebstes" Ereignis einsetzen ;-) )
Wenn Du mich fragst, dann endete der Goldstandard etwa 1910 (da gab es die ersten richtig sichtbaren Anzeichen nicht nur in Deutschland) ... Eigentlich ein kurzlebiges Währungssystem, wenn man es so sieht smilie_08
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Beitrag 08.11.2012, 20:17

indy
...Bahnhof... smilie_08
Muss man das verstehen? - oder kann bitte jemand in drei kurzen und verständlichen Sätzen wiederholen, was sich die beiden da erzählen?

Beitrag 08.11.2012, 21:02

Tandem
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"Tja, das ist eben die Sprache der Geschäftsleute!"

"Sesterz-nichts-mehr-wert-sein" (Quellennachweis: Obelix GmbH&Co. KG)

scnr, Tandem :-)

Beitrag 08.11.2012, 22:22

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Titan
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indy hat geschrieben:...Bahnhof... smilie_08
Muss man das verstehen? - oder kann bitte jemand in drei kurzen und verständlichen Sätzen wiederholen, was sich die beiden da erzählen?
Noch einfacher geht es nicht zu erklären....dann würden es ja ALLE verstehen....
und wir hätten noch vor morgen früh eine Weltrevolution :twisted:
T.
"Das Leben ist Schwingung.Verändere Deine Schwingungen--
und Du veränderst Dein Leben"
"Die kürzesten Wörter ( ja,nein ) erfordern das meiste
Nachdenken"
Pythagoras von Samos

Beitrag 08.11.2012, 22:35

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anfaenger_65
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Hab den Artikel gerade mal gelesen....und die Hände überm Kopf zusammengeschlagen.....armes Deutschland! :cry:

Vor allem solche Sätze wie die Folgenden sind m.E. völliger Unsinn:

(Zitat): Heute kann die Europäische Zentralbank (EZB) theoretisch so viel Geld drucken, wie sie will. Sie erhöht, vereinfacht gesprochen, per Mausklick den Dispo-Kredit, den sie Sparkassen und Privatbanken einräumt. Auf das Goldvermögen kommt es nicht an. Heute sorgen Gesetze dafür, dass Notenbanken ihr Privileg, Geld drucken zu dürfen, nicht missbrauchen. Gesetze verpflichten die EZB, nur so viel Geld zu schaffen, dass die Inflationsrate zwei Prozent nicht übersteigt.
An die Stelle der Absicherung der Währung durch ein mythisches Metall ist die Absicherung durch demokratisch erlassene Gesetze getreten. Daher ist es fast egal, wie viele Tonnen Gold die Bundesbank wo liegen hat. (Zitat Ende)

Gerade die aktuellen, neuen Gesetze zur Erokrise, ESM usw. zeigen doch, das die Gesetzgebung immer gerade an den aktuellen Status Quo angepasst wird - anstatt so zu handeln, wie es vor der Euro - Einführung eigentlich gesetzlich vereinbart war!

Und GOLD war, - ist - und bleibt wertvoll, 1. weil es ENDlich ist, d.h. irgendwann sind die Vorkommen ausgebeutet - und 2. weil es seit Menschengedenken IMMER wertvoll + begehrt war und nachgefragt wurde!
Deshalb ist es auch nicht hochspekulativ!
Aktien können ruckzuck auf NULL fallen, - bei Gold dagegen wird das NIE passieren!

Das sollte die Leiterin einer Wirtschaftsredaktion wissen.
anfaenger_65

Beitrag 09.11.2012, 05:58

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indy hat geschrieben:...Bahnhof... smilie_08
Muss man das verstehen? - oder kann bitte jemand in drei kurzen und verständlichen Sätzen wiederholen, was sich die beiden da erzählen?
Ja, ein bisserls sollte man schon verstehen worum es bei Themen wie Goldstandard, Goldbindung, Goldparität, Münzfuß usw. geht.
... also wenigstens, wenn man sich mit Gold beschäftigt oder beschäftigen will oder auch nur auf's "FIAT-Money" schimpft.


Historischer Goldstandard (je nach Interpretation unterschiedlich eingeordnet; "Kernzeit" von 1870 bis 1914)
Goldautomatismus. Fixe Wechselkurse. Fester Goldpreis. Freier Goldfluss. Einlösegarantie jederzeit für jedermann.
"Mechanische" (auf Goldbestand beruhende) Korrekturen.
(Spiel-) Regeln MÜSSEN eingehalten werden, sonst nix mehr Goldstandard.
GoldSTANDARD ist NICHT GoldBINDUNG, auch NICHT GoldDECKUNG !

Dann Bretton-Woods.
Dollar als Währungsanker (Goldbindung des Dollars).
Mechanismen auf Basis der "Wechselkurskorridore". Fast fixe Wechselkurse. Goldpreis liegt in Dollar fest. KEIN freier Goldfluss. KEINE Einlösung möglich (nur auf Zentralbankebene).
Erzwungene Korrekturmechanismen. Inflationsexportmöglichkeit für Dollar.
(Spiel-) Regeln MÜSSEN eingehalten werden, sonst nix mehr Bretton-Woods.
Bretton-Woods war KEIN Goldstandardsystem.

Dann "reines" FIAT-Geld" (vor allem die aufgezwungene Kunstwährung D-Mark)
KEINE Verbindung zu Gold - ggf. Bargeldkontingentierung (z.B. 10 Mrd. in D am Anfang) möglich.
KEINE Mechanismen im System. Ausschließlich (gesetzliche oder multilaterale) Regeln auf Zentralbankebene (selten demokratisch legitimiert). Gold ist "nur" noch Devisenreserve und außerhalb der Zentralbanken Ware.
Korrekturen müssen aktiv durchgeführt werden. Floatende Wechselkurse (in Europa schon seit den 70ern aber miteinander verknüpft). Unbegrenzte Geldschöpfung prinzipiell möglich.
Unabhängige Zentralbanken können ohne demokratische Legitimierung (oft sogar ohne sanktionsfähige Kontrollinstanz) die Geldpolitik in ihrem Sinn bestimmen.
(Spiel-) Regeln MÜSSEN eingehalten werden, sonst ... (siehe Tageszeitung)



... einfacher geht's nun wirklich nicht ;-)

Und jetzt wäre zu jedem Sätzchen überdies noch einiges zu sagen und überhaupt einiges hinzuzufügen.
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