Arbeiten gehen trotz bedingungslosem Grundeinkommen?

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Antworten

Würdet Ihr noch arbeiten gehen bei einem BGE von 1000 € ?

Ja
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 256

Beitrag 31.05.2013, 13:29

Ginsterkatze
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@Goldhamster

Meldung heute:Über 800000 Millionäre in Deutschland.Selbstanzeigen für Steuerhinterziehung so hoch wie nie zuvor.
Also es wird Zeit die Geldsäcke zu Kasse zu bitten!Ich wage mich hier weit vor,aber die Meissten haben den Staat betrogen um zu diesen Vermögen zu kommen!Sie oder ihre Vorfahren.

Jeder Angestellte/Arbeiter hat schön brav Steuern bezahlt(Mal ein wenig schummeln bei der Steuererklärung abgesehen,vieleicht) und zugesehen wie die Grossen sich bereichern an der Allgemeinheit!
Es ist Zeit für gerechte Verteilung dessen was die "Wirtschaftswunder" Generationen aufbauten.

Den Begriff Leistung muss man heute anders bezeichnen:"Wer hat die Besseren Kontakte!" Oder:"Wer kann sich das besste Aussehen leisten"!

Echte Leistungsbereitschaft bringt heute nichts mehr ein.Einen vorzeitigen Herzinfarkt,Burnout,kaputte Wirbelsäule(eigene Erfahrung und entsorgt worden),usw.

Ein BGE würde Abhilfe schaffen!Ob der Staat das regelt interessiert nicht!Hauptsache gerechtere Verteilung!

PS.Solange Beamte nicht in ALLE Sozialversicherungen usw. einzahlen bleibe ich dabei.Ein BGE für Alle soll her!! smilie_24
Denn,was die bekommen ist schon ein BGE!!

Beitrag 31.05.2013, 13:42

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Goldhamster79
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donnyflame hat geschrieben:
Wer hat mit Fleiß und Tugend dieses Land zum Exportweltmeister gemacht?
Die Arbeiterklasse(dazu gehören auch die Gastarbeiter/Migranten, Facharbeiter etc.) die sich in allem und jedem zurückhalten mussten, die bis heute diesen Exportüberschuss erwirtschaftet.
Ginsterkatze hat geschrieben:
Meldung heute:Über 800000 Millionäre in Deutschland. Selbstanzeigen für Steuerhinterziehung so hoch wie nie zuvor.
Also es wird Zeit die Geldsäcke zu Kasse zu bitten!Ich wage mich hier weit vor,aber die Meissten haben den Staat betrogen um zu diesen Vermögen zu kommen!Sie oder ihre Vorfahren.

Was soll man solchen Klassenkampf-Parolen noch entgegnen smilie_08



„Die Diktatur des Proletariats aber, d.h. die Organisierung der Avantgarde der Unterdrückten zur herrschenden Klasse, um die Unterdrücker niederzuhalten, kann nicht einfach nur eine Erweiterung der Demokratie ergeben. Zugleich mit der gewaltigen Erweiterung des Demokratismus, der zum erstenmal ein Demokratismus für die Armen, für das Volk wird und nicht ein Demokratismus für die Reichen, bringt die Diktatur des Proletariats eine Reihe von Freiheitsbeschränkungen für die Unterdrücker, die Ausbeuter, die Kapitalisten. Diese müssen wir niederhalten, um die Menschheit von der Lohnsklaverei zu befreien, ihr Widerstand muß mit Gewalt gebrochen werden, und es ist klar, daß es dort, wo es Unterdrückung, wo es Gewalt gibt, keine Freiheit, keine Demokratie gibt.“

Wladimir Iljitsch Lenin: Staat und Revolution


smilie_40

Beitrag 31.05.2013, 14:03

Ginsterkatze
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War ja klar!

Da kommt die "KOMMUNISTENKEULE" heraus. smilie_11

Habe schon erwartet das ein BGE-Gegner den armen Lenin oder Marx aus dem Grabe zieht!

Nicht jede gerechte Verteilungsidee hat mit alten Ideologien zu tun.Die Gleichheitsidee hatte sich hauptsächlich gegen monachistische Systeme gerichtet.

Ob China oder Russland und Andere.

Wir leben in anderen Zeiten.Die Diktatur des Geldadels muss beendet werden.

Ein BGE wäre ein Anfang!

Nur nebenbei,mir/uns geht es sehr gut.Nur ich denke an nachfolgende Generationen.Deren Lebensqualität sehe ich weiter sinken.
Eben durch die Geldadeldiktatur!!

Ps.Nicht nur weil ich mich gut BU-versichert hatte.Uns ging es schon vorher gut.Ohne grosse Erbschaften wie Immos oder Geld!!Nur durch Arbeit. smilie_24

Beitrag 31.05.2013, 14:10

donnyflame
Du verstehst mich falsch.
Ich kann dir in dem Punkt recht geben:

Die Sätze hören sich an wie Parolen.

Auf was ich hinaus möchte ist folgendes:

Ein Unternehmen, dass erfolgreich wirtschaftet, sollte alle Beteiligten an diesem Erfolg gerecht entlohnen. Alles andere wäre eine Form von Ausbeutung.

Was aber mit dem expandierenden Niedriglohnsektor und den Aufstockern passiert ist das Aubeutung von der Gesellschaft subventioniert wird. Also alle zahlen dafür das eine kleine Gruppe ( zB ein Unternehmen ) seine Mitarbeiter nicht gerecht am Erfolg beteiligt und sich bereichert.

Auch Lohnzurückhaltungen wirken sich ähnlich aus.

Wer ein BGE befürwortet ( was ich im Moment nicht tue ) kann doch nicht ernsthaft als Kommunist dargestellt werden. Diesen Zusammenhang sehe ich nicht.

Es geht darum das eine Gesellschaft nur funktioniert wenn alle Beteiligten für ihre Leistung gerecht entlohnt werden. Das erfolgt beim BGE so, dass man nicht aus Zwang arbeiten muss.
In einer Welt mit BGE kann ich mir durchaus vorstellen das jemand im Ferrari um die Häuser düst. Oder das es Millionäre gibt.

Die einzigen Parolen die ich höre kommen von den Leuten die Angst vor der DDR 2.0 haben. Die ich nirgendwo auch nur ansatzweise in der Diskussion erkennen kann.


Mal nebenbei:
Die Demokratie ist nichts anderes als das Regieren der Mehrheit. Also auf eine Diktatur des Proletariats hinzudeuten ist nicht nur absurd, sondern man kann daraus folgern das für dich eine Oligarchie die beste Lösung ist.

Beispielzahlen aus 2007:

http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-u ... -einkommen

Wer aktuelles hat, immer her damit :)





Grüße
DF

Beitrag 31.05.2013, 14:35

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donnyflame hat geschrieben:Die Demokratie ist nichts anderes als das Regieren der Mehrheit. Also auf eine Diktatur des Proletariats hinzudeuten ist nicht nur absurd
Wo ist der Unterschied, außer in der Nomenklatur... smilie_16


Oligarchie? Das ist wieder nur eine freiheitbeschränkende Staatsform smilie_18

Beitrag 31.05.2013, 14:36

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Ladon
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...
Das ist der [...] Sinn der Marktwirtschaft, dass jeder wirtschaftliche Erfolg, wo immer er entsteht, dass jeder Vorteil aus der Rationalisierung, jede Verbesserung der Arbeitsleistung dem Wohle des ganzen Volkes nutzbar gemacht wird
...
Ludwig Erhard, der alte Kommunist ;-)
...
Es ist nicht unvernünftig, dass die Reichen zu den öffentlichen Ausgaben nicht nur im Verhältnis zu ihren Einkünften beitragen sollten, sondern sogar stärker als in diesem Verhältnis
Adam Smith, der alte Umverteiler

Wer "survival of the fittest" als Überleben der Stärkeren interpretiert, sollte sich mal überlegen, warum der Tyrannosaurus ausgestorben ist und seine Zeitgenossen, diese kleinen mausartigen Säugetier-Nager überlebt haben.

... und für die Jünger "Österreichs" mal dies:
Zu den Aufgaben des Staates gehören für Hayek:
- Die Schaffung einer Rechtsordnung, die Vertragsfreiheit, Eigentum und Haftung beinhaltet
- Die Bereitstellung öffentlicher Güter
- Zertifizierungen und Informationen, die der Sicherheit und Gesundheit dienen
- Die Erhebung von Steuern
- Die Sicherung eines Mindesteinkommens

(Karl Socher: Die Aufgaben des Staates nach Hayek. In: Reinhard Neck (Hrsg.): Die Österreichische Schule der Nationalökonomie. Band 4 von Schriftenreihe der Karl Popper Foundation Series. Verlag Peter Lang, 2008, ISBN 3-631-54668-8. s.179)
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 31.05.2013, 14:53

Ginsterkatze
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@Donnyflame

Du hast es erfasst.Die Firmen melden Riesengewinne und arbeiten mit Leiharbeitern!
So geht es nicht mehr.

Diejenigen welche die Manuellenarbeiten durchführen,müssen an den Gewinnen beteiligt werden!

Sollten die Arbeitgeber das nicht machen,brauchen wir ein BGE für alle.

Dann braucht es eben den Staat(was ja wir sind!) um das durchzusetzen.

So einfach ist das.Angst vor industrieller Abwanderung?Das wäre nur Zeitgewinn für die "Geldsäcke",
die anderen werden gleiche Vorderungen stellen.Schnell genug.

Es ist Zeit für neue Sozialsysteme(Von Verstaatlichung der Konzerne redet keiner!),etwas weniger Gewinne schadet den Managern nicht.Wie sagte Charlie Sheen in Wallstreet zu Gordon Gecko:Hinter wievielen Jachten willst du noch Wasserski fahren??

Nebeneffekt:Die Konzerne werden sich überlegen ob sie "Nieten in Nadelstreifen" einstellen/behalten.
Oder Vorstandsnieten Riesenabfindungen zahlen um sie loszuwerden.
Der Mann/Frau in der Produktion hält das Unternehmen am laufen und sorgt für Gewinne.

So war es immer so wird es immer sein.Oben braucht ein Unternehmen nur einen fähigen Kopf!
Darunter 1000de fähige Mitarbeiter um für Produkte zu sorgen.Ansonsten ist ein Unternehmen NICHTS wert.

So ist die Wahrheit!

Beitrag 31.05.2013, 14:54

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Goldhamster79
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Friedrich August von Hayek befürwortete ein Fürsorgeeinkommen für Bedürftige, das ist vollkommen richtig, und zwar als Härtefallschutz zur Überlebenssicherung.
Leute verhungern zu lassen stand zudem nie in der Debatte.

Dies ist jedoch kein Argument für den i.d.R. weitaus höher dotierten BGE-Diskurs, sondern für eine klassische "Sozialhilfe".

Beitrag 31.05.2013, 14:56

donnyflame
Was ist denn eine nicht freiheitsbeschränkende Staatsform?

Du allein auf dem Mond ? smilie_10





Grüße
DF

Beitrag 31.05.2013, 14:58

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Goldhamster79
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Ginsterkatze hat geschrieben: Dann braucht es eben den Staat(was ja wir sind!) um das durchzusetzen.

(...)

Es ist Zeit für neue Sozialsysteme(Von Verstaatlichung der Konzerne redet keiner!)

(...)

Oben braucht ein Unternehmen nur einen fähigen Kopf!
Darunter 1000de fähige Mitarbeiter um für Produkte zu sorgen.Ansonsten ist ein Unternehmen NICHTS wert.

So ist die Wahrheit!
Bitte scan doch mal den Pachtvertrag für die Wahrheit ein, hab da so meine Zweifel, ob der existiert :roll:

Beitrag 31.05.2013, 15:10

Ginsterkatze
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Goldhamster79 hat geschrieben:
Ginsterkatze hat geschrieben: Dann braucht es eben den Staat(was ja wir sind!) um das durchzusetzen.

(...)

Es ist Zeit für neue Sozialsysteme(Von Verstaatlichung der Konzerne redet keiner!)

(...)

Oben braucht ein Unternehmen nur einen fähigen Kopf!
Darunter 1000de fähige Mitarbeiter um für Produkte zu sorgen.Ansonsten ist ein Unternehmen NICHTS wert.

So ist die Wahrheit!
Bitte scan doch mal den Pachtvertrag für die Wahrheit ein, hab da so meine Zweifel, ob der existiert :roll:
Dann nenne ich es die "REALITÄT" solltest du dich an dem Wort Wahrheit stören. smilie_16

Übrigens,war mal an "wildem Streik"beteiligt.10 Mann Betrieb mit Lieferfahrten.Der Arbeitgeber hielt sich nicht an die gültiger,allgemeinverbindliche Urlaubstagezahl(5 Tage weniger Urlaub als im Manteltarifvertrag gültig).8 Mitarbeiter kamen 2 Tage lang nicht zur Arbeit.Keine Auslieferung erfolgte!Der Arbeitgeber wollte ja unsere rechtsgültigen Forderungen nicht akzeptieren.
Damit war ein "wilder Streik"gerechtfertigt.Nach 2 Tagen hatten wir neue Verträge,seine Suche nach dem "Rädelsführer" war erfolglos.Von da ab hielt er sich an die allgemein Verbindlichen Arbeitsverträge!
Nur nicht Alles gefallen lassen!Rauf auf die Barrikaden!!Niederreissen!
Arbeitgeber kochen auch nur mit Wasser.Ohne Mitarbeiter macht er keinen Gewinn.
Nur Mut!

Jetzt bin ich etwas OT smilie_13

Trotzdem,mir nichts gefallen zu lassen, führte dazu das ich in grösserer Firma(500 Mitarbeiter) in erstem Betriebsrat dieser Firma Mitglied war.Was natürlich 4 Jahre Unkündbarkeit zur Folge hatte.
Aber,den Stellungskrieg als Mitglied eines Betriebsrates in einer Firma die noch nie einen hatte,will ich nicht noch mal mitmachen!Horror!

Beitrag 31.05.2013, 16:55

tobi-nb
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Ich finde ein ganz wichtiger Aspekt wird in der Diskussion der letzten Seiten ausser acht gelassen:

Es spielt letztendlich keine Rolle ob man für das smilie_10 kommunistische BGE oder den "Ich bin der Stärkste" Raubtierkapitalsmus ist. Die ausschliessliche Entlohnung der Leistungsfähigsten funktioniert nicht mehr, weil der Mensch per se nicht der Leistungsfähigste ist, sondern die Maschinen. Ich find das zum einen toll, und kann mir darüberhinaus nicht vorstellen, dass sich diese Entwicklung in Zukunft wieder umkehrt. Ganz im Gegenteil, spätestens wenn sich die Inder und Chinesen ein paar Sozialleistungen und ein bisschen mehr Lohn erstreikt haben, wird die Anschaffung einer Maschine zum Nähen von Nike Turnschuhen günstiger werden, als 10 Kinderhände. Und dann werden aus den 7Mrd Menschen ruckzuck 6,5Mrd Arbeitslose.

Anerkennung, Lohn und Leistung wird mittel- langfristig für den Menschen nicht mehr funktionieren, bzw zum überleben ausreichen, weil er in der Gesamtheit den Ansprüchen nicht mehr genügen wird.

Beitrag 31.05.2013, 17:25

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1000er Fein
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Ich finde das mit der Terminologie schlimm:
"Bedingungsloses Grund Einkommen" ist schon so formuliert das es geradzu dazu einlaedt missverstanden zu werden, also gewollt.
Hartz - ob Peter oder 4 - ist im Image schon arg negativ vorbelastet.
Das es einen geringen Anteil an Betruegern gibt ist klar, aber wenn alle bei
"ArbeitslosenHILFE" und "SozialHILFE" geblieben waeren, koennten Medien etc nicht soo leicht diese
Schubladen-Propaganda nutzen.

Wenn jemand keinen Job hat oder Krank oder zu alt/jung dann sollte die Gemeinschaft/Gesellschaft hier etwas machen, das ist indiskutabel.

Ob das jetzt 1 Millarde Inlfationsmark, 1,000 DM oder 1,000 Euro oder 1,000 Globo $ kostet ist egal.

Der H4 satz wurde angehoben, die mieten von Sozialwohnungen steigen - es wird halt alles teuerer.

Aber der Paradigmenwechsel hin zum 1 Euro Lohnsklaven ist gewollt,
Menschen freie Wahlen (ob Beruf o. Politik) oder mehr Rechte
(mehr Beteiligung/Entscheidungsmoeglichkeiten)
geben ist hingegen Utopisch, Science Fiction, crazy ...

Beitrag 31.05.2013, 21:36

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thEMa
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Wenn mir 1000€ netto im Monat reichten, müsste ich nicht bis zum 30. jedes Monats arbeiten.

Warum tu ich's trotzdem?
Weil ich mehr habe, wenn ich mehr arbeite*, ganz einfach. Bei einem BGE ist die Situation doch die Gleiche. Ich kann da keine neuen Fehlanreize erkennen. Wenn ich arbeite, habe ich was davon und wenn's nur 10 Stunden in der Woche sind. Das ist ja auch der Unterschied zum Kommunismus.
Mehr Leistung - mehr Lohn.

Als H4-ler schaut das schon ganz anders aus.
Da profitiere ich von meiner Arbeit nur, wenn ich's schwarz mache.
Das nenne ich mal einen klassischen Fehlanreiz. Und das ist es, was meiner Meinung nach so manchen in die Couch drückt.




*und weil mir meine Arbeit im Grunde auch Spaß macht
Ceterum censeo anatocismum esse delendum

Der Zins, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Beitrag 01.06.2013, 08:27

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Ladon
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Wenn die Wortwahl (gottseidank) wieder etwas an Aggressivität verliert noch ein paar Randbemerkungen, die eher allgemeine Informationen liefern sollen:

Es ist historisch gesehen natürlich unsinnig, "den Staat" als Feind der Bürger zu betrachten. Auch wenn heutige "Auswüchse" und Fehlentwicklungen uns allzu oft dieses Gefühl vermitteln, dürfen wir nicht vergessen, dass unsere westlichen Demokratien als Antwort auf den Absolutismus entstanden sind. Unsere Staaten sind strukturell der Gegenentwurf zur Willkürherrschaft der Feudalherren, der adeligen Eliten. Als Machtapparat "vieler", um die Unterdrückung durch "wenige" abzulösen. Darin liegt die Idee der demokratischen Staaten.
Wer "den Staat" prinzipiell - und womöglich noch mit einem Freiheitsmäntelchen verbrämt - und grundsätzlich in Frage stellt oder sogar verteufelt, muss sich darüber im Klaren sein, dass dies ganz im Sinne jener "wenigen" ist und die Rückkehr zum Feudalismus befördern wird.
Die Auswüchse der modernen Bürokratiemonster zu kritisieren ist das eine - aus ideologischen Gründen Leistungen des Staates "für alle" abzulehnen das andere. Letzteres ist der "Wunsch" der "Neofeudalisten", vor deren Karren sich die "ideologischen Staatskritiker" spannen lassen.

Weniger Staat! Jawohl! Das ist ein Kernpunkt des BGE. Keine Gängelung mehr durch peinliche und demütigende Überprüfung der Vermögenslage, keine Verwaltungsexzesse bezüglich Grundsicherung, Pflegeaufwand, Kindergeld, Rente ...
Stärkung der natürlichen "Verwaltungseinheiten" Familie, Nachbarschaft etc., denn niemand - auch nicht Menschen ohne Vermögen - muss mehr auf die Pflege von Angehörigen, die Erziehung der Kinder usw. "verzichten" um schlecht bezahlte Arbeit annehmen zu müssen, denn man kann mit BGE eben auch als "armer Mensch" sich um diese Dinge selbst kümmern, weil die Existenzsicherung gewährleistet wird. Damit fällt natürlich ein Druckmittel weg ... die "Freiheit" Menschen mit Hungerlöhnen abzuspeisen, die trotz erbrachter Leistung nicht zum Leben reichen, wird in der Tat und ganz bewusst beschnitten. Der Staat erfüllt seine ursprüngliche Aufgabe als Machtinstrument für seine Bürger.

Insgesamt ist es grob verzerrend, wenn die Idee eines BGE mit politischen Richtungen verknüpft wird. Ein Werkzeug wird durch den Benutzer eingesetzt, eine Waffe begeht keine Verbrechen, sondern derjenige, der den Abzug betätigt. So ist es auch hier: Das "Werkzeug" BGE könnte von ganz unterschiedlichen Ideologien benutzt werden (und manche davon könnten es missbrauchen; das steht außer Frage). Die Chancen darin sollte man sich aber wegen "politischer Reflexe" nicht verbauen.
Oben wurde Smith und Erhard zitiert und auf Hayek hingewiesen. Die Zitate zeigen, dass die Grundidee einer Verteilung des Reichtums durchaus nicht auf dem Mist des "real existierenden Sozialismus" entstanden ist, sondern sich bei Ikonen und Vätern der freiheitlichen Gedankenströmungen finden lassen.
VERteilung, nicht UMverteilung! Ersteres bezieht sich nämlich auf den Reichtum, der jetzt und in Zukunft erwirtschaftet wird (dazu nochmal das Erhard-Zitat lesen), letzteres tatsächlich auf den "Bestand" (wobei die Frage des unrechten Erwerbs mal beiseite gelassen sein soll, denn da fängt wieder "Politik" an).

Bei alledem gibt es selbstredend praktische Einwände, die beachtet werden müssen. Wir können hier jedoch kaum abschließend die Finanzierungsfrage klären (gleichwohl andererseits offensichtlich ALLES, was politisch gewollt wird auch finanziert werden kann) und da wir zudem kaum die Machtpositionen innehaben, derartige Paradigmenwechsel umgehend einzuläuten, dürfen wir uns durchaus die Freiheit nehmen solche Dinge prinzipiell und theoretisch zu besprechen - so wie wir auch über einen ebenso hypothetischen idealen "freien Markt" reden können.
Es wäre schön, wenn die teils unterschwellige, teils offene Aggressivität aus der Wortwahl heraus gehalten werden könnte. Ein gesellschaftliches Konzept zu diskutieren und daran positive Seiten zu finden macht niemanden zu einem widernatürlichen Freiheitsgegner oder SED-Sozialisten.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 01.06.2013, 10:26

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AuCluster
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Ladon hat geschrieben:
Ihr "Pauschal-Ablehner" begeht einen riesigen Fehler, indem ihr euch immer bloß auf die "Erschleicher" fokussiert. Die wird es allerdings auch dann wohl geben. So wie heute, so wie immer.
Aber ein BGE würde den ehrlichen und den leistungsbereiten enorme Vorteile und Freiheiten verschaffen. Darin liegt sein eigentlicher Vorteil.
Dieses Argument hört sich an wie der ehrliche Kaufmann der Vertreter der Ö-Schule. Da ich diese Formulierung ablehne, lehne ich logischerweise auch das Konzept des ehrlichen Menschen ab. Ob ein BGE funktionieren könnte, lässt sich nur anhand der historischen Erfahrungen ähnlicher Wirtschaftsmodelle ableiten. Das Ergebnis des leistungsunabhängigen Entgeltes (im Gegensatz zum BGE mussten die Menschen am Arbeitsplatz erscheinen), welches in Kuba eingeführt worden war, ist sehr ernüchternd:“Es ist auch erklärlich, warum wir heute kein Zuckerrohr schlagen, es ist keiner da, der es schlägt."(*)

Goldhamster79 hat geschrieben: Wir hatten bis in die 1970er eine Staatsquote von unter 40 %,
danach haben wir die Auswirkungen von zuviel Staat immer stärker zu spüren bekommen mit all seinen Auswirkungen und Marktverzerrungen.
Ich glaube, hier scheint irgendwas passiert zu sein! Das BGE ist nur eine Reaktion auf die Veränderung im Wirtschaftsleben, die sich Anfang der 1970iger vollzog. Je nach Wirtschaftsmodell wird behauptet
a) die Staatsquote hat sich über ein verträgliches Maß erhöht
b) die Deregulierung an den Finanzmärkten begann (als Folge der Aufgabe von Bretton-Woods)
c) beides zusammen


(*) Castros Rede am 17. November 2005 in der Aula magna der Universität Havanna, http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_upl ... oesler.pdf
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 01.06.2013, 11:27

Suedwester
Ich bin gegen ein BGE. Wer nichts für die Gemeinschaft tut bzw. getan hat, hat kein Recht auf staatliche Leistungen. Solidarität kann nur funktionieren, wenn alle ihren Teil beitragen (und wenn sie die Straße fegen). Wenn etwas gratis ist, wird es zwar (aus)genutzt aber nicht geschätzt, und ich bin mir sicher, es würde weitere Einwanderer magisch anziehen, die sich ja heute schon in großer Zahl ins gemachte Nest setzen (anstatt beim Aufbau ihrer eigenen, kaputten Länder anzupacken).

Allerdings bin ich dafür, daß Wasser, Strom, Transport, Kommunikation und andere Infrastruktur notfalls vom Staat subventioniert werden sollte (man kann diskutieren, ob Betriebe privat oder in Staatshand sein sollten), um Niedrigverdienern eine Grundversorgung mit dem Nötigsten zu ermöglichen - aber eben nicht gratis.

Ein BGE wäre eine staatlich initiierte und kontrollierte Umverteilung, aber eben doch eine Umverteilung. Anstatt immer weiter umzuverteilen (und somit die Steuern der Leistungsträger zu erhöhen), sollte man lieber die Steuern für alle senken, um die Staatsquote und die Einmischung und Lenkung des Staates herunterzufahren. Wer arbeitet oder gearbeitet hat, soll auch selbst über sein Geld verfügen können.

Eine gerechtere Verteilung der Einkommen in den Betrieben müssen die Gewerkschaften durchsetzen - dafür sind sie da.

Ein Einkommen ist immer für erbrachte Leistung und/oder eingegangenes Risiko. Alles andere wäre eine Schenkung. Und ich glaube nicht, daß der Staat - wir - etwas zu verschenken hat.

Beitrag 01.06.2013, 11:57

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@aurumcluster
nachdem ich mir das von dir verlinkte pdf zum kubanischen ge zu gemüte gezogen habe sehe ich unweigerlich paralellen zur zukunft des hier statuierten multikulti.
ansonsten sehr interessant. smilie_01

Beitrag 01.06.2013, 12:41

donnyflame
Interessanter Beitrag.

Auf ein paar Aspekte möchte ich eingehen:

- Der erste Punkt ist die freiwillige Arbeit. Man erkennt hoffentlich an diesem Punkt das unsere Gesellschaft ( und die damalige Kubanische ) nicht nur aus Arno Dübels besteht. Ich hoffe das Argument "keiner geht mehr arbeiten" kommt in dieser Diskussion nicht mehr vor
Deren Zahl schwoll von Jahr zu Jahr an.
1966 waren es 106 000, 1967 233 000, 1968 281 000. Im Jahre 1966
waren die größte Gruppe der Freiwilligen – etwas mehr als ein Viertel – »Angestellte aus verschiedenen Bereichen der Volkswirtschaft«.
1968 stellten Studenten und Oberschüler mit 160 000 über 50 Prozent der zusätzlichen Arbeitskräfte, die benötigt wurden, um den
Rückgang an »Erwerbsarbeitwilligen« im Zuckersektor auszugleichen.
- Im gleichen Moment muss man natürlich zur Kenntnis nehmen, dass die gesamte Produktion zurückgeht. Was durchaus auch zu erwarten ist. An diesem Punkt kommt die Import/Exportbilanz eines Staates ins Spiel. Ansonsten können auch hier Probleme auftreten.


Was mich persönlich interessiert ist, inwiefern das dort diskutierte (fast) BGE mit dem hier diskutierten vergleichbar ist. Das konnte ich nicht erkennen. Vielleicht kann mich jemand über das (fast) aufklären :)


Grüße
DF

Beitrag 01.06.2013, 15:25

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Suedwester hat geschrieben:... und ich bin mir sicher, es würde weitere Einwanderer magisch anziehen,
...
Wir sind hier in der Diskussion immer davon ausgegangen, dass wir klare Beschränkung auf Staatsbürger voraussetzen - und wenn Dir dann wohler ist, kann man das jetzt für die Diskussion auch an strenge Einbürgerungsregeln koppeln. Das sind ja nun mal nur Rahmenbedingungen, die nichts mit der Grundidee zu tun haben.

Und noch einmal, da es wohl noch nicht ganz bei allen angekommen ist:
Hier wurde kein "Multikulti statuiert" (??? Ich wüsste jetzt nicht mal wo das nun wieder geschehen sein soll?), noch hat die Idee eines BGE zwangsläufig irgendetwas mit einem politischen System zu tun. Es ist ein WERKZEUG - und dieses Werkzeug kann nichts dafür, wenn es (oder ein ähnliches Instrument) schon einmal von einem Politsystem missbraucht wurde.
Die Idee des "freien Marktes" ist auch schon pervers ausgenutzt worden (und wird es immer wieder; auch die schlimmsten Auswüchse des Finanzmarktes berufen sich auf "freies" Unternehmertum) - trotzdem ist es ein erstrebenswertes Ideal.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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