Arbeiten gehen trotz bedingungslosem Grundeinkommen?

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Antworten

Würdet Ihr noch arbeiten gehen bei einem BGE von 1000 € ?

Ja
60
23%
Ja
62
24%
Ja
62
24%
Nein
24
9%
Nein
24
9%
Nein
24
9%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 256

Beitrag 07.10.2013, 10:28

Trichogaster leeri
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Die Projekte in Brasilien und Nairobi eignen sich nur bedingt als Vergleiche. Neben den anderen Lebensbedingungen, kommt noch ein weiterer Faktor, der von vielen Seiten unterschlagen wird dazu. Die Finanzierung erfolgt nicht aus der ,, Volkswirtschaftskasse'' des jeweiligen Staates, sondern wird von NGO's und deren Spenden finanziert. Gehen keine Spenden ein, sind die Projekte pleite und somit besteht schon eine Abhängikeit, aber nicht vom Staat sondern von Externen. Die Projekte sind deshalb auch nicht geeignet die Auswirkungen von Waren- und Geldströmen mit einem BGE zu vergleichen, welches durch staatliche Einnahmen finanziert wird.
Grundsätzlich stehe ich einem BGE positiv gegenüber, jedoch sehe ich die Zeit dafür noch nicht gekommen. Der Moderne Mensch ist einfach noch nicht reif dafür, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen, um mit der neu gewonnen Freiheit umzugehen. Dies zeigt sich auch hier in der Diskussion, wo man von Befürwortern und Gegnern nicht bereit, ist an konkreten Modellen, das Für und Wider zu diskutieren, sondern viel mehr dein eigenen subjektiven Standpunkt vehemmt verteidigt und somit man sich der Möglichkeit eines neuen Erkenntnisgewinns selbst beraubt. Frei nach dem Motto der mäeutischen Gesprächsführung: Gehe immer in ein Gespräch mit der Einstellung, dass der andere (auch) Recht haben könnte.
Die Fragestellung des threads mit der Umfrage ist auch ziemlich unglücklich gewählt. Zuerst müssten da grundlegendere Dinge (z.B.: welches Modell' welche Finanzierung, welches Menschenbild, etc.) Geklärt werden. Natürlich sagen viele, wenn ich vom status quo jezt 1000 Euro erhalte, dann lass ich es mal sein mit dem Arbeiten.
Ach und die Assi-Schmorotzer-Hartz-IV-Säufer-Penner-etc. -Debatte finde ich auch nicht gerade zielführend in der Diskussion. Allein schon daran, verbunden mit der Neiddebatte, sieht man m.M. dass der Mensch noch nicht bereit für einen Paradigmenwechsel ist.
Viele beklagen sich über das jetzige System, aber nur wenige sind bereit wirklich neue Wege zu gehen. Macht aber auch nix die zeit wird es schon richten. Die Aufhebung der Ständegesellschaft und der Weg zur Gleichwertigkeit von Wahlstimmen, die Einführung des Frauenwahlrechts etc. pp erfolgten ja bekanntlichermaßen auch nicht von heute auf morgen. Gesellschaftliche veränderungen brauchen halt ihre Zeit. Es besteht also auch noch Grund zur Hoffnung auf eine bereitschaft zur Veränderung der gesellschaftlichen Misstände.
Die Lüge ist ein Egel, sie hat die Wahrheit ausgesaugt. (Max Frisch)

Beitrag 07.10.2013, 11:19

Gladius
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Interessant wie diese rund 800Mrd. wohl gerechnet werden? smilie_08

Wo der Bund lediglich 310 Mrd. als Gesamtbudget angibt.

Beitrag 07.10.2013, 11:54

Klecks
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Gladius hat geschrieben:Interessant wie diese rund 800Mrd. wohl gerechnet werden? smilie_08

Wo der Bund lediglich 310 Mrd. als Gesamtbudget angibt.
Kosten verbuddeln und schönrechnen kann man immer. Rentenzahlungen z.B. tauchen im Sozialbudget des Bundes gar nicht erst auf, weil die von den RV getragen werden. Wohngeld, Sozialhilfe (ja, die gibt es noch) u.ä. werden zwar i.d.R. von der ARGE verwaltet, sind aber kommunale Leistungen. Andere Sozialausgaben werden von den Ländern gestemmt. Dazu kommen eine ganze Reihe nicht-staatliche Träger (wie z.B. Caritas). Der Bundeshaushalt ist also nur ein Teil der Gesamtausgaben, und nicht einmal der größte.
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 07.10.2013, 12:19

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Ladon
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Ich erlaube mir mal einen Satz aus dem obigen Post vom Trichogaster herauszugreifen:
Trichogaster leeri hat geschrieben:... zeigt sich auch hier in der Diskussion, wo man von Befürwortern und Gegnern nicht bereit, ist an konkreten Modellen, das Für und Wider zu diskutieren, sondern viel mehr dein eigenen subjektiven Standpunkt vehement verteidigt und somit man sich der Möglichkeit eines neuen Erkenntnisgewinns selbst beraubt.
...
Danke!


Insbesondere ist es aber auch so, dass häufig konkrete Einwände einfach ignoriert werden. Niemand hat z.B. bisher erklärt, warum jemand mit (z.B.) heute 3.000 Euro Einkommen dann plötzlich mit 500 zufrieden sein sollte ... oder meinetwegen auch mit 2.000 (Familie mit 2 Kindern).
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 07.10.2013, 12:53

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Goldhamster79
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31 % der Umfrageteilnehmer wären offenbar mit EUR 1.000,- im Monat zufrieden & würden zudem nicht mehr arbeiten gehen, die Frage nach dem "Warum" ist eine persönliche, die global nicht beantwortbar ist.

Die Frage danach daher kein probates Mittel eines Erkenntnisgewinns und schon gar nicht als Argument brauchbar, sorry.



Btw, smilelover hat durchaus einen individuellen Ansatz eines Erklärungsversuches geliefert, die in persönlicher Konsumsättigung und Arbeitsüberlastung liegen können.

Beitrag 07.10.2013, 16:14

herakles
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Ich glaube, dass die Diskussion um das BGE ein Ablenkungsmanöver ist.
Anstatt das eigentliche Problem zu lösen, doktert man (willentlich) an den Symptomen herum.


In den Zeiten des Wirtschaftswunders hätte man über so 'ne Diskussion nur laut gelacht. Es gab kaum Arbeitslose, trotz des "BGE" in andere Formen. Zunächst 2 oder mehr Jahre ALG (ca 80% vom Netto!!) anschließend ALH (ca 60% vom Netto!!) to Infinity, was mehr als üppig waren und die Kaufkraft der hier vorgeschlagenen BGE's doch nur in den Schatten stellt. Wer gar nicht gearbeitet hatte, ein insignifikanter Bruchteil der Bevölkerung, erhielt Sozialhilfe, deutlich mehr als heute Hartz IV.

Damit wäre zumindest die Frage, wie viele zuhause bleiben würden, beantwortet. Ganz ohne Umfragen.

Das Problem oder das Ziel der Diskussion scheint also ein Anderes zu sein.

Können und dürfen alle arbeiten, bzw. werden alle die arbeiten entlohnt?

In den 60-ern konnte man ein Geschäft in wenigen Tagen starten. Heute dauert das Wochen bis Monate. bevor nur irgend eine Umsatz, geschweige denn Gewinn zufließt, fallen schon mal Steuern und Abgaben an. Auch geht das nicht ohne Steuerberater oft nicht ohne rechtsanwält (kostet erst einmal Geld), wenn man ruhig schlafen will.
Damals hat der Bauer seine Ernte in den Laden um die Ecke bzw in den Großhandel gebracht. Heute muss er Eintrittsbarrieren bei den Discountern überwinden. Ist man kleiner Dienstleister oder Hersteller, bekommt man schwieriger und teurer Kredite als Pleitiers wie Holzmann und Schneider, von Banken ganz zu schweigen. Auch können kleine Betriebe ihren Steuersitz nicht verlagern, und so durch unlauteren Wettbewerb die Konkurrenz kaputt machen. Widersinnige Patente und Rechte lassen Mittelständler zittern, auch wenn sie nichts gestohlen haben.
Die Steuern und Abgaben sind in den letzten 30 Jahren in aberwitzige Höhen getrieben worden, alles zu lasten der Mittelschicht und der Unterschicht (damals noch gut im Brot).
Insbesondere sind die Lohnbezieher in den unteren Einkommensklassen überdurchschnittlich geschröpft worden. Die MwSt und alle anderen Konsumsteuern sind stark gestiegen, während der Spitzensteuersatz der Einkommenssteuer ständig gesunken und die Vermögenssteuer abgeschafft worden ist. Auch wurden Menschen durch Maschinen, die steuerfrei 3 Schichten durcharbeiten und auch kein Brot verlangen, ersetzt. Das zusammen mit Dumpinglöhnen setzten die vom Staat gebeutelten Lohnbezieher zusätzlich unter Druck.



Dazu kommt die Tatsache, dass viele Menschen für ihre Leistungen nicht entlohnt werden.
Eltern für das Gebären und Erziehen der künftigen "human resources", Kinder und Zivis für die Pflege der mittellosen Alten trotz 40 Jahre Arbeit, und die Liste kann fortgesetzt werden. Als das Familienleben noch funktionierte wurde das innerhalb der Familie geregelt. Heute, wenn ganze Familien arbeitslos sind, geht das nicht mehr. Man kann das natürlich als privates Problem ansehen. Die Folge sind Kriminalität, sinkende Geburtenraten und hohe Einwanderung.

Irgendeinen Preis zahlt die Gesellschaft immer. Nur der Preisschild sieht anders aus.

Beitrag 07.10.2013, 16:55

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Ladon
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Goldhamster79 hat geschrieben:31 % der Umfrageteilnehmer wären offenbar mit EUR 1.000,- im Monat zufrieden & würden zudem nicht mehr arbeiten gehen, die Frage nach dem "Warum" ist eine persönliche, die global nicht beantwortbar ist.

Die Frage danach daher kein probates Mittel eines Erkenntnisgewinns und schon gar nicht als Argument brauchbar, sorry.

...
Niemand hat eine "persönliche" Antwort erwartet - sondern eine, die erklärt, warum IN DER MASSE die Leute mit erheblich weniger Geld zufrieden sein sollten. Denn darum geht es doch. Nicht um die persönlichen Gründe von ein paar Usern, sondern warum dies eine ALLGEMEINE ENTWICKLUNG sein soll. Und das ist schon eine Frage die legitim ist, weil diese "allgemeine Entwicklung" hier mehr als einmal postuliert wurde.
Du machst es Dir schon recht einfach, wenn Du ein Nachfragen nicht zulässt. Fragen ist IMMER ein probates Mittel des Erkenntnisgewinns ... vorausgesetzt man bekommt eine Antwort.

Glaubst Du im Ernst, dass die 31% die oben geklickt haben wirklich mit "1000" (was überdies eine willkürliche und ziemlich hohe Zahl ist) zufrieden wären? Oder haben die vielleicht das nur geklickt, weil sie halt gegen das BGE sind und das die einzige Möglichkeit in der Umfrage war dieser Meinung Ausdruck zu verleihen?
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 07.10.2013, 17:01

Suedwester
Mir kommt diese Diskussion so vor, als ob man darüber diskutieren würde, ob 1 plus 1 wirklich 3 ist oder nicht.

Umverteilung schafft niemals mehr Wohlstand für alle (und auch in der Summe für die Volkswirtschaft nicht, denn es wird weniger produziert als vorher, das Umfrageergebnis hier beweist es ja bereits), sondern -nur- für den Teil der Bevölkerung, der davon profitiert.

Außerdem ist die Lösung des aktuellen Schuldenproblems nicht, den Sozialstaat weiter auszubauen, sondern, die Steuern -am besten für alle- zu senken. Der Staat muß nicht überall seine Finger mit drin haben, sondern nur vernünftige Rahmenbedingungen setzen, z.B. Monopole verhindern, die Einwanderung vernünftig steuern, und einige andere Dinge mehr. Warum? Damit demjenigen, der hart arbeitet, mehr von seinem Lohn bleibt und er selbst entscheiden kann, wie er sein Geld ausgibt oder anlegt (und damit dem Wirtschaftskreislauf wieder zur Verfügung stellt).

Auf der einen Seite liest man in diesem Forum so viele Kommentare von denen, die sich "unabhängig" machen wollen vom Staat und von großen Banken und Firmen, die sich Solarplatten aufs Dach legen, und Goldbarren unters Kopfkissen, Konservendosen in den Keller, usw. Dieselben Leute aber plädieren dann dafür, das bald das ganze Land abhängig gemacht wird von der größten Umverteilungsaktion des Staates überhaupt, dem BGE.

PS: Irgendwann wird der Schuldenstand der BRD soweit gestiegen sein, daß Sozialleistungen (so wie in Südeuropa) heruntergefahren werden müssen. Dann erübrigt sich die BGE Debatte vielleicht von selbst.

Im übrigen, einfach mal nachrechnen. Wenn weniger als die Hälfte der Bevölkerung arbeitet und Steuern zahlt, muß ich dann, sagen wir, 1.500 Euro mehr Steuern zahlen im Monat, damit ich davon dann 500 Euro als "BGE" zurückbekomme? Nicht wirklich attraktiv, oder? Und daß alle anderen Sozialleistungen und Steuern im Gegenzug wegfallen, glaubt doch wirklich niemand?

Es ist letzten Endes eine Gerechtigkeitsdebatte. Wer für unseren Staat nichts geleistet hat in seinem Leben, soll auch nichts bekommen. Hat er etwas für seine Familie geleistet, wird sie ihn unterstützen. Ansonsten muß eben jeder arbeiten, wenn er sich etwas leisten will. Ganz einfach.

Beitrag 07.10.2013, 17:21

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thEMa
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Irgendwie kann ich die 31% aus dem Umfrageergebnis nicht so recht glauben.
Mir fehlt einfach die Phantasie, mir vorzustellen, dass fast ein Drittel der Goldkäufer bereit dazu sein soll, auf jegliche Extras (Eigenes Auto, mal Essengehen, hochwertige Lebensmittel usw.) zu verzichten, nur um nicht mehr arbeiten zu müssen. Sorry, aber wenn ich so sehe was man alles so zu brauchen scheint ...
Ich will ja keinem Unaufrichtigkeit unterstellen, aber mal Hand auf's Herz und ohne überkreuzte Finger ... smilie_13
Ceterum censeo anatocismum esse delendum

Der Zins, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Beitrag 07.10.2013, 17:40

Suedwester
@ Thema

Kommt drauf an, welches Publikum sich hier im Forum tummelt.

Welche Auswirkungen hätte ein BGE?

- Für jemanden, der 100.000 im Monat hat, geht der Grenznutzen von 500 Euro extra natürlich gegen Null.
- Für jemanden, der 1.000 im Monat hat, wären 500 Euro extra dagegen 50% mehr Einkommen auf einen Schlag und fast wie ein Lottogewinn.
- Für jemanden aus der Mittelschicht wären 500 Euro extra nicht schlecht, sowieso wenn er die für jedes Kind ebenfalls bedingungslos bekäme, aber es ist wohl die Mittelschicht, die dieses BGE-Abenteuer dann auf der anderen Seite wieder über deutlich höhere Steuern finanzieren müßte.

Was würde der Einzelne mit "seinen" extra 500 (oder vielleicht auch 1.000 Teuros) machen?

Was macht derjenige, der weniger hat als vorher?

Beitrag 07.10.2013, 18:12

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thEMa
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 448
Registriert: 19.10.2010, 15:04
Suedwester hat geschrieben:- Für jemanden, der 1.000 im Monat hat, wären 500 Euro extra dagegen 50% mehr Einkommen auf einen Schlag und fast wie ein Lottogewinn.
Genau, aber die 500€ (oder auch 100€) sind halt nicht extra, wenn du nicht mehr arbeitest, sondern außschließlich. Und das zweifle ich an, dass so für 31% der Anreiz zu arbeiten wegfiele.
Ceterum censeo anatocismum esse delendum

Der Zins, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Beitrag 07.10.2013, 18:22

Suedwester
Die 31% erscheinen mir ebenfalls hoch, aber über 50% der Bevölkerung arbeitet gar nicht.

Beitrag 07.10.2013, 18:54

donnyflame
Trichogaster leeri hat Folgendes geschrieben:
... zeigt sich auch hier in der Diskussion, wo man von Befürwortern und Gegnern nicht bereit, ist an konkreten Modellen, das Für und Wider zu diskutieren, sondern viel mehr dein eigenen subjektiven Standpunkt vehement verteidigt und somit man sich der Möglichkeit eines neuen Erkenntnisgewinns selbst beraubt.
...

Danke!
Ladon hats ganz gut getroffen mit dem DANKE :) Schließe mich mal an.


Die Umfrage in diesem Forum kann man vergessen. Ist zwar ganz witzig, aber sie bringt uns nicht weiter.

Ich versuche nocheinmal meine Einwände darzustellen:

1. Was soll dieses Grundeinkommen sein ?

Wenn es ein Einkommen sein soll, dass alle anderen Leisteungen ersetzten soll, dann wird dieses Grundeinkommen nicht auf die Bedürfnisse der Empfänger eingehen können.

Es könnt zu hoch sein und damit den Anreiz Arbeit zu verrichten reduzieren und finanziell dadurch problematisch sein.

Es könnte auch zu niedrig sein und dafür Rentner usw. benachteiligen. Bzw. alle dazu zwingen sich auf den tollen Kapitalmärkten um ihre eigene Rente zu sorgen.

Auf was ich hinaus will ist, dass es keine Summe gibt die alle Bereiche zufriedenstellend abdeckt. Dafür muss man differenzieren.

2. Dieses Grundeinkommen muss finanziert werden. In Ländern in denen die Ölproduktion das Einkommen der Bevölkerung finanzieren könnte, also als Beteiligung aller am Wohlstand des Landes ist es durchaus denkbar. In Deutschland haben wir noch nicht den Status erreicht das Beispielsweise Maschinen alles für uns erledigen ohne eigene Anstrengung, sodass wir dieses Einkommen finanzieren müssen. Aber wer finanziert dieses Einkommen ? Nehmen wir dafür jedem Bürger das gleiche weg um ihnen im Gegenzug dieses Einkommen zu geben ( Macht keinen Sinn ).
Wollen wir dieses Einkommen auf Kosten der nachfolgenden Genaration über schulden finanzieren ? Oder wollen wir irgendeiner bestimmten Schicht mehr wegnehmen als sie wieder durch das BGE bekommen ? Dann sollten wir das direkt tun und es nicht als BGE tarnen.


Ich möchte auf keinen Fall den aktuellen Staatsapparat verteidigen. Der Staat an sich soll meiner Meinung nach durch gezielte Verteilungsmechanismen die Gesellschaft unterstützen. Bsp. die Personen die nicht in der Lage sind, produktiv für die Gesellschaft zu sein ( Rentner , Kranke , Kinder etc. ). In diesem Fall soll der Staat je nach allgemeinen Konsens denen die produktiv sind etwas wegnehmen. Das soll transparent und im gemeinschaftlichen Konsens passieren. Das dies nicht der Fall ist ist mir bewusst. Aber das ist meine persönliche "Ideologie".

Ich kann den Zweck des BGE deshalb nicht erkennen. Ich lasse mich gern eines besseren belehren wenn ihr es denn schafft :)


Grüße
DF

Beitrag 07.10.2013, 19:18

Normalo
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Mal ein ganz einfacher Einwand:

Viele, vor allem Handwerker etc. auf dem Land, würden die 1000 Euronen nehmen und dazu schwarz arbeiten. Da muss man dann nicht auf alles verzichten. Weiterhin wollen weder Auftraggeber noch Handwerker hohe Steuern zahlen.
BGE wäre ein Programm zur Förderung von Schwarzarbeit - Da ham wir bald grichische Zustände 8).

smilie_24
Das wenigste ist wie es auf den ersten Blick scheint.

Beitrag 07.10.2013, 19:35

Tandem
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@normalo: vielen herzlichen Dank für den Seitenhieb an den Handwerker auf dem Land.
Im Moment bleibt ja manchem gar nichts übrig, als schwarz dazuzuverdienen, weil anders seine Existenz nicht haltbar ist; den Zustand würde ein BGE schonmal verbessern.

@donny: ohne jetzt was "schaffen zu wollen: der "Zweck" des BGE ist in der Hauptsache, die Erpreßbarkeit des Arbeitnehmers durch das Kapital zu vermindern.
Ich verstehe das Konzept auch nicht richtig (abgesehen davon gibt es viele verschiedene Konzepte), aber wir sollten uns davor hüten, uns eine bestimmte Idee davon zu machen und diese dann anzugreifen- das nennt man dann nämlich ein Strohmann- Argument, das bringt die Diskussion nicht weiter.

Beitrag 07.10.2013, 19:56

Normalo
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@Tandem

smilie_13

War nicht bös gemeint, ich würd selber versuchen um 50% Steuer rum zu kommen und sehe halt das Problem der dann wachsenden Schwarzarbeit.
Das wenigste ist wie es auf den ersten Blick scheint.

Beitrag 07.10.2013, 20:03

Tandem
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No worries mate... ich bin auch mehr drauf aus, zu zeigen, daß man einen Gedanken, auch wenn er an sich nicht unbedingt verkehrt ist, auf mehr als eine Art interpretieren kann (daher der Hinweis auf den Strohmann; nicht alle Strohmänner werden in unehrlicher Absicht aufgestellt- religiöse Apologeten machen sowas)

Beitrag 07.10.2013, 22:51

Ishikawa
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@ladon

smilie_01

Beitrag 08.10.2013, 00:11

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Ladon
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Mit Eurem (natürlich von mir vorausgesetzten ;-) ) Einverständnis, darf ich nochmal versuchen, der ja doch im Prinzip hoch interessante Debatte hier etwas aus diesem "Totpunkt" heraus zu helfen:

Ja, es sei noch einmal klar gesagt: das BGE könnte es sinnvoll wohl nur mit gleichzeitigen oder sehr bald folgenden, sehr tief gehenden, sehr prinzipellen systemischen Veränderungen geben: eine massive Steuerreform, eigentlich ein anderes Steuersystem, wohl auch ein Wandel des Geldsystems an erster Stelle. Unter diesen Bedingungen erscheint es dann als vernünftiges Instrument, um für eine gerechte Teilhabe aller Bürger am Reichtum einer Nation zu sorgen. Und das OHNE an den vorhandenen Besitz der Menschen zu gehen, wie es linke und rechte Enteignungsfreunde gern wollen!

Das ist dann aber illusorisch, wird nun eingewendet? Dann braucht man gar nicht darüber reden, weil es sowieso utopisch ist?
Ich denke, so darf man nicht heran gehen. Die Libertinisten setzen (offen oder implizit) für ihr Wirtschaftsmodell stets die berühmte "unsichtbare Hand" des Adam Smith voraus. Deren reale Existenz ist allerdings einigermaßen fragwürdig und sie würde wohl überhaupt auch nur unter idealen Bedingungen wirken - ist es deswegen sinnlos über diese Ideen zu sprechen oder "dafür" zu sein? Ich denke nicht!
So ist es nämlich mehr oder weniger mit allen "kreativen" gesellschaftlichen Gedanken. Es bedarf eines gehörigen Rucks (der dann hoffentlich nicht gewalttätig ist), damit sie real werden ... UND ERST DANN erweist sich unter praktischen Bedingungen, wie es in der Wirklichkeit aussieht. Denn die ist wegen der stets vorhandenen menschlichen Irrationalität (Gier, Macht, Emotionen ...) nie wirklich im Voraus zu berechnen. Auch wenn Wirtschaftswissenschaftler dies gern tun und behaupten ... oder sogar glauben.

Ich bleib dabei: meines Erachtens können wir hier die Finanzierbarkeit weder be- noch widerlegen. Das muss daher nicht andauernd wieder aufs Tapet gebracht werden. Interessanter und so oder so (!) "lehrreicher" wäre es, die Dinge mal im Detail zu betrachten:
Könnte ein BGE unter den notwendigen Rahmenbedingungen die Selbstalimentierung der großen Geldvermögen, deren Kosten (siehe Senf, Creutz uva) für die Gesellschaft mindestens so hoch sind wie der überflüssige Transfer nach unten, verhindern? Ein Ziel immerhin, das Links und Rechts und Libertinisten verschiedenster "Schulen" verbindet und auch für die Melkkühe der "Mitte" ja wohl einiges an Attraktivität hat, denn ihre Situation würde sich (in diesem Modell!) ja verbessern.
Ein "Streitgespräch" darüber wäre erheblich spannender als noch ein "ist nicht bezahlbar - ist es wohl" Austausch.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 08.10.2013, 06:12

Gladius
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Registriert: 11.12.2011, 16:10
@Klecks: Danke, hatte mich schon gewundert wo das alles herkommen soll.
Könnte ein BGE unter den notwendigen Rahmenbedingungen die Selbstalimentierung der großen Geldvermögen, deren Kosten (siehe Senf, Creutz uva) für die Gesellschaft mindestens so hoch sind wie der überflüssige Transfer nach unten, verhindern?
Naja, kommt wohl auf die Rahmenbedingugnen an, aber so aus dem Stand gesagt, nein, warum auch? Ein BGE ist doch nichts anderes wie "Brot und Spiele", nein, sogar ne Stufe besser, mit dem eine noch größere Abhängigkeit vom Staat geschaffen wird, bzw. vom Geldgeber, der das BGE zahlt. Klar, im ersten Moment denkt man sich "supi, ich krieg Summe X im Monat für lau mit denen kann ich meine Rechnungen zahlen und ich brauch nur noch 2-4 Stunden am Tag arbeiten gehen um mir ein bisschen mehr leisten zu können". Irgendwann will man, dann wieder mehr arbeiten gehen und dann kommt das böse Erwachen, denn die Job-Landschaft hat sich verändert. Full-time Jobs gibts nur noch für Hochqualifizierte, das meiste werden ein ein paar Stunden-Jobs sein mit Niedriglohn. Warum? Weil das große Geld, das macht, was es immer gemacht hat, sich anpassen und Vorteile aus dem System ziehen. Der Chef sagt dann, "Warum soll ich dir mehr zahlen? Du bekommst doch alles was du brauchst mit dem BGE und arbeitest hier ja nur weil dir a)langweilig ist oder b) weil es für dich ein Hobby ist und Spass macht. Zu dem muss ich jetzt sehr viel mehr abgaben leisten damit dein BGE finanziert wird. Deshalb wird erst mal der Lohn runter gesetzt damit die Firma nicht pleite geht und du morgen noch arbeiten gehen kannst." Und schon bezahlt die Allgemeinheit die meisten Arbeiter und das große Geld reibt sich die Hände über so viele billige Arbeitskräfte. Und wenn diese den Dienst verweigern? Nicht mehr das Klo putzen wollen oder den Müll abholen? Macht nichts, dann holen wir qualifiziertes Personal aus dem Ausland, das kein BGE bezieht und für die 3 Euro die Stunde nen Traumlohn sind. Oder es gibt ne schöne Werbekampagne für ein sauberes Deutschland, die an das Pflichtbewusstsein der Bürger appeliert. Die Gewinne sind dann irgendwo im Ausland oder wurden, besten Falls, irgendwo in eine neue Maschine investiert oder einen neuen Pool für die Mitarbeitern, damit nicht zuviel vom Finanzamt in den BGE Topf abgeholt wird. Schließlich will man ja was von der erwirtschafteten Kohle haben und nicht alles der Allgemeinheit rein drücken. Irgendein Schlupfloch wirds schon geben.
Und was wurde dann aus dem weniger qualifizierten Arbeiterchen, dass sich so gefreut hatte das es Summe X für lau bekommt? Die Summe bekommt er noch immer, aber wenn er sich was leisten will tingelt er von Job zu Job als Tagelöhner, weil einfach kaum noch richtige Jobs angeboten werden.

Das sind jetzt einfach nur ein paar Gedanken zum BGE wie es auch kommen kann. Tippfehler bitte ich zu entschuldigen, bin in eile und hab keine Zeit noch mal drüber zu lesen.

Etwas off-topic: Ist das BGE dann die Vorstufe zur Geldlosen Gesellschaft?

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