Sammelthread: Preise

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 11.06.2013, 10:30

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eisendieter
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Bei uns finde ich die Gebühren von Trinkwasser und Müllabfuhr erwähnenswert.

Wir (4 Personenhaushalt) zahlen monatlich eine Müllabfuhrgebühr von nur 8,70 (Mülltonne 14-tägig, gelber Sack alle 4 und Papier alle 6 Wochen)

Im letzten Jahr waren es noch 12 Euro.

Wasser kostet 0,70 Euro + 7% Mwst. / 1000 Liter und der Verbrauch liegt gemittelt übers Jahr bei etwa 400 Liter / Tag und das, obwohl wir halbjährig einen 20m³ Swimmingpool betreiben.

Beitrag 11.06.2013, 15:45

donnyflame
Na dann prost :)


@thema

Ich glaub eine so große Zeitspanne + (Einführung Euro) kann man nicht so leicht analysieren. Ich zu meinen Teil hab keinen nerv dafür :D



Das wir steigende/fallende Preise finden ist nicht verwunderlich. Wir hätten sonst keine offizielle Inflation von "nur" 1,5-2%

Das Problem hierbei ist, dass bei den Inflations-Indikatoren unterschiedliche Methoden angewendet werden. ( Geldmenge, Verbraucherpreis, virtueller Einkaufswagen etc.)

Die Geldmenge im Bezug auf Targetkredite usw. ist unbestritten größer geworden.

Im Moment landet die zusätzliche Geldmenge in den Aktienmärkten und im Betongold(Immobilien, Innenstadt/gute Lage).

Erzeugerpreise steigen nur noch minimal
21.05.2013 · So schwach wie seit über drei Jahren nicht hoben deutsche Produzenten ihre Preise im April an. Sie stiegen im Schnitt nur noch um 0,1 Prozent. Für die nachlassende Teuerung ist vor allem Energie verantwortlich.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/k ... 89592.html

Grüße
DF

Beitrag 11.06.2013, 20:15

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Silberhamster
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1 Liter Diesel vor Einführung des Euro: 1 DM 30 Pf, dann 65 Eurocent. Heute kaum unter 1,30 € zu haben.
100% in 10 Jahren. Heizöl ebenso, auch wenn hier schon höhere Preis waren als heute. (diesel bis 1,55 €)
Trinkwasser 1 m³ 1,87 € + 0,97 € Abwasser dazu. ( seit 2010) um 2000 waren es DM 1,80 + 60 pf. also
wieder Verdopplung in weniger als 10 Jahren. - Strom ca 60% in 10 Jahren.
Silberhamster
Wahre Worte sind nicht schön, schöne Worte sind nicht wahr ( Laotse)

Beitrag 11.06.2013, 22:21

Alteisen
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Wohnort: BY
Das Inflationsbeispiel mit den Backwaren hatte ich schonmal in einer anderen Diskussion gebracht.
Ich bin davon überzeugt, dass die wichtigen Dinge im Leben, d.h. die Grundversorgung,
in den letzten 20 Jahren um durchschnittlich 6% p.a. teurer geworden ist.
In der gleichen Zeit sind die Einkommen aber durchschnittlich nur um ca. 3% pro Jahr gestiegen.

Vor 30 Jahren konnte ein alleinverdienender Facharbeiter mit (42h-Woche) sich eine 4-köpfige Familie und ein Eigenheim leisten. -
Heute ist sowas undenkbar: mit 80 Wochenstunden hat man vielleicht die Wahl zwischen Familie oder Eigenheim.

Noch bin ich froh, mir geht's gut, benötige für die Grundversorgung nur 50% meines Netto.
Aber gehen wir mal davon aus, dass sich die Lage weiterhin so entwickelt:
dann ist es in 24 Jahren soweit, dass neben der Grundversorgung nichtsmehr übrigbleibt,
und in 25 Jahren reicht's nichtmal mehr dafür.

Große Teile der Bevölkerung haben übrigens genau dieses Problem schon jetzt!

p.s.:
Von "Jammern auf hohem Niveau" will ich bitte nichts hören/lesen.
Es ist nicht akzeptabel, Schlechtes mit Schlechterem zu rechtfertigen.
Wer sein Paradies nicht schätzt, wird daraus vertrieben.

Beitrag 12.06.2013, 06:57

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thEMa
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donnyflame hat geschrieben:Im Moment landet die zusätzliche Geldmenge in den Aktienmärkten und im Betongold(Immobilien, Innenstadt/gute Lage).
Oft hört man die Formulierung, die überschüssige Liquidität flösse in die Aktienmärkte. Das ist aber zumindest missverständlich, denn es klingt so, als würde der Aktienmarkt Geld aufsaugen, gleichsam wegpuffern. Eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall. Absorbiert wird Geld jedenfalls nur durch die Tilgung oder das Platzen von Krediten, also da, wo es auch entstanden ist.

@Alteisen
Die gleiche Beobachtung mache ich auch. Noch bin ich in der komfortablen Situation, dass ich, wenn ich die Grundversorgung für mich und meine Familie abziehe, gut Rücklagen bilden kann. Das ist als Freiberufler aber auch essentiel wichtig und auf besonders großem Fuße lebe ich ohnehin nicht. Ich stelle aber fest, dass ich seit Beginn meiner Selbsständigkeit meine Stundensätze nicht einmal im Rahmen der offiziellen Inflation anheben konnte.
Ceterum censeo anatocismum esse delendum

Der Zins, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Beitrag 12.06.2013, 13:18

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Friedrich 3
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Ich stelle aber fest, dass ich seit Beginn meiner Selbsständigkeit meine Stundensätze nicht einmal im Rahmen der offiziellen Inflation anheben konnte.
Das ist ein Problem vieler Selbständiger.die tatsächlichen Aufwendungen können nicht mehr weiter gereicht werden so wie es früher mal war.Nicht einmal mehr grosse Firmen können das,Beispiel "Dieselzuschlag" ist oft nicht mehr im Preis enthalten.Entweder um attraktiver als die Konkurrenz zu sein oder weil der Kunde ihn nicht mehr zahlen will und abwandert...Der "Verlust" wird dann natürlich weiter gereicht an die Subunternehmer (Logistikunternehmen)
So und nicht anders!

Erfolgreich gehandelt: ja klar..

Beitrag 12.06.2013, 17:14

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MaciejP
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thEMa hat geschrieben:Oft hört man die Formulierung, die überschüssige Liquidität flösse in die Aktienmärkte. Das ist aber zumindest missverständlich, denn es klingt so, als würde der Aktienmarkt Geld aufsaugen, gleichsam wegpuffern. Eigentlich ist eher das Gegenteil der Fall. Absorbiert wird Geld jedenfalls nur durch die Tilgung oder das Platzen von Krediten, also da, wo es auch entstanden ist.
Was genau ist hier mit Absorbierung gemeint? Die Zentralbank stellt den Banken billiges Geld zur Verfügung. Statt das Geld in die Realwirtschaft zu investieren, stecken es die Kreditnehmer aber lieber in spekulative Anlagen. So verstehe ich das zumindest. Meinst du das Gleiche?

Beitrag 12.06.2013, 20:01

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thEMa
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Nicht ganz. Was ich hier sagen wollte, war folgendes:
Wenn mit einem Betrag X Aktien gekauft werden, verschwindet dieser Betrag X dadurch nicht, sondern es hat ihn ein anderer, nämlich der Verkäufer. Das bedeutet, dass überschüssige Liquidität den Aktienmarkt zwar befeuert, aber der Aktienmarkt diese Liquidität nicht aufnimmt, also absorbiert. Das Geld fließt also eher durch statt in den Aktienmarkt. So hatte ich das gemeint. smilie_22?
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Beitrag 12.06.2013, 20:46

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MaciejP
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thEMa hat geschrieben:Das Geld fließt also eher durch statt in den Aktienmarkt.
Ach so, verstehe. Ist ein interessanter Punkt, darüber hatte ich so noch nicht nachgedacht. So gesehen ist ja eigentlich nicht das hineinfließende Geld das böse, sondern das herausfließende. Da kommt unweigerlich die Frage auf, wohin das Geld der Verkäufer dann wiederum geht.

Beitrag 13.06.2013, 06:47

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Ladon
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Es ist kein unbekanntes Phänomen, dass der "Finanzmarkt" so eine Art "Überlaufbecken" für die wachsenden Geldmengen darstellt. Volkswirtschaftlich kann man es vielleicht (und natürlich vereinfacht) so sehen:
Liquidität wird in den Wirtschaftskreislauf gegeben, um Nachfrage zu erzeugen (z.B. Abwrackprämie) oder Finanzierungsengpässe zu beheben ("Bankenrettung"). In den ersten Schritten tut das Geld also was es soll: Es erzeugt "Eigenbewegung", es "fließt". Also das was es tun muss, damit eine Volkswirtschaft "geschmiert" wird.

Nun sind aber für die künstlich erschaffene Liquidität außer dem sehr eng begrenzten Zweck gar keine Marktsegmente vorhanden. Was passiert?

Innerhalb der Realwirtschaft durchfließt das Geld verschiedene Ebenen. Bleiben wir bei der Abwrackprämie. Da wird Umsatz bei einem Händler geschaffen und der ordert schließlich bei der Industrie. Gehälter werden bezahlt usw. Aber natürlich wird der erzeugte Mehrwert am Ende von jemandem abgeschöpft ... und dieser "jemand" (Person oder Institution) hat wenig bis gar keinen Bedarf daran! Denn der Markt bietet gar keine (oder nicht genug) "Investitionsmöglichkeiten" ... und da entsinnt er sich dann des "Finanzmarktes", wo wundersamerweise das Geld unter sich ist und sich aus dem steten Zustrom abgeschöpfter oder abgeflossener Realwert-Gewinnüberschüsse scheinbar vermehrt.

Daher schwappen die eventuell im Finanzmarkt eingefahrenen "Gewinne" (eigentlich bekommt man Bauchweh, wenn man das so nennt) auch nur sehr begrenzt zurück in die Realwirtschaft: Es gibt für den Geld-Akkumulator dort keine (oder: viel zu wenige) Möglichkeiten zur weiteren Vermehrung. Und schadet außerdem eventuell dort sogar den eigenen Interessen.

Wir sehen also praktisch die "Geldwegwerfgesellschaft" ... es geht nicht mehr um den "nachhaltigen" Kreislauf des Geldes, sondern es wird "erzeugt", mit Hochdruck durch die Leitungen der Realwirtschaft gepumpt, um am Ende in das immer größer werdende Bassin der "Schuldtitel und Derivate" abzufließen.

Wie sieht es mit den Rückflüssen von dort aus? Prinzipiell liegt darin natürlich eine große Gefahr - aber auf der anderen Seite liegt für die Akteure kein "praktischer" Nutzen darin. Sinnvolle Investition wird nicht unterstützt, "Vermehrung" ist im nicht-realen Bereich erheblich leichter zu bewerkstelligen. Also ist die DROHUNG mit dem Rückfluss eher so eine Art Machtmittel der Geldaristokratie zur politischen Einflussnahme.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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