Das kurze Gedächtnis Amerikas

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 13.10.2010, 09:07

MapleHF
... wenn man vor ein paar Jahren mit Leuten über den "Fehler im System" gesprochen hat, erntete man meist Unverständnis und wurde häufig als Spinner oder Verschwörungstheoretiker betrachtet.

Das hat sich heute geändert.

Spricht man heute mit Leuten, über alternative Geldsysteme, sind wir wieder da wo wir vor einigen Jahren waren.

Das Problem bei der Sache ist, dass auch Publikationen in dieser Richtung wohl wenig bringen würden, wenn das Basiswissen dazu fehlt.

Bevor ich mich mit der Thematik beschäftigt habe, hätte ich solche Überlegungen auch als "Blödsinn" abgetan. Erst nach jahrelangem intensiven informieren, erreicht man den Punkt, dass man über den Tellerrand hinaussieht.

Zumal auch eine Änderung des Währungs- und Finanzsystems alleine nicht reichen würde, alle Probleme zu lösen.

Es müßten auch unsere Sozial- und Steuersysteme reformiert werden. In Zeiten von Vollbeschäftigung mit einer Altersstruktur, die im Verhältnis wenig Rentner hatte, haben unsere Sozialsysteme bestens funktioniert.

Heute funktionieren sie nicht mehr, weil zum Einen die Vollbeschäftigung fehtl und zum Anderen das Verhältnis von Beitragszahlern und Leistungsempfängern nicht mehr stimmt.

Mit ein Grund liegt auch in der zunehmenden maschinellen Arbeit, die ja im Gegensatz zur menschlichen Arbeit nicht besteuert wird.

Selbst ein Crash wäre bei Beibehaltung der derzeitigen Systeme nur ein Mittel um uns wieder 20 - 30 Jahre Luft zu verschaffen, bis der nächste Crash ansteht. Wenn derzeit der Bund schon rund 100 Milliarden € jährlich als Zuschuß zur Rentenversicherung und für Beamtenpensionen aufwenden muss, braucht man nur mal 10 Jahre weiterrechnen (geburtenstarke Jahrgänge kommen ins Rentenalter und werden immer älter, geburtenschwache Jahrgänge stehen im Erwerbsleben) um die Schieflage zu erkennen.

Wenn man diese Problem nachhaltig lösen möchte, muss man an die Abgaben- und Verteilungsstruktur ran. Hier sind es dann auch Denkmodelle wie das "Bedingungslose Grundeinkommen" in Verbindung damit, dass nicht mehr die Arbeit, sondern der Konsum besteuert wird, über die man nachdenken muss.

Es gibt im Net ein sehr interessantes Video dazu: < KLICK >

Problem bei der Sache, es müßte global passieren. Daher sehe ich als Realist auch hier wenig Chancen auf Durchführbarkeit.

Wir als Einzelne können die Systeme nicht ändern, somit bleibt uns nur die Möglichkeit, zu versuchen für uns selbst die Folgen der zwangsläufig kommenden Probleme zu mildern.

MapleHF

Beitrag 13.10.2010, 09:37

Spongebob
Der Haken ist auch, selbst wenn man den Leuten immer wieder vernünftig zu erklären versucht, dass es doch so nicht weitergehen kann auf Dauer, erntet man Unverständnis.
Ich hatte letztens ein ganz interessantes Gespräch mit einem Psychologen (nicht meiner, sondern ein Freund der Familie!), welcher mir daraufhin sagte, dass die Leute auch das nicht glauben wollen. Das ist ein Schutzmechanismus in das Vertrauen der Geldpolitik des Staates. Man will nicht noch mehr von Problemen hören, es wird schon gut gehen und wenn nicht, wird sich der Staat auch darum kümmern eine Lösung zu finden.
Es war wirklich interessant, er hat noch mehr mit Fachbegriffen um sich geworfen, aber das wieder zu geben, muss nicht sein. Ausserdem hasse ich Rechtschreibfehler und besonders bei mir und da ich die meisten Wörter nicht mal aussprechen kann, muss es eben so gehen.

Beitrag 13.10.2010, 10:04

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Ladon
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@ Querulant

Ein schönes, "modernes" Beispiel mit allem Drum und Dran (warum, wie's geht, sichtbarer Erfolg, unerwünscht, verboten) ist das schon erwähnte "Freigeld von Wörgl". Einfach mal den Begriff googlen.

@ Spongebob
Keine Bange, Du sinkst in meiner Achtung nicht, wenn Du die Dienste eines Psychologen in Anspruch nimmst. smilie_02
(Auch bei sowas sind Vorurteile nicht zielführend)

@ Alle
Der von MapleHF verlinkte Film ist praktisch ein Muss für alle Leute ohne ideologische Scheuklappen!

@ MapleHF
Ich bin halt ein unverbesserlicher Optimist ... ich glaube, dass auch kleine Schritte weiter bringen können. Und vielleicht sogar etwas bewirken. das "Problem" dabei ist, dass man den Erfolg vielleicht nicht mehr erlebt. Aber Du als Waldbesitzer kennst doch das "Säen für die nächste Generation".
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 13.10.2010, 10:29

Coroner
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...
Zuletzt geändert von Coroner am 22.07.2011, 19:38, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 13.10.2010, 11:04

Querulant
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Wie MapleHF richtig schrieb:
„Problem bei der Sache, es müßte global passieren. Daher sehe ich als Realist auch hier wenig Chancen auf Durchführbarkeit. Wir als Einzelne können die Systeme nicht ändern...“

Jeder sieht mitlerweile, dass das System global grundlegend geändert werden muss, dass es alles nicht mehr lange gut gehen kann und der einzelne Mensch und auch kein einzelner Staat was ausrichten kann.
Aber das steht doch alles sinngemäß schon in der Bibel – wurde vor Jahrhunderten schon vorausgesehen.
Nebenbei, ich gehöre keiner Religion an, noch bin ich in einer Sekte, bin durch und durch ein Realist. Aber glaube ganz einfach, dass an der Bibel was dran ist, aus verschiedenen, mir sehr einleuchtenden Gründen (aber das würde jetzt zu weit führen).

Um noch mal auf das Eigentliche zurückzukommen:
Es steht sinngemäß auch in der Bibel, dass weltweit ein neues, besseres System erschaffen wird – von Jesus. Und es steht eben auch drin, dass es der Mensch selbst nicht schafft, weil ihm seine schlechten Seiten im Wege stehen. Da nützt auch der beste Optimismus nichts, Ladon, der Mensch wird nie von sich heraus zu einem „Lamm“ werden

Es gibt Viele Gläubige, aber nur Wenige von denen glauben die Aussagen in der Bibel, nämlich dass nicht der Mensch, sondern nur eine höhere Intelligenz ein besseres System erschaffen kann.
Dass nicht mal die Gläubigen daran glauben finde ich sehr verwunderlich. Hat dazu jemand eine plausible Erklärung?

.

Beitrag 13.10.2010, 12:03

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Ladon
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@ Querulant

Das ist jetzt alles natürlich schon sehr philosophisch, aber warum nicht?

Trotz allem stehe ich auf dem Standpunkt, dass es sehr wohl am Einzelnen liegt. Etwas zu tun, den Blickwinkel zu verändern, sich in Bewegung zu setzen - wie auch immer man es nennen mag. Und das sogar wenn es sinnlos sein sollte oder sinnlos erscheint: Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 13.10.2010, 12:49

Querulant
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Ladon: „Und das sogar wenn es sinnlos sein sollte oder sinnlos erscheint: Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Das sehe ich auch so

Ladon: „Trotz allem stehe ich auf dem Standpunkt, dass es sehr wohl am Einzelnen liegt. Etwas zu tun, den Blickwinkel zu verändern,..
Ich denke das könnte lediglich „wie der Tropfen auf den heißen Stein" wirken, mehr nicht

In dem Video von MapleHF sah man einen Clip worin es hieß „in der Hölle steht ein gutes Essen und es liegen Löffel bereit“
-> es standen nur sehr langstielige Löffel zur Verfügung, womit niemand fähig war, etwas in seinen Mund zu bekommen – das Essen war nutzlos wegen des Egoismus der Menschen.
Im „Himmel“ hatten sich die Menschen dagegen mit den gleichen Löffeln gegenseitig gefüttert.

Den Vergleich fand ich sehr gut und es zeigt sehr gut das Dilemma, dass die meisten Menschen eben sich selbst die nächsten sind.

Was nützt es denn, wenn es ein paar einzelne „Gutmenschen“ gibt? Sicher gäbe es bis zu einem gewissen Grad eine Art Vorbildwirkung. Aber um das System zu verändern müsste sich die MASSE der Menschen ändern. Die Mehrheit wird sich jedoch niemals im Herzen verändern (jedenfalls nicht ohne Anstoß einer höheren Macht), das liegt einfach in der Natur des Menschen, so wie er derzeit ist.

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