Kommt nun die Deflation ?

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 19.03.2014, 14:33

Geldsammler
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Wir sollten lieber zusehen, dass die Erträge die in D erwirtschaftet werden, auch hier versteuert werden und nicht durch irgendwelche Firmenkonstrukte in Billigsteuerländer verschoben werden.
Noch besser: Die Erträge sollten in Deutschland investiert bzw. konsumiert werden. Es ist nicht Ziel einer Volkswirtschaft den Staat zu erhalten, sondern sich selbst.
Nun, die Frage, ob es zuerst die Henne oder das Ei gab, werden wir nicht klären können.

Aber Fakt ist nun mal, wenn der Mensch weiß, dass ein Produkt teurer wird, je länger er mit dem Kauf wartet (Inflation) ist er eher geneigt schnell zu kaufen. Weiß er hingegen, dass ein Produkt z.B. in 3 Monaten billiger sein wird, als aktuell, so wird er, wenn er das Produkt nicht dringend benötigt, eher die 3 Monate noch abwarten.
Die Frage geht immer zugunsten des Eis aus! smilie_02

Denn es ist eine Frage der Logik: Warum sollte ein Anbieter als erster seine Waren/Dienstleistungen verbilligen, wenn er doch so prima Gewinne macht? Und warum sollte der Markt mitziehen, so dass es für den Konsumenten/Investor berechenbar wird, dass er in ein paar Monaten günstiger kauft?
Ich bleibe dabei: Die Käufer werden zurückhaltend, weil sie weniger Liquidität haben (Gründe: vielfältig). Deshalb werden die Preise gesenkt. Und erst dann kann es - vereinfacht betrachtet - zu einer Spirale nach unten kommen. Senkt der Anbieter die Preise, weil er Rohstoffe günstiger einkaufen kann, so ist das kein Problem für den Anbieter (Marge bleibt gleich) und auch nicht für den Käufer (Produkt wird günstiger).

Beitrag 19.03.2014, 15:41

lifesgood
herakles hat geschrieben:
lifesgood hat geschrieben:Weißt Du was? Du hast Recht ... smilie_20
Da ich mir kaum vorstellen kann, dass Du nicht jede Gelegenheit nutzen würdest um mir zu zeigen wo ich Unrecht haben, nehme ich das wörtlich und bedanke mich.

smilie_17
Das hast Du falsch interpretiert. Mit zunehmendem Alter gewinnt die Lebenszeit an Wert und man wirft sie nicht mehr wie die sprichwörtlichen Perlen anderen vor die Füße, schon gar nicht, wenn es offensichtlich sinnlos ist.

Daher kannst Du zukünftig schreiben was Du willst, egal wie falsch oder abstrus es ist, ich werde mich jeden Kommentars enthalten smilie_24

@Geldsammler:
Konsum- und Investitionszurückhaltung[Bearbeiten]
Wenn sich eine Volkswirtschaft im Abschwung eines Konjunkturzyklus befindet, reagieren die Menschen vorsichtig. Sie erwarten, dass sich ihre Einkommenslage verschlechtern wird, sie fürchten um ihren Arbeitsplatz, und geben deshalb in der Erwartung eines zukünftig geringeren Einkommens und der daraus resultierenden Haltung der Existenzsicherung weniger Geld aus (Konsumstreik). Eine vermehrte Zunahme der persönlichen finanziellen Rücklagen setzt allenfalls dann ein, wenn der Zustrom an Geld für die Person nicht so stark sinkt wie der Abfluss an Geld.
Auch die Unternehmen halten sich zurück. Es wird nur das Nötigste gekauft und wenig investiert (sogenannte Investitionszurückhaltung). Dieser Nachfragerückgang führt dazu, dass Unternehmen geringere Umsätze bzw. auch Gewinne verbuchen und im Anfangsstadium rationalisieren (häufig durch Massenentlassungen) oder schließlich, in letzter Instanz, zahlungsunfähig werden. Insgesamt sinkt nun die Gesamtgüternachfrage bei ungefähr gleich bleibendem Güterangebot (Nachfragelücke).
Grundsätzlich sind geringere Bedürfnisse die Ursache von Konsumzurückhaltung. Ob diese geringeren Bedürfnisse aus Selbstbeherrschung oder mangelndem Geld resultieren ist eine andere Sache. Eine größere Sparneigung kann ebenfalls ein Grund sein, hervorgerufen durch eine verschlechterte Zukunftserwartung. Dieses Phänomen ist zurzeit in Japan zu beobachten (Stand: 2011).
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Deflation
Definition Deflation

Deflation ist ein Begriff aus der Volkswirtschaft und meint die Schrumpfung des Geldumlaufs, insbesondere durch Geld- und Kreditbeschränkungen.

Im Gegensatz zur Inflation sinken bei einer Deflation die Preise. Davon sind sowohl Waren als auch Dienstleistungen betroffen. Konsumenten und Investoren halten sich mit der Nachfrage und mit Investitionen zurück, da mit günstigeren Preisen gerechnet wird. Um den Konsum anzukurbeln, werden die Preise weiter gesenkt, während die Produktionskosten gleich bleiben.

Auslöser einer Deflation kann ein Abschwung der Konjunktur sein, der die Konsumenten zur Kaufzurückhaltung veranlasst. Stark gekürzte Ausgaben des Staates können ebenso eine Deflation auslösen wie eine global schwache Konjunktur.
Quelle: http://definition-online.de/deflation/

lifesgood
Zuletzt geändert von lifesgood am 19.03.2014, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 19.03.2014, 17:01

Geldsammler
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Auslöser einer Deflation kann ein Abschwung der Konjunktur sein, der die Konsumenten zur Kaufzurückhaltung veranlasst. Stark gekürzte Ausgaben des Staates können ebenso eine Deflation auslösen wie eine global schwache Konjunktur.
Sorry, aber diese Definition mag zwar richtig sein, ist aber Blödsinn. Wieso sollte ein "Abschwung der Konjunktur" den Konsumenten zur Kaufzurückhaltung veranlassen? Der Konsument kauft nicht oder weniger, weil er kein Geld in der Tasche hat oder weil er befürchtet keines in der Tasche zu haben.

Und ja, Auslöser ist der KONSUMENT und nicht der ANBIETER/ERZEUGER. Erst, wenn weniger gekauft wird, geht die Spirale nach unten, wenn es überhaupt eine Spirale ist. Ich zweifle das ganze Spiralenmodell sowieso an. Das mag für eine galoppierende Deflation (gibt es die überhaupt?) gelten. Oder für Börsenverhalten, wenn der Kurs nach unten geht. Nicht aber für Güter und Dienstleistungen, die man braucht.

Beitrag 19.03.2014, 17:17

lifesgood
Geldsammler hat geschrieben:Nicht aber für Güter und Dienstleistungen, die man braucht.
Was braucht man denn wirklich zeitnah und immer, außer den Dingen des täglichen Lebens? Also Nahrung, eine warme Wohnung (Energie) usw.

Natürlich "braucht" man häufig auch andere Dinge wie z.B. Auto, Möbel, Kleidung, Unterhaltungselektronik, Computer usw. usw.

Aber diese Dinge werden ja in der Regel nicht erst gekauft, wenn das alte kaputt oder nicht mehr nutzbar ist, sondern früher.

Wenn sich nun Angst breitmacht (siehe mein erstes Zitat oben), dann ist der Verbraucher durchaus geneigt hier die Nutzungszyklen zu verlängern, das Auto nicht nach 3 oder 5 Jahren zu tauschen, sondern länger zu fahren, die alte Couch noch ein Weilchen stehen zu lassen, die alten Schuhe sind zwar nicht mehr so schön, der alte Laptop tut es auch noch usw. usw.

Der Verbraucher kann hier durchaus "schieben", was negative Auswirkungen für die Wirtschaft hat und die Spirale in Gang setzt. Wenn es soweit kommt, erkennt der Verbraucher im zweiten Schritt, dass die Preise umso günstiger werden, je länger er wartet und wartet weiter.

Insofern hast Du schon Recht, dass die Kaufzurückhaltung die Ursache ist und nicht die Folge. Die Folge ist nur, dass die Kaufzurückhaltung sich dann verschärft und die Spirale sich schneller dreht.

Das ist doch letztendlich auch der Grund, weshalb die Politik immer eine heile Welt malt und dem Bürger die Angst nehmen möchte.

Erinnerst Du Dich noch an die Spareinlagengarantie von Frau Merkel und Herrn Steinbrück im Oktober 2008? Genau das war so ein Beruhigungsakt, obwohl es wenige Tage später im Bundestag revidiert und als nicht einklagbare Zusage relativiert wurde. Das kam dann natürlich nicht in den Nachrichten. ;) Hauptsache der Michel wiegt sich in Sicherheit und fängt nicht mit Angstsparen an.

Aber ... und hier komme ich wieder zu Deiner Forderung nach niedrigeren Löhnen. Würden nicht genau solche niedrigeren Löhne eine Deflation auslösendes Angstsparen genierieren?

Irgendwie liegen wir gar nicht so weit auseinander, drücken es aber anders aus und reden/schreiben aneinander vorbei.

lifesgood

Beitrag 19.03.2014, 17:43

donnyflame
Am Ende geht es immer um den Zyklus des Geldes. Das heißt nichts anderes das Geld fließen muss. Fließendes Geld sorgt für Steuereinnahmen, fließendes Geld sorg dafür das Unternehmen Umsatz machen und Schuldner die Chance bekommen ihre Schulden abzubezahlen.

Sollte der Geldfluss zum erliegen kommen oder sogar nur langsamer werden, wird das ganze System instabil.

Ob das nun Otto Normal ist der sein Geld lieber auf der Bank behält statt sich ein neues Auto zu gönnen, die Otto Normal Fabrik die ihre Investition in neue Maschinen vertagt oder die Otto Normal Bank die der anderen Otto Normal Bank/oder einem Otto Normal kein Geld mehr leihen will.

Geld ist das Blut dieses Finanzsystems/Wirtschaftssystems, fließt es nicht oder langsam wird problematisch.

Grüße
DF

Beitrag 19.03.2014, 17:52

Geldsammler
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Nene, Lifesgood, ich hatte die "Stimmung" der Bevölkerung tatsächlich vernachlässigt. Solange die Leute glauben, es geht ihnen gut, gehen sie auch höhere Risiken ein, holen sich Verbraucherkredite etc. Irgendwann hat der Spaß dann auch in der veröffentlichten Meinung ein Loch und dann wird zurückgehalten. Wobei viele einfach nichts mehr haben, wegen der vorausgegangenen Preissteigerungen.
Ich denke aber, die Deflation in isolierter Reinform gibt bei uns nicht, in den Krisenstaaten ist sie schon deutlicher. Überlagern immer durch unterschiedlichste auch konträre Effekte.

Beitrag 19.03.2014, 20:02

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Ladon
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Um das vielleicht mal auf eine Linie zu bringen (weil das sonst schon wieder auszuarten droht):

Das Threadthema lautet ja "Kommt nun die Deflation?" - ich denke, es ist jedermann klar, dass damit die KRISENHAFTE DEFLATION gemeint ist. Es gibt Leute, die davor warnen, dass eine DEFLATIONÄRE KRISE entstehen könnte.
Das widerspricht in keiner Weise den Dingen, die z.B. Geldsammler genannt hat: es gibt ähnliche "Phänomene", wie sie zur Krise "Deflation" gehören, auch "ohne" Krise.

Hier wird - bildlich gesprochen - gefragt:
Wir sehen ein Gewitter herauf ziehen und daher könnte der Blitz einschlagen.
Wenn uns nun der Geldsammler darauf hinweist, dass "Wetterleuchten" ungefährlich ist, dass ein Gewitterregen durchaus erfrischend sein kann usw., dann ist das (vielleicht) wahr und richtig ... aber es bringt uns nicht weiter, wenn es um die Frage geht, ob eine Krise in deflationärem Umfeld auf uns zukommt oder nicht. Denn wenn die Krise kommt (= wenn der Blitz einschlägt), dann ist es eben so, dass eine Krise da ist (= dass es brennt).
Auch wenn die begleitenden Phänomene in anderem Rahmen ohne krisenhafte Folgen bleiben könnten.

Ich denke, so kann dem doch jeder zustimmen, oder?
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Beitrag 19.03.2014, 23:26

Geldsammler
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Möchte das noch spezifizieren: Kommt die krisenhafte Deflation nach Deutschland? Denn momentan ist noch nichts angekommen, im Gegenteil. Ist die Deflation vielleicht die Ebbe und die Inflation die Flut und wir erleben gerade eine Ebbe vor dem Tsunami?

Beitrag 20.03.2014, 08:12

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Geldsammler hat geschrieben:... Denn momentan ist noch nichts angekommen, im Gegenteil. Ist die Deflation vielleicht die Ebbe und die Inflation die Flut und wir erleben gerade eine Ebbe vor dem Tsunami?
Das verstehe ich nicht.

a) es ist noch nichts angekommen --- so weit klar
b) im Gegenteil --- Gegenteil von "nichts angekommen" ist doch "angekommen"; verwirrend.
c) wir erleben gerade die "Ebbe" (= Deflation) (also etwas angekommen: a) ist unwahr; b ist wahr)

Mit einiger Mühe interpretiere ich das so:

Wir SEHEN Phänomene, die auch zu beobachten sind, wenn wir die "VWL-Krisen-Deflation" (so nenne ich das jetzt mal, um deutlich zu machen, dass es um die "deflationäre Krise" der Volkswirtschaftslehre geht).
Und Du sagst: Obwohl diese nicht zwangsläufig Deflation BEGRÜNDEN (das hat allerdings auch keiner behauptet, aber man schreibt halt schon mal flott was hin, das nicht so deutlich ist), sind sie als "Vorboten" einer anderen Krise zu interpretieren.
Das hat natürlich eine gewisse innere Stringenz, läuft mir persönlich aber zu sehr auf ein "gute Krise / schlechte Krise" Denken hinaus, die mir etwas gewagt erscheint, weil es im phänomenologischen verhaftet bleibt ... die Schwere einer Krise sich aber ab einem gewissen Eskalationsgrad erst einmal nicht mehr steuern lässt (das "Momentum" von Volkswirtschaften ist zu groß, sie können nicht "schnell mal" die Kurve kriegen). Egal ob sie "eigentlich" nicht so schlimm ist.

Und natürlich sind diejenigen, die es "trifft" sowieso der Meinung, dass genau DIESE, JETZIGE Krise schlimm ist und es anders besser wäre (aber das ist eh klar und das Leben insgesamt kann man wohl nur positiv erleben, wenn man davon ausgeht, dass alles Schlimme "die anderen" trifft - darin sind die Menschen Meister).
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Beitrag 20.03.2014, 08:36

lifesgood
Grundsätzlich bin ich auch kein Anhänger der Deflationstheorie, wie sie z.B. von Gunter Hannich vehement vertreten wird.

Weshalb? Eine Deflation wäre das schlimmste, was den überschuldeten Staaten passieren könnte. Daher werden sie alles in ihrer Macht stehende versuchen, diese zu verhindern.

Und wenn wir in den letzten 10 Jahren etwas gelernt haben, dann dass die Regierungen das "Spiel auf Zeit" bestens beherrschen.

Meine Überzeugung, dass es irgendwann krachen muss, besteht weiter, jedoch hat sich das Zeitfenster verändert.

Aber selbst wenn es dann kracht, muss es nicht im Rahmen einer Deflation sein, sondern kann auch im Rahmen einer Hyperinflation sein.

Denkbar sind auch Mischformen wie Hyperinflation nach deflationärem Schock, ober auch galoppierende Inflation bei gleichzeitiger Sachwertdeflation oder umgekehrt.

Fragen über Fragen ...

lifesgood

Beitrag 20.03.2014, 09:02

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Traditionell ist es (tendenziell eher) so, dass in Deutschland die "Inflation" als DIE Gefahr schlechthin angesehen wird, während es vor allem in den anglo-amerikanischen Ländern die "Deflation" ist.

Beides sind entsprechend kollektive Traumata der 1920er Jahre und entsprechend wird das befürchtete Zukunftsszenario formuliert.

Das eine wie das andere kann als Entwicklung in schwere Krisen führen - das hat die Geschichte gezeigt. Der Geldsammler nannte es ein "kybernetisches System". Füge noch "äußerst komplex" und "riesengroß" hinzu und dann kommt man zu dem von mir genannten Schluss:
Die Gefahr liegt dann (wenn es zu Entwicklungen und/oder Ereignissen kommt, die das eine ODER das andere Problem verschärfen) darin, dass Volkswirtschaften wie Ozean-Tanker von ungeheurer "Trägheit" sind: Sie können weder schnell gebremst werden, noch ist eine schnelle Richtungsänderung (Ausweichen) möglich ... man sieht die Küste auf sich zu kommen, Bremsweg und Wendekreis sind aber zu groß um das Stranden zu verhindern

Mir scheint da ein abwägen was "schlimmer" ist (Deflation/Inflation oder Sandstrand/Kiesstrand) eher unerheblich und irgendwie "ideologisch". Der "Hartgeld" Verfechter kann oft keinen Grund sehen, warum es schlecht sein soll, wenn sein Geld mehr wert wird; der Systemgeld Verfechter hingegen sieht nichts Schlimmes im (moderaten) Wertverfall des Geldes, weil das für ihn der "Wachstumsmotor" ist.
(Über Sinn und Unsinn von "immerwährendem Wachstum" sei jetzt mal nicht geredet).

Tatsache aber bleibt, dass beide Entwicklungen zum Stranden führen können.
Und dann ist es egal, ob das eine nun der Vorbote des anderen war, oder das eine ohne das andere gar nicht sein könnte, oder das Schiff grundlegend falsch konstruiert ist.
"Weh" tut's den Menschen - und zwar so rum oder so rum.
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Beitrag 20.03.2014, 09:33

Fata.Sibyllina
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Viele althergebrachte volkswirtschaftliche Modelle haben die neue Situation der Globalisierung nicht hinreichend gewichtet und sind daher fehlerhaft. Auch wenn es mittlerweile neuere Betrachtungen gibt, welche die „offene Volkswirtschaft“ berücksichtigen, bleiben zumindest für mich viele Fragen offen, z.B.: Kann man es als Sachwertdeflation bezeichnen, wenn billige Chinaware immer mehr einheimische Produktion verdrängt? Ist es nicht eher so, dass bspw. Dienstleistungen, die nicht ausgelagert werden können, stetig teurer werden, von den f ixen Lebenshaltungskosten ganz zu schweigen?

Aus meiner Sicht gab es zudem in der Vergangenheit den folgenschweren „Deal“ zwischen Banken und Politik, der die immer heterogeneren Lohn- und Preisentwicklungen steuern sollte: Während für Durchschnitts- und Geringverdiener immer weniger zum Leben übrig blieb, verschleuderten die Banken Konsumentenkredite an diese Zielgruppe, um die Wohlstandsillusion zu nähren und ein Aufmucken gegen die anteilig hohe Steuerbelastung zu verhindern. Ich erinnere mich, dass nahezu zeitgleich mit Hartz IV, welches lohndämpfend wirkte, die KSt. von Kap.ges. von 40% auf 25% gesenkt wurden – normalerweise ein Risiko für eine „rote“ Regierung! Dass seitdem auch die Preise für Energie, Gesundheit und Lebensmittel explodierten, ist bekannt.

Gleichzeitig wurde eine Rentenpanik inszeniert, um nicht nur die Besserverdienenden zum Kauf von Staatsanleihen zu animieren; auch Normal- und sogar Geringverdienern wurde suggeriert, sie könnten sich 'reichriestern', den zunehmenden Druck am Arbeitsplatz durch Kreuzfahrten im Alter kompensieren.
Die erhöhte Sparquote in Geldwerte dämpfte zwangsläufig die Nachfrage nach Sachgütern und konterkarierte einen in seiner Grundtendenz, wie auch ich glaube, inflationären Trend.

Während Freiberufler seit Jahrzehnten ihre Altersvorsorge streuen und sachwertorientiert investieren, besaß der Staat als Anleiheemittent die Chuzpe den Löwenanteil heute schon vereinnahmen zu wollen und die Sparopfer mit künftigen, subventionierten Erträgen zu ködern, wobei er selbst doch ein Interesse daran hatte diese Gewinne möglichst gering ausfallen zu lassen, damit er keine hohen Zinsen und Zulagen würde zahlen müssen. Der [s]Bürger [/s]Kunde verließ sich auf seinen systemischen Gegenspieler, lieferte sich ihm aus und darf sich als Verlierer des Spiels auch noch freuen, dass er als Steuerzahler keine Gewinne an sich selbst ausschütten muss, die ihm in einem solchen Fall sowieso umgehend wegbesteuert würden.

Die Perversion einer solchen Staat-Banken-Mesalliance manipuliert zusätzlich die hiesigen Geld- und Gütermärkte und ist aus meiner Sicht ein entscheidender Faktor, wobei die Basis zu bröckeln beginnt und viel davon abhängen wird, in wie weit die Banken weiterhin Sofas und Flachbildfernseher, künftig wohl auch Strom- und Gasrechnungen vorfinanzieren und die einfachen Leute die Raten zahlen können.
Sapere aude, incipe!

Beitrag 20.03.2014, 10:44

Geldsammler
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Ladon: Ich merke in Deutschland noch nichts von einer Deflation. Im Gegenteil: (Flucht-)Geld fließt ins Land, im Immobilienbereich steigen die Preise - noch immer, die Nahrungsmittelpreise steigen usw. In anderen EU-Ländern mag das bereits anders sein, aber in Deutschland haben wir Inflation. Ob die Deflation bei uns auch kommt, weiß ich nicht, weil bei uns viel Geld in Glauben an den stabilen Standort investiert wird. Die Geldmenge schrumpft also nicht. Sogar Löhne und Gehälter steigen. Und das Steueraufkommen auch.

Das Problem ist ja immer: Geld lässt sich leicht in den Markt reinspülen. Das Zurücknehmen geht schwieriger bis gar nicht ohne Blasenplatzen. Bestes Beispiel sind die USA. In Europa haben wir dann noch die Asymmetrie der Volkswirtschaften. Deutschland zieht das Kapital an wie ein schwarzes Loch. Bei uns sind die Zinsen eigentlich zu niedrig. In anderen EU-Ländern müssen die Preise zurückgefahren werden, weil die Leute kein Geld mehr in der Tasche haben. In Deutschland ist das (noch) nicht der Fall. Kurzum: Für Deutschland sehe ich momentan keinerlei Deflationsgefahr. Die kommt erst, wenn der Binnenkonsum derart einbricht und nichts mehr geht, ohne die Preise von deutschen Gütern zu verringern.

Beitrag 20.03.2014, 10:52

lifesgood
Wobei auch hier in D zumindest die offziell berechnete Inflation deutlich unter der als "erstrebenswert" erachteten 2% Schwelle liegt.

Im Februar 2013 lag der Verbraucherpreisindex bei 105,1 Punkten im Februar 2014 bei 106,4 Punkten, das sind gerade mal 1,24% "Inflation".

lifesgood

Beitrag 20.03.2014, 11:19

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@ Geldsammler

Sorry, tut mir leid, dass ich schon wieder daher komme, aber ich kann Dir nicht folgen:

"Ich merke in Deutschland noch nichts von einer Deflation." sagst Du.
Richtig. Es wird ja auch nur davor gewarnt, bzw. überhaupt erörtert, ob die Deflationskrise kommt.

Oben sagst Du aber:
"Ist die Deflation vielleicht die Ebbe und die Inflation die Flut und wir erleben gerade eine Ebbe vor dem Tsunami?"


Dreht sich das vielleicht ein wenig im Kreis, weil wir einmal von "Warnung vor einem Szenario aus dem eine deflationäre Krise entsteht" und ein andermal von "liegt bereits krisenhaftes Szenario mit deflationären Merkmalen vor" reden?
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 20.03.2014, 11:23

Geldsammler
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Nun die offizielle Preissteigerungsrate ist leider statistisch verzerrt. Wenn man sie an die tatsächliche Nettolohnverteilung anpasst und nicht mit Durchschnittswerten rechnet, dann ist sie gerade für niedrige Lohngruppen bei lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen sehr hoch. Sprich: es bleibt wenig Geld in der Tasche, was wiederum bei breiten Schichten zu Kaufzurückhaltung führen kann. Deflationsgefahr! Und sieht man sich die Einzelhandelsumsätze an, dann sind die tatsächlich nicht rosig. Aber solange man in Deutschland Autos mit Tageszulassung oder Leasing absetzen kann, ist ja alles in Ordnung, offiziell. Dass die Autofirmen in Deutschland nur durch ihre eigenen Banken, also durch Gelddrucken, durch massive Subventionen und Steuerschiebereien überleben können, will keiner sehen.

Beitrag 20.03.2014, 11:30

Geldsammler
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Ladon: Ja klar, warnen kann man davor. Ich sehe das Problem zunächst nur in den anderen EU-Krisenstaaten. War es so verständlicher? Wie oben schon dargelegt, besteht die Gefahr, dass aus unseren Preissteigerungen, die einem überwiegend großen Teil der Bevölkerung schon jetzt zu schaffen macht, eine Deflation (aufgrund des Kaufkraftschwundes und dem Hinauszögern von privaten Investitionen in teurere Güter) entsteht. Das heißt: Man warnt vor Deflationsgefahren, stärkt damit Maßnahmen, die indirekt zu Preissteigerungen führen und vergrößert so die Gefahr einer Deflation. Preissteigerungen ohne entsprechende Lohnsteigerungen machen ja noch keine Inflation. Äh. Also Deflationsgefahr ja. Deflation momentan noch nicht.

Beitrag 25.03.2014, 16:32

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Wechselkurs
Überstarker Euro löst Deflations-Alarm aus

Der Euro steht an der gefährlichen 1,40-Dollar-Marke. Für viele Länder ist das ein gewaltiges Problem: Den Volkswirtschaften schlägt das auf die Wettbewerbsfähigkeit – und die Deflationsgefahr steigt.

http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/ ... m-aus.html

Beitrag 25.03.2014, 18:07

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Damit haben wir ja idealerweise die trivial-ökonomische Rechtfertigung weiterer Forcierung der Inflationierungsprozesse.

Cui bono?
Den heutigen Machthabern...

Beitrag 27.03.2014, 13:22

frankdieter50
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Prima, da werde ich schnell noch einen Kredit aufnehmen, bloß wofür ?

na ja, ein paar Ünzchen zusätzlich können nicht schaden. smilie_06
Wissen ist Macht und Nichtwissen macht nichts, da wirst Du nur über den Tisch gezogen

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