Derivate, die tickende Zeitbombe
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- Goldhamster79
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anknüpfend an früherer Diskussionen, die meist in bestehenden Fäden stattfanden, hier nun ein extra Derivatefaden.
***
Banken sind bei Derivaten immer noch blind
Literaturfreunde wissen: Man kann ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen. Das gleiche gilt für den Bericht von Bankaufsehern zur tickenden Zeitbombe der Derivate. Behörden aus zehn europäischen und nordamerikanischen Ländern haben jetzt eine der beunruhigendsten Studien über die Finanzbranche seit Ausbruch der Krise im Jahr 2008 vorgelegt.
http://www.wsj.de/article/SB10001424052 ... 83022.html
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Was sind Derivate?
-> http://www.finanztip.de/recht/bank/fina ... dlagen.htm
-> http://boersenlexikon.faz.net/derivate.htm
Darunter fallen auch diverse Zertifikate, eine Aufstellungs, was es da alles gibt liefert bspw. der deutsche Verband unter:
http://www.derivateverband.de/MediaLibr ... e-Liga.pdf
Danke für den Faden.....,leider zu spezifisch.Goldhamster79 hat geschrieben:Hallo Forum,
anknüpfend an früherer Diskussionen, die meist in bestehenden Fäden stattfanden, hier nun ein extra Derivatefaden.
http://www.wsj.de/article/SB10001424052 ... 83022.html
Viele Forenleser wissen doch gar nicht,was das Wort "DERIVAT" inhaltlich
im Banken-Deutsch heißt..(manche haben das Wort sogar aus dem Schulunterricht
schon vergessen...)
Aus meiner Erfahrung passiert dann hier ähnliches wie in anderen Schwerpunkten: GESCHWÄTZ,weil manche GLAUBEN,eine Meinung hier posten zu müssen
Schade drum
T.
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Pythagoras von Samos
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in letzter Zeit war ich eher Mitleser, denn Mitschreiber. Aber zu diesem Artikel muss ich doch mal was sagen.
Zwar ist der Artikel noch besser als manches, was hier sonst so gepostet wird. Aber ehrlich gesagt: viel besser ist er nicht
Ein paar Beispiele:
Lehman hatte den Großteil seines Derivatebestandes über das London Clearing House gecleart. Dafür fordert LCH laufend Margins als Sicherheiten ab, welche Lehman auch gestellt hatte. (Clearinghäuser verstehen an der Stelle keinen Spaß. Wenn du deinen Margin Calls nicht nachkommst, fliegst du einfach raus.)Wen das nicht aufrüttelt, sollte sich an Sonntag, den 14. September 2008, gegen 14 Uhr Ortszeit New York erinnern. Zu dem Zeitpunkt mussten die Derivatemärkte eine Sonderschicht fahren, um Kontrakte im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar zu entwirren, die die angeschlagene Lehman Brothers Holdings aufgehäuft hatte.
Nach dem Default griff bei der LCH der sog. Default Management Process. Das Derivateportfolio von Lehman wurde analysiert und unter Verwendung der von Lehman gestellten Sicherheiten glattgestellt. Am Ende des Prozesses blieben von den Sicherheiten, die Lehman gestellt hatte, sogar noch etwas über, was der Insolvenzmasse zugeflossen ist.
Wer mal in einem Handelsraum war, weiß, dass die Leute einander dort IMMER anschreien. Händler sind ein eigener Schlag. Die müssen schreien. Das ist dort normal und kein Zeichen von Unsicherheit. Sorgen sollte man sich um einen Händler erst machen, wenn er ganz ruhig wird...Die Leute schrien einander über das Telefon an
Schwachsinn. Jede Bank weiß ganz genau, mit wem sie handelt. Wer es nicht weiß, sind die Aufseher und das macht sie nervös. Ob zu Recht oder nicht, kann man diskutieren. Unsinn ist einfach die Vorstellung, dass eine Bank ein Geschäft mit einem Kunden abschließt und danach vergisst, mit wem sie das eigentlich abgeschlossen hat.Die Banken wissen im Derivatehandel immer noch nicht vollständig, mit wem sie die Geschäfte eingegangen sind.
Unsinn. Eine Finanzaufsicht hat unglaubliche Macht! Wenn eine Bank den Anweisungen nicht nachkommt, hat sie weitgreifende Durchgriffsrechte. In letzter Konsequenz kann sie eine Bank dicht machen. Wie ja bei der WestLB auch passiert. Und wenn das wegen Too Big to fail nicht geht, dann verbietet die Aufsicht einfach den Abschluss von neuen Geschäften in dem Segment, das ihr nicht passt.Die Aufseher haben dabei das Problem, dass sie zum Teil als zahnlose Tiger agieren. Sie können die Banken nicht dazu zwingen, die Derivate-Daten zu liefern.
Es ist also durchaus denkbar, dass die Aufsicht zu einer großen Bank geht und sagt: "Ab heute macht Ihr kein Neugeschäft in Derivaten mehr." Das ist absolut kein unrealistisches Szenario.
Ich sage nicht, dass alles gut ist in dem Bereich. Keineswegs. Aber man sollte sich auch vergegenwärtigen, dass die Branche (und speziell das Derivategeschäft) den größten - und absolut notwendigen - Umwälzungen der letzten Jahrzehnte unterworfen ist.
Zur Lektüre empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/European_M ... Regulation
http://en.wikipedia.org/wiki/Trade_Repository
- Trebbler
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Fang ich mit Meinung einfach mal anTitan hat geschrieben:....
Viele Forenleser wissen doch gar nicht,was das Wort "DERIVAT" inhaltlich
im Banken-Deutsch heißt..(manche haben das Wort sogar aus dem Schulunterricht
schon vergessen...)
Aus meiner Erfahrung passiert dann hier ähnliches wie in anderen Schwerpunkten: GESCHWÄTZ,weil manche GLAUBEN,eine Meinung hier posten zu müssen
Schade drum
T.
Bin gestern mit meinem EM Händler erst ein Derivat eingegangen.
Hab ihn angerufen. Brauch nächste Woche Dienstag etwas EM..Er soll es bereit stellen.
Preis nächsten Mittwoch= Kurs zum Anrufszeitpunkt.
Oder wie man im schwäbischen sagt: s´gibt sodiche ond sodiche Gschäftr
Hätte mein EM Händler die Ware aber nicht und leiht sie sich die Ware als Gutschein für mich einfach von irgendjemand aus hätten wir schon ein gehebeltes Produkt.
Will mich nächste Woche aber kein Gutschein, sondern Ware....Wer hat Pech gehabt?
Richtig ICH. MAx. darf ich den Gutschein kostenlos zurückgeben.
Und schon hat der EM Händler sein Geschäft abgesichert.
So stellt sich eben Lischen Müller oder aber Trebbler die Welt der Finanzderivate vor
Trebbler
- Goldhamster79
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Mit Deinen Kritikpunkten am Artikel hast Du nicht unrecht, womöglich wird gerade beim Thema der Bankenaufsicht nicht von deutschen Standards ausgegangen, was ja der Lehmanbezug auch zeigt.
Die Schreierei im Alltag der Börsenhändler ist zumindest bei uns zu Lande Geschichte, in Chichago und New York normaler Alltag, ganz richtig.
Wichtig war mir eigentlich nur, herauszustellen, dass selbst das WSJ inzwischen den Derivatemarkt als tickende Zeitbombe bezeichnet
Viele Grüße
Goldhamster
Gerade weil es so viele unterschiedliche Arten von Derivaten gibt, sollte man, so meine ich, durchaus differenzieren. Drei Beispiele:
1) Möchte ich allgemein in die großen deutschen AGs investieren, so sind DAX-Zertifikate sehr nützlich, weil es zu kostenintensiv wäre, den darin abgebildeten Aktienkorb entsprechend gewichtet selbst einzukaufen. Den Kurs meines Zertifikats brauche ich nicht nachzusehen; er lässt sich bequem aus dem überall präsenten DAX-Kurs sofort ablesen. Ja, das Zertifikat ist kein realer Wert, ich verzichte ja nach Index auf Dividende und es gibt ein Emittentenrisiko, weil es kein Sondervermögen darstellt.
2) Auch reverse Produkte können nützlich sein. Es ist keineswegs absurd, seinen EM-Bestand gegen zeitweiligen(!) Kursverfall durch entsprechende Derivate abzusichern und so z.B. einen ruhigeren Urlaub zu verbringen. Zum möglichen Einwand, dass die Versicherung einer Versicherung Unfug ist: Für den, der 10 % seines Vermögens in EM angelegt hat, ist EM eine Vermögensversicherung, für den, der 90 % angelegt hat, ist es keine Versicherung sondern das Vermögen selbst. Übrigens gibt es in diesem Fall einen Nebeneffekt: Würde ein namhafter Emittent Pleite gehen und die Zertifikate wertlos werden, wäre dies vermutlich ein Push für POG und POS mit entsprechend deutlich größerem Gewinn im physischen EM-Bestand.
3) Habe ich zu einem bestimmten Zeitpunkt nennenswert Geld übrig (z.B. Erbschaft, Festgeld), kann es sein, dass dies in einer langweiligen Marktphase geschieht, in der die Kurse von Aktien, Anleihen, EM u.a. vor sich hindümpeln. Ein Bandbreiten-Derivat kann dann - mit etwas Risiko - trotzdem Gewinne einbringen.
Gäbe es Derivate nicht, müsste man sie erfinden - und man würde es auch schnell tun.
Unkereismilelover hat geschrieben:Was soll die Unkerei?
In den bisher geposteten Artikeln ist der Beweis schon erbracht:
Null Inhalt...
Ein passendes Beispiel aktuell aus der Presse--mit ebenso Null Inhalt:
Was JP Morgan der Berliner U-Bahn verschwieg
Der Schreiberling hätte hier auch posten können...
22.01.2014, 13:03 Uhr
Vor einem Gericht in London zanken sich die Großbank JP Morgan und die
Berliner Verkehrsbetriebe.
Ein Finanzprodukt steht im Zentrum des Streits.
In der Verhandlung geht es auch um kompromittierende Aussagen der Banker.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 68618.html
Ratet mal,ob die Verantwortlichen bei dem Deal damals und auch heute (!!) Durchblick hatten.
Es gibt aber ein ganz konkretes Ergebnis:
Innerhalb EINES JAHRES wurden die Preise gleich ZWEIMAL erhöht...
Aber auch das ist ja nur Unkerei
T.
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Absolute Zustimmung!BOB hat geschrieben:Ich möchte nur der Gefahr vorbeugen, dass Derivate allgemein schlecht geredet werden.
[...]
Gäbe es Derivate nicht, müsste man sie erfinden - und man würde es auch schnell tun.
Derivate sind Finanzinstrumente wie andere auch. Die kann man nun mögen oder nicht. Und man kann sie verstehen oder nicht. Bei vielen Entscheidern war letzteres leider Fall und dafür gibt es das Prinzip des vorsichtigen Kaufmanns und auch einen der ersten Sätze der aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Banken: "Institute sollen nur Geschäfte tätigen, die sie auch verstehen."
Wer sich daran nicht hält, sondern blind einer Ratingeinschätzung vertraut ... nunja... kann man machen, muss man nicht...
Ich weiß, dass die Banken ihre Derivaterisiken (was übrigens ein mehrdimensionaler Begriff ist) im Griff haben. Ein grundsätzliches Problem besteht in der Verflechtung der Institute untereinander. Jeder handelt mit jedem. Und wenn einer umfällt, gibt es den berühmten Dominoeffekt.
Um dieses Risiko künftig zu minimieren, hat der Regulator die Pflicht zum zentralen Clearing von Derivaten geschaffen. Siehe mein obiger link über die EMIR.
Hierdurch kommt es zu einer Entflechtung und (jedenfalls was die Derivate angeht) kommt es durch den Ausfall einer Bank nicht mehr zum Dominoeffekt. Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
@Hamster: Du hast natürlich Recht. Man muss zwischen den amerikanischen und europäischen (ggf. speziell deuttschen) Aufsehern unterscheiden.
Bzgl. EMIR ist man jedoch auf beiden Seiten des großen Teiches sehr sensibel, dass die Banken die gesetzten Zeitpläne einhalten.
Für die Pflicht zum zentralen Clearing von Derivaten (und damit eben nicht mehr dem bilateralen Abschluss zwischen zwei Banken) gibt es klare Zeitpläne seitens der Aufsicht. Und die werden eingehalten, da hilft kein Jammern und keine Lobbyarbeit.
Liefen alle Derivate über eine Clearingstelle, oder gab es jede Menge OTC? Hier wird etwas vermischt. LB ist einfach pleite gegangen. Es spiel keine Rolle wodurch sie Geld verzockt hat. Es war einfach möglich.Stefonator hat geschrieben:Lehman hatte den Großteil seines Derivatebestandes über das London Clearing House gecleart. Dafür fordert LCH laufend Margins als Sicherheiten ab, welche Lehman auch gestellt hatte. (Clearinghäuser verstehen an der Stelle keinen Spaß. Wenn du deinen Margin Calls nicht nachkommst, fliegst du einfach raus.)Wen das nicht aufrüttelt, sollte sich an Sonntag, den 14. September 2008, gegen 14 Uhr Ortszeit New York erinnern. .....
Nach dem Default griff bei der LCH der sog. Default Management Process. Das Derivateportfolio von Lehman wurde analysiert und unter Verwendung der von Lehman gestellten Sicherheiten glattgestellt. Am Ende des Prozesses blieben von den Sicherheiten, die Lehman gestellt hatte, sogar noch etwas über, was der Insolvenzmasse zugeflossen ist.
Margins machen nur einen Bruchteil des Kontrakts aus, sonst hießen sie nicht Margins. Sie nützen einem Kunden nix, wenn das Haus pleite ist. Schließlich ging es genau um die Kunden, die von einem Dominoeffekt getroffen werden könnte. Zumindest offiziell.
Es gibt ein grundsätzliches Problem mit dem Märchen der Glattstellung und der Netto Positionen.
Die Summe aller Fehler ist 0, liefert kein Beweis für die Richtigkeit. Genauso liefert die Verrechnung der Forderungen und Verbindlichkeiten nicht ein Beweis für die Liquidität, selbst wenn sie positiv ist.
Verbindlichkeiten muss man begleichen, Forderungen können u.U. nicht eingetrieben werden.
Wenn eine Bank Pleite ist, egal wodurch, kann sie Ihre Verbindlichkeit nicht mehr bedienen. Darunter leiden Kontrahenten. Sie müssen Ihre Positionen abschreiben. Sind die zu groß, tritt das Dominoeffekt in Kraft. Die Regeln einer Clearingstelle kann eine Pleitebank auch nicht solvent machen.
Wenn Bänker etwas gut können, dann Bilanzen manipulieren! Auch deshalb nutzen sie Derivate.
Schon klar, aber die Anderen die mit dieser Bank Geschäfte machen, wissen es nicht. So ist die Aussage zu verstehen, die auf die Verstrickungen im Derivaten Markt hinweist. Würden sie es wissen, würden sie möglicherweise aufhören miteinander Geschäfte zu machen. Auch wenn sie nicht so dumm wären wie die von der IKB, die nach der Pleite noch Geld an LB überwiesen haben. Das war genau das Problem bei der Pleite von LB. Keiner traute mehr dem Anderen. Warum nur, wenn die Clearingstelle für Ordnung und Sicherheit sorgt?Stefonator hat geschrieben:Schwachsinn. Jede Bank weiß ganz genau, mit wem sie handelt.Die Banken wissen im Derivatehandel immer noch nicht vollständig, mit wem sie die Geschäfte eingegangen sind.
Sehe ich Anders. Wenn eine Aufsicht nur feststellen kann, dass eine Bank pleite ist, dann brauche ich keine. Das sieht man dann schon.Stefonator hat geschrieben:Unsinn. Eine Finanzaufsicht hat unglaubliche Macht! Wenn eine Bank den Anweisungen nicht nachkommt, hat sie weitgreifende Durchgriffsrechte. In letzter Konsequenz kann sie eine Bank dicht machen.Die Aufseher haben dabei das Problem, dass sie zum Teil als zahnlose Tiger agieren. Sie können die Banken nicht dazu zwingen, die Derivate-Daten zu liefern.
Die Bankenrettung hat bewiesen, dass die Aufsicht nicht funktioniert. Sonst hätte man ohne staatliche Hilfe ordentlich abgewickelt.
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Das ist doch gerade der Sinn der Sache: Dass OTC Derivate über eine zentrale Stelle gecleart werden. Und dass dadurch die Verstrickungen und Verflechtungen der Banken untereinander reduziert werden. Wie gesagt: Ein Schritt in die richtige Richtung.herakles hat geschrieben:Liefen alle Derivate über eine Clearingstelle, oder gab es jede Menge OTC?
Dem gegenüber stehen noch die börsennotierten Derivate. Die werden (wie der Name schon sagt) nicht direkt zwischen zwei Parteien abgeschlossen, sondern über eine Börse gehandelt.
Das kann ich unterschreiben. Allerdings sollten Derivate immer von einem Haupgeschäft abgeleitet werden, wie der Name Schon sagt. Wenn eine Bank 10 Mio in Staatsanleihen hält, aber 100 Mio in Derivate auf Staatsanleihen, dann Frage ich mich warum? Vor Allem aber frage ich mich, wieso dürfen mehr Derivate auf dem Markt sein, als das Basisprodukt?BOB hat geschrieben:
Gäbe es Derivate nicht, müsste man sie erfinden - und man würde es auch schnell tun.
Das sind dann keine Derivate mehr, sondern Zuckerpapiere. Das ist in einer Marktwirtschaft zwar erlaubt, allerdings in Casinos.
Eine Bank darf nicht zocken.
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Titan hat geschrieben:Danke für den Faden.....,leider zu spezifisch.Goldhamster79 hat geschrieben:Hallo Forum,
anknüpfend an früherer Diskussionen, die meist in bestehenden Fäden stattfanden, hier nun ein extra Derivatefaden.
http://www.wsj.de/article/SB10001424052 ... 83022.html
Viele Forenleser wissen doch gar nicht,was das Wort "DERIVAT" inhaltlich
im Banken-Deutsch heißt..(manche haben das Wort sogar aus dem Schulunterricht
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Aus meiner Erfahrung passiert dann hier ähnliches wie in anderen Schwerpunkten: GESCHWÄTZ,weil manche GLAUBEN,eine Meinung hier posten zu müssen
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Eine halbe Stunde nach Threaderöffnung erklärst du die User für zu blöd für das Thema, ohne eignen Beitrag zum Post vom Criceto.
Wie kann man jetzt nicht verstehen, was ich gemeint habe mit
Was soll das? Wo bleiben da die positiven Schwingungsenergien, die du sonst so propagierst?smilelover hat geschrieben:Was soll die Unkerei? Warts doch erst einmal ab, muss man immer alles schon vorher zu Grabe tragen?
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Back to Topic bitte!
Goldhamster hat das durchaus nicht uninteressante Thema Derivate aufgeworfen. Zwar mit dem etwas reißerischen Zusatz der "tickenden Zeitbombe". Aber das sei ihm verziehen.
Fakt ist, dass Derivate im systemischen Sinne ein nicht unerhebliches Risiko darstellen.
Fakt ist aber auch, dass der Derivatemarkt einer der Märkte ist, die aktuell den größten von den nationalen und internationalen Aufsehern angestoßenen Regulierungsaktivitäten unterliegen.
Ein Beispiel: Wenn künftig eine Bank ein Derivat abschließt (und dabei ist es egal, ob mit Lieschen Müller oder mit Goldman Sachs. JEDER einzelne Abschluss wird betroffen sein. Seit ein paar Tagen wurde das sogar erweitert auf börsennotierte Derivate.), dann erhält die Aufsichtsbehörde zum Abschlusszeitpunkt und danach regelmäßig umfassende (!!) Informationen zu dem Geschäft an ein sogenanntes Melderegister (engl.: trade repository) geliefert:
Wer hat wann was mit wem gehandelt? Welche Währung, welches Nominal? Welche Laufzeit? Welche Zinssätze? Welche genauen Zahlungstermine?
(Bezogen auf Goldgeschäfte würden die meisten hier in solch einem Szenario übrigens völlig durchdrehen.)
Das machen die Banken durchaus nicht freiwillig, sondern weil es von der EU beschlossen und von der nationalen Aufsicht in nationales Recht umgesetzt wurde.
Die Gefahr, die ich sehe, ist eher die einer Informationsflut, die nachher nicht mehr beherrschbar durch den Aufseher ist. Man weiß dann zwar alles, aber man wird es nicht mehr auswerten können. Aber das ist wieder ein anderes Thema...
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Frag doch mal den Titan, wieso er sich im ersten Post rausnimmt, ein Thema runter zu machen? Ist mir in letzter Zeit oft aufgefallen, nur noch Miesmacher hier.Warum muss sich eigentlich jeder Faden nach ein paar Posts vom ursprünglichen Thema entfernen?
Doch, habe ich. Gleich oben das Zitat von Prince als Antwort auf den Post, dass keiner das Thema verstehen würde.@smilelover: Zum Thema selbst hast du jetzt auch noch nichts geschrieben.
War wohl zu verschlungen gedacht fürs Forum. Kennt keiner die Geschichte von Prince. Egal, spielt allein weiter.
Klar, wenn Bank A mit Bank B ein Geschäft machen will und weiß, dass Bank B schon mit Bank C Geschäfte über einen Betrag X gemacht hat, so kann das extrem hilfreich sein. Nur die Risikoabschätzung bleibt ein Problem. Das sollte zwar zu den Kernkompetenzen jeder Bank gehören. Wenn aber die Derivate mathematisch verschachtelt und die Prinzipien der Quantenstatistik mit eingebaut worden sind, wird das schon schwieriger. Laut der Aussage von Thomas Mayer hat man diesen Berechnungen vertraut und die Derivate bzw. ganze Portfolioberechnungen als Kreditabsicherung akzeptiert. Das Rest ist Geschichte.Stefonator hat geschrieben:Absolute Zustimmung!BOB hat geschrieben:Ich möchte nur der Gefahr vorbeugen, dass Derivate allgemein schlecht geredet werden.
[...]
Gäbe es Derivate nicht, müsste man sie erfinden - und man würde es auch schnell tun.
Derivate sind Finanzinstrumente wie andere auch. Die kann man nun mögen oder nicht. Und man kann sie verstehen oder nicht. Bei vielen Entscheidern war letzteres leider Fall und dafür gibt es das Prinzip des vorsichtigen Kaufmanns und auch einen der ersten Sätze der aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Banken: "Institute sollen nur Geschäfte tätigen, die sie auch verstehen."
Wer sich daran nicht hält, sondern blind einer Ratingeinschätzung vertraut ... nunja... kann man machen, muss man nicht...
Ich weiß, dass die Banken ihre Derivaterisiken (was übrigens ein mehrdimensionaler Begriff ist) im Griff haben.
Ist das heute wirklich anders?
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Das ist heute weitgehend Marktstandard, wird aber auch von der Aufsicht künftig verpflichtend gefordert. (Ich glaube, ab 2016 oder 2017)
Ich glaube schon, dass sich durch die Krise einiges geändert hat: Damals haben Banken (siehe IKB, Sachsen LB usw.) Papiere gekauft, ohne diese zu verstehen oder bewerten zu können. Verlassen hat man sich auf die Ratings der einschlägigen Agenturen.
Diese wiederum hatten aber auch nur eine ungefähre Idee, wie man den Kram bewerten soll. Das kann bei Bedarf mal separat ausgeführt werden.
Ist das heute anders? Kann ich flächendeckend natürlich nicht beurteilen. Durch die Verpflichtung zum zentralen Clearing und der Sicherheitenstellung für nichtgecleartes Geschäft werden die größten Verflechtungsrisiken deutlich verringert.
Dass trotzdem ein Versicherungsmanager Papiere kauft, die er zwar nicht versteht, die aber ein super Rating haben und gleichzeitig eine gute Rendite abwerfen, kann man wohl nicht ausschließen.
Es gibt da unter Händlern ein geflügeltes Wort: If you don't know who's the fool - it's you.
Sollte der eine oder andere "Investor" mal drüber nachdenken...
Ein aktuelles und akutes Thema gleich tot zu trampeln, ist echt unter aller Sau.
Blöd nur, dass das Inkrafttreten dieser Regelung zwar groß posaunt wurde, tatsächlich greift sie nicht zwingend.Stefonator hat geschrieben:Das ist doch gerade der Sinn der Sache: Dass OTC Derivate über eine zentrale Stelle gecleart werden. .... Wie gesagt: Ein Schritt in die richtige Richtung.herakles hat geschrieben:Liefen alle Derivate über eine Clearingstelle, oder gab es jede Menge OTC?
http://www.unternehmerpositionen.de/rub ... -bedeutet/Die Meldepflichten für Banken und Unternehmen bei Derivatetransaktionen wurden auf Februar 2014 verschoben.
Im Klartext heißt das, Banken die noch nicht melden "konnten" auch nicht gemeldet haben.
Das war ein Regulierungsgesetz wie viele Andere (Basel 3). Wie lange braucht ihr um "so weit zu sein"? "Ok, dann habt Ihr die Zeit". Hauptsache, das Gesetz ist in Kraft. Ne, ist klar.
Was machen Banken, wenn ein Produkt nicht mehr so geführt werden kann? Sie erfinden ein Anderes, das im Kern genau das geliehen macht, aber anders ausgewiesen wird.
Oder, man verlagert die Papiere in andere Regionen oder, oder.
Also, tickt die Zeitbombe.