Was sich die Deutschen nicht mehr leisten können

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 28.05.2014, 08:06

Stefonator
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Ich habe hier eine grundlegende Verständnisfrage an die Runde: Der Grundtenor der Diskussion hier lautet, dass "alles immer schlimmer" wird und "immer weniger Leute" sich den Urlaub oder was auch immer leisten können.

Wenn man in dem vom DR eingangs zitierten Artikel mal etwas runter scrollt, sieht man aber einen Chart mit drei, sich nach unten entwickelnden Datenreihen. Das ist die Quote derer, die sich Ulraub etc. nicht leisten können.

Heißt für mich im Umkehrschluss am Beispiel Urlaub: In 2008 konnten sich 25,2% der Leute keinen Urlaub leisten. 2012 hingegen waren es nur noch 21,9%. Hurra! Die Quote ist also gesunken. Immer mehr Leute können sich einen Urlaub, vollwertige Mahlzeiten etc. leisten!

Natürlich würde der Artikel viel weniger hermachen, wenn man den Chart mal umgekehrt aufmalen würde: Die Quote derer, die sich Urlaub etc. leisten können. Diese Quote würde ja dann steigen, was wiederum eine eher positive Grundaussage mit sich bringen würde.

Bitte sagt mir, ob ich die Daten falsch interpretiere!

Unabhängig davon ist es eine Diskussion wert, wie groß der angemessene Anteil der Bevölkerung sein sollte, der sich einen Urlaub leisten kann. Aktuell sind es ja laut der Daten im Artikel knapp 80%. Wären es 100%, würden die linken Herzen vor Freude jubeln, die Umverteilungsskeptiker würden wieder ganz nervös mit den Hufen scharren ;-)

Beitrag 28.05.2014, 08:27

frankdieter50
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Grundsätzlich sollte sich jeder Bürger einen Urlaub leisten können,
voraussgesetzt er ist Willens und in der Lage, seinen Beitrag zum Urlaubsgeld, zu bringen.
Wissen ist Macht und Nichtwissen macht nichts, da wirst Du nur über den Tisch gezogen

Beitrag 28.05.2014, 10:08

Zamszyk
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senseye hat geschrieben:@ Zamszyk

ich würde das nicht so verallgemeinern
Denn, wenn jemand wirklich arbeiten will, der bekommt auch arbeit, und dies auch nicht bei einer Zeitarbeitsfirma.
Die 800€ Lohn, bei einer Leihfirma bekommst du wenn du nichts gelernt hast, denn als Fachkraft verdienst du da schon eine Ecke mehr.Kenne genug Leute die sich über eine Zeitarbeitsfirma
einen neuen Job gesucht haben und auch gefunden haben.
smilie_16

Und zum Arbeitsmarkt an sich, die vielen bösen Betriebe.
Wir suchen z.b seit einen Jahr eine oder zwei oder drei Fachkräfte für die Produktion, bekommst aber niemanden vernünftigen.
Vom Arbeitsamt kommen irgendwelche "Umschüler" die sich für Götter halten aber leider nichts können, aber wie ein Ing. verdienen wollen, oder junge Berufsanfänger die in Ihrer "Lehre" fast gescheitert sind.Und bei manchen jungen Arbeitnehmern hast halt noch viele bei denen das "chillen" an 1.Stelle steht.

Siehst du also, über einen "Kamm scheren" ist leider zu leicht.

Meiner Meinung nach:
Wenn du bei einer Zeitarbeitsfirma, nach oder während einer Arbeitslosigkeit landest, und so wenig Kohle angeboten bekommst, dann ist vorher, in deiner beruflichen Laufbahn, schon einiges schief gelaufen. (was nicht für alle gilt)
Aber so im groben, ziemlich zutreffend für viele ....
Im Westen BRD mag sein,dass es so ist wie Du beschreibst,da gibt es oft Lohnausgleich usw.,aber anscheinend kennen nur wenige die Arbeitsverhältnisse im Osten oder laufen mit Scheuklappen durch das Leben.Die Firmen wollen gezielt Fachkräfte von Leiharbeitsfirmen,weil sie nur die Hälfte kosten und wenn die Auftragslage schlecht ist,dann werden sie zurück geschickt.Arbeitsuchende haben keine Wahl,wenn sie an die Wand von Ignoranz gestellt werden,die AfA diktiert die Zumutbarkeit was die neue Arbeitsstelle und den Verdienst betrifft.

Beitrag 28.05.2014, 12:53

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Goldistan
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Ich bin zwar kein Verfechter irgendwelcher Gerechtigkeitsdiskussionen, aber Zeitarbeitsfirmen erfüllen für die Politik eine Problemlösung: Eine Flexibilisierung der Gesetzeslage (Probezeiten, Kündigungsschutz etc), ohne die Gesetze zu ändern und das halte ich für moralisch äußerst fragwürdig.

Es gibt genug Studien darüber, dass die Arbeitslosenzahlen einen erheblichen Anteil Geringverdiener, die wegen zu niedrigen Löhnen aufstocken müssen beim Arbeitsamt, ausblendet. Jemand, der sich mit prekären Beschäftigungsverhältnissen über Wasser hält - bei steigenden Mietpreisen - z.B. mit drei verschiedenen Jobs auf Geringverdienerbasis oder knapp darüber, der zählt nicht in die Arbeitslosenstatistik rein.

Gäbe es keine Zeitarbeit, wäre die Statistik im Eimer oder müsste durch ein paar neue Wirtschaftsweise kreativ uminterpretiert werden.

Ich kenne die Alternative zum Zwischenhändler Zeitarbeit nicht, aber Zeitarbeit ist mit Ausnahme einiger großer Player definitiv ein Zwischenhändlermarkt geworden. In meiner Stadt gibt es allen Ernstes mehrere hundert Zeitarbeitsfirmen. Das hat nichts mehr mit Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu tun, sondern beinhaltet teils Arbeitslose, die selbst in die Zeitarbeit eingestiegen sind.

Der Markt ist inzwischen in meiner Region so überlaufen, dass falsche Stellen (die gar nicht existieren) ausgeschrieben werden, um die Leute in Vorstellungsgespräche zu locken und einen Umberatungsversuch auf andere Tätigkeiten wie Callcenter Outbound zu starten.

Die Agenda 2010, mit der das Ganze ins Rollen gebracht wurde, hatte gute Ansätze, aber nicht derartige Verwerfungen im Sinn. Die Bundesregierung wird das Spiel aber nicht stoppen, so lange sie damit ein Eigentor (Arbeitslosenstatistik) spielen würde.

In manchen Branchen wie dem Fleischgewerbe ist Deutschland ein Niedriglohnland! Es gibt EU-Länder, aus denen führende Politiker fordern, Deutschland solle gefälligst mit seiner Niedriglohnpolitik / Lohndumping aufhören und gewisse Mindestlohnstandards einführen. Im bereits genannten Fleischgewerbe habe ich Studien gesehen, in denen Kosten/Nutzenrechnungen der Standortverlagerung nach Deutschland durchgerechnet wurden. Da muss man sich mal fragen, wie das gehen kann und die Augen reiben, wo denn der Tenor vom "Hochlohnland Deutschland" noch zutrifft.

Nachdem das BVG entschieden hatte, dass die ALG2-Sätze aufgrund von Teilhabe von Kindern / Familien am öffentlichen Leben und steigenden Lebenshaltungskosten mit Tangente Reichtums-/Armutsbericht der Bundesregierung nach oben anzupassen sind, kam eben dieser Bericht plötzlich erst mit einem Jahr Verspätung und in der Folge kam es zu einer späteren Anpassung der ALG2-Sätze.

Ein weiteres Beispiel sind die völlig ausufernden Endkundenpreise im Strommarkt, nur weil die EEG-Umlage mit sinkenden Strompreisen an der Strombörse zwangsweise steigen muss, so lang kein Gesetz geändert wird und die Gesamt-EEG-Umlage ausgerechnet vom ärmeren Teil der BIP-Leistungserbringer, nicht aber von der stromintensiven Großindustrie gestemmt wird.

Es geht hier nicht um Jammern auf hohem Niveau im Industrieland Deutschland. Es geht viel mehr um eine Debatte, die im Bezug zu unfairen Umverteilungsmechanismen bei steuerlicher Belastung, Fördermitteln und Geschäftsmodellen auf dem Rücken von Arbeitnehmern oder dritten Stakeholder-Gruppen zu führen ist.

Mit der großen Koalition wird diese Debatte nicht kommen. Und aus dem Volk erst dann, wenn es den viralen Tipping Point erreicht. Es tut noch nicht genug weh für Großdemonstrationen.

Nicht, dass ich mir die wünschte. Eine ehrlichere Berichterstattung, die nicht so destatis-lastig ist, wäre schon ein Anfang.

Beitrag 28.05.2014, 13:05

Stefonator
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[Hinweis Forum-Team: Thread wurde nach Meldung hierher verschoben, da es sich auf den gleichen Focus-Artikel bezieht.]

Hier ein interessanter Artikel dazu. Bitte das ganze negative Geschwafel im Artikel ignorieren und die Zahlen anschauen!

http://www.focus.de/finanzen/news/viele ... 76226.html

Hier einige Beispiele:

Noch 2008 konnten sich "lediglich" 74,8% der Deutschen einen einwöchigen Urlaub leisten. 2012 waren es bereits 78,1%.

2008 konnten sich (immerhin)89,1% der Deutschen mindestens jeden zweiten Tag ein vollwertige Mahlzeit leisten. Dieser Anteil stieg in nur 4 Jahren auf 91,8%.


Das sind die Zahlen, meine Damen und Herren. Bitte um Diskussionsbeiträge, warum es aufwärts geht.
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Beitrag 28.05.2014, 13:54

veritas
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Wie definiert man "vollwertige Mahlzeit"?

In den letzten Jahren wurde Hartz IV ab und an erhöht. Ich meine, bei 10 Euro im Monat mehr, könnte man sich rein theoretisch (allgemeine Inflation vernachlässigt) auch etwa 10 Büchsen mehr Bohnensuppe von ALDI leisten. Satt wird man davon. Ob es schmeckt, steht ja nicht zur Diskussion.

Beitrag 28.05.2014, 14:04

1107greg
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…ohne Hintergedanken, was hat so ein Thema in einem Forum für Gold verloren ?... :shock:
gregory

Beitrag 28.05.2014, 14:31

Stefonator
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1107greg hat geschrieben:…ohne Hintergedanken, was hat so ein Thema in einem Forum für Gold verloren ?... :shock:
Keine unberechtigte Frage. Ich habe diesen Faden eigentlich auch eher als Gegenentwurf zum Faden "Was sich die Deutschen nicht mehr leisten können" und die dort geführte Diskussion aufgemacht.
Meinetwegen können beiden Fäden gelöscht werden oder drin bleiben.

Hier wollte ich lediglich mal die dort zitierten Fakten korrekt dargestellt zur Diskussion stellen und nicht ausschließlich der reißerischen Aufmachung des Artikels folgen...
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Beitrag 28.05.2014, 14:53

rapi
großer Gott, wo sind wir nur hingeraten . :(

Beitrag 28.05.2014, 16:55

sw_trade
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puffi hat geschrieben:Irres Ding: Hättest nicht löschen sollen, passte schon

Oh Gott, ich fahr nen Trabbi Bj 89 Universal (einer der letzten der gebaut wurde). Und nein ich reparier den selber und brauch keine Werkstatt (für die Grünen: der hat einen KAT).

Aber die Security bei Cooperate Meetings macht immer schnell die Schranke auf und grüßt sehr freundlich.

Wenn ich meinen 220DB Coupé (Bj 1961) nehme schauen die immer blöd......

Jammern auf höchsten Niveau......

Einer unserer "Urlaube" deckt den Generationenbedarf an Nahrungsmitteln in anderen Ländern. Von Fortbewegungsmitteln ganz zu schweigen und fahr mal nen AMG z.B. in Uganda auf ner "Straße"....

Nix für ungut.

Puffi smilie_24


Müssen sich Leute jetzt etwa rechtfertigen, die keinen Dacia fahren? Kommt mir so vor.

smilie_20

Mich interessiert es keine Bohne, ob einer ein Maserati oder einen Dacia oder gar Trabbi fährt. Das ist für die meisten Leute auch kein Thema. Aber ganz offensichtlich spielt es für die "Statussymbolfahrer" (jetzt nicht verwechseln) eine wesentliche Rolle.

Und wenn einige der Meinung sind, sie müssten den Fernsehabend auf einem Stuhl verbringen, weil ihnen ein Sofa zu teuer ist, oder im Stehen schlafen, dann ist auch deren Sache. Nur sollten die dann andere, die sich ein Sofa oder ein Bett leisten, nicht von Seite angucken.



Apropos, wir befinden uns ja erst am Anfang des Umverteilungsmechanismus. Man muss doch nur mal einen Blick gen Osten oder gen Westen werfen. Momentan debattieren wir darüber, ob sich ein Bruchteil der Deutschen noch einen Urlaub leisten kann. Es wird nicht lange dauern und das Thema lautet: "nur noch X% der Deutschen können sich ein Dach über den Kopf leisten". Das ist die bittere Realität.
"Aus Furcht zu weit zu gehen, gehen wir oft nicht weit genug."
(Reinhard K. Sprenger)

Beitrag 29.05.2014, 10:05

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Goldistan
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Arbeitslosenanstieg durch Mindestlohn im Bereich der Minijobber:
http://www.cesifo-group.de/DocDL/ifosd_2014_10_3.pdf

Dieses Paper (Tabelle S.4 und 5) führt gutes Zahlenmaterial, wie die Arbeitslosenstatistik eigentlich um eine bedeutende Zahl Geringverdiener geschönt ist. Ich teile nicht die Haltung des ifo-Instituts, Mindestlöhne seien Arbeitsmarkt-schädlich. Im Gegenteil: Ich halte das Anwachsen einer Schicht, die sich nur aus prekären Beschäftigungsverhältnissen ernähren kann, für extrem gefährlich. Das Zahlenmaterial zeigt, wie weit wir in diesem Bereich schon US-Verhältnisse haben.

Beitrag 29.05.2014, 20:40

Marek
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Hallo,

quasi genau die Gedanken von Mittwoch hatte ich auch,
habe mich nur nicht getraut... :oops:

In dem Zusammenhang möchte ich auch lieber nicht genau wissen,
was die Nachbarn (meine & die von anderen) über "Konsumverweigerer" so denken,
ich schätze das ca. so ein:

"Ist der Marek eigentlich so Pleite?
Der fährt immer noch diese 20 Jahre alte Karre!"

"Jou, und Bux und Jacke kaufen ist auch nicht seine Stärke!"

"Zum Friseur gehen auch nicht!"

"Im Urlaub war der auch noch nie, oder?"

"Näää, nich das ich wüsste!"

"Hast Du schon mal den sein Sofa gesehen?"

"Neee."

"Dat iss von sein Opa, möchte ich wetten,
und der Fernseher auch!"

"Sein Telefon auch.
Wahrscheinlich auch seine Unterbuxen."

"Komischer Kauz. Trägt der die ganze Kohle wohl in den Puff oder was macht der damit?"

"Keine Ahnung. Aber normal ist der nicht. Kauft auch immer das Fleisch im Sonderangebot.
Der hat bestimmt ein dunkles Geheimnis, Alimente oder so."


Liebe Grüße
Marek

Beitrag 30.05.2014, 06:50

sw_trade
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Marek hat geschrieben:"Zum Friseur gehen auch nicht!"

Liebe Grüße
Marek
Na ja, selbst wenn man ein Sparfüchschen sein sollte kann man wenigstens auf sein Aüßeres achten. Und da gehört ein gepflegtes Aussehen ganz einfach dazu. Ich weiß ja nicht in welch sozialem Umfeld du agierst? Aber bei dem was du schreibst bleiben dir so einige Türen (Möglichkeiten) versperrt und da kannst du zig Dr.- Titel haben.
"Aus Furcht zu weit zu gehen, gehen wir oft nicht weit genug."
(Reinhard K. Sprenger)

Beitrag 30.05.2014, 09:48

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malamute
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mittwoch hat geschrieben: ...Offenbar denkt niemand daran, dass sich manche Leute einfach gern gezielt entspannt auf die Wiese legen, wenn sie frei haben. Ohne Moskitos, Malariaimpfung, Sonnenbrand, Hotelzimmerbaulärm, Selbstfindungstripstrandung in Chile, nervöse Durchfallkids, Erlebnisterror und weiß der Deibel was. Und die Nachbarn sind ja jetzt im.... ihr wisst schon.
Liebe mittwoch,

Du hast es geschafft: Ich sitze mit breitem Grinsen vor dem Rechner! Wunderbar beschrieben!

@sw-trade: Es soll Menschen geben, die allen Ernstes nicht durch jedes weit aufgerissene Scheunentor gehen wollen...

Viele Grüße
malamute

Beitrag 30.05.2014, 10:20

Geldsammler
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@sw_trade: Keine Frage, gerade bei "Erstauftritten" spielt die Fassade eine wichtige Rolle. Ich kann inzwischen bei meinen Beratungskunden in Jeans und mit Lederjacke aufkreuzen. Man nimmt mir dennoch meine Erfahrung ab. Vielleicht ist gerade dieser Dresscode das, was viele Leute als ehrlich empfinden. Oder sie fragen sich: Der kann so auftreten und wird noch ernst genommen? Der muss ein Experte sein. Hat natürlich nichts mit Schlampigkeit zu tun. Und: die Schuhe sind zwar alt, waren aber sauteuer. Das gleiche gilt fürs Hemd. Der Rest ist mir ziemlich egal.

Beitrag 30.05.2014, 11:33

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Datenreisender
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Jugendarmut in Deutschland
Nur jeden zweiten Tag ein warmes Essen

Sie müssen mit weniger als 980 Euro monatlich leben, ihre Zukunftsaussichten sind schlecht: Laut einer Studie ist jeder fünfte Jugendliche in Deutschland arm oder von Armut bedroht. Gründe, Folgen und mögliche Auswege.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/j ... -1.1978436

Beitrag 30.05.2014, 17:14

Aurargint
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Datenreisender hat geschrieben:Jugendarmut in Deutschland
Nur jeden zweiten Tag ein warmes Essen

Sie müssen mit weniger als 980 Euro monatlich leben, ihre Zukunftsaussichten sind schlecht: Laut einer Studie ist jeder fünfte Jugendliche in Deutschland arm oder von Armut bedroht. Gründe, Folgen und mögliche Auswege.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/j ... -1.1978436
Wer so dumm ist, daß er sich von anderen vorschreiben läßt, welche Schuhe & Klamotten er zu tragen hat - von Handys, welche gefälligst einen 3stelligen! Euronenbetrag zu kosten haben ganz zu schweigen - ist selber schuld! smilie_20

Beitrag 30.05.2014, 18:34

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IrresDing
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Wohnort: Ich bin dann mal weg.
sw_trade hat geschrieben:
Marek hat geschrieben:"Zum Friseur gehen auch nicht!"

Liebe Grüße
Marek
Na ja, selbst wenn man ein Sparfüchschen sein sollte kann man wenigstens auf sein Aüßeres achten. Und da gehört ein gepflegtes Aussehen ganz einfach dazu. Ich weiß ja nicht in welch sozialem Umfeld du agierst? Aber bei dem was du schreibst bleiben dir so einige Türen (Möglichkeiten) versperrt und da kannst du zig Dr.- Titel haben.
Komisch. Ich bin Mitglied im Golfclub [*piep* zensiert] (nichts abgehobenes und mein HC ist ein Witz). Die Reichsten von allen hab ich schon Abends in Jogginghose im [*piep* zensiert] herum laufen sehen. Für den Platz wird die Jeans raus gekramt. Gepflegt ist man sicher. Aber es wird einem oft bewusst, warum man gerade von der Oberschicht das Sparen lernen kann.

Auch mein Chef zahlt mich für meinen Kopf. "Schwafler" fallen schnell auf. Es gibt Kollegen, das mache ich aber nicht nach, die kommen mit Flip-Flops an den Arbeitsplatz. Und zwar als Mann.

Ich bin gepflegt, mein Mann und meine Kinder sind gepflegt. Aber die beste Dauerwelle macht meine [*piep* zensiert] für 80 Euro alles inklusive. Man muss dafür keine 150 und mehr ausgeben und das geht je näher man an die Stadt kommt sehr schnell. Qualität erkennt man beim Frisör am Preis zu allerletzt.

Das ist wie mit den Hemden. Nur weil du weit weniger im Outlet für ein Olymp-Hemd zahlst, macht es das nicht zu einem schlechteren Hemd. Die wirklich teuren Kleidungsstücke erkennt eh nur ein Fachmann. Z.B. meine Trekkinghosen für rd. 150 Euro das Stück und meine Fleece-Jacke für über 250 Euro. Für einen Außenstehenden sind diese nicht erkennbar. Dafür trage ich eine der Fleece-Jacken nun schon geschlagene 17 Jahre (Beweisfoto mache ich gerne, das Alter erkennt man am Design).

LG
Zuletzt geändert von IrresDing am 31.05.2014, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.
Ich möchte den Weg des Forums nicht weiter mit beschreiten. Ich wünsche allen Mitgliedern viel Erfolg und danke für die schöne Zeit bis dahin. Bye bye

Beitrag 31.05.2014, 04:52

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IrresDing hat geschrieben:Ich bin gepflegt, mein Mann und meine Kinder sind gepflegt.
Gepflegt ist nicht gleich gepflegt. Ob (spätestens ab etwa 20) die "richtige" Kosmetik (ich meine hier nicht Produkte von Nivea oder L'Oreal) verwendet wurde, entpuppt sich dann ab etwa 40. Früher habe ich meine Frau für bekloppt erklärt, weil sie Unsummen in teure Cremes investiert hat. Heute ist sie über 40 und im Vergleich mit ihren gleichaltrigen Freundinnen hat sie immer noch so gut wie keine Falten im Gesicht ...
IrresDing hat geschrieben:Das ist wie mit den Hemden. Nur weil du weit weniger im Outlet für ein Olymp-Hemd zahlst, macht es das nicht zu einem schlechteren Hemd. Die wirklich teuren Kleidungsstücke erkennt eh nur ein Fachmann.
Teure Herrenhemden erkennt man sofort (ebenso Anzüge und ganz besonders Schuhe). Je teurer ein Herrenhemd ist, desto weicher und anschmiegsamer ist der Stoff. Träger teurer Hemden sehen deshalb im direkten Vergleich auch schnell mal leicht derangiert aus (Kragen bei Krawattenträgern, Falten allgemein; man sieht den Falten aber an, ob es ein teures Hemd ist oder einfach nur ungebügelt). Zudem findet man an einem teuren Hemd keine Plastikknöpfe. Ebenfalls sofort zu erkennen das Billighemd aus der fernöstlichen Industriemassenproduktion (z. B. Olymp) für den Versicherungsvertreter von nebenan: Vollgepumpt mit Chemikalien (Fachsprache: "Ausstattung"), damit es beim Tragen möglichst lange faltenfrei bleibt und nach dem Waschen bügelfrei ist, steife Manschetten, steifer Kragen (Einlagen), Kunststoffknöpfe. Neuester "Clou" zum Thema "Ausstattung" (ich meine von Eterna): In den Stoff eingewebte Silberfäden, damit die Unterschicht nicht stinkt.

Und noch etwas zum Thema Outlet: Dort bezahlt man zwar weniger für die Ware, bekommt dafür dann aber entweder B-Ware mit Fehlern oder abgelagerte Ware aus der Vor- (oder Vorvor-) Saison. Echte Markenware (Topmarken) gibt es in Outlets grundsätzlich nicht, die vernichten fehlerhafte oder abgelagerte Ware lieber, anstatt sich mit solchen Aktionen die Preise zu verderben und ihre echten Kunden damit zu ärgern, daß plötzlich auch Habenichtse damit in der Öffentlichkeit herumlaufen.
IrresDing hat geschrieben:Z.B. meine Trekkinghosen für rd. 150 Euro das Stück und meine Fleece-Jacke für über 250 Euro. Für einen Außenstehenden sind diese nicht erkennbar. Dafür trage ich eine der Fleece-Jacken nun schon geschlagene 17 Jahre (Beweisfoto mache ich gerne, das Alter erkennt man am Design).
Früher nannte man es "Lumpen", heute nennt man es "Fleece". Polyester aus recycelten PET-Flaschen. Das ist keine Kleidung, das ist Abfall.

Beitrag 31.05.2014, 06:10

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Ladon
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Wohnort: Terra
Datenreisender hat geschrieben:...
Das ist keine Kleidung, das ist Abfall.
Genau! Nur das Bärenfell vom selbst erlegten Gevatter (mit bloßen Händen - eine Waffe könnte aus recycletem Material bestehen) ist Kleidung! Bügelfrei ohne Zusätze!

Wo man die PET Flaschen auch wirklich sinnvoller auf die Müllhalde kippen könnte, statt funktionale Körperbedeckung draus zu machen ...

Und seit es diese Silberfäden in den Hemden gibt, verbraucht "die Unterschicht" viel weniger Wasser! Man sieht es auch immer öfter bei Norma: die Typen im bügelfreien Hemd mit Jogginghose. Gottseidank riechen sie jetzt nicht mehr so streng, wenn man an der Kasse hinter ihnen steht.

smilie_10
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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