Schweizer wollen neues Geld-System

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 11.06.2014, 13:14

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Goldistan
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Geldsammler hat geschrieben:Ich habe auch nur Zeitungsartikel
Da steht was von -0,1 Prozent für einen Monat und ohne saubere Quelle, nur ein Verweis auf die spanische Statistikbehörde (das wäre, als würdest du destatis in Deutschland fragen). Zudem Bezug auf den "harmonisierten Warenkorb", der der größte Schwindel als Inflationsmesser ist. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex ist als Inflationsthermometer ungefähr so gut geeignet wie der Goldpreis zum Messen des echten Greenbackwerts (US-Dollar): An beiden wird rumgeschraubt, beim Warenkorb über und unter dem Bruchstrich.

Auch die Schreibe des Artikels... "Spanien habe zu kämpfen mit sinkenden Preisen" smilie_20 Wer denn? Die spanische Zentralbank, die weisungsgebunden das EZB-Instrumentarium ausführen muss? Sicher nicht. Und was die Bürger in Spanien angeht: In Spanien steigen die Preise auf breiter Front, insbesondere Lebensmittel. Deflation Fehlanzeige. Hau einfach "incremento de los precios" in die Google News rein. ;)

Der Artikel ist aber ein gutes Beispiel für konstruierte Märchen-Berichterstattung.

Siehe Feed-Journalisten unter

http://www.youtube.com/watch?v=5_c2-Yg5spU

oder detailierter und wissenschaftlich korrekter unter

http://www.halem-verlag.de/2013/meinung ... rnalismus/

Edit: Hab jetzt erst gesehen, dass du den Thread wechselst, hänge das Posting jetzt aber nicht um.

Beitrag 11.06.2014, 15:17

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AuCluster
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Goldistan hat geschrieben:
smilie_10 Der beste Weg aus heutiger Sicht wäre eine massive Verletzung der Maastricht-Kriterien seitens Deutschlands. Würde sich Deutschland jetzt so verschulden, wie Griechenland (in BIP-Relation), könnten wir auch mal Konjunkturprogramm spielen. Draghi hat die EZB (aus der Sicht des geldpolitischen Instrumentariums gesehen) eh an die Wand manövriert.
Wenn die Südeuropäer ihre Schulden zurückzahlen sollen, so muss der Bund ab jetzt eine gewaltige Neuverschuldung aufbauen. Jedes Jahr verschulden sich die Südeuropäer mit zusätzlichen 60 Mrd. Euro bei D.. Wenn die bisher aufgebauten Schulden (ca. 1 Billion) in 10 Jahren zurückbezahlt werden sollen, so macht das eine jährliche Neuverschuldung des Bundes von ca. 160 Mrd. Euro. Das liegt zwar höher als die 3%-Grenze, aber ohne diese Maßnahmen können die Südeuropäer niemals ihre Schulden zurückzahlen.
Momentan sagen wir den Südeuropäern, dass sie ihre Schulden zurückzahlen sollen und fordern sie gleichzeitig auf, sich noch höher bei D zu verschulden. Dass ist zwar widersinnig, aber europäische Realität. Wer kam auf die Schnapsidee den Euro einzuführen?
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 23.06.2014, 19:10

Geldsammler
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Neues von der Schweizer Initiative. Inzwischen kommt die Unterschriftensammlung gut voran. Die Meinungsumfragen stehen absolut pro Initiative. Hier ein guter Hintergrundbericht auch für Geldlaien.

http://www.manager-magazin.de/immobilie ... 76484.html

Beitrag 25.06.2014, 11:33

Geldsammler
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Kritische Betrachtung des Vollgeldsystems von den "Österreichern".
Kernkritikpunkt: Der Staat in Form der Zentralbank steuert das Geld und nicht die Verwender.

http://www.misesde.org/?p=8108

Beitrag 27.06.2014, 07:22

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Ladon
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Geldsammler hat geschrieben:Kritische Betrachtung des Vollgeldsystems von den "Österreichern".
Kernkritikpunkt: Der Staat in Form der Zentralbank steuert das Geld und nicht die Verwender.
...
Trotzdem wäre es ein Fortschritt, wenn die Geldmächte in den "demokratischen Willensbildungsprozess" einbezogen wären. Die "Monetative-Idee" will ja vor allem eine Einbindung ins Prinzip der gegenseitigen Kontrolle der Staatsgewalten (Legislative, Exekutive, Judikative plus dann eben Monetative). Also ein "richtiges" Staatsorgan und keine abgehobene Zentralbanksphäre, wo wenige unkontrolliert entscheiden können. Als "vierte Gewalt" im Staat wäre die Politik der Zentralbank sozusagen "wählbar".
Das ist IM PRINZIP fraglos gut - auch wenn es in Wirklichkeit mit der "Machtausübung" des Volkes nicht weit her ist, bliebe es ein relativer Machtzuwachs für das Volk im Vergleich zum Bestehenden.
Ob das "das Gelbe vom Ei" wäre, sei da mal dahin gestellt. Ich empfände es als Fortschritt, wenn man in Parteiprogrammen zur Wahl lesen könnte, was im Falle einer Regierungsbeteiligung in punkto Zentralbankpolitik zu erwarten ist.

Ein Idealzustand kann, wenn überhaupt, ja nur durch stetige Verbesserungen/Veränderungen des Bestehenden erreicht werden. Die aus ideologischen Gründen, weil sie nicht "instantan" den Idealzustand herstellen, abzulehnen, hilft real nicht weiter.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 27.06.2014, 08:00

Geldsammler
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Aber es hilft weiter, gleich mal die anderen Schwachstellen auch unseres heutige Geldsystems zu betrachten: Die Beeinflussung durch politische Kräfte bzw. die Versuchung von Laien durch Enwirkungen in das Geldsystem kurzfristig den Machterhalt sichern zu wollen.

Bei einer Bundesbank früherer Prägung hätte ich allerdings erst einmal ein Grundvertrauen, das stimmt schon.
Das Vollgeldsystem kann funktionieren, wenn es von verantwortungsvoll und unabhängig vom politischen Betrieb handelnden Menschen in der Zentralbank geleitet wird. Es ist allerdings gefährdet von populistischen Forderungen nach Ankurbelung der Wirtschaft durch Erhöhung der Geldmenge oder von volkswirtschaftlichen Laien. Insofern muss die Bundesbank hier frei von demokratischer Einflussnahme handeln können. Das klingt dann wie ein Widerspruch. Zuerst nimmt man die Geldschöpfung den Banken weg, weil es ein demokratisches Staatsrecht sein soll um es dann einer unabhängigen Organisation zu übergeben, die dieses Mandat wiederum "diktatorisch" umsetzen muss.

Beitrag 30.06.2014, 06:09

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Ladon
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Geldsammler hat geschrieben:...
Bei einer Bundesbank früherer Prägung hätte ich allerdings erst einmal ein Grundvertrauen, das stimmt schon.
...
Das ist bemerkenswert, finde ich.
Welche "frühere Prägung" hast Du denn das so im Sinn?

Diejenige, die mit aller Macht die enge Einbindung in das Bretton-Woods System betrieben hat? (Die Diskussion um die Struktur der Bundesbank zog sich praktisch durch die ganzen 50er Jahre)

Oder schau Dir mal an, welche Änderungen das Buba-Gesetz durchlaufen hat. Vor UND nach der Gründung der Bank. Da wurde(wird systematisch eine Entkoppelung von den Strukturen des Staates betrieben ... und bei aller berechtigten Kritik am Staatswesen, wie es sich darstellt: im Grunde bedeutet das nun mal auch eine Entfremdung vom Souverän und seiner Willensbildung (z.B. durch Wahlen). Ist das die Prägung, die Dir Vertrauen einflößt?

Oder die Bundesbank, die den Amis am Ende ihres Inflations-Export-Programmes (bekannt als System von Bretton-Woods), ja sogar darüber hinaus, die Stange hielt, weil es eben für sie so ungemein lukrativ war, dieses System*.

Oder danach ... halt, da man muss man eigentlich schon Schluss machen, denn seit den 70ern wurde die Idee einer Gemeinschaftswährung konsequent voran getrieben.

Aus (zeitlicher) Ferne beseh'n, scheint manches schön ...



----
* Wie gelegentlich schon erwähnt sah Bretton-Woods nur sehr enge Schwankungskorridore der Währungen zueinander vor. Den USA spielte das in die Hände, denn ihre Dollars "mussten" aufgekauft werden (Stützungskäufe nannte man das), um den Kurs zu halten.
Am anderen Ende der Skala stand die eigentlich krass unterbewertete DM: Damit die nicht "zu teuer" wurde, verkaufte die Buba ("frische") Mark ... vielfach gegen das "Überschreiben" von Goldbeständen!
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 30.06.2014, 09:15

Geldsammler
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Ladon: im anderen Thread unterstellst Du mir rhetorische Fragen und hier stellst Du sie selbst. Um was geht es Dir eigentlich? Ehrlich gesagt, nervt mich das.

Ich kann die Fragen gern beantworten (wenn gleich Du natürlich in Deinen Fragen bereits gute und substanzielle Antworten eingebaut hast).

Vielleicht vernebelt der Blick zurück wirklich so manches. Aber es gab auch mal einen Wilhelm Hankel (damals Bank deutscher Länder) und andere, die sich um Währungspolitik gekümmert haben und die deutsche Volkswirtschaft im Fokus hatten. Es gab Mitarbeiter, die wegen ihrer Überzeugung ausgeschieden sind oder "ausgeschieden wurden". An diesem Punkt hat die BB einen Teil ihrer Unabhängigkeit von der Politik verloren.

Ich bin tatsächlich für die Unabhängigkeit der BB von direkter Einflussnahme der Regierung. Ich weiß auch, dass dies ein demokratisches Defizit sein könnte. Aber bei der Justiz funktioniert es auch einigermaßen. Ich sehe sonst auch keine andere Lösung, um sich gegen klientelverursachte oder generationenungerechte Begehrlichkeiten zur Wehr zu setzen.

Beitrag 30.06.2014, 12:03

Klecks
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Ladon hat geschrieben:
Geldsammler hat geschrieben:...
Bei einer Bundesbank früherer Prägung hätte ich allerdings erst einmal ein Grundvertrauen, das stimmt schon.
...
Das ist bemerkenswert, finde ich.
Welche "frühere Prägung" hast Du denn das so im Sinn?

"Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle glauben an die Bundesbank."
(EU-Ratspräsident Jacques Delors 1992)

"Wenn ich Deutsche wäre, würde ich die Bundesbank und die D-Mark auf alle Fälle behalten."
(Die ehemalige Britische Premierministerin Margaret Thatcher 1993 im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel")

Als Bundeskanzler habe ich manchmal Probleme mit der Bundesbank. Als Bürger bin ich froh, dass es sie gibt."
(Bundeskanzler Helmut Kohl 1997 in der "Süddeutschen Zeitung")

"Nicht die einheitliche Währung ist das Vordringlichste, die Stabilität unserer Währungen ist es."
(Helmut Schlesinger (*1924), dt. Wirtschaftswissenschaftler, 1991-93 Präs. Dt. Bundesbank)

"Lieber die Abfahrtszeit nicht einhalten als den Zug nach der Abfahrt zum Entgleisen bringen."
(Hans Tietmeyer (*1931), dt. Banker, 1993-99 Präs. Deutsche Bundesbank zum Termindruck bei der Euro-Einführung)


Ich schätze mal diese alte Prägung hat Geldsammler gemeint.
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 30.06.2014, 18:10

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Ladon
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Geldsammler hat geschrieben:Ladon: im anderen Thread unterstellst Du mir rhetorische Fragen und hier stellst Du sie selbst. Um was geht es Dir eigentlich? Ehrlich gesagt, nervt mich das.
...
Eine rhetorische Frage wäre eine, die keine Antwort verlangt ... mich hingegen hätte eine Antwort sehr interessiert, denn es ist doch aufschlussreich, dass die Bundesbank von vielen in irgendeinem imaginären "Früher" als etwas "Gutes" angesehen wird. Ich frage mich da immer warum. Und - pardon - nehme mir tatsächlich raus, dieses "Warum?" dann auch im Forum zu fragen.

Wohlgemerkt: das ist jetzt Deine Reaktion darauf, dass ich fragte welcher "Bundesbank früherer Prägung" Du denn gemäß eigener Aussage Vertrauen schenken würdest.
Genervt zu sein, weil man gefragt wird, wieso man eine bestimmte Sache in den Raum gestellt hat, ist schon, bei allem Respekt, a bisserl komisch.

Bitte entschuldige, dass ich Dir zu nahe getreten bin.



P.S.
Um das nochmal aufzugreifen - es scheint mir da doch einiges nicht ganz klar zu sein:
KONTROLLE durch andere Staatsorgane oder - grundsätzlich - die gegenseitige Kontrolle der Saatsgewalten heißt nicht WEISUNGSBEFUNGNIS.
Hinsichtlich der Judikative ist Dir das ja auch klar. Das Prinzip ist, dass sich Exekutive (ausführende Gewalt = Regierung), Legislative (gesetzgebende Gewalt = Parlament) und Judikative (richterliche Gewalt = Gerichte) GEGENSEITIG KONTROLLIEREN, aber eben nicht eins über das andere bestimmt.
Die Idee wäre, diesen drei Gewalten eine vierte hinzuzufügen: die "Monetative", die "Gewalt über das Geldwesen", verkörpert in der Bundesbank als ein oberstes Staatsorgan.
Niemand würde über sie bestimmen (also "de jure" jedenfalls, wir wissen alle, dass Einflussnahmen auch auf anderen Ebenen ablaufen), aber sie wäre (wünschenswerterweise verfassungsrechtlich) EINE von vier unabhängigen Gewalten im Staat.
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