Der Mittelschicht geht das Geld aus

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 06.09.2015, 21:32

Fata.Sibyllina
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Im ersten Beispiel (Grundgehalt 4.000 € ) beträgt der AG-Anteil zur SV 773 €, also 36 € weniger als der AN-Anteil zur SV wegen des "Einfrierens" des AG-Anteils der Krankenversicherungsbeiträge. Insgesamt sahnen Kranken- und Rentenkassen sowie Arbeitsamt 1.582 € im Monat ab.

Im zweiten Beispiel (mit Weihnachtsgeld) zahlt der Arbeitgeber zusätzlich 1.334 € zu den 1.383 €, die dem Arbeitnehmer belastet werden, also werden insgesamt 2.717 € an die SV abgeführt.

Der Arbeitgeber zahlt zudem noch die Umlagen (U1 und U2) sowie die Berufsgenossenschaftsbeiträge. Die Sätze legt die Krankenkasse fest. Im Gegenzug erhält der Arbeitgeber Ausgleichszahlungen, wenn der Arbeitnehmer länger krank ist oder die Arbeitnehmerin Mutter wird bzw. geworden ist.

Ich wollte die Belastung des Arbeitgebers nicht unter den Tisch fallen lassen. Allerdings schauen die Leute bei der Gehaltsabrechnung meistens nur auf "ihren" Anteil, und der AG-Anteil steht oft auch nur wie beiläufig in einer Ecke.

Man kann den Vergleich ja mal auf den Stundenlohn "runterbrechen", das leuchtet den Meisten am besten ein:

Stundenlohn lt. Monatsbrutto vom Gehaltszettel: 23 €
Stundenlohn netto gemäß Auszahlung: 13,50 €
vom Arbeitgeber effektiv gezahlter Stundenlohn: 27,75 € (inkl. Umlagen etc.)

Simsalabim, da ist sie, die Halbierung!
Zuletzt geändert von Fata.Sibyllina am 06.09.2015, 21:43, insgesamt 2-mal geändert.
Sapere aude, incipe!

Beitrag 06.09.2015, 21:35

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tut.anch.amun
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Ja, so macht Geldverdienen Spaß ... Shocked
Wie auch immer, stelle eben fest dass ich nach wie vor locker (im ideal) 11 Li Super verbrauche und das es mich nicht großartig interessiert.
Und nein, kann auch nicht sagen das mir die hier angesprochenen 33,- nahegehen. Da rechne mal 1k netto plus aus und dann kommen wir der Sache schon näher, wir arbeiten doch nicht in der Kita oder?
Grüsse
Tut
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Beitrag 07.09.2015, 09:29

Turnbeutelvergesser
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Hi tut,

freut mich ja, dass es dir gut geht. Sei ja auch jedem gegönnt. Und sicher lässt sich hier und da an einer Schraube drehen, um unterm Strich mehr zu haben.

Allerdings, wenn man von einem Durchschnittsverdiener ausgeht (35K/Jahr laut http://www.cecu.de/durchschnittsgehalt.html), schaut´s nicht so prall aus und die Möglichkeiten zur Steuer-/Abgabenvermeidung sind wohl eher auch begrenzt wenn man ein ganz normaler Angestellter ist.

Ob 35K im Vergleich mit früheren Jahren besser, gleich oder schlechter sind, weiß ich nicht. Irgendwo gibt´s sicher Tabellen, die die Kaufkraft von heute mit früher vergleichen.

Das mit den Autos fällt mir auch immer wieder in D auf. Das Auto scheint immer noch der deutschen liebstes Kind zu sein. Nur wie viele der dicken Autos werden tatsächlich bar bezahlt und wie viele werden finanziert? Wie viele könnten bzw sollten sich so ein Auto erst gar nicht zulegen, weil es die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigt? Und ich schätze, dass ein Großteil dieser Fahrzeuge so wieso Firmenautos sind.

Beitrag 07.09.2015, 10:16

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tdklaus
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Turnbeutelvergesser hat geschrieben:Nur wie viele der dicken Autos werden tatsächlich bar bezahlt und wie viele werden finanziert? Wie viele könnten bzw sollten sich so ein Auto erst gar nicht zulegen, weil es die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigt? Und ich schätze, dass ein Großteil dieser Fahrzeuge so wieso Firmenautos sind.
Das Erste (bar vs. Kredit und "sich wirklich leisten können") war auch nicht anders, als man statt "Auto" noch "Moped" schreiben musste - taugt also nicht als Argument, dass "der Mittelschicht das Geld ausgeht".

Und Firmenwagen zur Privatnutzung sind ein (ziemlich günstig besteuerter) Gehaltsbestandteil - die Steuervermeidung des [s]kleinen[/s] mittleren Mannes.

Beitrag 09.09.2015, 09:12

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VfL Bochum 1848
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Neue Beitragsbemessungsgrenzen

So viel teurer wird's für Besserverdiener

Wer auf ein Jahresbrutto von mehr als 49.500 Euro kommt, muss 2016 etwas mehr in die Sozialkassen einzahlen. Die Beitragsbemessungsgrenzen steigen. Nun ist absehbar, wie hoch die Mehrbelastung ausfallen wird:

http://www.n-tv.de/ratgeber/So-viel-teu ... 89376.html
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Beitrag 09.09.2015, 11:22

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Pfennigfuchser
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VfL Bochum 1848 hat geschrieben:Neue Beitragsbemessungsgrenzen

So viel teurer wird's für Besserverdiener

Wer auf ein Jahresbrutto von mehr als 49.500 Euro kommt, muss 2016 etwas mehr in die Sozialkassen einzahlen. Die Beitragsbemessungsgrenzen steigen. Nun ist absehbar, wie hoch die Mehrbelastung ausfallen wird:

http://www.n-tv.de/ratgeber/So-viel-teu ... 89376.html
Für Privatversicherte ist die Erhöhung der Bemessungsgrenze für die KV/PV vorteilhaft, weil dadurch der Arbeitgeberzuschuß steigt. Ob und in welcher Höhe es eine Beitragserhöhung für die Versicherung selber gibt, bleibt abzuwarten, hat aber jedenfalls eher wenig mit der Entwicklung in der Gesetzlichen zu tun.

Und der Erhöhung der Bemessungsgrenze für die RV (bei immerhin gleichbleibendem Beitragssatz) in Höhe von 2,48 Prozent steht eine Erhöung des Rentenwertes (also dem, wieviel Rente es für einen Entgeltpunkt gibt) von 2,10 Prozent gegenüber, die es dieses Jahr zum 1. Juli gegeben hat. (Zahlen jeweils aus den Westwerten)

Man muß nicht alles immer gleich negativ sehen.

Beitrag 09.09.2015, 11:23

Klecks
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Turnbeutelvergesser hat geschrieben: Ist doch das gleiche wenn ich immer höre wie die bösen Ölmultis uns an der Tanke abzocken. Wo doch jeder weiß (oder wissen sollten), dass der Staat über 70% (Oder sind wir schon bei 80%?)abzockt und dann auch noch zweckendfremdet ausgibt.
Nicht dass ich mit der staatlichen Anzocke einverstanden wäre aber die mantraartige Wiederholung der immer selben Fantasiezahlen ist auch nicht besser.

Die Mineralölsteuer heißt seit 2007 Energiesteuer. Ihr Anteil am Spritpreispreis ist kein prozentualer Wert sondern ein fixer Betrag in €-Cent. Dieser ist seit dem 01.01.2003 unverändert und beträgt für Superbenzin 65,45 Cent und für Diesel 47,04 Cent pro Liter. (1)

Von Januar 2000 bis 2003 wurde die Mineralölsteuer in vier Stufen erhöht. In diesem Zeitraum verteuerte sich der Liter Super um knappe 8 Ct (01/2000: 101,8 Ct, 01/2003: 109,5 Ct). In den drei Jahren nach der letzten Erhöhung, also bis 2006, stieg der Durchschnittspreis um satte 19 Ct auf 128,9 Ct an, ganz ohne staatliches Zutun. Vor der ersten Stufe war ein ähnliches Bild zu beobachten: Die Steuererhöhung im Januar 2000 betrug exakt 3,07 Ct - die Preiserhöhung von Dez. 1999 auf Jan. 2000 satte 15 Cent!(2) Die Bürger waren sauer auf den Staat und die Ölmultis stopften sich die Taschen voll. Funzt bis heute: Bis 2012 kletterte der Spritpreis kontinuierlich bis auf über 1,70 € (Jahresdurchschnitt 2012: 164,5 Ct) und liegt aktuell bei rund 1,40 €. Aber kaum einer hat gemerkt, dass es gar keine Mineralölsteuererhöhung mehr gab und alle schimpfen auf die immer höhere Staatsabzocke.

Fakt ist: Die Benzinpreiserhöhungen der letzten 12(!) Jahre sind nur und ausschließlich durch die Mineralölkonzerne zu verantworten. Und wenn mir jetzt jemand mit dem Pseudo-Argument MwSt kommen will: Jep, die kommt oben drauf und der MwSt-Betrag erhöht sich bei Anhebung des Nettopreises. Ist bei Brot nicht anders. Oder beim Bier. Oder dem Klemptner. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass dies erst durch die Erhöhung der Nettopreise passiert - und die machen die Konzerne, nicht der Staat. Gehen die Preise runter, sinkt auch der Märchensteuerbetrag. Passt dem Staat nicht, kann er aber auch nichts für.

Aktuell beträgt der Steueranteil inklusive Märchensteuer bei Superbenzin 62% (3). Nicht gerade wenig, trotzdem deutlich von den oben in den Raum geworfenen 70-80% entfernt und im europäischen Vergleich eher unteres Mittelfeld. Dass zum Teil sogar Länder mit höherem Steueranteil billiger sind, liegt nur und ausschließlich an der Preispolitik der Ölmultis. Die Deutschen geben halt gerne dem Staat die Schuld wenns teurer wird, da kann man bequem abzocken.


(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Energiest ... s_heute.29
(2) http://de.statista.com/statistik/daten/ ... jahr-1972/
(3) http://de.statista.com/statistik/daten/ ... nd-kosten/
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Beitrag 09.09.2015, 11:42

Klecks
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Pfennigfuchser hat geschrieben:
Für Privatversicherte ist die Erhöhung der Bemessungsgrenze für die KV/PV vorteilhaft, weil dadurch der Arbeitgeberzuschuß steigt.
Frage: Wie kommst du darauf? Im Gegensatz zur Pflichtversicherung ist der AG bei einer PKV nicht zu einer Zuschußzahlung verpflichtet. Das ist eine freiwillige Lohnzusatzleistung und auch kaum von der Bemessungsgrenze abhängig sondern eher von der Beitragshöhe des einzelnen Versicherten. PKV-Beiträge werden (ebenfalls im Gegensatz zur GKV) schließlich nicht prozentual aus dem Gehalt berechnet.
Pfennigfuchser hat geschrieben: Und der Erhöhung der Bemessungsgrenze für die RV (bei immerhin gleichbleibendem Beitragssatz) in Höhe von 2,48 Prozent steht eine Erhöung des Rentenwertes (also dem, wieviel Rente es für einen Entgeltpunkt gibt) von 2,10 Prozent gegenüber, die es dieses Jahr zum 1. Juli gegeben hat. (Zahlen jeweils aus den Westwerten)
Erhöhung der Bemessungsgrenze um 2,48% vs. Erhöung des Rentenwertes um 2,1%... Mag sein, dass ich auf dem Schlauch stehe, aber wo war hier noch gleich der Mehrwert für den Versicherten? smilie_08
Pfennigfuchser hat geschrieben: Man muß nicht alles immer gleich negativ sehen.


Der positive Aspekt erschließt sich mir aber auch nicht. smilie_13
Bei der KV bedeutet die Anhebung der Bemessungsgrenze, dass mehr Menschen in die GKV gezwungen und finanziell stärker belastet werden. Letzteres gilt auch für die RV und trifft Arbeitnehmer und -geber gleichermaßen. Ich suche immer noch den Mehrwert...
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 09.09.2015, 11:58

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VfL Bochum 1848
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Die Mittelschicht – eine Frage der Definition

Wer über das Wohl und Wehe der deutschen Mittelschicht diskutieren möchte, muss genau hinschauen. Denn hinter den scheinbar widersprüchlichen Meldungen zur Situation der Mitte in Deutschland stecken vor allem unterschiedliche Abgrenzungen und Definitionen:

http://www.wirtschaftundschule.de/aktue ... efinition/


P.S.: Für alle die nicht wissen wo sie hingehören befindet sich unten im Artikel eine Nettoeinkommensübersicht mit der Überschrift "Zu welcher Schicht gehöre ich?" smilie_02
Zuletzt geändert von VfL Bochum 1848 am 09.09.2015, 12:29, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag 09.09.2015, 12:18

keaton21
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Klecks hat geschrieben:
Pfennigfuchser hat geschrieben:
Für Privatversicherte ist die Erhöhung der Bemessungsgrenze für die KV/PV vorteilhaft, weil dadurch der Arbeitgeberzuschuß steigt.
Frage: Wie kommst du darauf? Im Gegensatz zur Pflichtversicherung ist der AG bei einer PKV nicht zu einer Zuschußzahlung verpflichtet. Das ist eine freiwillige Lohnzusatzleistung und auch kaum von der Bemessungsgrenze abhängig sondern eher von der Beitragshöhe des einzelnen Versicherten. PKV-Beiträge werden (ebenfalls im Gegensatz zur GKV) schließlich nicht prozentual aus dem Gehalt berechnet.
Sorry, aber das stimmt so nicht ganz ... http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__257.html

Edit: Und zur Ergänzung -> http://www.lohn-info.de/privatversichert.html

Beitrag 09.09.2015, 13:27

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Pfennigfuchser
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Klecks hat geschrieben:
Pfennigfuchser hat geschrieben:
Für Privatversicherte ist die Erhöhung der Bemessungsgrenze für die KV/PV vorteilhaft, weil dadurch der Arbeitgeberzuschuß steigt.
Frage: Wie kommst du darauf? Im Gegensatz zur Pflichtversicherung ist der AG bei einer PKV nicht zu einer Zuschußzahlung verpflichtet. Das ist eine freiwillige Lohnzusatzleistung und auch kaum von der Bemessungsgrenze abhängig sondern eher von der Beitragshöhe des einzelnen Versicherten. PKV-Beiträge werden (ebenfalls im Gegensatz zur GKV) schließlich nicht prozentual aus dem Gehalt berechnet.
Die Nicht-Freiwilligkeit wurde ja zwischenzeitlich schon geklärt. Und der AG-Zuschuß steigt natürlich nur dann, wenn man mit seinen Beiträgen (und denen seiner Kinder) über der Grenze liegt. Außer in jungen Jahren dürfte das auf die meisten zutreffen.
Klecks hat geschrieben:
Pfennigfuchser hat geschrieben:]
Und der Erhöhung der Bemessungsgrenze für die RV (bei immerhin gleichbleibendem Beitragssatz) in Höhe von 2,48 Prozent steht eine Erhöung des Rentenwertes (also dem, wieviel Rente es für einen Entgeltpunkt gibt) von 2,10 Prozent gegenüber, die es dieses Jahr zum 1. Juli gegeben hat. (Zahlen jeweils aus den Westwerten)
Erhöhung der Bemessungsgrenze um 2,48% vs. Erhöung des Rentenwertes um 2,1%... Mag sein, dass ich auf dem Schlauch stehe, aber wo war hier noch gleich der Mehrwert für den Versicherten? smilie_08
Die erhöhten Beiträge bezahle ich nur für die noch ausstehenden Jahre bis zum Renteneintritt. Die Erhöhung des Rentenwertes gilt aber auch für in der Vergangenheit erarbeitete Rentenpunkte.

Im übrigen habe ich ja auch nicht von einem Mehrwert gesprochen, sondern wollte nur darauf hinweisen, daß der Artikel etwas reißerisch daherkommt und sich bei nüchterner Betrachtung relativiert.

Beitrag 09.09.2015, 18:14

Klecks
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Pfennigfuchser hat geschrieben: Die Nicht-Freiwilligkeit wurde ja zwischenzeitlich schon geklärt. Und der AG-Zuschuß steigt natürlich nur dann, wenn man mit seinen Beiträgen (und denen seiner Kinder) über der Grenze liegt. Außer in jungen Jahren dürfte das auf die meisten zutreffen.
OK, das war mir neu. Ist auch schon anderthalb Jahrzehnte her, dass ich Angestellter war.
Was aber die Höhe der Zuschüsse betrifft, muss ich dir widersprechen: Entsprechend der neuen Bemessungsgrenze beträgt der AG-Zuschuss maximal 301,13 EUR (=50% vom maximalen Kassenbeitrag), jedoch niemals mehr als die Hälfte des Versicherungsbeitrags - also sorry, wer heute noch über 600 Euro für eine PKV zahlt, der hat sich von einem ausgefuchsten Versicherungsheini aber sowas von verarschen lassen, da muss man schon fast grenzdebil sein. Ich bin definitiv nicht mehr "in jungen Jahren"( kleiner Anhaltspunkt: Unser ältester ist schon 'ne Weile aus dem Studium raus) und zahle knappe 460 EUR für das rundum-sorglos-Paket. Wäre ich Arbeitnehmer, dann würde mein Chef 230 EUR dazuzahlen - genau wie vor der Anhebung der Bemessungsgrenze. Für grob geschätzte 90% dürfte sich in der Zuschusshöhe nichts ändern, dafür sind jetzt einige wieder Versicherungspflichtig, die es vorher nicht waren.
Pfennigfuchser hat geschrieben: Die erhöhten Beiträge bezahle ich nur für die noch ausstehenden Jahre bis zum Renteneintritt. Die Erhöhung des Rentenwertes gilt aber auch für in der Vergangenheit erarbeitete Rentenpunkte.
Was für so manchen keinen großen Unterschied macht. Für die Masse der Arbeitnehmer, die davon betroffen sind, dürfte die Mehrbelastung bis zur Rente jedenfalls höher sein als der Gewinn bei Renteneintritt. Gerade bei den sogenannten besserverdienenten Arbeitnehmern steht die große Masse nämlich nicht kurz vorm Rentenalter sondern hat noch locker 20-25 Jahre zu arbeiten. Gewinner ist mal wieder der Staat, nicht der zukünftige Rentner.
Pfennigfuchser hat geschrieben: Im übrigen habe ich ja auch nicht von einem Mehrwert gesprochen, sondern wollte nur darauf hinweisen, daß der Artikel etwas reißerisch daherkommt und sich bei nüchterner Betrachtung relativiert.
Naja, du schriebst, man solle nicht nur immer das negative sehen. Das impliziert, dass es auch positive Seiten geben muss. Und die kann ich -Relativierung hin oder her- leider nicht finden.
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Beitrag 09.09.2015, 19:47

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tut.anch.amun
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Naja, du schriebst, man solle nicht nur immer das negative sehen. Das impliziert, dass es auch positive Seiten geben muss. Und die kann ich -Relativierung hin oder her- leider nicht finden.
Naja, grob gesehen ist es ja schon recht positiv Bezüge in dieser Größenordnung noch zu haben, auch wenn die Kappungsgrenze seit Jahren ja auch ansteigt, aber andererseits wirklich negativ wirkt es sich ja meist nicht aus. Bezüge steigen ja sogesehen auch, dazu kommen noch die "Dienstwagen" etc. etc. :shock:
Wie schrieb neulichst jemand, wie es seinerzeit in DM war, ähnlich halt, da es ja nun seit 2002 Euros hat ist es bissi schwierig zu vergleichen, ansonsten würden wir uns generell um Gehälter/Bezüge oberhalb der 100K DM unterhalten, so ungefähr da würde ja auch heute die Grenze angesiedelt sein, weil auch die DM wäre einem Kaufkraftverlust unterworfen, sicher nicht ganz so verschleiert wie mit dem € jetzt, aber dennoch. Wenn man das ausblendet klingen 100 K DM Jahresgehalt erst mal super, so einfach hat mans damals weitenteils auch nicht verdient und bei fünfstelligen Monatsgehältern war man ja lange bereits Spitzenverdiener und weit über dieser ehemaligen Grenze raus.
Klar hinkt dieser Denkansatz, denn es gibt zwar einen festen Umrechnungskurs von 1,96 DM/€ aus vergangenen Jahren und so wird auch gefühlt alles viel teurer und schlimmer als früher, grob gesehen kommt inzwischen 1:1 hin, sogesehen auch mit dieser Bemessungsgrenze, die stand auch auch mal bei 50.000 DM/Jahr
smilie_08 Und, geht es denn jetzt dem Mittelstand schlechter oder besser? Oder hat sich grob gesehen nix getan?
Ist ne interessante Fragestellung, ich bleib mal dabei, viel hat sich grob nicht geändert, da brauch ich nur in meine Straße schauen, sieht fast genauso aus wie Anfang des Jahrtausends, gut die Autos sind nun neuerer und bissi größer, teuer ist die Wohngegend immer noch, keiner vermietet hier was (dafür sind alle Schuppen auch bissi groß, das wäre aber ein anderes Thema).
Offensichtlich geht hier so das Geld wohl nicht aus.
Grüsse
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Beitrag 09.09.2015, 20:06

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Pfennigfuchser
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Klecks hat geschrieben:
Pfennigfuchser hat geschrieben: Die Nicht-Freiwilligkeit wurde ja zwischenzeitlich schon geklärt. Und der AG-Zuschuß steigt natürlich nur dann, wenn man mit seinen Beiträgen (und denen seiner Kinder) über der Grenze liegt. Außer in jungen Jahren dürfte das auf die meisten zutreffen.
OK, das war mir neu. Ist auch schon anderthalb Jahrzehnte her, dass ich Angestellter war.
Was aber die Höhe der Zuschüsse betrifft, muss ich dir widersprechen: Entsprechend der neuen Bemessungsgrenze beträgt der AG-Zuschuss maximal 301,13 EUR (=50% vom maximalen Kassenbeitrag), jedoch niemals mehr als die Hälfte des Versicherungsbeitrags - also sorry, wer heute noch über 600 Euro für eine PKV zahlt, der hat sich von einem ausgefuchsten Versicherungsheini aber sowas von verarschen lassen, da muss man schon fast grenzdebil sein
Den Arbeitgeberzuschuß bekommst Du auch hälftig für die Beiträge Deiner Kinder. Sind die auch schon in den 600 Euro enthalten? Und wie hoch die Beiträge ansonsten sind, hängt auch vom Eintrittsalter und der Höhe der Selbstbeteiligung ab.
Klecks hat geschrieben:Ich bin definitiv nicht mehr "in jungen Jahren"( kleiner Anhaltspunkt: Unser ältester ist schon 'ne Weile aus dem Studium raus) und zahle knappe 460 EUR für das rundum-sorglos-Paket. Wäre ich Arbeitnehmer, dann würde mein Chef 230 EUR dazuzahlen - genau wie vor der Anhebung der Bemessungsgrenze. Für grob geschätzte 90% dürfte sich in der Zuschusshöhe nichts ändern, dafür sind jetzt einige wieder Versicherungspflichtig, die es vorher nicht waren.
Dann müssen sie sich aber privat versichert haben, als sie gerade mal knapp die Grenze gerissen haben, und gleichzeitig bei der letzten Gehaltsrunde übersehen worden sein. Kann vorkommen, ja.
Klecks hat geschrieben:
Pfennigfuchser hat geschrieben: Die erhöhten Beiträge bezahle ich nur für die noch ausstehenden Jahre bis zum Renteneintritt. Die Erhöhung des Rentenwertes gilt aber auch für in der Vergangenheit erarbeitete Rentenpunkte.
Was für so manchen keinen großen Unterschied macht. Für die Masse der Arbeitnehmer, die davon betroffen sind, dürfte die Mehrbelastung bis zur Rente jedenfalls höher sein als der Gewinn bei Renteneintritt. Gerade bei den sogenannten besserverdienenten Arbeitnehmern steht die große Masse nämlich nicht kurz vorm Rentenalter sondern hat noch locker 20-25 Jahre zu arbeiten.
Die Beitragserhöhung aufgrund der Erhöhung der Bemessungsgrenze trifft vor allem Besserverdienende. Besserverdienend ist man vornehmlich im hinteren Teil seiner Lebenserwerbstätigkeit, und nicht am Anfang.
Klecks hat geschrieben: Gewinner ist mal wieder der Staat, nicht der zukünftige Rentner.
Der Staat gewinnt immer, ist wie in der Spielbank. Das ist aber keine neue Erkenntnis, oder?
Klecks hat geschrieben:
Pfennigfuchser hat geschrieben: Im übrigen habe ich ja auch nicht von einem Mehrwert gesprochen, sondern wollte nur darauf hinweisen, daß der Artikel etwas reißerisch daherkommt und sich bei nüchterner Betrachtung relativiert.
Naja, du schriebst, man solle nicht nur immer das negative sehen. Das impliziert, dass es auch positive Seiten geben muss. Und die kann ich -Relativierung hin oder her- leider nicht finden.
Aber eben auch keine negativen, denn die Bemessungsgrenzen werden seit jeher von Jahr zu Jahr angepaßt, das ist diesmal nicht neu.

Beitrag 09.09.2015, 20:21

keaton21
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Klecks hat geschrieben: Wäre ich Arbeitnehmer, dann würde mein Chef 230 EUR dazuzahlen - genau wie vor der Anhebung der Bemessungsgrenze. Für grob geschätzte 90% dürfte sich in der Zuschusshöhe nichts ändern, dafür sind jetzt einige wieder Versicherungspflichtig, die es vorher nicht waren.
Auch hier würde ich ganz gerne mal mit einer "Legende" aufräumen.

1. Der AG-Zuschuss beträgt nicht (mehr) automatisch die Hälfte des Gesamtbeitrags, sondern vielmehr die Hälfte des Beitrags der auf die sog. Basisversorgung entfällt; also dem Anteil am Gesamtbeitrag der für den vergleichbaren Leistungsumfang der gesetzlichen KV entfällt. Chefarzt, Einzelzimmer & Co. fallen somit raus aus dem AG-Zuschuss.

2. Ein Unterschreiten der BMG durch Erhöhung dieser führt nur automatisch zu einer Versicherungspflicht wenn der Versicherte KEINEN Antrag auf Befreiung von der Versicherungspflicht stellt.

Beitrag 10.09.2015, 09:19

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Konsumausgaben

Das Wohnen ist den Deutschen teuer

Mehr ein Drittel ihrer monatlichen Ausgaben stecken die Deutschen ins Wohnen. Dahinter kommt aber nicht das Essen:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/i ... 94960.html
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Beitrag 10.09.2015, 11:50

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@ keaton21: Danke für die Klärung smilie_14

@ Pfennigfuchser:

Ehrlich gesagt kenne ich nur Beamte, die tatsächlich Frau und Kinder privat mitversichern. Für alle anderen ist das schlicht zu teuer.
Pfennigfuchser hat geschrieben:Besserverdienend ist man vornehmlich im hinteren Teil seiner Lebenserwerbstätigkeit, und nicht am Anfang.
Eine alte Lebensweisheit, die ihre Gültigkeit etwa zur selben Zeit verloren hat wie der Spruch vom Handwerk und goldenen Boden.
Als ich erstmals zu den "Besserverdienenden" gehörte war ich Anfang 30 und altersmäßig zur Masse meiner Branche gehörend. Der Großteil der sogenannten Besserverdienenden sind heute Unternehmensberater, Menschen aus der Finanz- und Versicherungsbranche, Marketingaffen und IT/TK-Spezialisten. Die fangen 5-6 Jahre nach dem Studium an richtig zu verdienen und gehören mit 45 schon zum alten Eisen. Der Ingenieur, Arzt oder Architekt über 50 als klassischer "Besserverdienender" existiert zwar noch, ist aber zahlen- und verdienstmäßig längst von den jüngeren Leuten o.g. Branchen überholt. Da sind viele dabei, die für ihre Beitragserhöhung wahrscheinlich nur noch eine Grundsicherungsrente erhalten werden.
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Beitrag 18.03.2016, 09:24

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Ungleichheit in Deutschland

"Soziale Marktwirtschaft existiert nicht mehr"

Deutschland wird immer ungleicher, kritisiert Ökonom Marcel Fratzscher. Hierzulande komme es zu Verteilungskämpfen - der Flüchtlingszuzug sei nur ein Beispiel von vielen. Aus dem Motto "Wohlstand für alle" sei "Wohlstand für immer weniger" geworden. In seinem Buch "Verteilungskampf" analysiert er die Ursachen für die zunehmende Ungleichheit. Mit dem Präsidenten des DIW Berlin sprach n-tv.de über schrumpfende Löhne, geringe Chancengleichheit und die AfD:

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Soziale-M ... 48286.html
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Beitrag 18.03.2016, 10:09

kribelboble
Wenn man die Ungleichheit verringern wollte müsste man von den 10% denen 60% des Vermögens gehören etwas wegnehmen. (zur Erinnerung: mehr als die Hälfte der Deutschen hat praktisch 0 Vermögen)
Das ist in Deutschland politisch nicht durchsetzbar.

Beitrag 18.03.2016, 10:44

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Angst vor dem sozialen Abstieg
In Wahrheit hat Deutschland noch ein viel größeres Problem als die Flüchtlingskrise

Mal ist es nur der Rechtsruck, Mal die Angst vor dem Fremden - doch das eigentliche Problem ist ein ganz anderes.
Eine wachsende Zahl hat Angst vor dem sozialen Abstieg und genau davor warnen Experten.

http://www.focus.de/politik/videos/angs ... 66143.html

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