Wenn Gold zu Geld wird ...

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 12.12.2014, 04:53

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Ladon
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Nein, niemand hat vor eine Goldwährung zu errichten ;-)

Trotzdem ist es interessant zu lesen, was so alles "auf den Tisch" kommt, wenn sie darüber nachdenken. Am Beispiel Indiens irrlichtern da zur Zeit (u.a. hier in der Infothek) Ideen durch die Nachrichtenportale.
Da soll Gold also "monetarisiert" werden.

Wie schön! Denkt sich der "Goldbug". Genau das wollen wir doch alle.

Leider nein. Das wollen "wir" nicht, wie ich - zum Leidwesen mancher - nicht müde werde zu betonen. Es ist beinahe schon erschreckend, mit welcher Offenheit z.B. der WGC sagt, was das bedeutet, wenn Gold "monetarisiert", also zu "Geld" werden soll:

Gold soll zu den Banken (und im Falle einer offiziellen Golddeckung dann in der Konsequenz zur Zentralbank).
Natürlich nur damit es die Wirtschaft ankurbelt.

Aber was ist der REALE EFFEKT? Der Besitzer des Goldes soll es zur Bank bringen und seinen direkten Zugriff auf sein Eigentum gegen Vertrauen in das Institut einwechseln. Entscheidender Punkt Nr.1.
Entscheidender Punkt Nr.2: Irgendwann, früher oder später, steht eine solche Bank vor dem "Goldschmiede-Dilemma". Sie "stellen fest", dass man eigentlich "nominal" ein bisserl mehr verleihen könnte - natürlich zum ("allgemeinen") Wohl der Wirtschaft.
Denn die ehemals privaten "Horter" lassen "ihr" Gold ja nach wie vor liegen.

Zuerst werden die Besitzer "mit Zinsen dazu gebracht" ihr Gold einer Bank anzuvertrauen. Aber das ist (war immer!) nur der Anfang.


Deswegen:
Finger weg von meinem Gold!
Auch wenn das unter dem Deckmäntelchen der Formel "Gold=Geld" geschehen soll.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 12.12.2014, 08:35

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wupperjan
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Beitrag 12.12.2014, 08:44

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Mithras
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@Ladon - stimmt!

Aber hast Du etwa nur Barren oder reine Bullioncoins?! smilie_08

Onkel Mithras hat eine Münzsammlung mit wissenschaftlichem Anspruch, fein nach Jahrgängen und Münzzeichen geordnet, so gut wie keine Dubletten. Auch mein Mann hat eine. Und unsere Dicke... smilie_01

Aber MEIN Reden ist bei diesem Szenario: Hier braucht "Pappi Staat" bei Bedarf nur die - schon bestehenden!! - Gesetze zum "Kulturgutschutz" richtig wortgetreu anzuwenden: Jedes(!) auch nur ansatzweise "künstlerisch gestaltete Objekt" älter als 100 Jahre(!) kann nämlich zum Nationalen Kulturgut der BRD erklärt werden, selbst industriell gefertigte/reproduzierte Massenartikel. Müssen nicht mal "aus deutschen Landen" stammen (wie es bei ALLEN Reichsgoldmünzen der Fall wäre). Auch ALLE Sovereigns der Vicky und von Eddie VII gehören mittlerweile dazu, oder jeder popelige Marianne-20er...
Goldigste Grüße,

Euer Mithras, der Goldjunge

Und nicht vergessen: "Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück: Null." [Voltaire, 1694-1778]

Beitrag 13.12.2014, 00:49

san agustin
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@ ladon

aber es zwingt uns ja keiner, u n s e r eigentum einer ,, bank,, anzuvertrauen
warum sollten wir das auch tun ?

es weis ja auch keiner etwas ueber art und menge.....

@ mithras

du willst also tatsaechlich in den raum stellen, dass es ein gesetz gibt bzw. Geben kann, welches uns verpflichtet, unser historisches gold abzugeben smilie_08

wie soll DAS ueber die buehne laufen ? niemand weis ueber deren intentitaet bescheid
des weiteren: wie kommst du auf die sovereign und FF ?
hat nun garnichts mit germany zu tun - auser mit dem verzweigten verwandschaftsgrad - aber das ist wohl ein witz
mehrmals hier schon gehandelt / bekannt auch mit selben avatar auf SILBER.DE

Beitrag 13.12.2014, 05:32

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Ladon
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@ san augustin
Ladon hat geschrieben:...
Zuerst werden die Besitzer "mit Zinsen dazu gebracht" ihr Gold einer Bank anzuvertrauen. Aber das ist (war immer!) nur der Anfang.
Es endet evt. bei Devisenschutzkommandos, die in die Wohnung kommen.

Und es geht ja nicht darum, ob es für den "wiefen" Goldbesitzer Mittel und Möglichkeiten gibt, sein Scherflein ins Trockene zu bringen (könnte allerdings dann illegal sein). Es sind nicht ein paar Tausend überzeugter "Bugs" um die es geht (die kann doch eh keiner vom "Unsinn des Goldes" überzeugen). Es sind die Millionen "ganz normaler Goldbesitzer", bei denen das Gold unnütz im Kasten ruht, wo es doch bei der Zentralbank zum Wohle des Volkes eingesetzt werden kann ... ups, jetzt bin ich doch glatt ins Zitieren gekommen (Reichsbank 1915)

Es geht darum, dass "offizielles", Staats- oder Zentralbank kontrolliertes Goldgeld tatsächlich und für unsereiner "DIE KRÄTZE" ist! Weil es dem eigentlichen Gedanken einer freien Währung VÖLLIG ZUWIDER LÄUFT.
Schon der in einer Goldwährung automatisch gefixte "Preis" ist in dieser Sicht eine Absurdität.

Bin gespannt, was die "Goldstandard-Fans" sagen werden, wenn der Goldpreis auf (entsprechend) ~400 Dollar festgelegt würde ... etwa so etwas würde es nämlich sein: wir gehen vom Bretton-Woods-Preis aus und rechnen für 50 Jahre pa 5% "Inflation" drauf ...
Dann greift man schon mal eine Runde ab, dann wird der Preis nach oben korrigiert ... (und schon wieder ist das ein historisches Beispiel, nach diesem Muster lief das in 30ern in den USA)

Sowohl der Mithras wie auch ich verweisen eigentlich "nur" darauf, wie es in der Geschichte immer wieder gekommen ist.
Es nutzt doch nichts vor solchen Gefahren die Augen zu verschließen, nur weil man mit dem Begriff "Goldgeld" geködert wird. (Das ist wie ein Wahlversprechen ;-) )
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Beitrag 13.12.2014, 11:13

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Mithras
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@san augustin:

Ich bezog mich auf die (diversen...) geltenden internationalen Abkommen zum Kulturgutschutz unter der "Schirmherrschaft" der UNESCO. (Google einfach mal nach "UNESCO Kulturgutschutz") In diesen "Rahmenrichtlinien" ist das mit der 100-Jahres-Altersgrenze so festgelegt. Und daß die für de facto ALLES gilt: Briefmarken (ja, jede popelige "Germania"-Massenmarke aus der Kaiserzeit KÖNNTE gemeint sein...), Bücher, Porzellan, Möbel, Münzen, .... aus ALLEN Materialien übrigens, nicht nur aus Gold/Edelmetallen.

Da dieses internationale Regelungen sind, braucht nur Land X (sagen wir mal z.B.: Großbritannien) in 2015 festzulegen, daß alle ihre (Gold-)Münzen von vor 1915 "nationales Kulturgut" sind und ins "Herkunftsland" zurückzuführen seien. Dann wäre jeglicher Handel damit INTERNATIONAL "eigentlich" verboten oder zumindest massiv beschränkt - zumindest aber in den Signatarstaaten der UNESCO-Konvention, zu denen die BRD gehört.

Es gibt da natürlich so ein paar Randbedingungen/"Öffnungsklauseln". So ist es z.B. so, daß der "Rückführungsanspruch" nicht mehr gegeben ist, wenn der aktuelle Besitzer beweisen kann, daß die konkreten Stücke sich seit mindestens(!) 30 Jahren schon in der BRD befinden (Beweislastumkehr, lt. BRD-Recht war sowas "früher" mal völlig unzulässig). Wie das bei Massenartikeln "gerichtsfest" gehen soll, ist das größte Mysterium der Welt. Oder haben Deine Sovereigns irgendwelche Seriennummern? Und Du Kaufbelege von vor 1985? Nein?! Sieeeeehste....

Gedacht waren diese Regelungen zunächst natürlich für unikate Kunstwerke (z.B. sowas wie die Nofretete - die ist nachweislich(!) seit über 30 Jahren hier ---> also gucken die Muselmänner in Ägypten in die Röhre, wenn die die "wiederhaben wollen", um sie z.B. als "Heidnisches Haram-Bildwerk" zu zerstören...)

Wie alles bei der Juristerei: Pure Auslegungssache.

Für den Fall, daß "die da oben" irgendwie "Bedarf sehen", läßt sich über diese "Rechtsnormen" jedenfalls einiges machen... smilie_54 smilie_54
Goldigste Grüße,

Euer Mithras, der Goldjunge

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Beitrag 13.12.2014, 11:48

Geldsammler
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Ich bin eigentlich ein Befürworter eines Goldstandards.
Letztlich haben wir schon heute einen, wenn man sich mal die Goldreserven der verschiedenen Zentralbanken ansieht.

Aaaaaber: die Einwände von Ladon und Mithras sind schon sehr schlüssig und vor allem realitätsnah. Ohne Rechtsstaat mit Garantie der Eigentumsrechte des Individuums, ohne Freiheit des Marktes (und damit der Preise) und ohne eine Zentralbank die von Politik und einseitigen Interessen von Banken/internationalen Großkonzernen unabhängig ist, funktioniert das nicht. Natürlich gibt es noch ein paar andere Pferdefüße, die ich hier nicht extra aufzähle.

Die Frage, die ich mir stelle: Was ist tatsächlich praktikabel?
Freier Wettbewerb des Geldes?
Private Finanzinstitute, bei denen man gegen Gebühr sein Gold/Silber einzahlen und überweisen kann, damit es an anderer Stelle wieder in Gold und Silber abgehoben wird?

Wie ließe sich so etwas tatsächlich auch auf internationalem Pflaster umsetzen?
Man kann dem Euro ja vieles nachsagen, aber eine Währungsunion über viele Länder ist auch verdammt angenehm, was die Umrechnerei angeht. Davon haben sich viele (ich inklusive) blenden lassen.

Ihr habt mir meine Illusionen zerstört, wo bleibt das Positive?

Dass es wahlweise oder kombiniert einen Crash, eine Währungsreform oder eine Revolution/einen Putsch geben wird, dürfte jedem halbwegs informierten und denkenden Mensch klar sein. Aber was kann man danach machen, was einigermaßen hält?

Beitrag 13.12.2014, 12:25

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Ken.Guru
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ich glaube mal die goldstandardbefürworter würden sich ganz schön umkucken was passieren würde wenn ........... . siehe history amiland, die wissen wie man tricksen muss.
momentan gibt dir das system die chance, besser gesagt man hat noch die möglichkeit, überflüssiges fiat zu bunkern in welcher form auch immer. das eigentliche problem beim bunkern ist die zeitpräferenz. damit kann man aber leben mit etwas planung.
papiergeld im weitesten sinne, ist mit sehr vielen problemen behaftet und wer darauf baut hat selbst schuld.man kann aber damit spielen. smilie_08 im weitesten sinne.
just my senf. :mrgreen:
Diese Oneman Show hier hat soviel mit Meinungsfreiheit zu tun wie ein Zitronenfalter mit Zitronen falten. Meine Sperrung war wohl das Beste was mir passieren konnte. Danke an alle linken Weltverbesserer. Irgendwann merkt ihr wie bescheuert ihr seid.

Beitrag 13.12.2014, 13:37

1107greg
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Überschätzen wir hier Gold nicht ein wenig? Sollten wir nicht die berühmte Kirche im Dorf lassen? :shock:

Gold/Silber zzgl. Minenaktien machen etwa 0,8% (vielleicht sogar weniger des WELTVERMÖGENS aus. Früher (bis in die 80ziger) lag diese Quote bei 20-25%. Was sagt uns das? Politiker und Bangster haben ganz andere lohnendere Daumenschrauben in petto, wenn es darum gehen soll, Staatsschulden oder Banken zu sanieren. Da fallen denen noch ganz andere Dinge ein.

Aber zurück zum Gold: wo will man beim Einzug die Grenze ziehen - Barren, klar hochinteressant, aber Münzen? Was ist mit den römischen, was mit den griechischen etc., was soll man mit den Reichsmark anfangen, selbst die aktuellen Pandas Lunare etc. - Ich glaube völlig uninteressant für die o.a. Herrschaften. :P

Immobilien, Anleihen Festgelder etc sind da lohnenswerter, weil mehr Masse zum Kleinholz machen verfügbar ist.

Sorry, aber ich glaube, wir können uns noch lange an unserem Hobby smilie_20 erfreuen...
gregory

Beitrag 13.12.2014, 13:39

1107greg
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PS: ich korrigiere - der Spass hört vielleicht auf, wenn die Unze einen Preis von $ 10.000 erreicht, aber wer glaubt DAS schon smilie_20
gregory

Beitrag 13.12.2014, 14:17

Quinar
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1107greg hat geschrieben: wo will man beim Einzug die Grenze ziehen

Kleinholz machen
Ein Beamter nannte das Jahr 1648 beim Kleinholzmachen ...äh...bei der Hausdurchsuchung. :twisted:

Beitrag 13.12.2014, 15:16

Geldsammler
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Gold/Silber zzgl. Minenaktien machen etwa 0,8% (vielleicht sogar weniger des WELTVERMÖGENS aus. Früher (bis in die 80ziger) lag diese Quote bei 20-25%. Was sagt uns das?
Das sagt uns, dass Du auf die Statistik reinfällst und Scheinvermögen nicht von echtem unterscheiden kannst.
Auch ein Goldpreis von 10000 Dollar/Unze ist absolut nicht unwahrscheinlich. Fragt sich nur, was das für einen Aussagewert hat. Sobald die Herde mit "Papierinvestitionen" auf die Nase gefallen ist, dreht sich das Sentiment ganz schnell wieder um. Und dann wird Gold auch wieder zum Stabilitätsfaktor von Währungen, und somit für den Raffstaat und die Banken interessant.

Aber nochmal die Frage: Was ist nach einem politischen und währungstechnischem Crash die Alternative zu einem Goldstandard für den Staat? Es geht doch gar nicht darum, was sich Goldbugs wünschen, sondern worauf das Spiel hinausläuft. Ich hätte prinzipiell kein Problem mein EM in Produktivkapital umzuwandeln, wenn es in einem Rechtsstaat passiert, der diese Bezeichnung verdient hat. Also: Wahrung der Eigentumsrechte (und damit auch keine Enteignung durch zu hohe Steuern oder Inflation) und Sicherung der freien Märkte (keine Subventionen etc.).
Ich denke, jedem Goldbug seinen Dukaten abzupressen ist zu aufwändig, das geht freiwillig besser.

Beitrag 13.12.2014, 18:29

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Mithras
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@Quinar: Ich sehe, Du weißt bescheid! smilie_01 1648 ist tatsächlich die derzeit(!) in der BRD geltende Altersgrenze für "schützenswerte Kulturgüter"; nach UNESCO-Konvention kann die aber jederzeit(!) auch auf aktuelles Jahr minus 100 Jahre festgelegt werden: "Völkerrecht bricht BRD-Sonderrecht!"
Goldigste Grüße,

Euer Mithras, der Goldjunge

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Beitrag 15.12.2014, 05:55

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Ladon
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Geldsammler hat geschrieben:...

Ihr habt mir meine Illusionen zerstört, wo bleibt das Positive?

Dass es wahlweise oder kombiniert einen Crash, eine Währungsreform oder eine Revolution/einen Putsch geben wird, dürfte jedem halbwegs informierten und denkenden Mensch klar sein. Aber was kann man danach machen, was einigermaßen hält?
Das tut mir leid smilie_24

Im Ernst:
Natürlich ist das alles sehr "theoretisch", denn die Dinge werden sich natürlich gemäß den dann herrschenden Rahmenbedingungen entwickeln, die wiederum von einflussreichen Kräften gestaltet werden.
Eigentlich gibt es zwei Fragen:
1. Was WIRD wahrscheinlich passieren?
2. Was WÄRE die beste Alternative? (Wobei es "für unsereins" heißen muss - denn es besteht ja kein Zweifel daran, dass es "oben" eine signifikante (und mächtige) Gruppe von Leuten gibt, die sowohl vom heutigen Geldsystem, wie auch von dessen "Crash" profitieren werden.)

Ich will es mal so ausdrücken: Die zweite Frage kann man natürlich "ganz einfach" beantworten: eine die "Kreditmenge limitierende" Rolle von Gold im Geldsystem wäre sicher gut ... WENN eben auch gewisse Rahmenbedingungen gestaltet würden (der Geldsammler hat schon einiges genannt: freier Währungs-Wettbewerb, tatsächlich funktionierende "demokratische Kontrollmechanismen" für das Geldwesen usw.)
Gold in DIESES (bestehende) System einbringen zu wollen ist (IMHO) paradox.

Also müsste die zweite Frage für die Realität berücksichtigen, was "machbar" sein wird, damit es wenigstens "besser" wird.
Vergessen wir aber nicht: Nach einem Neustart funktioniert FIAT erst einmal ganz gut ... die Leute werden "zufrieden" sein, denn sie bekommen ja immer mehr. Richtig problematisch wird es bei gutem Verlauf ja frühestens nach einer Generation.


Und was wird tatsächlich passieren?
Das weiß keiner. Man kann in die Geschichte gucken und versuchen, daraus "Lehren" zu ziehen. Man kann versuchen moderne Verhaltens-Modelle einzubeziehen.
Aber mehr als ein "damals war es so-und-so" ist nicht möglich.

Mehrere Jahrhunderte lang hat das mittelalterliche China "FIAT" genutzt. Das wird zwar immer als Beispiel für das Scheitern von Papiergeld hingestellt,aber man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: über 400 Jahre lang "offizielles" FIAT-Money! Und wenn eins "crashte", kam eben das nächste. Über Jahrhunderte hinweg! Da ist der moderne "Westen" noch weit weg davon.

Oder hat irgendjemand John Laws Scheitern zum Anlass genommen, derartiges Treiben dauerhaft zu verhindern oder wenigstens den Versuch dazu zu unternehmen?

Für uns Deutsche ist die "Mutter aller Währungskatastrophen" natürlich die Hyperinflation Anfang der 1920er Jahre. Und das ist für mich das prägnanteste Beispiel für das, was wahrscheinlich nach einem Crash passiert.
Damals kam man ja sogar auf eine geniale Idee: die "Rentenmark" ist - betrachtet man die Konstruktion dieses Geldes - ein revolutionäres Konzept gewesen. Und funktionierte.
... aber die "Rahmenbedingungen", die Notwendigkeit Deutschland international nicht (noch mehr) zu isolieren, das Gewinnstreben der Reichsbank-Eigentümer (etwa zu einem Drittel Ausländer, wie damals bei fast allen Notenbanken), und natürlich nicht zuletzt die Tatsache, dass die Protagonisten (u.a. H.Schacht) eben "klassische Zentralbanker" waren, führte dazu, dass beinahe postwendend das deutsche Geldwesen wieder in das Globalsystem eingebettet wurde (das mit dem lächerlichen "Gold-Devisen-Standard" bereits nur noch ein Gespenst einer Goldwährung war).
Wahrscheinlich war das tatsächlich "alternativlos".
Und kettete die Reichsmark auf Gedeih und Verderb (letzteres dann) an vor allem US-amerikanische Privat-Investoren (gigantische Summen übrigens).

Irgendwie so was in der Art wird wahrscheinlich passieren.
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Beitrag 15.12.2014, 12:19

Geldsammler
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Hallo Ladon,

also bei "demokratischen Kontrollmechanismen" für die Geldwesen, kommt mir schon das Grausen. Wenn solche Politiker wie heute über unser aller Geldwesen bestimmen dürfen, dann danke! Dann kann man es gleich zum Fenster raushauen. Transparenz ist da ja noch in Ordnung. Ansonsten sollte eine Zentralbank natürlich wirklich unabhängig und dem Wohl der Volkswirtschaft (und nicht einzelner Wirtschaftszweige oder der Politik) verpflichtet sein.
So weit die Theorie.

Problematisch ist ja auch, dass nach einem wie auch immer geartetem Crash nicht alles bei Null anfängt. Die Inflation der Weimarer Republik ist ja auch nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern hatte politische Ursachen (Versailles). Wir wissen nicht, welche mit welchen Altlasten unsere Währung und die anderer Staaten sich herumschlagen muss...

Dass FIAT nach einem Crash so schnell und reibungslos wieder funktioniert, glaube ich nicht. Die Leute haben erst einmal die Schnauze voll und werden voll auf Sicherheit setzen.

Schlussendlich denke und hoffe ich, dass es zu mehreren Parallelwährungen kommen wird und muss. Zumindest eine Inlandswährung und eine für internationalen Zahlungsverkehr. Vielleicht geht einfach die Wertaufbewahrungs- und die Werttransportfunktion nicht in einer Geldform. Eine Mischung von digitalen Lösungen und Edelmetall-Annahme- und Ausgabestellen kann ich mir im nationalen und internationalen privaten Geldverkehr ebenso vorstellen. Natürlich gibt es da immer auch eine Vertrauenslücke. Aber das Ausfallrisiko bleibt immer nur auf eine Transaktion beschränkt. Erste Ansätze zu frei handelbaren "Goldscheinen" gibt es ja bereits aus der Schweiz.

Beitrag 15.12.2014, 14:13

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Ladon
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Geldsammler hat geschrieben:...
also bei "demokratischen Kontrollmechanismen" für die Geldwesen, kommt mir schon das Grausen. Wenn solche Politiker wie heute über unser aller Geldwesen bestimmen dürfen, dann danke!
Haaallllllooooooooo!

Wo steht denn da, dass "solche" Politiker in einem "solchen System" die "demokratische Kontrolle" ausüben sollen???
Es ging doch genau darum, dass solche Rahmenbedingungen vorhanden sein MÜSSTEN!
Geldsammler hat geschrieben:...
Problematisch ist ja auch, dass nach einem wie auch immer geartetem Crash nicht alles bei Null anfängt. Die Inflation der Weimarer Republik ist ja auch nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern hatte politische Ursachen (Versailles).
...
Die Inflation wurde durch "Versailles" lediglich aufgedeckt. Während des Krieges hatte man ja mit Preisvorgaben, Lebensmittelmarken etc. den Deckel drauf gehalten.
Und weil Du mich so gerne missverstehst: Nein, das ist kein Verharmlosen des Schwachsinns der im Pariser Friedensvertrag festgelegt worden ist. Aber einfach mal so zu sagen die deutsche Hyperinflation wäre durch den Vertrag ursächlich geschaffen worden, ist auch nicht wahr.
Geldsammler hat geschrieben:...
Dass FIAT nach einem Crash so schnell und reibungslos wieder funktioniert, glaube ich nicht. Die Leute haben erst einmal die Schnauze voll und werden voll auf Sicherheit setzen.
Ah, ein Menschenfreund.
Glaubst Du das im Ernst?

... und dann gibt ihnen jemand bunte Zettel
... und dann kann man damit urplötzlich wieder Essen einkaufen
... das werden "sie" alle ablehnen und voll auf Sicherheit setzen! "Nein", werden sie rufen, "das wollen wir nicht, denn spätestens unsere Enkel werden einmal unter einem solchen Geldwesen leiden!"

smilie_08

Ja, bestimmt, so wird es kommen.
Geldsammler hat geschrieben:...
Schlussendlich denke und hoffe ich, dass es zu mehreren Parallelwährungen kommen wird und muss. Zumindest eine Inlandswährung und eine für internationalen Zahlungsverkehr. Vielleicht geht einfach die Wertaufbewahrungs- und die Werttransportfunktion nicht in einer Geldform. Eine Mischung von digitalen Lösungen und Edelmetall-Annahme- und Ausgabestellen kann ich mir im nationalen und internationalen privaten Geldverkehr ebenso vorstellen. Natürlich gibt es da immer auch eine Vertrauenslücke. Aber das Ausfallrisiko bleibt immer nur auf eine Transaktion beschränkt. Erste Ansätze zu frei handelbaren "Goldscheinen" gibt es ja bereits aus der Schweiz.
...
Da bin ich ja gar nicht "weit weg".
Ich denke, dass zumindest mal die Abschaffung des "Monopolgeldes" mit Annahmezwang usw. ein wichtiger Schritt wäre und vielleicht sogar sein kann.
Man darf halt nur nicht glauben, dass es nicht auch dann wieder welche geben wird, die die Lücken im System suchen werden ...
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Beitrag 15.12.2014, 15:30

Geldsammler
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Das war kein Missverstehenwollen, sondern schlicht der nächste Schritt, da sich Politiker und ihre Wähler kaum ändern werden. Da ist der Honigtopf schnell offen, damit man Klientelwünsche erfüllen kann.


Ah, ein Menschenfreund.
Glaubst Du das im Ernst?

... und dann gibt ihnen jemand bunte Zettel
... und dann kann man damit urplötzlich wieder Essen einkaufen
... das werden "sie" alle ablehnen und voll auf Sicherheit setzen! "Nein", werden sie rufen, "das wollen wir nicht, denn spätestens unsere Enkel werden einmal unter einem solchen Geldwesen leiden!"
Naja, ein Menschfreund ist zu viel gesagt. Ich gehe manchmal von rational handelnden Menschen aus. Was natürlich Blödsinn ist, hast ja recht. Spätestens, wenn es ums Fressen geht, setzt der Verstand aus.
Allerdings ist das eine hervorragende Situation, gleich mal den rein bargeldlosen Zahlungsverkehr einzuführen. Chipkarten statt Lebensmittelkarten. Und schwuppsdiwupps ist das Geld abgeschafft. Und dann geht Gold und Silber nur noch als Schwarzgeldwährung für Zuhälter und Drogendealer. Schöne neue Welt. Dann kauf ich halt Drogen und Prostituierte, auch egal.

Beitrag 15.12.2014, 21:56

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AuCluster
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Geldsammler hat geschrieben:Problematisch ist ja auch, dass nach einem wie auch immer geartetem Crash nicht alles bei Null anfängt. Die Inflation der Weimarer Republik ist ja auch nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern hatte politische Ursachen (Versailles). Wir wissen nicht, welche mit welchen Altlasten unsere Währung und die anderer Staaten sich herumschlagen muss...
Es gibt heute durchaus Parallelen zur Situation von 1922. Nach dem verlorenen Krieg sind selbstverständlich alle Kriegsanleihen ausgefallen, da nicht in produktive Industrie oder Dienstleistung investiert worden war. Es wurden seinerzeit eben Waffen gekauft, die im Falle einer Niederlage keinen Profit abwerfen. Heutzutage wurden von deutschen Sparen die Immoblase in Spanien/Griechenland/Irland finanziert. Und diese "Investition" wird auch keine Rendite abwerfen. Um es mit den Worten von H.-W. Sinn zu sagen:"Das Geld ist weg!"
Eine Besetzung der Ruhr wie 1923 ist aber nicht zu erwarten. Es wurden Güter produziert und nach Frankreich geschafft. Aber wer hatte die Ruhrkumpel bezahlt, wenn die Unternehmen kein Einkommen hatten? Naja, da hat Vater Staat einfach das Geld gedruckt und die Löhne ausbezahlt. Und als logische Konsequenz gab es dann die Hyperinflation. Und die Ruhrbesetzung (damals der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsraum) war sicher eine Folge von Versailles.

Und im Falle eines Ableben des Euros und die Wiedereinführung der DM, die selbstverständlich eine reine FIAT-Währung sein wird, können die Verantwortlichen die Verantwortung für den Währungscrash auf den Euro schieben. Diese Argumentation wird sicher sehr vielen Leuten sofort einleuchten.
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 16.12.2014, 06:43

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Ladon
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AuCluster hat geschrieben:...
Und die Ruhrbesetzung [...] war sicher eine Folge von Versailles.
...
In dem Sinne, dass sie eine Folge der durch den Vertrag geschaffenen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und Rahmenbedingungen war.
Nicht aber, dass das dort festgelegt worden wäre (das könnte man u.U. so verstehen).
Da war es eine Folge des Londoner Ultimatums.

Leider ist der sog. "Versailler Vertrag" so ein "verpestetes" Gelände für Diskussionen und hier ja auch "OT" - also kniefiesele ich nicht weiter rum.
Trotzdem sei abschließend gesagt, dass die Inflationsproblematik definitiv nicht durch den Friedensvertrag geschaffen wurde. Durch die vielfach einfach (wirtschaftlich auch für die Sieger) dummen Regelungen jedoch beschleunigt ... und geldpolitisch war ja dann auch schon alles egal.
AuCluster hat geschrieben:...
Und im Falle eines Ableben des Euros und die Wiedereinführung der DM, die selbstverständlich eine reine FIAT-Währung sein wird, können die Verantwortlichen die Verantwortung für den Währungscrash auf den Euro schieben. Diese Argumentation wird sicher sehr vielen Leuten sofort einleuchten.
...
Im "Rückkehr-von-Nationalwährungen"-Szenario wird es mit Sicherheit so sein.
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