Vergleich von EU und Römischem Reich

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 04.01.2015, 18:35

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Vergleich von EU und Römischem Reich
Vor dem Untergang

Auch wenn viele, die gelegentlich die Geschichte durchforsten, es nicht wahrnehmen wollen: Es gibt sie, die historischen Parallelen. Und das Tollste daran ist, man kann sogar etwas aus ihnen lernen: Russlandfeldzüge waren zu allen Zeiten keine gute Idee. Geiz ist nicht geil, denn er ruiniert Infrastrukturen, Gesundheitssysteme oder ganze Armeen.

Märkte regeln eben doch nicht alles selbst, was ökonomisch zu regeln wäre. Treten bei der Verteilung der Erträge von Volkswirtschaften zu große Ungleichheiten und damit Ungerechtigkeiten auf, ist schnell der innere Frieden einer Gesellschaft hinüber und die Spannungen entladen sich in mitunter enorm destruktiven Sozialkämpfen. Der Beispiele gäbe es Dutzende.

http://www.sueddeutsche.de/politik/verg ... -1.2284655

Beitrag 05.01.2015, 08:47

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Ladon
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Nicht uninteressant der Artikel - allerdings sollte man hinzufügen, dass er sich mit dem Fall der römischen REPUBLIK beschäftigt:

"...Etwas differenzierter sind die historischen Parallelen in einem neuen Buch des in Brüssel lehrenden Althistorikers David Engels. Er vergleicht das spätrepublikanische Rom mit der Europäischen Union ..."


Da sollte man schon mal anmerken, dass die ganz große Zeit des römischen Imperiums damit gerade erst begann und noch gut 200 Jahre anhielt.
Kurz: es geht in dem Artikel um den Zusammenbruch eines politischen Systems, nicht aber um den Zusammenbruch einer Zivilisation, wie man auf den ersten Blick meinen könnte.
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Beitrag 05.01.2015, 09:41

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Silberhamster
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Derzeit erscheint mit jedoch die Paralelle zwischen Rom und den USA naheliegender zu sein, siehe etwa das treffende und auchlesenswerte Buch (verdiene leider am Verkauf nichts) Weltmacht Amerika, das neue Rom von Peter Bender ( 2006). Die Geschichte hat gezeicht, je größer ein Staat oder Staatenverband ist, desto eher geht es ihm wie den pflanzenfressenden Sauriern, er wird unbeweglich und zerfällt.
Silberhamster
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Beitrag 05.01.2015, 10:24

Gladius
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Die Geschichte hat gezeicht, je größer ein Staat oder Staatenverband ist, desto eher geht es ihm wie den pflanzenfressenden Sauriern, er wird unbeweglich und zerfällt.
Dabei vergisst man leicht, dass Rom ca. 1000 Jahre existiert hat. Ich würde das ein "Erfolgsmodell" nennen. China ist auch nicht grad klein, oder Russland und die gibt's auch schon länger. Selbst die USA haben schon gut 240 Jahre am Buckel.
Das Staaten und Staatsgebilde zerfallen hat weniger mit der Größe zu tun, sondern eher wie sich die Volksgruppen im Gebilde untereinander verstehen, bzw. wie "überzeugend" die Regierung mit Abspaltungstendenzen umgehen kann und wie Reformen umgesetzt werden.

Beitrag 06.01.2015, 02:42

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joecoin
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STTL hat geschrieben:Doch wer ist der starke Mann am Rande oder im Innern der EU?
Ähem, Räusper, ich bin ja auch noch da ;):

SCNR, Spass beiseite: für alle, die des englischen mächtig sind, hier ein grossartiger Artikel original zum Thread-Thema:

http://mises.org/library/inflation-and- ... man-empire
STTL hat geschrieben: Und ganz ohne Krieg geht das dann wohl doch nicht ab, wenn man Parallelen ziehen will.
Dein Wort bitte nicht in Gottes Ohr!

Aber mein Gefühl geht immer mehr in die Richtung anzunehmen, dass das aktuelle Establishment eben das gleiche tun wird, was sie immer getan haben wenn es Zeit war abzutreten: totalen Krieg anzuzetteln.

Dummerweise ist aufgrund der technologischen und sonstigen Entwicklung seit dem letzten "totalen Krieg" abzusehen, dass der nächsten noch ne ganze Nummer "totaler" wird.

Befürchtet

Joe

Beitrag 06.01.2015, 02:47

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joecoin
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Gladius hat geschrieben: Dabei vergisst man leicht, dass Rom ca. 1000 Jahre existiert hat. Ich würde das ein "Erfolgsmodell" nennen.
Ich habe da irgendwie ein Problem damit, ein System, welches auf Sklaventum, militärischer Eroberung und brachialster Gewalt basiert hat, irgendwie mit "Erfolg" zu assoziieren.

Aber das mag auch meiner naiven anarchistisch-pazifistischen Grundeinstellung geschuldet sein ;).

Joe

Beitrag 06.01.2015, 10:09

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Ladon
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joecoin hat geschrieben:
Gladius hat geschrieben: Dabei vergisst man leicht, dass Rom ca. 1000 Jahre existiert hat. Ich würde das ein "Erfolgsmodell" nennen.
Ich habe da irgendwie ein Problem damit, ein System, welches auf Sklaventum, militärischer Eroberung und brachialster Gewalt basiert hat, irgendwie mit "Erfolg" zu assoziieren.
Mag sein, dass DU ein Problem damit hast. Rein historisch gesehen, muss man Gladius Recht geben. Und ich habe es oben ja auch angedeutet. Es geht einfach darum, dass der Vergleich des heute mit dem Fall der römischen REPUBLIK irgendwie komisch ist, weil trotz der Bürgerkriegswirren in der historischen Sicht das Ende der Republik den Anfang eines nahezu "goldenen" Zeitalters für Rom und seine Bürger bedeutete.

Es gibt sogar Historiker, die (etwas rhetorisch überspitzt natürlich) sagen "Rom" sei eigentlich nie wirklich "untergegangen". Noch heute basiert unser Recht (insbesondere Boden-Besitzrechte, die in dieser Form im nördlichen Europa unbekannt waren, aber auch viele andere juristische Grundzüge) auf den römischen Prinzipien. Auch die staatlichen Strukturen der westlichen Welt sind im Grunde "römisch".
Dass zwischen "Rom" und "Mittelalter" eine direkte Verbindung besteht, wird heute von keinem ernsthaften Historiker mehr in Zweifel gezogen. Das mittelalterliche Kaisertum war EXPLIZIT die FORTFÜHRUNG des römischen Imperiums (das sogar formal mit der Translatio Imperii nach Norden "verschoben" wurde - aber eben nicht neu gegründet oder erfunden!).
Und so weiter.

Doch das nur nebenbei.
"Brachialste Gewalt", sagst Du. Und Recht hast Du damit natürlich. Das ganz große Machtspiel ist gewalttätig und rücksichtslos. Trotzdem ist mir das zu eindimensional. Ich gebe mal zwei Dinge zu bedenken:

1. Das römische Sklaventum hat strukturell sehr wenig mit dem zu tun, was wir mit "Sklaverei" assoziieren! Tenin hat in seiner Analyse der römischen Wirtschaft (Titel fällt mir grad nicht ein) das höchst verständlich geschildert. Die realistische Aussicht auf Freilassung (Verbunden mit dem Erwerb der Bürgerrechte! DAS war mal Migration ;-) ), die Möglichkeit eigenen Besitz zu haben und die Tatsache, dass die Abstammung von Sklaven keineswegs ein gesellschaftliches Stigma war - im Gegenteil - schufen ganz andere Strukturen als etwa in den USA im 19. Jahrhundert, der afrikanisch/arabischen Sklaverei oder vorher in der Karibik oder Brasilien etc.

2. Vielfach missverstanden wird auch die Expansion Roms. Natürlich strebte Rom hegemoniale Macht an und schickte zu diesem Zweck Armeen in die ganze (technisch erreichbare) Welt. Trotzdem kann man nicht unbedingt, jedenfalls außerhalb von Italien, von territorialer Eroberung sprechen. Das erkennt man schon am Begriff "Imperium", der für den antiken Römer viel weniger ein Territorium beschrieb, als die "Machtausübung" an sich. In der Republik etwa gelangte man (also eine Person) mit dem Konsulat zum "Imperium". Als Person, die das "Imperium" erreicht, mit dem wiederum das Staatswesen gelenkt wird. Kniefieselei? Keineswegs - man muss solche Dinge unbedingt beachten, weil eben zum Teil andere Strukturen da sind, die gerade NICHT vergleichbar mit heutigen Verhältnissen sind.
Und ganz in diesem Sinne ließen die Römer dann ja in den eroberten "Provinzen" zumeist die bestehenden politischen und gesellschaftlichen Strukturen mit erstaunlicher Toleranz bestehen. Ganz anders als die heutigen USA, die ja stets ihr Gesellschafts-, Wirtschafts- und Politikmodell exportieren wollen.


Oder anders gesagt:
Eine politische Struktur ist doch qua Definition dann erfolgreich, wenn sie über einen langen Zeitraum in einem großen Gebiet "Macht" ausüben kann. Da beißt die Maus keinen Faden ab.



... sorry, jetzt bin ich etwas abgeschweift ;-)
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Beitrag 06.01.2015, 10:28

ghel
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Zunächst fußte das Römische Reich auf einer sehr effizienten Verwaltung, einer einheitlichen Sprache, einem Währungsraums, Dezentralismus (auch wenn alle Wege nach Rom führten, waren die Provinzen sehr eigenständig) und dem aus Griechenland übernommenen Begriff des Bürgers.

Nicht wenige "unterwarfen" sich dem Römischen Reichs, weil sie die Vorzuge sahen. Größere Schlachten gab es gar nicht so viele, und da man trotz römischer Herrschaft im täglichen Leben fast nur Verbesserungen sah, seinen alten Göttern dienen durfte und die gesellschaftlichen Strukturen nicht radikal zerstört wurden, ging das alles leidlich friedlich ab. Klar, dass da die Römische Armee dräute, war ein weiteres Argument das Schwert lieber in der Scheide zu lassen :)

Sklaventum und Gewalt sind hier die falschen Ansatzpunkte. Man sollte das alles schon im zeitlichen Kontext sehen. Und da Rom zumindest den Mythen nach von Griechen gegründet wurde (die waren recht einfallsreich, wenn es um sowas ging, Ägypten ist der Mythologie ja auch nur ein Ableger :) ), darf der griechische Einfluss nicht überraschen.

Beitrag 06.01.2015, 11:38

ghel
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Mein Fehler. Die Trojaner sollen es gewesen sein, angeführt von einem Sohn der Aphrodite. Ist ja schonmal was, aber als Normalsterblicher ohne irgendwelche göttliche Herkunft hattest Du als Sagenfigur sowieso schlechte Karten. Die Griechen haben Rom damit in ihren Mythenkreis integriert, waren es aber nicht selbst.

Beitrag 06.01.2015, 11:59

Zamszyk
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Ich finde den Vergleich EU mit untergegangenen Römischen Reich falsch.
Die EU kann sich in einer Krise bzw nach dem Krieg schnell in eine offene Diktatur transformieren.
EU ist nur eine Art Vorstufe für die eine Weltregierung die USA vor vielen Jahren geplant hat.

"Ex CIA Offizier Ray McGovern, der über 30 Jahre beim US-
Geheimdienst gearbeitet hat, legt klare Fakten auf den Tisch!"
https://www.youtube.com/watch?v=juw4E4O_XeI

Ds erklärt einiges.


smilie_24

Beitrag 06.01.2015, 12:02

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AuCluster
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Den Römern ist schon aufgefallen, dass sich einige Provinzen leicht in das Römische Reich eingliedern lassen und andere wiederum nicht. Aus römischer Sicht ließen sich die barbarischen Stämme im Nordosten weniger gut von den Vorzügen des „Römerseins“ überzeugen. Dies wird begründet mit der Tatsache, dass die wilden Stämme nicht gewohnt waren, sich einer Zentralgewalt zu unterwerfen und Steuern zu zahlen. Mit den zivilisierten Ägyptern gab es da weniger Probleme.

Im diesen Sinn gibt es durchaus Parallelen zur heutigen EU. Die heutigen Griechen mögen das mit den Steuern auch nicht so gerne. Die Griechen in der EU sind qausi wie die Germanen im Römischen Reich. Ob sich Herr Tsipras als moderner Arminius erweisen wird? smilie_08
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 06.01.2015, 13:25

Zamszyk
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joecoin hat geschrieben:
Gladius hat geschrieben: Dabei vergisst man leicht, dass Rom ca. 1000 Jahre existiert hat. Ich würde das ein "Erfolgsmodell" nennen.
Ich habe da irgendwie ein Problem damit, ein System, welches auf Sklaventum, militärischer Eroberung und brachialster Gewalt basiert hat, irgendwie mit "Erfolg" zu assoziieren.

Aber das mag auch meiner naiven anarchistisch-pazifistischen Grundeinstellung geschuldet sein ;).

Joe
Leider das System ist wie Kameleon,die Nazis in dem Systen können sich gut verstellen und verstecken.Da sieht man wie die Nazis in der Ukraine von Westen unterstützt werden.
Hier der Beweis :
https://www.youtube.com/watch?v=I61tbiigWzQ

Die Sehnsucht nach einem 1000-jährigen Reich wie man sieht ist nicht ausgestorben.
Sie brauchen einfach mehr böse Menschen ohne Gewissen.


smilie_24

Beitrag 06.01.2015, 13:48

ghel
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STTL hat geschrieben:Probleme machten vor allem die Juden, denn die Römer neigten eher zum Aufbau als zur Zerstörung. Man musste sie schon gewaltig nerven, um sie zur Zerstörung Jerusalems zu bewegen.
Zum Beispiel den Dativ statt den Akkusativ zu nehmen.

Beitrag 06.01.2015, 21:23

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Mithras
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Wohnort: dort, wo ich die Schuhe ausziehe
@STTL bzgl. der Juden in der antiken Welt:

Das liegt daran, daß die Juden sich damals(!) wirklich genau so wie heute ihre direkten Nachfolger, also die Paulinisten (euphemistisch "Christen" genannt) bzw. Mohammedaner, benommen haben: Arrogant sich im Besitz der "einzig seligmachenden Wahrheit für alle Menschen" wähnend und auf dieser Grundlage wie die Teufel missionierend und ihre Umwelt zutiefst verachtend/hassend; und zwar, wie eben gesagt, mit ABSOLUTEM religiösem Ausschließlichkeitsanspruch! Und damit standen sie in der Tat in totalem Gegensatz zum generellen religiösen Laissez-faire der Alten Welt - also speziell der Griechen und Römer; aber auch aller anderer antiken Völker wie Parther, Kushana, Inder, Chinesen, wo man andere Götter(bilder) problemlos in die eigenen religiösen Vorstellungen integrierte, solange das auf grundsätzlicher Gegenseitigkeit beruhte - lest Ihr Näheres dazu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Interpretatio_Romana

Allein die Juden mit ihrem eifersüchtelndem, nationalen Ein(heits)gott Jahwe standen da auf grundsätzlich entgegengesetzten ideologischen Positionen. Das konnte ja nicht gut gehen!!

Erst nach dem Scheitern des Aufstandes von Shimon bar Kochba - also nach 135 u.Z., in der nunmehr endgültigen Diaspora - haben die Juden sich assimiliert und vor allem auch religiös begonnen, sich nur noch auf ihre "Volksgenossen" zu beziehen, also Angehörige anderer Völkerschaften/Religionen nicht mehr wie verrückt zu missionieren. Deshalb sind sie seit nunmehr 1880 Jahren auch die absolut harmlosesten Monotheisten, die es gibt. Mit denen komme ich jedenfalls blendend klar; einfach, weil sie mich in Ruhe und mir meinen persönlichen Glauben lassen! smilie_01 Sehr, sehr im Gegensatz allerdings zu den Paulinisten bzw. Mohammedanern: Die wollen mir ja sogar vorschrieben, an welchen Tagen ich mich z.B. bei einem Tänzchen vergnügen darf, und wann nicht... :roll:
Goldigste Grüße,

Euer Mithras, der Goldjunge

Und nicht vergessen: "Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück: Null." [Voltaire, 1694-1778]

Beitrag 06.01.2015, 21:35

Zamszyk
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Ich denke,noch schlimmer sind irgendwelche Doktoren (ob gekauft oder nicht) oder Professoren die eigene blinde Überzeugung sowie Hintergründe von Thesen weit weit hinten verstecken.
Z.B. H.W.Sinn:
Zitat:
"In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken", sagt der Ökonom damals. In der Weltwirtschaftskrise von 1929 "hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager". Nach massiven Protesten entschuldigt sich Sinn für seinen Vergleich.
http://www.sueddeutsche.de/politik/nazi ... .712294-11
smilie_08
Die fragwürdigen Kampagnen des Hans-Werner Sinn:
http://blog.handelsblatt.com/handelsblo ... rner-sinn/
und ich dachte schon,schuld sind die Migranten smilie_02

Beitrag 07.01.2015, 12:19

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joecoin
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Zamszyk hat geschrieben:Ich finde den Vergleich EU mit untergegangenen Römischen Reich falsch.
Natürlich hinkt der.

Aber hier grade noch ein erwähnenswerter Hinweis, was der wirtschaftliche Niedergang der EU mit denen aller grossen Reiche, also auch dem römischen, gemeinsam hat:

"But what actually led to fiscal and monetary breakdown in every major society from Babylonia through the Roman and Byzantine empires to more modern times was the ability of large property owners to break free of taxes. The Roman treasury was bankrupted by wealthy landowners using their control of the senate to shift the fiscal burden onto classes below them. Lacking the means to pay, these classes were driven below the break-even point."

Na kommt uns das bekannt vor? ;)

(via: http://socialdemocracy21stcentury.blogs ... mpire.html)

Joe

Beitrag 07.01.2015, 12:23

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joecoin
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STTL hat geschrieben:@ ghel

Die Römer haben sich zwar der Griechen-Mythologie bedient, aber Rom war damals noch nicht absehbar, für Homer schon gar nicht, sonst hätte er die Zukunft kennen müssen.

...
Höchst interessant, vielen Dank!

Hätte Ladon mittlerweile zeitgemäss changetip (www.changetip.com) implementiert wäre mir Dein Post eine halbe Unze Silber wert gewesen ;).

Findet Joe

(und legt den Zaunpfahl wieder weg)

Beitrag 07.01.2015, 14:18

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Ladon
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Ich bin hier Foren-Mod - weder mit dem Betreiber verwandt noch verschwägert und schon gar nicht mit Zugriff auf die Software "gesegnet".

Solche Vorschläge musst Du an den Betreiber schicken - nicht an einen anderen User

smilie_16

Doch zu Deinem ersten Post und dem (engl.) Zitat:
Meiner Ansicht nach hinkt der gewaltig. Das (antike) römische Staatswesen kannst Du "budgettechnisch" in keiner Weise mit einem modernen Staat vergleichen. Selbst die Feudalstaaten nach dem 30-jährigen Krieg und eigentlich auch schon davor "funktionierten" doch ganz anders.
Rom war durch und durch "privatisiert". Privatarmeen, Steuerpächter, Klientelwesen und insbesondere, dass "offizielle" Ausgaben vom jeweiligen Amtsträger erwartet werden durften (sogar gefordert wurden) erlauben doch keinen Vergleich mit einem durchstrukturierten Steuerwesen!
Ist es eine Steuer, wenn ich Spiele (als Ädil, was wiederum die Voraussetzung war, einmal Prätor zu werden) ausrichten muss, weil das zu meinem Amt gehört?
Nicht umsonst mussten Senatoren ein Vermögen von 1 Mio HS vorweisen können und oft genug haben sich Römer in der Amtsausübung hoch verschuldet (Was man u.U. als Prokonsul oder Präfekt einer Provinz wieder "einspielen" konnte. Nicht immer mit sauberen Methoden (Verres))
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Beitrag 09.01.2015, 23:08

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Sind wir Rom?

In England wurden im Jahr 1776 zwei bedeutende Werke veröffentlicht. Das eine war Adam Smith's Der Wohlstand der Nationen und das andere Verfall und Untergang des Römischen Imperiums von Edward Gibbon. Gibbons Schlussfolgerung am Ende seiner Arbeit war seine persönliche Verwunderung darüber, nicht dass die Zivilisation des Römischen Reiches untergegangen ist, sondern dass sie so lange bestehen konnte. Die Gründe dafür finden wir ebenso in unserer modernen westlichen Zivilisation.

http://postcollapse.blogspot.de/2014/07 ... r-rom.html

Beitrag 10.01.2015, 13:31

Knoxler
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Hab mir mal von 2011 irgendwoher was abhespeichert, vllt. wars auch von hier u. ist dem ein oder anderen bekannt. Interssant allemal, geht es doch u.a. um die Geldverschlechterung.
Hoffentlich ist das nicht zuviel, aber an einem Mistwettertag schnell zu überfliegen.



Die Geschichte mahnt: Überbordende Staatsausgaben tilgen ganze Zivilisationen von der Landkarte
Nichtfinanzierte Verbindlichkeiten des Staates haben bisher noch jeder Zivilisation das Genick gebrochen. Eine anhaltende Geldentwertung ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich eine Gesellschaft im Niedergang befindet. Die westlichen Industrieländer sind nun ebenfalls in dieser jahrtausendealte Zwickmühle gefangen – doch während sich ihr Verfall zusehends beschleunigt, sind sich nur die wenigsten Bürger über die Bedeutung der aktuellen Entwicklungen im Klaren. Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie erneut zu durchleben

Martin Armstrong, Martinarmstrong.org, 18.05.2011
Die Geschichte der Menschheit ist ein Katalog voller Lösungen. Es ist aber auch ein Katalog voller Dinge, die man besser nicht tun sollte. Viel zu viele Menschen ignorieren die Vergangenheit und gehen davon aus, dass die Geschichte nichts bietet, was der genaueren Untersuchung lohnen würde.
Und genau das ist auch der Grund dafür, warum sich die Geschichte ständig wiederholt; es ist die Arroganz der Menschheit, die allen Ernstes glaubt, besser zu sein als all die ihr vorangegangenen Generationen. Ich habe mich oft gefragt, wie ich letztlich dazu gekommen bin, die Welt aus der Perspektive eines Kampfs zwischen staatlichen und privaten Interessen (das Volk gegen die Regierung) heraus zu betrachten.
Wenn wir einmal von der Tatsache absehen, dass wir mittlerweile den Verbrennungsmotor entwickelt, Radiowellen entdeckt und den Computer erfunden haben, gibt es im Grunde nichts, was tatsächlich eine moderne Erfindung wäre.
Das gilt auch für unsere heutige Regierungsform, bei der es sich um eine auf dem Römischen Reich basierende Republik handelt und nicht um eine auf Athen basierende Demokratie. Unsere jetzige Regierungsform ist also beileibe keine neue Erfindung.
In einer Republik werden Vertreter gewählt, die mit der Staatsführung betraut werden. In einer Demokratie hat jeder Bürger das Recht, Gesetze einzubringen oder über Staatsangelegenheiten zu befinden. Rom hatte seinen Senat, genauso wie dies heute in Washington der Fall ist.
Vielleicht glauben Sie sogar, dass es sich um eine moderne auf Marx basierende sozialistische Erfindung handelt, 20 Jahre für den Staat zu arbeiten, um dann eine Staatspension zu erhalten. In Wirklichkeit ist diese Schlussfolgerung aber falsch.
Im Römischen Reich war es Tradition, die Menschen auf genau dieselbe Art und Weise in den Militärdienst zu locken, wie die Bürger heutzutage für den Staatsdienst gewonnen werden. Heute arbeitet man für den Staat, um sich jedweden realen Risiken und der Verantwortung zu entziehen, die mit einer gewöhnlichen Beschäftigung einhergehen würden.
Aus welchem Grund auch immer hat sich die antike Tradition, 20 Jahre für den Staat zu arbeiten, um dann auf eine Pension zu hoffen, über die Jahrhunderte hinweg bis heute erhalten. Die Sozialisten haben die Lehren der Vergangenheit aber einfach ignoriert, und genau dieselben Pensionsprogramme übernommen, die für den Niedergang und Verfall des Römischen Reichs verantwortlich zeichneten.
Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Entwicklungen, die zum Untergang des Römischen Reichs führten, genau dieselben, die sich auch heute in unserer eigenen Gesellschaft beobachten lassen. In Griechenland kann man den Kampf zwischen den Staatsbediensteten und dem Volk gegenwärtig sehr anschaulich mitverfolgen – ein Trend, der sich zurzeit überall in der westlichen Welt ausbreitet.
Die aktuellen Geschehnisse in Griechenland sind aber lediglich ein Probelauf für Entwicklungen, die sich aus einem Problem ergeben, mit dem schon bald buchstäblich alle Regierungen konfrontiert sein werden: Nichtfinanzierte Rentenansprüche.

In der oben aufgeführten Grafik sehen Sie das Wachstum des römischen Heeres während des Zeitraums 700 v. Chr. bis zum Fall des Weströmischen Reichs im Jahre 476 n. Chr. Dieses Heer schuf exakt dieselben Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind: Nichtfinanzierte Pensions- und Rentenansprüche.
Es scheint in der Tat eine Art von Unvermeidlichkeit zu sein, dass eine Regierung den Menschen das Blaue vom Himmel verspricht, ihre Versprechungen aber nie wahrmacht.
Es dürfte die meisten Leser schockieren, zu erfahren, dass derartige Daten des Römischen Reichs überhaupt existieren. Die Realität ist, dass es bezüglich des Verfalls und Niedergangs des Römischen Reichs bedeutend mehr zugängliche Daten gibt als bei einer Vielzahl mittelalterlicher Regierungen. Die Römer waren ganz ausgezeichnete Schriftführer, und ein großer Teil der frühen Schriften zahlreicher zeitgenössischer Historiker hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.
Die Masse an Münzen des Römischen Reichs, die heute noch existieren, ist einfach nur atemberaubend. Politische Unsicherheiten und Kriege veranlassten die Bürger, ihr Geld in Sicherheit zu bringen und zu vergraben. Das hat zur Folge, dass selbst heute noch verblüffende Schätze gefunden werden, ein Umstand, der uns einen Einblick in die Geldversorgung des Römischen Reichs gewährt und uns tragfähige Daten liefert.
Zum Beispiel wissen wir heute, wie viele Münzstempel man benötigte, um eine bestimmte Menge an Münzen herzustellen. Anhand von neueren Untersuchungen, bei denen die Münzprägung der Römer nachgeahmt wurde, wissen wir heute beispielsweise, dass mit einem Münzstempel rund 20.000 Münzen geprägt werden konnten, bevor der Stempel kaputt ging oder zu stark abgenutzt war. Derlei Kenntnisse sind für uns im Hinblick auf das Verständnis über die Geldversorgung des Römischen Reichs außerordentlich hilfreich.
In Großbritannien fand man beispielsweise im Juli 2010 den größten römischen Münzschatz aller Zeiten. Das Gefäß enthielt 52.000 Münzen – ein in der Tat atemberaubender Fund. Im Dezember 2008 fand man in Jerusalem den größten byzantinischen Goldschatz, der insgesamt 264 Goldmünzen aus dem 7. Jahrhundert enthielt.
Es ist offenkundig, dass die Münzen besonders häufig in Zeiten politischer Instabilität vergraben und versteckt worden sind, was im Grunde dieselbe menschliche Reaktion widerspiegelt, die sich auch heutzutage noch in Phasen des wirtschaftlichen Niedergangs beobachten lässt. Die Menschen fangen immer dann damit an, Geld zu sparen und ihre Ausgaben zu beschränken, wenn der Zukunftsausblick von Unsicherheiten dominiert wird. Es ist daher völlig unerheblich, auf welche Periode wir auch zurückblicken, die Reaktionen der Menschen sind immer dieselben.
Diese Münzschätze liefern uns wichtigen Daten über den Verlauf von Jahrhunderten und haben uns eine atemberaubende Datenmenge beschert, auf deren Grundlage wir tragfähige Wirtschaftsmodelle aufbauen können.
Auch haben die Historiker die Gehälter festgehalten, so dass wir über weit mehr Statistiken des Römischen Reichs verfügen, als sich die meisten Menschen heutzutage vorstellen können. Dies erlaubt es uns, nicht nur einen Blick auf die Einkommen an sich zu werfen, sondern auch auf die nichtfinanzierten Pensionen, die man dem Militär versprach.

Der Historiker Cassius Dio (155 oder 163/164 bis 229 n. Chr.) schrieb insgesamt über 80 Bücher, in denen die Geschichte Roms behandelt wurde. Die Historiker sind sich mit ihm in der Regel dahingehend einig, dass das Römische Imperium während der Herrschaft von Marcus Aurelius (161 – 180 n. Chr.) seinen Höhepunkt erreichte. Cassius schrieb: „… unsere Geschichte steigt nun von einem goldenen Königreich zu einem stählernen und rostigen ab, was auch im Hinblick auf die Angelegenheiten der heutigen Römer zutrifft.“

Obwohl ich die Grafik über den Silbergehalt des römischen Denars schon oft angeführt habe, bin ich bisher noch nicht auf den Hauptgrund für diese Geldentwertung eingegangen.
Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) schuf die unter dem Namen Prätorianergarde bekannte Leibwache. Die Prätorianer erhielten ein doppelt so hohes Gehalt wie ein gewöhnlicher römischer Legionär. Sie befanden sich in ständiger Einsatzbereitschaft, um die Person des Kaisers zu schützen und sicherzustellen, dass jedwede Rebellion zerschlagen wird.
Da das römische Volk zu jener Zeit jedoch keine Könige oder einen Polizeistaat toleriert hätte, belief sich die Zahl der Prätorianer innerhalb der römischen Stadtmauern gerade einmal auf drei Kohorten. In der frühen Republik setzte sich eine Kohorte aus rund 480 Mann zusammen und während des ersten nachchristlichen Jahrhunderts war sie auf 800 Mann angewachsen.
Nach der Ermordung von Commodus (180 n. Chr. – 192 n. Chr.) versteigerten die Prätorianer das Amt des Imperators an den Höchstbietenden. Die Prätorianer gingen mittlerweile in ihrem anmaßenden Selbstverständnis davon aus, dass sie sogar über dem römischen Heer stehen würden. Der Verfall und Untergang des Römischen Reichs war bereits voll im Gang.
Der nach dieser Versteigerung des Reichs einsetzende Bürgerkrieg zwang den aus diesem Konflikt hervorgehenden Sieger, Septimius Severus (193 – 211 n. Chr.), die Gehälter der Soldaten massiv aufzustocken und die Disziplin des Heeres zu lockern, um sich so deren Gunst zu sichern.
Es entwickelte sich eine teuflische Abwärtsspirale: Umso größer die Gefahr politischer Instabilitäten war, desto stärker stiegen die regulären Militärgehälter. Dies sorgte für einen Anstieg der Staatsausgaben und begünstigte eine Inflationsspirale, was die Regierung dazu zwang, den Edelmetallgehalt in den Münzen abzusenken, um auf diese Art die Geldversorgung erhöhen zu können.
Der Verfall und Untergang des Römischen Reichs wurde durch nichtfinanzierte Rentenansprüche angeheizt, genauso wie es heute beim staatlichen Rentensystem der Fall ist, wo real ebenfalls keine Gelder beiseite gelegt werden. Auch damals ist man davon ausgegangen, dass der Staat stets in der Lage sei, seine Zusagen zu finanzieren.
Während der Römischen Republik konnte man mit einem Äquivalent von 25 Denar 52% der jährlichen Lebensmittelkosten einer Familie bestreiten. Im dritten Jahrhundert n. Chr. brauchte man bereits 6.000 Denar, um denselben Lebensstandard aufrechterhalten zu können. Die Inflation war das Ergebnis und nicht die Ursache. Die Ursache war das fiskalische Missmanagement Roms.
Unter Julius Cäsar und Kaiser Augustus wurden neue Gehaltsstandards implementiert. Das Militär erhielt von nun an Geldgeschenke, also Sonderzuwendungen in Form von Gold-Aureus. Bei diesen Zuwendungen handelte es sich um Kriegsbeute, die im Nachgang an das Heer ausgeschüttet wurde. Schritt für Schritt verwandelte sich dieser Sonderbonus in eine Selbstverständlichkeit, die das Heer auch dann erwartete, wenn überhaupt keine Kriegsbeute gemacht wurde. Tiberius und Caligula machten aus diesen Zuwendungen dann reguläre Boni.
Am Ende war es so, dass sich jeder neu an die Macht gelangende Herrscher die Zustimmung und Loyalität der Truppen mit einem Geldgeschenk erkaufen musste. Tiberius und Caligula zahlten jeweils 50 Millionen Denar (25 Millionen Denar zahlten sie selbst und weitere 25 Millionen Denar stammten aus der Erbmasse des Vorgängers).
Von nun an erhielten die Prätorianer regelmäßig zehn Gold-Aureus, während die anderen städtischen Kohorten die Hälfte dieses Betrages und ein gewöhnlicher römischer Legionär drei Gold-Aureus erhielten.
Nach der Ermordung von Caligula zahlte Claudius jedem Prätorianer 150 Gold-Aureus. Die Prätorianer erhielten somit rund 35 Millionen Denar, während dem Rest des römischen Heers weitere 50 Millionen Denar gezahlt wurden – ein riesiger Geldbetrag, um die politische Stabilität nach dem Tod von Caligula abzusichern.
Im Laufe der Zeit erachteten die Prätorianer derartige Geldgeschenke seitens künftiger Herrscher als Selbstverständlichkeit. Nero bot ihnen 54 n. Chr. einen ähnlich hohen Betrag an, um sich die Zustimmung für das Amt des Kaisers zu erkaufen. Nachdem er inmitten eines Bürgerkriegs ums Leben kam, versprach sein Herausforderer Vitellius seiner vergrößerten Prätorianergarde ein Geldgeschenk in Höhe von 89 Millionen Denar.
Die flavianischen Herrschern Vespasian, Titus und Domitian versuchten, diesen Trend rückgängig zu machen und die Truppenstärke der Prätorianer in Rom zu reduzieren. Überdies verhängten sie strenge Beschränkungen bei den Geldgeschenken, was darauf abzielte, die Solvenz des Imperiums wiederherzustellen.
Unter Trajan (95 – 117 n. Chr.) wurde dann wieder das ursprüngliche Eroberungsmodell eingeführt, wo die Geldgeschenke aus der Kriegsbeute gezahlt wurden. Trajan eroberte Dacia [Rumänien, Moldawien], wodurch die Einnahmen des Imperiums wieder einmal beträchtlich gesteigert wurden. Hier kommt auch noch die Ausbeutung neuer Minen in dieser Region hinzu.
Doch obwohl die Eroberung Trajans die Geldversorgung erhöhte, war es letztlich so, als würde ein Armer Millionen im Lotto gewinnen. Die zeremoniellen Geldgeschenke wurden erneut institutionalisiert und kamen wieder voll in Gang.
Wie aus historischen Aufzeichnungen hervorgeht, gab es von Nerva (96 – 98 n. Chr.) bis Commodus (180 – 192 n. Chr.) nicht weniger als 45 verschiedene Geldgeschenke in Gesamthöhe von mindestens 567.250.000 Denar bzw. 22.690.000 Gold-Aureus.
Nach der Ermordung von Commodus im Jahre 192 n. Chr. wurde das Römische Reich von den Prätorianern an den Höchstbietenden versteigert, wobei der unglückliche neue Herrscher aber bloß ein paar Monate regierte. Es war Didius Julianus, der vom 30.01.193 bis zum 01.06.193 als Kaiser regierte und dafür jedem Prätorianer ein Geldgeschenk in Höhe von 25.000 Sesterzen (6.250 Silber-Denar oder 250 Gold-Aureus) versprochen hatte.
Das erste, was Julianus nach seinem Amtsantritt tat, war, den Silbergehalt des Denars von 87% auf 81,5% abzusenken. Der Silbergehalt des Denars ging also von 2,75 Gramm auf 2,4 Gramm zurück, so dass sich Julianus in der Lage sah, die Kosten zu bestreiten.
Der Tod des Commodus und die ungeheuerliche Versteigerung des Reichs durch die Prätorianer hatte aber einen Bürgerkrieg zur Folge, aus dem Septimius Severus (193 – 211 n. Chr.) als Sieger hervorging.
Severus schuf eine neue Dynastie, die die Prätorianer in den darauffolgenden 43 Jahren (193 – 235 n. Chr.) mit Geldgeschenken in Höhe von mindestens 431.250.000 Denar oder 17.250.000 Aureus bedachte. Die Geldgeschenke zur Machtabsicherung, die der städtischen Bevölkerung zuteil wurden, beliefen sich auf fast 1 Milliarde Denar bzw. 40 Millionen Gold-Aureus. Die Zuwendungen gegenüber dem gewöhnlichen römischen Heer beliefen sich ebenfalls auf diese Höhe.
Die Gelder, die Rom seinen Staatsbediensteten auszahlte, trieben den Staat in den Ruin, da sie nichts produzierten, sondern das Vermögen einfach nur verkonsumierten. Das ist auch der entscheidende Unterschied zwischen privaten Arbeitern und denjenigen, die für den Staat arbeiten: Während der private Arbeiter wirtschaftliches Wachstum produziert, braucht der Staatsdiener das von anderen geschaffene Vermögen einfach nur auf.
Die Inflation, die mit der Entwertung der Währung losgetreten wurde, war bis dahin historisch einmalig. Um uns noch einmal die Relationen zu vergegenwärtigen: Als Julius Cäsar (100 v. Chr. – 44 v. Chr.) an die Macht kam, wurde er von Crassus, dem reichsten Mann Roms finanziert, dessen Vermögen man auf 200 Millionen Sesterzen veranschlagt, was 50 Millionen Denar oder 2 Millionen Gold-Aureus entspricht. Bis Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus hatte sich der Silberdenar in einen Bronzedenar verwandelt und verfügte bestenfalls noch über ein Fünfzigstel seines ursprünglichen Werts.
Im Römischen Reich kam es also zu einer weitreichenden und massiven Geldentwertung. In der nachfolgenden Tabelle wird die Entwertung anhand der Provinz-Währung Ägyptens im Detail nachvollzogen.

Das Gewicht der ägyptischen Tetradrachme sank von 13,22 Gramm auf 7,47 Gramm, doch war die tatsächliche Geldentwertung bedeutend stärker, da der Silberfeingehalt zur selben Zeit von 16,54% auf 0,5% absank. Diese Geldentwertung wurde durch die steigenden Kosten für die Regierungsbediensteten sowie ihre nichtfinanzierten Pensionsansprüche, die bei zwei Dritteln des Grundgehalts lagen, angeheizt.
Wie Sie sehen, verfügen wir über bedeutend mehr Gemeinsamkeiten mit dem Römischen Reich, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Dasselbe Problem der nichtfinanzierten Verbindlichkeiten, das bereits den Untergang des Römischen Reichs zur Folge hatte, untergräbt auch heutzutage unsere Zukunft. Es könnte eine Lösung geben, doch dafür bedarf es einer ernsthaften Reform, und zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Wille dafür nicht vorhanden.
Das Entscheidende ist, das Problem überhaupt erst einmal zu erkennen – und die nichtfinanzierten Verbindlichkeiten sind nun einmal das Hauptproblem, mit dem wir konfrontiert sind. Wenn wir uns dieses Problems nicht annehmen, sind wir zum Scheitern verurteilt.
Wir können den lieben langen Tag über die Federal Reserve, den Goldstandard und eine ganze Reihe weiterer Themen diskutieren – doch keines dieser Themen, kommt auch nur im Ansatz an die Bedeutung des Problems der nichtfinanzierten Verbindlichkeiten heran. Wir können Ausgaben streichen, wie wir wollen, es ist überhaupt nicht möglich, so viel einzusparen, als dass sich das Problem dadurch lösen ließe. Jeder eingesparte Cent wird am Ende einfach nur für versprochene staatliche Zuwendungen ausgegeben werden.

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