Einlagensicherungsfonds

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Beitrag 09.12.2010, 12:58

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Spongebob hat geschrieben:Also als es prima lief, war der Osten gut, jetzt wo er zur Belastung wird, soll er weg?!
Bei sowas kotze ich, ehrlich.
Das waren aber sehr teuer erkaufte Geschäfte. Die Zone war schon eine Belastung, als die Mauer fiel ("Begrüßungsgeld"), als die D-Mark mit "falschem" Wechselkurs eingeführt wurde und als der zeitlich befristete (auf ein Jahr begrenzte!) "Solidaritätszuschlag" eingeführt wurde.
http://www.youtube.com/watch?v=JxZ9ELtXhJg

Mit der Transfer-Union wird das jetzt doch die gleiche Show: Wir leihen denen unser Geld, damit die unsere Produkte kaufen können, und am Ende haben die unser Geld und unsere Produkte. Unter solchen Voraussetzungen kann man auch gut darauf verzichten, "Export-Weltmeister" (oder Vize) zu sein.

Beitrag 09.12.2010, 13:22

Spongebob
Naja Datenreisender, so ganz richtig ist das ja nicht.
Die neuen deutschen Bundesländer sind unterstützt worden, um vom Westen unabhängig zu sein.
Was die beste Idee überhaupt war.
Mit der Europäischen Union ist es ebenfalls so, dass Fördergelder an die Nachbarstaaten gehen, damit diese ihre heimische Wirtschaft aufbauen und die gesamte Union in einem Förderkreislauf Waren produziert und verkauft, welche anderswo benötigt werden. Dadurch fließt sehr viel Geld zurück in die EU und kann hier wieder genutzt werden, um schwächere Länder zu stützen. Rumänien, Bulgarien und etc. haben viel Potenzial, nur es muss unterstützt werden. Deutschland ist nach dem Krieg auch unterstützt worden um auf eigenen Füßen stehen zu können.

Beitrag 09.12.2010, 17:20

Golddeifel
Spongebob hat geschrieben: Dadurch fließt sehr viel Geld zurück in die EU und kann hier wieder genutzt werden, um schwächere Länder zu stützen. Rumänien, Bulgarien und etc. haben viel Potenzial, nur es muss unterstützt werden. Deutschland ist nach dem Krieg auch unterstützt worden um auf eigenen Füßen stehen zu können.
Sorry, Wir (Deutschland) wollten nach dem Krieg wieder auf eigenen Füßen stehen.
Die Bewohner der von Dir genannten Länder wollen doch garnicht auf eigenen Füßen stehen, sie wollen nur all das Angenehme ohne etwas dazu zu tun. Arbeiten könnten sie schon, aber die Mehrzahl will das garnicht und warum sollen wir unser hart verdientes Geld Leuten in den Rachen werfen,die zu faul sind um zu arbeiten.

Beitrag 09.12.2010, 17:22

Spongebob
Goldeifel, die Leute arbeiten wahnsinnig hart, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Das was Du da skiziierst ist ein ganz großes Vorurteil.

Beitrag 09.12.2010, 20:01

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Spongebob hat geschrieben:Goldeifel, die Leute arbeiten wahnsinnig hart, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Das was Du da skiziierst ist ein ganz großes Vorurteil.
Die haben aber erhebliche Strukturprobleme, zum Beispiel keinerlei Industrie. Die griechische Wirtschaft besteht aus Landwirtschaft und Tourismus. Und damit sie den Rest der vielen Leute irgendwie "unterbringen", haben sie 2/3 der Bevölkerung unproduktiv in teilweise total überflüssigen Behörden verbeamtet/im öffentlichen Dienst angestellt. Und damit die junge Generation nach dem Schulabschluss auch einen Job bekommt, muss hinten dann ab 50 frühverrentet werden. Das grösste an der Athener Börse gelistete Unternehmen ist übrigens die lokale griechische Abfüllniederlassung von Coca-Cola, alles nur für den lokalen Konsum.
Das Vorurteil stimmt: Die sind unproduktiv, wollen aber trotzdem auf dem Niveau konsumieren, wie die Produktiven. Das passt nicht. Die Aussenhandelsbilanz ist gruselig, da werden den ganzen Tag Mercedes und teure Rüstungsgüter importiert und im Gegenzug ein paar Oliven oder Schafskäse exportiert oder einem Urlauber das Bett gemacht und eine Mahlzeit serviert.

Beitrag 10.12.2010, 09:48

Fin
Spongebob hat geschrieben:Naja Datenreisender, so ganz richtig ist das ja nicht.
Die neuen deutschen Bundesländer sind unterstützt worden, um vom Westen unabhängig zu sein.
Was die beste Idee überhaupt war.
Mit der Europäischen Union ist es ebenfalls so, dass Fördergelder an die Nachbarstaaten gehen, damit diese ihre heimische Wirtschaft aufbauen und die gesamte Union in einem Förderkreislauf Waren produziert und verkauft, welche anderswo benötigt werden. Dadurch fließt sehr viel Geld zurück in die EU und kann hier wieder genutzt werden, um schwächere Länder zu stützen. Rumänien, Bulgarien und etc. haben viel Potenzial, nur es muss unterstützt werden. Deutschland ist nach dem Krieg auch unterstützt worden um auf eigenen Füßen stehen zu können.

Spongy mir gefällt Deine Grundeinstellung unglaublich - Du bist ja ein Paradebeispiel eines hanseatischen Kaufmanns UND eines guten Deutschen UND eines super EU-Bürgers!

Und dies ist KEINE Ironie!!!!!

Ich las in den letzten Tagen viel in alten Forumsseiten und glaube Deine Grundwerte zu verstehen. Ich zolle Dir wirklich Respekt - auch wenn ich die Gegenseite zuweilen gut verstehen kann.

Mein Bild von Dir ist um 40 Jahre - Du hast die Rosinenbomber nie erlebt und bist trotzdem bereit dafür Danke zu sagen. Ich hoffe, meine Sicht auf Dich ist damit klar.

Aber es gibt einen Unterschied und da hat Goldeifel recht. Es ist die DAUER der Transferleistungen.

Schau, in D füttert der Süden den Norden. Bayern und Co sind Nettozahler und Bremen und Co Nettoempfänger im Länderfinanzausgleich. Das paßt nur den Bremern - den Bayern wohl kaum. Aber wir sind eins!!
Die Ossis waren immer willkommen. Eine Wiedervereinigung stand im Grundgesetz. Wir wußten, daß wenn eine W. kommen würde, daß dann enorme Aufbausummen zu schultern wären.
Ich habe daran nie geglaubt, ich habe dieses Regime gehaßt, aber als sie dann kam, hab ich geheult vor Freude.
Die Amis waren großzügige Sieger (aus welchen Gründen auch immer) und auch hier, gebe ich Dir recht.

Aber all diese Dinge waren entweder Stützungen auf Zeit oder liefen (bzw laufen) innerhalb von Deutschland ab. Unser Land hat ein Demographie-Problem und nicht zuletzt deswegen, wollte ich ein Licht am Ende des Tunnels sehen wollen. Sonst gehts uns wie den Bayern mit den Bremern (die es ja wohl niemals schaffen werden, alleine klarzukommen). Ich glaube nicht, daß das deutsche Volk in seiner Gesamtheit dazu bereit ist, noch dazu fähig sein wird.

Oder anders: Wenn 5 Leute ins Wasser fallen und nur einer kann schwimmen, wieviele kann dieser eine über Wasser halten ohne selber unterzugehen? Zumal seine Kraft in der Zukunft nachlassen wird.

Beitrag 10.12.2010, 10:10

Spongebob
Fin hat geschrieben: Spongy mir gefällt Deine Grundeinstellung unglaublich - Du bist ja ein Paradebeispiel eines hanseatischen Kaufmanns UND eines guten Deutschen UND eines super EU-Bürgers!

Und dies ist KEINE Ironie!!!!!

Mein Bild von Dir ist um 40 Jahre - Du hast die Rosinenbomber nie erlebt und bist trotzdem bereit dafür Danke zu sagen. Ich hoffe, meine Sicht auf Dich ist damit klar.


Oder anders: Wenn 5 Leute ins Wasser fallen und nur einer kann schwimmen, wieviele kann dieser eine über Wasser halten ohne selber unterzugehen? Zumal seine Kraft in der Zukunft nachlassen wird.
Also zum obigen Teil habe ich Dir bereits eine PN geschickt, die bitte unter uns bleiben sollte.
Öffentlich kann ich sagen, dass das falsch ist. Nicht eines davon trifft auf mich zu. :D

Zu dem Beispiel mit den 5 Schwimmer, muss ich aber sagen.
Die Wirtschaftsleistung von Griechenland entspricht in etwa der unseres Saarlandes.
Ergo, ein guter Schwimmer kann locker 5 Nichtschwimmer die als Kleinkinder gelten über Wasser halten.
Im Vergleich: Deutschland ist ein Ozeanriese und Griechenland verglichen eine Schaluppe.

Beitrag 10.12.2010, 10:18

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Ich muss an dieser Stelle den "alten Schwammkopf" unterstützen!

Hör Dir das an anderer Stelle im Forum verlinkte Interview mit Dirk Müller an: Hinter der Europa-Krise (ohne die "Probleme" verniedlichen zu wollen!) stehen ganz andere Kräfte, denen es sehr passt, wenn weder eine starke Weltwährung, noch ein starker Staatenbund in Europa entstehen! DAS sollten wir bei diesen Themen immer im Hinterkopf haben!
Das macht den Euro in der vorhandenen Struktur nicht besser und beschönigt nicht das Bürokratiemonster der EU ... aber wir (Ich meine: Wir Europäer) sollten nicht auf das uralte "divide et impera" (teile und herrsche) der Hegemonialmächte hereinfallen!


Zur "Nord-Süd-Problematik" in "unserem" Bundesstaat:
Wir wollen doch nicht vergessen, dass die Bayern, die jetzt so jammern über Jahrzehnte EMPFÄNGER des Länderfinanzausgleichs waren!
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 10.12.2010, 10:19

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Spongebob hat geschrieben:Zu dem Beispiel mit den 5 Schwimmer, muss ich aber sagen.
Die Wirtschaftsleistung von Griechenland entspricht in etwa der unseres Saarlandes.
Ergo, ein guter Schwimmer kann locker 5 Nichtschwimmer die als Kleinkinder gelten über Wasser halten.
Im Vergleich: Deutschland ist ein Ozeanriese und Griechenland verglichen eine Schaluppe.
Durch die pausenlose und jahrzehntelange Zahlerei in alle nur erdenklichen Richtungen, egal ob für sich nicht selbst tragende Sozialsysteme, eingewanderte Unterschichten, Entwicklungshilfe, die Ostzone und jetzt auch noch halb Europa, nähern wir uns allerdings immer stärker DDR-Verhältnissen an. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich.

Beitrag 10.12.2010, 11:04

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
@ Datenreisender

Nur eine Nebenbemerkung:
Im Ausland wird Deutschlands "finanzielle Last" übrigens häufig als eine typisch deutsche Art der Einmischung, bzw. als typisch deutsches "Hegemonialstreben" angesehen. Kein Witz.

Das erscheint uns absurd, hat aber (mindestens) einen historischen Hintergrund: In der Blüte des "zweiten" Kaiserreiches, also des preussischen Deutschlands von 1871, versuchte sich das Reich, wie bekannt sein dürfte, auch als Kolonialmacht. Nun war die Welt aber schon ziemlich verteilt und die deutschen Länder im 19. Jahrhundert traditionell eher mit sich selbst beschäftigt - allein schon mal zwei kontinentale Mächte in einem Staat ... (zumindest bis 1806) - und im Grunde hat man sich die paar Kolonien also "gekauft".
"Scheckbuchpolitik" ist keine Erfindung der der "zweiten" Republik.

In diesem Licht muss man das auch sehen. Die kleinen Länder wie Irland, Portugal oder Griechenland sind nicht wirklich "scharf" auf die "Rettungsmaßnahmen":
1. "Gerettet" werden an erster Stelle deutsche und französische Banken!
2. Das Ganze ist mit erheblicher (!) Einflussnahme in die "inneren Angelegenheiten" dieser Staaten verbunden!
Die "wollen" das nicht wirklich gerne.

Daher meine Privatmeinung:
Was wir sehen ist doch "nur" die Oberfläche eines Kampfes, bei dem es um die Macht in dem zukünftigen europäischen Staatengefüge (Wie auch immer das aussehen mag!) geht!
Mit etwas Glück kommt am Ende was besseres dabei raus, als wir es jetzt haben. Nicht immer wendet sich alles zum schlimmen. Das muss man ja auch mal sagen. Auch das eher komische Konstrukt "Bundesrepublik Deutschland" in Form der "Bonner Republik" (wie es wohl mal heißen wird) hat trotz aller strukturellen Mängel ein halbes Jahrhundert ganz passabel funktioniert.


Ob es besser wird wenn sich etwas ändert, kann ich nicht sagen - aber es muss sich etwas ändern, damit es überhaupt besser werden kann.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 10.12.2010, 11:16

intention001
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 191
Registriert: 03.08.2010, 19:51
Möglichkeit 4: Zu den 5% ins Big Business aufsteigen. Die Superreichen brauchen ja keine Steuern zahlen, weil sie so viele Aufwendungen haben *fg*.

"Die Sparereinlagen sind geschützt" ist übrigens genauso geistreich wie "die Renten sind sicher" :-D.

Beitrag 10.12.2010, 12:31

Fin
[quote="SpongebobAlso zum obigen Teil habe ich Dir bereits eine PN geschickt, die bitte unter uns bleiben sollte.
Öffentlich kann ich sagen, dass das falsch ist. Nicht eines davon trifft auf mich zu. :D

Zu dem Beispiel mit den 5 Schwimmer, muss ich aber sagen.
Die Wirtschaftsleistung von Griechenland entspricht in etwa der unseres Saarlandes.
Ergo, ein guter Schwimmer kann locker 5 Nichtschwimmer die als Kleinkinder gelten über Wasser halten.
Im Vergleich: Deutschland ist ein Ozeanriese und Griechenland verglichen eine Schaluppe.[/quote]


Deine PN ist beantwortet und Vertraulichkeit garantiert.

Du schreibst doch selbst "unser Saarland" - da liegt mein Hase im Pfeffer. Ich glaube einfach nicht, daß derzeit den (noch) stärkeren Staaten Europas vermittelbar ist, die schwächeren dauerhaft mit durchzubringen.

Europa kann doch nur funktionieren, wenn wir uns als ebenbürtig verstehen. Wir wollen Partner sein.

Zudem, wenn es nur Griechenland wäre - würde ich hier keine Sorge haben. Aber da kommen noch mehr und größere "Kleinkinder".

Frankreich gilt als stark, aber wenn die Rente von 60 auf 62 angehoben wird, geht ein gewaltiger Alarm ab. Wir sind zu ungleich und die Menschen haben unterschiedliche Werte (zB lieber Rente mit 60 und 800 EUR als Rente mit 67 und 1200 EUR).
Selbst wenn es für alle ein Gewinn wäre, die Starken schaffen zu lassen und die Transferzahlungen zu überweisen, so würde dies in den Geberstaaten zu Unruhen kommen (und in den anderen womöglich auch). Eine ebenbürtige Partnerschaft kann ich mir so einfach nicht vorstellen. Und es wird immer irgendwelche Strömungen geben, die aus solchen Situationen Kapital schlagen wollen.

Beitrag 10.12.2010, 13:01

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
@ Fin

Ist ja nicht ganz von der Hand zu weisen, was Du da sagst.

Aber dass Zusammenschlüsse wegen der "Heterogenität" der Teilnehmer zum Scheitern verurteilt wären, stimmt nicht. Deutschland selbst ist ein historisch gewachsener Staatenbund! Vor 1871 lauter souveräne Staaten! Und unterschiedlicher als der Urbayer und der Ostfriese (nicht abwertend gemeint), kann auch der Ire vom Deutschen nicht sein (da ist ja die Sprache noch ähnlicher smilie_02 )

Hierzu empfehle ich mal bei Ludwig Thoma zwischen den Zeilen zu lesen. Da erahnt man, dass im Bayern des ausgehenden 19. Jahrhunderts noch der Wilderer durch die Alpentäler zog, wohingegen im Westen schon Stahl gekocht wurde und ganz andere Strukturen herrschten - auch ganz andere Lebenshaltungskosten, ganz andere Löhne usw.

Welches Ziel hinter der Europa-Krise steckt, habe ich oben schon angedeutet: Die Machtblöcke in Europa verschieben sich. Vielleicht so ähnlich und so radikal, wie das vor 200 Jahren (durch Napoleon und dann die "Neuordnung") geschehen ist. Von vornherein sollte man das eigentlich nicht als negativ sehen.
Und "Unterschiede" (siehe oben) sind bestimmt kein Argument.

Wenn wir nicht von Amis, Chinesen, Russen und wahrscheinlich Indern an den Rand und "aus dem Geschäft" gedrängt werden wollen, sollten wir vielleicht lernen von "unserem Irland" zu sprechen - auch wenn uns das nicht schmeckt und Geld kostet. Eine Insel der (deutschen) Glückseligkeit ohne komplexe Verflechtungen wird es einfach nicht geben.

Wie immer füge ich hinzu: Das heißt nicht, dass man nicht kritisieren dürfte!
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 10.12.2010, 16:00

Spongebob
@Ladon
Danke für Deine Unterstützung, wie immer schaffe ich es nicht mich weniger emotional ausdrücken und bin daher oft auf Dich angewiesen. Bei mir siegt immer das Bauchgefühl und nicht der Sachverstandt smilie_07

Euch allen einen tollen dritten Advent.

Beitrag 10.12.2010, 18:15

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Wieder ON-TOPIC: :wink:

Gerichtlich bestätigt: Einlagensicherung der Banken im Zweifel nichts wert
http://www.goldreporter.de/gerichtlich- ... news/3799/

Beitrag 04.05.2016, 06:26

Benutzeravatar
MaciejP
Gold-Guru
Beiträge: 2616
Registriert: 08.03.2012, 05:49
Zum Thema Einlagensicherungen bin ich auf eine sehr aufschlussreiche, dreiteilige Artikelserie gestoßen: Der Kaiser ist nackt – ein Blick auf die Einlagensicherungen in Europa (Teil 2, Teil 3).

Da die Artikel zuletzt vor einigen Monate aktualisiert wurden, gehe ich davon aus, dass die Daten auch weitestgehend auf dem aktuell verfügbaren Stand sind. Die Situation in Deutschland wird dabei wie folgt dargestellt:
Schaut man im Übrigen nach Deutschland, so erscheint das Gefühl der (Einlagen-)Sicherheit vieler Deutschen unbegründeter denn je. Die Deutsche Bundesbank macht es einem leider nicht gerade leicht, verlässliche Zahlen zu den Kontoguthaben in Deutschland zu finden. In den Medien kursiert die Zahl von etwa 2.000 Mrd. €, allerdings lässt sich diese auf Basis der öffentlichen einsehbaren Statistiken nur mit viel Wohlwollen nachvollziehen. Wer sich mit der Datenbank beschäftigt findet letztlich Zahlen zwischen 500 Mrd. € und 2.500 Mrd. €, sodass die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo dazwischen liegt und die 2.000 Mrd. € ein ganz guter Schätzwert sind.

Bei einem Vermögen des deutschen Einlagensicherungsfonds von 1,13 Mrd. € entspricht das gerade einmal einer Deckungsquote von 0,0565 %. Allerdings muss man mit den Zahlen vorsichtig sein, denn in Deutschland gibt es nicht nur eine Einlagensicherung, sondern mehrere (Haftungsverbund der Sparkassen, Sicherungseinrichtung der Volks- und Raiffeisenbanken etc.), sodass die unter die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken ("gesetzliche Einlagensicherung") fallenden Einlagen wohl deutlich unter den genannten 2 Billionen liegen dürften. Doch selbst wenn man das Ganze halbiert, ergibt sich nur eine Deckungsquote von 0,113 %. Zum Vergleich: Die neue Einlagensicherungsrichtlinie der EU verlangt bis 2024 eine einheitliche Mindestdeckung von 0,80 %.

[...]

Da die Summe aller theoretisch abgesicherten Einlagen im Bankensektor das Volumen der nationalen Fonds mehr als deutlich übersteigt, kann schon die Pleite einer einzigen mittelgroßen Bank eine echte Herausforderung werden. Allein die ING-DiBa verwaltet z. B. Kundeneinlagen in Höhe von 115 Mrd. €, welche die 1,13 Mrd. € des deutschen Einlagensicherungsfonds um etwa das 100-fache übersteigen. Auch andere Banken wie die Volkswagen Bank (25 Mrd. €) oder die Comdirect (ca. 14 Mrd. €) dürften den Fonds völlig überfordern.
Mit einer Deckungsquote von ca. 2,6% stehen Norwegen und Griechenland (!) europaweit demnach noch am besten da. Ein nicht unwesentlicher Effekt dieser Sicherungsfonds wird durch die psychologische Wirkung auf die Sparer unterstellt, der einen Zusammenbruch durch Bank-Runs (noch) verhindern könne. Auch könne der Staat notfalls unterstützend eingreifen, auch wenn die Pflicht dazu rechtlich umstritten sei.

Was auf nationaler Ebene im Fall des Falles nicht funktionieren würde, solle auch über den geplanten bzw. gerade entstehenden, gemeinsamen EU-Sicherungsfonds keine entscheidende Schlagkraft bekommen:
Auch mit einem neuen Super-EU-Fonds werden wir gegen systemische Krisen niemals einen vollumfassenden Anlegerschutz allein über Einlagensicherungssysteme schaffen können. Denn selbst wenn alle derzeit verfügbaren Gelder der 28 nationalen Einlagensicherungsfonds in einem Topf zusammengefasst würden, wären das insgesamt weniger als 30 Mrd. €. Zum Vergleich: Allein die niederländische Rabobank verwaltet Kundeneinlagen in Höhe von ca. 326 Mrd. €. Selbst bei einer Halbierung dieses Betrages (aufgrund der Obergrenze von 100.000 € pro Anleger) würde die EU-Einlagensicherung für sich genommen nur etwa 18 % der versprochenen Zahlungen leisten können. Und auch bei Erreichen der Zielausstattung des Fonds von 0,80 % aller abgesicherten Kundengelder (entspricht etwa 45 Mrd. €) wäre die Rabobank noch bei Weitem zu groß für eine geordnete Entschädigung.
Dass Kundengelder über 100.000 Euro nicht gesichert sind, war ja relativ klar. Aber dass selbst die kleineren Sparvermögen europaweit so extrem untergedeckt sind, finde ich doch mehr als erschreckend. Ohne den Staat würde da im Ernstfall praktisch nichts mehr von den Einlagen übrigbleiben. :shock:
„Wenn der Durchschnittsmichel Gold kauft, kann er keine Fehler machen.“ – „Gold fliegt nicht weg.“

Antworten