Ist die EZB pleite?

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Beitrag 14.12.2010, 23:08

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
EZB pleite

Ökonomen lehnen Aufstockung des EZB-Grundkapitals ab – für Verluste bei Staatsanleihen müssen nationale Notenbanken gerade stehen. - „Prinzipiell kommen die nationalen Zentralbanken, die ja anteilig das Eigenkapital an der EZB halten, für etwaige Verluste, die bei der EZB anfallen, auf“.

http://www.mmnews.de/index.php/politik/6964-ezb-pleite

Beitrag 15.12.2010, 05:54

dobby
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 339
Registriert: 16.08.2010, 16:58
Ist es nicht völlig gleichgültig, auf welche Art die Transferunion realisiert wird?
Ob es geschieht mit gemeinsamen, gesamtschuldnerischen Euro-Bonds, direkten Transferzahlungen, Bürgschaften, Kapital für die EZB..... :?

In ein paar Tagen sind die Entscheidungen gefallen, wenn nicht unter der Decke jetzt schon.
Die Frage ist nach meiner Auffassung nur, mit welcher "Begründung und Erläuterung" es uns "beigebracht" wird und ob der folgende Dauer-Transfer mehr oder weniger offensichtlich ist! smilie_18

Guckst Du hier:
http://www.wiwo.de/finanzen/der-naechst ... on-449966/
Zuletzt geändert von dobby am 15.12.2010, 09:19, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag 15.12.2010, 08:27

TeeKay
½ Unze Mitglied
Beiträge: 5
Registriert: 27.10.2010, 16:32
Datenreisender hat geschrieben:EZB pleite

Ökonomen lehnen Aufstockung des EZB-Grundkapitals ab – für Verluste bei Staatsanleihen müssen nationale Notenbanken gerade stehen. - „Prinzipiell kommen die nationalen Zentralbanken, die ja anteilig das Eigenkapital an der EZB halten, für etwaige Verluste, die bei der EZB anfallen, auf“.
Das ist überhaupt kein Widerspruch. Anteilseigner der EZB sind die nationalen Zentralbanken. Wenn die also eine Kapitalerhöhung zur Verlustkompensation durchführen, dann tragen sie effektiv das Verlustrisiko der EZB. Dass es zur Kapitalerhöhung kommen wird, stand von vornherein fest. Die EZB hatte 2009 ein Eigenkapital von 4,15 Mrd und Rückstellungen von 4 Mrd. Wenn man dutzende Milliarden ausfallgerfährdeter Papiere ankauft, dann war das von vornherein zu wenig.

Ende Mai hatte die Bank schon für 25 Mrd griechische Anleihen aufgekauft. Der Ankauf fand im Mai statt.
Zwischen dem ersten Ankauf und Ende Mai lagen die Kurse von GR0124032666 und GR0124021552 bei rund 90. Jetzt liegt GR0124021552 bei 83,10 und GR0124032666 bei 69,60. Der Einfachheit halber nehmen wir mal an, dass die EZB 12,5 Mrd in beide Anleihen steckte und der durchschnittliche Kursverlust von 15% auf das gesamte griechische Anleiheportfolio zutrifft. Dann verlor die EZB allein mit den griechischen Bonds bis jetzt 3,75 ihrer 4,15 Mrd Eigenkapital. Für die restlichen 45 Mrd, die bisher angekauft wurden, dürften die Kurse im Mittel also nur um 0,9% sinken, damit das Eigenkapital nicht komplett vernichtet wird.
Allein die Kurse deutscher Anleihen sanken aber schon stärker.

Die EZB sollte also ohne Kapitalerhöhung beim Jahresabschluss eine Überschuldung ausweisen.

Beitrag 15.12.2010, 09:29

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
EZB pleite ...

Eine - pardon, ich greife selten zu deftigen Ausdrücken - schwachsinnige Schlagzeile von mmnews, die allein durch ihr plakativ-polemisches Nicht-Niveau die Diskussion des eigentlich angesprochenen Problems erschwert, wenn nicht unmöglich macht.
Irgendwie steht dann im Artikel eigentlich auch nichts von einer "Pleite". Eigentlich geht es um formale Fragen der Verbuchung falls irgendwelche Staatsanleihen nicht bedient werden sollten. Was geht in den Hirnen von Publizisten vor, die so agieren?

Viel interessanter ist eine Studie unter Mitwirkung des World Gold Council (das ist, salopp gesprochen, so eine Art "Gold-Lobbyverein") vom Sommer dieses Jahres. Neben vielen anderen bemerkenswerten und interessanten Dingen (es werden 4 Euro-Zukunftsszenarien ernsthaft und ohne die leider oft übliche (siehe oben) Totschlag-Polemik diskutiert) wird da fundiert und nachvollziehbar ein direkter Zusammenhang zwischen der "Binnennachfrage" der dort so genannten GIPS (Griechenland, Irland, Portugal, Spanien) und dem deutschen Wirtschaftswachstum hergestellt.
Das sollte man unbedingt zur Kenntnis nehmen, wenn man ernsthaft über die Geldströme in Euroland reden und nicht nur wohlfeile Parolen verbreiten möchte. Wenn man das nämlich zum Hauptargument macht, dann wird leicht verständlich, warum Deutschland (und Frankreich - das muss man immer dazu sagen) gar nicht so abgeneigt ist "Garantien" abzugeben, weil eben offenbar ein kausaler Zusammenhang zwischen der dortigen Nachfrage und dem hiesigen Wirtschaftswachstum besteht.

Ob es uns passt oder nicht: (BR)Deutschland ist nach dem Kriege den Weg der Westintegration gegangen. Adenauer und Erhard haben das europäische Wirtschaftssystem und die europäische Integration vorangetrieben (Stichworte: Montanunion, EWG ...); alle (ausnahmslos) weiteren Regierungen haben die Linie beibehalten (1972 Wechselkurssystem, 1979 EWS, Maastricht ...)
Geschadet hat der deutschen Volkswirtschaft dieser Weg scheinbar nicht, wenn man die Entwicklung Deutschlands betrachtet. Selbst heute, jetzt im Augenblick, geht es der "Wirtschaft" nicht schlecht und die Ausblicke/Kennzahlen sind durchaus in Ordnung.
Weder EU noch Euro - so Mangel behaftet diese Konstrukte sein mögen (Was ist in dieser Welt schon perfekt? Und wäre es "für uns" perfekt ... wer müsste dann darunter "leiden"?) - sind die Auslöser der Krise.

Ich bin beileibe kein kritikloser Hurra-Europäer - das wisst ihr hier alle - nur stören mich die "einfachen" Lösungen immer ganz massiv. Denn solche "einfachen" Lösungen gibt es nicht wirklich. Wir können nicht "einfach" aus den ganzen von uns mit geschaffenen (!) Strukturen heraus. Nicht nur, dass auch für Deutschland der juristische Grundsatz "pacta sunt servanda" (Verträge sind einzuhalten) gilt und daher jedes "einfach raus aus dem Euro und alles wird gut" eine vollkommen obsolete Parole ist, sondern auch die Tatsache, dass Deutschland seit seiner Gründung 1871 ob seiner geografischen Position, seiner Größe und seiner wirtschaftlichen und auch immer wieder militärischen Macht skeptisch beäugt wird, kann uns zwar stören und ungerecht erscheinen ... dies abzuleugnen und eine "splendid isolation" nach dem Vorbil GBs unter Disraeli anzustreben, indem man sich aller multilateralen Verflechtungen "entledigt", ist im Grunde einfach nur naiv.
Oder kurz: Alles ganz gut und schön, aber "es" geht so nicht und wenn man es täte (die Geschichte ist natürlich voll von Vertragsbrüchen), wären die Folgen noch unkontrollierbarer als wir es uns vorstellen können.

Die schreiende Ungerechtigkeit ist der (internationale) "Wertetransfer" von unten nach oben. Und wenn "unten" nichts mehr zu holen ist, dann eben in der Mitte. Genau das löst man aber bestimmt nicht mit nationalstaatlichen Sonderwegen im Stile des 19. Jahrhunderts.



... hm, jetzt bin ich aber etwas abgeschweift. Ich wollte eigentlich gar nicht "leitartikeln", sondern nur die meiner Ansicht nach schwache journalistische Vorstellung von mmnews kritisieren, die permanent trotz oft gut recherchierter Inhalte den abgedroschenen Parolen-Gaul zu reiten müssen glauben.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 15.12.2010, 09:49

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Ladon hat geschrieben:... hm, jetzt bin ich aber etwas abgeschweift. Ich wollte eigentlich gar nicht "leitartikeln", sondern nur die meiner Ansicht nach schwache journalistische Vorstellung von mmnews kritisieren, die permanent trotz oft gut recherchierter Inhalte den abgedroschenen Parolen-Gaul zu reiten müssen glauben.
Dann nochmal aus etwas seriöserer Quelle:


Notenbanken
EZB will Eigenkapital aufstocken

Im Zuge der europäischen Schuldenkrise hat die Europäische Zentralbank bislang insgesamt 72 Milliarden Euro in den Kauf öffentlicher Anleihen gesteckt. Jetzt erwägt sie eine Aufstockung des eigenen Grundkapitals. Sie will es auf mehr als 10 Milliarden Euro verdoppeln.

http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E7 ... ntent.html

Beitrag 15.12.2010, 10:08

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Sag' ich doch: Mit "Pleite", so wie man sich das landläufig vorstellt (Insolvenz, Pfändung, Zahlungsunfähigkeit) und wie es das Wort suggeriert, hat das alles nichts zu tun.

Danke für den Link.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 15.12.2010, 10:16

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Ladon hat geschrieben:Sag' ich doch: Mit "Pleite", so wie man sich das landläufig vorstellt (Insolvenz, Pfändung, Zahlungsunfähigkeit) und wie es das Wort suggeriert, hat das alles nichts zu tun.
Mit einer Bankenpleite kann bereits eine (drohende) Überschuldung gemeint sein, da muß man keine Gerichtsvollzieher sehen, die da den "Kuckuck" auf Schreibtische und Computer kleben ... :wink:

Die EZB hat Staatsanleihen in der Bilanz stehen, die möglicherweise nicht werthaltig sind und Abschreibungsbedarf auslösen könnten. In dem Moment, wo das passiert und gleichzeitig das Grundkapital im Verhältnis zu niedrig ist, ist die Bank praktisch "pleite" (bilanziell überschuldet).

Witzig ist, daß die EZB auf der einen Seite Euro-Anleihen von Euro-Mitgliedsländern kauft um diese Länder zu stützen, es aber gleichzeitig wieder diese Mitgliedsländer (bzw. deren Notenbanken) sind, die hinterher das Stammkapital der EZB entsprechend erhöhen bzw. die EZB stützen müssen, wenn die Geschäfte mit den Staatsanleihen schief gehen sollten.

Hört sich für mich nach einer Art "Geldwechselgeschäft" oder "Schneeballsystem" an. Seriös ist etwas anderes.

Beitrag 15.12.2010, 10:30

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Wobei ich mir ganz und gar nicht sicher bin, ob die EZB im kaufmännischen Sinne "bilanzieren" muss.

Die Buba - das hatten wir ja öfter schon - die meines Wissens ja irgendwie Vorbild für die EZB ist, muss zwar lt. Buba-Gesetz einen "Jahresabschluss" vorlegen, aber als "bundesunmittelbare juristische Person" für die das BGB den Rahmen eben NICHT vorgibt, ist das durchaus keine Bilanz im kaufmännischen Sinn.
Ich glaube "Pleite" ist da einfach per definitionem nicht vorgesehen.

Ich mutmaße, dass es bei der EZB ähnlich ist und es ein "bilanziell überschuldet" formal gar nicht geben kann.

Was sollte auch passieren? Welches Recht sollte zur Anwendung kommen, um den Sachverhalt mit juristischen Sanktionen zu belegen? (Also den "Kuckuck" an das bestimmt teure Euro-Symbol in Frankfurt zu kleben etwa)

Du hast es schon gesagt: Seriös ist anders.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 15.12.2010, 10:46

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Ladon hat geschrieben:Ich mutmaße, dass es bei der EZB ähnlich ist und es ein "bilanziell überschuldet" formal gar nicht geben kann.
In dem Moment, in dem der Abschreibungsbedarf das Eigenkapital übersteigt, ist sie aus der kaufmännischen Betrachtungsweise heraus sofort "pleite" (weil überschuldet). Und bei Staatsanleihen im Wert von mehreren hundert Milliarden und einem Eigenkapital von "nur" um die 5 Milliarden kann das ganz schnell der Fall sein.

Daraus ergeben sich eigentlich nur zwei Möglichkeiten:
1. Die Eigentümer/Gesellschafter schiessen Geld nach und erhöhen das Eigenkapital.
2. Insolvenz (ob das im Fall der EZB möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber wenn nicht, dann bräuchte die EZB ja auch nicht öffentlich über eine Erhöhung ihres Eigenkapitals "nachdenken"?).

Beitrag 15.12.2010, 11:03

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Die mögliche Erhöhung des Eigenkapitals bedeutet (so sehe ich das) ja auch einen gewissen "Macht- und Einflusstransfer" von den nationalen Instituten zur EZB. Das hielte ich schon auch für einen Grund, diesen Weg einzuschlagen.

Denn, wie gesagt, aus "normaler" kaufmännischer Sicht hast Du vollkommen recht. Die Anteilseigner müssten das Eigenkapital erhöhen um eine Insolvenz zu vermeiden. Ich frage mich vielmehr, was WÜRDE denn passieren, wenn sie es nicht täten? Was wären die Konsequenzen? Ist das überhaupt irgendwo geregelt? Wenn ja, wo?

Ich muss gleich nachher mal suchen, ob das Bundesbankgesetz diesbezüglich irgendwas sagt. Wenn nicht, hieße das einfach, dass für die Bundesbank eine Insolvenz "nicht vorgesehen" ist, denn es fehlten die "Spielregeln" für einen solchen Fall. Genau das, so mein Verdacht, gilt auch für die EZB.

Ich wiederhole mein Zitat: Seriös ist anders.


P.S.
Das war einfach:

Bundesbankgesetz

§ 44 Auflösung
Die Deutsche Bundesbank kann nur durch Gesetz aufgelöst werden. ...

Nicht also aufgrund von "Zahlungsunfähigkeit" - es gibt keine "Firma" die liquidiert werden könnte.
Der 6. Abschnitt des Gesetzes legt fest, dass für den Jahresabschluss "übliche" Vorschriften für Kapitalgesellschaften anzuwenden sind. Aber nur für die Bewertung usw. (das Ganze soll also so AUSSEHEN wie eine Bilanz). Das Gesetz schweigt aber darüber, was im Falle einer "Schieflage" geschieht. Der Bundesrechnungshof "prüft" den Abschluss (und Plan/Ist-Analyse usw.). Keine Aussage, was passiert, wenn der Prüfer des Finanzministeriums nicht einverstanden wäre.
Der Bundestag wird sowieso nur informiert. Der muss nichts absegnen, über nichts abstimmen, kann nichts beeinflussen.
Kurz: Keine der drei formalen Staatsgewalten kann Kontrolle ausüben.

Wie gesagt: Ich glaube, so etwas wie "Insolvenz" ist für Zentralbanken nicht vorgesehen. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf ...
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 15.12.2010, 16:41

Spongebob
@Datenreisender

Im Prinzip hast Du völlig recht und daran gibt es nichts zu urteilen, nur das eine Zentralbank nicht pleite gehen wird, egal wie kaufmännisch man das betrachtet, weil sie am Geldhahn sitzt und sich jederzeit neues machen kann.
Die Bank wird einfach überdauern, genauso wie Staaten.

Beitrag 15.12.2010, 16:54

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Ladon hat geschrieben:P.S.
Das war einfach:

Bundesbankgesetz
Bei der EZB muß das Konstrukt aber schon um einiges anders aussehen, weil die EZB im Gegensatz zu der Bundesbank Gesellschafter hat (die Notenbanken der Euro-Länder). Das heißt, im Gegensatz zur Bundesbank, die nur sich selbst gehört, hat die EZB mehrere Eigentümer. Und diese Eigentümer haben sicherlich Rechte und Pflichten.

Beitrag 15.12.2010, 16:58

dobby
10 Unzen Mitglied
Beiträge: 339
Registriert: 16.08.2010, 16:58
Zwei wichtige Positionen:

http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:h ... 05681.html

http://www.handelsblatt.com/politik/deu ... en;2713328

Wer wettet noch auf die Stabilität des Euro?? smilie_04

Beitrag 15.12.2010, 17:34

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Datenreisender hat geschrieben:
Ladon hat geschrieben:P.S.
Das war einfach:

Bundesbankgesetz
Bei der EZB muß das Konstrukt aber schon um einiges anders aussehen, weil die EZB im Gegensatz zu der Bundesbank Gesellschafter hat (die Notenbanken der Euro-Länder). Das heißt, im Gegensatz zur Bundesbank, die nur sich selbst gehört, hat die EZB mehrere Eigentümer. Und diese Eigentümer haben sicherlich Rechte und Pflichten.
Nö, so anders sieht das gar nicht aus. In dem zugrunde liegenden Protokoll über die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank ist von "Gesellschaft" oder "Gesellschaftern" nirgends die Rede. Die Zentralbanken "zeichnen" das Kapital wie bei einer Gesellschaft, aber eine Gesellschafterversammlung oder so etwas gibt es nicht (natürlich gibt es den Zentralbankrat usw.). Der EZB wird "in allen" teilnehmenden Ländern der Status einer Rechtsperson zugesprochen (damit sie Geschäfte tätigen kann, ist das ja auch naheliegend), aber sie steht dennoch - wie die Buba unter dem Mäntelchen der Unabhängigkeit - auch irgendwie außerhalb.
Der einzige Unterschied, den ich auf die Schnelle sehen kann, ist, dass es bei der EZB "Zeichner" des Grundkapitals gibt (die Nationalbanken, die aber wiederum selbst ja ein Teil des ESZB, also des Systems sind!) und bei der Buba der Bund eben "Anspruch" auf das Grundkapital hat (demzufolge meines Erachtens rein formal nicht auf die Reserven, also z.B. das Gold - aber ich bin kein Jurist)

Datenreisender, ich fürchte mit Deinem durchaus ganz gesunden Mensachenverstand kommst Du in dieser Frage einfach nicht weiter ... Das ist einfach unfassbar im wortwörtlichen Sinn!
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 15.12.2010, 18:51

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Ladon hat geschrieben:Der einzige Unterschied, den ich auf die Schnelle sehen kann, ist, dass es bei der EZB "Zeichner" des Grundkapitals gibt (die Nationalbanken, die aber wiederum selbst ja ein Teil des ESZB, also des Systems sind!) und bei der Buba der Bund eben "Anspruch" auf das Grundkapital hat (demzufolge meines Erachtens rein formal nicht auf die Reserven, also z.B. das Gold - aber ich bin kein Jurist)
Welchen Unterschied gibt es denn zwischen dem "Grundkapital" und den "Währungsreserven"? Das Gold wird ja offiziell zu den "Währungsreserven" gezählt.

Dieser Artikel spricht davon, daß die EZB "technisch insolvent" sei:

The ECB’s technical insolvency
http://ftalphaville.ft.com/blog/2010/12 ... nsolvency/

Beitrag 15.12.2010, 20:27

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Datenreisender hat geschrieben:
Ladon hat geschrieben:Der einzige Unterschied, den ich auf die Schnelle sehen kann, ist, dass es bei der EZB "Zeichner" des Grundkapitals gibt (die Nationalbanken, die aber wiederum selbst ja ein Teil des ESZB, also des Systems sind!) und bei der Buba der Bund eben "Anspruch" auf das Grundkapital hat (demzufolge meines Erachtens rein formal nicht auf die Reserven, also z.B. das Gold - aber ich bin kein Jurist)
Welchen Unterschied gibt es denn zwischen dem "Grundkapital" und den "Währungsreserven"? Das Gold wird ja offiziell zu den "Währungsreserven" gezählt.

Dieser Artikel spricht davon, daß die EZB "technisch insolvent" sei:

The ECB’s technical insolvency
http://ftalphaville.ft.com/blog/2010/12 ... nsolvency/
Naja, das Grundkapital einer GmbH hat ja auch nichts mit den Werten zu tun, welche die Gmbh besitzt oder herstellt.
Mit dem "Grundkapital" wurde die Buba bei Gründung ausgestattet. Die Währungsreserven hat sie dann in der Folge angehäuft. Z.B. das Gold, das in den 50er und 60er Jahren "übertragen" (man benutzt immer dieses Wort - ich krieg noch raus, was das im Kern bedeutet) wurde, aber auch Devisen usw. Das Grundkapital der "juristischen Person" Buba ermöglicht(e) das Funktionieren der Bank. Das Anhäufen und Verwalten von Währungsreserven gehört zu ihren Aufgaben! Die Währungsreserven sind ja erst entstanden. War ja nix mehr da und die Bundesbank ist ja auch nicht Rechtsnachfolger der Reichsbank.

Und "technisch insolvent" bedeutet ja wohl genau das, worüber wir den ganzen Tag geredet haben: Nach "normalen" Regeln spielend, müsste die EZB wohl mit Schwierigkeiten rechnen. Als "unabhängige Zentralbank" eben nicht. Technisch gesehen "pleite" - aber das ist schlicht nicht vorgesehen und es gibt augenscheinlich dafür keine Regelungen.
Was die Sache weder besser noch einfacher macht.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 16.12.2010, 18:01

Benutzeravatar
Datenreisender
Gold-Guru
Beiträge: 9011
Registriert: 20.03.2010, 20:56
Grundkapitalerhöhung
EZB wappnet sich mit Milliarden gegen Eurokrise

Die EZB sichert sich gegen die Pleite klammer Euro-Staaten ab.
Sie verdoppelt ihr Grundkapital – nationale Notenbanken müssen zahlen.

http://www.welt.de/wirtschaft/article11 ... krise.html


P.S.: Das beste sind wie immer bei Welt Online die Leserkommentare.

Beitrag 16.12.2010, 21:38

silverlion
http://www.manager-magazin.de/politik/k ... ml#ref=rss

EZB warnt Bundesregierung vor Steuersenkungen smilie_08

Ja klar, muss ja auch einer zahlen

Beitrag 16.12.2010, 22:05

Benutzeravatar
999.9
Moderator
Beiträge: 1941
Registriert: 03.11.2009, 17:05
Wohnort: Rheinland
Die EZB entwickelt sich mehr und mehr zur Krake, die die Politik aller Staaten in Europa bestimmen will.

:?
Nichts hasst der im Denken geschulte mehr als die Negation der Logik.
Eine Unze bleibt eine Unze bleibt eine Unze! Mittler zwischen Hirn und H�nden muss das Herz sein!

Beitrag 17.12.2010, 13:18

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Wo diese Krake überall ihre Tentakel hat (und das ist nur das Direktorium) ...

Trichet war unter anderem
... Stellvertretender Gouverneur des Internationalen Währungsfonds
... Stellvertretender Gouverneur der Weltbank
... Mitglied des Verwaltungsrats der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
... Gouverneur der Weltbank

Smaghi war unter anderem
... Praktikant im Central Banking Department des Internationalen Währungsfonds
... Leiter der Abteilung Wechselkurse und Internationaler Handel, Forschungsabteilung, Banca d’Italia
... Leiter der Abteilung Politik, Europäisches Währungsinstitut, Frankfurt am Main

González-Páramo war unter anderem
... Berater bei der Weltbank, Washington, D.C., 1984, 1989, 2000-2002
... Berater der Internationalen Bank für Entwicklung, Argentinien, 1998

Stark war unter anderem
... Stellvertretender Gouverneur und Delegierter für Deutschland im Internationalen Währungsfonds
... Mitglied des Ausschusses für internationale Beziehungen des ESZB
... Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrats der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
... Mitglied des Ausschusses für das weltweite Finanzsystem
... diverse Aufsichtsratspöstchen (Bahn, Telekom ...)

Frau Tumpel-Gugerell war unter anderem
... Stellvertretende Gouverneurin Österreichs beim Internationalen Währungsfonds
... Vorsitzende des Beratenden Bankenausschusses der Europäischen Union
... Mitglied des Ausschusses für internationale Beziehungen der EZB

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt - die jeweiligen nationalen "politischen" Ämter als Berater in diversen Ministerien usw. habe ich weg gelassen, die Tatsache, dass diese Leute aber alle auch Politiker beraten haben, sollte unbedingt erwähnt werden!

Klar, dass man für diesen Job (in der EZB, meine ich) "Profis" braucht - aber dass fast alle über IWF und/oder Weltbank kommen, fällt schon auf. Als wenn diese Institutionen "ihre" Leute in die Zentralbanken schicken würde.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Antworten