Energie wird zum Luxus-Gut

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

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Beitrag 17.12.2015, 14:10

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Ladon hat geschrieben:Und, verdammt nochmal, ich will doch selbst entscheiden, ob ich Kinder krieg oder nicht. Zwang oder "Steuerung" durch den Staat kann mir gestohlen bleiben.
Aber der Staat "steuert" doch bereits:

Weniger Steuern (Kinderfreibetrag), weniger Sozialversicherungsabgaben (Pflegeversicherung), Barleistungen (Kindergeld, Elterngeld, Betreuungsgeld), Sachleistungen (kostenlose Familienversicherung, kostenloses Schulsystem).

Nur im Moment tut der Staat alles für mehr Kinder, man könnte das natürlich auch genau anders herum machen.

Beitrag 17.12.2015, 14:55

Fata.Sibyllina
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Was bringen diese launigen Nebenkriegsscharmützel? Es liegt doch auf der Hand, dass Deutschland selbst mit der rabiatesten Familienpolitik nach dem Modell "Herodes" das Übervölkerungsproblem nicht beheben könnte. Wozu auch?

Ich bin mir sicher, dass sich das Problem von selbst lösen würde, dürfte jede Frau über die Anzahl ihrer eigenen Schwangerschaften selbst entscheiden. Dann gäbe es auch im Sudan nicht viel mehr Kinder pro Frau als hierzulande. Vielleicht täte eine versprochene Rente von drei Dollar monatlich für alle Frauen, die weniger als drei Kinder geboren haben, ihr Übriges.

Dass das utopisch ist, ist mir bewusst. Also geht es immer so weiter, sehen wir unruhigen Zeiten entgegen. Meint schon lange der streitbare Gunnar Heinsohn: https://www.youtube.com/watch?v=GWq01af0104
Seine Thesen sind unangenehm und polarisierend, aber deshalb nicht automatisch falsch.
Sapere aude, incipe!

Beitrag 17.12.2015, 17:17

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Fata.Sibyllina hat geschrieben:Ich bin mir sicher, dass sich das Problem von selbst lösen würde, dürfte jede Frau über die Anzahl ihrer eigenen Schwangerschaften selbst entscheiden. Dann gäbe es auch im Sudan nicht viel mehr Kinder pro Frau als hierzulande.
Gestern geisterte die folgende dpa-Schlagzeile durch alle Medien:
"Wieder mehr Kinder in Deutschland" (Süddeutsche)
"In Deutschland werden wieder mehr Kinder geboren" (Deutschlandfunk)
"Mehr Geburten in Deutschland" (Welt)
"Höchste Geburtenrate seit der Wiedervereinigung" (Tagesschau)
usw.

Auffällig finde ich, wie in den Formulierungen vermieden wird, von deutschen Müttern oder deutschen Kindern zu sprechen ...

Beitrag 17.12.2015, 21:16

Fata.Sibyllina
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Vielleicht führt eine ausführlichere Betrachtung in diesem Faden zu weit, jedoch kann man kurz zusammenfassend sagen, dass die Geburtenrate keine leicht interpretierbare Kennziffer ist, wie man hier auf Seite 3 und 4ff. nachlesen kann: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Ab ... b=true.pdf
Die zusammengefasste Geburtenrate gibt an, wie viele Kinder 1000 heute 15-jährige Frauen im Verlauf ihres Lebens lebend zur Welt bringen, wenn sie sich bis zum 45. Lebensjahr so verhalten würden, wie alle Frauen im Alter von 15-45 Jahren in dem Berichtsjahr und wenn keine dieser Frauen bis zum 45. Lebensjahr stürbe. Sie fasst also die Fertilität aller Frauen an einem Bezugszeitpunkt in einer einzigen Zahl zusammen.
Bei der in der Presse verkündeten Steigerung der Geburtenrate scheint es sich um diesen Wert zu handeln, wie folgender Link, ausgehend von der BMFSFJ-Seite, nahelegt: http://www.demografie-portal.de/SharedD ... iffer.html
Die zusammengefasste Geburtenziffer des Jahres 2014 betrug in Deutschland 1,47 Kinder je Frau. Das ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) der höchste bisher gemessene Wert im vereinigten Deutschland. Die Geburtenziffer ist zum dritten Mal in Folge gestiegen. Im Jahr 2013 hatte sie knapp 1,42 betragen. Damit wurden 2014 im Vergleich zum Vorjahr 56 Babys pro 1.000 Frauen mehr geboren.
Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit haben 2014 durchschnittlich 1,42 Kinder je Frau zur Welt gebracht, im Jahr 2013 waren es 1,37 Kinder je Frau gewesen. Auch bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit war die Geburtenziffer mit 1,86 Kindern je Frau höher als im Vorjahr (1,80).
Wenn man jetzt wieder zur Seite des Ministeriums zurückgeht und dort folgendes liest....,
Leichte jährliche Schwankungen in der Geburtenrate (z.B. von bis zu +/- 0.5) sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht interpretierbar, weil zu gering.
...dann weiß man, was man von dieser Pressemeldung zu halten hat.

Aber eigentlich wollte ich nur ganz und gar unwissenschaftlich vermuten, dass die vielen Frauen aus vorwiegend armen Ländern, die heute 4 oder 8 oder mehr Kinder bekommen, sicherlich bei der Hälfte oder schon vorher Stop sagen würden, wenn sie könnten, damit sie sich um diejenigen besser kümmern können, die schon da sind. Und damit wäre auch schon viel geholfen. smilie_24
Sapere aude, incipe!

Beitrag 18.12.2015, 11:26

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Ladon
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Datenreisender hat geschrieben:
Ladon hat geschrieben:Und, verdammt nochmal, ich will doch selbst entscheiden, ob ich Kinder krieg oder nicht. Zwang oder "Steuerung" durch den Staat kann mir gestohlen bleiben.
Aber der Staat "steuert" doch bereits:

Weniger Steuern (Kinderfreibetrag), weniger Sozialversicherungsabgaben (Pflegeversicherung), Barleistungen (Kindergeld, Elterngeld, Betreuungsgeld), Sachleistungen (kostenlose Familienversicherung, kostenloses Schulsystem).

Nur im Moment tut der Staat alles für mehr Kinder, man könnte das natürlich auch genau anders herum machen.
Und? Was hat das mit meiner persönlichen Vorliebe für Selbstbestimmung zu tun?
Weil es schon "da" ist, ist es gut, oder wie?

Du forderst in einer Tour den starken Staat mit heftigen Macht-Mitteln - jetzt sogar bis in mein Schlafzimmer hinein.

Außerdem denke ich, dass mehrköpfige Familien allein schon an Konsumsteuern derart viel mehr bezahlen als Alleinstehende (Was so ein Balg wohl verdrückt, bis er endlich auszieht?), das sie nicht das geringste schlechte Gewissen haben müssen.
Warst Du in einer Privatschule? Hast Du eine Ahnung, was man heute alles bezahlt in einer Schule?
Kannst Du Deine Frau etwa nicht mitversichern, wenn sie nicht arbeitet (und ich glaube sogar dann)? Ist das keine "Familienversicherung"?
Weniger Pflegeversicherung? Ja, klar, denn Du musst mal (voraussehbar!!!) ausschließlich von zu bezahlenden Pflegekräften versorgt werden.
Die Barleistungen? Nun, es steht ja jedem frei (außer Du setzt Deine Freiheits beraubenden Vorstellungen durch), diese auch zu erreichen. Ist wie mit den PV Anlagen: statt zu jammern kann man sich auch eine aufs Dach montieren und selber "profitieren".

Dass der Staat "alles" für Familien mit Kindern tut, ist ein derartiger, zynischer Hohn, dass es weh tut. So etwas kann - bei allem Respekt - nur von einem kinderlosen Menschen kommen, der keine Ahnung hat.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 18.12.2015, 11:42

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Ladon hat geschrieben:Und? Was hat das mit meiner persönlichen Vorliebe für Selbstbestimmung zu tun?
Weil es schon "da" ist, ist es gut, oder wie?

Du forderst in einer Tour den starken Staat mit heftigen Macht-Mitteln - jetzt sogar bis in mein Schlafzimmer hinein.
In so ziemlich jedem Gesellschaftssystem (ob mit oder ohne Staat) endet die Freiheit des Einzelnen an der Stelle, an der er mit seinem Verhalten die Rechte anderer einschränkt.

Es geht nicht darum, in Schlafzimmer hineinzuregieren, sondern darum, wer die Kosten für die Kinder und die Folgen der Überbevölkerung zu tragen hat.

Warum werde ich beispielsweise gezwungen, über Steuermittel für anderer Leute Kinder zu bezahlen? Wer sich keine Kinder leisten kann, soll halt keine zeugen.
Ladon hat geschrieben:Außerdem denke ich, dass mehrköpfige Familien allein schon an Konsumsteuern derart viel mehr bezahlen als Alleinstehende (Was so ein Balg wohl verdrückt, bis er endlich auszieht?), das sie nicht das geringste schlechte Gewissen haben müssen.
Ladon, das ist doch Unfug, ich kenne genug Alleinstehende und Doppelverdienerehepaare, die in einer Woche mehr für ihre Verpflegung ausgeben, als eine kinderreiche Familie im ganzen Monat. Das liegt an unterschiedlichen Konsumgewohnheiten, wenn Du anstatt des Einkaufs im Lidl in teure Restaurants und Hotelbars gehst zahlst Du im übrigen auch noch 19 % MwSt. statt 7 % ...
Ladon hat geschrieben:Kannst Du Deine Frau etwa nicht mitversichern, wenn sie nicht arbeitet (und ich glaube sogar dann)? Ist das keine "Familienversicherung"?
Familienversicherung in der PKV? Noch so eine Quersubventionierung! Wer sich die Krankenversicherung für seine Kinder nicht leisten kann ... (siehe oben).
Ladon hat geschrieben:Dass der Staat "alles" für Familien mit Kindern tut, ist ein derartiger, zynischer Hohn, dass es weh tut. So etwas kann - bei allem Respekt - nur von einem kinderlosen Menschen kommen, der keine Ahnung hat.
Wieviele Staaten kennst Du, die mehr Leistungen für Familien mit Kindern erbringen?
Ein bisschen Skandinavien vielleicht ... insgesamt 5 von 200 Ländern oder so ...

Beitrag 18.12.2015, 11:46

Klecks
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Ladon hat geschrieben: Dass der Staat "alles" für Familien mit Kindern tut, ist ein derartiger, zynischer Hohn, dass es weh tut. So etwas kann - bei allem Respekt - nur von einem kinderlosen Menschen kommen, der keine Ahnung hat.
smilie_01

DR hat ja als allererstes gleich mal den Kinderfreibetrag angeführt: Der macht bei mir keine 150,- im Jahr aus. Jedes kinderlose Ehepaar profitiert weit mehr vom Ehegattensplitting als man von drei Kindern auf der Lohnsteuerkarte haben könnte.
Geht noch weiter: Aufwände für einen Heimarbeitsplatz, für Fachzeitschriften usw. kann jeder steuerlich geltend machen, Aufwände für die Schule nicht. Eigentlich garantiert der Staat Lehrmittelfreiheit, da frage ich mich aber warum man dann bestimmte (von der Schule vorgegebene) Bücher selbst kaufen, Arbeitshefte der Schule abkaufen und 2x im Jahr Kopiergeld zahlen muss.

Was der Staat doch so alles für Familien tut... smilie_10

Datenreisender hat geschrieben:Wieviele Staaten kennst Du, die mehr Leistungen für Familien mit Kindern erbringen?
Gesamt Südeuropa.
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 18.12.2015, 12:29

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Ladon
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smilie_01 , Klecks

@ DR

Es wäre nett, wenn Du das jetzt nicht gleich schon wieder auf die persönliche Ebene runter ziehen würdest!

Dass Du in der privaten KV bist, ist doch ohne Aussagekraft. In dem Gesundheitssystem ist sehr wohl eine Familienversicherung für Ehepaare vorgesehen.
Verdien' halt weniger! Dann kommst Du auch in den Genuss.
Ladon, das ist doch Unfug, ich kenne genug Alleinstehende und Doppelverdienerehepaare, die in einer Woche mehr für ihre Verpflegung ausgeben, als eine kinderreiche Familie im ganzen Monat.
Datenreisender, das ist doch Unfug, ich kenne Familien mit ebenfalls hohem Einkommen - und die geben dann im Vergleich in einer Woche erheblich mehr aus als Alleinstehende.
Wenn Vergleiche, dann bitte Haushalte mit dem gleichen Einkommen. Wenn Du Dich mit einer Familie in prekärer Situation vergleichst ... na ja ... man kann sich alles schön rechnen.

Genauso absurd ist es einen Lidl Einkauf mit Ausgehen in gutes Restaurant zu vergleichen! Das ist, ganz ehrlich jetzt, fast schon eine Beleidigung!
WENN MAN ESSEN GEHT ZAHLT MAN MIT EINER FAMILIE ERHEBLICH MEHR ALS "DINKies" (und übrigens auch 19%)
WENN MAN ZUM LIDL GEHT ZAHLT MAN MIT EINER FAMILIE ERHEBLICH MEHR ALS "DINKies"
Das sollte jedem klar sein.
Wieviele Staaten kennst Du, die mehr Leistungen für Familien mit Kindern erbringen?
Und wieder die alte Leier:
Keine Antwort, sondern eine Gegenfrage!

WAS UM ALLES IN DER WELT HAT DIE ANZAHL ANDERER STAATEN, DIE MEHR FÜR FAMILIEN MIT KINDERN MACHEN, DAMIT ZU TUN DASS ICH MICH AN DEINEM "DER STAAT TUT ALLES" GESTÖRT HABE? Und nach wie vor störe, weil - wieder bei allem Respekt - Du doch keinen blassen Dunst davon hast, wie das Leben mit Kindern ist und was es kostet.

Und noch einmal:
Ich habe gern Kinder! Und wenn mir der Staat oder der Datenreisende das verbieten will, ist das ein Eingriff in meine Freiheit.
Und dass meine Kinder eine Belastung für den DR sind ... na ja ... ob er wohl jede Dienstleistung eines jungen Menschen für ihn prinzipiell ablehnt, weil es für überbevölkerte Welt doch besser wäre, es gäbe diesen Menschen gar nicht?
Ob er wohl möchte, dass seine Ärzte ihren Doktor in Tadschikistan erworben haben? Oder vielleicht doch besser im Schulsystem hierzulande (so mies es sein mag)? Für das er ja gemeinerweise auch zahlen muss.
Da fällt mir ein: Hat DR eigentlich was dazu gesagt, ob er auf einer staatlichen Schule war? Die ihm die Qualifikation für ein Studium oder eine andere Ausbildung ermöglicht hat. Was ihm wiederum HIER einen Job ermöglicht hat, der augenscheinlich zu gewissem Wohlstand führte.

Klar, wenn man diese Phase des Lebens schon durchlaufen hat ... dann könnte man die staatlichen Schulen auch abschaffen, gell? Das war jetzt ins Blaue daher gesagt, denn vielleicht war er ja auf einer teuren Privatschule (die übrigens auch staatliche Gelder bekommen) und hat sein Studium komplett (nicht nur ein paar Studiengebühren und die "Bude") selbst finanziert?
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

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