Frage: Geldschöpfung der Banken

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Beitrag 23.03.2011, 05:59

Fin
@ Modis:
Ich wußte mal wieder nicht unter was ich dies posten sollte. In die "Mitglieder helfen Mitgliedern" darf nur der Admin sagt das System. Ich finde diesen Platz unglücklich und bitte ggf zu verschieben. Danke!


Moin Gemeinde,

ich las zuletzt das Silberkomplott von R.Deutsch (4. Auflage 2008) und habe etwas nicht verstanden. Und wenn ich etwas nicht kapiere, dann komme ich ja zu Euch.
Auf der Seite 81f (unter: Der alte Trick von Bretton Woods wird neu verpackt) schreibt er über die Geldschöpfung durch die Banken (das ist übrigens ein echter Schocker!), ich verstehe nicht, wie man so etwas bilanzieren kann.
Für Nichtleser: Es geht darum, daß die Banken bei einer zB Mindesteinlage von 10% aus 100 Mark 1000 Mark machen können.
Also Kunde macht ein Kto auf und zahlt 100 Mark ein. Bank kann nun daraufhin 900 Mark verleihen. Dieses Geld hat sie aus dem Nichts entstehen lassen und legt es gewinnbringend an.


Diese Geldschöpfung ist doch nix anderes als eine Bilanzverlängerung.
Auf der Sollseite entstehen also daraus Anlagen (Mittelverwendung). Also entweder kauften Banken dafür zB Aktien (Anlage) oder sie liehen es aus (Forderungen).
Doch was ist auf der Haben Seite? Was steht auf Passiva?
EK kann es nicht sein!
FK aber eigentlich auch nicht. Denn wem schuldet die Bank das selbst geschöpfte Geld?
Rückstellungen auf drohende Verluste der schwebenden Geschäfte?? Diese Passiva Position müßte ja enorm groß sein, regelrecht aufgebläht wirken.

Ich bin da womöglich naiv, aber kfm. sehe ich keine "schlaue" Positionierung einer solchen Megasumme in Passiva. Unter was wird da gebucht?

Beitrag 23.03.2011, 06:41

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Ladon
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Bin mir nicht sicher, ob ich Dich jetzt richtig verstehe, aber ich versuch's mal ganz kurz:

Grundsätzlich ist es so: Die Forderung AN die Bank entsteht in dem Moment, wo einem Konto der Kreditbetrga GUTgeschrieben wird. Nehme ich heute nachher einen Kredit auf, drückt der Banker auf's Knöpfchen und auf meinem Giro-Konto "erscheinen" 10.000 Euro. Das ist eine Forderung an die Bank, denn über dieses Geld kann ich sofort verfügen (Garantie der Einlösung in Bargeld!).
Dem steht die Forderung der Bank an mich auf dem Kreditkonto gegenüber. Voila: Bilanz ausgeglichen, aber "verlängert".
(Vereinfacht gesagt, natürlich)

Ganz so einfach mit dem 10er aus dem ein 100er werden kann, ist es übrigens nicht. Die "multiple Geldschöpfung" geistert durch die Volkswirtschaftslehre, ist aber eher ein "Term" zur Beschreibung eines prinzipiellen Vorgangs, keine Beschreibung der Realität. Die ist erheblich komplexer.
Aus ähnlichen Überlegungen heraus, gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die tatsächliche Geldschöpfung der Geschäftsbanken rundweg bestreiten (Helmut Creutz z.B.). In dem Aufsatz "Kontroversen ums Geld" beschäftigt sich der Bernd Senf anschaulich mit der Geldschöpfung der Geschäftsbanken und den kontroversen Meinungen dazu.

Nur um mal ansatzweise die Schwierigkeiten anzudeuten um die es da geht. Ein Besipiel: Banken "widmen" langfristige Anlagen in "M1-Geld" um - verleihen also als sofort verfügbaren Kredit langfristig angelegtes Geld. Damit fließt Geld (als Beispiel) von einer Geldmenge (z.B. M2) in die Geldmenge M1. Wobei die Forderung der Bank an den Kreditnehmer wiederum "langfristig" ist. Ist dadurch nun "Geld" entstanden? Obwohl ausschließlich vorhandenes Geld verliehen wurde?
Oder wurde - wie es die orthodoxe Theorie sagt - Geld nur in den Kreislauf zurück gelockt?
Aber es existiert ja irgendwie trotzdem noch auf dem Anlagekonto des ursprünglichen Einlegers?
Andererseits gibt es den "Minusbetrag" auf dem Kreditkonto?

Zwangsläufig führt dies zu der alten Frage: WAS ist Geld?
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 23.03.2011, 07:29

MapleHF
... ich denke mal Fin meint das so: Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, bleiben wir bei Deinen 10.000 €, entsteht ja dadurch eine Forderung für die Bank. Sozusagen 10.000 € auf der Haben-Seite für die Bank, ohne dass dem auf der Sollseite etwas genübersteht.

Ich könnte mir das nur so vorstellen, dass es für dieses geschöpfte Geld ein buchhalterisches Gegenkonto gibt, weil ja mit jeder Tilgungsrate das geschöpfte Geld auch wieder im Nirwana verschwindet. Und wenn der Kredit dann komplett getilgt ist, ist das geschöpfte Geld wieder bei 0 nur der Zinsgewinn bei der Bank.

MapleHF

Beitrag 23.03.2011, 07:34

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thEMa
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Ich möchte die schwierige Frage "Was ist Geld?" in die vermutlich einfacher zu beantwortende Frage "Was ist M1, M2 und M3 Geld?" umbiegen.
Die Mx Geldmengen sind mir schon öfter untergekommen, ohne dass ich weiß, wie die verschiedenen Geldmengen definiert sind. Vielleicht kann mich da ja mal jemand erleuchten.

Die Frage könnte auch hier beantwortet werden:
https://forum.gold.de/babylonische-begr ... t1325.html
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Beitrag 23.03.2011, 08:17

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Ladon
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Das macht die Frage nicht einfacher ...

Für unsere Zwecke ausreichend ist vielleicht:
M1 ist zirkulierendes Bargeld plus Kassenbestände "nicht monetärer" Institute (also Geschäftsbanken - Geld in der Kasse der Bundesbank ist kein Geld!) plus Sichteinlagen (also mehr oder weniger Geld auf Girokonten).
Bei M2 (usw) kommen längerfristige Anlagen abgestuft nach Anlagedauer dazu.

@ MapleHF
Meines Wissens ist es schon so, dass die "Bilanzverlängerung" tatsächlich einfach die Forderung der Bank an den Kreditnehmer (Minusbestand auf dem Kreditkonto) auf der einen Seite und auf der anderen die Forderung des Kreditnehmers an die Bank (Sichteinlage des Kreditbetrages auf dem Girokonto des Kreditnehmers) ist.
Daraus ergibt sich dann, die von Dir genannte Folge, dass nach Tilgung des Kredits auch kein "Geld" übrig bleibt - außer den Zinsen ...
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Beitrag 23.03.2011, 12:41

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alibaba
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Ich halte die Spareinlagen für sicher , so lange bis die Sparer ihre Gelder/Einlagen zurück fordern smilie_02

dann fällt das System zusammen smilie_02

Banken haben dann aus technische Papiernot-Probleme geschlossen smilie_02

Gruss
alibaba (grins)
"unter 12 Jahre oder über 12 Jahre" nun bin ich drauf gekommen ,
reale zeitnahe Info's im eigenen Land werden von Kinder nicht erkannt ;
Ich bin für mein Textinhalt verantwortlich ,nicht für das was du verstehst .

Beitrag 23.03.2011, 14:21

Fin
Vielleicht habe ich sehr naiv gefragt. Vielleicht bin ich auch einfach nur doof. Das Gute ist ja, bei Euch muß mir nix peinlich sein. :D
Ich mach es mal langsam.

Wenn eine Bank Geld schöpft, dann entsteht mehr Geld.
Dieses Mehrgeld muß ja irgendwie bilanziert werden, oder etwa nicht?

Nehmen wir an, es gibt nur einen der Geld auf dem Konto hat und nur einen der es sich ausleiht. Ladon hat 100 Mark auf dem Konto bekommt 1% Zinsen und Maple leiht es sich aus für 5%.
Dann würde doch in einer Bilanz stehen (neben anderem).

Aktiva
Forderungen an Maple 100

Passiva
Fremdkapital (Ladon) 100


...bzw. nach einem Jahr stünde dort:

Aktiva
Forderungen an Maple 105

Passiva
Fremdkapital (Ladon) 101
Eigenkapital 4


So und nun schöpft die Bank das Geld, was den Maple freut, denn er wollte sowieso viel mehr Geld leihen. (Wir könnten auch 9 andere Forumskollegen a 100 drunterschreiben, aber das ist mir zu viel Arbeit).

Aktiva
Forderungen an Maple 1000

Passiva
Fremdkapital (Ladon) 100
WAS STEHT HIER??? 900



Eine Bilanz muß links und rechts gleich sein.
Ein entstehender Unterschied auf der Passiva, zeigt uns an, wie hoch unser Eigenkapital ist.
Aber das EK kann doch nicht urplötzlich 900 sein.
Aber FK ist es doch eigentlich auch nicht, denn Ladon (unser einziger Modell-Kontoinhaber) gab nur 100.
Also was steht da vor der 900?

Edith: Leider läßt sich meine Bilanz nicht nebeneinander schreiben, deswegen stehen hier nun A&P untereinander.

Beitrag 23.03.2011, 14:33

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thEMa
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Ich würde meinen, da steht Sichteinlagen Maple.
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Beitrag 23.03.2011, 14:43

MapleHF
... also ich finde das Beispiel shyce :D

Da habe ich jahrelang gekämpft, mich schuldenfrei zu machen und dann kommt der Fin ... nö, nö, so geht das nicht.

MapleHF

Beitrag 23.03.2011, 14:52

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Ladon
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STOP smilie_24

Hier kommt jetzt zuviel durcheinander! Lassen wir bitte mal die Frage nach der Geldschöpfung beiseite. Erstmal nur die Bilanzverlängerung durch Kreditvergabe - und Zinsen lassen wir auch weg ...

Ladon zahlt 100 Euro bar auf ein Anlagekonto ein. Daraus entsteht
1. eine Forderung von Ladon an die Bank (minus) UND
2. ein Kassenbestand bei der Bank (plus)

1 und 2 gleichen sich - logisch - aus.

Jetzt kommt der MapleHF daher und leiht sich von der Bank diese 100 Euro. Es entsteht
1. Eine Forderung der Bank an MapleHF - ausgewiesen auf dem Kreditkonto (plus)
2. Eine Forderung von MapleHF an die Bank (!!!), weil er gerade 100 Euro (die Kreditsumme) auf seinem Girokonto gutgeschrieben bekam (und darüber verfügen kann) (minus).

Wieder gleichen sich 1 und 2 aus.

Das ist die Basis. Erst wenn wir darüber Einigkeit erzielt haben, sollten wir die Fragen von Zins und Geldschöpfung betrachten!
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Beitrag 23.03.2011, 15:39

Fin
Ladon:
Können wir das bitte aus Bankenbilanzsicht betrachten? Denn ich will doch am Ende wissen, was vor den 900 steht. Dann hat nicht Ladon eine Forderung gegen die Bank, sondern die Bank hat ein FK in Form einer Einlage (100) von Ladon.
also:
Kasse 100 --- FK (Ladon) 100

Nun kommt der Ahornpflanzer "daher" und will die 100, es kommt zu einer Aktiva-Tausch-Buchung, denn er will ja Ahornsamen kaufen und das Geld investieren. Das Papier-Geld verläßt die Bank.
also:
Forderungen Maple 100 --- FK (Ladon) 100

Geht das bitte auch so?

Beitrag 24.03.2011, 08:23

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Ladon
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@ Fin

Sorry, aber das ist falsch. Ich gehe nochmal die Abfolge durch.
Du hast folgende Bilanzposten (ich schreibe wegen der besseren Verständlichkeit "Soll" und "Haben" und lasse mal Begriffe wie "Fremdkapital" raus. Betrachten wir basal die entstehenden "Forderungen"):

Einzahlung Ladon: 100,-
=>
Kassenbestand: + 100,-
Kontostand Ladon: + 100,- (Dies ist ein Soll-Posten für die Bank!)

Diese beiden Bilanzposten gleichen sich - logisch - korrekterweise aus.
Zu beachten ist aber: Die 100 Bargeld in der Kasse sind m.E. kein Fremdkapital! Das gehört der Bank.

So. Jetzt kommt der MapleHF daher und braucht seinen Kredit über 100 Euro. Kein Problem, der Mann ist solide und hat Sicherheiten. Jetzt wird ein komplett neuer Bilanzposten eröffnet! Die beiden o.a. Posten bleiben völlig unverändert (Und lassen wir dahingestellt, ob das jetzt "Geldschöpfung" ist oder nicht.), die Bilanz wird VERLÄNGERT:

Kreditkonto MapleHF: - 100 (als Forderung der Bank AN DEN SCHULDNER)
Girokonto MapleHF: + 100 (als Forderung vom MapleHF AN DIE BANK)

Aber niemand nimmt real die 100 vom Ladon! Also entstehen ZWEI neue Bilanzposten - so wie ich Dich verstanden habe, hast Du nur einen kreiert (aber ganz sicher bin ich mir nicht). Aber das könnte der "Casus Knaxus" sein, wo das Missverständnis liegt.

Unter dem Strich kommt jedenfalls Null 'raus. Auch ist klar ersichtlich, warum man sich darüber streiten kann, ob Kreditvergabe "am Ende des Tages" wirklich Geldschöpfung bedeutet. Und ebenso, warum das Ganze nur funktioniert, wenn die diversen Forderungen nicht wirklich nach Einlösung verlangen. Aber das nur nebenbei.
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Beitrag 24.03.2011, 08:29

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Goldhamster79
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Ladon hat geschrieben:Aber niemand nimmt real die 100 vom Ladon! Also entstehen ZWEI neue Bilanzposten - so wie ich Dich verstanden habe, hast Du nur einen kreiert (aber ganz sicher bin ich mir nicht). Aber das könnte der "Casus Knaxus" sein, wo das Missverständnis liegt.

Unter dem Strich kommt jedenfalls Null 'raus. Auch ist klar ersichtlich, warum man sich darüber streiten kann, ob Kreditvergabe "am Ende des Tages" wirklich Geldschöpfung bedeutet. Und ebenso, warum das Ganze nur funktioniert, wenn die diversen Forderungen nicht wirklich nach Einlösung verlangen. Aber das nur nebenbei.
Richtig, das Geld von Ladon wird dafür nicht ausgegeben, sondern dient lediglich als Grundlage (Mindestreserve, Eigenkapital, etc.)

Die Geldschöpfung der Banken steht sogar explizit im Bundesbankgesetz wenn ich mich da recht erinnere und ja es ist Geldschöpfung, weil die Forderung (Kredit) ja nicht als Zahlungsmittel zur Verfügung steht, das hieraus ausgezahlte Buchgeld jedoch schon.

Siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Geldsch%C3 ... 4ftsbanken
http://www.wiso-software.de/lexikon/ind ... &Itemid=60

Viele Grüße
Goldhamster79
Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Anglerschein bestraft werden,
jedoch nicht für den illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass,
dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.
M. Zeman

Beitrag 24.03.2011, 08:51

di-em-ex
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Hi Fin,

eigentlich finde ich versteht man deine Frage schon im ersten Beitrag.
Auf den ersten Blick musste ich auch erstmal drüber lachen.
Weil es tatsächlich unlogisch ist was da abgezogen wird. Aber möglich ist es trotzdem.

Im wesentlichen hast du das schon richtig erkannt, entweder EK oder FK.
Da keine weiteren Liquiden Mittel oder Vermögen im Haben stehen muss vom EK abgezapft werden.
Das kann aber nicht funktionieren wenn man wirklich 1000 GE rausgibt obwohl man nur 100 GE hat.
Deshalb schätze ich mal wird dies durch FK Erzeugung an die nächsthöhere Bankinstanz erzeugt, bspsw. an Die Zentralbank.
Oder ist tatsächlich jede Bank dazu ermächtigt nur die 10% Einlage zu haben und mehr herauszugeben? :shock:
Dann wird wohl rein bilanztechnisch ein neues Unterkonto aufgemacht mit Verbindlichkeiten über der Einlagegröße welche dann tatsächlich +/- 0 in der Bilanz erwirken, und nur die 100 GE tatsächlich verbucht werden.

Beitrag 24.03.2011, 09:42

Fin
Also ich finde es ja mal wieder super hier. Danke für den geistigen Beistand an Euch alle.
Und Ladon, kein Grund für "sorry", mir ist ja irgendwie klar, daß ich hänge, nur wo?

Also okay, wir verrechnen nicht und verlängern.
Ich folge Euch dreien (Ladon, Thema, Goldhamster) exquisit.
Leider ändert sich nix an meinem Hänger. Denn solange der Maple das Geld nicht ausgibt, stimmt es natürlich, daß sich sein Kredit (Forderungen Aktiva) und sein Sichtguthaben (Einlage Passiva) die Waage halten.
Doch Maple will es ja investieren. Er nimmt das Geld vom Konto und damit saust das Sichtguthaben im Passiva auf Null. Damit ist auf der rechten Bilanzseite eine Lücke. Und dann bin ich wieder bei Frage 1 - was füllt die Lücke?

Ich geh mal durch:
Ladon hat geschrieben: Sorry, aber das ist falsch. Ich gehe nochmal die Abfolge durch.
Du hast folgende Bilanzposten (ich schreibe wegen der besseren Verständlichkeit "Soll" und "Haben" und lasse mal Begriffe wie "Fremdkapital" raus. Betrachten wir basal die entstehenden "Forderungen"):

Einzahlung Ladon: 100,-
=>
Kassenbestand: + 100,-
Kontostand Ladon: + 100,- (Dies ist ein Soll-Posten für die Bank!)

Diese beiden Bilanzposten gleichen sich - logisch - korrekterweise aus.
Zu beachten ist aber: Die 100 Bargeld in der Kasse sind m.E. kein Fremdkapital! Das gehört der Bank.
Klar, die Unterscheidung FK oder EK steht nur auf der Passiva (Mittelherkunft) zur Debatte. Auf Aktiva (Mittelverwendung) gibt es diese nicht (sondern hier wird zB in Anlage und Umlaufvermögen unterschieden). Ich bin voll bei Dir.

So. Jetzt kommt der MapleHF daher und braucht seinen Kredit über 100 Euro. Kein Problem, der Mann ist solide und hat Sicherheiten. Jetzt wird ein komplett neuer Bilanzposten eröffnet! Die beiden o.a. Posten bleiben völlig unverändert (Und lassen wir dahingestellt, ob das jetzt "Geldschöpfung" ist oder nicht.), die Bilanz wird VERLÄNGERT:

Kreditkonto MapleHF: - 100 (als Forderung der Bank AN DEN SCHULDNER)
Girokonto MapleHF: + 100 (als Forderung vom MapleHF AN DIE BANK)
Okay, das erstere würde ich positiv unter Forderungen der Bank auf Aktiva buchen, das zweitere als Einlage auf dem Konto des Maple. Ich bin voll bei Dir.

Aber niemand nimmt real die 100 vom Ladon! Also entstehen ZWEI neue Bilanzposten - so wie ich Dich verstanden habe, hast Du nur einen kreiert (aber ganz sicher bin ich mir nicht). Aber das könnte der "Casus Knaxus" sein, wo das Missverständnis liegt.
Ja, ich habe sozusagen gekürzt/verrechnet. Aber das müssen wir nicht, so geht es auch.

Unter dem Strich kommt jedenfalls Null 'raus. Auch ist klar ersichtlich, warum man sich darüber streiten kann, ob Kreditvergabe "am Ende des Tages" wirklich Geldschöpfung bedeutet. Und ebenso, warum das Ganze nur funktioniert, wenn die diversen Forderungen nicht wirklich nach Einlösung verlangen. Aber das nur nebenbei.
Also Null kommt nur heraus, solange der Maple das Geld nicht vom Konto nimmt - aber genau das hat er vor, deswegen ja der Kredit. Also fällt sein Girobestand von 100 auf null und die Forderungen von 100 bleiben und nun frage ich Dich, was steht diesen Forderungen rechts gegenüber?
Die Sichteinlage ist weg.
Und für mich ist das noch nicht Geldschöpfung, weil ich ja noch mit Ladons Guthaben verrechnen könnte (wie ich es vorher tat). Sowie aber mehr als 100 ausgeliehen würde, wäre das aus meiner Sicht Geldschöpfung
Es ist doch wohl anzunehmen, daß Leute, die einen Kredit haben wollen, diese Summe nicht auf dem Girokonto belassen sondern diese für eine Anschaffung nutzen. Damit sind die eingeräumten Girosichtguthaben auf null. Aber in einer Bilanz muß diese Größe gefüllt werden. Ich brauche auf der Passivseite einen Posten, der die Forderung der Aktiva ausgleicht, denn wenn ich keinen habe, dann wäre das automatisch Eigenkapital der Bank.

Beitrag 24.03.2011, 10:15

Fin
di-em-ex hat geschrieben: Auf den ersten Blick musste ich auch erstmal drüber lachen.
Hi Di,
ich lach selber ja auch.
Während ich das im Buch las, fragte ich mich, wie soll man diese Luftnummern buchen. Da auf der Habenseite Forderungen entstehen, muß was auf die Sollseite, aber welcher Posten bietet sich hier an?
Nein Di das mit dem EK geht nicht. Der Witz ist doch der, daß Du eine Bilanz erstellst. Laß uns annehmen zum Jahresende macht ein Unternehmen eine Bilanz.
Dafür macht es eine Inventur.
Es zählt (bewertet) sein Anlagevermögen (Haus, Auto, Geschäftsausstattung...) und
sein Umlaufvermögen (Kasse, Konto, Ford., Waren...).
Wenn alles gezählt ist, haben wir normalerweise links unten die Bilanzsumme der Aktiva stehen.

Rechts fangen wir mit unseren Krediten und Darlehen an. Deren Größe kennen wir.
Dann kommen Rückstellungen (Zb die drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften)
...und wenn wir nichts mehr eintragen können, weil alles drin ist, DANN ist die Differenz zwischen der Summe der Passiva-Positionen und der Bilanzsumme (aus Aktiva) das ermittelte Eigenkapital.

Wenn aber die Banken tatsächlich Geld schöpfen und ich finde keinen Gegenposten, dann würde das EK ja immer größer, es würde sich förmlich aufblähen und das wäre wohl kaum einem Wirtschäftsprüfer zu vermitteln, der ja ein Testat abgeben soll.
Also was ist diese Gegenposition?
Oder ist tatsächlich jede Bank dazu ermächtigt nur die 10% Einlage zu haben und mehr herauszugeben? :shock:
So habe ich das Buch verstanden! Und so :shock: habe auch ich gestaunt!
Dann wird wohl rein bilanztechnisch ein neues Unterkonto aufgemacht mit Verbindlichkeiten über der Einlagegröße welche dann tatsächlich +/- 0 in der Bilanz erwirken, und nur die 100 GE tatsächlich verbucht werden
Unterkonten fielen nicht in die Bilanz, genau. Damit würden diese dann keinesfalls einen korrekten Einblick liefern und dafür ist sie ja eigentlich da, oder? Jedoch müßten diese Konten für die Bilanzerstellung abgeschlossen werden, tja und dann stehst Du wieder vor dem selben Problem.
Deshalb schätze ich mal wird dies durch FK Erzeugung an die nächsthöhere Bankinstanz erzeugt, bspsw. an Die Zentralbank.
Zentralbankkredit gefiele mir sehr gut. Das aber bedeutete, daß die Banken sozusagen einen extrem freien Spielraum haben müssen. Aber das mag sehr wohl sein.
Taucht so ein Posten denn in Bankenbilanzen auf?

Beitrag 24.03.2011, 10:39

di-em-ex
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Fin hat geschrieben:
di-em-ex hat geschrieben: Auf den ersten Blick musste ich auch erstmal drüber lachen.
Hi Di,
ich lach selber ja auch.
Während ich das im Buch las, fragte ich mich, wie soll man diese Luftnummern buchen. Da auf der Habenseite Forderungen entstehen, muß was auf die Sollseite, aber welcher Posten bietet sich hier an?
Nein Di das mit dem EK geht nicht. Der Witz ist doch der, daß Du eine Bilanz erstellst. Laß uns annehmen zum Jahresende macht ein Unternehmen eine Bilanz.
Dafür macht es eine Inventur.
Es zählt (bewertet) sein Anlagevermögen (Haus, Auto, Geschäftsausstattung...) und
sein Umlaufvermögen (Kasse, Konto, Ford., Waren...).
Wenn alles gezählt ist, haben wir normalerweise links unten die Bilanzsumme der Aktiva stehen.

Rechts fangen wir mit unseren Krediten und Darlehen an. Deren Größe kennen wir.
Dann kommen Rückstellungen (Zb die drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften)
...und wenn wir nichts mehr eintragen können, weil alles drin ist, DANN ist die Differenz zwischen der Summe der Passiva-Positionen und der Bilanzsumme (aus Aktiva) das ermittelte Eigenkapital.
Korrekt. Da das EK die Differenz ist und nur einen gewissen Überschuss beschreibt kann man auch rein gedanklich davon ausgehen, dass sämtliche anfallenden Verbindlichkeiten die "übers Maß herausschießen" vom EK abgegriffen werden müssen, dass dieses in der Bilanz dadurch nur kürzer wird ist ja genau die formelle Weise.

(Ich habe schon einige Bilanz,G+V, ... -Rechnungen aufgestellt, am Verständnis happert es nicht. Aber oberflächlich betrachtet bieten sich eben nur zwei Möglichkeiten wie bereits beschrieben, vom EK abgreifen oder durch Bilanzverlängerung und Aktiv-Passiv-Tausch.
Leider übersteigt dieser Bereich mein bisher erlerntes Rechnungswesen-Wissen, weshalb ich auch nur vermuten kann.)

Beitrag 24.03.2011, 11:29

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thEMa
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Vermutlich ist es tatsächlich so, dass die Kreditsumme zum EK gerechnet wird. Davon gehen dann entsprechend noch die Rückstellungen für einen Kreditausfall weg. Im Grunde ja paradisische Zusände für die Banken. Die Banken müssen nur ausreichend Menschen finden, die einen Kredit wollen, um die Einlagen Ihrer Kunden verzinsen zu können und selbst Gewinne zu fahren. Und das wird zunehmend schwieriger. Daher auch die atemberaubenden Luftnummern , um weiteres Geld zu generieren.
Und am Ende frisst der Kapitalismus seine eigenen willfährigen Diener ...
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Beitrag 24.03.2011, 12:00

Knoxler
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Wohnort: bei Fort Knox
@ Fin

Ich geh jetzt mal von mir aus. 2000 Haus zugelegt, wenn Du jedes Jahr die Bilanzen siehst kommst Du zu dem Schluss, Sch... Du hast die Bude ja ungefähr 2 x bezahlt, wenn Du durchhälst. Der nächste der wieder Kredit drauf nimmt, dem blüht dieselbe Kacke. Es sei denn es sind alle mal so reich smilie_24 das sowas cash gezahlt wird..., na da wären dann wohl Banken überflüssig, und das kann doch nicht wirklich jemand wollen, oder?

Knoxler

Beitrag 24.03.2011, 14:13

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Goldhamster79
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Fin, du hängst an der Überweisung.

Überweist Kunde Geld weg kommt es zu einer Bilanzverkürzung.

Buchungssatz:
Kundengirokonto (Passiv) an Zentralbankguthaben (Aktiv)

Damit wird das Zentralbankguthaben ebenfalls geschmälert weil Aktivkonto reduziert sich bei Haben-Buchung. So läuft der Buchungsweg dann über die beteiligten Zwischenstellen.

VG
Goldhamster
Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Anglerschein bestraft werden,
jedoch nicht für den illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass,
dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.
M. Zeman

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