Frage an die Sammler

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

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Beitrag 10.08.2016, 19:02

Thomasio
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Ich persönlich sammele keine Münzen oder sonstwas, für mich sind Edelmetalle reine Kapitalsicherung und darum kaufe ich immer das, was so knapp wie möglich über dem Spotpreis vom reinen Metall liegt, weil ich oft nach Wien komme kaufe ich also Philharmoniker oder so, oder gleich (kleine) Barren.

Was mich wundert ist, dass es hier im Forum unter den Angeboten und Gesuchen nur sehr wenige dieser Spotpreis-Metalle gibt, dafür ein umso grösseres Angebot und auch grössere Nachfrage nach Sammlerstücken, wo der Preis den Metallwert weit übersteigt.

Darum wäre zuerst mal die Frage:
Glaubt ihr, oder wisst ihr, dass die Preise dieser Sammlerstücke schneller im Preis steigen als das reine Metall, oder sammelt ihr nur um des Sammelns Willen ohne die Absicht es später mit Gewinn zu verkaufen?

Nach allem was ich so höre und lese gibt es so gut wie gar keine neueren Sammlereditionen, die einen echten Sammlerwert haben, weil die alle in viel zu grossen Stückzahlen hergestellt werden.
Ausserdem wird man in der Krise den Sammlerwert nicht bekommen, sondern nur den reinen Materialwert, auch auf echte rare Antiquitäten von Goldmünzen.
Das gabs 1945 schon, als ein Picasso auf dem Schwarzmarkt nicht mehr wert war als ein halbes Pfund Hackfleisch, schlicht der Brennwert vom Holz im Rahmen und Goldschmuck auch nur den reinen Wert vom Netto-Goldgehalt hatte.

..... und dann ist da die Sache mit der Händlerspanne.
Ich habe bisher immer nur gekauft, nie verkauft und immer nur von renommierten Händlern, nie von privat (weil ich niemanden kenne der Edelmetalle verkaufen will und Leuten die ich nicht kenne ganz grundsätzlich nicht traue).
Dabei fällt mir natürlich auf, dass die Händlerspanne, auch wenn die beim Gold nur 3% oder so ist, bei den Summen die da angelegt werden durchaus so beträchtliche Unterschiede macht, dass ich mir vorstelle, es müsste doch eigentlich auch einen Privatmarkt für Spotpreis-Edelmetalle geben, wo irgendwo in der Mitte zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis der Händler Privatleute untereinander handeln.
Noch schlimmer beim Silber, wo ja beim Händler im Verkauf immer noch MwSt. drauf ist, die er beim Ankauf nicht zurück gibt, müssten doch 1-Unzen-Münzen oder 100g-Barren oder sowas privat deutlich mehr nachgefragt werden, als sich Anfragen hier im Forum finden.

Ergo ist die zweite Frage:
Gibt es einfach nur keine Verkäufer von Spotpreis-Metallen, weil alle (wie ich) nur kaufen, oder fehlt euch allen (wie mir) das Vertrauen in Privatkäufe, oder habt ihr gewerbliche Quellen, wo der Preisunterschied in An- und Verkauf so klein ist, dass sich Privathandel nicht lohnt?

Beitrag 10.08.2016, 20:31

Köni123
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Thomasio hat geschrieben: Glaubt ihr, oder wisst ihr, dass die Preise dieser Sammlerstücke schneller im Preis steigen als das reine Metall,
Wer etwas glaubt sollte in die Kirche gehen und wer etwas weiß wird es hier nicht preisgeben.

Ansonsten, wer auf Sammlerstücke spekuliert wird vermutlich nicht an das kommplette Chaos setzen, sondern eher an den schleichenden Werteverfall der bunten Zettel.

Und ob man nun nach einer Chaoskrise Picassos en gro kaufen kann, warten wir es mal ab. Hoffentlich werden wir es nie erfahren müssen.

Beitrag 10.08.2016, 21:10

Thomasio
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Ob man in der Krise einen Picasso kaufen kann ist nicht die Frage, denn es bleibt nun mal ein herzlich kleines Angebot, so dass die Chance ausgerechnet dann auf dem Schwarzmarkt anwesend zu sein, wenn ein verarmter vormals Reicher einen Picasso anbietet extrem klein bleibt und dann ist immer noch die Frage, ob der Anbieter für einen derartig kleinen Preis überhaupt verkaufen wird.
Tatsache bleibt aber, dass WENN einer unbedingt und zu JEDEM Preis verkaufen muss die Nachfrage so gut wie NULL ist, weil alle anderen ebenfalls kein Geld für Sammelobjekte haben und dementsprechend die 2 oder 3, die vielleicht Interesse hätten nicht viel dafür bieten werden.

OK, vielleicht ist Picasso nicht gerade ein offensichtliches Beispiel, aber versuch mal heute ein goldenes Armband oder sowas zu verkaufen, was beim Juwelier vielleicht das Doppelte vom Wert des enthaltenen Goldes kostet, da wirst du schnell merken, dass bei Privatverkäufen schon heute, ganz ohne Schwarzmarkt keine Sau mehr als den Materialwert bezahlt.
In aller Regel bekommst du für eine Unze Gold in einem Schmuckstück WENIGER als für eine Unze in einem Barren.

Warum sollte ein Sammler, der weiss dass die Preise für Sammlerstücke schneller steigen das nicht laut sagen?
Es kann doch für Sammler nur in deren eigenem Interesse sein, wenn mehr Leute dieselben Sachen kaufen wollen, weil dadurch der Wert noch schneller steigen würde.

Beitrag 10.08.2016, 21:35

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Polkrich
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Grundsätzlich eine wichtige Frage. Aus den Gründen der reinen Absicherung machst Du das schon richtig. Nur, es gibt halt auch die heutigen Serien wie zB Lunar II oder Pandas, wo man einen recht kleinen Aufpreis zu Phlies oder milchflecken Maples zahlt und hierbei aber im Gegenzug eine Werststeigerung außerhalb des Spot erwarten darf und kann.

Natürlich kaufen hier die Wenigsten nur Sammlermünzen, meinetwegen nur 1oz China PP Sondermünzen (für 89€ und zT deutlich mehr). Das wäre aus meiner Sicht nicht zielführend, weil in dem von Dir beschriebenen Fall eben eine Unze nur eine Unze ist, egal ob Philie oder China PP.

Aber, und das muss jeder für sich selbst entscheiden, soll man sich ausschl. nur (für mich) langweilige Philies oder Maples ins Haus holen? Das wäre mir zu öde. Ich mache es so, mein regelmäßig zu investierendes Budget geht zu 70-80% in spotnähere Münzen (Lunar II, Panda und 5oz Libertad), der Rest in ausgesuchte schöne Sammlerstücke aus China.
Immer kritisch bleiben....

Erfolgreich gehandelt mit diversen Mitgliedern
Bewertungen: http://www.gold.de/forum/polkrich-t8272.html

Beitrag 10.08.2016, 22:08

Thomasio
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Ja, so ähnlich habe ich mir das eh vorgestellt, dass viele User hier zum Grossteil spotnahes Zeug kaufen und nur nebenbei Sammlerstücke.
Das macht es dann aber umso merkwürdiger, dass es in den Angebots- und Nachfrage-Themen so wenige Beiträge zu spotnahem Zeug gibt, ausser natürlich es wäre (wie ich vermutet habe) so, dass im Moment alle Privatanleger nur kaufen wollen und fast niemand verkaufen will.

Beitrag 11.08.2016, 07:21

EM_Sammler
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Ich komme ursprünglich auch aus der Ecke der Edelmetallanleger. Aber so wie Polkirch es bereits geschrieben hat, irgendwann wird es langweilig immer nur die gleichen Motive zu kaufen.

Ich denke das EM-Anleger eher selten Gewinne realisieren, die kaufen die EMs sehr oft zur Krisenabsicherung und wandeln seltener in FIAT zurück. Weshalb sollte man günstig gekaufte Silberbestände (die zur Krisenabsicherung gekauft wurden) verkaufen und in FIAT umwandeln? Wenn ich Geld mit Edelmetallen verdienen wollte, würde ich an der Börse spekulieren und dort aktiv Daytrading betreiben.

Im Moment nutze ich als teilweise Sammler von historischen Gold/Silber auch die Möglichkeit an Stücke ran zu kommen die näher am Spot sind als früher. Wie Du schon bemerkt hast, wenn die EM-Preise anziehen, ziehen Sammlerpreise nicht immer sofort mit.

Bei Silber bin ich noch bei über 90% im reinen EM-Bereich, bei Gold sind es bei mir nur noch knapp über 60%.

Ich verkaufe momentan überhaupt nicht, wenn ich in nächster Zeit etwas verkaufen würde, dann nur Umschichtungsgründen oder wenn ich meine Sammlung aufräume und nicht reinpassendes rauswerfe.

Beitrag 11.08.2016, 07:54

Klecks
Gold-Guru
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Die Antwort ist ganz einfach: Das eine ist reiner Vermögenschutz und wird größtenteils gehortet, das andere sind Sammelobjekte, die gelegentlich auch mal ausgetauscht werden.

Ich schätze mal über 90% derer, die physisches EM-Bullion kaufen, tun das nicht zum spekulieren sondern, wie du ja auch, zur Absicherung. Und eine Versicherung kündigt man nicht vorzeitig wenn man sie u.U. später noch braucht. Verkauft wird in dem Bereich also nur dann, wenn jemand dringend Bares braucht.

Bei numismatischen Stücken (und im Zwischenbereich Bullion mit Sammlermarkt) sieht es anders aus: Da wechselt der eine sein Sammelgebiet oder gibt es ganz auf, der andere hat so manches Stück mehrfach, der nächste trennt sich von für ihn uniteressanten Jahrgängen usw. Da wird deutlich mehr hin und her geschoben.
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 11.08.2016, 09:04

J.R.
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Moin,

Sammlerstücke haben einen Vorteil: Der Wert schwankt nicht so stark wie bei den Spotdingern.

Ein Maple bekommst Du heute für knapp 21 Euro, in zwei Jahren kann der Preis um 50 % gefallen oder gestiegen sein, der Maple geht voll mit.

Ein Niob 2011 ist seit Jahren stabil auf 70 bis 80 Euro, ist also als konservative Geldanlage viel besser geeignet als reines Spotmetall, wo immer viel Spekulationsfantasie mit drin steckt. Noch bessere Beispiele sind historische Goldmünzen, die schwanken im Wert auch kaum, egal was der Godpreis macht.

Sammlermünzen sind etwas schwieriger zu verkaufen, das stimmt, aber dank Internet findet sich immer ein Käufer.

Und natürlich, für viele vielleicht der Hauptgrund, Sammlermünzen sind schön!

Beitrag 11.08.2016, 21:11

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Sinjawski
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Beiträge: 602
Registriert: 17.11.2012, 23:44
Sammlermünzen sind schön!
Genau: und nicht zu vergessen, das angebliche Goethe-Zitat:
Sammler sind glückliche Menschen
Unter Sammelobjekten sind Goldmuenzen sicher wertstabiler als 10 € - Scheine, und macht in der Tat auch mehr Spass, als nur die Nummern zu sammeln.
Weiterer guter Grund: wenn Du gerne sammelst, das ganze aber einigermassen uebersichtlich gestalten moechtest: Muenzen zu sammeln braucht in der Regel weniger Platz als wenn Du das gleiche Geld in Briefmarken oder Überraschungsei-Figuren investierst. Und hierbei gilt speziell: Goldmuenzen sind platzsparender als Silbermuenzen :shock:

Ein wenig Gespuer fuer Geschichte mag dabei auch helfen: Eine 200 Jahre alte Goldmuenze in der Hand zu halten, mit der seinerzeit ein Wagen, Vieh oder ein Fischerboot bezahlt worden sein mag, ist fuer mich auch interessanter, als die modernen sterilen Praegungen fuer den Massenmarkt. Aber hier geht es schon sehr in die Richtung einer Diskussion ueber Geschmack, und ob BU-Ware oder Sammlerei, fuer mich muss es Spass machen und mich interessieren, weshalb ich beispielsweise keine chinesischen Muenzen sammele, obwohl ich denen die hoechsten Wertsteigerungspotentiale zurechnen wuerde.

Wenn sich eine Kaiserreichsmuenze in Dein Saeckchen oder Muenzkapsel verirrt hat, so kann die ueber 140 Jahre alt sein, ist seit ueber 90 Jahren kein Zahlungsmittel mehr, hat aber immer noch einen Wert. Deshalb wird diese heute verwahrt, und auch noch, wenn Du nicht mehr lebst. Solche Stuecke werden weitergereicht, verschenkt oder verkauft an die naechste Generation - Du bist immer nur ein Besitzer auf Zeit. Es kann ein Luxus sein, wenn es Dir so gut geht, dass Du Dinge kaufst, die Du nicht verkonsumieren musst, Gesundheitsbewusstsein, weil Du weisst, dass Deine Leber das Aequivalent an Bier nicht vertragen wuerde, oder Vorsorge, weil Du denkst, dass Du im Alter auf gewisse Reserven angewiesen bist. Sicher ist es besser fuer die Umwelt, als wenn man das gleiche Geld in noch mehr elektronischen Schnickschnack oder Autos investiert, auch muss fuer eine historische Muenze kein Urwald mit Quecksilber verseucht werden. Ob irgendeiner dieser Punkte Dein Interesse an historischem Gold weckt, oder der reine Investmentgedanke Dich davon Abstand halten laesst, wird jeder anders entscheiden.

Zum Wiederverkauf: die Margen, die bei Haendlern oder Auktionshauesern fuer den Verkaeufer "verloren" gehen, schmerzen schon, weshalb Privatverkauf immer interessant bleibt, aber auch immer schwierig. Du kannst es aber ein bisschen in die Reihe der Dinge stellen, die Du sonst zur "Freude" erwirbst - denke an die Haendlermargen bei Autos, Kleidung, Schmuck oder Uhren, die Courtagen der Makler. Trost bringt Dir hier aber die Chance, durch den Goldpreisanstieg auch grosse Teile dieser Margen zu kompensieren. Und einen Verkaufsservice gibt es halt nicht umsonst. Alles in allem wuerde ich nur bei wenigen Muenzen, die mir nicht mehr so sehr gefallen, eine Investition bereuen. Bei Aktieninvestments habe ich mich im Vergleich schon mehr geaergert :!:
Half of what he said meant something else,
and the other half didn't mean anything at all.
(Rosencrantz And Guildenstern Are Dead)

Beitrag 11.08.2016, 22:21

Thomasio
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Wohnort: Italien
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Für mich selber kommt die Sammelei nicht in Frage, weil ich nicht so viel über habe, dass ich ausser Krisenvorbereitung in Spotpreis-Zeug noch grossartig mehr auf die Seite legen könnte.
Aber wenigstens habe ich jetzt eine Antwort mit der ich was anfangen kann.

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