Münzenmesse nur noch total depressiv

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

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Beitrag 22.09.2019, 17:53

Lunarhunter
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Heute hatte ich eine total schockierende Erfahrung, ich war voller Vorfreude auf der Stuttgarter World Money Fair und dort war fast nichts los.

Ich erinnere mich noch gerne an die 90er Jahre, da war die Münzenmesse in Stuttgart noch riesig, es gab sehr viele Aussteller und sehr viele Besucher. Aber die letzten beiden Jahre waren einfach nur noch ein Witz. Es gibt einen neuen Ort für die Messe, der extrem klein ist und wie eine alte Lagerhalle aussieht, es waren kaum Besucher da und es waren wenig Händler da. Bereits um 14:00 Uhr haben die meisten zusammengepackt, in den Gesichtern der Händler hat man überall nur extreme Ernüchterung gesehen. Ich glaube kaum einer hat irgendwas Nennenswertes verkauft. Ich war dort wegen 2 bestimmter Münzen, aber kein Händler hatte die da, obwohl es eigentlich recht gängige Münzen sind. Statt dessen hatten die meisten Händler nur irgendwelche alten schlecht erhaltenen Münzen, viele davon in Grabbelkisten etc. Angebot und Nachfrage gehen so total an einander vorbei.

Genauso gab es vor 20 Jahren noch viele Anbieter mit Briefmarken und Telefonkarten, aber das wurde dann von Jahr zu Jahr immer weniger und ist dieses Jahr auf 0 gefallen.

Geht das Interesse an Münzen wirklich so extrem zurück oder war das nur ein Einzelfall? (Die letzten beiden Jahre auf der Messe waren auch schon sehr mager, aber heute war der absolute Tiefpunkt) Heute liest man ja überall nur noch von Onlinehandel, Bitcoins, neuen Bezahlapps, Bargeldeinschränkungen etc.

Sind Münzen bzw. das Münzen Sammeln dann bald ganz am Ende?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Beitrag 22.09.2019, 18:21

Quinar
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Die mittelgroßen Börsen werden zunehmend uninterssanter.Dies aber auch schon länger.
High-End Ware verbleibt nicht selten über Generationen hinweg in starken Händen ,ist nach dem Lex-Grütters außer Landes gegangen oder findet sich in Saalauktionen wieder.

Ich besuche eigentlich nur noch ab +an kleine Veransdtaltungen wenn es zeitlich mal passt.Geht da mehr um Gespräche und Kontakte. Mitgenommen wird da oft nicht mehr als ein... zwei kleine LMUler, zwei -drei Silberunzen....

Eine weitere Ebene ist der gesellschaftliche "Wandel". Man kann Gesellschaften freilich umbauen(wie man in jeder Innenstadt sieht).
Daß sich dabei nicht lediglich die Pigmentierung der Haut ,sondern eben auch Interessen,Positionierungen,Mentalitäten etc. pp. ändern liegt auf der Hand (oder in der Shishabar).

Beitrag 22.09.2019, 19:54

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Grandmaster
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Wundert mich nicht.

Mit Reisekosten im Auto (knapp 400 km), Unterbringung für eine Nacht, Eintritt, etc. wäre ich mal locker bei 150€ und mehr. Dazu den Zeitaufwand und den Stress der Anreise. Und dann habe ich noch nicht einen Euro für eine Münze ausgegeben. Für 150€ bekomme ich 8 Unzen Silber oder eine kleine 1/10 Goldmünze.

Und auf einer Messe finde ich letztendlich nichts, was es nicht auch im Internet gibt. Mit Pech sogar auf der Messe zu höheren Preisen.

Also stelle ich mir die Frage, warum sollte ich auf so eine Messe fahren?

Und was das Münzsammeln betrifft: Ja, es ist am Aussterben. Wie das Briefmarkensammeln oder das Hobby Eisenbahner. Mein Vater hatte eine große Briefmarkensammlung. Beim Verkauf waren wir froh, überhaupt noch was für das Zeug bekommen zu haben. Neulich habe ich im Keller noch einen großen Karton mit hunderten gebrauchten Briefmarken gefunden, der wohl übersehen wurde. Quasi alles Papiermüll. Und die alte Eisenbahn ging, da tlw. defekt und das Interesse der Enkel bei ca. 0,0 lag, für ein paar Euro an jemanden, der das ganze als Ersatzteillager genommen hat.

Beitrag 23.09.2019, 17:31

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amabhuku
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Es bleibt bei Edelmetallen der intrinsische Wert; bei Papier und Stahl- / Buntmetallschrott von Briefmarken und Modelleisenbahnen ist das nur mit Riesen-Lagerhäusern machbar.
Kaum vergleichbar.
Deswegen wundere ich mich über die derzeitigen 5 Oiro Luftmünzensammler und die Opis die sich um neue 2 Oiro Ausgaben kloppen. Sinnlos verschwendete Zeit und die Nachkommen müssen es später entsorgen....
Alte Edelmetallmünzen bleiben immer kostbar.

Bei Münzmessen kann man anonym und über die gesetzliche Grenze hinaus Papierzettel gegen Werthaltiges tauschen. Nur das macht Sinn.

Beitrag 23.09.2019, 20:52

Quinar
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Kompletes Aussterben wohl nicht, aber die Sammlerschaft der Standarts wird sich weiterhin verringern.

Kaiserreich,Weimar,DDR,Bund und der Krempel welcher ab den 60er/70er FÜR einen Sammlermarkt produziert wurde wird sich preslich bei den Standarts weiter reduzieren. Bei den High-Ends (die wirklichen High-Ends...nicht "die ersten 3" Bund etc.) werden wir jedoch sogar gegenläufige Entwicklungen sehen.

Preussen sind bei Au ja bereits seit vielen Jahren meist "Bullion" und bei Silber teils nicht mehr weit entfernt.

Seitdem kaufe ich beispielsweise ab+an auch mal wieder Kr in Ag.

Wenn ich bei Ag die Wahl habe 25 Maples oder 30 Kaisereichfünfer für X € zu kaufen greife ich zu den Fünfern obwohl es etwas weniger Material darstellt.

Beitrag 23.09.2019, 21:43

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Grandmaster
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amabhuku hat geschrieben:
23.09.2019, 17:31
Es bleibt bei Edelmetallen der intrinsische Wert; bei Papier und Stahl- / Buntmetallschrott von Briefmarken und Modelleisenbahnen ist das nur mit Riesen-Lagerhäusern machbar.
Kaum vergleichbar.
Deswegen wundere ich mich über die derzeitigen 5 Oiro Luftmünzensammler und die Opis die sich um neue 2 Oiro Ausgaben kloppen. Sinnlos verschwendete Zeit und die Nachkommen müssen es später entsorgen....
Alte Edelmetallmünzen bleiben immer kostbar.

Bei Münzmessen kann man anonym und über die gesetzliche Grenze hinaus Papierzettel gegen Werthaltiges tauschen. Nur das macht Sinn.
Ich teile das Münzsammeln in 3 Kategorien:

Erstens Münzen aus Edelmetallen, die primär als Schutz des Privatvermögens gekauft werden, also idR spotnahe Ware. Ein Bereich, der wohl erst dann aussterben wird, wenn ein totalitärer Weltsozialismus alles persönliche Eigentum verbietet und unter Todesstrafe stellt.

Zweitens numismatisch hochwertige Ware. IdR sehr teure Einzelmünzen, oft aus älteren Epochen. Auch diese werden mMn das Aussterben überstehen, da diese Münzen auch eine Art Vermögensschutz darstellen, ähnlich wie gute erhaltene Antiquitäten.

Und drittens der ganze Rest. Das ganze Zeug wird mMn mehr oder weniger über den Jordan gehen. Ist Edelmetall dabei, fällt es auf den Schmelzpreis (Medaillen, Massenware). Unedles geht in den Müll oder Schmelze. (ja, auch diese komischen 2€, 5€ und 10€ Münzen, etc....)

Anonym? Sobald man hier im Forum, bzw. im Internet auf gewissen Seiten unterwegs ist, ist die Anonymität vorbei. Da kann ich auch online bestellen und zuschicken lassen. Viele haben das Internet noch nicht verstanden. Sie denken, wenn sie mit einem Pseudonym durchs Internet schippern wären sie quasi unsichtbar. Gefährliche Fehlannahme. Sollte es wirklich mal zu einem Verbot von Edelmetallen kommen und das ganze Zeug eingesammelt werden, dann werden sich sehr viele hier wundern, wer da nachts um 3 Uhr an der Tür klingelt. Wer anonym sein will, sollte jetzt den Rechner und das Handy/Smartphone ausschalten und besser nicht mehr anmachen.

Beitrag 24.09.2019, 09:22

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gold2000
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Grandmaster hat geschrieben:
23.09.2019, 21:43
Erstens Münzen aus Edelmetallen, die primär als Schutz des Privatvermögens gekauft werden, also idR spotnahe Ware. Ein Bereich, der wohl erst dann aussterben wird, wenn ein totalitärer Weltsozialismus alles persönliche Eigentum verbietet und unter Todesstrafe stellt.
Das ist die Kategorie mit der auch ein Laie nichts falsch machen kann. Aber diese Stücke sollten Laien undbedingt im Edelmetallhandel oder bei den Banken erwerben. Auf eBay, eBay Kleinanzeigen, Münzforen oder Trödelmärkten werden Laien regelmäßig Fälschungen als günstiger Dachbodenfund oder sonstige Schnäppchen angedreht. Privat verkäuflich sind und bleiben solche Stücke also wenn überhaupt nur unter den Händlerpreisen.
Grandmaster hat geschrieben:
23.09.2019, 21:43
Zweitens numismatisch hochwertige Ware. IdR sehr teure Einzelmünzen, oft aus älteren Epochen. Auch diese werden mMn das Aussterben überstehen, da diese Münzen auch eine Art Vermögensschutz darstellen, ähnlich wie gute erhaltene Antiquitäten.
Numismatisch hochwertige Ware wird aktuell ausschließlich über Auktionshäuser mit Wertgutachten vertrieben. Für Expertise bezahlt man beim Ankauf also schon heute 1/3 des Kaufpreises.Nach einem Börsencrash und der Neuordnung der Finanzplätze werden für solche Spielereien lange Zeit keine finanziellen Mittel mehr vorhanden sein. Die Kategorie Kunst, Antiqutäten und Oldtimer wird es ebenso wenig wie Luxusjachten oder Sportwagen geben. Schaut euch die Thomas Cook Touristen an. Das war erst der Anfang!

Da die staatlichen Strukturen inklusive Pensionen und Rentenansprüche weiter wegbrechen werden (Schon heute: Clanbildung / No go Areas / Zuzahlung zur Rente aus Steuermitteln i. H.v. 1/3 des Bundeshaushaltes ) wird die vom Proletariat getriebene Politik mittel finanzieller Repressionen die „Reichen“ samt ihren Prestigeobjekten. wozu auch deine „numismatisch hochwertige Ware“ zählt, enteignen und vertreiben.
Grandmaster hat geschrieben:
23.09.2019, 21:43
Und drittens der ganze Rest. Das ganze Zeug wird mMn mehr oder weniger über den Jordan gehen. Ist Edelmetall dabei, fällt es auf den Schmelzpreis (Medaillen, Massenware). Unedles geht in den Müll oder Schmelze. (ja, auch diese komischen 2€, 5€ und 10€ Münzen, etc....)
Mit dem „ganzen Rest“ meinst du wahrscheinlich den Bereich der modernen Numismatik, die zur Zeit nur einen verschwindend geringen Teil des Umsatzes der Edelmetallhändler aber einen respektablen Teil der Händler Gewinne ausmacht.

Man möchte meinen, dass es hierfür keine vernünftigen Verkaufpreise gibt. Das mag bei hoch gehypten also mit viel Werbung auf den Markt gebrachten Stücken zutreffen. Was hat die limitierte 1 oz Silberkrügerrand Premiumprägung 2017 bei Markteinführung als Vorbestellung gekostet ? 50 Euro ? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht weil ich solchen Podukten nicht nachjage. Jedenfalls nicht während des Hochs eines Hypes. Nach Einführung der 2018er Krügerrandmünzen als reine Bullionware waren die Preise zwischenzeitlich bis auf 25 Euro eingebrochen und sind zuletzt wieder auf gut 40 Euro angezogen. Es wäre mir jetzt zu müßig die ganzen Beispiele aufzuzählen, bei denen man sich in näherer Zukunft bzw. mittelfristig glänzende Wertsteigerungen auf dem Sammlermarkt erhoffen darf. Viel interessanter finde ich die Frage, was mit solchen Stücken geschehen wird, wenn die staatlichen Strukturen wegbrechen. Werden sie dann nur noch so viel wie der Marktwert des jeweiligen Edelmetalles bringen ? Nun – in diesem Fall hätten sie zumindest gegenüber „echter Numismatik“ deutlich weniger an Wert eingebüßt, da man die Stücke aus dem Bereich der modernen Numismatik deutlich günstiger als „echte“ Numismatik erwerben konnte. Man hat sich 30 % Provisionsgebühr und Gutachterkosten „gespart“ .

Bleibt die Frage, ob diese Stücke in Fall einer schweren Wirtschaftskrise oder gar einer Währungsreform wirklich auf den reinen Materialwert zurück kommen werden. Dass sie heutzutage oft gefragte Objekte der Begierde sind ist so weit wohl unstreitig.

Nut. Nach einer Währungsreform wird es Gewinner und Verlierer geben. Verlierer werden in jedem Fall die Rentner sein. Je nach dem welche politischen Kräfte sich durchsetzen werden könnten die arbeitende Bevölkerung Gewinner sein, nämlich dann wenn sich eine politische Kraft durchsetzen würde, die freies Unternehmertum, also die Marktwirtschaft fördert. Danach sieht es jedoch aktuell nicht aus. Insbesondere in Deutschland! In Europa sieht es anders aus. England ist auf dem Weg. Der Rest wird folgen. Also nehmen wir einmal an, dass wir zu einer Art DDR 2.0 zurück finden. Wird dann die internationale Wertschätzung für numismatische Schmankerl wie der einen Unze Goldschwan High Relief in Proof mit einer Auflage von nur 188 Stücken wirklich auf den 0 Punkt fallen ?

So ganz spontan würden mir über 300 Millionen potentielle Käufer in den USA oder 60 Millionen Käufer in Großbritannien einfallen. Auch dort werden sich in naher Zukunft gewisse politische Kräfte durchsetzen. Also werden sich die einen Länder mehr Richtung Freiheit und Marktwirtschaft, die anderen Richtung Planwirtschaft weiter entwickeln. Was mehr Prosperität verspricht brauche ich nicht zu erklären. Also schaut euch bitte die 600.000 Thomas Cook Touristen, die Klima Hysterie samt angedachten Flug- Fahrverboten und die Bevölkerungsstruktur in Deutschland an. Dann wisst ihr weswegen ich keine Münzen mit 100 Euro Prägung über Spot kaufe!

Beitrag 24.09.2019, 09:44

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amabhuku
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Grandmaster hat geschrieben:
23.09.2019, 21:43
Anonym? Sobald man hier im Forum, bzw. im Internet auf gewissen Seiten unterwegs ist, ist die Anonymität vorbei. Da kann ich auch online bestellen und zuschicken lassen. Viele haben das Internet noch nicht verstanden. Sie denken, wenn sie mit einem Pseudonym durchs Internet schippern wären sie quasi unsichtbar. Gefährliche Fehlannahme. Sollte es wirklich mal zu einem Verbot von Edelmetallen kommen und das ganze Zeug eingesammelt werden, dann werden sich sehr viele hier wundern, wer da nachts um 3 Uhr an der Tür klingelt. Wer anonym sein will, sollte jetzt den Rechner und das Handy/Smartphone ausschalten und besser nicht mehr anmachen.
Mag sein, trotzdem kann man auf Münzmessen *anonym* kaufen. Echt anonym bist du seit deiner Geburt sowieso nicht - Cellphone, PC,..hin oder her.
Kann klingeln wer will und zu welcher Uhrzeit auch immer. Es bedeutet das der Klingler erstens *annimmt* der Besuchte hätte Edelmetalle.
Dann muss er zweitens sie noch finden.
Zuletzt drittens noch nachweisen das sie unrechtmässig erworben wurden.
Von Zuständen wie in Russland 1917, wo selbst Leute unter der Folter zugaben Gold zu haben die noch nie welches gesehen hatten, redest du wohl nicht nehme ich an. :mrgreen:

Deine Sammler-Kategorien sind für die meisten Leute oft ein Gemisch aus allen. Je nach aktuellem Gusto und Lebensalter.
Das ist eh nie die schlechteste Option, eine Streuung.

Richtig - Kaisergold/silber, Vrenelis, Sovereigns u.ä. sind eigentlich Bullion, selbst die Sammler der selteneren Ausgaben sterben hinweg.

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