Die Saat des Geldes?
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Da seit Adam Smith den Wirtschaftswissenschaftlern solche Tauschhandelsgesellschaften als Ursprung des Geldes gelten (über die Einführung eines allgemeinen Tauschgutes: von der Muschel bis zum Gold), liegt hiermit eine sehr fundamentale Aussage vor, die, aus einer ganz anderen Richtung als man es gewohnt ist (nämlich der Anthropologie und nicht von irgendwelchen Ökonomen, egal wie konträr ihre Ansichten sein mögen), bezüglich der Entstehung von Geld einige höchst beachtenswerte Fragen aufwirft!
Ich wollte mal fragen, ob jemand weiß, ob es da neuere Erkenntnisse oder Arbeiten gibt? Und wenn ja, wo?
- Der Goldene Kiel
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Ihrer Aussage nach gehen frühe Formen des Geldes auf Zeichen, die die Teilhabe an Opferhandlungen, bestätigten (es war von Holzspießchen, Tontäfelchen, später von metallenen Münzen die Rede). Diese wurden dann auch außerhalb des Tempels als Tauschmittel verwendet.
- Goldhamster79
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Worauf basierte der argumentative Ansatz zu dieser These bzw welche Überlegungen wurden diesbezüglich zum Ausdruck gebracht?
jedoch nicht für den illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass,
dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.
M. Zeman
-
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@kiel (golden)
Nicht, dass ich was beitragen könnte...
Aber ich Sitz hier gerade und lese zufällig Christina von Brauns "der Preis des Geldes". Bin noch nicht so weit gekommen. Unter anderem weil (ganz im Gegensatz zu Ladon) die Dame wirklich kein Ende findet. Aber eines kann ich dem goldenen Kiel bestätigen: Zumindest in den ersten 70 von 500 Seiten wird die Entstehung des Geldes als etwas mystisches/opferersetzendes/quasireligiöses beschrieben. Die Dame kann viele Quellen vorweisen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Thesen der Dame nicht so richtig nachvollziehen kann. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass ich einfach zu doof bin!
Außerdem geht es am Thema des Fadens vorbei. Ladon geht's wohl eher um den Tauschhandel. Frau Braun über Wurzeln der Entstehung und die Symbolik des. Geldes.
Grüße
Mir scheint es aber MÖGLICH, dass wir hier einem Aspekt auf der Spur sind, der in der Fachwelt (dazu zählen jetzt auch die üblichen Gegner des herrschenden Systems!!!) geflissentlich ignoriert wird, weil es aus einer anderen akademischen Sparte stammt. (Solche Phänomene sind nicht selten und meist der Ursprung sogenannter "populärer Irrtümer" über die Geschichte.)
Die Möglichkeit, dass "Geld" zunächst als eine Art "religiöser Kredit" auftrat, ist zwar interessant (und nicht ganz unbekannt), aber für solche Schlüsse bin ich noch lange nicht weit genug. Meine Frage lautet zunächst mal einfach:
Hat sich seit dem o.a. Aufsatz, auf den der von mir gefundene Artikel bezogen war (ich glaube aus den 1920ern) in den letzten Jahren aus anthropologischer Sicht Neues ergeben? Hat man Völker oder Stämme gefunden, deren "Ökonomien" auf nachbarschaftlichem (!!!) üblichem Tauschhandel basierten? Wo es also tatsächlich so läuft oder lief, wie in den seit Smith immer wieder herangezogenen "fiktiven" Dörfern, wo der Schmied und der Bauer Sachen tauschen müssen und aus dem Problem des nicht immer gleichzeitig bestehenden Bedarfs schließlich ein Wert erhaltendes Tauschmittel generiert wurde.
P.S.
Das ist ein schwieriges Thema und bietet viel Raum für Missverständnisse:
Es geht nicht um die sattsam bekannten Tauschrituale, die es in überall gibt, die aber (bei genauem Hinsehen) eigentlich isolierte Epsioden zwischen "Fremden" sind. Oder missverstandene, wie dieses Nägel-Beispiel in Schottland, bei dem die Nägel ja eigentlich nur ein Kreditwerkzeug wegen des zeitweisen Münzmangels darstellten. Sogenannte "Rückfälle" in den Tauschhandel mit Ersatzwährungen sind ausnahmslos in Märkten beobachtbar, die "Geld" schon kennen, nur momentan keines greifbar haben.
Diese ganzen Sachen können wir ausklammern.
- Der Goldene Kiel
- 10 Unzen Mitglied
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http://www.geschichtsforum.de/f22/hande ... kum-16397/
es gibt anscheinend noch weitere Einträge die sich mit dem Steinzeitlichenhandel beschäftigen aber ich hab noch nciht alles durch gelesen.
Ich frage mich ob es dieses Szenario überhaupt gegeben haben kann, wo eine Gesellschaft die schon Bauern und Schmiede (oder sonstwie spezialisierte Arbeitsteilung) kennt noch Barter-Handel betreiben kann. Ich vermute eher (ohne solche Annahmen bisher hinterfragt zu haben), dass Geldmittel (die altbekannten Muscheln o.ä.) sehr früh in der gesellschaftlichen Entwicklung stehen.Ladon hat geschrieben:[...]immer wieder herangezogenen "fiktiven" Dörfern, wo der Schmied und der Bauer Sachen tauschen müssen[...]
Gedanke am Rande: Wenn ich mich richtig an "Die Götter müssen verrückt sein" erinnere, haben die Leute dort noch nichts von Geld gehört - haben aber auch keinen Tauschhandel in einer anderen Weise betrieben.
Alexandre Dumas
Ja, vielleicht auch. Aber erst im zweiten Schritt, würde ich sagen.Der Goldene Kiel hat geschrieben:Geht es letztlich um diese Frage: "Was war zuerst da: Geld oder Arbeitsteilung und Handel?"
Um mich der Sache anzunähern hätte ich mir aber erst einmal einen "Einblick" in den AKTUELLEN STAND der anthropologischen Forschung gewünscht (Hätte ja sein können, dass jemand hier an solchen Themen interessiert ist), ob die genannte Grundprämisse überhaupt noch Gültigkeit hat. Und momentan hab' ich einfach keine Zeit für derartige Recherchen in Gebieten wo ich mich nicht auskenne.
Wenn das geklärt - und ggf. bestätigt - ist, kann man daran gehen die Schlüsse, die (augenscheinlich ja auch im "Preis des Geldes") gezogen werden, auf den Prüfstand zu stellen.
@ Gladius
Im Geschichtsforum schweifen sie dann auch ab ...
Ich glaube aber, denen geht es eher darum "Handel" an sich weiter in die Vergangenheit zu schieben als es die stark vom 19. Jahrhundert geprägte "offizielle Geschichtsschreibung" tut.
Aussagen zu "Geld" sind ausgesprochen schwierig; insbesondere wenn man die "Ursprung in kultischem Kontext" (Schuld / Schulden; Geld / guilt (engl.) ... gibt noch viele Beispiele) These in Betracht zieht. Oder das Problem der archäologischen Fundlage: Metallmünzen erhalten sich nun mal sehr gut. Erstes Auftreten und Funadanzahl an sich KÖNNTEN daher zu grundlegenden Missinterpretationen geführt haben.
P.S. @ Duke_78
Du sprichst es aus: Das ist kein realistsiches Szenario. Es ist aber das Szenario auf dem seit Anbeginn der "Ökonomie" als Wissenschaft aufgebaut wird! Von allen!
Vor allem in der Frühzeit waren die Menschen ja Gruppen/Stammes mäßig organisiert und die waren relativ autark würd ich jetz mal behaupten. Grade die heutigen Naturstämme zeigen ja, dass es die arbeitsteilige Gesellschaft wohl als ursprünglichste Gesellschaftsart besteht. (Männer fertigen Speere und gehen jagen, Frauen hüten das Vieh und machen das Haus oder umgekehrt). Soviel zu dem "Die Götter müssen verrückt sein"- Beispiel. Soweit ich weiß sind die Buschmänner weitest gehend autark und treiben auch keinen Handel, aber da kann ich mich auch irren.
Geld braucht man eigentlich eh erst wenn man eine größere Siedlung bildet und Handel treibt. Wobei ich mir nicht sicher bin ob ich Geld schon brauche wenn ich ne große Siedlung habe.
Wer ist jetzt der Adressat Deines Posts? Die verrückten Götter kamen vom Duke_78 ...
Egal. Also es ist natürlich so: Ich WILL auf überhaupt nichts hinaus. Ich bin kein Ideologe und muss keine Ideologie verteidigen. Im Gegenteil, ich bin höchst gespannt, wohin mich dieser Gedankengang führt. Vielleicht darf ich es noch mal umreißen?
Als allererstes gilt es abzuklären, ob die von mir aufgespürte These, dass nie und nirgendwo jemals Tauschökonomien im konventionellen Sinn der Wirtschafts- und Geldtheorien gegeben hat (also letztlich solche, wie sie schon Adam Smith beschrieb: die dörflichen, arbeitsteiligen Gemeinschaften, die aufgrund der niemals exakt gleichzeitig auftretenden Bedürfnisse "Geld" erfinden um untereinander (!) Waren zu tauschen).
Das scheint (!) einer dieser fatalen wissenschaftlichen Mythen zu sein (etwa so wie der mittlerweile vielfach und stichhaltig widerlegte Mythos die Menschen hätten im Mittelalter an eine flache Erde geglaubt).
WENN dem so ist, wird man - so diese Erkenntnis dann mal Einzug in den "akademischen Kanon" gefunden haben wird (was erfahrungsgemäß ein "paar" Jährchen dauern kann - einige der grundlegensten Annahmen der Geldtheorie (und zwar egal welcher!!!) neu hinterfragen müssen! Zum Beispiel ob "der Markt" (ohne Wertung und gleichgültig wie man ihn sieht) tatsächlich eine derartige "Entität" ist, wie von "Libertarians" und "Regulationisten" GLEICHERMASSEN angenommen. Und natürlich auch, woher "Geld" eigentlich kommt.
... also ich persönlich finde, das ist ungemein spannend und lohnenswert. Natürlich könnte das einige lieb gewonnenen Überzeugungen über den Haufen werfen, aber das darf einen eigentlich nicht vom "Forschen" abhalten. Und welche Schlüsse man am Ende ziehen kann, ist sowieso völlig offen.
- Der Goldene Kiel
- 10 Unzen Mitglied
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Wieso Konjunktiv? Zumindest ich hätte nicht geantwortet, wenn das Thema nicht auch mein Interesse wecken würde. Letztlich sind die hier immer mal wieder stattfindenden Diskussionen rund um das Wesen des Geldes mit ein Grund, wieso ich hier regelmäßig reinschaue. Leider bin ich nicht in der Lage, den Stand der anthropologischen Forschung bezüglich der aufgeworfenen Frage zu referieren. Vielleicht kommt ja noch jemand.Ladon hat geschrieben:(Hätte ja sein können, dass jemand hier an solchen Themen interessiert ist)
Meinst Du damit jetzt die Frage, ob es solche Tauschwirtschaften, wie sie Adam Smith vor Augen hatte jemals gab, oder die These Smiths, daß in solchen Tauschwirtschaften das Geld der Praktikabilität bzw. der Effizienz halber "erfunden" wurde?Ladon hat geschrieben: , ob die genannte Grundprämisse überhaupt noch Gültigkeit hat.
Es scheint mir zumindest so zu sein, daß diese These zunehmend kritisiert bzw. offen verneint wird.
Genau so fing nämlich der genannte Radiobeitrag an. Die Moderatorin referierte diese alte These vom Geld, welches zur Vereinfachung von Tauschhandel erfunden wurde, woraufhin v. Braun sowas wie "Das ist vollkommen falsch" sagte.
Richtig, Criceto, vor allem, wie weit blicken wir zurück?Goldhamster79 hat geschrieben:Ladon, weitere Details wären gut...
Worauf basierte der argumentative Ansatz zu dieser These bzw welche Überlegungen wurden diesbezüglich zum Ausdruck gebracht?
Wir wollen uns hier nicht gegenseitig langweilen mit den Zahlungsmitteln der alten Lyder oder Bronzebarren, die zur sozialen Differenzierung geführt haben.
Irgendwo müssen wir eine Grenze ziehen.
Die alten Ägypter zahlten Lohn, jawoll, in Form von Getreiderationen.
Und das setzte bereits 26oo B.C. Folgendes voraus:
dezentale Lagerung/Verteilung, Rechnungseinheiten (Shat/Shaet) und natürlich Buchführung :
10 Shat/Shaet? für ein Haus.,
Original-Hyroglyphen-Texte aus der Zeit:
„Du hast diese Zahlungen (von zehn Saht) gänzlich durch „Umwandlung“ von Gegenständen, die diesen Wert haben, vorgenommen“ .
So wurden völlig unterschiedlich geartete Gegenstände durch die Bezugnahme auf den Saht vergleichbar gemacht.
(Der Saht war an den Goldwert bebunden; ein Saht entsprach 7,5 g Gold.)
Wem dieser Zeitraum immer noch nicht ausreicht, der landet sehr schnell bei einem praediluvialen Thema vor der Würmeiszeit .
Oder gleich beim Freudo-Marxismus in der Schimpansen-Society, in der zweifellos auch bereits Arbeitsteilung existiert und Tauschmittel in Form von Dienstleistung bestehen:
Du mir geben Banana(-geld), ich dir lausen Fell
Du mir geben Kocko(-geld), ich dir bieten Schutz
Du babysitten, ich dir dann gewähren Rendezveus, wenn Silberback Siesta halten-
K1
gern gehandelt mit silberbaron
Ich bezog mich auf die Anthropologie, nicht das Thread-Thema, mit dem Konjunktiv.
@ k1
Wenn wir uns nicht mit alten "Geld"-Systemen oder -Formen langweilen sollen ... warum fängst Du dann damit an?
(Sorry)
Das Ägypten-Besipiel krankt daran, dass es, wie Du selber schreibst, in einer Gesellschaft angesiedelt ist, die bereits auf der "Geldstufe" ist und bei der nur (vielleicht mangels faktisch vorhandener Münzen) eine Recheneinheit (= Währung) in Bezug zu Waren gesetzt wird. Das hat NICHTS mehr mit einer Tauschökonomie zu tun! WANN Geld erfunden wurde steht doch gar nicht zur Debatte.
Viel interessanter - und in diesem Sinn Thread bezogen - ist dann auch Dein "Beispiel" archaischen (Schimpansen-) Tausch"handels", denn das ist genau das, was behauptet wird: Eben KEIN reziproker Austausch mit irgendeinem "Wertmaßstab", sondern viel eher "Schenkungen", die weder wertmäßig vergleichbar sind, noch verglichen werden. Die fiktiven Tauschökonomien der Wirtschaftler gehen aber davon aus, dass es gerade die Schwierigkeiten sind, die FESTGELEGTE Paritäten der getauschten Waren mit sich bringen, und die zur Geldbildung führen: Wie oft hat man in der Literatur schon gelesen, dass es so wahnsinnig unpraktisch wäre, sich die Tausende von Tauschparitäten zu merken (oder damit zu arbeiten), die schon wenige Dutzend Waren am Markt mit sich bringen würden, so dass die Einführung einer Zwischentauschware (und dann Geld) nur logisch sei!
Vor allem aber müssten Tauschökonomien nicht grundsätzlich (wie im Beispiel) auf die Gruppe beschränkt sein in der man lebt! Innerhalb einer solchen Gruppe/Familie werden natürlicherweise Dinge/Dienstleistungen gegeben und genommen ... aber ohne "Aufrechnen". Das ist heute nicht anders. Im Gegenteil ist es ganz selbstverständlich. Und die Mutter/Kind Beziehung ist der Inbegriff des altruistischen Handelns schlechthin. Das Missverständnis (und ich hoffte das oben schon ausgedrückt zu haben) liegt darin, dass Du Gruppendynamik mit Markt vermengst.
Überspitzt gesagt - und wenn man auf das Beispiel tiefer eingeht und sich das Modell zu eigen macht - schießt Du sogar über das Ziel hinaus, denn Deine Affen schöpfen gerade KREDIT: Du beschreibst die Entstehung von Schuld, die irgendwann in der Zukunft beglichen wird. Das ist jetzt nicht ganz ernst gemeint ... aber ein wenig schon, denn es ging um vom Markt dirigierte TauschÖKONOMIEN, nicht um soziales Verhalten.
Gerade Dein "Beispiel" zeigt ziemlich deutlich, was ich oben angedeutet habe: Diese Perspektive, diese Art die Dinge mal zu betrachten, rüttelt an einigen sehr lieb gewonnenen Überzeugungen und Du argumentierst genau so, wie man es von einem Verfechter der konventionellen Lehre(n) erwarten kann.
- Rentenempfänger
- 10 Unzen Mitglied
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- Registriert: 03.06.2012, 13:27
- Wohnort: FRANKEN !
Grund war schlicht, dass es keinen Strom gab (kein Kühlschrank)e sowie keine Devisen.
Hat nun der Fischer Fische gebracht, mussten die in naher Zeit verwertet werden. Wurde ein Schwein geschlachtet erfolgte dies in längeren Abständen.
So erhielt der Fischer für seine Fische ein Beutelchen Kauris die er letztendlich gegen Schwein, Huhn, Gemüse usw. wieder eintauschen konnten.
Eigentlich weitläufig ein Tauschhandel.
Ich habe das System nie verstanden, zumal auf abgelegenen Inseln solche Muscheln zu finden waren.
Vermutlich war hier viel Anstand und Vertrauen gefragt.
Letztendlich wollten sie von Touristen aber DOLLLAL.
Du tust so, als ob ich eine These vertreten würde oder sie zu erklären suchte ... aber ich FRAGE ja.
Deine Beispiele sind (jedenfalls gehe ich davon aus) sachlich richtig - aber, und das ist der springende Punkt, sie haben NICHTS mit den "dörflichen Tauschökonomien" zu tun, die den Geldtheorien als logischer Ursprung der "Gelderfindung" dienen!
Hier werden ja jeweils regional nicht verfügbare Dinge getauscht. Das ist was ganz anderes. Und solche Vorgänge sollten (so wie ich das verstanden habe) niemals angezweifelt oder bestritten werden. Es geht nur um ein ganz grundlegendes Axiom der Wirtschaftswissenschaften, das als fiktiv bezeichnet wird, weil die Anthropologie eigentlich solche Gesellschaften nicht kennt.
"Märkte" sollen ja aufgrund von Angebot und Nachfrage "Preise" generieren und - so sagen die einen - durch das natürliche Vorteilsstreben jedes Teilnehmers und Konkurrenz zu letzten Endes vernünftigen Konstellationen führen. Das gibt es aber nur in eben diesen (fiktiven) Tauschökonomien. Wenn in der Bronzezeit alle paar Monate oder gar Jahre mal eine Delegation von weit her kommt, die ein hier nicht verfügbares Gut mitbringt, um ein dort nicht verfügbares Gut einzutauschen ist die Situation eine ganz andere und tatsächlich ist das kein Grund "Geld" einzuführen.
@ Rentenempfänger
Siehe oben: Tauschen, wenn einfach kein Geld da ist hat mit der Fragestellung nix zu tun. Die Leute kannten ja 1970 Geld, haben aber eben einfach etwas benutzt, was momentan verfügbar war, um Handel treiben zu können.
Mit dem Kontakt zur Zivilisation und damit zum Geld soll sich dann die Lebensweise ganz plötzlich dramatisch verändert haben. Nun wurde jede kleinste Leistung aufgerechnet und nur gegen Geld irgendetwas abgegeben.
Ich stelle mir vor, dass eine Tauschwirtschaft ohne explizites Geld aus den bekannten Problemen heraus einfach so kompliziert ist, dass eine Gesellschaftsstruktur gelebt werden muss, die ohne genaues Gegenrechnen der Leistungen auskommen kann.
- Goldhamster79
- Gold-Guru
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- Registriert: 21.01.2011, 20:42
- Wohnort: EUdSSR
demnach ist die Erfindung (also das "Finden") des Geldes oder irgendeines allgemein akzeptierten Tauschmittels (selten, begehrt, fungibel und haltbar) erst der Schlüssel zur Entwicklung und Handel.
Dieser Prozess könnte demnach durch den Zufall eingsetzt haben - einem evtl. Erstfund von Gold oder eben seltener Kaurimuscheln - oder durch eine externe Einführung im Kontakt mit anderen Gruppen.
Interessanter Denkansatz
Vermutlich kann das aber nur funktionieren, wenn:
a) es für das Individuum sehr unvorteilhaft ist sich entgegen der gesellschaftlichen Normen zu verhalten.
b) das Verhalten des Einzelnen vom sozialen Verbund streng kontrolliert wird und nicht normgerechtes Verhalten scharf sanktioniert wird.
c) Und das ist der meineserachtens wichtigste Punkt - Es keine Möglichkeit für das Individuum gibt die Gesellschaft zu "wechseln"
Daher gibt es wohl auch kein Zurück mehr für eine Gesellschaft, die einmal mit Geld in Berühung gekommen ist
Der Zins, sie zu knechten, sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.